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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-21
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1882
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Nrterli»» und Lr»rdiii»» Iohaoortgassr 33. Oprechkundkn der Uedarti»»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmuiag- d—6 Uhr. V« n,,ei«»»re, mach »» Oe»1l>k» »>ai «^»»Uch. »mxtzWe h«r kür »»« N"»»er »eftt««te» Joserate «» W»che«ta,ru »is » u»r Nachmitta»». «» r«»». «u» -rst»a,e« früh »i« '<,» lltzQ 2, de» Miele» ftr 3us.-L»u«hme: Vtt< Me««. Ualoersiiäi-tzraß« 21. L<»ts Lüsche, Kaihanneaitraßr Ut,». «ur »1« '/,» Utzr. MM rivWtt'Eagclilalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Amtlicher Theil. Die Errichtung eine» «lo»»«eutale» Brunnen» t« Letyzlg detreffend. Die Bewerber, deren Enlwürse nicht prSmiirl uad welche nicht zu anderweiter Concurrenz aufgesordert worden sind, werden ersucht, ihre Entwürfe bi« spätesten« den 15. August d. I. unter Bezugnahme auf ihr Motto und Angabe einer Adresse zurüHuzirhen, widrigenfalls wir genöthigl wären, die Couvert« zu »ffnrn und die Modelle an die dar»» «»gegeben« Adresse zu helfender». Leipzig, de» 14. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. . vr. Tröndtin. W,lisch, «ff. Vekannlmachung. Die Herstellung der Fahrbahnen und der Ktesfntz» »»ege der Straße« südlich und westlich de« Platze« L, inglercheu de« Gohltser Wege», sowie die Berbreite- raag -es Gohltser DauemwegS im Rosenthale sollen an einen Unternebmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liege» i» unserer Tiefbau-Berwaltuna, RatbhauS, Zimmer Rr. 14 au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erd- und PflasternngSarbeiten im nördlichen Be- bauung»plane, sowie Verbreiterung de» Gohliser Dammweg«" versehe» ebendaselbst und zwar hi« z«n 29. IuU d. I. Nachmittag» ö Uhr einzureichen. Leipzig den 14. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. Cichorin«. DelrallntiillichllT Di« Pflasterung der Entritzseher Straß« von der Vork-Gtratze bi» und mit der Kreuzung der neuen Gohliser Straße, sowie der Fahrstraßen auf dem Platz« vor der Ga»a«stalt soll an einen Unternehmer »» Aceord der- duuaru werden. Die Bedingungen und Zeichnung«» sür dies, Arbeiten liege» in unserer Tiefbau - Verwaltung, Rathhau». Zimmer Skr. 14» au« und können daselbst eingesehen resp. ent- »ommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Anffchrift: „Sfiasternng bet der Gasanstalt" versrben ebendaselbst und zwar bi« zum 3. August d. I., Raepmtttag» 3 Uhr einzureichen. Leipzig, am 19. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. Cichorin». Vrkauntumchim-. Di« Herstellung der Fußwege längs der Westseite der Gasanstalt mit Branittrottoirplalten und dergleichen Schwellen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für dies« Arbeiten siege» in unserer Tiefbau-Verwaltung, Nathhao«, Zimmer Nr. 14. au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: .»Trottoir» an der Gasanstalt" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 8. Auanst «r. R«ch«tttagS 3 Uhr einzureichen. Leipzig, am 19. Äuli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tründli». Cichorin« Drkauntmachung. Di« Herstellung einer Schleußt Hl. Elaff« in der Körner straße ist vergeben und werben die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber deshalb hiernüt ihrer Offerte entbunden. Leipzig, am 1V. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Cichorin». Gesucht die unverehelichte, eirca 2t Jahre alte Marte Kotzscher, deren Wohnung nicht zu ermitteln ist und welche sich höchst wahrscheinlich hier oder in der nächsten Umgebung unan gemeldet aufhält. Wir ersuchen daher Diejenigen, denen hierüber etwa« bekannt sein oder zur Kenntniß kommen sollte, sofort gefällige Anzeige anher zu erstatten. Leipzig, den IS. Juli >882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen A»nt.) Ludwig- Wolf. Werner. Vrkauntmilchimg. Auflage L7,S0«. Adonnemrntsvrri» vienelj. 4V, lncl. Bnngerlolm ä Mk., durcv di» Pop bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 95 Pf. Belegerrmpiar 10 Pf. Gebüdren nir Lxlradrilage» ohne Posidklürdkrung 99 Mk. «lt PostbeiorSerung 48 Mk. Zusrrate «gespaltene Prtitzeile L0 Pf. Größer« Schrillen lam nnjcrem Preis, verzeichniß. Tabellarischer Se.p naw höherem Tarif. Akliamrn unter i»rn irrüaction»Ürich die Svalizcile SO Pf. Jmeratr sind nel- an die Eruedikion zu ieavcn. — Raöalt wird nicht gcgeoen. Zahlung pruenuul-raiiilo oscr durch Post- Nachnahme. Freitag dm 21. Juli 1882. 76. Jahrgang. Der i» hiesigen Georgenhau- detinirt gewesene, am 28. Derbe 1>»1 ,» Leipzig geborene ehemalige Handlungscommi« Fra», Ferdinand Veganöt ist von dem ihm am 13. Juni l. I. gestatteten »»«gang« nicht zurückgekehrt. toir bitten, denselben im Betretung-salle zn verhafte» «nd, fall» die« geschehen, Nachricht anher zu geben. Leipzig, am IS. Juli 1882. Ta» Polizei-Amt der Ttevt Lechzt». I. v. Jnnck, Pol.-Nath. N. Nichtamtlicher Theil. Neichskaiylerische Ateuer-Projecte. Kur mit Bedauern kann man di« (bisher übrigen» «an gelheft beglaubigte) Nachricht aufnehmen, daß im Reich«, schahamt wieder einmal ein Vierstruer-Entwors vor- berrttet werde, der sich nur in Aeußerlichkeiten von seinen mehrfach abgelchnlen Vorgängern gleicher Richtung unker> scheiden soll. Die Grunde, die bisher den Reichstag zwangen, na« Erhöhung der Brausteuer zu verweigern, sind unver ändert dieselben geblieben, und dir parlamentarischen Aussichten !>r ein derartige« Gesetz sind sogar gesunken, nachdem sich die Stellung der Parteien durch die Wahlen vom vorigen Jahre zu Gunsten der Liberalen verschoben hat. So lange die Monopolfraae nicht in den Vordergrund zetreten war, konnte Fürst Bismarck, wenn er solche Vor- eigen wie di« Bier» und die Wehrsteuer einbrachte, mit einigem Fua für sich geltend machen, daß er kein Mittel un- versucht lasten wolle, um die Reichtbedürsniffe au» anderen Quellen al« dem Tabak zu decken. Darin lag eine gewisse moralisch« Rechtfertigung der angeführlen Proiecte. Seitdem aber daS Gebiet der Möglichkeiten für dir Steigerung der Einnahmen durch die Ablehnung de« Tabakmonopolü be grenzter geworden ist, hat ein Zurückgreifen auf jene Ergän zung«« und AuShilfSsteurrn keinen rechten Sinn mehr und ist beim besten Willen nicht« Andere« al- ein störrische« Fest halten an vorgefaßten Meinungen zu betrachten. Der Reichskanzler kennt d>e Bedingungen, unter denen die Volksvertretung daS Bier mehr „bluten" lasten will und die sich in der Hauptsache al« die Forderung nach einer Ver mehrung der Erträge au« dem Bier und dem Branntwein in gleichem Maßstabe darstellcn. Er ist nun freilich nicht geneigt, den Branntwein stärker heranzuziehen; aber wenn er somit seinerseits aus seiner Meinung beharrt, so kann er es gewiß nicht dem Reichstag verübeln, wenn auch dieser daS unveränderte Verlangen mit Nein beantwortet. Gegen di« böhere Besteuerung de« Biere« an sich giebt e« grundsätzliche Bedenken kaum, um so unangenehmer macht sich in dieser Frage der Grundschaden bemerkbar, an dem die Führung unserer inneren Politik seit Jahren leidet: Es ist die- di« Abneigung gegen praktische Verständigung, da« Beharren ans der eigenen Ansicht, sür welche Fürst Bismarck sich jetzt sogar eine selbstständige Theorie zurechlgelegt