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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-19
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr-action uud Lrpedltio» JohanaeSgaffe 33. Aprrchlluudku -er Nrdactiou: Vorniittag« 10—IS Uhr. Nachmittags 5—- Uhr. URr tt» »iick,-»« r>»»«i«»»e»» »a ,M »„»»iüich, >»„«»«, »«, s-r tzt« »ichstfalge«»« Nnmmrr 5rsti««te» Inserate ,, «achentage» »i« 3 Utzr Nachmittag». «» «»««- u««Feft»„e» sr«tz»i«'„»Utzr. 3« de« ^Nialru für 2»s.-A«u»!>«L Otta ktr«». UniversttStsstraß« St. Laut» lösche, katharinenstraß« 18, P. »»r «i« '/,» Uhr. WpMer, Tageblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschüstsverkehr. . Auflage I7,SV«. Adonnrmrnlsvrris viertelt. 4'/, Mit., incl. Br>ngerlobn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Scbüdren lür Extrabeilage» »hur PostbesSrderung 30 Mk. Mit PoftbeiSrderung 48 Mk. Inserate 6ge,pattene Petitzeile 20 Pf. »röhere Schritte» laut »njerem Preis. Verzeichnis Tabellarischer Satz nach höherem Tiris. Rerlamen »nter den Ledaetionslirich di« Svaltzeil« SO Ps. Jaierat« sind üer» an die Ertzksitiau za jeaveu. — Rabatt wird uichl gegeben. Zahlung praeuuweniU'i,- oder durch Post- Nachnahme. ^?2L1. Tonnaben- den 19. August 1882. 76. Jahrgang. Zur gesiilligtn Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2«. August, Bormittags nur bis !,» Uhr geöffnet. LxpeüMon ävs I^lprlxer 'raxevlattes. Amtticher Theil. Dtkünnlmachung.' Der Bau einer Schleiche ll. Elaste »n oberen Theile de» Gerichtsweges und in der HvSpitalstraße soll an einen Unter nehmer i» Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liege« in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. Zimmer Nr. l4, au- und können daselbst entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Auf- schrist: „Oestliche Borfluthschleuße in der HoSpitalstraße" versehen ebendaselbst, und zwar bi- zum 25. August er. Nach mittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am l2. August >882. Der Stath der Stadt Leipzig. 1»r. Georgi. Eichoriu». Die Maurer- und Stetiin,erarbeiten bei der Verbreiterung der Schloßbrücke sind vergebe» und werdcn die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber deshalb hiermit ihrer Offerten ent bunden. Leipzig, am t2. August 1882. Der Stath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Erchoriu«. Die am 8. ds. Monat« zur Derpachttaag ver steigerte» Feldparceile» Slr. LL8 uud Skr. RSL oi» Litt» der War Pr»pstheida sin» den Höchst- dieter« und zwar letztere für da» darauf bei der Gcsamnrt - Drrsteiger««g gethanr Höchstgebot z«. gef«biage» worden. Es werden daher in Gemäßheit der Versteigerung« bedingungen di« übrigen Bieter ihrer Gebote hiermit entlasten. Leipzig, den 15. August 1882. Der Stath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Stütz. Polz-Auction. In der Harth de« Zwrnkauer Forstrevier« ans den Schlägen ln Abthrilung 3 und 15 ausbcreitete 405 Stück kies. Klötzer, 16—25 ow oben park, 4 und 5 w lang, 78 Um kies. Breunscheitr, 1 218 - « Brennknüppel, > aus dem Schlagt in Abthrilung 3 « 480 » - Abraumreisig, j 2S8 » eich. u. birk. Stöcke ans dem Schlag» t» Abthrilung 15 am -1. Flügel solle» Tonnerstag. de« 31. August diese« Jahre», Varmittag» »an tz Uhr a« an dir Meistbietenden gegen sofortige im Gasthofe z« Gratz- deudr« zu bewirkende Bezahlung und de« sonst vor der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an Ort und Stelle versteigert werden. Sammelplatz: auf dem Schlage am Zeschwitz.Probstdeubeuer Eommunicationswege. k-nigl. Forstrrntamt Wurzen ««d kinigl. Farstrevier- »crwaltung Jweiikau, a« 18. August 1888. Bachmaua. Lomier. rreivillige Versteigerung. ErbtheilungShalber