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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-07
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1882
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- Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ar-altio» und Lrvtdition Iohannrszasje 33. Lyrrchlinndrii Lrr Urdartioiu Vormittags 16—12 Uhr. Nachmittag» h—6 Uhr. gür tu Nitckgad« ,m„»ii>ntlkr vianuicttvi« mach» ftch tik lietac»«» „utl «erbmdlich. ttpMtrTagclilM AnuaH«, »er für »ie «ü»fts«l,e,»e -tttuimer bestimmten Inserate an Wockenia««» bi« 3 Uvr Rachmittan«, an Lanu- »nb-esttair» sr»tzbi«'/,SU,r^ 2n -kii ^ilialr» für Ins.-Iinnahme: Ltt« Klemm. Univeriitätsfirabe 31. Laut» Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur »i» '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage 17,»««. Abonnrmrnlsvrelü vierteil. 4'/, Klk., incl. Bringerlvkn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebübren iür Extrabeilage, ohne Postbelvrvernng 39 Mk. Mit Poilvewrücruiig 43 Mk. Inserate 6qeivalkene Petitzeile 20 Pf. Erobere Schriiicn laut unterem PreiS- verzelchniß. Tabellarischer Sax, nacn höherem Tarif. tleciamen nnter de» lledartionsjirich die Svaltzcile 50 Pf. Imerate sind neiS an die tz-xpeSilio» zu senden. — Rabatt n»rd nmn gegeoen. Zahlung praeuumoimmix oder durch Post. uacnnahme. ^ris. Montag den 7. August 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Wegen RegulirungS- und Umpflasterungsarbeiten auf dem Roßplaye wird die Einmündung der UlrtchSgaffe and Lternwartenstraßr in den Roßplatz vom Montage den 7. d. Mon. an für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, 4. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. ClchoriuS. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 7. August 1882. England beharrt der Porte gegenüber auf seinen Forderungen. ES verweigert den türkisch» Expedition«, truppen die Landung in Egypten, so lange der Sultan nicht die Proclamation gegen Arabi Pascha erlasten und in den Abschluß einer Militairconvention gewilligt, der zufolge die türkischen Truppen dem englischen Oberbefehls haber unterstellt werden. Natürlich weigert sich der Sultan, diese demüthigenden Bedingungen einzugehen. In Folge Testen mußte die Conferenz ihre Sitzungen Verlagen; die Pforte will eben Zeit gewinnen, und wer wollte cS ihr verdenken, aus diese Weise einen AuSweg aus diesem Dilemma zu finden. — Osficiö« wird zur Lage aus Berlin geschrieben: Das neueste Borgehen Englands in Cghvtea hat in hiesigen politischen Kreisen doch sehr befremdlich berührt. Man hält hier nach wie vor das europäische Jmeresse als Grundlage aller Ver einbarungen der Conferenz scsi und wird von diesem Gesicht-puncte au» unter keinen Umständen zuqebcn, daß die türkische Intervention zum Zwecke der Ausrcchterhaltung der Souverünetät des Sultan« in Egypten den englischen Unternehmungen untergeordnet werde. Ties ist auch die ausgesprochene Ansicht Rußlands und man glaubt hier deshalb, daß eS zu einer Lerstäadigung zwischen England und der Türkei kommen werde, wodurch, wie man hier annimmt, allein ein Aufstand de« Moha- medanismuS gegen das Lhristenthum vermieden werden kann. Den Schutz de« Suezennal« als eine europäifche Angelegenheit zu betreiben, ist denn auch als Ausfluß dieser «nstcht zu erachten. Der