bat. indem er eS alS seine GewisscnSpflichl erklärt, mit abgelehnlen Vorlagen immer wiederzukommcn, bis da« Parlament, de« Widerstande» müde, endlich nachzebr. Früher hat der Kanzler Wohl ander« gedacht. Da sprach er einmal davon, daß der Staatsmann die Pflicht habe, unter Berzichtleistung auf die Verwirklichung seiner Grundsätze sich dem Durchschnitt de« Volksbewußtsein« anzupassen; man dürfe die Geister nicht beherrschen wollen, sondern man müsse ihnen dienen. Die Zeiten, in denen nach diesem schönen Grundsatz gehandelt und Große« erreicht wurde, sind nun freilich vor bei und der Erfolg ist ein Stillstand der politischen Maschinerie. Auch die Bicrsteuer-Erhvhung wird Fürst Bi-marck jetzt so wenig wie früher voni Reichstage erhalten, da« ist eine Prophezeiung, die keiner Prophclcnkünsie bedarf. Die Sachlage ist noch peinlicher, wrnn man sich vergegenwärtigt, daß hier ein hervorragende« nationales Interesse in Frage kommt. Denn eö wäre bei einer geschickten Behandlung der Frage viel leicht möglich, sie mit höheren Zielen zu verbinden und von ihr aus die endliche Beseitigung der süddeutschen Brausteuergemeinschast, de» wichtigsten particulari- stisckcn Restes im Körper dcS Reichs, zu bewirken. Das würde eine Ausgabe sein, zu welcher die Liberalen mit Freuden beizutragen bereit wären; aber sie können eS nicht, so lange da« Mittel nicht dcö Zwecke« würdig ist. Leipzig, 21. Juli 1882. Der Kaiser wird nach den nunmehrigen Feststellungen bei Gelegenheit de« diesjährigen großen Manöver de» V. und VI. Armeecorp« in Schlesien sein Hauptquartier aus acht bi« zebn Tage in BreSlau im königlichen Palai« aus« schlagen. Der Monarch hat sür diese Zeit Einladungen zu den größeren Festlichkeiten angenommen, und zwar zu den jenigen, welche der Provinrial-Landtag in de» prachtvollen Räumen de« Schlesischen Museum«, die städtischen Behörden im Breslauer Stadttheater und die schlesische Ritterschaft in den großartigen und glänzenden Räumen deS Gencralland- schastS - Gebäude« veranstalten werden. Letztere besteht in einem Ballsest, aus welchem historische Aufzüge zur Erinnerung an ruhmreiche und denkwürdige Tage au« der Geschichte Schlesiens zur Ausführung gelangen sollen. Außerdem hat der Kaiser noch einen Fackelreigen der BreSlauer Turner genehmigt. lieber 100 fremdherrliche Osficiere werden während de» Manöver auf Kosten dcS Kaiser« in BreSlau einquartiert. — Die Kaiserin erfreut sich, wie au« Koblenz gemeldet wird, de« besten Wohlsein«. Wie e« heißt» soll e» in der Absicht der hohen Frau liegen, bereits in den ersten Tagen nächster Woche von Koblenz wieder abzureisen. Die anfänglich vorhandene Absicht, dem Reichstage ein Gesetz vorzulegen, welches die Verbindlichkeiten der Eisenbahnverwallungen zu Bauten und weiteren An lagen im militairischen Interesse regeln sollte, dürste vorerst al» ausgcgeben zu betrachten sein. Man erinnert sich, daß der Minister Maybach bei der Berathung de« bezüglichen Antrag« Hamniacher im Abgcordnelcnhaule erklärt hatte, ein solches Gesetz eigne sich nicht gut sür eine particulare Be handlung in Preußen, dagegen würde eS sich empfehlen, die Materie als eine Angclegenbeit deS Reichs zu verfolgen. In liberalen politischen Kreisen, wo man sich lebhaft sür die Erweiterung der Befugnisse deS ReichScisenbahnamIS iutcressirt, war diese Ankündigung s. Z. mit Genugthuuiig ausgenommen worden, indem man die Möglichkeit zu einer wirksamen Aus gestaltung der Eisenbahnhvbcil ohne Beeinträchtigung derjenigen der Parlicularstaalrn eröffnet sah; der Unglücksstern, der über dem NeichSeisenbahnamt schwebt, scheint aber auch hier seine böse Macht bethätigt zu haben, und