soll da« zu den« Nachlasse de- Bildhauer« garl August Hanptmauu gehörige HauSgrundftück Nr. 2 der Kleinen Plauenichea (dass« hier, Nr. 540, Abthrilung 0 de« Brand Katasters und Fol. 383 de- Grund- und Hypotheken-Buch- de- vor mali,en Königlichen Stadtgericht« zu Dresden im Wege -er frei willigen öffentlichen Versteigerung verkauft werde». K>.uslustige werden daher ausgesordert, Saunaben». den 83. September 1888, Itz Uhr Barmittag« an hiesiger Gerichtsstelle (Rainprsche Straffe 19 d, 2. Etage) sich ein- zufindrn, ihre Gebote abzuaebea und des Weiteren gewärtig zu sein. Eine Abschrift der Berste,geruugsbedingungeu ist dem Anschläge am Gerichtsbrett beigesügt. Dresden, de» 11. August 1882. königliche« Amtsgericht daselbst. Abthrilung IH», Schweinitz. R. Man betrachtet die Gewerbeordnung von l8KS al« ein Wert de« „Manchesterthum-", und damit ist selbstverständlich jedem Angriffe ohne Unterschied Thür und Tbor geöffnet. Solcher Verschiebung und Verdunkelung der wirklichen Verhältnisse gegenüber ist e« gut. ab und zu eine autzcrhalb de» Parteitreiben« stehende Stimme zu vernebinen. Die Nord». Allg. Ztg." hat neulich dem von Pros G. Schön berg herausgegebenen „Handbuch der politischen Oekonomie" einen sehr wohlwollenden Artikel gewidmet; man darf also überzeugt sein, daß da« Organ de« Reichskanzler- Herr, Scbvnbera zum Mindesten nicht al» einen Parteigänger de» .Manchesterlhum«" betrachtet. In der von dem Herausgeber elbst verfaßten Abtheitung über da- Gewerbe findet sich nun auck eine Kritik der Folgen der Gewerbesreiheit. Wenn dabei nicht nur Vortheile. sondern auch Nachtheile dieser ?Freiheit aufzezählt werden, so wird damit Niemandem etwa» Neue- gesagt. Kein verständiger Verteidiger der Gewerbesrrihcit leugnet die Schattenseiten derselben; die dem Systeme zu Grunde liegende Anschauung ist nur die. daß die Lichtseiten die Schattenseiten überwiegen, daß außerdem die letzteren durch zweckmäßige Einrichtungen zum größten Theil beseitigt oder wenigstens gemildert iverden können. Wie steht Schünberg zu dieser Anschauung? Die Klagen der Gegner ertönen am lautesten über angebliche Bcnachlheiligung der Consnmenten. In dieser Beziehung urtheilt Schönbcrg über die Gewcrbc- reiheit: „Sie zwingt in der Regel die Unternehmer auch in ihrem eigenen Interesse, dem Interesse der Konsumen ten. die Waaren resp. Leistungen nach Bedarf und möglichst bequem, mannichsaltig. brauchbar und preiSwerth zu erhalten, zu entsprechen; aber sie bietet allerdings auch keine Garantie mehr für die Güte, dir Qualität, die Preis- würdigkeit der Waaren. Der Cousument muß selber prüfen und ist, wenn er die- nickt tbuk oder nicht kann, ter Gefahr der Benachteiligung au-gesetzt. Eine schlechte Volks- oder Elasten itte, beim Erwerb nur auf die Billigkeit der Waare. nicht auf ihre Qualität zu sehen, erhöht diese Gefahr für die Eonsumenten und die tatsächliche Benachteiligung derselben, hiergegen die Eonsumenten, deren Schäden ihre eigene Schuld ist. zu schützen, kann nicht die Aus gabe der Staatsgewalt sein. Dagegen giebt e« Waaren. bei welchen die Käufer auch trotz aller Vorsicht da richtige Gewicht resp. die angebliche Qualität nicht prüfen können; wo die« der Fall, erscheint der Schutz, soweit er ausführbar, an sich gerechtfertigt und um so mehr geboten» al« diese Lage der Consüinenten bei der Freiheit von unreellen Unternehmern allSgebeutet. wird. Ebenso muß e« al« eine allgemeine Pflicht ve« Staat« hinaestelü werden, die Eon umenten vor dem bei der Gewerbesreiheit möglichen verkauf gesundheitsschädlicher und gefälschter Waaren durch Verbot und eventuelle Bestrafung desselben zu schützen."