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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-08
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr-artion nnd Lkvr-ition JohaaueSgaffe 33. Sprkliilinndrn der tlkdactisn: Vormittag» 10—12 Uhr. NachniniagS 5—6 Udr. yiir tik Iillligabr kcn«-I-nt«kr vi-uutcnrl» »acht stch t>e iicc.aclcou nu»t »erdikdllch. Annahme »er für die nSchfts«1,endr -tniumrr Le,timu,«en Juserare an Wochentage» bis L Uhr Nachmittag«, a« rann- »ud Seittagen früh dt» '/,v lltzr. 3n -rn /Male» siir Ins.-^nnahme. Ott» Klemm, UniverNtätSstraße 21, LouiS Lösche, Katharinenstrohe 18, p. mir di« Uhr. tlWM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 17,Sv«. Avonnrmnitsvrns Viertels. 4'/, Klk., incl. Brinqcrlobn ö Mk., durch die Pest bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 23 Ps. Dclegcrcmvlar 10 Pf. Gebühren iür Ertradeilagen olilie Posibeiörderung ;>0 Mk. luit LosrbcivrSerung 48 Mk. Inserate 6qespnltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unsere»! PrciS- vcrzciltinib. Tabellarischer Sau nach höherem Tarif. Keilainen unter den llrdactionsürich die Svaltzeile 50 Pf. Jmerate sind stets an die herpedtlion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeoen. »Zahlung praeuumorünäo oder durch Post- nactmahine. ^-22«. Amtlicher Tkieil. I lleliinmlmlichuiig. Im Intcrcffe der öffentlichen Ordnung und Sicherheit sehen wir uns veranlaßt. jedes unbefugte Nichtige« im Areieu, in Waldungen, Stroh- und Getreidefeimen, umfriedigten Räumen «nd unbewohnten Baulichkeiten unter Androhung von Haft, strafe bis zur Dauer von vierzehn Tagen für jeden ItebertretungSfall hiermit zu verbieten. Leipzig, am 5. August I8S2. DaS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I. B. t Iunck. Pol-Rath. Dienstag den 8. August 1882. Bekanntmachung. Bekanntmachung. Wegen RcguI'irunqS- und Umpflasterungsarbeiten auf dem ! Roßplatze wird die Einmündung der UlrichSgaffe «nd Sternwartenstraße in den Roßpiatz vom Montage de» 7. d. Mo», an für allen Fährverkehr gesperrt Leipzig. 4. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Eict,o I)r. Georgi. EichoriuS. Bekanntmachung. Wegen SchleußenbaueS wird die Dre-dner Straß« I zwischen der Salomonstraßc und Langen Straße aus diel Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, den 5. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. vr. Wangemann. Biebüakls - Bekanntmachung. Gestohlen wurden allbier erstatteter Anzeige zufolge: I) Liu neusilbcrncr Klemmer und ein silberner Kaffeelöffel, gez. au« einer Wohnung bez. Küche In Nr. S drr Bauhosstrabe, im 1.' Lause der letztvergangenen 3 Wochen; 2) ein Paar braune Leberschuhe. ein Paar Stiefeletten von grauem Drell, mit braunem Lederbesatz, ein Paar TricatS, ein Leibgürtel mit blauem Perlcnbcsatz und den eingestickten Buch, stade» 6. 8., ein schwarzseidcnes Halstuch mit einer silbernen Schnalle und eine Büchse von Bnch-baumholz mit Glasdeckel, aus einem Garderobelocal tm Neuen Stadttheater» im Lause des vor. MonatS; 3) eine größere Quantität Leim, ungefähr 150 Kilo, in grau leinenen Säcken verpackt, aus einem NicderlagSraume in Nr. 5 der Packliofstraße, während der letztvergangenen acht Wochen. 