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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.03.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188303310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830331
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-03
- Tag1883-03-31
- Monat1883-03
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.03.1883
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!/. Wkfthsi«tt«-Uch früh Uhr. »»r Entt-rtir» sse W. Johannktgasse Hprrchßuftdea -er Keh«kti»»: Bormülag« 10—18 Uhr. Rachmiirags 5—6 Uhr. »«» *tM,»»- km.ei.vtin «.miicriM, mM Hch »ü «<d-ni-» n,»l »erdmtUch d«r iSr ftte »IchftfRße«»« »eftimmte« Iusrratr „ »«»im«,«, ht« » u»r ««chmiltaas, «<»»>». »n»Frftta,r>krit»«t« V,8llßr. 2» de« Fltialrn fLr 2as.-^»mch«e: Htt« »Ir»«. Uuiverfitttsstrate 81. L«tA Lösche, Kathariuenstraße 18. p. mir »i« Uhr. WniM.TllgMatt Anzeiger. LkM für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd GeschistSderkehr. Auflage 17,700. Adonnementvpreiü vrerrelj. 4'/, incl. Brmgerlokn 5 Mk.. durch die Poll bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Belegeremvlnr 10 Pi. Gebühren ii>r Eztradeilagcu ohne Poslnciold.nn.ig 39 Mk. «tt PostdejSrderung -l> MI. Inserate sgespalrme Petitzeile 20 Pf. Größere Schnstea lau, unserem Prets- verzeichniß. Labeliarischer Sah nach höherem Daris. Rerlanrn unter dem KrdactlmUkrich die Spaltzeile 30 Pb Iuseratr sind siel» an die ttrprUMa« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumernnäo oder durch Poft. »achnakme. so. Tounabenb den 31. März 1883. 77. Jahrgang. Zur gMigkn Veuchtllllg. ll« bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Wholen de- Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung Bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Sv« I^lprlxvr l'nxedlsllvs. Wegen der Messe ist vnsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. LxpvtUtlon Ses I^elprlxer Amtlicher Theil. Wiestuverpachtuns. DK i» der Gtadtflur gelegenen, der Gtadtgememde und der, dem Iohannishospitale gehörigen, pachtfrei gewor- denen Wiese«: 1) Mbthetl. 8 der Mosenthalwtese von nnschließl. 18» IHR. - 33.76 Ar Daldallecn 2 Acker 1 lDR. — 1 Hektar 10.87 Ar. -) ^ 18 der VI««skckdter Bteh»etde von 2 Acker 199 kUR. — 1 Hektar 47.40 «r, t) ^ »v der Na«fi«idter Dteh»«tde von 6 Acker 43 O>R. — 8 Hektar 40.3« «r, «) «t» Lchetl der ehe«»«t. >L»t»»r»tckt«»i«se, Par- rekle Nr. 2388 des Flurbuch«, an, Fußweg au» dem Iohanuapark nach den Gcheibenbolranlagen von 4 Acker 125 IHR. --- 2 Hektar 44.47 Ar Fläche,igebalt. sollen zur Gra«», Heu- und Grummetnutzung, unter 4l«S» schlnft jeder andere« Benutzungsweise, aus die ne«» Jahre 1888 bis mit 1881 Sonnabend den 7. April d. I. von Vormittag 11 uhr an t« Saale der Alten Waage, Katharinenstraße Nr. 2V. II. Etage, an die Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Die Verpachtung»« und BersteigerungSbedingungen sowie die betr. Situationspläne liegen in der Etzpeditto« unserer Oekonomie-Jaspectton im Alten Johanni« Hospitale, HoSpikalstraße Nr. 2 b, zur Elnsichtnahme au«, "ipzig, den 22 März 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndiin. Eerutti. Litrunx lies ärallieken Rtz2irk8- vereivs der I^eiprriK