- So weit Schönberq. Seine Ansicht stimmt ganz überein mit dem bestehenden Äewerierecht. Wa» er hier al- Pflicht de« Staate- bezeichnet, ist durch da« sogenannte Nahrung«- mittelgrsetz vom 14. Mai 1879 erfüllt. Ein weiterer Schutz de« Käufer» für Fälle, in denen ihm ein eigene« llrtheil nicht möglich ist. findet in der Gesetzgebung kein grundsätzliche-Hinder niß. Ein Gesetz über de» Feingehalt der Gold« und Silbenvaaren z. B. ist bisher im Reichstage nur an praktischen Schwierigkeiten, nicht au grundsätzlichem Widerstande gescheitert. Bo» den Nach theilen der Gewerbesreiheit für die gewerbliche Bevölkerung sagt Schönberg: Nicht zu vermeide» ist» daß die Gewerb»- freiheit den Untergang zahlreicher HandwerkSzivcige durch die Fabrikindustrie herbeisührt und zahlreiche kleine und mittlere Unternehmer durch große in ihrer Selbstständigkeit und Concurrenzkrast gefährdet. Jener Untergang (ein Uebel llnzweisethaft für die Betroffenen) ist eine nicht zu hindernde Folge de« wirthschaftlichen Fortschritt- und der rationellen Gestaltung der VotkSwirlhschast; dagegen können dieser Ge fahr die Gefährdeten aus dem Wege' der Selbsthilfe durch genossenschaftliche Verbindungen begegnen. Im klebrigen bezeichnet er den Umfang dieser Uebelslände al- häufig sehr überschätzt. Sein Schlußiirtheil lautet: „So hat unleugbar die Gewerbesreiheit neben ihren Vorthcilen ihre Nachtheile, aber die Vortheile sind doch sür Judustrievölkcr weitaus so überwiegend, daß sie deshalb „sür diese al» die richtige Rechtsordnung erscheint". Wir können nur wünschen, daß da- von der „Nordd Allg. Ztg." so warm empfohlene Studium de» Schönberg- schen Werke» recht fleißig betrieben werde, ganz besonder» aber von den publicistischen Vertretern der Negierung selbst Vielleicht würde dann viel Verwirrung und gehässige Auf reizung der geiverblichen Bevölkerung verhütet werden »nd sich eine bessere Meinung über da» Geschick der ofsiciöseii Presse bei unserem deutschen Bürgerthuine hcrau-bilden. Nichtamtticher Theil. Von der Gewerbesreiheit. WaS da- dentsche Bürgerthuin zu erwarten hat, wenn „Junker" und „Psafs" aus' allen Gebieten de- öffentlichen Leben- da» entscheidende Wort sprächen, da- hat sich neuer dings wieder recht deutlich herau-gestellt. Hat doch auch die rückschrittliche Bewegung, welche während der letzten Jahre unter dem besruchlenven Hauche der conservativ-ultramontanen Verbrüderung fast überall in Deutschland ausgetreten ist, sich in» Reichstage mit besonderer Vorliebe in der Bekämpsunc der Gewerbesreiheit versucht. Man muß aber der Regierung die Gerechtigkeit wider fahren taffen, daß sie dem reacliönairen Andrängen bisher nur sehr vorsichtig und mit einem gewissen Widerwillen nach gegeben bat. Uin so eifriger aber pflegen die ibr nahe stehenden Preßorgane den gegen die bestehende Gewerbcord nung gerichteten Bestrebungen unter die Arme zu greifen Alle Klagen über angeblich höchst verderbliche Wirkungen der Gewerbefreiheit finden in denselben die freundlichste Aus nahme; vergeben« aber sucht man nach einem Worte de» Tadel« über den ni aßlosen Unverstand, der in den Forde- ruußea der Gegner dieser Freiheit nur zu oft zu Tage tritt Leipzig, IS. August 1882. Unter den Nationalliberalen, die bisher der preußi scheu Volksvertretung angehörtcn, haben sich erfreulicher Weise nicht allzu viele geweigert, auf- Neue um ei» Man dat bei den bevorstehenden Äbgeorbnelenwahlei» sich zu bewerbe». Mit wenigen Ausnahmen werden sich die bis herigen Abgeordneten der nationalliberalsn Partei und wohl auch anderer liberaler Richtungen ihren Wählern wieder zur Verfügung stellen, manche trotz gewichtiger Bedenken und unter schweren persönlichen Opfer», von der Ueberzeugung geleitet, daß in den