Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-06
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedarlian nnd Lk-rditi«« Johaanesqusse »3. APrrchKnndkn Lrr siedackio«-. Vormittag« 10—18 Uhr. Nachwürag« ü—6 Uhr. I» die »!U>«,ad« »m«ei»»tllr I0-n«>cr1»«, »,»> stch »« ><«»»«,«» »<t! »ntmdiich, S«nab«e »er sür »1« «r»ftf»l,e»d« Nummer »estimmtra Inserate an rü-chrutagr» »>» S Uhr Nachmittag«, an L»»n» uno-efttage» frühUhr. Zn Leu /ttialrn fnr Ins.-Ännahme. vtta Ulemm, UniverütStSstraße 21, LouiS Lösche. Kaiharinenskraßr 18, p. nur bi» 'l.S Uhr. NWgcr Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 17SVO. Zldonnemrnisvrlis vienelj. 4'/, Klk.» tncl. Br ngerlolin 5 Mk.. dura» die Posl bezogen 6 Mk. I de einzelne Nummer 25 Pf. Belegexenwiar 10 Ps. Gbndren iür Extrabeilaaea ohne Loslbei'vrderung 30 Mk. Mit Posrbeiörderung 48 Mk. Inserate ögeipaltenc P-titzeile SO Pf. «rogcre Lchrinen >am unserem Preil» verzcichniß. Tabellarischer Lay naa> höherem Laris. ileclamen nntrr den Nrdartionsürich die Svalizeile 50 Pf. Imeratr sind stelS an d>e ^rpr»>tiou »a senden. — Rabatt wird nicht gegeoen. Zahlung prueuunmrnmio oder durch Post- uamnahme. ^-218. Sonntag den 6. August 1882. Amtlicher Theil. vckennlmoihiiiig. Da- Kahnsahren auf den im Bezirk der Ksiniglichen Anrt-hauptinannschaft und der Ltadt Leipzig befindlichen Gelnäffer« betreffend. Hur thunlicksten Vermeidung weiterer Unglück-fälle oder sonsttger Unzuträglichkciten, wie solche in »euerer Zeit wieder holt vorgekommen sind, sehen sich die Unterzeichneten Polizei behörden veranlaßt, rücksichtlich de- KahnfahrenS auf den in ihren Bezirke» befindliche» Gewässern folgende Anordnungen zu erlassen. 8 i. An jedem auf diesen Gewässern benutzten Fahrzeuge ist binnen 14 Tagen, vom Erlaß dieser Bekanntmachung an gerechnet, an der linken Vorderseite ein Schild mit dem Namen und dem Wohnorte deS Eigenthümer» in deutlich les barer Schrift anzubringen. Beim Fahren auf dem Wasser sind folgende Vorschriften zu beobachten: «. Bei Fahrten nach eingetretcner Dunkelheit und bei Nebel haben die Boote an der Vorderkasse eine hell erleuchtete Laterne mit weißem Lichte zn führen, b. An scharfen Krümmungen deS Flusse» baben die Boote langsam zu fahren und sich durch e kurze» auf einer Pfeife gegebene» Signal oder durch vernehmlichen Zuruf den entgegen Kommenden bemerklich zu machen. Jedes sonstige Abgeben von Pseisensianalen ist untersagt, e. Die Boote haben recht» zu fahren, entgegen Kommenden recht» auSzuweichcu und da» Vorfahren an der linken Sette de» BorauSfahrenden zu bewirken, ck. Ta» Anlegen der Boote und AuSstcigcn von Personen außerhalb der gewöhnlichen Landungsplätze ohne Ge nehmigung der betr. Grundstücksbesitzer ist nickt gestattet. «. Da» Äbbrennen von FcucrwerkSkörpern auf dem Wasser ohne hierzu eingrholte polizeiliche Genehmigung ist verboten. 8 3- ... Der durch da» in tz. 1 erwähnte Sckild legitimirte Eigen thümer eine» Fahrzeuge» ist für jede mit letzterem oder von in demselben befindlichen Personen begangene llebcrtrctung vorstehender Bestimmungen verantwortlich, er kann sich jedoch, soweit e» sich um Verletzungen der in tz. 2 enthaltenen Bestimmungen handelt, durch Nennung de» eigentlichen Ur- bcbcr» der betr. Uebertrctung von dieser Verantwortung frei machen. 8 «. Alle Huwiderhandlungen gegen die Bestimmungen gegen wärtiger Bekanntmachung werken, dafcrn nicht nach allgemeinen strafrechtlichen Vorschriften eine höhere Strafe eiiizutrctcn hat, mit Geldstrafe bi» zu 100 ^ oder Hast bi» zn 14 Tagen bestraft. 