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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-16
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1882
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Erfehsürt täglich ftth «V. Uhr. Krtarlio» »ud Lr»etM«» Ioha»nr--afi« M. Lprrchst»dt« ter Artartia«: viirmwa^ 10—1» llyr. ßi«ch«ttta-t ft-H Pyr «mnch», »er f», dir ,4chftf*i,«»»e U»»«»r »eftt«»w, Inserat» «, tS»ch«»tn^« dt» »>»r ««chWtttOM. «>L,n»»»ft UeM^e» fr»» dt»'/.» llhr. 3, he» Filiale» fiir I»s..A»»atzme: vtt» Me««, Untverfttätsftratze M. L»«t» Lösche, Kath«rm»ftri>d, 1^ p» »nr dt» Uhr. UchMtr.TMblall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschiistsverkehr. Auflage L7S0O. Adonnrmrntoorei» vtertelj. 4'/, i»cl. Brmoerloh» ü Mk., durch dre Post bezogen K Mk. Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Pf. Sebührrn lür Lxrrabeilaaen Ohne Voftbefördernng 89 Mk. «tt Poftdelörderaug 48 Mk. Inserate Sgefpaltene Petitzeile »0 Pf. »rohere Schnftru lau« »ajerem PrriO- »erzeichmß. Libellarilcher Sah nach höhere» Tarif. iirrianlen »nler den iledactionskrich die Svaltzeile SO Pf. Julerate find seeK a, die »rpedlkia» zu senden. — Radau wird nicht gegeben. Zahlung prueuumerun'io »der durch P«st- »achnahme. ^>§197. Sonntag den 16. Juli 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmachung. Di« Zinsen der Frege'sche« Stiftung zur Belohnung trener und unbescholtener Dienstboten, welche mindesten« 20 Jahre hindurch bi« einer oder doch nur bei zwei Herrschaften in hiesiger Stadt im Dienst« gestanden haben, sind am 30. Angust d. 4. in Betrüge« von mindesten« SV zu vcrlheiten. Smpfanaeberechtigt find nur wirklich« Dienstboten, d. h. solche, welche zur »»«schließlich«, Leistung bäu«licher Dienst» gcduuaen find «nd bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost habe«. Bewerbung« find bi« zum 29. Juli or. unter Beifügung von Zeugnissen der Dienstherrschaften bei un« aazubringrn. Spätere Anmeldungen, sowie Bewerbungen von Dienstbot«, welche an« obiger Stiftung bereit« einmal belohnt »»rden sind, Man« nicht berücksichtigt werdrn. Leipzig, am 7. Suli 1882. Der Ruth der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwltz. Vekaimlulachllllg. Dir beabsichtigen in nächster Zeit i» der Dre»duer Strage, von der Lang«- bi« zur Salomonstraße »tue Schleu-e zu erbau«. Nach unserer Bekanntmachung vom 1V. Mürz 1881 Hab« di« Besitzer, bez. Administrator« der an genanntem Straßen- tracte angrenzenden Grundstücke gleichzeitig die erforderlichen Beischleußm be». Fallrohruntersührunaen hrrzustellen, und zwar geschieht die Ausführung dieser Arbeit« innerhalb de« traßenkvrper« auf Kost« der Adjacentrn durch un» Die Höhe der wig« Herstellung der Privatschleuß« innerhalb de« Etraßenkvrper« «ach obiger vekauntmachung zuvor bei un» zu hinterlegmden Bauschkoste« wird «wem jeden Brtheiligtm mittelst besonderer Zusertigung bekannt gegeben, soweit e« un« möglich gewesen «st die Nothwendig- keit zu solch« Pridatanlag« durch unsere Tiesbauvrrwaltung festzustell«. Soweit außerdem di« Herstellung etwaiger Privatschleuß« uöthig ist oder gewünscht wird, fordern wrr di« Grundstücks besitzer hierdurch auf, unverzüglich und vor Beginn vr« Baue« der Hauvtschleuß« Anzeige bei un» zu erstatten. 4m Falle der unterlassmen Anzeige haben die Süumigm außer Verwirkung einer Geldstrafe bi« zu «0 zu gewär- ligen, daß di« vorstehend gedachten Arbeite» an Fallrohr und Beischleutzen von Rath«wegen aus ihr« Kosten auSgc- jührt werden. Leipzig, d« 11. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Clchorin«. Bekanntmachung. Di« Herstellung der Aahrbahaea und der Kietfufi- wege der Stra-ea Mlicb und westlich de« Platze» L, ingleich« de« Gohltfer Wege«, sowie die Verbrette rung deS Gohltser DaurmwegS im Rosenthale sollen an einen llnternrdmcr in Accord vervungen werd«. Die Bedingungen und Zeichnung« für diese Arbeit« lieg» in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau«. Zimmer Nr. 14 au« und können daselbst eingrsehrn rrsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erd- und Pflasterungöarbeiten im nördlichen Bc- bauung«plan«, sowie Verbreiterung de- Gohliser Dammwegs" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 29. Juli d. I. Nachmittag« ö Uhr einzurrichen. Leipzig, v« 1«. Juli 1882. Der Rath der Stadt Letpztg. Vr. Tröndlin. Eichorlu». Vtkanntmachun-. weg« Pfiaster»ng«c»rbeit« wird di« Vlet-eUgasse und «benfo die Sr»«euadeaftrage aus der Strecke zwischen der Elsterstraße und dem Areale der Jmmobtti»- gesellschaft »oa Montag, de» 17. dieses PWMM, ab bi« nach Beendigung das« Arbeite» fß» «W» Wahr« »erdehr gesperrt. L» , . - «««erer Zeit hat »a» HS »«hr-ach er. laubt, gesperrte Straße», »dtooht dt» Sperrung bek«»»t ge«a«ht »»d außerde« d»r«h «lae»te dr»tltch erke»»b«r aeueacht »»»,, de»»weh »»de» ftegter Welse z» befahre». Wir «a«he» d«ra»s anfMerEsam, daß derartige Urbertretunge» »v «aehsichtllch bestraft »erden. Leipzig dm 12. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. E.chor vr. Tröndlin. lühoria». Bekanntmachung. Die Arbeiten »ege» Unrdaae» de» sind vergeh« und werden die nnberfti"' Bewerber de-halb hiermit ihrer Offert« Leipzig, den 11. Juli 1882. Der Rath der St»ßt vr. rr»»dltn. Vetewlnechm» Für da» «nznerrtchwnde «assenhan« snch« wir ei, Haus- elterupaar, welche« da» 40. Lebensjahr eicht Überschritte» Hab« darf »iw et»« dem Berufe entsprechet« lgmbilvuna genoffe» haben muH. «t der «wie iß ei» Dienfteiukomaw, verbanden. beßehmd in a. 600 ^ van rge halt; ft. freier «ahmu,,. Heizung m>v Beleucht»»«, auch Be- kSstigu«, au« der «nstaltsküche. Lehrer», welch« »>Nrr veschrtuwua der sauft «bliche» Stunden zahl zugleich a» den diesigen Volksschulen »» uuterrtchteu drreit sind, würde der Vorzug gegeben werden, und könnte iu diesem Fall« rtoe entsprechende Behalwerhöhuna erfolgen. Mrlduuge« mit Lebenslauf und Zeugnisse sind bi« zum 1. Ananft er. au uns einzureichr». Gute», de, 7. Jul, 18VL »er «agtftrat. Bon heute ab werd« weg« de« Nmbaue« de« Postgebüude« am AugustuSplatz die Annahme von Eiafchretbehriese» «ad der Markenverkauf re. m da» Erdgeschoß link«, Grimmaiscber Steinweg. sowie die Ausgabe der postlagernd«» Seadnage» Eingang Grimmaischer Sleinweg, 1 Trepp«, verlegt. L. Leipzig, 14. Juli t882. Kaiserliche» Postamt I. vodel. Slattbibliolhek. Zur Nevision der Stadtdibliothek sind alle au«geliehea«n Bücher bi« spätest«« Sonnabend, de» A4. Inlt zurück- ugebm. Neu« Ausleihung« find« von Mont«», de» I«lt an statt. Vr. Wustmann. Srnrurrt wird hierdurch die nach dem Schneider Friedrich August Wilhelm Seyserth au« Beigen, von ua« unterm 24. Februar ». e. erlaff««, in Nr. S4 viese» Blatte« abgedruckte Recherche. Leipzig, den 10. Juli 1882. Der Rath der Stabt Letpztg. tArmeaAmt.) Luvwig-Wolf. Müller. Nichtamtlicher Theil. ZtrM Pascha. l. Ahmet Arabi ist der Sohn eine« Fellah (egyptischm Acker Hauer«) und in einem kleinen Dorfe der im Ost« von Unter» chptm fast an der Grenze der Wüste gelegenen Provinz ,harki«b geboren. Der Arme« wurde er unter dem Regime Sa!d Pascha'« ringereibt und mit