meisten Fällen bewährte und all bekannte Vertreter den Besitzstand der Partei bester und sicherer zu behaupte» vermögen werden als parla incntarische Neulinge. Die letzten Rcickstagswahle» haben bekanntlich ungewöhnlich viel neue Kräfte dem Parla ment zugesührt; ein« so tiefgreifende Personalerneuernng. die Zuführung von so viel „frischem Blut" ist allein Anscheine »ach im künftigen preußischen Abgeordnetenhaus« nicht zu erwarten. Die Verluste, welche die nationalliberale Partei bei den juiigsien NeichStagSwablcn betroffen, waren znni Theil der Thalsache zuzuschreibe». daß manche dcS Vertrauen» ihrer Wabtkreise sichere altbewährte Vertreter parlament-müde gewor den waren und die Bewerbung um ein neue» Mandat ab lehnten. Diese Erfahrung hat die Parteileitung bewogen, ihren Parteigenoffcn wiederholt dringend an- Herz zu legen, ohne dir allerzwingenksie» Gründe sich dem parlamentarischen Dienst nicht zn entziehen, und, wie bemerkt, hat diese Ermahnung meistens die gebührende Beachtung gefunden. Unser ösfent- licheS Leben in Deutschland ist nicht allzu reich an Männern, welche die Fähigkeit und die äußer« Lebensstellung besitzen, um die schwereren parlamentarischen Pflichten zu (rfizUM Wer einmal diese» Amt übernommen hat. wird sich sagen müssen, daß er auch einem erneuten Rufe der Wähler immer wieder zu folgen die moralische Verpflichtung hat. wenn nicht absolut zwingende Gründe ihn hindern. Für parlamentarischen Nachwuchs, der ja der Natur der Sache »ach immer nur spärlich sein wird, bleibt doch stet» Raum genug. Ter ,,lutherischePavst" in Mecklenburg Herr kliefoth. -at in einer aus der allgemeinen lutherischen Conferenz in Schwerin gehaltenen Rede der römischen Kirche be- cheinigt, daß sie im Culturkampse den Sieg davongetraaen habe. Aber dieser Sieg, den er von Anfang dorausgesehci, haben will, flößt ihm doch Angst und Sorge eia. .Aumps uud Sieg." sagt er. „machen Muth, und wenn e» eine Welt macht ist, die kämpft und siegt, so wacht in ihr der Muth der Aggression, der Eroberung ans; die römische Kirche aber — und da« ist da« Widerchristliche in ihr — hat viel zu viel meltmächlliche Natur in sich, um nicht durch Kamps und Sieg zur Eroberung sortgeriffcn zu werden, zu einer Erobe rung. die dann wesentlich nur aus unsere kosten gehen kann. Schon lange hat die römische Kirche aus jene vom Be« kenntnißgrunde abgewichenen Richtungen in unserer Mitte, von denen wir sprachen, geachtet und ihre zersetzende Arbeit verfolgt, schon lauge hat sie von der „Selbsiaustösung de« Protestantismus" geredet und auf dieselbe gehofft, schon lauge hat sie sich gerüstet, in dieBrescke einzutreten, die in den Bestand der protestantischen Kirche gelegt werden möchte; in dem Maße, wie ibr jetzt im Culturkampse der Sieg zusällt, wird sie eiten. auSzusühren. waS sie lange gedacht Hai." — Auch anderwärts beginnen sich Spuren eine« dämmernden BerständniffeS zu zeigen. So findet jetzt der utkrareactiouaire „Evangelisch- Kirchliche Anzeiger", daß „mit der vaticanisch gewordenen katholischen Kirche sür un» Evangetische der Friede unmöglich ist", und daß „die Forderung der Parität da zur Ungerechtigkeit wird, wo der eine Theit grundsätzlich dem anderen da» Recht der Existenz absprickt und ihu bi» auf völlige Vernichtung zu verfolgen sich verpflichtet sieht." „Tie römische Kirche", heißt e» in dem betreffende» Artikel weiter, „befolgt in der PrariS, getreu den Ausstellungen und Enchctiken ihrer Päpste, sobald sie nur ein wenig Lust bekommt, die Au-rottung de« euaiiGilitch«» Bekenntnisse» in rücksichtsloser Energie; sie erkennt weder di« evangelischen Taaseu, »»H auch die evangelischen Ehen an. und scheut sich nicht, Wiedertaufeu vorzunehmen und sämmtliche Ehen, die nicht vor katholischen Priestern geschloffen sind, sür Eoncubinate u erklären und deren Kinder al« uneheliche anzusehcn. Mit >ies«u atteu Anspruch inaugurirt sie die neue Epoche de« FriebenSschluffe« mit dem Papste." Man schreibt uns aus der Provinz: „Daß die Vordere!