8 5- Die Ueberwachung der gebörigen Handhabung gegen wärtiger Anordnungen liegt sowohl den FlußaussichtS- und Wasserbaubeamten, wie auch den zuständigen Polizciorgancn ob. Dieselben sind namentlich auch angewiesen, solchen Personen, die in einer gefahrdrchendcn Weise Unkenntniß und Unsertigkeit im Kahnsahren bekunden, da» Letztere und zwar selbst, wenn sie in ihnen eigenthümlich gehörigen Fahrzeugen fahren, ohne Weitere» zu untersagen. Den Anweisungen derselben ist unbedingt Folge zu leisten. Den Bermiethern von Kähnen aller Art wird hiermit zur Pflicht gemacht, einen Abdruck gegenwärtiger Bekanntmachung an den AusstcllungSplätzen ihrer Kahne an einem sofort in die Augen fallenden Platze auSzuhängen. Leipzia. den 31. Juli 1882. Die Königliche An»tS- Da- Pollzelmnt. Hauptmannschaft. I V Dr. Playmann. Junck, Pol.-Rath. Mamllnmihuns. Der am I. August ». «». fällige zweite Termin der TtaatSgrundsteuer ist in Gemäßheit de» Gesetze» vom S. September 1843 in Verbindung mit der durch da» Gesetz vom 3. Juli 1878 getroffenen Aenderung nach Zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu entrichten und werken die Steuerpflichtigen hierdurch auf aefordert, ihre Steuerbeiträge von genanntem Tage ab bi» spätesten» 14 Tage nach demselben an unsere Stadt-Cteuer- einnahme, Brühl 51, abzusühren, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßnahmen gegen di« Säumigen eintreten müssen. Gleichzeitig ist in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 5. Januar diese» Jabre» (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 2) von den Besitzern landwtrrhschaftlicher Grundstücke ein Bei.rag von zwei Zehntheil Pfennig auf Eine beitragspflichtige Steuerein heit zur Deckung deS Bedarfs deS LandeScultur ratbrS für obgenanntcn Termin mit zu entrichten. Leipzig, den 24. Juli 1882. Der Skath der Stadt Leipzig. Dr. Trvndlin. Koch VtklUiiltMllchllng. Der zweite Termin der stadttstyen Grundsteuer ist am I. August dceseS IahrcS nach eins vom Laufend deS im Kataster ausgestellten Gruud- «ertheS nebst der Kirchenanlage für die evange lisch-lutherischen Kirchen vom Grundbesitz «a«i» Höhe von Zwölf Pfennigen auf eine Einheit (- IV00 fällig. Diejenigen Grundstücksbesitzer, welche Mitglieder einer ankern mit eigenem Gotteshaus am Orte bestehenden aner- kannten Religion»- oder CoilfessionSgemeinschaft sind, baben nur den dritten Theil de» sonst aus ihren Grundbesitz be ziehentlich Antbeil sallcnven Beitrage» zu den Parochial anlagen zn entrichten. Di« Steuerpflichtigen werden deshalb aufgesordert, ihre Steuerbcträge von dem Termine ab bi» spätesten« 14 Tage u,ch demselben an unsere Stadt-Steucreinnahme. Brühl 5 t. i>» entrichten, widrigenfalls nach Ablaus dieser Frist gegen die Restanten da» Bcitreibung-verfahren einzule»trn ist. Leipzig, den 2 t. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Kock. Vekaimtulachnng. Wegen RegulirungS- und llnipitasteruilgSarbeiten auf dem Roßplatze wird die Einmündung der UlrichSaaffe und Sternwartenstrasie in de» Roßplatz vom Montage den 7. d. Mou. an für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, 4. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Do. Georgi. Ecworiu». Vckanntmachung. In Gemäßheit de» tz. l der Jimrncuon für die Ausfüh rung von Wasierrobrlcilungen und Wasscranlagen in Privat grundstücken vom I. Juli 1880 macken wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Pank Müller hier, Eolonnadenstraße Nr. 8, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angcmeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 4. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Altm. Nichtamtlicher Theil. Aus Oesterreich. Von allen europäischen Staaten, die auf Civilisation im modernen Sinne Anspruch macken können, hat man in Oesterreich am Wenigsten au» den Erfahrungen diese» Jahr hundert» gelernt, trotz de» complicirtcn konstitutionellen Apparate», mit welchem die Regierung das Staatsschiff auS- gestaltet hat. um c» lenksam zu erhallen. Jener „verzehrende Hauch au» der Beinkammer der Wiener Regierung" — so bczeichnete einst Ludwig Kossuth das Mctternicb'sche NegierungSsystem — weht noch immer durcb Oesterreich. Glaubt man sich nickt mitten in einer Episode der Mctternich'schen GcisteSlähmungS-Epoche zu befinden, wenn man liest, daß die Stalthatlcrei >n Prag drn Lehrern an den Staatöanstalle» verboten hat» sich an dem demnächst in Hamburg stattsindenden deutschen Sängerseste r» betheiligcn? Welch eine Bevormundung liegt nicht in tiefem Verbot! ? Erstaunt fragt man sich, ob nur denn wirklich noch in jener Zeit leben, die auch au» de» harinloscsten Vergnügungen „staatSgcsäkrliche" Bestrebungen herauSzudesiillircil verstand? Für verständige Leute liegt jene Zeit unwiderbringlich hinter un» und man lacht über jene StaatSweisen, die in den harmlosen Vergnügungen der Sänger-, Turner- und Sckützenvcreinc und aus deren Festen etwa» Gefährliche» entdecken wollten. Was mag es wohl sein, so fragen wir, da» der Statt Halter in Prag durch sein Verbot verhüten will? Glaubt er, daß, wenn in Hamburg vielleicht gesungen wird: „WaS ist de» Deutschen Vaterland?", daß Dies irgend einen Ein- stuß auf die staatliche Gestaltung Oesterreichs haben könnte? Oder meint er. wenn beim Festbankct ein Redner aus die Bereinigung aller Deutschen toastet, daß diese» Worten dann auch die Thal auf dem Fuße folgen werke? Welch ein hoher Grad von Furcht und Besorgniß würde stch in solchen Anschauungen widcrspiegel»! Oker ist das Verbot eine Folge jene« bornirten und eingefleischten Deutschen hasses, der bei dem österrcichisch-czechischei, Adel keine Selten heit ist und bei jeder Gelegenheit durchbricht? Genug, in jedem Falle wird die fürsorgliche Weisheit de» Herrn Statt halter- belächelt werden. Aber die Sache hat auch ihre ernste politische Seite Zwar wird wohl kein Mensch ernstlich befürchten, daß eS kein Herrn Statthalter zu Prag gelingen werde, die Be völkerung zweier großen Reiche, die da» Stammcsband ver bindet» hermetisch von einander abzusperren. Die Beziehungen der deutschen Stämme am Rhein, an Nord- und Ostsee, an der Over und an der Donau sind jedenfalls älter als der Stammbaum de» Herrn Statthalter», und einen Verkehr, der durch in Jahrhunderten auSgcbildelen Interessen, durch die wirthschaftlichen Beziehungen im gesammten geistigen nnd kulturellen Leben, in Sprache, Kunst, Literatur, Politik:c. sich gekräftiat hat, kann ein siatthallerlicher UkaS nicht au» dem Bölkericben streichen. DaS ist eine einfache Unmöglich keit — glücklicherweise! Da» Auffallende an der Sache ist der Umstand» daß ein solche» Verbot ertasten werden kann, während doch die Re gierungen der beiden Reiche in einem freundschaftlichen, ja in einem festen BundeSverhältniste stehen: zu Schutz und Trutz in der Abwehr eine» gemeinsamen Feindes. Die beider feitigen Diplomaten haben mit Reckt erkannt, daß ein Bund niß gegen die herandrohende Macht Rußland« und seine wühlerischen Unternehmungen ein Act der Nolhwehr war und darum bat man sich mit einander verständigt. Aber denn- nock darf in Oesterreich, d. l>. in Prag, ein Statthalter den Versuch wagen, die beiden Völker von einander abzuschließen Daran» ergiebt stch zur Genüge, wie unglücklich die Ver hältniste in diesem Oesterreich sind, dessen Völker nur äußer lich durch die Verfassung zusammengebalten werden und dessen Regierung neuerdings immer eine