Vorschlag» einzelnen europäischen Mächten diesen Schutz direct anzuvcrtraneu und die übrigen Mächte durch Lommissare daran theilnehmeu zu lasten, ist daher von hier aus lebhaft befürwortet worden. Der Wunsch Spanien-, sich an den Maßregeln zur Sicherung des SuezcanalS zu betheiligea, hat hier und, wie man hört, in Wien eine Zustimmung gesunden, während England sich ihm entschieden abgeneigt und Frankreich schwankend zeigt. Allem Anscheine nach wird schließlich doch Spaniens Wunsch Berücksichtigung finden. Wäh rend die deutsche Regierung in allen bisherigen Phasen der egvp tischen Frage nur das europäische Interesse in den Vordergrund gestellt hat, tritt sie doch überall da, wo specicll deutsche Handels- Interessen in Frage kommen, sehr entschieden und energüch auf. Die Eingaben verichicdener Handelskammern um Wahrnehmung der Rechte deutscher Industrieller und Handelstreibender in Egypten an den Reichskanzler sind von der deutschen Regierung sehr beifällig ausgenommen worden. Sofort bat man Erhebungen anacorbnct und es wird jedenfalls von liier aus Alles geschehen, schweren materiellen Schaden zu heben bczw. auszugleichen. Da« Kanonenboot erster Elaste „Cyklop", welche« nach dem Suezcanal beordert worden ist!» ist bereits da« vierte Kriegsschiff, welches die deutsche Regierung nach Egypten ent- lendet. Es ist ein in Eisen umgebautes altes hölzerne« Kanonenboot, welche- im Jahre 1874 auf der kaiserlichen Werft in Danzig vom Stapel lief. Der „Cyklop" ist nur halb so groß als die Kanonenboote „Möwe" und „Habicht", welche jetzt bei Port Said und Alexandrien stationirt sind; er hat denn auch nur eine Besatzung von 67 Mann. Der Stab des Schiffe- ist folgender: Eommandant Capitainlieu- tenant Kelch. erster Ofstcier Lieutenant Schröder I., Lieute nant- z. S. BrustatiS und v. Bunlen, Assistenzarzt l. El vr. Bornträger, Obern,asckinist Großmann. Zablmeister- aspirant Roß. Der „Cyklop" hat sich in den chinesischen Gewässern und auch in der Nordsee al« ein reckt brauchbares Seeschiff bewährt, eS besitzt zwar keine große Geschwindigkeit (8 Knoten), aber eS hat bei seinem geringen Tiefgang« den Vorzug, sich sehr nahe an der Küst« halten zu können. Es ist sehr gut geeignet, im Suezcanal Sicherheitsdienste zu leisten, ev. deutscheHanbelsschiffekueckzugeleiten. — DieMann- schasten von „Habicht" und „Möwe" werden übrigens im Herbst zur Reserve entlasten werden wüsten, man darf daher annehmen, daß diese Schiffe entweder im nächsten Monat zurückbeordert oder daß die Mannschaften in Port Said abgelöst werden. Der mit einer außerordentlichen Mission beim Sultan betraute und zum Berwalter der russischen Botschaft in Konstantinopel ernannte Herr vonNelidow hat Berlin wieder verlosten, um über Dresden und Wien, ohne unterwegs Aufenthalt zu nehmen, sich direct aus seinen Posten „ach Konstantinopcl zu begeben. Derselbe hat in Berlin mit hervor ragenden diplomatischen Persönlichkeiten vcrbandclt und dürste sich vergewissert haben, wie weil die Gemeinsamkeit der Aus lastung der kritischen Lage der deutschen und der russischen Regierung geht. Der Skandal in Triest hat noch kein Ende gesunden Am Freitag in der Nacht wiederholten sich große Demon strationen. Gegen neun Uhr Abends zog eine riesige Menschen menge, allinälig zu Tausenden anwacksend. über den oberen Eorso nach