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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-20
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr-artion und Lkprdition JohanneSgasje 33. Sprrchllniidki, der Ukdaction: BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. tzttr dt« Mückz-d« M-uuicnvt» «acht stch »„ ««dacliaa «cht »«rvmdllch. Annahme »er snr »ie «ächftsolsende Nummer hestimmte» Inserate a» W-chruta-en bi» 3 Uhr Nachmittag«, a« La»»- un» Festtagen früh hi» '/,v Uhr. 2n drn ^Malkn für Ins.-Ännahmk Otto Klemm, UniverfitätSstraße 21, Loui» Lüsche, Kalharinenstraße 18, p. nur üi« '/,3 Uhr. KipMerTUMM Anzeiger. Organ für Politik. LocalaeMMe. Sandels- undGeschüftsverkehr. Auflage I7,S00. Abonnrmrntspreis Viertels. 4'/, Mk., incl. Brmgerlodn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbesörderung 39 Mk. Mit Postbeiörverung 48 Mk. Insrrate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröhere Schriften laut unserem Preis, verzeichn^. Tabellarischer Say naa> höherem Tarif. Krrlamrn unter drn Krdartiolisllrich die Svaltzeilr 50 Pf. Inlerate find stets an die 8rpe»ttiou j» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»smilli->nu»i<) oder durch Post» Nachnahme. ^-232. Sonntag den 20. August 1882. 76. Jahrgang. -SS Amtlicher Theil. Bekanntmachung, pneumatische Bierdrurkapparate bete. Nachdem in neuerer Zeit wiederholt Zweifel darüber ange regt worden sind, von welcher Beschaffenheit und Stärke die zu den pneumatischen Bicrdruckapparalen als LeitungSröhren verwendbaren, mit Bleimantet umgebenen Zinnröhren (Blei- mantclröhren) sein müssen, damit nicht im Laufe der Zeit die Gefahr eintrete, daß daS Bier mit dem Bleimantel in Berührung kommt, hat da» Köniql. Ministerium de- Innern Inhalt- Verordnung vom 29. Juni o. befunden, daß al» LeitunaSröhren bei pneumatischen Bierdruckapparaten nur solche Bleimantelrvhren zuzulassen sind, welch« nach dem so genannten Hamon'scben Verfahren und zwar dergestalt her- gestcltt sind, daß die Dicke de- Zinnrohre- eine ringsum gleichmäßige ist und wenigstens Ein Millimeter beträgt. In Gemäßheit der Verordnung der Königlichen Kreis- bauptmannschast vom 15. Juli o. wird die» hierdurch zur Rachachtung bekannt gemacht und werden die hiesigen Schank stätteninhaber angewiesen, in ihren pneumatischen Bierdruck apparaten nur Bleimantelrobre der vorbeschrcebenen Art, bei Vermeidung der in tz. 12 unseres ort-polizeilichen Regulativs, die Einrichtung und Reinhaltung der pneumatischen Bier, druckapparate in Leipzig betreffend, vom 24. Juni 1831, an gedrohten Strafe zu venvenden. Leipzig, am 15. August 1882. Der Rat- -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Sewölbevermirthuns. DaS Gewölbe sammt Zubehör in dem Neubau de- Kollegin« Iuridicnm, Schloßgasse Nr. 11/13, rechts vom HauSeingange neben Ledig'S Grundstück gelegen, soll vom 1. October d. I. ab aus sechs Jahre meistbietend, jedoch unter Vorbehalt der "--wähl unter den Licitantcn, vermiethet werden. Rcsleclanten werden ersucht, ihre Gebote Mittwoch, drn 23. August A» , Vormittag» 11 Uhr tm Univerfitöt-.Rentamte (Paulmum) abzugeben. Die LicitationSbedingungen liegen daselbst zur Einsicht au». Leipzig, am 1b. August 1882. vncherfltSts-Nenta«t. Gras. Bekanntmachung. Die zu dem Nachlasse des .HausbeiiperS und Gärtner» Johann Karl Andrea- Schulze in Stötteritz gehörigen, daselbst gelegenen und aus den Fol. 35 de» Grund- und Hvpothekenbuchs für Stötteritz untern TheilS und Fol. 58, 8t des Grund- und Hvpothekenbuchs für Stötteritz odrrn Theil- eingetragenen Grundstücke sollen auf Antrag der Erbe» im Ganzen oder Einzelnen freiwillig