Nationalität gegen die andere auSspielen muß, um sich am Ruder zu erhalten Da» kann zu keinem guten Ende führen und wenn die öfter reickischen Staatsmänner c» nickt einleben wollen, daß sie mehr aus andere Staaten angewiesen sind, als andere Staa ten aus sie, so ist da» nur ein weiterer Beweis dafür, daß sich in Oesterreich „halt" noch nicht» geändert hat. Die alte abgestandene Metternich'sche Prari», die Völker für gar nickt», die Regierungen für Alles zu nehmen, besteht glück licherweite fast nur noch in Oesterreich und e» erscheint in hohem Grade beklagenSwerth, daß die deutsche Bevölkerung de» Lande» nickt die Macht bat, durch ihren Einfluß diesem unhaltbaren Zustande ein Enke zu machen. Am Vormittage de» nächsten Tage» soll dann die Reise bi» ach Ischl fortgesetzt werden und erfolgt, wie von kort ge meldet wirk, die Ankunft voraussichtlich Mittag» 12 llbr. In Ischl gedenkt Se. Majestät der Kaiser bi» zun, 1. August zu verbleiben und hieraus obne weitere Unter brechung die Rückfahrt mittelst Erlrazuge» bi» Potsdam ortzusetzen. Soweit bi» jetzt bekannt, dürste die Ankunft in Potsdam am ll. August Vormittag» gegen 9 Uhr stattsinden. Wie weiter verlautet, verbleibt dann Se. Majestät der Kaiser in Potsdam, wo Alierböckstterjelbe mit Ihrer Majestät der Kaiserin für die nächste Zeit aus Schloß BabclSbcrg residiren wird. Ihre Majestät die Kaiserin gedenkt, wie verlautet, Homburg vor der Höbe am 9. August zu verlassen, und wird Allerböcbstdicselbc voraussichtlich auch noch an demselben Tage aus Schloß Babelöbcrg eintresjen. Au» Gastein wird »och vom Freitag gemeldet: „Se. Majestät der Kaiser machte gestern der hier aligekommenen Großber- zogin von Weimar einen Besuch. Honte batte der Kaiser »f der Promenade eine lange Unterhaltung niit dem Bot- Leivzist, 6. Aussust 1882. Ueber die Reise plane de» Kaiser» verlautet jetzt Nähere». Se. Majestät wird, wenn die Badekur beendet ist, am 8. d. M. Nachmittag» Ga stein mit seinem Gefolge verlassen, um seine Rück-eise Uber Salzburg und Ischl nack Berlin bez. nach Schloß BibelSberg bei Potsdam anzntreten. In Salzburg trifft Se. Majestät der Kaiser am 8. Augu i gegen Abend ein und nimmt dort da» erst« Nachtquartier ckaskcr Prinzen Reuß. Da» Befinden Sr. Majestät ist fort gesetzt ein vorzügliche»." Der deutsche Botschafter beim italienischen Hose, Herr v. Kcudell, hat einen Urlaub »achgesucht und erhalten. Man siebt seiner alsbaldigen Ankunft in Berlin entgegen. Diese Reise, von der versichert wird, daß sie keine politischen Ursachen habe, entbehrt koch insofern nickt de» polilischcn Hintergründe», at» sie zeigt, wie wenig Bedeutung Italien zegenwärtig siir die Entwickelung der egyptische» Krise z» 'eanspruckon scheint. Fiirst Hohenl ohe, unser Vertreter in iZari», muß diesmal aus seinen gewohnten Sonimerausciilhalt in Aussce im österreichischen Salzkammergut verzichten, um einem der Brennpuncte der europäische» Politik nahe zu bleiben; nicht besser kann die verschiedenartige Stellung, welche man in Berlin den Eabinettcn an der Seine und am Tiber zuweist, cbarakterisirt werden al» durch diese, nur äußerlich untergeordneten Vorgänge der Beurlaubung ans der einen, der angespanntesten Tnätigkeit auf der andere» Seite. Auch von Herrn v. Radvwitz, dem deutschen Ge andten in Athen, heißt e». daß er demnächst zu mohr»>öche»k- lichein Besuche in Berlin eintrcssen werde. Nickt »liimöglich, daß bei dieser Gelegenheit die Frage zum cnklichon Auslrag kommt, ob Herr v. Radvwitz endgiltig anf den Botschaster- »ostcn in Konstanlinopel zu verzichten hat oder ob cr sich orlan ^4 besserem Reckt at» der designirte Erbe de» Grasen Hatzfeld