der Altstadt, sortwäkrend „Hurrah!" ..Lvrira ^nütri»!" ^db«i»»a Irroclent»!" rufend. Bei dem Hetzblatt „Inkipcndenle" wurde die Tbüre auSgeboben und in den Eanal geworfen, und die Fenster eingeschlagen. Aus der „Piazza grande" Vertrieb die Menge aus dem Cas6 Lietke, welche- zumeist von Ital aniisimi besucht wird, alle Gäste und wollte Scklimmerr« beginnen, wa« jedoch die Polizei ver- binderle. Zwei andere Kaffeebäuser erschienen bedroht. Man sperrte die Locale in der Allstakt; sodann wurden einigen Trödlern die Thüren und Fenster zertrümmert. In der Trattoria wurden die Tische und Sessel zerbrochen, der kleinen Synagoge die Tbüre eingedrückt, bei diesen Gewall- thätigkeitcn war rin starker Procentsay gewöhnlichen Pöbels betheiligt, welcher weniger politisch demonstriren, al« einfach ketzen und ttnrub« stisien will. ES wäre daher die höchste Zeit, die Bewegung energisch einzntäiniiien. Die Menge zog nach 10 Ubr Abends zu dem italienischen Eonsulat und wollte dort feindselig demonstriren. wa« indessen die Polizei vcrhin derte. Erst gegen Mitternacht trat Ruhe ein. Berhastun- gen und Haussuchungen wurden forwesetzt. Der Bomben werfer ist noch nicht entdeckt. Die Ausstellung leidet em- Endlich unter diesen Vorgängen. — Der Kaiser richtete au« Ischl an den Statthalter Baron Preli» folgende« Tele gramm: „Ich ersucke Sie um telegraphische Nachricht über da« Befinden der beim Fackclzuge Verwundeten, denen ich Sie bitte, Meine Theilnahme bekannt zu geben." Da« neue französische Ministerium ist noch immer nicht zu Stande gekommen, die Kammer hat sich daher bis Montag vertagt, um Grevy Zeit zu weiterer Ausschau zu zeben. Man hofft in Pari« immer noch, daß Freycinet chließlich doch wieder die Gewalt übernimmt; Gambetta ürchtet Diese« auch. Die ganze Welt ist im höchsten Grade empört über ihn, der Freycinet angreift und in seinen Blättern al« einen Diener von BiSmarck darstellen ließ, und er ist deshalb heute unpopulärer, al« er je war. In den diplomatischen Kreisen macht Gambetta'« Austrelen den widerlichsten Eindruck, und falls, was aber schwerlich der Fall ein wird, er wieder an« Ruder kommen sollte, so kann man ickcrlich darauf rechnen, daß ganz Europa einer französischen Regierung, an deren Spitze er steht, den Rücken kehren wird. da- von diesem gebotene Licht ohne Widerspruch zu benutzen, er hatte vielmehr al» selbstständiger Arbeiter nicht den mindesten Anlaß, um seines Arbeitgeber« willen sich zu einer Handlung herbeizulasten, welche irgendwie rech lö st esährdenv erschien. Deshalb kann auch der Einwand, daß nicht ein größere Sicherheit bietender Platz, als der ewählte, vorhanden war. den Angeklagten nickt entlasten. Venn die Verantwortung für die Wayl de« Platze«, an welchem daS Licht aufzustellen war, an sich den Angeklagten trifft, so kann dieser nickt dadurch seiner Beranlworlung enthoben werde», daß er einen die FeuerSgesahr ans chließenden Platz nicht fand, da dieser Umstand ihn »jemals berechtigen konnte, unbekümmert um die Folgen ohne VeitcrcS einen feuergefährlichen Platz für Aus- tcltung seine« LickteS zu wählen. Benutzte er trotz dem den ungeeigneten Platz, so hat er auch sür die Folgen eine« fahrlässigen Handeln« einzustehen. Der neue Direktor -es königl. sächsischen Hauptstaatsarchivs. X.>Vd. Leipzig. 