4) zwei und ein halb Dutzend weißieinene yrrrrnkrage», sechs Paar Manschetten, ein Paar kalblederne Halbstiefrln und ein Paar Stiefeletten, aus einer Wohnung in Nr. 2 der Turuerstraßc, von Anfang April bis Ende vor. MtS. 5) rin goldener Ring mit einem Amethyst und zwei Perlen, an- einer Wohnung in Nr. 13 der Wiesenstraße, am 20. vor. MtS. 6) ein hölzerner Schlnffelkastrn, schwarzlackirt, enthaltend sechs Schlüssel auS einer Niederlage in Nr. 35 der ReichSstraße, am 31. vor. MtS.; 7) ei» Srauenjaquet von grauem rothmelirten Stoff, mit zwei Reihen Hornknöpscn, — in den Taschen befand sich ein braunleder neS Portemonnaie mit gelbem Bügel und einem Inhalte von ca. S ./!, in div. Münzen, ferner ein Paar graue Zwtrnhaiibschuhk und drei Schlüssel, — aus dem Tanzsaal in der Tonhalle, an drniselben Tage Abend-; 8) ein lbrauner Regenschirm, eine Srauensackc von blauem Kattun, mit weißen Spitzen besetzt, und eine blaugedruckte leinene Schürze, ans einer Wohnung in Nr. 33 der UlrichSgassc, m der Zeit vom 30. vor. bis 1. dss. MtS.; 9) ein Sack, enthaltend eine Partie Lumpen, etwa 60 Kilo an Gewicht, welcher vor dem Hause Nr. 4 der Glockenstraße gelegen hat, am 1. dss. Mts. Vormittags; 10) eine silberne vylinvcruhr, lm Innern des Gehäuse» die Worte „Ou^ar IViater, 31. Auj-. 1881" eingravirt, nebst starker Talmikette, aus einer Schlaskammer in Nr. 18 der Katharinenstrabe, am 2. dss. Mts. Nachmittags; 11) ein Regenmantel von graubraunem wollenen Stoff, mit kurzem Kragen, grauen Hornknöpfen, Patten ohne Taschen und mü zwei grauen Quasten versehen, auS dem Dorsaal einer Wohnung in Nr. 9 der Sidonicnstraße, vom 2. bis 3. dss. MtS.; 12) ein Arauenrock von buntgeblümtem Kattun mit einer Falbel, — in den Taschen befand sich ein schwarzledernes Porte monnaie mit weißem Bügel, enthaltend S ^l 20 ^ in diverser Münze, ferner ein weißlemeneS Taschentuch, gez. L. Ll„ und ein- desgleichen roth und weiß carrirt —. aus einer Schlaskammer in Nr. 11 der Münzgasse, am 3. dss. MtS. Nachmittag-; 13) ein schwarzer graumclirter Lommerüberzieher mit einer Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie, Seitentaschen und schwarzem Futter, auS dem Rcstaurationslocal in Nr. 40 am Neumarkt, am 4. dss. MtS. Abends; 14) ein schwarzer halbseidener Regenschirm, mit braunem Stab, gclbcm Hakengriff und Stahlkcttchen. aus demselben Locale zur gleichen Zeit; 15) ein kleine- braunlcderncS Portemonnaie, enthaltend ca. 25 /il, in einer Doppelkroue, drei Mark-, drei Fünszigpfennigstücken und kleiner Münze, mittelst TaschenSirbstahlS in der Katharinenstraße, am 5. dsS. MtS. Mittags; 16) ein goldener Ring mit weißem Stein, gez. 8. 8., ei« Kranrnkleid von dunkelblauem wollenen Stoff mit Ueberwurf, ein wcißwollener Nnterrock, einer desgleichen von grauem Filzstoff, ein Tuch von schwarzem Kaschmir mit Fransen, eine buntfarbige Schürze mit weißer Spitze besetzt, eine weiß- und blauseidene Schleife und eine Tchrerc, aus einer Wohnung in Nr. 15 der Gustav Adolfstraße, vom 24. bis 26. vor. Mts.; 17) ein blauer baumwollener Herren-Sonnenschir«, mit oliven farbigem Stock mit Haken, aus der Hausflur in Nr. 9 der Schul- straße, am 5. dss. MtS. Nachmittag»: 18) eine Reldsnmme von LO .»4, in zwei Doppelkronen und einer Krone, au« einer Wohnung in Nr. 11 drr Hohen Straße, im Lause der letztvergangenen 14 Tage; 19) eine Partie «nrken, Kohlrabi und Krauttzinpter. au» einer Gartenabtheilung am Scheibenpark, am 5. d. Mts. Nacht«; 20) rin« Partie alte Läckr, etwa 30 Stück, zum Theil X. X. gez., auS einer Gartenabthcilung im großen JohanoeSgarten. iu der Nacht vom 5. zum 6. d. Ml-. ; 21) Zmiiis Stück lebende Hühner, 3 alte nnd 9 junge, größten theilt mit scheckigem Gefieder. auS einem Stalle im Grundstück Gustav Adolfstraße Nr. 15. am 1. ds». Mt«. Abend« aach 10 Uhr. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Ihäter find «agcjäumt bei uusrrer Lruwaal- Abtheilung zar Anzeige zu bringen. Leipzig, am 7. «ugust 1882. Las Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I. B.: Iunck, Pol-Rath. Hohlfeld In unserer Verwahrung befinden sich die »achverzeichneten Gegen- ^ stände, welche nach Angabe de» Diebes, in dessen Behausung sic gesunden Warden, innerhalb der Zeit von Weihnachten 1880 bi» Ende Februar 1883 von stehenden bez. fahrenden Wagen entwendet worden sind. 1) 6 Kinderhemden — neu —» 2) 2 Packele Zwirn» 2 Kästchen «it Wolle, 1 Srotz Stahlfedern, 3) 1 Wintrrüberzieher von blauem flockcnartigen Stoff, 4) 1 bunte Tamasttaseldecke. Da die Eigenthümcr dieser Gegenstände bisher nicht haben ermittelt werden können, so fordern wir dieselben hiermit aus, sich unverzüglich bei unserer Criminal-Abtheilung zu melden. Leipzig, den 1. August 1882. Das Polizri-Amt der Stadt Leipzig. I. V. Iunck, Pol.-Rath. vr. D. Nichtamtlicher Theil. Die egyptischc Ärmer. (Schluß.) Um ein völlig getreues Bild von der egvptiscben Armee zu gewinnen, muß man unterscheiden: 1. zwischen besitzenden FeÜahs, 2. Nichts besitzenden FcllcihS, 3. Negern. Jene Fellahs, die ein Eigenthum auszuweiscn haben, sind nur von dem einen Gedanken möglichst rascher Heimkehr be herrscht. Seil dem 1. Februar 1880 versprechen ihnen Arabi und seine College» den Abschied und seit dieser Zeit nehme» die Desertionen ganz unglaublich zu. Die meisten der unter Massen stehende» Soldaten, die irgend einen Besitz in den Dörfern deS NilthalcS habe», sind seit 188t nicht etwa einmal, sondern mehrere Male descrtirt. Mit Gewalt und in Ketten znriickgebracht, descrtircn sie abermals, weit nian es nicht wagt, sie zu bestrafe». Man hört sie laut sagen, daß sie es waren, die Arabi und dessen Consorten zu Dem gemacht hätten, was sie jetzt sind, und daß diese ohne sie heute Nichts wären u. s. f. Arabi und feine Genossen belasten sie in diesem Glauben, um sich ihre Anhänglichkeit zu erhalten. Seit mehr alS einem Jahre erscheinen die Soldaten sehr unregelmäßig beim Exerciren und viele Personen wundern sich, dag sie sich noch dazu herbeilasten, die Wache zu beziehen. ^ Dagegen desertire» die besitzlosen Fellahs gar nie. Diese haben sich an das Garnisonslebcn gewöhnt. Jene von ihnen, die das Schreiben und Lesen erlernt haben und nicht älter als 25 bis 30 Jahre sind, treten zur Gendarmerie oder zur Polizei Uber; die übrigen bleiben in der Armee, und wenn cS absolut noth thut, sie zu rcsormiren, schickt man sie nach den Forts an den Küsten oder in die Hauptstädte der Provinzen Diese Elaste der Soldaten, die besitzlosen Fellahs, können als der solideste Theil der egyptischen Armee angesehen werden. ES ist aber zu bezweifeln, ob sie Arabi Pascha treu bleibe», wenn er sie nicht versickern kann, daß er nach den Beschlcn dcS Khedive handle. Sicherlich wären manche unter ikncn geneigt, ihn zu verkästen, wenn sie nicht fürchteten, ihren einzigen Broterwerb zu verlieren. Diese Sorte von Soldaten bildet indcß die Minderheit in der Armee. Die gegenwärtigen Neger endlich sind Sclaven auS dem Sudan, die