vleuatax 6eu A. »pril, 4d»n6» 6 1-ftr, iw 8aal« 6er Lrrteu LU^ernckuIe. V»re»arcknuae: Heber 6,e Xothrven6i«üeit einer XbsoäorunU >I«r 8tz. 29 un6 147 6er keiok^evordoorünuiu? uo6 über 6t» RnrpfurcherL-aße. Kos. 6«r llnterreicknet«. vr. kloi». Leattchule H.ilrdnung. (Rordftraße 21.) Montag. de» 2. April, früh 8 Uhr Ansnahmepr«fn»g kür die noch emmal za prüfendrn und die nachträglich angemeldeten Schüler. Dienstag, den 3. April, früh 8 Uhr Anfnatzmefeterltchkeit und Einführung aller Schüler in ihre neuen Llasse». vr. A. Pfttl», Direktor. StSdtische Fortbildungsschule str NSdcheu. Die Aufnahme der »eii an,e»rldrten Schülerinor« findet Montag, den S. April, früh 8 Uhr im Parterresaale der Schule, Thomaskirchhof 21/22, statt. Dicn-tag früh 8 Uhr beginnt der Unterricht für simmtliche Schülerinnen. T. Neimer, Dir. Israelitische Leligionsschule. Die Ausnahme nener Schüler und Schülerinnen findet Eonnkan, de« 1 April Vormittag» »o« 10—12 Uhr i« Tanzletlaeal« der Stznagage, Äentratftratze IS, 1. Plage, statt. Da» neue Lchüljahr beginnt MittWsch. den 1. April, Nachmittags » Uhr. , Leipzig. 29. März 1883. "r. AM.« Der Direktor: vr. ioldschmi dt. Hoh-Verbiiuse i« der kbnial. Oberförsteret Schkerrdttz. 1. Uutersorft Schkeuditz. Schlag III bei Schkeuditz. Montag, den 16. April, 9 Uhr, cirra 90 Eichen mit 300 km, 800 Weißbuchen, Rüstern, Eschen mit 200 1». «U Erlen, eine Aspe mit 30 sto, 8 rm eichan» Schicht- UAhhSlA. II Untrrsorft Matzlan, Schlag IX bei Odert Han. Donnerstag den 19. April, 9 Uhr, circa >00 Eiche» mit 200 km, 400 Eschen und Rüster» mit 100 ko, 180 >«pen, Erlen. Linden mit 40 km, 9 rm eichene« Schichtnntzholz, 4 Hindert rüsterne Stangen IV. Elaste. III. Uutersorft Nahnitz. Schlag Vlll de, Pritichüna. Donnerstag den b April, 11 Uhr, cin» SO Eiche» mit 60 Ln, 70 Eschen und Rüster» «ft 1« La, 40 Erlen nad Aspen mit 20 Ln. IV. Untrrsorft Bnrglieheno». Schlag VIII zischen Döllnitz und Burgliebenau. Montag den 9. April, 10 Ubr. ri«, 180 Eichen mit 1Ü0 km. büv «scheu und Rüstern «ft 8001k, 190 Erle» »ft 110 La, 2 Hmidert eichene Stange». Gchkmchi», de, 28. Mär, 188». K»«i«ltche vderförfteret. Schilt r» reußlft. Di« Aufnahme der Kleinen soll Montag, de» 8. April — nnd ISUHr^die der Knattn, Nachmittag« 1 Uhr die Di« Schnlhirrttio». Schütz. in »iemsichem U hok gelten, ,u verkauft Vau-Arkäl /e und weil u««ittelbar am hiestgeu Dahn« rikanlagen, Gärtnereien rc. besonders geeignet, Der Staptgrmeinderattz zn S«en»an. Nichtamtttcher Theil. Deutschland «nd die Türkei. Denn auch nach einem bekannten Ausspruche des Fürsten Bismarck die orientalische Frage für Teuschland nicht so viel Interesse hat, um ihretwegen die Knochen eine« pommrrschcn Musketiers in Gefahr zu bringen, so legt die Reichsregierung doch Werth aus gute Bcriebunqen zur Türkei und diese Werth- schätzung begegnet gleichen Empfinduagen aus der anderen Seite. Al» ,m Oktober v. I. Gras Hatzseld zur Nachfolge de« Herrn von Bülow al« Gtaat-secretair de« Auswärtigen berufen wurde, da wurde al« besonder« zu Gunsten de« neuen Ministers ins Gewicht fallend bervorgehoben. haß es ihm ge lungen sei, den deutschen Einfluß in der Türkei zu dem maß gebenden zu machen. Zwar ist inzwischen durch die Besitz nahme