e- ist ein hoffnungs loses Dunkel über diese Frage verbreitet, die wohl eine- besseren Schicksal» werth wäre. Ob Verhandlungen oder auch nur vertrauliche Vorbesprechungen unter den Bundes regierungen stattgesunden haben, ob der Minister Maybach die Angelegenheit hat fallen lasten, weil sie ihm von vorn herein aussichtslos erschien, darüber ist Authentisches nicht bekannt geworden, und die vagen Gerüchte wiederzuaeben, die in dieser Hinsicht umlaufen, verlohnt sich nicht der Mühe. Die taktische Leitung des Centrum» scheint der Schwierigkeit der gegenwärtigen Lage nicht ganz ge wachsen zu sein. Der plötzliche Umschlag in der kirchew politischen Haltung der Regierung hat den wohl vorbe reitete» Feldzug-plan über den Hausen gewvrsen. Vorläufig wenigsten» ilt die gemeinsame Operation mit den Conser- vativen, welche die Grundlage aller Berechnungen bildete, a,ißcrerde»tllch erschwert, und die ultramontanen Politiker, welche Alle» aus die Karte der eonsrrvativ-klerikalen Coalition gesetzt haben und auch ferner zu setzen genöthigt sind, werden alle ihre Kunst zusammen zu nehmen haben, um die Lage wieder zu ihrem Bortheil zu wenden. Anf allender Weise aber läßt sich in den sonst wohl diSciplinirtcn Reihen der nltramontancn Partei in diesem kritischen Augenblicke wenig von einer planmäßigen zielbewußten Führung verspüren. Die Preßorqane der Partei sind durch >ie unerwartete Wendung der Dinge in einen Zustand voll- tLndigcr Ratblosigkeit gekommen und haben eS trotz der wochenlangen Erörterungen noch zu keiner übereinstimmenden Haltung bringen können. An einzelnen Stellen ist e» i» der Zartei zu offenem Conflict gekommen, und die welfischen Hospitanten niaäien deutlich Äiienc, sich der Windthorst'sche» Führung ein- für allemal zu entziehen. Daß die politisch- iberalen und konservativen Elemente der Partei sich nicht noch lange sollten unter dem ultramontanrn Hute zusammen- ! »alten lasten, ist nicht anzunehmen, aber je öfter da» diplo matische Spiel zwischen dem Reichskanzler und Herrn Windt- -orst an den Ausgangspunkt zurUckführt, desto mehr fühlen ick die unversöhnlichen Elemente durch diese zweideutige Parteipolitik abgcstoßcn. und in diesem Sinne kann allerdings die gegenwärtige Kircheupolitik, welche dem Slaale der Hierarchie gegenüber keine Lorbeeren rinträgt, den Grund zur Zerbröckelung der ultramontanen Partei gelegt haben. Die preußische Regierung scheint dieTaktik.die sie in letzter Zeit bei Ersatzwahlen für erledigte liberale Wahlsitze beobachtet hat, nicht sür dortheilhaft zu halten und sie ändert deshalb ihr Verhalten. Während noch in Greifswald- Grimmen (nach Hüter'S Tode) und ebcirso vorher an der- chiebenen anderen Orten die nothwcndig gewordene Nach wahl mit möglichster Beschleunigung de» Termin» angeordnet wurde, um die Liberalen durch einen Coup der Ueberrasckung zu schlagen, ist jetzt die Ersatzwahl an Stelle de« Abzeord- neten Hcmpel in Bromberg bis nach Beendigung der Ernlc- arbeiten, also um mehrere Wochen, hinausgeschoben worden. Man will also den Liberalen da» Terrain langsam und methodisch abgewinnen. Daß Tie» nicht gelingt, ist Sache der freisinnigen Wähler und ihrer Pflichterfüllung. Ter ablehnende Bescheid, welcher nunmehr auf die Petitionen um Zurückberufung de« abgesetzten Erz bischof« von Köln ertheilt worden ist. kann nirgend« vberrascht haben, nachdem der inspirirte Artikel der „Rordd. ANgem. Ztg." die Rückkehr sowohl de« Herrn Melcher« als de« Grasen Ledochowöki sür auSgeschlosten erklärt hat. Ob der Pescheid der Auffassung Raum giebt. daß bi« Unmöglich, teit. Herrn Melcher« seinen früheren Bischofssitz wieder ein- nehmen zu lassen, nur von