6. August. Das heutige Tageblatt meldet die Ernennung de« Nachfolger- dcS GehcimralhS von Witzleben in der Direktion de« sächsischen HauptstaatS- arckivs zu Dresden. Der neue Dircclor heißt vr. Hassel, nicht Hestcll, wie auS Dresden berichtet wi>d. Paul Johann Otto Hastet in Berlin ist Geh. Archivrath und Privaldocent der Geschichte an der Friedrich-Wilbetmö- Universttät. Da die Staatsarchive unter der ober» Leitung LeS Präsidiums des Staatöministeriums stehen, so gehörte er >u den unmittelbaren Beamten deS Fürsten von Bismarck. Seine Stelle war am geheimen Staatsarchiv. Vesten Director Geh. Oberregierungsrakh vr. von Sybel ist, der zugleich als Director aller Staatsarchive sunqirt. vr. Hastet war der dritte von den seckS Geheimen Staatsarchivaren und zwar mit dem Titel Archivrath, wie seine beiden älteren ÄmtS- genosten. Hoiqrich BrockhauS hat über ihn in dem schönen Wc,ke. da» er llder die Verlagslbätigkeit seine« Hause« von 1808 bi« 1872 verfaßte, einige biographische Notizen veröffentlicht, da in da« letztgenannte Jahr die Herausgabe eines kriegs» geschichtliche» Werkes von Hastet bei F. Ä. BrockhauS siel. Hiernach ist vr. Hassel ein geborener Berliner und jetzt 44 Jahre alt (geboren 22. Juli 1838). Vor 16 Jahren habilitirte er sich für Geschichte an der Berliner Hochschule, der er bis heute angchörte. Bon seinen früheren Schriften erwähnen wir nur einen Bortrag, den er im Februar 1868 über Friedrich Wilhelm den Großen Kurfürsten kielt und bei Mittler herausgab. Das Krieg-jahr 1870/71 gab ihm vortheilhastcste Gelegen beit, mit eigenen Augen Geschichte mitzucrlcben und dann sogleich niederzuschreibcn. Wir finden ihn in diesem Feldzuge als Berichterstatter dem Hauptquartiere der dritten Armee zugetheill. WaS er in Frankreich erlebte, verarbeitete er nachmals zu einem größeren Werke unter dem Titel „Von der dritten Armee. KriegSgeschichtlicke Skizzen aus dem Feldzuge von 1870/71. Leipzig. BrockhauS. 1872." Diese Arbeit erhielt künstlerischen Sckmuck durch zebn Farbendruckblälter nach Originalauf nahmen eine-Kriegskameraden, de« HauptmannS G ötz Grasen von Seckendorfs vom 1. Garderegimenl zu Fuß. In das Jahr deS Erscheinen« dieser Veröffentlichung fällt auch Hastet'« Ernennung zum Geheimen Staat-archivar und Archivrath. Au« dem Allen läßt sich wohl der Schluß ziehen, daß wir un« zu dem Gewinne dieser anscheinend snschen Kraft vertrauensvoll nur Glück zu wünschen haben. Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Am Morgen des 28. Januar d. I. entstand in dem zwischen zwei Wohnhäusern gelegenen, mit vier steinernen Mauern umschlossenen Eiskeller des Bierbrauer-FrieS in M. dadurch «in Brand, daß der Maurer Keller, welcher damals bebuss Ansüllung des Keller- mit EiS in dessen inneren Räumen als Tagelöhner beschäftigt war und zu seiner Arbeit Licht brauchte, welches der Besitzer des Kellers zu liefern batte, ein ihm übergebenes offenes, in einen, blechernen Leuchter befindliches Talglicht an einem in der Wand befind lichen Haken, etwa einen Fuß von einer Strohwand enlsernt, aufbängte und daß wahrscheinlich durch da- Hcrabfallen eines »och glimmenden Dochtstiickcs aus daS Strod daS zwischen den einzelnen Eisschichten eingelegte Stroh sich ent zündete und so den Brand herbcisührte. Obwohl nun in dem bezcicknelen Kellerraume wegen des in ziemlicher Menge vorhandenen Strohes zur Vermeidung von FeuerSgesahr nur die Benutzung eines geschlossenen Lichte«, d. i. einer Laterne, statthaft gewesen, so hat doch das Landgericht den wegen fahrlässiger Brandstiftung aiigeklagten Maurer Keller sreigesprocken, weil derselbe für Verwendung eines offenen LickteS nicht einzusteben gehabt, da ihm solche« vv« seinem Arbeftsherrn auSgehändigt worden und weil nicht habe sestgestellt werden können, daß ein mehr Sicherheit dielender Platz verbanden gewesen sei. Da« R.