Egyptens seiten «England« «me Veränderung der Lage eingetreten, aber diese Veränderung ist in der Hauptsache nur formell, denn tatsächlich war das Band, welches Egypten mit der Türkei verknüpfte, schon seit langer Zeit sehr locker und außerdem bleibt, wie die neueste Note Lord Dufferin'« beweist, für England auch noch sehr viel zu thun übrig, wenn es sich de« ruhigen Genusses der Früchte erfreuen soll» die es von seinen egyptischeü Siegen erhofft. Abdul Hamid ist eifrig bemüht, die Wunden, welche der letzte russisch-türkische Krieg seinem Lande geschlagen hat, zu heilen und zu den, Ende hat er sein Augenmerk aus zwei Dinge gerichtet: Ordnung m die zerrütteten Finanz«, zu bringen und das Herr zu reorganisiren. Fit» beide Zwecke» bat er die Hilfe Deutschlands in Anspruch genommen; deutsch« Kinanzmänner suchen den türkischen StaaiSkauShalt aus ae- ftulde Grundlagen zu stellen und deutsche Osficiere haben sich der Ausgnd» rmtenzone«. Pi» türkische Armer »ach de« Muster der deutschen umznsormen und ihr deutsche Diseiptm und deutsche Taktik zu geben. Diese Bemühungen scheinen nicht ohne Erfolg geblieben zu sein, denn aus dem betretenen Wege wird eifrig sortgrsahren. Es werden demnächst au« den Zöglingen der türkischen Militairsckule die zehn besten autz- gewählt und nach Berlin geschickt werden, um zur Dienst leistung al» Osficiere in die deutsche Armee einzutretrn, ja noch mehr: aus speciellen Wunsch des Sultan« haben auch zwei tür kische Osficiere die Erlaubniß erhalten, in den großen Gcneralstab einznlrelen, un, an dieser ausgezeichneten Pslanzschute für Strategen ihre Studien zu machen. Bekanntlich hat schon der Chef des Generalstabs, Graf Moltke, vor 48 Jahren den Versuch gemacht, die türkische Armee zu rcorganisirrn, freilich ohne den gekossten Erfolg; ras Material war zu jener Zeit noch zu spröde und nicht hinreichend empfänglich für solchen llmwandlungSprcceß. Seiircni baben sich die Zeile» sehr geändert und der beutige Sultan ist von der Uebcrzeugung durchdrungen, daß er eine bessere Schule für seine Armee nicht finden kann, als sie deutsche Osficiere und deutsche Heereseinrichtungc» gewähren. ES ist wohl klar, daß die Bereitwilligkeit von dcuischcr Seite, ans die Wunsche des Sultan» einzugebe», auch nicht ohne tiefer liegende Gründe ist, daß Deutschland die Erneueruugsbefircbungcn der Türkei mit Interesse und mit seinen besten Wünschen begleitet. ES kann für uns nicht gleicbgiltig sein, wenn Rußland da« Testament Peter'« des Großen zur Ausführung bringt und Konstantinopel, dem e« schon im Jahre 1877 einen flüchtigen Besuch abstattetr, in seinen Besitz bringt. vorläufig hat zwar Rußland noch hinreichend mit sich selbst zu thun. um in vieser Beziehung Besorgnisse wach rufen zu können, aber eines Tages wird es ans seinen alten Plan ruriick- koinmen und dann gilt r«, ihm energischen Widerstand zu leiste«. Die türkische Armee ist widerstandsfähig, das hat sie 1877 glänzend bewiesen, um so mehr wird sich Rußland besinnen, seinen versuch, nach Konstantinopel zu marschiren, zu erneuern, wenn die türkische Armee nach deutschem Muster rrorganisirt und von tüchtigen Ofstcieren geführt wird. Auch die Türkei kann heut« von sich sagen, wie Rußland nach