gewissen zeitweiligen Voraus setzungen abhängig ist, wird lich erst beurtheilen lasten, wen» der lkdortlaut vorliegt. Jedenfalls ist anzucrkennen, daß die Regierung in der Anwendung de« BischvfSparagraphen mit Vorsicht und mit Berücksichtigung derjenigen Forderungen der SlaalS-Autorität zu verfahren scheint, welche gegen die Bc- williqung de« Bischof-paragraphcn bei einem Thcile der Volksvertretung hauptsächlich ins Gewicht sielen. Die „Germania" bespricht heute die kirchenpolitische Lage, wobei sie von Neuem die früher von ihr dargclegten Ansichten betont; sie erklärt: Der osficiösc Zorne-au-bruch, da« ungestüme Rusen nach Con- cessioncn der Gegenseite, deren Unmöglichkeit bekannt ist, haben die gute Folge, daß die Kernsrag« de« ganzen Streite« wieder ge- bührend in den Vordergrund tritt. Revision oder fort dauernder Kamps — da« ist die Alternativ«, welche der Unklarheit und der künstlichen Verwirrung der Gemüther ein Ende macht. E« giebt kein Dritte«. Entweder verweigert der Staat die nothwcndcge Abänderung der üleletze, in-besondcrc de« Anstellung-gesetze-, und beharrt bei dem Versuche, da- ganze uner träglich« Lystem de- Falt'ichen Kirchenrechtc- durchzusühren — dann sind alle sogenannten Frieden-Verhandlungen eitel Spielerei und Blend werk, der Streit dauert fort, die Kirche muß aus dem Wege de- passiven Widerstandes sür ihre Gläubigen zu sorgen suchen, jo gut und so lange e- eben geht, die Katholiken müssen im Rah men ihrer versassung-mäßigen Rechte Mittel uad Wege suchen, um sich die kirchlich« Freiheit wieder zu erringen — kurz die letzten Tinge werden schlimmer al« die ersten sein! Oder der Staat ahmt da« Beispiel der Kirche nach, und wie sie erklärt hat, eine» Theil der Forderungen annehmen zu können, so erklärt er, daß eine Revision der Gesetzgebung, insbesondere de« Anstellung-- gesetzt- eintreten soll. Sobald der Entschluß gesaßt ist. tritt Herr o. Schlüzer in Unterhandlung über die letzten Bedingungen, welche d e Kirche stellen muß, und innerhalb einiger Wochen ist der Aus gleich, ehrenvoll und heilsam sür beide Theile, fix und fertig. Wie der Ausgleich beschaffen wäre, welcher, die gesammte kircbcnpolitisclie Gesetzgebung umfassend, mit der Curie „inner halb einiger Woche» six und fertig" wäre, TaS kann man sich leicht vorstellcn. AuS Karlsruhe wird geschrieben: Au« den Berichten über die Entwürfe unsere« neuen Gesang buche« und de- Katccl'iSmuS ist zu ersehen, daß beide Vorlagen gegen die erstmaligen bedeutend verändert worden sind. Da« Gesang- buch ist weniger orthodox ausgefallen, namentlich fehlen die sogcnaunlcn „Kernliedcr" mil ihicm mittelalterlichen Ge schmack; auch sind die Liederdichter der Neuzeit bester beachtet, die Zahl der Licker vermindert (437), die der Melodien erhöht worden. Da da» Gesangbuch nur allmälig ein» geführt iverden soll, so dürfte der Entwurf von der Synode angenommen iverden und jedem Gcsangbuchstreit vorgebeugt sein. Auch lasten sich beide Bücher gut neben einander gebrauchen, da sie 179 Lieder gemeinsam baden, lieber den KatechiSnius-Entivurs, der t3 Väter hat, von denen freilich keiner ihn al» sein eigene» Kind anerkennen will, gehen die Meinungen sehr au-c»,ander. Die Com mission hat die Annahme de» Entwurfs empfohlen. Zwei orthodoxe Mitglieder und Führer der Partei haben in «nein Scparatvotum sür Beibehaltung de« bisherigen Katechismus gestimmt; die Liberalen finden den Entivurs zu orthodox, den Orthodoxen ist er zu liberal, und sie hoffen au Ablehnung desselben und Beibehaltung de» jetzigen Ka techiSmu». der einzigen noch übriggcblicbene» orthodoxen Errungenschaft au» dem Jahre 1853. Sollten sie sich aetänscht