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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-22
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1882
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. . Nrdartion und Lrprditioa Johaanesgaffe 33. Aprrchffuiidru drr NrLnrlion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. gltr tte Nuckg^de »>ni>rl»nttrr Vtanuknrt» «a-l sich tx »t«t»ct,o« »Xdl »«rdmtlich. rlituadme »er für »ie nächftsal,en»e Nnmiurr bestimmten Ans ernte an Wockieutagen bis 3 ttdr NachmittaaS, au so»»- unb Festtage» srnhbis'/,VUhr. 2» Len ^ilialr» snr Ins.-Ännahme: Ltto Klemm, UniversttLtsstrafte 21, Louis Lösche, Katdarinenstrafte 18, p. «ur »iS ',,3 Ntzr. Auflage 17,SV«. ^boiiiirmrntsvrri4 virrtelj. 4V, Mk., inrl. Bruigerloiin 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Numuur 23 Pf. Belege: cmplar 10 Pf. Gebühren iur Extrabeilagen oliiir Poslbeivrderung 30 Mk. mit Postbeiorderung 48 Mk. Iiilrratr 6ge,paltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer Say »ach höherem Tarif. Urclamrn untrr ftrn Ur>>acli>i»öl!n.h die Svaltzeile 50 Ps. Inierate sind stets an die 6>.pr0>ti>»it zu senden. — Rabatt wird Nicht gegeben. Zahlung praenuinenrmio oder durch Post nachnahme. ^-234. Dienstag den 22. August 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkanntmachung. Wegen der Feier deS Sebantages wird der auf Sonnabend, den 2. September d. I fallende Woctzenmarkt auf Freitag, den R. September d. I. hiermit verlegt. Leipzig, den 21. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. Harrwitz. Maiintlnachuilg, pneumatische Bierdruckapparate betr. Nachdem i» »euerer Zeit wiederholt Zweifel darüber ange regt worden sind, von welcher Beschaffenheit »nd Stärke die zu den pneumatischen Bicrdruckapparaicn als Leitung-rohren verwendbare», mil Bleimantcl umgebenen Zinnröhren (Blei- mantclröhrcn) fein »lüsten, damit nickt im Lause der Zeit die (Gefahr eintrcte, daß das Bier i»it dem Bleiinantel in Berührung kommt, hat daS König!. Ministerium des Innern Inhalts Verordnung vom 20. Juni o. befunden, daß als Leitungsröhren bei pnculnatiscken Bierdruckapparaten nur solckc Bleimaiitelröbren zuzulasicu sind, welche nach dem so genannte» Hamon'fcken Verfahren »»d zwar dergestalt her gestellt sind, daß die Dicke des Zini.rohreS eine ringsum gleich,»ästige ist und wenigstens Ein Millimeter betragt. In Gemäßheit der Verordnung der Königlichen KrciS- baupkiiiannfckast vom 15. Juli e. wird dieS hierdurch zur Nachachtung bekannt gemacht und werden die hiesigen Schank- ställeninhaber angewiesen, in ihren pneumatischen Bierdruck- apparateu nur Bleimaiitclrohre der vorbeschricbenen Art, bei Lcriiicidiliig der in 8- >2 unseres ortspolizeilichen Regulativs, die Einrichtung und Reinhaltung der pneumatischen Bier druckapparate in Leipzig betreffend, vom 24. Juni 1881, an- gcdroblcn Strafe zu verwenden. Leipzig, am 15. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Harrwitz. "Bekanntmachung." DaS von MarkuS Scutteti ans Großglogau, Pro- fessor der Theologie zu Leipzig und Domherr zu Meißen, im Jahre 140» gestiftete Stipendium von jährlich 53 0» ist aus 5 Jahre von Michaeli- d. I. ab an Studirende der philosophischen Facultät, vorzugsweise auS Breslau, Groß glogau, Lnbben und Leipzig, wobei auf Blutsverwandte de» Stiller» besondere Rücksicht zu nehmen ist. zu vergeben. Wir fordern diejenige» Herren Stubirenden, welche Anspruch aus dieses Stipendium machen wollen, hierdurch auf. ihre dieSfallsigcn Gesuche bis zum 9. September d. I. schriftlich und unter Beifügung der erforderlichen Bescheini gungen bei unS einzureicke». Leipzig, am 18. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung." Der Bau einer Schleuß« II. Elaste im oberen Theile deS Gerichtsweges und in der HoSpitalstraße soll an einen Unter nehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ticsbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Auf schrift: „Ocstliche Vorfluthschleuße in der HoSpitalstraße" Versehen ebendaselbst, und zwar bis zum 25. August er. Nach mittag» 5 Uhr einzurcichen. Leipzig, am 12. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichoriuS. Birb-akls - Vekanntmachnilg. Gestohlen wurden allbier erstatlckrr Anzeige zufolge: 1) Ein großer hölzerner Handschuh, rothgestrichen, welcher als Aushängeschild an einem Gcschäsislocale im Hause Nr. 1 der Dufourstraße gehangen hat, in der Nacht vom 7. zum 8. dss. MtS. 2) eine Geldsumme von 240 Mark, in einem Hundcrtmark scheine, zwei Füiffzigmarkickieinen und vier Kronen, ans einer Woh nung in Nr. 15 der Carolinenstraße, in der Zeit vom 6. bis 9. d,S. Mls. 3) eine mittelgroße Waschwanne mit Henkcln und eisernen Reisen (im Boden der Wanne sind die Buchstaben 2. bl. enige bräunt), aus dein Hoiraum des Grundstücks Nr. 14 der Marschner strafte, am 12. dss. Mts.; 4) ei» Lommcrübcrzicher von schwarzem braunmelirlcn Stof mit einer Reihe knöpfe», verdeckter Batterie und schwarzem Futtcr — in den Taschen bcsanden sich ein dunkelblaues Llmmltuch, ein schwarz- und weiftcarrirtcr TstlipS, ein Eigarrcnschoilcr und ein Schlüssel — aus einem Gastiocale in Nr. » der Thcatcrgasse, am gleichen Tage AbendS; 5) eine goldene Dame» d'hliiideriihr mit dcscclem Glase und clselirtcr Rückseite, nebst kurzer Talmikelle mit Quaste, aus einer Wolmung in Nr. 77 am Brühl, am 1». di'S. Mts. Mittags; ») ein Paar rindslcderne Hi'.lbsticscln mit Doppcljohlen »nd Eisen aus de» Absicht», aus einem Gartenbäusche» in, Grundstück Salomonstrafte 22, am l4. dss. MtS. Nachmittags; 7) ein Fniueiimantel von braune,n Stoff, mit Toppelkragcu und einer Reihe braun- »nd weiftgechriefteltei» knöpfen, aus einer Kammer >» Nr. 24 der Blüchersirnße, zur nämliche» I-it; 8) eine Qnantiiär gekochtes Tchuiriücftcisch. bcz. tNänseslkisch und 1'/, Stückchen Butter» mittelst Einbruchs aus n»cr K-ller> abtheilung in Nr. 23 der Plagwchcr Strafte, am 15. dss. MtS. Nachmittags; , 0) ein weifter Teller mit grüner Kante, daraus drei Stückchen Butter und eine Glasglocke, ferner eine Glasbttchse. aus gleiche Weise aus einer KeUcrabthcilung in Nr. 7 der Tavidstrafte, vom 15. bis 16. dks. Mls.; 10) eine Partie Steinkohle», etwa 12 Scheffel miltelst Nach schliisskls aus einer Kellcrabthcilung in Nr. 15 der Brüdcrstraftc, in der Zeit vom 0. bis 17. dss. Mts.; 11) ein schwarzer Tuchrock, mit ciner Reihe Knöpfen und schwarzem Futter, rin Aaqnet von dunkelgrünem Stoff, ein Paar Hosen von dunklem Slcss. nebst einem Paar gestickten Hoscntriigrrn, sowie eine schwarze Sloffwestc, ferner e„, Fraiikiikleib von schwarzem Kaschmir mit Saminetbesatz und ein brauner, gclbgcstreif tcr, leinener Unterrock. scrucr ein »indertragtinanlel von roth »nd schwarzgestreiftem Kattun, mit Falbel und roth- und weift gestreiftem wollenen Futter, ein Fraurmimhang von schwarzein Stoff, mit Spitzen und Pcrlcnbcsatz, ein Unterrock von rothwolle. nem Stoff und einer desgleichen von braungestreislem halbwollenen Stoff, aus dem Borsaal einer Wohnung in Nr. 7 der Gerberstrafte, am 14. dss. Mts.; 12) eine Geldsumme von 30 .6, in einer Doppclkrone und einer Krone, aus einer Wohnung in Nr. 27 der Humboldlstrafte, vom 16. bis 17. dss. Mts.; 13) ein ovales Medaillon von Mosaik, mit Einsassung von Silber, eine Eorallrnkrtte und eine ebensolche Tuchnadrl. aus einer Wohnung in Nr. 15 der Bahnhofsstrafte, in der Zeit von Milte vor. bis 18. dss. MtS.; 14) ein Paar kalblederne Halbstirkrln mit rolhem Schastsutter, aus einem Keller in Nr. 10 der Lcjsingstrafte, am 18. dss. Mls. Nachmittags: 15) ein Paar ebensolche, aus der Hausflur des Grundstücks Nr. 1 der Halleschen Strafte, am gleichen Tage Abe»ds; 16) eine Wasserwaage von Messing, ,n brauupolirtem höl zernen Gehäuft, welche vor ciiici» Grundstück in der Blüchcrstrafte gelegen hat, zu derselben Zeit; 1?) ein braunlackirter Haudkorb, darin ein Stückchen Butter» von einem Berkaussstand aus dem Markte, am 10. dss. MtS. früh; 18) ein Leinwandsäckchen, enthaltend 148 .