dem Krimkriege, daß sie sich sammle. Freilich bat da« bei ihr nach io schweren Schicksalsschlägen seine großen Schwierigkeiten, aber bei ernstem Streben, mit Energie und Ausdauer iäßt sich viel erreichen. Tie gegenseitige Eifersucht der Mächte sorgt einstweilen dafür, daß die Türkei Zeit gewinnt, unk, wenn sic, wie es den An schein bat. gutem Rath zugänglich ist. so wird sie die ihr gegebene Frist auch entsprechend benutzen; an der Hilfe, welche ihr in dieser Gestalt von Deutschland werden kann, wird es diese Macht nicht fehle» lasten. Ein unmittelbares Interesse an den orientalischen An gelegenheiten hat Deutschland zwar nicht, aber um so hand- qreistichcr ist das mittelbare. Die deulschseindliche Agitation in Rußland, die noch vor kurzer Zeit einen Krieg mit Ruß land in nahe Aussicht stellte, bat uns darüber belehrt, wie wichtig es ist. den russischen Anmaßungen aller Orten die nvthigen Schranken zu setzen; nur aus diese Weise kann der Friede aufrecht erhalten werden In dieser Beziehung ist auch das Ergebniß der englischen Expedition in Egypten nicht zu unterschätzen und wenn un« nicht daran geteqen wä,e, daß Rußland bei einem etwaigen Angriff aus britisch Indien ein starke« und wohlgerüstete« England vorsände, so würden wir wahrscheinlich der Entwickelung der Dinge äm Nil nicht so ruhig zugeschaut baden. Man erkennt au» diesen flüchtigen Andeutungen, wie viele und wichtige Fäden in Krnstantinopel zusammentrrsien und darum hat es sich auch der Reichskanzler angelegen sein lasten, diesem Eentrum seine ganz besondere Aufmerk samkeit zuzuwenden. Soweit gebt diese Sorgfalt nun zwar nicht, daß Deutschland zu rinem Antrag aus Revision des Berliner vertrage« die Hand bieten könnte, wie der bisherige Vertreter der Türkei in Berlm Sadullah Bcy angeregt hoben soll, aber unsere Vertretung am Gotdnen Hern ist bewährten Händen anvertraut und die Absicht, den türkischen Interessen «ne gleichwerthige Vertretung in Berlin »u geben, kann aus deutscher Seite nur vollster Zustimmung begegne«'. Die Ernennung Said Pascha'« zum türkischen Bot schafter in Berlin läßt erkennen, daß der Sultan aus gute Beziehungen zu Deutschland den größten Werth legt. Said Pascha steht beim Sultan in höchster Gunst, er hat währrnd der kritischen Zeit vom Bombardement Alexandrien« bis zur Gefangennahme Arabi's die auswärtige Politik der Türkei geleitet und sich durch seine ausopsernven Bemühungen während seiner Amtsführung gerechten Anspruch aus den Tank des Sultans erworben. Der Greßherr weiß die Verdienste seines Ministers zu schätzen und hat ihm dafür di« sprechendsten Beweise gegeben, wenn es ihm auch bisher nicht gelungen ist. allen den Einflüssen, welche ihr« Herrschaft über ibn a»s- Uben, mit unbedingter Ablehnung zu begegnen. Die orienta- lischen Verhältnisse sind den unseligen so völlig unähnlich, daß wir jenen niemals volles verständniß abgewinnen werden, nur so viel ist klar, daß Launenhastigkeit und Unbeständigkeit zu den orientalischen Eigenthünilichkeiten gehören, mit welchen gerechnet werken muß. Um so anerkennenswerther ist es bei tolcher Sachlage, wenn der Sultan trotz alledem nach be stimmten als richtig erkannten Grundsätzen handelt und nach etwaigem Schwanken immer