sehen, dann soll ein Katechi«mu«sturm in« Werk gesetzt werden, dessen Wellen nöthigensall» bi« an den Thron de« Fürsten reichen sollen. Bereit« hat der Der- walluug»ralh de« Verein« sür innere Mission Aug«burgcr Bekenntnisse« im Namen von mehr al« 200 kirchlich gesinnten Gemeinschaften dcS Lande« eine Petition geaen den Enlwur bei der Gencralsynode eiogereicht. Man will auch von orlho- doxer Seite einer facultalivcn Einführung de« Katechismus das Wort reden, und hofft, dafür die Mittelpartri zu ge winnen. Vor Allem aber ist in sämmtlichen nicht liberalen Kreisen die Parole au-gegebcn worden: Ablehnung de« neuen Katechismus l Im Landtage in Sondershausen erklärte der Staats minister Reinhardt im Namen LcS Fürsten, die Lage der Beamten »insic durchgreifend verbessert werden, die StaalS- maschine drohe ink Slockcn zu gcrathcn. Schlechte Besol dungen und noch schlechtere Aussichten sür Weib und Kind verleiteten seil Jahren die jüngeren Kräste. den schwarz- burgischen Staub von ihren Füßen zu schütteln und in die Dienste größerer Staaten einzutrclcn. Ter Beamle könne nur schwer existiren. ost setze er zu und nimmer sei eS ihm zestattet, sür seine Familie nach seinem Tod« genügend zu orgcn; ost habe die Willwe kaum so viel Pension, um die WohnungSmiethc bezahlen zu können. Die Nolhwendigkeit, hier zu Helsen, sei in der Tbat dringend und die Regierung werde zur nächsten Elatsberalbnng vom Landtage die crjordcr- ichcn Mittel fordern, um der Hhrenxflicht, die Diener de» Landes bester zu stellen, genügen zu könueu. AnS Wien wird vom 19. Juli gemeldet: Ihre k. k. Hoheiten der deutsche Kronprinz und die Frau Kronprinzessin sind mit Ihrer k. Hoheit der Prinzessin Victoria von Preußen beute früh 8'/« Uhr mit dem Courier- zuge der Nordwestbab» hier cingetrossen und im Hülel Jmpsrial abgcsliegen. Die Allerhöchsten Herrschaften wurden, da aus ihren ÄZunsch jeder csficicile Empfang unterblieb, aus dem Bahnhöfe nur von dem englischen Botschafter und von den, deutschen BotschastSralh v. Bcrchem und einigen anderen Mitgliedern der denlschcn Botschaft empfangen, der deutsche Botschafter Prinz Reuß war denselben bi« zur Landcsgrenze entgegcngcreist. Bor dem Hütet Jmpsrial halte sich ein zahlreiches Publicum angesammelt, da» die Allerhöchsten Herrschaften mit lebhaften Hochrufen begrüßte. Zu Ehren Ihrer k. k. Hobeileu findet heule Abend bei dem deutschen Botschafter, Prinzen Reuß, in Vesten Villa in Mauer ein Diner galt. Im Lause de« Nachmittag» fuhr der Kaiser Franz Josef, welcher die Oberstunisorm seine« preußischen Garccregimentü und de.« Band de« Schwarzen Adler- ordeo» angelegt hatte, nach dem Hütet Jmpsrial, wo Der selbe von Sr. k. k. Hoheit dem deutschen Kronprüneii auf der Treppe erwartet wurde. Nach herzlicher Be-- grüßung begaben sich beide in die Appartement« der Kronprinzessin, wo der Kaiser die Hohe Frau begrüßte und die Vorstellung der Prinzessin Victoria entgegen nahm. Nach etwa halbstündigem Aufenthalt« suhr der Kaiser wieder zur Hofburg zurück. Daraus besuchten die kronprinzlichen Herrschaften mit der Prinzessin Victoria die internalionale KunslauSstellung und wurden von Professor v. Angeli durch dieselbe geleitet. Nach etwa drriviertelstUn- digcm Aufenthalte in derselben besichtigten die hohen Herr- schaslcn da« Atelier de« Professor« v. Angeli in der Akademie der bildenden Künste, begaben sich später in da« deutsche Botsckaflöhotcl und wurden daselbst vo» dem deutsche» Bot schafter Prinzen Reuß empfangen. DaS Comits zur Gründung eine« ungarischen Gchnl- vereinS hat an die Einwohnerschaft von Pest einen Ausruf ertasten, in dem eS die Bürger zu massenhaftem Beitritt