- tungen aus die preußischen Landtag-wahlen selbst an Plätzen, welche, außerhalb der schwarzwcißen Grenzpsählc liegend, mit großer Spannung verfolgt werden, liegt aus der Hand. E« handelt sich um die Wahlen in einem Lande, da» seit Jahren die Führerschaft im neuen Reiche besitzt, in einem Lande, welche» von 397 ReichSniandatcn allein 236 hat. Der Stand der inneren politischen Verhältnisse de» preußischen Staates muß daher aus diejenigen de» ganzen Reichs von Einfluß sein. ES kann also sür Ne übrige» Staaten Deutsch land» der Ausfall der preußischen Wahlen nicht gleichgittig sein; daher da» Interesse sür die Wahlvorbereitungen in Preußen, sür die Entwickelung — zur Zeit Verwicke lung — der dortigen Partciverhältniffe, sür die eigent lichen Wahlkämpfe und Wahlsiege. In sächsischen poli tischen Kreisen ist man wohl mit Recht allgemein der Ansicht, daß e» sich bei den preußischen Wahlen in erster Linie darum handeln sollte, eine früher geschaffene Lage aufzugebcn, die nicht unliebsanier gedacht wervenzkann. Tenn Da» steht wohl fest, daß der Karren gründlich in den Schmutz gefahren und damit eine Lage geschaffen war, die an Zerfahrenheit Nicht- zu wünschen übrig läßt. Vor Allem sollte man Alle» daran setzen, Siege der Hochconservativen oder de» extremen Fort schritts — ganz abgesehen vom Eentrum — nicht aufkommen zu taffen. Jede von beiden Parteien strebt danach, den NationalliberatiümuS, die natürlichste, wenn auch leider nicht angeruscue Stütze de» Reichskanzler», mit Hilfe der Römlinge lahm zu legen oder gar zu ersticken. Mit dem National- tiberatl-mu« den Kanzler zu beseitigen, ist da» offene Streben de» EcntrumS; eS nimmt seine Bundesgenossen da. wo es sie findet: im HockconservatiSmuS, im Fortschritt, in der Social- dcmokratie. In Preußen besteht die klerikal - conservative Mehrheit bereit» seit dem Jahre 1879. Würde bei den bevorstehenden Wahlen eine klerikal-fortschrittliche Mehrheit entstehen, so würden die Verhältnisse die seitherigen bleiben: da» Eentrum würbe die herrschende Partei sein und bleiben. Bei dem Einfluß der preußischen Verhältnisse aus die deutschen würde damit auch de», Reichstage der Stempel aufgedrückl sein. In beiden Parlamenten würde da» Eentrum regieren, und WaS DaS heißt, ist zur Genüge bekannt. Wem c» noch »>cht genugsam bekannt ,st. der achte darauf, wie breit sich die Curie gerade jetzt wieder macht; der denke an den vormal- staatSsrenndlichcn Propst Herzog, daS jetzt blind gewordene, willenlose Werkzeug der römischen Curie. Nirgend» ander» hin als nach Canossa will Rom den preußi schen Staat und da« neue Reich haben. Noch hat sich Preußen gegen Herrn Herzog zu Breslau und gegen den immer nur vom Friede» redenden, aber sür den Frieden nichts thuenden Papst Leo XlH. nicht erhoben; Herr d. Goßter schweigt und der Reichskanzler schweigt erst recht. Den guten Willen werden Beide haben, die Rechte de» Staat» Rom gegenüber nicht auszugeben. Zur Durchführung diese» Willens könnte ihnen aber nur von einer nationallibcralen und national- conservativcn Mehrheit geholfen werben. An ihnen, d. h. an den Leitern de» preußischen StaatSivesen», liegt eS, von den Verdächtigungen der einsichtigen und autiröniisch gesinnten Eonservativen und der Nalionalliberalen durch die der Regie- rung nahestehende Presse endlich abzulassen und. wenn man einmal agitirc» will, lieber für die natürlichen