wieder daraus zurückgreist. Das gewährt die Hoffnung, daß die Zustände in der Türkei all- mäliq die Möglichkeit der Dauer erlange» und deshalb auch den Freunden des Landes Bürgschaft des Erfolg« ihrer Be- mühungen leisten können. Die Türkei gleicht heute einem Eiland, aus welches die Stürme von allen Seilen losbrechen: wie aus einem Eadaver werden von ihr Stück aus Stück herauSgeriffen, di« einzige Hilfe, welch« ihr bleibt, ist, die Kraft, welche ihr noch zu Gebote steht, zu sammeln und zu stählen. Für den Erfolg dieser Anstrengungen ist Ruh« und Zeit nöthig, aber wenn das Schicksal beide gewährt, dann ist noch kein Grund zur Verzweiflung vorhanden. Jedenfalls hat die Türkei noch Lebenskrast genug, um einem nochmaligen Anprall ihre« russische» Nachbarn erfolgreichen Widerstand zu leisten. Leipzig, 31. MLrz 1883. * Se. Majestät der Kaiser hat aus die Glückwünsche der Stadtverordneten-Bersammlung von Berlin zu Allerhöchst Seinem Geburt«tage folgende Zuschrift an dieselbe gerichtet: Di» Zuschrift, in welcher Mir die Stndlvcrnrdneie» Ihre »arme Dcheiknshm« an Meinem Gebnctstage zu erkennen gegeben habe», hat Mich »ie immer herzlich erfreu». Bor Allem ist Mir die Ber- lichernna angenehm gewesen, daß alle Bürger de« Landes ohne Unler schchb «er politischen Larteirichtuaa in der Liede und Treue gegen Mich fest geeint sin». Der innige Zusammenhang zwischen Fürst und Volk bildet da« Fundament zur Wohlfahrt des Staates; in diese« Bewußtsein fühlt sich die Bürgerschaft Berlin« seit Alters mit Meinem Hause und mit Mir verbunden. Ich weiß, daß in diesem treue» Sinn die Segenswünsche, weiche die Stadtverordneten mit frommem Ausblick zum Allmächtigen Mir ausgesprochen habe», wurzeln. Freudig bewegt danke Ich ihnen aufrichtig für den Aus- druck ihrer Ergebenheit in dem Vertrauen, dnß das gemeinsame Band im Lause der Zeit sich nur fester wird schlingen Uanen. Ich habe Meiner Haupt- und Residenzstadt stet« ein rege« Interesse gewidmet; die Fortbildung diese« großen Gemeinwesens hat Mir daher lebhafte Freude bereitet. Zur besonderen Befriedigung wird e« Mir gereichen, wenn seine stetig fortschreitende Entwickelung mit der unanthaltsam wachsenden Ausdehnung und Bedeutung der Stadt zum Segen ihrer Bürger gleichen Schritt hält. Berlin, den 28. März 1883. gez. Wilhelm. An di» Stadtverordneten zu Berlin. * Die „Prov.- Eorresp." schreibt: „Unser Kaiser, welcher in der vorigen Woche eine« leichten Erkältungs zustandes wegen mehrere Tage hindurch da- Zimmer nicht verlassen halte, war vom Eharsreitag ab sogar genöthigl. das Belt zu hüten. Seit Sonntag ist jedoch das Befinden Sr. Majestät in entschiedener Besserung begriffen und das Unwohlsein kann heute (Donnerstag) nach einer sehr guten Nacht, in welcher der Kaiser einen ununterbrochenen und erquickenden Schlaf gehabt, al« beseitigt angesehen werden. Ob und wann der Kaiser die gewohnte Frühjahrs reise antrelen wird, darüber sind zur Zeit noch keine Bestim muugen getroffen." * Urber das vertagnngsrecht der Parlamente bringt die „Provinzial-Eorrespondenz" einen Artikel, ivetcher in gewisser Hinsicht an die Aussätze de« Blattes in der Eonfliclsperiobe erinnert. Es wird den Parlamente» kurzweg jede Befähigung abgesprochen »u