versteigert werden. Hierzu ist Montag, der 28. August 1882 Vormittag- 10 Uhr als Bietungstcrmin anberaumt worden und werden die Reslectante» ersucht, am gedachten Tage im Gafthos zn« deutschen Han» ln Stötteritz sich einzufinden und ihre Gebote abzugeben. Die näheren Bedingungen werden im Termine selbst bekannt gemacht werden. Leipzig, am 16. August 1882. Da» SSutguche ««t-gertcht daselbst, Ablheilung V. Sectiou Id. 1 V Wtrthgen.Henke, Rfdr. HMudkauction. ms hiesigem Bayerischen Bahnhofe befindliche Eilgut ist unter den an Unterzeichneter Bureaustelle au-liegenden Der an! s»up»en . . Bedingungen öffentlich meistbietend auf Abbruch zu versteigern u»d wird dazu Termin k. Mittwoch, den 23. ». vor«. 1V Uhr au Ort und Stelle anberaumt. Leipzig, den 16. August 1882. st- Abth^Jng.-vnrean I. Im Concur- über da- Bermögen det EolonialwaarenHändler- Ulrich stapfer, hier, wird zur Festsetzung der dem Gläubiger- auSschuß zu gewährenden Vergütung, zur Abnahme der Schluß- rechnuug, zur Erbebuag von Einwendungen gegen da- Schlußver- zeichniß und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht ver- wcrthbaren Bermögensstücke Termin auf den 14. Srpte«ber er. vormittag» 10 Uhr an GerichlSstclle, Zimmer Nr. 5, anberaumt, wozu alle Betheiltgte mir hierdurch voraeladen werden. Die Schlußrechnung ist in der GerichtSschreibrrei zur Einsicht medergelegt. Loburg, den 16. August 1882. Herzogl. S. Amtsgericht, Abttz. NT (gez.) Asseffor Oheim i. B. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 20. August 1882. Von Berlin au» werden Beschwichtigungsversuche ge macht, um da- eigenmächtige Vorgehen England» in Egypten zu entschuldigen, indem seitens der Officiösen daraus hingewiesen wird, daß die „Unantastbarkeit Egypten» ein Bcstandthcil der noch heute giltigen europäischen Verträge sei". Man könne daher nur „voranSsetzcn", daß keine Macht diese rechtliche Lage verkenne oder a ich nur daran denke, sie verkeimen zu wollen. Suche der Staat, dessen Schifffahrt bei Weitem die beträchtlichste ist, seine eigenen Vortbeile (nämlich England), soweit sie in der Frage Egypten- und de- CanalS belhciligt sind, Vortbeile, die bedeutender sind als die irgend einer anderen Macht, durch vorläufige Maßregeln selbstständig zu schützen, so könne er doch nicht die recht liche Lage verkennen wollen. Gerade wie der italienische Antrag bei der Confercnz keinen andern Zweck haben konnte, als die Herstellung eine- Sicherheitsdienste-, welche den möglichen Angriffen arabischer Banden gegenüber die Canalschifssahrt unter den Schutz deS gesammtcn Europas stelle» sollte. — gerade so fei in Bezug aus die kriegerischen Maßregeln Englands in Egypten zu schließen, daß sie keinen anderen Zweck haben als de», die dort beteiligten britischen Interessen vorläufig wahrzunehmen. DaS durch europäische Verträge verbürgte Reckt aber werde weder durch die Für sorge der Mächte zum Schutze der freien Schifffahrt, noch durch kriegerische Anstalten zur Unterdrückung eine- Ausrubr- irgcndwie berührt. Wir gestehen ofsen, daß diese osstciöse Vertrauensseligkeit England gegenüber ein wenig stark ist. Zu der Nachricht der „Nat.-Ztg.", daß der russische Marineosficier, der sich das Leben genommen hat, als Nihilist entlarvt gewesen sei, schreibt die „Kieler Ztg.": „Diese Mitteilung hat uns veranlaßt, unsere Untersuchungen aufs Neue auszunchmen. Wir sind dabei aus Grund acten- uiäßigen Materials in der Uebcrzeugung befestigt worden, daß die „Nat.