betrachten darf. Seit Kurzem fungircn bei den deutschen Vertretungen in Pari» und Washington die technischen Atlackö» ür Vau- und Jnqcnieurwesen, für dcron Entsend,»ig die Volksvertretung m liberaler Weise die Mittel bewilligt hat. Die Zeit ist wohl zu kurz, al» baß bereit» eiiigcbcndero Berichte von Werth erstattet sein könnten; jedenfalls glaube» die Fachmänner die Hoffnung hegen zu dürfe», daß man i:n »reußische» Ministerium für öffentliche Arbeite» at» der zu ständigen Stelle nicht säumen werde, die Mittheilungcn der technischen Allachb'S regelmäßig zu vcrösscnllicho» oder doch auf andere geeignete Weise leicht zugänglich und nutzbar zu macken. Nur ans diese Weise könnte die neue Einrichtung, die allgemein niit Sympathie ausgenommen worden ist, gewinnbringend sein. Bor einiger Zeit brachte da» Wolfs'sche Bureau die Mel diing, daß nach Privatnachrichten die Eorvolte ..Carola' bei den AucklandSinscln geankert habe. Seltsamer Weise jchlte dabei jede Zeitbestimmung. Jetzt ersieht man aus dem „Marine-Ver.-Bl.", daß die „Carola", welche am 23. März von Sikney in See gegangen, am 15. April i» Apia eingetrofsen ist. Ob da» Schis» auf der Rückreise »ach Sikney bei den AucklandSinseln geankert hat. oder ob Da« vorher geschehen ist, darüber fehlt jede Andeutung, klebrigen» ist c» ausfällig, daß. während da» „W- B " eine ganz unbe- timmtc Privcttnachrickt weiter verbreitet, die Ankunft in Apia nicht in derselben Weise kundgegcben ist. Vielleicht bat man in der Admiralität selbst die Empfindung gehabt, daß diese Nach richt dock etwa» zu antiquirt sei. um von hier au» in alle Winde tclcgraphirt zu werken. Dagegen scheint dem wieder holt in der Presse ausgesprochenen Wunsche, daß die Commandantrn unserer Schifte aus den fremden Stationen angewiesen werden möchten, ihre Ankunft in jede» Hasen der Admiralität telegraphisch zn melden, von der Marinc- verwaltung nicht willfahrt zu werden. ES dürfte deshalb nkthig sein, diese Angeleaenbeit imReichSlage zur Sprache zu vriagen. Für die Angehörigen der SckifsSbesatzilngen ist e» von der größten Wichtigkeit, über die glücklichen Rette» von einem Hasen zum anderen möglichst schnell uutcrrichtel zu sein und r» ist kein Grund ersichtlich, warum e» nickt geschehen könnte. Während die Klagen über die Höbe der Gericht» kosten durch die Milderungen der bezüglichen Novelle vom vorigen Jahre erst in höchst beschränktem Umfange binsällig geworden, finden e» die Gerichtsvollzieher in Preuße» sür angemessen, bei der Regierung aus eine Erhöhung ihrer Ein nahmen zu dringen. Man meldet nämlich, daß an de» Justiz- ministcr eine Petition gerichtet worden ist, in welcher der Nachweis versucht wird, daß einzelne svccicll ausgesübrlc ge- ricktSvollzieverische Acte viel zu niedrig renumcrirl seien und besser bezahlt, werden müßten. Außerdem wird da» Rockt zur Abfassung von Klageschriften gegen Entgelt verlangt. Di« erster« der beiden Forderungen kann nicht antcr» al» be fremdlich genannt werden, und auch die zweite dürste nicht viel Wohlwollen in einem Augenblick finden, wo iniierbalb der preußischen Regierung eine, vielleicht übertrieben starke Strömung gegen die Volksanwälte und Winkelkonsulenten sich geltend macht. Bei diesem Anlaß mag übrigen» die Erinne rung am Platze sein, daß im nächsten Jahre der Termin für di« gewissermaßen probeweise Geltung des Gerichlskosten- gesetze» abkäust und daß alsdann die Frage einer wciter- gehendrn Revision nicht wird umgangen werken kennen. Die konservative Wahlbewegung in Preußen nimmt einen sehr bezeichnenden Anfang. Die Cvnscrva- tiven de» Rheinland«», welche aus ten 16. August einen Parteitag in