einen, Urlheil darüber, ivann sie ihre Sitzungen in, öffentlichen Interesse zu unter brechen hätten. Die Geschäftsordnungen seien nur für di« Abgeordneten bindend, nicht für die Regierungen. Mil einer beneidenswertben Gelenkigkeit geht da« halbamtliche Blatt über den versasiungsartikel hinweg, welcher bestimmt, daß die Parlamente ihre Geschäfte selbstständig führen. Bis aus ein« bessere Belehrung bleiben wir der Ansicht» daß die ver- sassungsartikel auch für dir Regierung bindend sind. * In liberalen Abgeordnetenkrrisen wird die Frage der Auslösung des Relchstages vielfach besprochen und mehr und mehr dringt die Ansicht durch, daß unter gewissen Voraussetzungen diese Maßregel in Aussicht genommen ist. Nur darüber ist man im Zweifel, welcher Umstand dem Reichskanzler die gewünschte Handhabe zur Auflösung geben wird. Die ledbaste politische Agitation, welche in der Provinz von den Eonservativen betrieben wird und ganz unv gar den Eindruck macht, al« ob es sich um Wahlvorbcrei- tungen handelt, das Bestreben derselben, bei ihnen nabe- stehenden Parteien Verbündete gegen den Liberalismus zu werben, läßt ein« andere Deutung al« eme geplante Reichstagsauslösung kaum zu. In dieser Meinung wird man bestärkt durch einen Artikel eines konservativen süddeutschen Blattes, der, wie man allgemein annimmt, der Feder eine- hervorragenden Mitgliedes der conservativrn Reichstagssraction au« Baden entstammt, welcher mit Bestimmtheit die Auslösung vorausfagt für den Fall der Ablehnung de» EtalS pro >884/83. Dem aeßenübrr kann man seine Zweifel an der „gut insormirten Seite", von der ein Berliner Fortschritisblatt erfahrt» haben will, daß an eine RcichStagSauslösung in leitenden Kreise» nicht gedacht werde, kaum untrrdrücken. Der Reickskauzler soll nach den Mitlheilungen diese» Blatte» noch kürzlich eine Andeutung, die berechnet war. seine Meinung Uber die Eventualität einer Auslösung herauSzulocken. in seyr kurz angebundener Weise von der Hand grwirsen haben. Damit hat Fürst Bismarck keineswegs zu erkennen gegeben, daß er eine Auslösung nicht beabsichtige, unv rvcr den deutschen Reichskanzler näher kennt, weiß, daß derselbe es nicht liebt. seine Plane und Absichten vor der Zeit zu enthülle», und wenn notorisch seine Minifiercollegen übe, da«, was er zu thun gedenkt. nicht selten im Dunkeln gelassen werden, so ist c« sehr un wahrscheinlich, daß der Fürst sich einer zudringlichen An zapfung gegenüber weniger zugelnöpst gezeigt hat. ES ist wahr — und wir habe» diele unsere Meinung bereits beim ersten Auslauche» der Anflösungsgerüchte ausgesprochen, — der gegenwärtige Moment eignet sich »ickit be sonders für Neuwahlen im Sinne der Regierung, und die Parole, mit der diesmal letztere in die Wablscklacht treten würde und welche .Steuerfreiheit de« Privatdermögens ber Ofstciere" beißt, birgt nicht in sich die Kraft, die Wähler besonvers sür die Regierungspolitik zu entflamme» Aber Fürst BiSmarck glaubt vielleicht aleicbwohl, daß eine Auslösung ihm einen in den Parteiverhällnissen dem Landtag ähnlichen Reich-tag verschaffen werde. Man niininl vielfach an. daß diese Ansicht durch Herrn von Puttkamer genährt wird, der besonders von der Notkwcndigkcit einer Auslösung erfüllt