aus allerlei Gegenden zusammengclesen, Haupt sächlich aber den Selavcnhändler» abgenommen und in die Armee gesteckt worden sind, als ISmail Pascha mit England den Vertrag betreffs Abschaffung der Sklaverei abschloß. Diese Leute kennen den Khedive nur als ein unpersönliches Wesen und attachiren sich an ihre Ofsiciere, von denen man sie nickt leicht abwendig machen kann. — Sie sind Wilde, die, wiewohl durch das Leben in Kairo schon etwas verweichlicht, den Tod nickt fürchten. Wenn ihre Ofsiciere sie die eine oder die andere Bewegung auSsührcn lasten wollen, lasten sie ihnen vorher die Busa, eine Sorte a»S Brod gegohrenen Bieres, geben; damit berauscht, würden sie den Kbedive unter An rufung seines NamcnS tödtcn oder sich für ihn in Stücke bauen lasten, je nach den Befehlen, die sie von ihren nnmillel var Vorgesetzten Ofsicieren empfangen würden. Sie sind alle verheiralhet und schleppen ihre Weiber, die einen großen Ein fluß auf daS Gemülh ihrer Männer ausüben, mit sich. Sic kennen keine DiSciplin und würden auf keine Befehle hören wenn ihre Weiber in Gefahr wären. Wenn Arabi Pascha heute wirklich einen über Einscküchte rung durch terroristische Mittel oder über einen momentanen Rausch hinauSreichendcn, tieferen Einfluß aus die Armee besitzen sollte, dann wäre dies nur der Schwäche zuzu schreiben, die ihm gegenüber an den Tag gelegt wurde und ihm von Erfolg zu Erfolg verhalf. Schon im Februar 188l gewährte man Arabi Alles, was er anläßlich seiner ersten Demonstration verlangt hatte. Ebenso wurde ihm bei seiner zweiten Demonstration Alles bewilligt. Arabi verlangte aber noch mehr. Im September 1881 nannte Herr v. BligniSrcs diese Demonstration: Revolution mit Rosenwaster; Arabi Pascha und seine Nathgeber batten aber Alles erreicht, was sie wollten: Erhöhung der Bezüge, Rang, Beseitigung der Tscherkessen und Türken, deren Ersetzung durch Egypter auS der Truppe, Zuweisung der den Militairschulen entwachsenen Zöglinge an die Civilverwaltung und der Ofsiciere an die Armee. Je schwächer man sich ihnen gegenüber zeigte, desto hungeriger wurden sie in ihren Ansprüchen, und je höflicher man ihnen gcgenübertrat, je mehr man es versuchte, sic durch Sanftmuth zu gewinnen und ihnen klarzulegen, daß eS Alles verlieren biege, wenn man Alles uwsboßeiz wollte, desto mehr befestigte sich in ihnen die Ucberzcuguna. daß man sie fürchte und daß sie selbst nichts z» befürchten hätten. Einem hervorragenden Milglicde der Notablen-Kammer hielt ich gelegentlich vor. daß die Franzosen sich seit einem vollen Jahrhundert ans drr Suche nach einer ihnen con- venirenden RegierungSsorm bcsitiveit und daß sie noch immer davon entfernt seien, die ihren Hoffnungen entsprechende Re gierung gefunden zu haben, und betonte, wie angesichts Vesten die Egypter glauben können, daß die eben in Ver Ausarbeitung begriffene Verfassung dem Lande unbedingt convcniren werde Er erwiderte, ohne im Mindesten zu zaudern: „Ja, die Franzosen sind Kinder, die nickt wisse», was sie wollen; wir Egypter aber, wir wollen Gerechtigkeit und werden eine ge reckte Constiluticn ausarbeiten." Ich habe ihn nicht ver standen; hätte ick geglaubt, daß er selbst seine Antwort ver stehe, würde ich ihn um Ausklärui^en gebeten haben. — Ein andere« Mitglied der Notablen-Kammer antwortete einem meiner Freunde im letzten Mai in einem Augenblicke, in welchem man glaubte- der Kbedive