aussordert; den» nur durch die imponircnde Unterstützung der Bevölkerung werde da« vom Bcrcm angestrebte patriotische Ziel erreicht werden. Welche» ist diese« Ziel? Der Ausruf spricht eS in den Worten au«: „Die Maayarisirung vo» Budapest; denn e« ist eine unbestrittene Thatsache, daß unter den 360,000 Einwohnern der Hauptstadt 100,000 nickt ungarisch verstehen!" Gewiß nur rin Bewei« dafür, daß trotz der jahrelangen Hetze gegen da« Deutschthum, di« von einigen fanatischen Magyaren »n Scene gesetzt worden ist, und trotz der mächtigen Unterstützung, weiche diesen von Seiten der Negierung zu Theil wurde, da« ungarisch« Volk der deutschen Sprache den Vorzug giebt und nicht den inneren Drang fühlt, sich vom Deulschthum loüzusagen. Den czechischen Blättern zufolge beabsichtigen fämmt- liche czrchische PrülunaS-Commistare, welche dem Professoren- Collegium der czechischen juridischen Farultät in Prag nicht angchören, in Folge dev Erlasse« über die Berück sichtigung der deutschen Sprache bei den Staats prüfungen ihre Acmter nieberzulegcn. Au» Nom, 16. Juli, schreibt man: Die Stimmung gegen England ist in ganz Italien eine sehr erbitterte. Man sieht in dem Vorgehen Gladstone'S in Egypten nickt« Andere» al» eine Wiederholung der französischen Besitznahme von Tunis. Ader die Besorgnisse der Italiener beschränken sich nicht auf die bereit» vollendeten Thatsachen, sondern sie umfassen auch die nächste Zukunft. Mil tiefem Mißtrauen schaut man auf die französischen Rüstungen, welche zu einem Handstreiche auf Tripolis berechnet zu sein scheinen. Tie Regierung legt inzwischen die Hände nicht in den Schoost, sondern rüstet zu Lande und zur See. Einberufcn wurden allerdings noch keine Truppen. Eö ist aber Alle» dazu vor bereitet. Auch wirb niit Eifer die Errichtung der zwei vom Parlament beschlossenen neuen ArmcccorpS be trieben. Massenbeförderungen stehen bevor unter den Osficicren, um die Eadre« der neuen vier Divisionen zu bilden. Die Pserdeankäuse sür die Artillerie und Cavallerio sind im Gange, so daß allerspälestenS im Decenibcr die beiden Armeecorp» vollständig organisirt und bewaffnet in« Leben treten können. Nicht minder energisch wird die Aus rüstung der Flotte verfolgt. DaS zweite große Monstre- lhurmschiss „Dandalo". welche» nebst dem „Tuilio" da« größte Kriegsschiff der Well ist. wird schon Ende September see- und kampffähig sein. In Specia hat man ein neue« Torpedo geschwader von sechs Schissen: „Aldebaran", „Kalro", „Autarer", „Sparvicro", „Nibbio" und „Avvoltaio" unter dem Befehl ve» CorvettencapilainS Parcnt zur Küstenverlbei- digung ausgerüstet. Andere elf Torpekoschisse besindcn sich li» Bau, so daß Italien binnen Kurzem über 17 solcher Fahrzeuge verfügt. Die Beendigung der beiden großen Paiizrrsregatten „FranceSco Morosim" und „Ruggero ti Loria", welche sich aus den Wersten von Venedig und Ca- stellamare befinden, wird mit verdoppelten Arbeitskräften betrieben, ebenso die letzte Ausrüstung de» Panzerkreuzers „Flavio Gioja" im Arsenal von Neapel. Die Verhandlung der französischen Depiitirteiikammer über die von der Regierung eingebrachte Crekitsvrderung für Egypten hat nach zwei Seiten hin Klärung gebracht. Sie bat etwa» mebr Licht über die Stellung Frankreich« zur egyplischen Frage verbreitet und sie bat zugleich gezeigt, daß die Position deS CadinetS Frcycinet im Innern nach wie vor eine gesicherte ist. Wa« Cgvplen betrifft, so war eS ja unver kennbar. daß sich zwischen Frankreich und England ei» gewisse« Mißtrauen, eine Verstimmung eingeschlichen hatte, die nach dem Bombardement von Alexandrien nur noch z»z»:iel".ncn
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