ist. In liberalen Kreisen siebt man dieser Eventualität, wir wiederholen eS. mit Ruhe entgegen und zweifelt nicht an der Erfolglosigkeit der Bemühungcn der Regierung und läßt eS im llebrigen auch jetzt schon vielfach nicht an eigenen Bemühungen fehlen. Wie wenig eine Neuivabl »n gegenwärtigen Moment nach unserem Geschmack ist, wie wenig es wünschenswert!' erscheinen kann, schon wieder, kaum ei» Ja! r nach de» Wahlen, zum preußischen Abgeordnetenhaus das Reich durch Wahl agitationen in neue Aufregung zu versetzen, so wenig zweifeln wir daran, daß eiue Auslosung des Reichstages aus der an« gegebenen Veranlassung für den Liberalismus nur vortheil« yaste Folgen haben kann. * Man schreibt uns auS Berlin vom Donnerstag: „Der bisherige Kriegsministrr, Herr von Kamele, bat heute früh Berlin Verlässen, nachdem er sich von allen Denen verabschiedet hatte, mit denen er durch gemeinsame Thatiakeit jahrelang verbunden gewesen ist. und hat sich aus sein Gut Hascnfelke in Pommern begeben. Während die Gründe, dir ihm und Herrn von Slosch die Veranlassung zur Demission gaben, noch einer Erläuterung harren, wird nunmehr versichert, daß dieselbe von großer prineipiellrr Bedeutung sei, deren Tragweite man au« den erhöhten Etats der von diesen Herren verwaltete« Ressorts im Staatshaushalt sür da« nächste Jahr erkennen werve. Besonders der Etat der Marino verwaltung dürfte eine wesentliche Mehrbelastung erfahren, da man di« Entdeckung gemacht bat, baß nach dem von Re gierung und Reichstag ,m Princip gebilligten Ftoltengrün- dungsplan die deutsche Marine um vier Panzerschiffe im Rückstand ist und man diesen Desect baldigst zu decken be streb» sein wird. Herr von Bronsarl wird voraussichtlich ebenfalls mit hoben Ansprüchen an den Reichstag beranlreten und Mehrscrderungen stellen, die sein Amtsvorgänger nicht zu vertreten bereit war. Es soll in der Tbat iinnmebreinePermekrung der Artillerie in Aussicht genommen sein Herr von Kamele hatte im Januar, kurz nachdem in der „Kreuzztg." mitgetbnlt war. daß man „in maßgebende» Kreisen" von der Noth- wendigkrit nener Eadre« überzeugt und eine Vermehrung der Artillerie geplant sei. in der Budgetcommisfion des Reichs tages aus die bezügliche Interpellation eines liberalen Mit gliedes erklärt» daß die vorhandenen Batterie» vollkommen genügen und er einer Vermehrung derselben durchaus abgeneigt sei. Wem, nunmehr gemeldet wird, daß schon im nächsten Etat der KricgSnlinister »lit Forderungen wegen Vermehrung der Artillerie an den Reichstag hcrantreten werde, so liegt die Vermuthung sehr nähe, baß die Demission de« -Herrn von Kameke z»m Theil auch darin ihren Grund bat. daß derselbe iin Gegensatz zu anderen einstußreichen »lilitairiscben Persönlichkeiten eine Vermehrung der Artillerie vor dem Reichstag nicht vertrete» ;n könne» glaubte. Vielfach wird auch in dem Artikel de« „Mililaii Wochenblattes" über „Politik und Kriegssührung" der Ausdruck der Grundsätze, nach denen Herr v. Bronsarl sein Verhallen der Volks vertretung gegenüber regeln wird, erblickt. Die dort vor- getraaenen Tbeorien sind für das Bukgetrechl des Reichstags äußerst bedenklich. Es wird nach denselben dem Reichstage jede« Recht abgesprocken, über die Wal'I der KriegSmitlel