-Ztg." oder ihre vertraucnSwerthe Seite in einer schmählichen Weise getäuscht ist. Auch an ihrer neuesten Mitteilung ist kein wahre- Wort. ES ist nicht wahr, daß der Osficier als Nihilist compromittirt sei — die bestattet man nicht mit militärischen Ehren — und eben so wenig ist e» wahr, daß der Osficier Unlerschleife irgend welcher Art gemacht hat. Es ist un- bewiesen, daß der Unglückliche mit der ganzen Ver waltung de- Schisses absolut nichts zu thun hatte. Bei der Seclion der Leiche im akademischen Krankeuhause haben sich Spuren einer Verknöcherung de» GcbiruS ergeben. Hier ist die Lösung deS ganzen RäthselS. Wir haben ja nicht die mindeste Veranlassung, irgenv etwas zu vertuschen, aber wir halten e» für die erste und oberste Pflicht, der anständigen Presse, der Wahrheit die Ebre zu gebe». Ohne Zweifel be finden wir unS in dies« Aicsicht in voller Ueberemslimmung mit der „Nat. - Ztg ", aber wir sind überzeugt, daß ihre Quellen in diesem Falle schleckt sind. Wir dagegen befinden un» in der Lage, für die Richtigkeit ddssen, waS wir sagen, die volle Verantwortung übernehmen zu können." Die Nachricht von der am 1..October bevorstehenden Trennung deS GcheimrathS Lothar Bücher vom Fürste» BiSmarck wird jetzt für wahrscheinlich gehalten. Während langer Zeit hindurch war Buck-rr, der Freund Lassallc'S, der einzige socialistische Politiker in oberen RegierunqSsphären gegenüber der liberalen öder wenn man will „mancheiterlicben" altpreußischen Schule, die von Hardenberg bis Delbrück keine Unterbrechung erlitt. Jetzt sind viele anders Socialisten. Nottenburg, Lohiirann. Han- von Sehest u. s. w., ausgerückt; in der officiösen Presse sstzt Constantin Rößler und von außer halb her hört der Reichskanzler aus die Professoren Adolf Wagner, Schmoller und SchMe. Da kann eS nicht Wunder nehmen, wenn Bücher schließlich da» Monopol am Ohr deS Reichskanzler» nicht mehr behaupten konnte. Durch die kluge, persönlich zurückhaltende, ganz und gar nicht ehrgeizige Art seine- Austreten- hat Bücher sich die Jahre hindurch be hauptet, nicht etwa durch Geschmeidigkeit. So scheidet er ohne alle Einbuße an persönlicher Ebre. Wenn inan Busch glauben darf, so bezeichnet« Fürst BiSmarck gelegentlich Lothar Bücher al- die „Perle" unter seinen Räthe». Der Kasseler „TageSanzeiger" bringt die bestimmte Nachricht, daß die preußische Regierung einenTheil deS zur Hinterlassenschaft der in Prag verstorbenen Fürstin von Hanau gehörigen Vermögens, namentlich Hypotheken in Kassel, mit Beschlag belegt habe. Dasselbe Blakt meldet, e» sei diese Maßnahme durch den Umstand veranlaßt wo den, daß die preußischen Gerichte, bczm. Stcucrcasscn, noch For derungen an GcrichtSkostcn an den Prinzen Heinrich von Hanau hätten. E» ist die- der zweitjüngste, durch seine verschwen derische Lebensweise bekannt gewordene Sohn deS Kursürstc». Der FiScuS glaubt, durch die Beschlagnahme da» Erblhcit de» Kostenschulvner- haftbar machen zu können. Der „Evangelisch-kirchliche Anzeiger" macht darauf aus merksam, daß der Erzbischof von Freiburg, der am 11. Juli den Ei» geleistet hat, durch welchen er den Gesetzen de» Staate- Treue und Gehorsam verspricht, zugleich Bischof für die Fürstenthümer Hohcnzollern ist. Wie sein Ver- hältniß zum preußischenStaate geregelt ist, darüber hat bisher noch Nicht- verlautet, doch ist rS wohl unzweiselhast, daß ihm gleich den anderen neu ernannten Bischöfen der Eid erlassen ist. In Schlesien giebt e-noch neun „Staat-Pfarrer", nämlich die Pfarrer Mücke in Groß-Strchlitz. Grünastel in Cosel, Sterba in Leschnitz. Bccherer (früher HauS-Caplan der Erzherzogin Gisela) in Polkwitz, v. TalaczynSki in Keltsch, Kenty m Boronow, Szczygiel i» Zobten bei Löwenberg, Würtz in Birngrütz und Marsckall in Heinzendorf. Sie bilden mit den zahlreicheren Staatspfarrern der Diöcese Posen eine Con serenz unter dem Vorsitz de- Propste- Brenk in Kosten. — ES scheint jetzt srstznstchen, daß die Regierung diese staat- treuen Priester vor bischöflichen Maßregelungen nicht schützen wird. Wenigsten-wird heute ofsicivs aus Berlin gemeldet: „Alle Erwartungen, daß die Staatsregierung ihrerseits irgend einen Schritt in der Angelegenheit der katholischen Staats Pfarrer thun werde, scheinen unerfüllt zu bleiben. Die Regierung hält daran fest, daß da» Recht der StaatSpsarrcr durch di« Gesetzgebung hinlänglich geschützt sei und baß eS daber ihrer Einmischung in keiner Weise bedürfe. Man hegt aus Seite» der Regierung, wie versichert wird, nur den Wunsch, daß auch die StaatSpsarrcr ihrerseits durch ihr Bcrhalten ihrem Rechte Nichts vergeben möchten. Hiermit fällt auch die Nachricht in sich zusammen, daß ein Ministerial- beschluß über da- Verhalten der Regierung in dieser Frage gefaßt oder auch nur erörtert worden wäre." Herr Herzog fängt an — wenigsten- in dem Puucte der gemischten Ehen — den Ossiciösen fürchterlich zu werden. Die „Germania" hatte den Bemerkungen deS „Schlesischen MorgenblalteS" gegenüber constatirt, daß die Streitfrage nur darauf binau-komme, die communio tu «acris zu erlauben; da» sei kein Anlaß zu einem KricgSrufe. Die „Norddeutsche Allgem. Ztg." bemerkt nun hierzu: „Selbstverständlich wird die Angelegenheit mit dieser Rechlserligung nicht al- abge- schlossen erachtet werden können, und zwar um so weniger, al- die „Germania" selbst den wesentlichen Punct mit Still schweigen übergeht: daß mit der neuen Praxi» eine Ab weichung von dem ModuS eingcsührt sei, welchen eine gegen seitige Rücksichtnahme im Interesse deS conscssionellcn Frieden» seit Jahren in der Breslauer Diöcese selbst fcstgehalten hatte, und der anderwärts ohne übertriebene Besorgnis; vor liberaler ConscssionSmeiiaerei noch heute beobachtet wird." Am heutigen Sonntag findet in Neun, finster ein „ationalliberalcr Parteitag für die Provinz Schleswig- Holstein statt, von dem ma» eine Klärung der überaus verwickelten Parteivcrhältnisse in jener Provinz wird erwarten dürfen. Die Barmer Versammlung der konservativen Partei deS Rheinland«- unterzieht die „Germania" einer sebr mißgünstigen und abfälligen „ , Herrn Stöcker rügt da« le'tonve «latt der "irr° ^ daß er „in den culturkämps-r.schen Ton d" V-E des Westen« trefflich elnzuslunnicn r>.e ß - H^Mitzlicder sammlung. (welche folgende Rcsolu sprechen de« ersten conseroativen Parteitages Ar- freudig ibre Zustimmung au» ^ dem vom ^1 WZMMtzW auSiukenen vrrreichnen sie vielmehr Mit Genugtvuung als einen neuen Beweis. daß selbst die Conscrvalivcn und Hoch- kirchlichen Stöcker'scker R'clttnng dem rechten lUtramontan.sm»- noch als verschwommene Halbliberale gelten. W.ewe.ln'uß die konservative Parte, noch gehen, um sich den Bestall der Mtramontane« zu erwerben! Daß e« an mehr oder minder gewagten Politischen Betrachtungen Über die kürzlich stattaesundene Anwesenle.t des Abg. Win dt Horst m Braun schweig nicht scblcn werde, war vorauszusehen. Der „Hann. Conrier diese scharfsinnigen Eröterungen »nt ansprechendem Humor, indem er versichert, erfahren zu haben. Herrn WinNborsi Besuch in der alten Welsenstadt hatte nur dem Ei. kauf der von ibm bochgesckätzten Braunschweiger Pfeffernüsse ge- gölten: der CentrumSsiihrer wird dann noch in wohlwollen de», Tone auf die gefährlichen Wirkungen emeS zu starken Coiisui»- an Leckerbissen wäbrend der heißen Jahreszeit aus- merksam gemacht. In Wirklichkeit ist über den Zweck lener Reise durchaus nickt- Sichere- bekannt geworden. ES darf aber wohl darauf hingewiesen werken, daß sich cme plausible Erklärung auch ohne'Zuhilfenahme politischer Beweggründe darbielet, wenn man sich erinnert, daß Ver Herzog von Braunschweig den Abg. Windthorst in privatrechtllchcii und VermögeiiSsrage» schon wiederholt zu Ralhe gezogen und »hm sogar i» einigen Fällen die Abwickelung wichtiger Geschäfte übertragen hat. Aebnlicbe Tinge mögen auch jetzt für bie Cviiscrcnzen Windtborst'S mit dem Staatömiilisier Schulz maßgebend gewesen sein. Nach einer zu München in der am Freitag stattgesundenen Sitzung de» Magistrat» publicirten Entschließung der Regie- rung von Oberbaiern wird dem Antrag de» Gcmeindecollegien auf Enthebung de» liberalen SchnlrathS I)r. Rohmcder von diesem Amte Mangel» jeder gesetzlichen Begründung die Ge nehmigung versagt, und dem amtlichen Wirke» deS Ge nannten eine glänzende Rechtfertigung ertheilt. Da» ungarische ofsicielle Regierungsblatt „Budapesti Közleny" meldet wieder einmal mit großem Behagen, daß abermals mehrere in Ungarn wohnende Deutsche sich ent schlossen, auf ihre deutsche Nationalität zu verzichten und die ungarische anrunehmen, in Folge Dessen sie an die Re gierung da» Ansuchen gestellt, ihre bisherigen deutschen Familien,,amen in ungarische verwandeln zu dürfen, WaS ihnen von der Regierung „bereitwilligst" gestattet worden sei. Au» dem ungarischen Amtüblatte erfahren wir auch, daß jene, mindesten» sonderbaren „Deutschen" bisher Emanuel Ripper, Heinrich Neuinann, Anton Reichenbcrger. Jacob Klein und MatkiaS Straubinger geheißen und zukünftig die melodischen magyarischen Namen Raknai, Nadasi, Gazdagheghi, K>ß und Szentmarjai kühren werden. Die russisch-orthodoxe Propaganda in Ost galizien, dir erst durch den jüngsten Ruthenenprocrß ,n Lemberg in weiteren Kreisen bekannt geworden, scheint für die bisherige Autorität der römisch-katholischen Kirche in Ostgalizien immer bedrohlicher zu werden. ES ist längst erwiesen und erst neuerdings durch den jüngst zu Ende geführten Ruthenenproccß zweifellos sestg,stellt worden, daß nicht allein ein großer Theil der ruthcnischen Städtebewohner und de» Landvolks, sondern selbst eine ansehnlich« Zahl ihrer griechisch-katholisch-unirten Geistlichkeit vo» Rom sich abge wandt und wieder zur russisch-orthodoxen Kirche zurückzukehren wünschen, der sämmtlicke Ruthenen oder Kleinrussen in früheren Jahrhunderten, bevor jene von den Polen unter worfen und im gewaltsamen Wege zur römisch-katholischen Kirche „bekehrt" wurden, augehört haben. Bezüglich der Theilnahme oder de» geheimen Einverständnisse» der ruthcnischen Geistlichkeit an und mit jenen russisch orthodoxen Bestrebungen wird nun au» Rom gemeldet, der Cardinal Simeoni hätte mit dem Lemberger ruthcnischen Erzbischof Sembratowitsck mehrere Eonferenzen gehabt, bei denen der Cardinal dem Erzbischöfe auch eine Reihe von der österreichischen Regierung erkalten« Aktenstücke vorgelegt habe, aus welchen hervvrgehe, daß der Metropolit Sembra- towltsch gegen die russisch-orthodoxe Propaganda m Ost- galizien nicht scharf genug vorgegangen sei oder sie wohl gar absichtlich gewähren ließe. Diesen Vorwurf erhob Cardinal Simeoni auch gegen dcnrllthenlschcnDomberrnMalinowSki.dercö sogar erlaubt habe, daß in gewisse» Kirchen OstgalizienS die rituellen Gebräuche der russischen „Schismatiker" cingesiibrt wurden. In dieser Beziehung, heißt eS weiter, kam e» zwischen dem Cardinal und dem Srzbischose zu ziemlich lebhaften Aus einandersetzungen. deren Folge seiten» de» G/zbischosS und de» Domherrn Malinow-ki da- Berlangen war, man möge gegen sie den kanonischen Proccß cinleitcn. wclchc-Verlangcu gegen- wärtig dem Papste zur Beschlußfassung vorliegt. 0nzwischen sollen aber Erzbischof wembratowitsch und Donchcr Malinvwük, ab osticiw suspendirt worden sein. - Ma» dars immerhin gespannt sein, wie diese kirchliche Bewegung in Ostaalirien noch enden wird die >m Hinblick ans die österreichisch-,„ssisa».,, ^il!'chrt"^" 'E politisch bedenklichen Charakters ^che bekanntlich der - kegierung den Krieg biS auf» Messer geschworen bat ist lu"n 1s,0" ''wer Partciversa»,m- ung stellte sich nämlich eine förmliche Secession der bäuerlichen Parteimitglieder heraus. Der Rctacteiir der radikalen „Samoaprava" („Selbstverwaltung") vcriirtl,eilte Regierung und empsabl die aänrlicb-' «uch-b»»g d„ M» -m-L-Wmg 0", Steuern. Die Mehrheit der radicalen Partei, zumeist au» Baucrn bestehend, erhob einen solchen Lärm, daß der Redner nicht mehr zu Worte kommen konnte, da die bäuerliche Be völkerung Serbien» mit dem gegenwärtigen Stcucrwcsen vollkommen zufrieden ist. Die Steuerpolitik der gegenwärtigen Regierung konnte demnach keine bessere Anerkennung finden, als durch die Verwerfung der Anträge deS RedactcurS de» radicalcn „Samoaprava." Ebenso wollte man über die Ver minderung deS Heercüstaiide- sprechen, al- sich ein Bauer er hob und erklärte: da« Heer sei eine Sache des König-, an der man nickt rütteln solle. Dieser Erklärung schlossen sich samintliche radicalen Bauern an und mußten daher die Parteiführer diesen Gegenstand, von dem sie sich so großen Erfolg versprachen, von der Tagesordnung setzen. Alles in Allem genommen förderte die Parteiversammlung die eine unläugbare Thatsache zu Tage, daß die radicalen Partei mitglieder vom Lande (und diese bilden eben die Mehrheit) mit den Parteiführern nur in so lange übereinstimmcn, al» sich die letzteren nicht vom streng monarchischen Standpunkt entfernen, wohl ein beredte- Zeichen der Gesinnung der serbischen Landbevölkerung, welcher Partei sie innrer an- gehören möge. Der Telegraph berichtete über Unruhen, welche am Donnerstag Abend im Saonr-et-Loire-Dcparteme»t, nämlich in Monceau ISS LeupS (Bezirk Ehalo»), in Blanzy und Epinal (Bezirk Autun) auSgcbrochen sind. In der Nacht vom 15. aus den IK. August sprengten die Empörer in Monceau mit Dynainit die Thür einer Capelle, die sie plünderte», und dann in Brand steckten. Hierauf plünderten sie da- Pfarrhaus de» Weiler- BoiS-Dilverne, sowie die dortige Mädchenschule. Die mit Revolver», Sensen und Mistgabeln Bewaffneten Verbreilelk» Augst und Schrecken in der ganzen Gegend. Der Maire Iannin, der Minen- Direclor Chagot und der Ingenieur Masfey erhielte» Briese, worin sie mit dem Tod bedroht wurden. Infolge dieser Thatsacken sandte der Minister Gendarmcricver- stärkiniqen dorthin. Auch gingen Truppen nach Monccan und Älanzy ab. Der sonderbare Aufstand ist keines wegs die Folge einer Arbeitseinstellung, da eigentlich eine solche nicht stattgesunden. Es befinden sich zwar unter den Aufständischen Grubenarbeiter, aber auch viele Bauern und Handwerker. Der Angriff gegen die Capelle und die Orken-schnlen lassen eher darauf schließen, daß eS sich um eine religiöse Bewegung handelt. Beim Aus bruch deS AilsstandeS bcsand sich der Prasset de» Departe ment- gerade in Pari», reiste jedoch sofort ab. Die ersten Maßregeln wurde» daher vom lliilerpräsectei, in Autu» im Verein niit dem dort eommandirenven General SchneegaiiS und dem General-Procurator ergriffen. Zu einem Zusammen stoß zwischen der bewaffneten Macht »nd den Aissständischen ist cs nach den neuesten Nachrichten nicht gekommen. Jetzt ist Alle» wieder ruhig. Die Aufständischen halten sich in die Wälder zurückgezogen. Die beiden Ordensbrüder, welche die Capelle bewachten und von den Ausständischen sestgenomme» worden waren, wurden von denselben später wieder i» Frei heit gesetzt, ohne daß man ihnen etwa- zu leid gelhan hätte. Im zweiten römischen Wahlkreis hat kürzlich eine Stichwahl für die Kammer stattgcsuiiden. Gewählt wurde Professor Natti mit 351 Stimmen. Wenn die Wahl eine durch die äußerst geringe Theilnahme der Wälstcr ausgcdrückte unwesentliche politische Bedelitliiig bat, da der Gewählte auf Grund dieser Vota nicht mehr inö Parlament gelangen wird, wenn im Herbst Neuwahlcn stattfindcn, so hat sie eine für Rom sehr wenig schmeichelhaste moralische Bedeutung durch die Person de» Mitbewerbers Ratti'S. Derselbe ,st der Journalist Franz Coccapieller, in den letzten Monaten zu einer traurigen Berühmtheit gelangt durch eine Anzahl von Schmähschriften, in denen er gegen überwiegend höchst achtbare Persönlichkeiten der radicalen Partei groteske Ent- lpillungen veröffentlicht hat, welche der Skandalsucht reiche Atzung geboten haben. Wegen Verleumdung schon zu mehr fachen Gesängnißstrasen verurtheilt, hat er seine Verhaftung beschleunigt, mdem er vor einigen Tagen in einer Kneipe der Via Bittoria mit einem seiner Gegner mehrere Nevolver- schüsse gewechselt und denselben bedenklich verwundet hat. Diesem Ereigniß ist e« allein zuzuschreiben, daß die am ersten Wahltage nur S betragende Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen zuletzt auf 1l4 gestiegen ist! In Irland hat abermals eine empörende Gcwaltthat stattgesunden. Nach einer Depesche aus Dublin wurde am Donnerstag Abend in Mullaghadruma (Grafschaft Mavo) eine Familie vo» einer auS Mitgliedern der Agrarliga be stehende» Bande überfallen; der Mann, dessen Ptultcr. Frau und Tochter wurden durch Schüsse getödtet, zwei Knaben liegen verwundet danieder. Auch diese Uuthat beweist, welchen geringen Eindruck die feiten- der englischen Regie rung getroffenen Maßnahmen zur Unterdrückung der Rebellion in Irland aus die Agrarligisten »nd „Mondscheinbanden" machen. — Wegen der Verhaftung de- irischen Agitator- Gr ah in Duölin, der al» Herausgeber von „Frecman» Journal" eine wichtige Rolle spielt, schien stch am Donnerstag im englischen Unterhaus« eine heftige Scene anspinnen zu wollen. Doch ehe dieselbe noch sich recht entwickeln konnte, wurde eine fünfstündige Vertagung beschlossen. Al- sodann um neun Uhr die Verhandlungen wieder ausgenommen wurden, war von den irischen Deputirten Niemand in der Sitzung erschienen, so daß die Debatte über die Verhaftung Gray'» nicht fortgesetzt werden konnte. Der Antrag Glavstone'-, daß da- HauS sich bis zum 24. October vertagen solle, wurde sodann ohne Abstimmung angenommen. Die Hoffnungen Kctschwaho'S sind theilwcis« erfüllt worden. Bei einer kürzlich slattgesundenc» Audienz im Colonialamtc tbeilte ihm der Earl os Kimbcrlcn mit, daß 0bre Majestät gnädigst gewillt sei, ihm einen Theil scine» KvnigreichS zurückziigeben, nur müßten die anüwärtigcn Be ziehungen seines Reiche» einem britischen Residenten nnter- ssellt werde», müsse er selbst vor allen Dingen sich verpflichten, das alte Militairsystem in keiner Weise mehr wieder cin- richten zu wollen Sowohl im Oberhausc als im Unterhaus« ward dieser Beschluß der Regierung mitgetheilt, natürlich >ucht, ohne den Urheber der früheren Abmachung, Lord ^Uiübiirn. zn einem AuSsille gegen den „gefährlichsten und blulkiirnigste» Tyrannen Südafrika»" zu veranlassen. Aber Kiiiibcrlcy meinte, jielschwayo könne doch so gar schlecht nicht st>», wenn er auch sich mit den landesüblichen Grausam» leUen abgegeben, denn sonst wäre ihm die Treue seiner
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