-G. hat am 4. Mai d. I. diese Entscheidung als recklSirrtbümlich unter folgender Begründung ausgeboben. Wenn nach Lage der Sache die Benutzung eine« ossenen Lichte« in dem fraglichen Keller überhaupt eine seuer« gefährliche war, so erscheint die objektiv rechlSgesährkende Beschaffenheit der Handlung de« Angeklagten, welcher glcick- wokl ein offene« Licht zu seiner Arbeit benutzte und im Keller ausbängte, schon hierdurch sestgestellt, und kann «S sich nur noch darum handeln, ob der Thäter nach gewöhnlicher Erfahrung diesen Charakter seiner Handlung zu erkennen vermochte, ob er insbesondere den eingetrelenen Erfolg al« eine möglich« Folge dieser Handlung hätte vorau«- sehen können. Die Berufung auf die Lieferung de« Lickte« durch den Arbeitgeber vermag den Angeklagten nickt vrn seiner Veranlworllickkeit z» befreien, denn er stand nickt etwa z»m Besitzer des Keller? in einem derartigen Unter ordnungSvrrbältnisse, daß er gezwungen gewesen wäre, Aus Stadt un- Land. * Leipzig, 6. August. Auf der Rückkebr au« dem See- dade Scbevcningen traf qcstern Abend 11 Ubr 42 Min. der Fürst Heinrich XXII. Rcuß zu Greiz mit Gemahlin und Erbprinzen ans der Magdeburqer Bahn hier ein und reiste beule Vormittag 9 Uhr 10 Min. mittelst der Bairischen Baku weiter nach Greiz. * Leipzig, 6. August. Sowohl im Theater- al« auch im Partcrrefaal dcS Krystallpalastes hatte sich am gestrigen Abende ein so zahlreiches Publicum eingesunken, daß beide'Sälc vollständig beseht waren, und mit großem Beifall wurden die aus Anlaß dcS GcburlstageS Ihrer Majestät der Königin getroffenen Veranstaltungen ausgenommen. DaS Programm der Concerte, welche von der Hauscapclle unter Sill's Leilung und im Partcrrefaal von der Capelle dcS l34. Insanterie-NegimenlS ausgesührt wurden, bot eine reiche Fülle »»isikalischcr Genüsse; selbstverständlich waren meist patriotische Nummern vertreten. UebrigenS trafen schon am gestrigen Abend viele Fremde zu dem Internationalen Productenmarkt hier ein und ihre Zahl vermehrte sich iin Lause de- heutige» Tage« mit jedem neuen hier ankom- »leiiden Eisenbahnzuge. Die Direction deS KrystallpalasteS, in btstcn Räumen der Productenmarkt abgchalten wird, hat umsasiende Vorkehrungen getroffen, um den Fremden eine angenehme Unterhaltung zu berci'e». — Heute Montag gebt an unserem Stadttheater zum ersten Mate Ernst von Wildenbruch'« „Harold" in Scene, ein Drama, welche- bekanntlich in voriger Saison am Berliner Schauspielhause einen ganz eiiiiiiknten, ja sür ein ernstes Drama geradezu einzig dastehenden Erfolg gehabt, nachdem vorher de»clben Verfasser« Karolinger am dortigen Victoriatbcatcr mächtig durchgeschlagen Hallen. Bereit- zu der gestrigen Generalprobe war Ernst von Wildciibruck persönlich erschienen, wie er auch der heutigen Vorstellung anwobncn wird. Tie Titelrolle spielt Herr Baxmann. als Wilhelm der Eroberer tritt Herr Iügelt zu», ersten Male vor da- Leipziger Publicum. * Leipzig. 