Barmen in Aussicht genommen haben. ver öffentlichen ibr Programm, in welchem sie aus dem Bete» ke» positiven Chnstciilhum» zur Pstegc rcligiöS-siltlichc» Volks lebens zu wirken und — gegen wen? — sür die ungeschmä lerte Erhaltung der versassung-mäßigen Rechte de» preußischen Köiiiglhuni» cmzulretcn versprechen. Die rheinischen Conser- vativen haben bisher den Ultramontancn ziemlich sprökc gegenüber gestanden. Aus der beabsichtigten Versammlung wird sich zu zeigen haben, wa» unter den allgemeinen Wen- 76. Jahrgang. düngen de» Programm» zu versieben ist. Daß aber da» positive Christclitbum so besonder» betont an die Spitze ge stellt wird, giobt jedenfalls zu denken. In der Tbat bestätigt Alle», daß e» sich um die Frage bandelt, ob mau demnächst ganz in da» Zeichen der consorvativ klerikalen Verbrüderung einlrelrn wird. Die Folgerungen sür die Liberalen liegen aus tor Hand. Auch sie werke», wie kie „Nordd. Allg. Zlg." von ton rheinischen Conscrvativcn riibmt, „vorwärts streben müssen zum Wöhle de» Vaterlandes, nichl rückwärts schauen nach vergangenen Zeiten". I» Elberfeld wurde, wie die „E. Z." meldet, in einer am DoniierSlag stallgebabtcn Versamniliing der Fort schrittspartei von Barmen Etbcrsetd »nt Zwcibritlel- Majoritäl ein Comproniiß mit den Nation alt ibera len bezüglich der LandtagSwahl beschlossen, ferner mit allen gegen 6 Stimmen der bisherige nationattiberale Abgeordnete. Han- tclSkainmer-Präsikeiit Strückor in Elberfeld, und da» Vor standsmitglied deS fortschrittlichen Wahlvercin», Landrichter Westerburg in Barmen, al- Candidalcn ausgestellt. Die »ationallibcrale Wahlversammlung stcbl am nächsten Mitt woch bevor und die Bestätigung deS CompromisscS seiten» der» clbon gilt sür unzweifelbast. Tie liberale Versammlung kn Neumünster hat die schleöwig-holsteinischen Conservativcn nickt ruhen lassen, sie haben jetzt ihre Parteigenossen nach derselben Stadt «»geladen, »in üver die Wahlvorbereitungen zu beralbcir. In' der Presse ist schon mcbrsach von der oetresscnden Ein ladung die Rede gewesen, aber unseres Wissens ist noch nicht aus die cigentbüiiilich« Form hingcwicsen, unter welcher die Unterschriften erscheinen. Der SchleSwig-Hotsteiner wird nun einmal mißtrauisch, wenn Grafen und Herren sich um seine Gunst bewerben, und der bekannte conservative Reichstag»- abgcordncte Graf Holstein erscheint daher neben einem gut bürgerlichen oder bäuerlichen „H. Gvttsch-ProSdors" nur al» ,.C. Gr. Holstein - Ncverstors". Kann da» „Gr." hier auch noch al» „Gras" gedeutet werden, so verschwindet e» doch bei den übrigen gräflichen Unterzeichnern de« Ausrns» voll ständig. Nach Herrn „Möller-Leezen" folgen unmittelbar zwei simple Namen . E. Rantzau-Rastorff" und „K. Reventlau- Preetz", nnd wer e» nicht weiß, ahnt e« gewiß nicht, daß hier der Landtag-marschast Gras Rantzau (derselbe» bei dem der Minister der Innern, Herr v. Puttkamer, aus seiner neulichcn Reise durch di« Nordmarken zu Besuche war) und der Klostcrprobst Rcvcntlau versteckt sind. Man fast, zn anderen Zeiten seien die Herren gar nicht so schnell dereit. aus Atelsprädicat« »ivd Adelsvorrechte zu verzichten, aber vor den Wablen verschmähen sie anch dieses Mittel nicht, um sich nnd die Sacke, der sie zu dienen vorgeben, bei dem sogen, „kleinen Mann" populär zn machen. Glücklicherweise geben sich die Schleswig-Holsteiner so billigen Kaufe« nicht gefangen. Trotz der Mmistcrreise rechnen die Liberalen sicher darauf, daß sie auch die bisher conservative» Wahl kreise noch erobern. . . . In welcher ungehörigen Weise von ofsicivser Seite gegen die Berliner Stadtverwaltung und di« von ihr au»- gegaiigciicn