den Übrig« zum Militair ausgehobenen jungen Fellah« seine« Bezirke« zusammen, die Hände an em alle Recruten zusammenhaltende« Seil gebunden, seinem Regiment« «geführt. Arabi ist, wa« zunächst sein« Süßere Erscheinung betrifft, ein Mann von ansehnlicher Statur, der unqesühr 1.8 Meter mißt. Er hat den weichen, mattgelben Teint der FellahS von Unteregyptea, ein regelmäßig gebildete« Gesicht, einen etwa« spitz geformten Kops, eine hohe, abgrflachte Stirn, welch« durch die Kopfbedeckung etwa« ausgeglichen wird, ein« großen Mund, starke Lippen und ein viereckige«, plattes Kinn. Biele wollen in den Zügen Arabi'» einen Ausdruck von Entschlossenheit und Festigkeit entdecken; gewiß ist, daß Hartnäckigkeit und Starre die Grundzüge seine« Charakters sin^ Er verfügt über ein Gedächtniß, welche- in Europa al« außerordmtlich gelt« würde, bei seinen Stamme-genoffen jedoch durchaus nicht« Ungewöhnliches vorstellt. Gegenwärtig zeig« die Züge Arabi'S einen Ausdruck, dm er sich durch fortgesetzte« Bemühen erworben hat. Er erscheint allezeit nachdenklich und in melancholischer Stimmung. Der Blick seiner ziemlich schönen schwatzen Augen, die von dicht« Brauen überschattet werden, ist sehr sanft, aber keines wegs off« und frei. Er blickt dem von ihm «„gesprochenen fast nie direct und nie länger al» einige Secunden in« An gesicht, sondern wirft heimliche Blicke, die übrigen« durchaus nicht» Einschüchternde« oder Ungezähmte» an sich Hab«, son dern im Grgenthrilc durch die Ruh« ihre« An«drucke« anriehend wirken. In der Rede geräth er nur selten in Eifer, er spricht, ohne sich zu beeil« und al« ob er sich immer von der Last der Geschäfte und der Gedanken, die ihn einnehm«, ermüdet fühlte. Er hat einen aufrecht« Gang, nur der Kopf ist etwas gebückt, seine Gangart ist in der Regel ein« langsame und er hat immer eine Miene, al« wäre er überzeugt, die Zeit werde auf ihn wart«. Er lächelt wenig und lacht fast nie. Sein Gesicblsausdruck verräth nie, wa« er denkt und fühlt: man ftudirt vergeblich feine Mienen, wenn man au- ihn« bessere« Verständnis für seine Rede schöpfen will. Der Typu« Arabi'» ist übrigens in Egvpten und >m Oriente überhaupt ziemlich häufig zu find«. Man kann ihn zu der Kategone der „Glück- selsi»«" zählen, für welche die orientalischen Philosophen die persische Bezeichnung „dl rauft" gebrauch«, mit welchem Aus drucke man da« Farblose bezeichnet. Dasjenige, da» die Farbe nach Anlaß und Augenblick annimmt. Sald Pascha, welcber Leute von großer Statur und wohl gebildet« Formen liebte, fand natürlich an Arabi Woyl gefall«. Er beförderte den jungen Recrnten seht rasch uud machte ihn bald zum Osficier. Sald hatte weder für di« Türk«, noch für die Eircassier Sympathien und zog beiden die Araber vor, der« sanfter und bildsamer Charakter ihm zusagte. Sald war auch der erste, der di« au-lcindischen Osficier« der cgyptischeu Armee durch Eingrborme zu ersetzen begann. Arubi war miter den erst« eingeborenen Osficier« und kam sehr rasch empsr. Eine« Tage« jedoch ließ ihm der vice- k»nig in «ine« Anfall »tzler^aßne Stvckstreiche geben und entließ ihn «A halb«« Sold« an« d«r Arme«. Arabi, det de« j^esrn« und Schreib«« kundig war. gab sich nnn ans der religiösen 11nt»«atIti,M>i«. de« -Ezher". wisse»,chastlichem Studium btn. Unter Wissenschaft« versteht man in Kairo da« »HM«» da» Grmnmatik nnd Syntax. d«r heilig« Bücher «S A«» U<»nn«nta«, »«lch« alle muselmanisch« Gesetze »>»h«G»ft Nrabi konnte alle diese Stndi«. welche an MaNPß Sah« I«ißiger Arbeit erfordern, nicht beendig«; ater er «warb sich genug an Kenntnissen, um unter seinen Wftfflvgc.führt« in der Armee, der« Mehrzahl sehr un- wissend ist, al« ein Gelehrter zn erschein«. J-matl Pascha nahm ihn wieder in den Armeeverband ans. Von diesen» Zeiwunrte an wurde Arabi von seinen StammeSgenossen in der Armee al« ein frommer und gelehrter Mann geschätzt, und sein Ledenrivcuidel war auch ,n der Thal nach musel manisch« Begriff« vorwurfsfrei. Arabi heirathete »m dies« Zeit eine im Palasie erzogene Tochter der Amme El Hami Pascha'«, de« Sohne» von Aoba» Pascha, und gelangte hiedurch zo einiger Wohlhabenheit. All«, welch, mit ihm zu jener Epoche verkehrt«, versichern, daß er nie von Vaterland oder Freiheit sprach, bei jeder Ge legenheit aber sich über die Türken und ihre Tyrannei be klagte. Er ließ e» an Achtung den Türken gegenüber nicht fehlen, ober seinen Landsleuten gegenüber äußerte er unver hohlen seine Abneigung gegen die herrschende Rare. Mährens >»at, der sonst sicherlich die Beseitigung der Osficier« ange> ebt hätte, die ihm da« ihn bevormundend« Ministerium zu de» abyssinisch« Feldzuge« wußte er e« einznricht«, daß er ^ Port angelegen heit« betraut wurde, und blieb in um den Train zu leiten. Rach dem Feldzüge wurde er beim Tran-port der Zuckerdorräth« der in Over egypten gelegen« Fabriken de« Khedive verwendet. In Folge eines Streite« mit dem Verwalter der Güter de« Khedive kehrte er nach Kairo zurück, wo er wieder in dir Armer ein trat. und zwar bekleidet« er jetzt schon d« Rang eine« Oberstlicutenant«. E» ist nicht genau bekannt, wann «nd auf welche Weife Arabi die Bekanntschaft de« gegenwärtig« Unterstaats« secretair» im nrugeschafsenen Ministerium für Sudan, Aly Pascha Ei Rubi, damal- noch Aly Brv El Rubi, gemacht hat; jedensall« ist e« Thatsache, daß dieser Aty Pascha der vertrauteste Rathgeber Arabi'« wurde und eigentlich Der jenige ist. der Letzteren au» der Dunkelheit hervorzvg. Im Jahre 1878 bildete Aty Pascha unter den Fellah-Osfinerrn eine Art geheimer Gesellschaft, welche, da der Khedive von wichtigen Ereignisse» eingenommen war, unentdeckt blieb. Aly Pascha war die Seele dieser Gesellschaft, welche den Sturz de» Khedive zu ihrem Ziele gemacht hatte. Die Fevah-Olsicirre arbeiteten hieran nn Verein mit den europäisch« Bankier«, ohne va« Endziel der Letzter« nnd ihre Mittel zu kmnrn. aber unterstützt durch die Rathschläg« und da« Geld der Bankier« von Kairo, welche ein Interesse daran hatten, in Egypten, sei e« mit Hilfe Europa«, sei e« durch di« in Egypten Vorhand«« Factor« selbst, ein« Umschwung der Verhältnisse herbeizuführen. Einige Wochen vor dem Staatsstreiche JSmakl Pascha'« eaen da« europäische Ministerium begab« sich mehrere jficiere, darunter Arabi und El Rubi, zu Aly Pascha Mubarek, der gleich dm Letztgenannt« ein Fellah an» der Provinz Eharkish war, und schlug« ihm vor» daß er sich an ihre Spitze stelle, um den Khedive und da« europäische Mini sterium zu stürzen. Aly Pascha aber berichtete d« ganz« Anschlag dem Khedive. Der Bicekönig begann nun mit der geheimen Gesellschaft Unterhandlungen zu pfleg« und setzte dann mit Hilfe der Fellah-Ofstriere jene Revolution in« Werk, welche den Sturz de» europäisch« Ministerium« im Jahre 1879 her- beiführle. Die» war da« erste öffentliche Ereigniß, in welchem Arabi eine leitende Rolle spielte, während El Rudy und die ander« Officiere mehr im Hintergründe mitwirktm. Arabi hatte mehr erzielt, al« die geheime Gesellschaft zu erwarten ich getraute, denn man wtird« nicht nur dom europäischen Rimsterium befreit, welche« Finanzoperation«, wie sie zur Zeit de« alten Regime« au-geführt wurden, hindern konnte, sondern man hatte sich zugleich auch de« Khedive selbst ent« ledi stre> stürzen geholfen hatten. Al- nun Tewsik Pascha dm viceköniglichen Thron bestieg, kannte da« große Publicum den Namen Arabi'« noch nicht. Der neue Khedive befördert« Arabi zum Obersten und ver traute ihm ein Regiment an. Aly Bey El Rubi wurde zum Präsidenten de« Gericht-Hofe« erster Instanz in Mansurah ernannt. Die mehrerwähnt« geheime Gesellschaft wurde jedoch nicht aufgelöst, da weder Riaz Pascha noch irgend ein Anderer au« dem Schooßc der Regierung, noch auch Tewfik Pascha selbst diese Gesellschaft ernst nahm. Um diese Zeit begannen der Erkhedive, Hali in Pascha, und di« Pforte da» Netz ihrer Jntriguen zu fpinnen. Jeder der drei Jntriauantrn bemühte sich, der einzig« Macht, di« in Egypten zu bestehen schien, .Herr zu wcrvcn» nämlich der geheimen Gesellschaft von Osficier«, welche eine beträchtlich« Anzahl von Unter osficier«, ja sogar von gemeinen Soldaten, die sie durch da« versprechen besserer Besoldung, Nahrung und Kleidung gewann, in ihren Schooß ausgenommen hatte. Arabi Pascha verstand e« durch seine Gewandtheit, die Aufmerksamkeit aller Welt immer mehr und mehr aus sich und namentlich auf die Bewegung zu lenk«» welche er vorbereitete und der er den Namen „Erweckung der Nationalpartei" gab. Run muß man kein Egypter sein oder etwa ein heimliche« Interesse daran Hab«, um an da« Dasein einer egyptiscb« Nationalpartei zu glauben. Populär ist einzig und allein di« Partei Jener, welche da« größtmögliche Maß von Genüssen mit dem geringsten Maß von Arbeit begehr«. Alle Egypter, die nn wenig de« Lesen« kundig find, wissen» daß di« Hälfte der Einnahmen Egypten« nach Europa abfließt, um die Coupon« der Schulden Egypten« zn bezahlen, nur Wenige aber denken daran, daß va« Capital» welche« diese Zinsen rrpräsentirt, von Egyptm verzehrt wurde. Andere, die sich Uber diese- Schuldverhältniß Üarer sind, schließen sich wieder der Ansicht Tulba Pafcba'« an. „Die öffentliche Schuld, — so äußerte sich jüngst Tulba, beiläufig gesagt ein durch Glück emporgctragener Soldat ohne jede Bildung und Erziehung — wurde von JSmall Pascha contrahirt und Egypten ist für diese Schuld nicht verantwortlich. Europa sott di« Schuld von JSmakl Pascha, den es al« Geißel hält, reclamiren. Wa« die Resormtribunale betrifft, genügt nn« unsere Justiz, und wenn die Europäer hievon nicht befriedigt sind, so mögm sie sich ihre Proeeßangelegenhettm in ihrer Heimat!) auStrag« lass«." Die« ist «m Grund« genommen die Anschauung, welche immer mehr Anhänger unter den Egyptern gewinnt, da alle Egypter mehr oder minder von Stenern Überlastet nnd mebr oder minder Schuldner der Europäer sind. Alle erwarten daher ein« Erleichterung der Steuerlast durch die Unter drückung der öffentlich« Schuld, durch eine Lheilnng der Güter de« Ex-Kbedive, durch die Unterdrückung der Doma nialschuld rc. Sie erwart« die Regelung aller Rechnungen und eine Art biblischen Jubeljahre« von der Unterdrückung der Resormtribunale, bei welch« vielleicht mehr al« SO Milt. Pfund Hypotbekareiaschreibuagen liege«, ohne viele Million« Schuld« au Wucherer in d« Dörfern mitzuzähl«. So. bei Lichte besehen, stellen sich die Anschauung« »nd Pläne Dessen dar, wa« man «gyptifch« Rationalpart« nmnt. Leipzifi, 16. Jvli 188L Au« Berlin, 14. Juli, wird un« geschrieben: Unsere maßgebend« Kreise lassen sich durch die tragisch« Ereignisse von Alexandrien, die vom rein menschlich« Standpunct mit der