BnndeS- genoffen und Freunde de» Kanzler- bei de» LanvtagSwahle» cinznlreten. Allerdings mußte Barzin sich entschließen, alte der Jetztzeit nicht mebr entsvrechende Vorurthcil« abzulegen und die vcrfaffungSmäßig vervriesten Rechte parlamentarischer Körperschaften anznerkennen." Au» dem Wahlkreise Elberfeld-Barmen wirb un geschrieben. daß dort die Versuch« der fortschrittliche» Preffe. den Landtag« - Eandidatrn Herrn Westerburg als auf v«in Standpunkte Richter'« stehend darzustrllen, i» nationalliberalen Kreisen sehr bemerkt werden. Man halte sich dort noch in Beziehung aus die Stellung de» Eom- »romißcandidaten an den Inhalt de» von demselben ge- chriebenen Briese-, der da» Gegentheil erkennen lasse; man werde eS aber, Angesicht» der sehr entschieden ausgesprochenen Willenskundgebung der nationattiberaleu Partei, deren Redner übereinstimmend erklärten, unter keinen Umständen einen Mann au» dem Anhänge de» Abg. Richter wählen zu wollen, nicht leicht haben, derartige Herausforderungen un beachtet zu taffen. von einer seltsamen Beschränkung de< VereinS- rechtS berichten die Berliner Blätter au- Westfalen, und lwar ist e» allem Anschein nach ein conservativ gefärbter verein, gegen den dieser Versuch einer Beschränkung der kaot-bürgertichen Rechte sich wendet. Ob DaS nun eine eigenthümliche Ironie de» Schicksal- oder kluge Berechnung ist (um nicht bei der ersten Prob« politischer Parteilichkeit bezichtigt zu werden), da» möge dahingestellt bleiben. Die Sache selbst verhalt sich folgendermaßen: In Bochum existirt ein „Evangelischer Arbeiter-Verein" jedenfalls im Gegensätze gegen die katholische „christlich-sociale" Arbeiter organisation >ener Gegend. Dieser Verein verlangt von der Bezirköregierung zu Arnsberg die Erlaubniß (deren er gar nicht bedarf), Mitglieder, die da» 25. Iabr »och nicht erreicht haben, ausnehmen zu dürfen. Die Regierung ziebt da« Gesuch zur ressortmäßigen Erledigung an den candrath Overweg ab, und dieser besckeidet den Verein dahin, „daß der evangelische Arbeiter Verein nach seiner Ent- iehung-geschichte und nach seinem bisherigen Auftreten ledig lich at» ein politischer Verein anznsehen ist und al» solcher neben den Vorschriften de» VereinSgesetzeS von, I I. März l850 insbesondere auch den beschränkenden Bestimmungen de» 3. 8 diese« Gesetze« unterliegt. Demnach wie nach tz. >7 de- Wahlgesetze- sür den deutschen Rcich-tag dein 3l. März 1868 tönnen nur wahlberechtigte Personen, also nur die mindesten- 25 Jahre alten Deutschen al» BereinSniitgliekcr zugelaffen werden." Wie lautet nun aber jener tz.8 de-Vereins« gesetze», aus welchen der Herr Landrath sich vorznaSivcise bc- r»st? Er besagt: „FürVercme,welche bezwecken, potilffckeGegen stände in Berfanimlunge» zu crötern, gelten (außer den atlgcmei« nen Bestimmungen) nachstehende Beschränkungen: a sie dürseu keine Frauenspersonen, Schüler und Lehrlinge al- Mitglieder ausnehmen; t». sie dürfen nicht mit andercn Vereinen gleicher Art zu gemeinsamen Zwecken in Verbindung treten u. s. w. u. s. w." Wo ist hier von einer Altersgrenze die Rede? Oder hält etwa der Landrath Overineg alle männlichen Individuen unter 25 Jahren sür „Schüler und Lehrlinge?" WaS dann weiter den tz. 17 de» Reichs-Wahlgesetze- betrifft („Die Wahlberechtigten haben da» Recht, zum Betriebe der den Reichstag betreffenden Wahlangclegenheiten Vereine z» bilden u. s. w "), so ist derselbe keineswegs, wir der Herr Landrath anzunehmcn scheint, behufs größerer Beschränkung de- schon karg genug bemcffenen preußischen VcrcinSrcchtS gegeben, sondern im Gegentheil, »m auch den Angehörigen derjenigen deutschen Staate», in denen, wie in Mecklenburg, gar kein Verein-recht