6. August. Daß die vom Ad. Scbmidt'- cken Reisebureau veranstalteten Extrazüge nach Dresden und der Sächsischen Schweiz eine ganz besondere An ziehungskraft aus da- Publicum ausüben, dafür lieferte die am heutigen Sonntag stattgesuiidene Extrasahrl einen er neuten Beweis. Die Zahl der Reiselustigen belief sich aus etwa 1500 Personen, zu deren Beförderung sich die Indienst- 'lellung zweier Züge nolhwendig machte; dagegen batte der von der königl Eisenbahn-Direction zu Magdeburg von bier aus erpedirte Exlrazng nach Thale nur eine geringe Be- theiligung auszuweiscn. H Leipzig. 6. August. Nach einer dreiwöchentlichen Hebung in Neu-Wicd bei Eoblenz trafen gestern Abend l l Uhr 42 Minuten 6 Osstcicre »nd 180 Mannschaften de« säch sischen Pionierbataillons mittelst der Magdeburger Bahn wieder hier ein und fuhren Nacht« '/.t Uhr mit Ertra- zug der Dresdner Bahn weiter nach Dresden. — In ver gangener Nackt fand man im Johannisthal einen 46 Jahre alten Schuhmachergesellen aus Neusellerhausen an einem Gartenstackct erhängt vor. Der Leichnam wurde nach der Anatomie gebracht. — In einem Grundstücke der Blücherstraße stürzte sich heute Morgen in der achten Stunden ein 30 Jahre alter Kaufmann auS Gran- see auS einer Wohnung in dritter Etage, wo er sich kürzlich erst eingemielhet hatte, zum nicht geringen Schrecken der dortigen Straßcnpastanten aus das Straß enpslaster herab. Der Unglückliche, den zerrüttete Berinögensvcrhällnisse zu dem unseligen Entschluß getrieben haben möge», fand seinen augenblicklichen Tod. — Der gestrige Abendscknellzug der Bairischen Bahn traf um 43 Min. und der letzte Äbend- personenzug um 35 Min. Verspäligung hier ein. In beiden Fällen war verspäteter Anschluß in Hos von München auS die Ursache. — Der Riesel'sche Extrazug „Berlin, München" traf gestern Abend >1 Ubr mittelst der Vcr bindungSbabn von Berlin mit 250 Personen hier ein und ging ',.11 Ubr. nachdem sich 120 Personen dem Zuge von hier noch angcscblosten, auf der Bairischen Bahn weiter. —sr. Seehausen, 6. August. Gestern Nachmittag brannten hier die Scheunen zweier Güter nieder. Da bei gingen Heu und Roggen zu Grunde. Der starke Wind batte sehr rasch weithin gesehene Flammen angesacht. Die Enlstehungsursache ist noch nicht fe>tgestcllt. ,5 Lausigk, 5. August. Vor etwa Monatsfrist wurde dem kiesigen königlichen Amtsgericht angezeigt, daß im Hause de« Bäckermeisters H. in Niedersrankenhain ein Einbrucksdiebstaht verübt, dem Bestohlenen 600 baare« Geld entwendet, ferner da« Gebäude in Brand gesteckt worden sei und H. selbst von dem Diebe einen Schlag vor de» Kops erhalten babe re. Die ganze Anzeige batte schon damals da- Gepräge des Unwahrscheinlichen und zur Folge daß H. verhaftet wurde. Der entstandene Verdacht, daß H auS irgend welchen, Grunde die Erzählung ersunden habe und selbst der Urheber der Verbrechen sei, hat sich jetzt bestätigt; er soll nach glaubhafter Versicherung bereit« ein Geständniß abgelegt haben. s Osch atz, 5. August. Am gestrigen Tage bat sich bier ein beklagenSwertber Unfall zugetragen, indem beim Hebung» schießen der hiesigen Garnison mit den, Revolver ein Unter oftieicr den anderen in die reckte Brust geschossen, glücklicher Weise aber