erschütternden Wucht de« Schicksal« wirk«, au« ihrer politisch« Küble nicht herausdrängen. ES ist damit ein Moment der Beruhigung und Sammlung gegeben, welche« wenigstens für Deutschland seine Wirkung thun wird. Fragt man. woran» dies« nüchterne Auffassung einer Lage entspringt, die so venvorren und so gefährlich erscheint, so erhält man die überraschende Antwort, daß da» erfreuliche Einvernehmen de« französischen CabinetS mit den Ostmächten die Haupt- fkwähr für die Erhaltung de» Weltfrieden« und ein« Bürg- chaft dafür biete, daß England die Früchte seiner eigen mächtig« Politik nicht pflück« werde. ES wird angedeutet, daß vom Fürst« Hohenlohe, der in letzter Zeit wieder» »olt mit Herrn von Frcycinet verhandelte, Berichte an daS llnSwärtige Amt gelangt sind, welche die Erwartung fast zur Gewißheit werden lassen, daß die Pariser Staatsmänner in die Uneigennützigkeit der deutschen Politik da« verdiente ver trau« setzen und im Anschluß an der« ehrliche Bermittlung«- action den gedeihlichsten AuSwcg an« den schwebenden Schwierig keiten erblick«. Frankreich aber ist in der egyptisch« Krise der Angelpunkt der Ereignisse. ES kann England wirksam im Nilland «kgegentreten, cS kann sich auch, wenn eS will, mit England in die Beute theil«. und e» kann überhaupt in Egypten kein dauernder Zustand, sei e< der Aenderung, sei e« der Wiederherstellung, eintret«, ohne daß daß französische Eabinet seine Zustimmung gegeben. Die« verhällinß be zeichnet man hier in einem solchen Grave al« da» einzig bestimmende, daß man schon jetzt erklär« zu können glaubt, ein weitere« Vordringen der britischen Streitmacht werd« die Weltlage auch nicht bedrohlicher gestalt« und sie eber noch klären, weil Frankreich dadurch um so schneller zu energischen Maßnahmen gezwungen werd« würde. Als ein Erfolg der deutschen Diplomatie aber wird e« betrachtet, Her« Grevv und Her« d. Frrycinet davon überzeugt zu Hab«, daß sie sich nicht durch di« Be- sorgniß vor einer heimlich« oder offen« Gegnerschaft unserer Politik von ihrer naturgemäß gegeben« BerbaltungSlinie abbringen zu lass« brauch«, nach welcher di« Herrschaft der Engländer am Surzcanal niemals und unter keinen Umständen feduldet werden darf. (?) Hält man dies« Sachlage al« dm esten Untergrund der jetzt sich abspielend« Ereignisse fest, o wird anerkannt werden dürfen, daß die Lag« zum Mindesten übersehbar ist, zumal von der praktisch« Einsicht der Eng länder zu hoff« steht, daß sie sich trotz de- Hochgefühls ihrer Siege Europa und seinen Gleichgewicht«-Jnter,ff« fügen werden. Di« Nachricht, daß die Corvette „Nymphe", welch« am Sonntag plötzlich den Befehl in Eckernsvrde erhielt, sich nach Kiel zu begeben und hier sich sofort für ein« längere Reis« seeklar zu mach«, nach dem Mittelmerr beordert sei, be stätigt sich. Die Corvette sollte am Sonnabend Nachmittag den Kieler Hasen verlassen. Di« „Nyncphe" ist eine ältere im Jahre 1863 gebaute GlattdeckScorvette, welch« al« Schiff«- jungenschulschiss gebraucht wird und jetzt dazu bestimmt war. mit dem zweiten Jahrgang« der SctsissSjung« die übliche Tour nach Westindien anzulretcn. Nöthigenfall« würde die deutsche Regierung in der Lage sein, im Laufe von 8 bi« tv Tagen ein Panzeraeschwader in See geh« zu lassen, welche« mindesten« ebenso stark ist wir da- englische, welche- vor Alexandrien liegt. Wie jetzt bestimmt ist, wird die Cor vette „Olga", Commcmdanl Eorvetlencapitain Freiherr Seckendorfs, ihre amerikanische Reise antret«. Prinz Heinrich wird an Bord de- Schiffe« al» wachhabender Osficier Dienst