Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-09
- Monat1882-08
- Jahr1882
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1882
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ikrscheiirt täglich früh 6'/, Uhr. Lrtatti«« und Llvrditi«» Johanne-gaste 33. LPrrchftnndrn -er Xrdarti«»: vormittag« 10—12 llhr. Rachiniila<i« 5—6 Uhr. Fit» dt« Mtckg-d- > n,«ti>,d»r« «»nulrrt»«, »»ch tx »lkd«»», »>0>l »«rAidltch, «» «»nähme »er für »t, »tchftsatioö« Nummer bestimmte» Inserate «» Wichriitagru bi« 3 Uhr Nachmtttaa«, a» r«»»- u„» Srstt«,e» früh »i«'i,st Uhr^ 3n drn Mi«lrn für Zns.-^nuahmr: Ott« klemm, Universttät-straße »1, Laut« Lüsche, Ratharrnenftraßr 18,«. uur bis '/,» Uhr. nMlgcr.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. ^-221. Mittwoch dm 9. August 1882. Auflag« L7.S0Q. AdonurMrntsvrri» viertelt. 4'/, Mi^ tact. Brrugerlohn 5 Mt., durch die Post bezöge» 6 Ml. Jede emzelne Nnmmer 25 Pf. Velegexemplar 10 Ps. Gebüdrr» tür Lktrabeilag«, «h»e Poftdesörderung 39 Ml. «tt Poftdeiärderung «9 Mi. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Arößer« Schnflen laut aojerem PrriO» verzrichniß. Tabellarischer Say »ach höher«, Tarif. Lectmnen nnter den Xedactton»ftrich die Evaltzeile 50 Ps. Iuleratr sind ft er« an die «r»e»iri«» zu sead«. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnrauuwenruuo oder durch Post- uacynahme. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Mannlmltchmg. Unter Hinweis aus die Borschristen de« RcichSimpfgesetzeS vom 8. April 1874 und nach Maßgabe der hierzu erlassenen kgl. sächs. Ausführungsverordnung vom 2V. März 1875 machen wir hierdurch Folgende- bekannt: 1) Die Stadt Leipzig bildet einen selbstständigen Impf- bezirk. für welchen der Stadtwundarzt. Herr De. wact. Wilhelin Eonrad Blaß al« Impsarzt und Herr Dr. meä. Srhelleuberg al» dessen Assistent verpflichtet worden sind. 2) DaS Impflocal befindet sich in dem alte« Tho«aö« srhnlaebaude aus dem ThomaSkirchhofe (Emgang mctlclite Thür). S) Daselbst finden die öffentlichen Impfungen von hier aufhältlichen Kindern ui der Zeit vom S. Mai bi« einschließlich 28. Juli und vom 23. August bis ein schließlich 27. September er., und zwar bis auf Wei teres an jedem Mittwoch, Von '/,3 bis 5 Uhr Nach mittag-, unentgeltlich statt. Daselbst sind auch die Impflinge je an dem daraus folgenden Mittwoch zur Revision vorzustellen. s«) Im Lause diese- Jahre- sind der Impfung zu unter ziehen: I. diejenigen Kinder. ». welche im Jahre l88l geboren worden, d. welche in den Jahren 1874 bi- 1880 geboren sind und im Jahre 1881 der Impspflicht nicht vollständig ge nügt haben (erfolglos geimpft oder wegen Krankheit nicht geimpft). II Diejenigen Zöglinge öffentlicher Lehranstalten und Privat schulen, ». welche im Jahre 1870 geboren sind. d. welche in den Jahren 1863 bi- 1889 gekoren sind und im Jahre 1881 der Impfpflicht noch nicht vollständig genügt haben (erfolglos wirdergrimpst oder wegen Krankheit nicht wiedergeimpst). 5) Alle hiesigen Einwohner sind berechtigt, ihr«, wie zu 4 unter I. ä und d bemerkt, impfpflichtigen Kinder dort »ue^rMc^impfen^« fltss«^ fönen, deren Kind« v«r da» Äh« 1«id» ^ geboren^ aber noch nicht mit Erfolg geimpft si»», die unent geltliche Impfung dieser Kinder m de» vorerwähnten Impfterminen hiermit «ngeboten. 6) Für jede« Kind, welche- zur Impfung gebracht wird, ist gleichzeitig ein Zettel zu übergeben, auf welchem Name, Geburtsjahr und Geburtstag de« Kinde-, sowie Name, Stand und Wohnung de« Vaters, Pflegevaters oder Vormunde-, bez. der Mutter oder Pflegemutter deutlich verzeichnet ist. 7) Die Eltern der im lausenden Jahre impfpflichtigen Kinder werden daher hierdurch unter ausdrücklicher Verwarnung vordenimtz.l4Abs.2de-ImpsgeseycS angrdrohtrnSlrasen ausgesordcrt, mit ihren Kindern in den anberaumten Imps- bez. RevisionSterminen behuf» der Impfung und ihrer Controle zu erscheinen, oder die Befreiung Von der Impfpflicht durch ärztliche Zeugnisse hier nach- zuwcisen. 8) Wegen Anberaumung der Imps- und Revision«» termine zur Wiederimpfung bez. Control« der oben unter II. » und d gedachten impsvflicktigen Zögling« wird an die Scbulvorstrher besondere Weisung ergeben. 9) Diejenigen Eltern, Pflegeeltern und Vormünder aber, welche ihre im Jahre 1882 impsvflichtigen Kinder und Pflegebefohlenen wie ihnen freigestellt ist» durch Privat» Degen SchleußeiibaueS wird die Dresdner Etr«ffe zwischen der Salomonstraße nnd Langen Straße aus die Dauer der Arbeiten für de« durchgehende» Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, den 5. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. vr. Wangemann. Vekanlltmachung. Für die am 12. Lctober 1859 hier geboren«, s. Zt. der kiesigen Waisenpflcge unterstellt gewesene Louise Clara Küttuer befindet sich beim Unterzeichneten Amte noch ein Sparcassenbuck in Verwahrung, welche- derselben event. auS- gehändigt werden soll. Da der Aufenthalt der Genannten bi- jetzt nicht zu er mitteln gewesen ist, so ersuchen wir alle Behörden und drrrn Organe um gef. Mitteilung, sobald derselbe bekannt wird. Leipzig, den 2. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arme«A«t.) Ludwig-Wolf. Heimchen. Verdingung. Bauliche Herstellungen (Maurer-. Zimmerer», <lem»«er-, TachSrcker«. «uftrrtcher- und Brunnru-Arbeite«) sollen an den Min»estkor»ern»en vergeben werden. Unternehmer wollen Rastenauschlag und Bedingungen hier einsehen, unterzeichnen und dann ihre verschlossenen, mit der Aufschrift „vaulcchkeite»" »ersehenen Anbote di- zu« 1«. »s». MtS. sräh 1L Uhr porto frei anher senden. Leipzig. 7. August 1882. KSnigl. »arnifonl«,«reth. Nichtamtlicher Theil. Zu den Wahlen in Preußen wird un» von national liberaler Srile au« Berlin geschrieben: Noch niemal- ist un« seit langer Zeit unsere Stellung so klar vorgezeichnet gewesen wie jetzt. Bei dem Wahlkampfe, in den wir eintreten, handelt e« sich nicht um diese oder jene specielle Frage, die nach der besonderen Parteislelluug des Einzelnen so oder ander« zu braut. Worten wäre. Allerdings »«sucht man ein sogenannte« „Regierung«. Programm" in den Mittelpunkt der Bewegung zu schieden, aber es enthält nur allgemeine Wendungen, die jede Partei für sich billigen könnte, und kann nur die Wirkung haben, di« Frage, die eS zu entscheiden gilt, zu verhüllen, die Frage nämlich: soll die politische Entwickelung PrcußenS nnd Deutschland- sich in reactionaircn Bahnen bewegen auf dem Gebiete der Gesetzgebung und Verwaltung, der Kirche und der Schule, in geistiger, politischer und wtrthschasllicher Hinsicht, oder soll die Entwickelung eine freiheitliche und frei sinnige sein? Wir haben hier nicht zu untersuchen, wohin die Absichten der Regierung gehen, welche bestimmten Zwecke dieselbe etwa verfolgt, indem sie sich gewillt zeigt, der Re action da« Thor zu öffnen, ob sie sie auf die Dauer odrr nur für bestimmte Zeit und im bestimmten Umfange wirth- Ichaften taffen will. Wir'sind ei»«al vor die Frage gestellt: Reaction over nicht? und wir hohen sie ohne alle Neben gedanken kurz und klar bei den Wohl« >» beantworten. Da werden wir uns nun zunächF vor dem Irrihum zu hüten haben, al» sei die Verneinung der Frage nolhwendig gleichbedeutend mit Opposition gegen die Regierung oder gegen den leitenden Staatsmann. Allerdings werden wir gouvernemenlale Vertreter, die Alle« mitmachen, was die ^ -- Regierung will, ebensowenig brauchen können, wie schlechthin ärzte der Impfung unterziehen lassen wollen, werh» reactionaire, aber ebenso wenig können wir schlechthin oppo- hicrburch ausgcfordert. bi« längsten« zum 30. Sch»-» sitiavelle brauchen, die Allem widersprechen, wa« die Regie- teniber 1882 ^die erforderliche,, ^Impfun^en. «ck- rung will: und wenn schon gewisse Blätter die Parole cn.S- - - geben: „Fort mit Bismarck!" so können wir dieselbe für un« heute ebenso wenig annehmen al« früher. ES ist von einer geschloffenen Phalanx gesprochen worben, welche die Liberalen bilden sotten. Wir sind damit einver standen in dem Sinne, daß alle reactionairen Versuche, welche etwa in Zukunft gemacht werden, sich an dieser Phalanx brechen sollen, die allein in sachlichen Urberzeugungen ihren Zusammenhalt haben kann und nur in der Gellendmachung führen zu lassen, sowie jedenfalls längsten« «« 8. Januar 1883 die vorgeschricbenen Bescheini gungen darüber, daß die Impfung bez. Wieder impfung erfolgt oder au« einem gesetzlichen Grund, unterblieben ist, in der Impscxpedition im Stadthause, Obstmarkt S. Parterre-Zimmer Nr. 63, vorzulegen, widrigenfalls sie Geldstrafe bi« zu 50 ^4 oder Hast bis zu S Tagen zu gewärtige« haben würden. Leipzig, am 25. April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Uh! I)r. Tröndlin. Ihlemann. Erledigt hat sich die wegen de» Handarbeiter« Friedrich Ernst Schieritz -rlaffene, in Nr. 1 >5 dieses Blattes abgebruckle Bekanntmachung. Leipzig, den 4. August 1832. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeu-Amt ) Ludwig-Wolf. Müller. Erledigt bat sich die am 2. Juni o. erlassene Recherche, drn früheren Brunnenbauer Gustav Theodor Rrüpper betreffend. Leipzig, den 4. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. <Ar«en-Amt.) Ludwig-Wols. Werner. rvollnungs-vermiethlln-. In dem UniuersitätagruntzftüSe Vaethestrasr« Nr. < soll eine Wahnuna in der IV. Etage. bestehen» au«: Vorsaal, 3 Zimmern, 3 lachst«»«,. I Stt«»e», 4 Kammer», Rüche und üüriar« Zubehör vom 1. Januar 1883 event. auch schon vom 1-Oetaber ». I. ab auf »rri Jahre im LicitationSwege, jedoch vorbehältlich der Auswahl unter de, vrwerbrr», vrrmiethet werden. Reflektanten werden hierdurch ersucht, Krettaa, »en I I. Ananft h. I, V.rmltta,« 11»hr lm Universität»-Rentamie, wo auch die Licitattonsdedingungen ein- gcscden werde» könne», ihre Gebote abzugeben. Leipzig, am 3. August 1883. vni»erfltüt« - Ne«tamt. «ras. dieser sachlichen Ueberzeugungen ihre Kraft und Festigkeit versuchen und bewähren soll. Nicht weil wir den Ehrgeiz haben, da« liberale Banner auf der Zinne de» Staate« aus- zupflanzen, sondern weil wir im weiteren Forlschreiten der Reaction eine Schädigung unsere- Vaterlandes sehen, bieten wir anderen liberalen Parteien die Hand. Nicht« märe verfehlter, al« eine einzige liberale Partei bilden zu wollen. Worauf e« ankommt, da« ist da- Zu- sammcnsassen aller freisinnigen Elemente unsere« Volke«, zu welcher politischen Partei immer sic Hinneigen mögen, zu geschloffenem Widerstande gegen die reactionairen Bestrebungen und zur Erzielung einer freisinnigen parlamentarischen Mehr heit. E« ist selbstverständlich, daß wir. wenn wir unseren politischen Stankpuncl nicht verleugnen wollen, nnS die Frei heit wahren müssen, auf die fernere Entwickelung einen Einfluß in gemäßigt liberalem Sinne und in Ueberemslimmung mit unserer bisher den großen Zcilfragen gegenüber eingenommenen Stellung auezuüben. Wir werbe» aber gleichwohl einem ehrlichen Fort- schrtttSnianne gern zur Seite treten, nicht allem in der Ab wehr de« gememsaiiien Gegner-, sondern auch mit dem Be streben, über materielle Fragen dir möglich« Verständigung herbeizuführen. Voraussetzung aber ist, daß wir un- mit ihm in dem gleichen Bestreben zusanimenfinden, da« Wohl de« Lande« zu fördern. Diejenigen Liberalen — selbst wenn sie auf der Stufenleiter liberaler GesinniingStüchtigkeit zu aller- oberst stehen —. denen die Politik nichl ein Mittel der BolkS- Wohlfahrt, sondern ein Mittel der Partemiachl ist, welche dem Autraffen de« freisinnigen Bürgerthum« den Stempel factiöser Oppoiltionausvrücken möchten, welch« durch dieMaßlosigkeil ihre» Auftreten« und durch ihre politische Methode überhaupt den Liberali«mu« schädigen, welche selbst davor nicht zurück- schrecken, mit reaetionairen und reich«seindlich«n Parteien sich zu vertragen, sofern e« nur ihrem engsten Parteiinterefi« dient — diese werden wir ebenso wenig jemal« zu unfern BundeSgenoffcn rechnen, wie Diejenigen, welche auf unserer Reckten allein deö Winkes von oben gewärtig sind, um un bedenklich in eine conservativ-klerikale Verbindung als Dritte im Bunde einzulrelen. Die Kennzeichen, nach denen wir unsere Bundesgenossen wählen, sind Freisinnigkeit und Patriotismus, mit gouverne- mentalem und parlamentarischem Streberthum können wir nicht gemeinsame Sache machen. Nicht einer Partei, sondern allen freisinnigen Bürgern unsere« Staate« gilt unser Appell, m diesem Augenblicke die Parteirwistig- keiten zu vergessen und sich einig zu fühlen Angesicht» der Bedrohung der heiligsten Güter der Nation. Welche Stellung zu den einzelnen Personensragen bei den Wahlen einzu- nehmen ist, da« werden unsere Gesinnungsgenossen in ihren Wahlkreisen nach bestem Gewissen zu entscheiden haben." Leipzig, S. August 1882. Nickt unbemerkt kann eS bleiben, daß Kaiser Wilhelm und der Kaiser von Oesterreich bei der bevorstehenden Zusammenkunft inIschlvon einem militairischen und diploma tischen Stabe umgeben sein werden, wie er für eine angeblich so völlig unpolitische Begegnung jedenfalls etwa« ungewöhn lich ist. Denn der Monarchrn-Zusaminenkunft sollen nach den neuesten Bestimmungen der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß, der österreichische Krieatministcr und der Feldmarfchall Gras Mollke beiwohnen. Recht geflissent lich betont zwar eine von Berlin auS inspirirte Stimme in der Prager „Bohemia", daß man sich durch diese Aeußerlich- keile», die nur aus da« Gebiet der Eliquette gehörten, an oen Charakter der Ischlcr Besprechung al« emer lediglich freunkschastlich-verwandlschastlichen nicht irre machen zu lasten brauche. Aber waS so häufig geschieht, bewahrheitet sich auch m diesem Falle, daß nämlich der Versuch der Beschwich tigung in sein Gcgentheil umschlägt und die öffentliche Mei- »ung erst recht auf den Gegenstand aufmerksam wird, der ihr entzogen werden soll. Man begreift um so weniger, weshalb die Bedeutung der Begegnung abgeschwächl wird, al« Jeder mann überzeugt davon ist, wie sehr die letztere eine Bürgschaft für dir Freundschaft der beiden mächtigen Nachbarreiche zu gebe» vermag Daß sicd die beiden hervorragenden Militair», die anwesend sein werten, unter sich und. mit dem Prinzen Reuß nicht gerade allein vom Wetter unterhalten dürsten, ist doch wohl natürlich genug. Und man braucht gar nicht an ferne Möglichkeiten zu denken, sondern sich nur dir actuelle gespannte Weltlage zu vergegenwärtigen, um den beider seits gehegten Wunsch einer beruhigenden Aussprache über die Gemeinsamleit der Ziele und die materielle Fähigkeit zur Erreichung derselben begreiflich zu finden. Katt«? Withel« wird bei der Begegnung, außer von dem Botschafter Prinzen Reuß, auch von dein preußischen Gesandten am württcmbergischen Hofe, Herrn v. Bülow. begleitet sein, dem bei der Ücberuahme seine« jetzigen Posten» zugesichert worden ist. daß er den ihn, lieb und gewohnt oe- wordencn diplomatischen Dienst beim Kaiser während dessen Abwesenheit von Berlin auch ferner versehen solle. Ein Gerücht, nach welchem auch der österreichische Minister de« Auswärtigen, Graf Kalnockv, der Begegnung beiwohnen würde, harrt noch der ossicicllen Bestätigung. Die Freimarkensrage wird vorerst noch nicht von der Tagesordnung verschwinden. Eine gestern mitgetheilteDepesche auS Stuttgart bringt die amtliche Nachricht, der Württem berg is che Minister ve« Aeußeren werbe die Frage über die besonderen würltembergifchen Postwerthzeichen dem Beirath der Verkehrsanstalten vor der Berathung derselbe» i» den Ausschüssen de« BundeSratbS vorlrgru. Da- Reffortmini» stcrium unterstütze jeden Versuch, den Unzugänglichkeiten abzuhelsen, al- deren erheblichste die Nichtbefvrderung «er von mit Werthzrichen anderer deutschen Postverwaltuagen ver- sebenen Postkarten erscheint und wozu vielleicht a»ch di» Erschwerung der Einlösung der Postwerthzeichen gehört. Di» Beibehaltung der württemdergisch«» W«rth- Zeichen sei selbstverständlich und W>» ohne Einvernehmen mit den Landständen ei»o Wesentlich« Aenderung der Grundlagen die Elatspositio» nicht stattfinden. Der „StaatSanzeiger" bezeichnt Witeßtich di« Behauptung betreff« de« Deficit« der württnnßeraischen Poft- verwaltuna al« unrichtig, sie liefere vielmehr jChrlich 1,300,000 Mark. Gleichzeitig meldet eine Correspondeng der „M. Z." auS Stuttgart: daß die Regierung zur Zeit besonder« stark an dem Reservatrecht scsthalte, erkläre sich leicht, denn auch für einen entschiedenen Gegner der Postreservate wäre e« im gegenwärtigen Augenblick bedenklich» für Aufhebung der« selben zu agitiren; e« wäre Die« beiden gegenwärtigen Par. teiverhältniffen entschiedene« Oberwasser für di« Wahl« der Demokratie bei den bevorstehenden Landtagswahlen. Line befriedigende Lösung sei aber nicht zu finden, wenn man Württemberg und Baien, mit Keulenschlägen zur Lieb« zwingeu und einem GeseöeSparaqraphen vermöge ein« Wort- nnd Gilbeninterpretation nachträglich eine Deutung aeben wollte, an welche bei d« Berathung de« Gesetze« Niemand gedacht hat und welch« in den Motiven zu dem brtr. Gesctze«entwurs wie in den Reichstag-Verhandlungen mit keiner Silbe berührt wurde. „Möge durch die neueste Auslastung der „N. A. Z." — so heißt e« in dies« Corre- spondenz schließlich — in welcher den früheren da- Concept corrigirt wird, nur die unerquickliche Eompetrnzsrage al« eine akademische Erörterung bei Seite gelegt werden, möge dagegen die materielle Seite der Postmärkensrage um so entschieden« als Sache der Zweckmäßigkeit und Rothwendigkeit im Interesse te« Verkehr» behandelt und Die« zu einer gedeihliche» Lösung sortgrsührt werden, wie ja auch die ganz« Agitation gerade von gewerblichen Kreisen auSging." Wenn man sich vor Augen hält, daß d« Fürstbischof von BreSlau doch nur ein Werkzeug in der Hand de« Papste« ist und daß « nicht wagen würde, die Regierung vor den Kopf zu stoßen, wenn e« ihm nicht cmbrfohlen worden wäre, dann liegt die Bermutbung nicht allzu fern, daß e« der Curie in diesem Augenblick gar nicht darauf ankommt, die Frieden-Verhandlungen mit dem Fürsten BiSmarck zu einem guten Ende zu führen. To klug wird mau doch wahrhaftig im Vatikan sei«, um sich zu sage«, daß die preußische Regierung durch da« brüske Benehmen de« Bischof« Herzog geradezu gezwungen wird, auf die vielleicht gehegte Absicht ein« Anwendung de« Bischof-Paragraphen zu verzichten. Weiß man Dir« dort und wird gleichzeitig in BreSlau der ollrrböseste ConflietSstofs zusammengetragen, so findet aus die gegenwärtige Lage nicht einmal mebr der alte ErsahningSsatz Anwendung, daß der Hocliniuth de» NltramonlaniSmu» seinen Erfolgen stet« einen Schritt voran- sei. sonder» die Curie verfährt allem Anschein nach bewußt nnd planmäßig, wenn sie die Berständignng erschwert, wo nichl unmöglich macht. Von einer Ernennung de« Erzbischof» Melcher« zum Cardinal, wodurch für die Wiederbefetzung de« Kölner Stuhls der B.>n geebnet werden sollte, ist schon seit Langem nicht mehr die und der Cardinal LedochowSki, von dem e« hieß, da^ „Gesundheitsrücksichten" den Verzicht aus daS Primat von Polen nahe legen würden, hat jetzt plötzlich gefunken, daß er von robustester Constitution sei. und will keinem Nachfolger den Platz räumen. Wa« aber den Kernpunct anlangl, die anderweit« Regelung der Anzeiaepflicht, so wagt man kaum noch zu hoffen, daß der Papst sich wenigsten» zu der bescheidenen üoncession de» ^Toleruri a»sS Neue bequemen werde. Angesicht« dieser so ungemein klaren Sachlage ist e» wirklich nickt mehr begreiflich, wie die Conservativrn die politische Naivrtät ins Extrem steigern und sich fort und fort zu Handlangerdiensten gegen daS Centrum bei den Wahlen erbieten können. Aber die ultramontan-gouvernementale Compromißpolitik hat die Re- gieruna und ihre ergebensten Anhänger schon so weit auf die abschüssige Bahn der Abhängigkeit vom Eentrum geführt, daß ein Zurück nur noch an der Hand deS Liberalismus möglich ist, eine Alternative, die für die kirchenpolitischen Heilkünstlcr vermuthlich etwa- sehr Beschämende« hat, die indessen, je später sie erkannt und befolgt wird, nur um so unvermeid licher sein wird. Ueber die Verhandlungen mit der Curie entnimmt die „Germania" dem „Journal dem Rome" folgende sehr be- achkenSwerthe Darlegung: „Die Schritte Herrn v.Schlözer'« sind in der liberalen Presse der Gegenstand der phantastischsten Commeiitare. Es lohnt sich nicht der Mühe, all« Unrichtig, keiten hervorzuhcben, die in den politischen Organen austauchen. Weil ihnen der Gang der Unterhandlungen vollständig un bekannt ist, so strengen sie sich an, die befremdendsten Eom- binationen ausfindig zu machen. Damit brauchen wir un« nicht zu beschäftigen. Wir können unseren Lesern aber ein Berliner Telegramm der Augsburg« „Allgemeinen Zeitung" nicht verheimlichen. laut welchem „die ««Handlungen mit der Curie in diesem Augenblick vollständig ruhen". Da» Augsburg« Blatt »«kennt vollständig die Lag«. L« läßt die Wiederherstellung und den regulären Gang der preußischen Gesandlschaft bei dem h. Stoyl außer Acht. Wie die übrigen Gesandtschaften trotz de« Urlaubs der Tesandten ihr« Functionen nicht einstrllen. so verhält e» sich auch mit der preußischen Gesandtschaft. Unter diesen Umständen ruhe« die Verhandlungen niemals vollständig. Di« Lage ist ein« reguläre, und darum ist e« unmöglich, daß etwa« »bgedrvchen ist. Warum läßt man diese elementarsten Dinge «lßrr Acht 7 Nebriaen» ist e« zum Mindesten befremdlich, daß Man sich bemüht, so phantastische Meldungen zu publicire« in einem Momente, wo Herr v. Gchlvzer «ven mit dem EultuSminister und den Räthen de« Ministerium« de« Aeußer» «in» Eon- ferenz gehabt hat." Der Vcrmuthung, daß di« wohlmeinenden Absichten de« Herrn Hänel in gewissen Kreisen seiner eigenen Partei dem entschiedensten Widerstand« begegnen würden, sind mehrfach Zweifel entgegengesetzt worden. Mit der Einleitung: „Man schreibt u»S au« Schleswig-Holstein" bringt die „BolkSztg." einen Artikel» welch« beweist, daß man Herr» Hänel in seiner eigene« Provinz aus da« Nachdrücklichste zu bekämpfen entschlossen ist. E« wird darin Namen« der Schleswig-Holsteinschen Fortschritt-Partei gegen jede veein- flussuag durch „die Kiel«", von denen man sich keine Wahl parole dictiren lasse, verwahruna eingelegt, Herr Hänel ziemlich wegwerfend bei Seite geschoben und .Herr Eugen Richter ihm gegenüber in da« glänzendste Licht gestellt. Man wird ia sehen, wie die Sache weiter betrieben wird; einstweilen sind wir gespannt, wie di« .Kieler Zlg." diese Kundgebung au» der Fortschrittspartei in Schutz nehmen wird. Die kürzlich von un» vertreten, Ansicht, daß in Oester reich da« Ministerium Taasse eine Nationalität gegen die andere auSsplele, um sich am Ruder zu behaupten, ftndet neuerding» Bestätigung. Als vor ungefähr vier Wochen die Wogen der Agitation gegen die PrüsungSverordnung an der czeckischen Universität am höchsten gingen, erklärte plötz lich beschwichtigend die „Politik", die Abgeohsneten deö czechiscke» Volke« würden schon für die „Saniru«" der be sagten Verordnung sorgen. In der Thal bernhigm man sich ,m czechischen Lager. Jetzt beginnt e« klar zu werden, worin diese „Sanirung" bestehen wird; denn auS Lemberg und Prag wird gleichzeitig und übereinstimmend ge- meldet» die Regierung werde eine Verordnung erlassen, nach welcher Eandidaten, di« aus den Staatsdienst in Böhmen und Mähren reslectiren, ihre vollständige Krnntniß d« czechischen Sprache m Wort und Schrift nach- weisen müssen. Bewahrheitet sich diese Meldung, dann kann di« Bedeutung derselben nicht hoch genug angeschlagen werden; denn dann erfüllt sich, wa» alle Einsichtigen in Oesterreich längst vorhergesehen haben, daß nämlich die so- genannt« Gleichberechtigung der Ezechcn Nickt« ist als ein Umweg, der zum Föderalismus führt. Es ist klar, daß eine solche Verordnung vor Allem die Freizügigkeit der Beamten von einem Kronlande in daS andere aushebt und innerhalb der Verwaltung eine Grenzlinie zieht, die vorher nie mals bestand. Die nächste Stufe dieser Entwickelung muß aber die LoStrennung diese- in sich geschlossenen Administrativ-KörpeGS von dem übrigen VcrwaltungS-OrganiSmuS sein. WaS srrnc» der deutschen Universität m Prag alsdann für eine Zu kunft blüht, ist leicht vorherzuseyrn. Da man sich an ihr die Kenntniß des Czechischen nicht erwirbt, so wird den Candi- daten de« Staatsdienstes, welche an ihr gebildet »«den. Böhmen und Mähren verschlossen; deutsche Jünglinge auS Böhmen werden in ihrer Heimath keine Verwendung finden. Und da« Alle« zur größeren Ehre de« czechischen Memoran dum«. welche« verlangt, daß in Bezirke», wo da« Ciechischr so unbekannt ist wie in Leipzig oder Köln, ezechisch am- tirende Beamte angestellt werden! Läßt man erst aus diese Art die Sprachensrage zur Magensrage sich entwickeln, dann wird die „Versöhnung" 5 l» Taaffe noch ganz andere Fort schritte machen al« bisher. Wie die Taasse'sche Wirtbschost in Pest ausgefaßt wird, darüber erbringt eine Correspondenz der „K. Z." von dort rin beredtes Zeugniß: Dir Ungarn haben in de» letzten zehn Jahr«, mit starker Hand regiert. Sie haben ihre eigenen, nach außen neiaraden Rationalitäten nicht nur im Zanine getzaltrn, sondern auch Mittel und Vege gesunden, um sie dem nngariscken EtaatSgedanken näher zu bringen. Run ist di» Gesahr vorhanden, daß im Rachbarftaate, der mit Ungarn durch tausend Fäden verknüpst ist, Zustände ein- reißen, die jede« geordneten StaatSwelenS spotten. Dadurch werden einerlei!« alle »ngarixhen Errungenschaften im Innern Ungarn- gefährdet, und andercricii- erhallen die Anhänger ttofsulh«, die
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