< und zwar Hundert Mark in Gold, das Ucbrige i» Silbermünze, aus emer Wohnung in Nr. 105 der Berliner Strafte in der Nacht vom 17. zum 18. dis. Mls.: 10) ein Sommerüderzieher von dunkelblauem glatten Stoff, mit zwei Reihen Knöpfen, Schoofttaschen und schwarzem gestreiften Wollatlasjutter — in einer Tasche befand sich eine Haarbürste mit Stickerei — aus einer Wohnung in Nr. 45 der Reichsstrafte am 18. dss. Mts.; 20) ein Portemonnaie von schwarzem Leder, mit weiften, Bügel, enthaltend ca. 8 ./li, in einem Fünsinark-, zwei Markstücken und kleiner Münze, mittelst Taschendiebstahls ans dein Markte, am 10. d. M. Bormiltags; 21) ein Mannsrock von dunkclblauem Stoff, fast neu, mit chwarzem Futter, aus dem Restaurativnslocal zum Aurgkellcr, an demselben Tage Mittags; 22) ein Sommernberzlehcr von dunkelgranmelfttcm Stoffe, mit einer Reihe Kuöpsen, Scitcntaschen mit Palten und schwarzem halbseidenen Futter, aus dem Rcstaurationsloeal in Nr. 1 an LöhrS Platz, am gleichen Tage Abends; 23) rin schwarzscidener Regenschirm mit braunem Stab und gebogenem Griff, aus dem Tanzsaal iu der Ccntralhalle, am 20. ds. Mls. AbendS; 24) ein schwarzer niedriger Filzhnt mit roihem Futter und dem Firmenstempel „0. Ilibo Puip/ij;", auS demselben Locale zur nämlichen Zeit. 25) eine Geldsnmme von 80 ./!, in einer Doppclkrone, drei Kronen, zwei Fünsmarkstücken und div. Münzen, aus einem Schlaf- raume in Nr. 4 der Schützcnstrafte, an dcinselben Abend. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Tyätev sind ungesäumt bti unserer Lrimina! Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 21. August 1882. TaS Polizöi-Anlt der Stadt Leipzig. ' I. B.: Junck, Pöl.-Rath. Hohlseld. Nichtamtlicher Theil. Die Nevision der Maigesthe. „Revision der kirchlichen Gesetzgebung" ist daS Stichwort der Schleppenträger dcS Ultramonlanismu», der preußischen Eonservativen. Noch der neueste Versuch ein konservatives Wahlprogramin zu schaffen, enthält die Forderung von ciner Revision der Maigesetze. Auch der „Rcicksbote", daS Organ Herrn Stöcker's, sagt, obwohl er sich de» Anschein giebt, eine feste Partei nicht zu vertreten und daher in der glücklichen Lage ist, zu „wechseln": „ans kirchcnpolitischein Gebiete wünschen wir Beilegung de» CulturkampscS durch eine Revision der Maigesctzc." Nun ist die Sache unstreitig so, daß man entweder eine Beilegung dcS EulturkampfeS oder eine Revision der Mai gesetze wünschen kann, aber nicht Beides zugleich. DaS Erste ist deutlich; will man Beilegung dcS EullurkainpfeS, so ist die Sacke sehr einfach, man hebt die Maigesctzc und einige andere aus und führt den Zustand der Jahre von 1840—70 wieder herbei. Dann ist die römische Kirche in der Lage, in einigen Jahren den preußischen Staat und die anderen Kirchen zu beherrschen; denn zu dcu Vorrechten, die sich besonder» seit 1848 die Kircke errungen, ist seit den, Vatikan»», noch ein neues Machtelcuicnt stiiizugekoininc». eine neue Befestigung der päpstlichen Macht mit dem unfehlbaren Anspruch, daß die Kircke hoch über den Staatsgewalten stehe in allen Dingen, die cS ihr beliebe als Sache dcS Glaubens und der Sittlich keit zu bezeichnen. Nicht bloS der österreichische Staat hat diese Acndcrung der Verhältnisse scharf erkannt und sein Eon- cortat beseitigt, auch die Bischöfe Denlschlands haben in ibrer vorvalicanischen Denkungsart nickt hinter dem