thun, ein schwerer und verantwortungsvoller Dienst. Wie e« heißt, wird die „Olga" vorzugsweise süd. amerikanische Häsen besuchen, doch werd« auch einige Häsen der Bereinigten Staaten angelanf« werden; ob Rew-Hork auf der Reise berührt werden wird, steht noch dahin. Durchaus schlagend hält die „Post" den Hetzereien der ultrainontan« Presse folgenden Passu« de» Hirtenbriefe« de« Fürstbischof- von Breslau «tgcgeu, der am 29. Mai d. I. verkündete: Wer sich der obrigkeitlich« Gewalt widersitzt, widrrsitzt sich der Anordnung Botte- und zieht sich di« ewige Berdammniß zu. Ihr werdet Eure Pflichten nn» so bereitwilliger erfüllen, als Ihr Luch überzeugt halten dürft, daß unseres König- landc-vüterliche» Herz nicht minder warm schlägt für die Bekenner unserer heiligen Kitche, wie für seine übrig« Unterihaneu, und daß die Neubesetzung der VischosSstühle unseres Vaterlandes, die vor nicht langer Zeit noch »u den Unmöglichkeit« zählte, al- Au-fluß und erneuerte Bürg schaft seiner hochherzigen lande-väterlich« Fürsorge sür unsere heilig» Kirche betrachtet werden darf und unser« innigsten, ehr- furcht-vollen Dank beansprucht. Herr v. Goßler hat c« jetzt auch mit den Ultramontancn verdorben. In der westfälischen Hauptstadt Münster herrschte früher der Brauch, daß bei einer großen kirchlichen Procession im Sommer die Schüler der höheren Lehranstalten von ihren Lehrern im Zuge mitaeslihrt wurden, vr. Falk batte s. Z. diesen Brauch abgestellt und di« Lehrer dem un- vequemen Zwange entzogen. verschiedene Bürger von Münster hatten sich nun schon vor zwei Jahren vergeblich um Wiederherstellung de« alten Brauche« an Herrn von Pnttkamer gewandt und diesen Schritt vor einigen Wochen bei seinem Nachfolger von Goßler wiederholt. Dieser hat inbeß geantwortet, daß er keine Veranlassung habe finden können, in den bemängelten Bestimmung« eine Acnderunz eintret« zu lassen. Besonderen Unwillen scheint in Münster der Umstand hervorzurusen. daß die Antwort deS Ministers erst am 11. d. M. dort einlras, während die Procession schon Tag- vorher abgehalten worden war. Man hat darin wohl eine Art von Hohn erblicken wollen. Wir meldeten bereit», daß der Erzbischof von Frei burg dem Großherzog von Baden den Huldigung-eid geleistet hat. In Erwiderung der Ansprache und Einladung des Ministerialpräsidcnten zur Eidc-leistung betonte der Erz bischof. daß er mit Uebernahme de« erzbischöfliche» Hirten- amte» keineswegs ausgehört habe, ein Bürger de» Staate« und Untertyan de« Landesherrn zu sein, daß er sich vielmehr der erhöhten Pflicht bewußt se«. da« katholische Volk zum Gehorsam gegen da« Gesetz und zur Treue gegen den Lande«sürsten zu ermahn« und daß er in diesem Bewußtsein den Eid zu leisten bereit sei. von d« neuen preußischen Bischöfen ist nicht bekannt geworden, daß sie ihrer Eidesleistung ein« äbnltch« Erläuterung hiuzn- gesüat hätten. Im Großherzogtbum Sachsen-Weimar Hab« die Gemeiadevcrslände' der Verwaltungsbezirke l und ll am 10. d. Mt«, ein« Verein zur Bekämpfung de» Bagabundentbum» begründet. Man ist dabei davon au«grgangen, daß die in den Städt« bestehend« Verein« gegen Hau«bettelei ic. nicht viel zu helfen vermöchten, weil sie vereinzelt dastcb«, und nur eine einheitliche Organisation eines größerenLändergebiete- e« erfolgreich dagegen austrrt« könne, wie denn auch eine solche Organisation bereit» in dm Königreichen Sachs« und Württemberg, sowie ini Großberzogtbuiii Meckien- bürg eingesühit ist. Da» Statut für Sachse» Weimar »iiiimt al«
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