nickt lebensgefährlich verletzt bat. — Ebcnsall' gestern wurde der Sleuibrccher Gietzelt i» einem Stein brücke zu Rosenthal von einem mehrere Eentncr schweren Stein, welcher sich loslöste, erschlagen. — Bezüglich der Herrn Ubrensabrikant Gros; mann in Glashütte angetragcnen Eandidalur für den La»dlagowabl- krei- Dippoldiswalde:c. bat der Genannte jetzt eine längere Erklärung erlasten, in welcher er sich iin Allgemeinen mit dem entwickellen Grundsätze, daß der Wahlkreis durch eine i» dem- elbcn lebende und wirkende Kraft vertreten werken solle, durch aus einverstanden erklärt, sür seine Person jedoch aus Geichäils- und Fainilicii-Rücksichten die Nothivendigkeit der Ablehnung betont. Herr Großiiiaii» empfiehlt hieraus sür kie Vertretung deS gedachten Kreises im Standesaalc Herrn Obersactor und Rechtsanwalt Rüger, welcher die Eigcnlbiiiiilichleikcn und Bedürfnisse deS Bezirks auS eigener fortwährender Anschauung auf daS Eingehendste kenne und daher genau wisse, was nolh tbue zur B stcrung der Verhältnisse. „Ich weiß es auS meiner, in der Kammer wiederholt geiilachle» Erfahrung" — so beißt eS dann weiter in der berührten Erklärung — „daß da« Perständniß für die Lage und kie Bekiirsnisse der kleinen Stätte in unseren parlamentarischen Körperschaften ganz abhanden kommt. AuS diesem Grunde, welcher sür unseren ganzen Wahlbezirk gilt, und abgesehen von jedem wlitischen Gesichtspunkte, bade ich es damals als einen chweren Febler angesehen, daß ein auS den kleinsten Städten zusammengesetzter Wahlkreis sich einen Vertreter wählte, der dem Bezirke fremd ist und der sich nur in den allergrößten städtischen Verhältnissen zu bewegen hat." -s- Dresden, 5. August. Wie dessen hohe Protcctorin, Ihre Majestät die Königin bestimmt bat. wird der Al dertS- verein auch in diesem Jahre sein so beliebtes Sommer fest im königlichen Großen Garten abhalten und zwar ist als Tag deS Feste« Sonntag der 17. September auserschen worden. Da zu dieser Zeit Ihre Majestäten der Kaiser Vithelm und die Kaiserin Augusta noch in Dresden anwesend ein werden, so steht zu erwarten, daß die hoben Gäste unsere- Königshauses das Albertvscst mit ihrer Gegenwart beehren. -s- Dresden, 5. August. Nach einer Bekanntmachung der kaiserlichen Obcr-Postdirection zu Dresden hat sich bei dem Postamt« in Pirna am 22. Juni ei» Betrüger Namens Robert Go he mittelst telegraphischer Postanweisung 90 widerrechtlich anzueignen gewußt. Vermulhtich dieselbe Per- önlickkeit hat hieraus am 3. Juli unter dem Namen Otto Eichhorn bei dem Postamte in Weesenstein einen ähnlichen Betrug erfolglos versucht. Al« der Thal verdächtig erscheint der Niusikcr Friedrich Oskar Haupt auö Hatöbrücke bei Freiberg, gegen welche» unterm 7. Juli von der hiesigen StaatScuiwaltschaft ein Steckbrief erlassen worden ist. Ans die Erlangung dcS Betrügers ist eine Belohnung von 100 .L gesetzt. vermischtes. * Hannover, 8. August. In Hannover hat die Cen- tralleitung der nationalliberalcn Partei beschlosten, zur größer,: Verbreitung und Vertretung der Partei-Interessen ein billiges Wochenblatt erscheinen zu lasten. Dasselbe wird bereits am 15. August berauSgegebcn und siir den billigen Preis von 50 -s sür das Quartal geliesert. Die Central- tcitung wurde bekanntlich auf der Juni Versammlung neu vrganisirl und verstärkt, um eine größere