Unternehmungen gehetzt wird, geht auS der nach- fotgcnken kleinen Notiz bcrvor, die sich m einer Berliner Correspondenz ossiciösen Ursprung« in einer Reihe von aus wärtigen Blättern (Sckwäb. Merk. u. s. w.) sinket: „ES hat stch bei dem furchtbaren Regenwctter der letzten Tage gezeigt, daß die Berliner Canalisation auch insofern ungenügend ge nannt werben muß, al» die Leitungen bei einigermaßen großem Wassorzudrange derselben nickt zu bewältigen vermögen. Ganze Gegenden, große öffentliche Plätze u. s. w. stanven stittidenlang förmlich unter Wasser, Keller und Souterrain» füllten sich mit Wasser." Nun ist die Wahrheit, baß eine solche Plage, wie sie hier geschildert wird, allerdings eingetretcn ist. aber i» einem Stadttheil, der noch nickt ccinälisirt ist, in der besonder» ungünstig gelegenen Gegend vor dem Sckönhauser Tbore. Die Bcivobner, also die Geschädigten, baden auch nicht» Eiligere» zu tbun gehabt, al» eine Deputation an den Oberbürgermeister zu senden, welche »in schleunige Ausführung der Canalisation bat, damit derartigem Nebel für die Zukunft gesteuert werde. ES ist denn auch eine auS Mitgliedern der städtischen Verwaltung und Technikern bestehende Special- Comniisston niedergesotzt worbe», welche stch init der Frage beschäftigen soll, ob nicht unabhängig von dem längst fest gesetzte» Plan« für die allmälige Canalisation der ganzen Stadt sofort mit der Ca»alisir»»g der Schönhauser Vorstadt vorgegangen werden könne. Wo die Canalisation bereits dlirckgesührt ist, da bat sie sich auch bei den unermeßlichen Rogeiisluthen glänzend bewährt. DaS Hauptopser de« kürzlich in Triest stattgesniidenen Bubenstückes ist der Cbesredacleur der „Tricster Zeitung" Dr. A. v. Dorn, ein trefflicher, auch in Deutschland boch- gcscbätzler Mann. Ihm uiisore volle Svinpatkie! Dr. v. Dorn stand in deutscher Gesinnung aus dem Vorposten, wenn cr auch in der unklaren und gefährdeten Position, weiche das T entschlkliin in Triest eiiiniinint, mit Vorsicht und großer Rückhaltuiig opxrirle. Ein einschneidendes Vergeben tag nickt in seiner Art; wenn jetzt berichtet wird, daß schon mehrere Pclardrn-Altentate gegen itzn verübt wurden, so bat seine Persönlichkeit an sich »nd sein Anstroten keinen Anlaß geboten; c» ist der Netacleur eine» deutschen Blatte» in Triest, den der mörderische Haß verfolgt hal. Ob der Morkgeselle in inncrer oder äußerer V rb:»du»g mit der Jrrcdcnta stand, darüber sind sickere Anzcichen nicht vorbande». DaS ganze Verhalten der italienischen Partei i» Trieü indessen, die Art, wie sie die Aiicsteliuiig zum Ziel punkt ihrer Demonstrationen nahm, ist im höchsten Grad« tadclnSwerlb. Vo» diesen Demonstrationen bi» z»m Ver brechen ist ein gewaltiger Schritt; aber Diejenigen, welchen» die nationalen Leidciischaste» appellirten, mußten sich bewußt sein, welche Elemcute sie wacbrioscn. Die italienische Jrredent» bat in der letzten Heit wieder viel von sich reden gemacht; bei den G-rribaldiseiern und in Genua bei der Enlhüllung de» MazzinitenkmalS hat sie ibre Rolle gespielt. Sie setzt sich an» rcvolutivnairen, sorialistiscbei, und republikanischen Elementen zusammen und ist der italienische» Regierung ini Ganze» kaum weniger nnbegiicm al» dem Auslandr. fa in manchen Richtungen noch mcbr. Die Regierung Italiens sür da» Bcsteken der Jrredenta verantwortlich zu macken, hieße sich an die falsche Adresse wenden. Aber obne die öffentliche oder beiinliche Zustimmung eine» großen Tbeil» der Nation wäre eine so völkerrechtswidrige Erscheinung nickt möglich. — lieber da» Befinden des Dr. Dorn meldet eine Depesche vom Freitag:
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite