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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-12
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1882
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1 Erscheint täglich früh SV. Uhr. . Lktirli«» mit «»pediti«» Iohaanesgasse Ä3. ' A»rrcha«>uteu der Uetarli«»: Vormittag« IO—IS Uhr. Nachmittag« 5—» Uhr. Sin n« «acht «ch ti« «»«'--» »>»> »rrttadltch. »,««»«« »er «>r »te X«««rr »rsti«m»e« Injet«te «» Uocheiit«,e>t »t« t Uhr Nack»ttt«»«, ch» i«»«»»»» -rfttschrn früh »i»'/,» Uhk 3u tr, Filialen siir Ins.-A,n»«,»e: Lee« Rlr««. Unlvrrsltüt-ftrcitzr S1, Lo«t« Lösche, »atharmeastrase IS»». ch»r »t« '/.» Utzr. ch ^ « F tMger Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage R7S0« AdonnrmrntovrrlS vtenelj. 4V, 4Nd., iacl. Bringcrlodn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren «ür Exrrabeilagee ohne Poftbeförderung 30 Mk. Mit Poslbejoroerung 48 Mt. Inserate 6gejpaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schrillen laui unjerem Preis verzeichnis. Tabellarischer Sozi nun, höherem Tarif. Urrlamkn unter den lirdactionsitrich die Svaltzeile 50 Pf. Jnierate sind steis an die ExpeSllion zu feaven. — Raoait wird nicht gegeven. Zahlung prueuuniorniino oder durch Poft- »achnalime. ^-224. Sonnabend den 12. August 1882. 76. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den LS. August, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpsältlou äss Livlprlxer ^asvblkttvs. Amtlicher Theil. Erledigt hat sich unsere Recherche vom 22. vorigen Monat», den Handarbeiter Gustav Adolf Albert Utzd« betreffend, durch dessen Gestellung. Leipzig, den 8. August 1882. Der Rath der Gtadt Leipzig. (Armea-Amt.) Winter. Werner. Archäologisches Museum. De« schwachen BeiucheS wegen wird da« »rchäolog. Museum vom IS. August au uur Sonntag» geöffnet. Leipzig, de» IS. August 1882. Der Direktor Overbeck. Bekanntmachung. Die ledige Elise Marie Bergma»» hat anaezelat, daß sie ihr unterm 16. April 1874 von uns autgestelltrS Dienstbuch verbrannt habe. Für den Fall, datz sich diese Angabe nicht bewahrheiten und da« Buch Irgendwie Vorkommen sollte, wird letzteres hiermit sür ungiltia erklärt. Leipzig, den 8. August 188S. Da« Polizei-Amt her Gtadt Leipzig. I. B.; Junck, Pol.-Rath. R. Verdingung. Baulich« Herstellung,» (Maurer-, Zimmerer-, Rtempuer«, Dachdecker«. Anstreicher- und Vrunneu-Ardette») sollen an den Miupestsarderndk» vergebe» »erden. Unternehmer wolea Sasteunnschln, und vedingungt« hier «insehen. unterzezchnen uud dann Ihre verschloffene^Hit de» Aufschrift „vanttWetiM" versehenen Anbote bi« ,«« «4. hhh. M». früh 11 Uhr port«- tret anhee staben. Leipzig, 7. August 188S. »«tgl. »arnis«nl«z»reth- Hoh-Anction. von den ans dem Naunhofer Forstrevier 1» den MtlstNvngen 32. 33, 35, 42 bis mit 48, 50 und 51 ausbereitcten Brennhölzern sollen Montag, den 81. August ds». Ä». von Vormittags 9 Uhr an, K ^ LL) -« '. L«, l 54 » harte Zacken, 9 . - Bruchhölzer, 283 . harte- Abraumreisig, 19.L Welleuhdt. horte« > 174.5 . weiche«/ 23 Rmtr. harte Stöcke und Hackspäne meistbietend gegen sofortige, im Gasthause „Stadt Leipzig" in Naunhof zu bewirkend« Bezahlung und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werdev. Außer den Schlägen in 42 und 47 stehen die Hölzer v«rein»elt umher und wird ven Käufern terhalb empfohlen, dieselben vorher zu besichtigen. Versammlungsort: Holzschla» «« «uudtheli de» «uimrlohuiner Wege». stvntgl. Aorftreutamt Wurzen uud köni^. Forstredter- vcrwaltuiig Nannhof, «m IS. August 1888. Bachmann. Leuthold. Der unterm 26. Mai d. I. gegen den Friedrich August <iIhrig, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach mit Friedrich Wilhelm Gchmrkzer von Plauen, an« Pausa gebürtig, identisch ist, erlasst« Steckbrie wird hiermit erneuert. Metulngen, den 8. »ngnst 1882. Der Untersuchungsrichter he« Landgericht«. K. Maaser. Nichtamtlicher Theil. Die Louseroaliven im Wahlkampfe. Während die Conservakiven fortwährend darüber jubiliren daß die Liberalen keine geschloffene Parte: bilden wollen und bilden können, weil sic nun einmal nicht über alle brennenden Fragen gleicher Meinung sind, sieht eS in ihrem eigenen Lager mit der Einigkeit und Uebcreinstimmung in Wahrheit ziemlich trostlos aus. Wa« alle die widerstrebenden Elemente zusammrnhält. welche die Liberalen al-Gegner vor sich haben, ist allein der gemeinsame Haß gegen den Liberalismus. Wir wollen von der Kluft nicht sprechen, welche sich zwischen den Conserva- tivcn und dem Ccntrum immer wieder austhut, obwohl sie. wo e» nöthia erscheint — und da» dürfte ja auch bei den jetzigen Wahlen in Preußen der Fall sein—verkleistert wird wir »ollen nur einmal die Conservativen selbst betrachten Ma» hat bi« jetzt nur ein Programm gesehim, welche« au« ihren Reihen gekommen ist. dasjenige der rheinifcheu Eon- servakiven. E« ist darin Nicht« enthalten, wa- in der That einem Programm ähnlich sähe. Solche verwaschenen Kundgebungen, welche uicht» erkennen lassen, al» den Wunsch, unter allen Umständen der Regierung genehm zu sein, und die Verlegenheit, diesen Wunsch, de: der voll» ständige» Unsicherheit über die fernere« Wege der Regierung, in die Form eine- anständigen Programm« zu Neiden, wird man wohl noch mebr von dieser Seite erwarten dürfen. Der deutsche EonservatiSmuS hat sich mit zahlreichen Schlag. Worten, welche eine hervorragend national« Gesinnung und volk«tbümliche Bestrebungen andeuten sollen, au-stasfirt; aber der gute Instinkt de« Volke« hat sich dadurch nur wenig be irr« taffen. Da- haben die letzten RrichStagtwahle» sehr deutlich bewiesen: kein Wunder, wenn man gegen die angewandten Zauberformeln mißtrauisch geworden ist und in Verlegenheit geräth, ein Programm auszustellen, um welcher sich, wie der „ReichSbote" sich auSdrückt, eine „große Volkspartei" sammeln soll. Eine solche zu sammeln, darauf mögen die Eouservaliven doch ganz verzichten. Von diesem EonservatiSmuS. welcher im Schlepptau einer starken und volkSkhümlichen Regierung seine eigentlichen Ziele zu erreichen hofft, wollen die aus die kirchliche Reactu», vor Allem bedachten Gesinnungsgenossen de« „Reichsb." Nicht wissen. Sie haben ein sehr verständliche« Interesse, ihre be enden« Wünsche möglichst stark in den Vordergrund zu bringen und dir Möglichkeit, welche aus die Bundesgenossen, chast deS römischen Klerus hinweist, ist ihnen unbeftreitdar günstig. Während sich Jene an die Regierung klammern, lainmern sich Diese an die EentrumSpartei. Daher erklärt ich, warum der „Reichst." allen Ausstellungen de» rheinischen Programm» ebenso viele Vorbehalte entgegenzusetzen hat, sür welche er von der ultramontancn „Germania" höchlichst belobt wird. Fragen wir nun, wa» denn Einigende» in den rntgegen- lehendcn Programmen der ConservaNvcn Übrig bleibt, so ist e» die Phrase von dem „Schutze der Kronrechte", und in der That scheint dieft seiten» der Negierung uud der Confer- vativen als di« rettende Parole sür die Wahlen betrachtet zu werden. Wir glauben aber, man hat damit aus Sand gebaut. Die Regierung hat durch Maßregeln und Aeußerungcn allzu sehr dm Verdacht rege gemacht, daß man sich nur den Anschein gicbt, sich dem Parlament gegenüber in der Bcr- lheidigung zu bcsinoen, um desto sicherer angriff-weise gegen dasselbe vorgeben zu könne», und die Eonservaliven werden mit ihrem Schreien über die Uebcrgrifse de» Parlamcn- tariSmuS keinen Glauben finden. Wie übel e» damit be- tellt ist. mögen sie au» dem Verhallen derjenigen Parteien entnehmen, auf deren Unterstützung sie rechnen. Die „Germania" hat ziemlich deutlich zu verstehn, gegeben, daß da» Eentrum unter keinen Umständen eine gegen den parlamentarischen Einfluß gerichtete Tendenz unterstützen werde. Besonder- klar und eindringlich warnt da» Organ der Freiconservativen. die „Post", vor einer Störung de» konstitutionellen System» durch einseitige Betonung der Kronrechte. Sie sag», und wir haben vom liberalen Standpuncle Nicht» hinzuzusügen —: „Nicht dir Handhab« zu Machtkämpfen zwischen den ent scheidenden Factoren de» Gtaalsleben» will die Verfassung nach ihrem Geiste sein, sondern der feste Rechtsboden, aus dem Negierung und Landesvertretung gedeihlich Zusammenwirken mm Besten de» Landes und >eder Theil in der sorg samen Achtung der verfassungsmäßigen Rechte de» anderen zugleich die festeste Gewähr der eigenen Gerechtsame erblickt." So fest da» Volk, saßt sie weiter sehr richtig, an dem monarchischen Charakter feine« Staate» hänge, ebenso großen Werlh lege e» auf seine verfaffuugsmLßigcn Rechte, und keine conservative Partei habe Aussicht aus dauernden Bestand, welche sich nicht voll und ganz der verfassungsmäßigen An chauuna anschließe. Vielleicht läßt man sich durch diese Stimmen warnen. Aber wa» soll denn die „Prov.-Corresp." schreiben, und wa» bleibt übrig, um al- konservatives „Programm" eine „große Bolkspart«" um die reactionaire Fahne zu sammeln? Leipzig, 12. August 1882. Wie die Berliner Blätter melden, wird, bi- zur wci teren Entscheidung de» Kaiser», da» O ber-E«rem onien- meister-Amt durch den Vice-Ober-Eeremoni«meister und Hosmarschall de» Kronprinzen, Grafen A. zu Eulen bürg, verwaltet werden, der zugleich auch der muthmaßliche Nach folger des verstorbenen Grase» Stillfricd sein dürfte. Da aber Graf Eulenburg zur Zeit sich aus Urlaub bei Ver wandten in Ostpreußen befindet, so hat beim Eintreffen der Todesnachricht au- Schloß Silbitz vorläufig der Direktor de» HauSministerium» v. Schweinitz dem Kaiser und der Kaiserin von dem Ableben de» Ober-CeremonienmeisterS tele- graphische Mittheilung gemacht und, dem Gebrauche gemäß die Wohnung de» verstorbenen und da- Bureau des Ober Eeremonienmeisteramte» unter Siegel legen lassen. Gra Eulenburg wird am Freitag früh in Berlin zuriickcrwarlet. lieber die Beerdigung de» Grafen Stillsried verlautet vor läufig noch nicht-Näyere». da er seinen letzten Willen schrift lich niederaelrat ^»t. und da» Document bisher noch nicht geöffnet ist. Bestimmt ist nur. daß die Beisetzung im Erb degräbniffe auf Schloß Silbitz stattfiudet. Di« Au-arbeituna der fünf Theilentwürse für da» künftige deutsche Eivilgrsetzbuch unterlag nach den obwaltenden Umständen besonderen und sehr erheblichen Schwierigkeiten, deren Ueberwindung al» vollkommen gelungen zu erachten ist Ma» giedt sich, wie der „Doff. Ztg." gemelkot wir», an maßgebender Stelle der Hoffnung hin, daß die Berathung der Theilentwürse, welch« am l. k. Mt«, seiten» der Civil- gesctzbuchS-Eommisfion wieder ausgenommen werden soll und die demnächstige Feststellung de» Haupt- und Gesammteutwurs» nur einen mäßigen Zeitaufwand verursachen werden. E» wird somit schon bald die Frage wegen Revision de» Handels gesetzbuches in den Vordergrund tretm. Die Revision de» Handelsrecht» sollmit derAusarbeitung von Entwürfen deS Vcr sicherunzSrechlS. de- BinncnschifssahrtSrecht» lwd de» Verlag- recht- durch Specialredactoren beginnen. Jeder dieser Ent würfe wird der Begutachtung durch technische und juristische Sachverständige unterbreitet. Sodann erfolgt die Feststellung der drei Entwürfe durch die Specialredactoren. Nach Be endigung der ersten Lesung de» Entwurfs eine» bürgerlichen Gesetzbuch«» wird »ur Ausstellung de» Entwurf» eine» deutschen Haodel-gesetzbuche» von dem Bunde«ratbe eine Commission eingesetzt, welch« au» hervorragenden praktischen und theore tischen. mit dem Handelsrecht vertrauten Juristen, sowie au« Mitgliedern der Commission!für da» bürgerlich« Gesrtzbucl besteht. Diele Commission hat zunächst die vorerwähnten dre» Theilentwürse zu Herathen. Gleichzeitig wird die Revision de« geltenden Handel»gesetzbuche« von einem Haupt- reserenten in Angriff genommen. Der hieran» hervoraebendr vorläuficze Entwurf unterliegt der Beratdung und Feststellung durch die Commission unter Zuziebuna ven Mitgliedern de» Handelsstanbe». Sodann werbe» die Entwürfe von der Coni> Mission zusammengesügt und einer Schlußrekaclion unter zogen Der so vollendete Gefammtentwurs eine» Handel» qesetzbuches wird mit Motiven veröffentlicht und den Bunde» regirruogrn mitgetheilt. Die zweite Lesung diese« Entwurf« findet erst nach der zweiten Lesung de- Entwurf» eine« burgerlichra Gesetzbücher statt. Der so sestgestelll, Entwurf nebst Motiven wird dem BundcSralhe zur gesetzgeberischen >)ehandlung überreicht. Aus dem Bureau de» Reichstag» sind, wie wir er- ährcn, wiederum mehrere Petitionen um Einführung von wangSinnungen cingelause». darunter eine solche von eikcnwebern aus Creseld und Kempen. Wenn diese völlig aussichtlos» Agitation in neuerer Zeit an Boden gewinnt, so haben die betbörten Bittsteller sich dafür bei den Deutsch- conservativen de» äußersten rechten Flügel« zu bedanken, welche Hoffnungen erweckten, die weder sie selbst, noch die Regierung, noch die anderen Parteien jemals befriedigen können Der Fürstbischof von BreSlau setzt seinen Feldzug egen die „Staatspfarrer" und damit gegen den Staat elvst fort. Er hat an diese einen Brief geschrieben, der so gehalten ist, als glaubte er, daß diese Männer sich so ganz hnc Weitere» an ihre jetzige Stelle gesetzt hätten, während er doch sehr wohl wußtet daß sic unler Niitwirkung de» Staate» dorthin gesetzt seien. Er behandelt den Staat, der hinter diesen Priestern steht, einfach al» Lust, und da» ist eine der schwersten Formen der Beleidigung. Der Bischof geht von der Annahme au», daß der Staat kein Recht gebabt habe, jene Männer an ihre Stelle zu setzen. Eü ist hergc- >rachl und nothivendig, daß der Bürger eine» Staate«, der ich durch einen Act der Staatshoheit gekränkt suhlt, sich licht sofort selbst Recht verschafft, sondern zunächst den Ber ück» macht, durch Anrufung der compctentcn Instanz sein Recht zu erlangen. Wollte der Fürstbischof den Weg der Bcr- ländigung mit dein Staate in aufrichtiger Weise betreten, so konnte ihn Nicht« ven der Verpflichtung entbinden, sich zunächst an die StaatSregierung mit einer Eingabe zu wenden. Er mußte darlcgen. daß die StaalSpfarrrr nach den Anschauungen der Kirche sich mit Unrecht an ihrer Stelle befänden und daß ein Weg sich finden müsse, dieselben daran» zu entferne». Da sie mit Hilfe de» Staate- an ihre Stelle gekommen eien, so bitte er, einen Weg zu vereinbaren, um dem ein- »ktretenen Uebelstande abzuhelfen. Daß der Fürstbischof diesen Beg verschmäht hat, ist eine dreiste Provocation und wir ind sehr begierig zu erfahren, in welcher Weise der Staat aus dieselbe antworlen wird. — Einer dieser „StaatSpsarrer", Herr Sterba, hat da» Schreiben de» Fürstbischofs Herzog sieanlwortet. Ä fordert Ausschluß über Las sürstbischöslich« Vergehe»^ zumal auch dem Kirckenvorstande eine Anweisung »gegangen sei, welche ihn im Genuss« deS Psarrlehnü »«einträchtigen dürste. Falls ihm binnen Monatsfrist eine Aufklärung nicht zugehen werde, also von Seiten de» Bischof» nicht mehr Irrthum, sonder» Anmaßung vorliege, werde er die Angelegenheit dem kirchlichen Gericht-Hose vorlegen. — Ter klerikalen „Schlesischen Volkszeitung" wird unterm 6. d. M. au» Cosel geschrieben: „Trotz der an den hiesigen „Staats Pfarrer" Grünastcl von unserem Herrn Fürstbischof ergam zenen Weisung, keinerlei Amtshandlungen vorzuiiebmen, hat Derselbe heute dennoch Gottesdienst abgchalle». Außer seinem auS etwa 20 bis 30 Personen bestehenden Anhänge waren auch die Mannschaften von zwei Compagnien des hier garni- onirrnben 62. Regiments durch einen Lieutenant in die Kirche icsührt worden. In der Predigt äußerte Grünastcl etwa Folgendes: „Die Weisung deS Bischofs kümmere ihn gar nicht; er (Grünastel) sei kein Räuber, kein Spitzbube, welcher die Pfründe gestohlen habe. Er bleibe hier und wenn Nie mand in die Kirche kominc. und zwar so lange, bis der König ihn abbcruse. Für ihn brauche Niemand zu beten. Wenn er auch von hier forlkomme. so würden sich die Anderen um die Stelle reißen, wie die Hunde um einen Hasen." — Wir nehmen an, daß die ullraiuoiitane „Schlesische BolkSzeitnng" zu Uebertreibungcn oder Entstellungen der Rede Herrn Grnn- astcl'S sich hat Hinreißen lassen. Man darf sich aber schließlich fragen, ob der preußische Staat mit Hilfe solcher, und noch dazu neu ernannter, Bischöfe den Frieden mit Rom erreiche» wird. Niemals hat ein preußischer Minister die ossicibsen Federn so wenig in Bewegung gesetzt, wie der neue Chef des Finanz- ressortS, Herr Scholz. Gon allen Ministerien herrscht z. wohl in diesem die angespannteste und zugleich wichtigtte Thätigkeit, aber das Gcheimniß über die in der AnSarbeitung begriffenen Steuerplänc und Finciiizresormenlwüi-se wird mit beispielloser Verschwiegenheit gewahrt. Man weiß nur, daß Herr Scbolr auf seinen Urlaub verzichtet hat. um sich ganz den gesetzgeberischen BorbereilungSarbciten zu widmen; aber worauf dieselben im Einzelnen abziclen, ist und bleibt unbekannt Nur gerüchtweise verlautet daS Eine, daß ein neues Ver< wendunasgesetz nicht vorgelegt, sondern statt besten sogleich die Aushebung der unteren Classensteuerstufen ins Auge gefaßt werde; doch läßt sich nach dem Gesagten diese Mittheilung auf ihre Glaubwürdigkeit hin nickt prüfen, und rS muß eine andere LcSart ebenso plausibel erscheine», nach welcher nur deshalb über die Thätigkeit im Finanzministerium der Schleier de« Schweigens gebreitet wird, weil dort eine andauernde Unklarheit über dir nächsten Ziele und deren Erreichung herrscht, und weil einige nickt unerhebliche MeinungSverschiede»- beiten zwischen dem Fürsten BiSmarct und Herrn Scholz noch immer ihrer Ausgleichung harren. Zur Parteilage in Elberfeld wird der sreiconscrvativcn „Post" vom 10. d. M. gemeldet: „Die gestrige, stark be suchte Generalversammlung der nationalliberalen Partei Elberfeld-Barmens beschloß einstimmig die Wicderausstcllnng de« bisherigen LandtagS-Abgrordnelen Strückcr, ferner init allen gegen 8 Stimmen die Candidatur tcS Landrichters Westerburg, dessen der Versammlung mitgetheiltcs Programm auf dem Standpuncle Hänrl's steht. DaS seiten« der Fortschritt-parte: angebotene Compromiß. welches in der fortschrittlichen Parteiversammlung bekanntlich bereits an genommen war. ist sonach auch von den National-Liberale, genehmigt worden. Den freiconservaliven ComitdS deren Angebot erst nachträglich erfolgte, soll der Dank der National-Liberalen sür da» in der "Ausstellung der Candida- tnren Strücker'S und I)r. Fabri'» liegende Entgegenkommen auSgedrttckt werden." Wie fortschrittliche Blätter mittheilen, ist Herr Eugen Rickter wieder in Berlin emgelrossen, um die Fäden sür die Wahlbewcgung in die Hand zu nehmen, und die „Volks zeitung" bringt „zur Wahlrampagne" ciniae Mittbeilungen. denen mit inniger Befriedigung die Bemerkung beigesüat ist. daß es mit drr nationalliberalen Partei östlich der Elbe ziemlich au» sei DaS ist schon tausendmal ausposaunt wor den und — e» hat sich niemal» bestätigt Bald nach Einsübrung der neuen Iustizordnung waren Klagen au» den kleinen thüringischen Staaten laut geworden, daß alle Formulare und dergl. in großen Mafien von Berlin bezogen würden und daß die bezügliche Prioal- inkuslrie darunter litte. Daß in Tbüringcn Ablulse gclrofsen wäre, ist uicht bekannt geworden. Im Großherzoglhnm Helsen aber, wo dieselben Zustände walteten, hat jetzt die oberste Justizbehörde eine Verfügung erlassen, wonach der Bedarf an gerichtlichen Formularen, sobald die allen (allerdings sebr bedenkenden) Bestände verbraucht sein werden, wieder aus den, »lande bezogen werden soll. Gegen diese Prärie- läszr sich äum Etwas einwcnden. Der Bericht des Reichsponmeisters über seine Bcrwallung während der drei letzlen Iabre cnl- wirst von der Thätigkeit und dem steigenden Umfange der Geschäste der Reichsdruckerei ein so glänzendes Bilk, daß die Bcsorgniß vor einer allmäligen Aussaugung der Prival- intusirie aus diesem Gebiete durch das inächligere Slaals- instilul nicht ungerechtscrtigt erscheint. Wenn tesbalb ein zelne Bundesregierungen sich mit ibren Aufträgen an Private wenden, so ist damit ein gutes Beispiel gegeben, welches hoffentlich Nachadmung findet. Die Reichsdruckerei ist schon an und für fick» so glänzend auSgcstattet und beschäsligt, daß ie die Fortrxistcnz der privaten Anstalten neidlos mit an- 'ehen kann. Zu den bereit» vorhandenen ist noch eine neue Oricnt- rage hinzugelreten. Von einer Seite, die sich sonst stets durch die Zuverlässigkeit ihrer Millhcilungcu ausgezeichnet bat, erhalten wir die interessante Nachricht, daß das Wiener Cabinel dem Gedanken einer Annexion von Bosnien und der Hcrzcgowina seit Kurzem näher getreten sei und bereit» in Berlin angcsragt habe, ob dort die Unter nehmung gebilligt werden wurde. Hinzugefügl wird, daß die ersten Anfänge dieser Besprechungen in den Herbst deS vorigen Jahre» fallen und durch die Hände des Grasen Wolkenstcin, de» jetzigen österreichisch-ungarischen Botschafters beim Petersburger Hofe, gingen, daß alsdann aber die Ver handlungen Monate hindurch geruht haben, bi» sie eben jetzt wieder ausgenommen worden sind. Wir geben diese M>l- lhcilung mit der Einschränkung, di« ihr zukommt. durch anderweite Thatsachen ist sie bisher weder unterstützt' noch entkräftet worden. Soll aber die Wahrscheinlichkeit der Nachncht nach inneren Gründen abgcscbätzt werden, so mutz inan dock sagen, daß der gegenwärtige Zeitpunct wohl kauin als der geeignete erscheint, um von der Pforte ein Opfer zu verlangen, und sie in Verhältnisse zu verwickeln, welche ihre Aufmerksamkeit und Thatkrast von Alexandrien und dem Guez- canal hinweglcnken müßten. Auch entspräche eS schwerlich der honneten Politik der mitteleuropäischen Großmächte gegen den Sultan, wenn Dessen augenblickliche Verlegenheiten zur Erlangung von Sondervorthellen auSgenützl würden, ganz abgcseyen davon, datz ein solche» Verfahren nur geeignet wäre, auch andere Cabinete zur Anmeldung ihrer Guthaben an die „ConcurSinaffe" de» Oömanen-Reiches auszusordern und so mit einem Schlage die große Orientsraae wieder anzusachen. So wahr die» Alle» ist, und so groß die Wahrscheinlichkeit ist, daß die deutsche Politik sich von ähnlichen nüchternen Er wägungen werde leiten lasten, so wird man doch gut thun, die Möglichkeit im Auge zu bebalten, daß eine Anregung der erwähnten Art seiten» Oesterreich-Ungarn» wirklich erfolgt sein könnte. Man kam: aber uur wünschen, daß Die» nicht geschehen sein möge. AuS Syrien werden Unruhen gemeldet, welche de» paniölamirischen Charakter» nicht zu entbehren scheinen; die erste Nachricht darüber kommt au» Cypern. ES wurde in Bcyrut ein Muselmann ermordet, woraus gegen die Christen die Anklage erhoben wurde, sic hätten diesen Mord begangen. Ein aufgeregter Volkshaufen bedrohte die Christen mit dem Tode. Die Polizei stellte sich auf die Seite der Anjwieglcr, waS eine Panik unter den Christen zur Folge hatte, die ins Gebirge flohen. Die Läden in Beyrut sind geschloffen, viele Christen wurden arretirt. Tie Stadt ist jetzt ruhig, aber man hegt noch Befürchtungen. Man darf weiteren Melkungen mit Spannung entgegensetzen; um so mehr, al» in Syrien von jeher Nietermetzclungen von Christen au der Tagesordnung gewesen sind. Herr Paul Bert, weiland UnterricktSminisier tm Calnnet Gambetta, hat eine fulminante Revanche-Rede gehalten. Dieser chauvinistische Biedermann gebt nach dem Muster großer Künstler gleich in mecli»!» roz und erst am Ende des famosen Vorträge» finden wir da» Ei der Leva, nämlich den wahren Ursprung de» Kriege«, worüber e» heißt: „Ein Wahnwitziger erklärt den Krieg »nb seine Lakaien rufen: Nach Berlin! Er wirst un» in Starke von 200.000 gegen 600,000 Mann; in einigen Tagen sind unsere Heere vernichtet, Hunderttausenke von Soldaten müssen über den Rbein wandern." — Daß die große Nation diesem „Walni- witzigcn" gefolgt ist und daß seine „Lakaien" selbst beute noch eine Rolle spielen, gcnirt selbstverständlich Herrn Bert nickt. Frank reich ist unter allen Umständen, wir würde» sagen, die erste der Nationen, lasten aber lieber dielen Skobeless im Frack sprechen: „Selbstherrlich nach innen, furchtbar nach außen, aggressiv und doch friedlich, wie alle wirklich Tapferen, treu dem Ideale deS Ruhme», der Pflicht und der Ehre, wird unser ekles Frankreich nach wie vor die Hoffnung und das Vorbild der Menschheit bleiben". — Daß diese Rede einen schlechten Eindruck macken muß, liegt wohl aus der Hand und man kann Deutschland und mebr noch Frankreich Glück wünschen, datz diese fanatischen Teiitschenbaffer cinstwcilen noch nickt am Ruder sind. Reckt bezeichnend ist e», daß die ..U, >»»l,Ii>>,w srantzniso", welche den angeblichen Wortlaut der Rede bringt, c» sür geralben gebalten bat, einige der gebäi'sigsten Stellen zu unterdrücken. Zwar hat auch sie den Satz, in welchem Herr Bert da» in Paris gefallene Wort: ,.W>r reichen unseren deutschen Brütern über d>e Ruinen Straßburgs binweg die Hank", al« „cynisch", als „scheußlich" und „leider straflos geblieben" bezeichnet, aber sie hat sich wohl gebütet, mit Herrn Bert den angeblichen TageSbesebl eine- deutschen HeersübrcrS, de« Prinzen Friedrich Karl, als „rohe, barbarische Proklamation" zu bezeichnen. Besagter TageSbesebl sollte au» der Stabt SenS den l. Deccmber 1870 datirt sem und müßte nach Herrn Bert'« Ucbersctzung im Deutschen ungefähr folgender maßen gelautet baden: „Soldaten, entfaltet eure ganze Thätigkeit. Laßt un» marschiren. um diese« gottlose Land in Stücke zu theilen. Man muß diese Räuberbande nusrotten! Die Welt wird nicht eher zur Rübe kommen, als bis eS kein französische« Volk mehr giebl. Wen» man c» in kleine Slücke theilt, werden sie sich unter einander zerfleischen, aber Europa wird dann ans Iabrbundcrlc kinauS Rübe baben." E» ist überflüssig zu sagen, daß die KriegSbücber jener Tag« von dieser „Proklamation" de» Prinzen Friedrich Karl NichlS
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