werde die Oberband be halten, aus die Frage, ob er für den Kbedive oder für Arabi fascha sei: „Ich balle den Stock bei der Mitte und werke meine fand nach der Seite führen, nach welcher er sich neigen sollte, um nach der entgegengesetzten Seite zu tasten." Es bleibt also scstznhallcn, daß die ganze egnptiscke Armee auS Fellahs besteht. Nur unter den höheren Oisicicrcn giebt eS noch einige wenige, die Türken oder Tscherkessen sind, die übrigen sind egyptischc Emporkömmlinge, die ihre Earriöre von der Pike auf gemacht haben. Der Präsident deS Kriegs gerichtes, daS zur Aburtheilung der im Mai 1882 wegen einer angeblichen Verschwörung gegen Arabi Pascha angcklag- tcn Tscherkessen eingesetzt wurde, war Raschid Pascha, ein Tlcherkestc, der an eine Schwester Mansur Pascha's, eines Schwagers dcS Khedive, verheiralhet ist. der aber keinerlei Einfluß auf seine Eollegen besitzt. Der Divlsionsgcucral und Platzcvmmandant von Alexandrien während der letzten Ereignisse war ein Türke, NamenS ISmail Kiamil Pascha, man hielt ihn aber in Ouarantainc und er empfing die Befehle vom Obcrstlicutcnant Osman Bch, der den Schlüssel zur geheimen Eorrespondcnz mit Arabi Pascha besaß. Der Kricgsministcr correspondirtc direct mit dem Obcrsllicukcnant »nd dieser ertheilte die Bcsebie an den DivisionSgcneral, den Brigade-General, die Obersten nnd elbst an den Gouverneur und Präscctcn von Alexandrien. OsImalS ließ er diese Befehle direct au die betreffenden Stellen mit Umgebung der Vorgesetzte» Behörde gelangen. Es könnte» zwar nock viele höhere Ofsiciere namhaft gemacht werken, welche eine Stelle inne halten und dieselbe trotz ihres Witerstrcbcnö und ihrer Abneigung gegen ihre erniedrigende Verwendung aus Bcfckl und ausdrücklichen Wunsch dcS Kbedive bc'ibehicltcn. Sic bedeuten aber reine Sckatten- eristcnzen und genießen nickt die geringste Autorität weder bei der Armee, noch auch insbesondere bei den Osficicrcn. ES entsteht nun die Frage, inwieweit Arabi Pascha aus die geschilderte Armee im Ernstfälle zu rechnen bat. ob sie im Vereine im Stande sein werden, einem kräftig ver gehenden Gegner Sland zu Hallen und welches Verfahren ihrerseits für daS Wahrscheinlichste gelten darf. Heute, da man Arabi und seinen Gefährten reichlich Zeit gegönnt hat, sich umzuscbcn, dürsten diese im ganzen Lande die Nachricht verbreitet haben, daß sie siegreich sind, daß die Engländer nicht in das Innere des Landes vorzudringen vermögen, daß sie die Stadt Alexandrien zerstört haben :c. Abdallah Nckim, der Vvlksrcdner von Kairo, kann wieder eine ähnliche Lage in Kairo verbreite»^ wie am l l.Juni, als er sagte, daß man in Alexandrien 100,000 Europäer mastacrirt habe und daß dabei nur drei Egypticr gctovtet worden seien. Er kann überhaupt Vorbringen, was er will und man wird cs ihm glauben, denn daö leichtgläubige Volk ist unschwer zu täuschen. Arabi kann heute eine Armee von 15—18,000 Mann — auf dem Papiere — habe»; indeß ist cS schwer zu glaube», daß, wenn man die forcirtcn Desertionen und die Zahl der Kampfiintauglichcn in Rechnung bringt, mebr alS die Hälfte dieser Zahl aus wirklich manövrirsähigcn Soldaten bestelle. Dabei sind die t500 Neger, die heute in Rosette oder Damieltc oder sonstwo stehen dürften, schon mitgerechiict. Wohl wird ihm eine große Menge egyplischer Ucberspanntcr, Heiliger, SckcikhS und vielleicht selbst von Beduinen folgen; aber