mitznsprechen, da« sei ein ausschließliches Recht der Regierung. Diesen Satz kann man doch »ur so weit zugebcn, als durch eine solche Wahl die Slcucrlrait der Bürger nicht in Anspruch genommen wird. Sobald man für nnli- tairische Zwecke von Yen Abgeordneten Geldbewilligungen ver langt, müssen sie auch über de» Nutze» dieser Zwecke sich aus sprechen dürfen. Im ander» Falle wäre ras Budgetrecht des Reichstage- ohne irgend welche Einschränkung der Militair Verwaltung ausgclicscrt, welche nur jcbo Forderung als eine solche zu bezeichnen hätte, welche Kriegszwecken dient und über welche nur >br allein ein llrtbcil zustebl, um dieselbe anstand: los bewilligt z>> erkalte». — Vielfach wird dieser Artikel aiub bereits al« Wahlartikcl angesehen, um de» Reichstag vor dem Publicum in seiner jetzigen Majorität gewissermaßen al> nnpatriotisch hinzusicllen. In dieser Hinficku dürfte der Artikel seinen Zweck und der Schreiber desselben seinen Bern' verfehlt haben." * Eine militairi'ch-osfieikse Berliner Corresponde»; in d r „Köln. Zlg." bereitet daraus vor, daß die l"-abstch:igte B masfiiuug der französischen Infanterie »,il o»,cm Rop, - tirgewehr die gleiche Maßregel in der deutsche» Armee nach sich ziehen würde. Der Eorrespondenl schreibt: Daß da» Magazingewchr dem jetzt gebräuchlichen Einlabee au- technischen und taktischeu Gründen überlegen ist, sie!» a»ß r Frage und e- war wohl lediglich der Geldpuncl, der die arosg n Mächle obhielt, da- Repet'rgewedr »vr allgemeinen (iinsUbrnng zu bringen. ES wird hiermit gerade io gehen, wie seinerzen ,»n dem Hinterlader. Sowie dessen Uebertegenheit über den Vorder lader praktisch srststand, setzten sich in verhalt,lißmüßig kurzer Zeit alle Armeen in Besitz von Hinterladern, so daß gegenwärtig eine Ueberlegenhcit bei einem oder dem anderen Heere aus diesem Gebiete nicht mehr besteh». Sowie aber Frankreich seine Hinterlader in Magazingrwrhrc umäuderi, könne» die anderen Armeen nicht umhin, seinen Spuren zu solgen und bei Lichte besehen würden sich dann diese technischen Vorzüge einer besseren Waste durch deren allgemeine Einsühruiig wieder auihcben Bedauerlich bleibl hierbei nur die That- lache, daß alle Siaaun sich zu bedeutenden finanziellen Opfern ge zwungen sehen, schon noch den rinsachst. n Grsetzen der — Eoncurrcnz, welche heutzutage in militärischen Dinge» nicht minder eisrig Iliätig ist, wie aus anderen Gebieten. In Teuticblaiid kann man dem Vorgehen der Franzosen — abgesehen von der finanziellen Frage — m» Gleich, mulh insosern entgegeusehen, als bet uns schon seit geraumer Zeit Itieorettsch« «nd vratiiiche Verlache mit Magazingewehren der ver- ichiedensten Eonstruction angestellt worden sind, al- deren Ergebniß die Annahme de« Modell« Mauser sicher zu sein scheint. Röthigen, fall- ist bann Deutschland in der Laar, seine Infanterie mindesten« ebenso schnell mit einem R prtirgewehr zu bewaffne» wie Frankreich. Hostentlich nimmt aber diele Steeple-Ehase aus militairilch-tcchniicheni Gebiete bald ein Ende, denn sie kostet eine Masse Geld, ohne daß es einem oder dem anderen Eoncurrenten gelingen wird, vor den übrigen einen nennenSwerthen Vorsprung zu gewinnen.
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