Tbatigkeil entwickeln zu können. Die Gründung des billigen Wochenblatts kann als eine sehr glückliche Maßnahme bezeichnet werden. — Der bisher verschmähte Hauptgewinn der Hannoversche» Pscrdclotteric, von welchem kürzlich in den Zeitungen be richtet wurde, ist nun doch noch abgefordert worden. Ter Gewinner ist ein Oberau,tinan», welcher in der letzten Zeit sich aus sein Gut in der Nabe Nordbausciiü zurückgezogen batte und erst durch die Zeitungen Kciintiiiß von seinem Gewinn erhielt, sodann aber auch dcnsclbcn sojort cinfvrbcrte, nm ihn nicht verfallen zu lasten. — Johann iSbad, 5. August. Heute ist der erste Tag, an welchem wir andauernben Regen baden. Gestern und heute Sckncefatl aus dem Hochgebirge. Durch Sturm ist die telegraphische Verbindung mit der Schneckoppe sowohl aus der österreichischen als auch ans der preußischen Seile gestört. Hier herrscht mäßiger Wen- wind. Heute, Morgens 7 Ubr, hatten wir 6 Grad C-, Mittag- 9 Grad, Barometerstand -- 74.5. Ter Badebesucb ist bislang befriedigend. Ter Wagenverkebr vv» Marschcn- dors »ach Groß-Aura wird wahrscheinlich wieder am 8. möglich werken. An der Herstellung der Straße im Klei» Aupaer Thale arbeiten 250 Mann technischer Truppe». lOO Mann Infanterie wurde» zuin Straßenbau vo» Ober- Altstadt nack Ober-Höhenelbe und Spindeln,üble abcommandirl. Unser prachtvoller Feldsrüchtenanv geht durch das lange Unwetter vollständig zu Grunde. — Ein unschuldiger Verbrecher. Mit welchem Eifer die Nachforschungen nach dein Mörder der Wilnv' Gottfried in Berlin qcsübrt werke», davon giebl folgender interessante Vorfall e!»cn Beweis: Der Crimiualpolizei war binterbrachl worden, daß ein in der Verbrecherwelt unter dem Beinamen „Schuster-Ernst" belannter Mensch seit Tie» tag srüb, dem Tage nach drin Naubmorkversuch. seine Klei düng, ein Helles, rehfarbenes Iaquct, gewechselt batte. Dieser verdächtige Umstand veranlaßle zu weiteren Nachforschungen, welche zu der Feststellung führte», daß der Conditor und Schuhmacher Ernst Tbiele der Träger des Spitznamens „Schuster-Ernst" sei unv daß Tbiele seit langer Zeit leine feste ArbeitSstcllung babe. Obwohl er keine Wob»»»g balle, so gelang es dock bald, ibn zu ermitteln. Tbiele Halle bereits vorher erfahren, daß die Eriininalpolizci nach >b»i forsche, aber er suchte sich nickt zu verbergen, da er tbat sächlich nicht der gewünschte Raubmörder war. Er nabm teinzusolge sein Helles Iaquct, welches er bi« Montag ge tragen bat. unter den Arm und meldete sich gestern freiwillig bei der Criniinalpolizei. Obgleich die Kleidung unk die Per sonalbeschreibung des Verdächtige» mit der dcS Tbiele genau übereinstimmte, so stellte sich dock bcranS. daß Tbiele un schuldig sei und zur Zeit der Tbat an einem „Bäcker-Com- mer»" (Glücksspiel, welches vorwiegend von Bäckergesellen gespielt wirk) theilgenommrn und 30 .-k gewonnen batte. Für diese Summe batte sich Tbiele am folgenden Tage ne» eingeklcidet. „Schuster-Ernst" wurde denn auch von dein untersuchenden Criminalcommistar bald wieder entlaste». Ader der polizeiliche Tclegrapkcnkrakt batte unter zahlreichen Polizeibeamte» den gegrn Tbiele angeregte» Verdacht ver- brrilet. Ais nn» Tbiele vom Criminaleommifi.'!' ik keninieod den Miiblenkamui ciillang ging, traten an >!» zwei Enwinal»
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