cxistirte, wenigsten» sür die Wahlvor bereitungen ei» solches zu sickern. Wir glauben nicht, baß sich die landräthtiche Verfügung irgendwie ausrecht er halten läßt. Wie auS Petersburg berichtet wird, läßt sich Kaiser Alexander III. jeden Sonnabend die au» den verschiedenen Thcilen de» Reiche» cinlangenden Berichte über die politische Stimmung der russischen Armee, zuinal der OssicicröeorpS. vorlegcn. In dieser Richtung ist man nämlich in den russi schen Hofkreisen ziemlich besorgt, weil e- durch zweifellose Thatsachcn scstgesteltt worden, daß der Nihilismus sich be müht, auch in der Armee Anhänger und Verbreitung zu finden, waS ihm leider in einzelnen Fällen auck bereit- ge lungen ist. lieber die dem Kaiser vorgelegten SlinimungS- beri'ckte wird selbstverständlich da- größte Schweige» be obachtet. aber dennoch will man m den Petersburger OssicicrSkreisen wissen, daß namentlich die Berichte an» den südlichen Gouvernement» nicht günstig lauten. So sind bei spielsweise zwei junge Ossiciere, die in Charkow in Garnison lagen, spurlos verschwunden und »»ißtcn als Deserteure ge meldet werden. Man bringt ihr Verschwinden ui» so mehr mit nihilistischen Umtrieben in Verbindung, weil man in ter Wohnung de- einen OssicierS ein Schreiben fand, in dein e» unter Andern» heißt, ihn rufe „zum Wvhle Rußland- eine höhere Pflicht, und er könne nicht mehr ein Werkzeug zur Unterdrückung de- Volke- sein." AuS guter Quelle verlauten folgende Einzelheiten über di« neue Organisation der russischen Reiterei. Die ganze leichte russische Eavallcrie (i»it Ausnahme der Ko saken) wird in schwere CavaUerie uiiigewantelt werdcn. Die vierzehn gegenwärtigen Eavalleric-Divisione» werden aufrecht erhalten und werden, wie bisher, auS je vier Regimentern bestehen. Sämmtliche Regimenter werden fortlaufende Num mern erhalten, jedes Regiment wird sechs anstatt vier ESca- dronen zählen. Die Dvn'schc» Kosaken sollen in sechzehn Regi menter zu sechs Eöcadronen anstatt in zwanzig Regimcnter zu vier EScadroncn cingctheilt werdcn. Die vier letzte» kosaken- regimentcr werdcn künstig eine besondere Kosakcndivision bilden, von den zwölf ersten wird je ci»S jeder der zwölf ersten Reitercidivisioilcn de- Heere» zngetheilt iverden. Von den Orenburg'schen Kosaken werden zwei Regimcnter anS- geschieden, u»> die zwei letzten Ncitereidivisioncn de» Heere» uiit Kosakencavallcrie zu versehen. UcbrigenS bleibt die Or ganisation der Orenburg'schen Kosaken ganz die frühere. Der Kosakcnsattel wird sür die ganze russische Reiterei eingesuhrt. In Pari» ist am Donnerstag General Ducrot ge storben. Dieser Mann war einer derjenigen französischen Heerführer, welche in den Augen aller deutschen Soldaten durch Ehrenwortbruch ihrem Äaincn einen uiiauSlöschlichen Makel ausgebestet haben. Auguste Alexandre Lucrol, 1817 zu Nevers geboren, halte schon vor de»» Kriege durch sein heraussorderndrS Wesen gegen Deutsch land von sich reden gemacht. Als üommandeur der Straßburger Militairdivision Pflegte er temoiistraiive Neeogno-eirungen des Nl)«in. users vorzunehmen und mit Vorliebe das Brückenschlägen über den Rhein übe» zu lasten. AIS Tomiiiandetir der erste» Jnsanieriedivision des Corps Mac Mahon kämpste er bei Sedan, übernahm nach der Ver wundung Mac Mnhoii's den Lberbesehl, mußte deiii'elben jedoch al«. bald an General Wimpsfen abtreien. Bei der Capilulation gab er wie die andere» Ossiciere sein Ehrenwort, sich in Pont-S-Monsso» zu stellen. Dort anqekomme», entfloh er, die Buchstaben seine« Ehrenworte- besolgend und sich daraus berusend, daß er mit der Reise nach Pont » Moussou seiner Verpflichtung iiachqekommen sei.
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