der Werth dieser Sorte von Eombattanten vor einer regulären Armee ist nur ein zweifelhafter. Um Egyptens gänzlich Herr zu werden und allen Wider fand rasch und gründlich zu brechen, müßte eine nach Egypten tringcndc Jnvasionsarmce sich in drei Partien thcilen, von welchen die eine in Aicranvric», die zweite in Port Said, die dritte endlich in Kosscir am Rothen Meere landen müßte, und diese letztere Eolonnc balle direct auf Kairo zu marschiren, um einer etwa im Delta stehenden Armee die Rückzugslinie zu bcdrobcn und sie a»S ibrcr Stcl lung heraus zu manövrircn. Man kann mit einiger Kennt niß der Absichten Arabi'S und seiner Freunde die Uebcrzenguiig aussprcchcn, daß er sich, immer vorausgesetzt, daß ibm ein Theil der Soldaten treu bleibt, nach Obcregyplcu zurückziehen werke, sobald cs ihm unmöglich geworden sein wird, sich im Dclla zu behaupten, saß er sich dort installiren und nur schrittweise vor dem Eroberer bis nack' Sudan weichen wird, ein Vorgang, der die Realisirung der Wünsche Europas und aller Anhänster der Ordnung und dcS Friedens in Egypten, nämlich die Rückkehr deS i-lntus guo ante, unendlich verzögern würde. Arabi Pascha und seine Freunde werden, um die Tauer dcS anarchischen Zu standeS zu verlängern, sich nicht scheuen, daS Land und seine Bewohner zu Grunde zu richten, indem sie in der Weise zurückwcichen, daß die wicdcrhergestelllc Ordnung in Egvplen jener Ruhe gleichen wird, die jetzt in Alexandrien bergesiellk ist, der Ruhe und Stille, die aus einem Friedhöfe herrsche». Je energischer und je rascher man also handeln wird, desto weniger Blut wird man vergießen und desto weniger Ruinen wird eS wieder auszubauen geben. Wer meine Landsleute, die Egypter, kennt, wird zugeben, daß man aus ihre Einbildung cinwirken müsse. Man muß sich ihnen stark zeigen und nicht zögern. Jedes Zaudern ist für sie ein Zeichen der Schwäche und wie alle Schwachen bewundern sie die Kraft und unterwerfen sich ihr; die Schwäche aber verachten sie bi- zur Empörung. Unter solchen Umständen wird man sich über ihren gegenwärtigen Widerstand nickt wundern; man darf eben nickt vergessen, Laß die Saumseligkeit Europas, sowie die Güte und Unlhäligkcit dcS Kbedive, der Partei Arabi'S Zeit gegeben haben, sich kräftig zu coiistituire», Allen als eine respektable Macht zu imponircn, und dadurch zu einem früher nicht besessenen Sclbstbcwiißtscin zu gelange». Brüsten sich dock die Anhänger Arabi'S. daß sie ganz Europa, ja selbst dem Sultan in Konstantinopel Furcht eingeflößt Kälten. Wenn man schließlich noch erwägt, daß die Engländer, nachdem sie Alexandrien bombardirk und zerstört und sich zu Herren der Stadt gemacht hatten, cs unterließen, Arabi und seine Armee zu verfolge», so wird man begreifen, daß dies Alles, ins Unendliche vergrößert und mit erlogenen Erzählungen auSgeschmückt, geeignet mar, die egyvllsche Armee an eine übernatürliche Macht glanben zu macken und auch den Feigsten derselben den Mulk cinzuslößcn, den Gefahren eines Widerstandes zu trotze», von dcstcn Schwierigkeiten und Folgen sie keine oder die falscheste Vorstellung haben. Aller Anstrengungen der egyplischcn Agitatoren ungeachtet würden 30,000 Mann gelandeter wohlgeschultcr Truppen unter guter und energischer Führung in einen, Monate das Land in ibre Gewalt bringen und dem Kln>d>vc seine Autorität und sein Anseben znrückgeben, voranSaesetzt. daß diese Inter vention mit Ernst und Nachdruck ins Werk gesetzt wird. Der 76. Jahrgang. erste Schritt wird darüber entscheiden, welche Partei daS Land ergreift. Ist er ein entschlossener, so wird sich Alles liiiterwcri'en; ist aber der Angriff ein laxer, dann wird der Widerstand dadurch nur angesachl werden. Webt wirs man auch diesen besiegen, aber erst mit der Zeit, nach viele» malc- rietlen Verlusten Leipzig, 8. Anglist 1882. AuS Berlin wird ossiciöS gemeldet: „Die Angabe, daß dem Reichstage nach dem Beispiele anderer Staaken eine geordnete Gruppe von Ae len stücken über die egyptischc Frage zugchen werde, ist mit Fng n»d Recht lebhaftem Zweifel begegnet. Es ist nicht anogeschlonc», daß dem deutschen Reiche ans den Folgen der egyplischen Wirren gewisse Kosten erwachsen werden; in diese»,, aber auch nur in diesem Falle wird die Reichsrcgierung Anlaß sinke», bei Motivirung der etwa zu fordernden Enmmen dem Reichstage Ausschlüsse über ihre Stellung zn der Frage zu zu gehe». Im klebrigen ist ans die Abncigniig des Fürsten Bismarck binzuweisc», dem Parlamente ein Bla»buch oder etwas dergleichen vorznlcgcn. Dagegen können wir verbürgt melken, daß von hier aus den deutschen Regierungen erttauscild Millhcil»»g über die Stellung und sämnitlichc Schrille der ReichSregiernng in der egyplischcn Frage ge macht worden sind. Damit sind alle Gerüchte widerlegt, wonach eine oder die anvere Regierung die Berufung des BiliikesrathSausschusscs siir die auswärtigen Angelegenheiten (tes sogenannten diplomatischen Ausschusses) verlangt haben sollte. Eo wird versichert, das; sämmllichc Regierungen mit der Haltung des Reichskanzlers in der cgyptijchcn Frage sich einverstanden erklärt hätten." ES wird wobt nicht bestritten werden, daß die Unter redung, welche dieser Tage zwischen dem Statthalter v. Man- tcussel und dem preußischen CuUnsminister v. Goßlcr stattgesilnscn, sich u. A. auch um die Lage der katholischen Kirche in den Reichslanden gedreht habe, wie von Berlin ans an verschiedene Blätter gemeldet worden ist. Schwerlich bat indessen dieses Thema den alleinigen oder auch nur den Haiiptgcsprächsgegenstand zwischen den beiden genannten Persönlichkeiten gebildet. Im Elsaß bcrrscht ein ver gleichsweise befriedigendes Verhältnis; zwischen der welt lichen und der kirchlichen Gewalt, nnd cs sind, soweit sich übersehen läßt, keine unmittelbareit Anläße verbände», welche cS dem cstatthaltcr besonders dringlich hätten er scheinen lasten, sich bei Herrn v. Goßler Raths zu erholen. Wobl aber lieAt dem Frcihcrrn v. Manteusfel ein anderer Gegenstand, bei dem ihm daS Urlhcil dcS EullwSmmistcrS von Werth sein mußte, dringend am Herzen-; nämlich die Reorganisation des Schulwesens in Elsaß Lothringen und die Krönung desselben durch den neu ei »gerichteten Obcr- schulrath. Diese letztere Einrichtung ist unleugbar einer ausgesprochcucn Syn-pathic bei den Liberalen im Reick begegnet, und namenllich in Preußen, wo ähnliche Wünsche (u. A. von dem Abg. Virchom vertreten) schon längst aus dem politischen Programm der Linken stehen, Halle man Ursache, ein wenig neidisch aus die Errungenschaft der Elsaß. Lothringer zn blicken. Sehr nahe liegt deshalb sie Annahme, die auch durch Andeutungen von orienlirtcr Stelle unterstützt wird, das; der Statthaller Gelegenheit genommen, sich mit dem preußischen Eullusniiinstcr über diese neue Einrichtung und deren mögliche Wcilcrciitwickelung, sowie überhaupt über das böberc Schulwesen der Reichslandc zu nntcrhaltcn. Ist und bleibt dies doch der wichtigste Faclor zur Verschmelzung der ciltticctirtcn LandcStbcile mil Allseulschland. Bemertcns- ivcrtl, und erfreulich zugleich ist cs übrigens, mit ivclchem Glcichmuth man im Elsaß dem alsbaldigen Inülebcntretcn des Eprachengesetzcs entgegen zu blicken scheint, welche» für die Verhandlungen dcS Landcsausschnsses fortan den Gebrauch der französischen Sprache ausschlicßt. Be kanntlich steht im Reichslage noch der Antrag der Pro testler ans Suspension dieses Gesetzes zur dritten Lesung, »achtem fick in der zweiten Lesung eine nicht unbeträchtliche Mehrheit siir den Antrag gesunken. Tie Lage ist nun insofern eine ungewöhnliche, als bis zum Wicrerzusammru- lrikt des Reichstages vcrmutblich schon der BundeSansschuß tagen wird und mit den neuen Bestimmungen sich wohl oder übel abzlffiiidcn haben wird. Ter Reichstag findet also für die drille Lesung eine vollendete Tbalsacke vor, und cS ist deshalb recht wohl möglich, daß die bis dahin gelieferte praklüche Probe mit dem Sprachenaesctz einen Tbcil der jetzigen Majorität für den protestlerischcn Antrag ins Wanken bringt. Ter „Straßburger Post" wird a»S Berlin gemeldet: „Wege» Uebcrliai'ine der durch den Tod Gc-pperl's erledigte» Stelle eines Dcccrn entcn der ll»iversi la ts a » gelegen beiten im Eulliisministeriiim war mit dem Direeior des Oberschulrathsvon Elsaß Lotbringen,Ministerialralb Richter, verhandelt worden. Dieser bat das ehrenvolle Anerbieten abgclehiik, er will sich der Ausgabe, das Erzielnliigswesen der Reichslande in neue fruchtbare Bahne» z» lenlen. nicht ent ziehen. So sehr für .Berlin dieser Einschluß zn bedauern >0. so sehr wird man in Straßburg sich darüber freuen, daß eine so bewährte, zuverlässige Kraft dem elsaß-lothringischen Landesdienst erhalten bleibt." 'Nack' einer ossiciösen MiUbeilmig der „Köln. Zkg." ist bw Mitlhcililiig, wonach die Berliner T imcs-Dcpeschc über wiedcrbolte Besuche des Fürsten Hoben lobe bei Herrn v. Freycincl auS der Lust gegriffen sei. vollständig richlig. Auch da» zweite Berliner Times Telegramm des Inballs: Fürst Bismarck habe den deiilschen Belschasler in Paris beauftragt, Herrn v. Freveinct zn sagen, er hoffe ibn wieder ins Amt cinlreten zn sebe» und verspreche ihm dann, daß Deutschland die sraiizösffche Pelilik im Orient niilerstützei, werte, beruht lediglich ans Erfindung. Es ist bedauerlich, beißt eS weiter, daß die „Time»" sich zur Verbreitung derartiger lenvenziöser falscher Nachrichten bergiebl. Die lsommentarc der „R, publique Fran^aiie", wonach der Berliner Times Eorre- spondenl deS besondern Vertrauens des Fürsten Bismarck sich erfreue, find eben so falsch wie der Tert. Tbatsache ist, daß die denlschc Regierung einem jeden sranzösischen Ministerium wcblwollcnd ciitgegeiilrilt, das dieselben friedlichen Ge sinnungen bekundet, zu denen sich die überwiegende Mekrzabl der französischen Eabinelte seit einer Reibe von Jabren be kannt bal. Man darf daran erinnern, daß ähnliche Gerüchte wie die van der „Times" in llmlcuis gesetzten bei jeder Ministe^plnS in Frankreich nnd bei jedem Wechsel in der Person des französischen Botschafters in Berlin verbreitet worden sind und sich regelmäßig als falsch erwiesen haben
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