Berge gehalten »nd der Wahrheit die Ehre gegeben. Will man also Bei legung des EulturkampfeS, so ist die Wahl deS Mittels einfach vorgczcichnet; cS heißt dicS Mittel Unterwerfung dcS Staats. Eine Revision aber der Maigcsehc bedeutet Fortsetzung dcS KainpfcS in einer schwächeren Position des Staates. Die zwei Hauptanstöße, die als zu hart bezeichnet wurden, sind übrigens schon beseitigt. Aber DaS ist nicht daS Wesentliche. ES bleibt bestellen, das; cS keine Grundlage für die Revision giebt, keinen P»»ct, von dem auS der jetzige Staat sich mit der Enrie wirklich verständige» kann. DicS muß Jeder wissen, der die Verhandlungen verfolgt hat. und die Depeschen vom Frühjahr 1880 sind ja zu dem Zweck vcr- öfsenllicht, damit man auS ihnen Etwa» lernt. Minister Piittkamer, dem man ja nickt »acksagt, das; er die Kircke seintsclig behandle, hat daS Resultat auS dem Tepefchciiwechscl sehr zutreffend in seiner Rede vom 28. Mai gezogen. Wir erinnern an DaS, was er über die „Wiener Besprechungen" niit dem Eardinal Iacobini sagt, in denen alle Paragraphen der Maigcsetze bchusS etwaiger Revision durchgcsprvchcn wurden. Er sagt geradezu, das; für Staat und Enrie ein gemeinsamer NechlSboden nicht zu finde» gewesen sei, ja er spricht mit Schmerz von der Enttäuschung, die cS dem Staate bereitet habe, daß man in Wien absolut nickt dazu gelangt sei, in friedlicher Erörterung diejenigen Gesichtspuncle zu sindeii, welche eine friedliche Acndcrung der Dinge möglich machen können. Und TaS hat der Minister an einigen Erempcln dargelcgt. — Man ist in Prcnßcn seit Jahren nickt weiter gekommen in der öfscnllichen Ordnung dieser Materien. TicMaigcsetzc ausbcbcii und so einen vollständigen Sieg dcS römischen Priester staaleS hcrbcisübrcn, will keine Partei als die ultramontane Die preußische Regierung und insbesondere Fürst Bismarck I steht dieser Methode, so darf man wenigsten- hoffen, ferrz f nicht allen; Überaus stark verschuldet ist. sondern noch überdies Die Revision kann jetzt keinen Sinn haben, wenn man den Frieden will; denn die Okevision ist für die Kircke so lange Uiisin», als sie etwas Anderes ist als die Aushebung der ganzen staatlichen Grenzbcsiimmung. Man kan» die Revision wolle» auS anderen, d. h. svrmcllcn, Gründe», um . B. alle eiitschlagenken Gesetze einmal zusammcnzustelle» und bei dieser Gelegenheit einige unwesentliche Ueber- chrcitniigen zu beseitigen. Aber dem Frieden käme man dabei kaum eine Pferdelänge näher. ES ist ein Principieukampf und eS ist unmöglich für eine inter nationale Macht, die sich suhlt, ihre alte» Begriffe »im zu ändern. Wir sebcn, daß jeder Schritt, den der preußische Staat über die schöne, vom Kronprinzen gefundene Formel ivon dem Geist der Liebe zum Frieden und der Versöhnlich keit) hinaus gethan hat, von einer thalsächlicken Ordnung der Tinge abgesührt hat. Der Trotz ist gewachsen, wenigstens i» den ober» Regionen. Bei den Bauern mag hier und da eine mildere Stimmung ciiigctretcn sein. Einige Landräthe berichten Dies wenigsten»; aber der Eaplan wird selbst diesen Leuten immer eine größere Anloriläl bleiben als der Land- ralh, so lange die Staatsgewalt sich nicht daS gehörige An sehen zu gebe» weiß. Leipzig, 22. August 1882. Auch die „Voksischc Zeitung" bestätigt, daß die preußische Regierung einen entscheidenden Schritt in der Angelegen beit der Staalspsarrcr nickt tlnin werde. ES wird der vorgeboben, daß im Augenblicke für die Regierung sich „ock kein Anlaß kierzu biete, und ebenso wenig eine Handbabc zum Eingreifen aus Grund der Maigcsetze. Welchen Erfolg eine Eollecliveingabc der Slaatspsarrer a» den EnllnS- ministcr babe» werde, bleibe abznwarle». Sicher sei aber wohl, daß der Negierung diese Angelegenheit ebenso wie die über die gemischlen Eben ansgeworsene Frage sehr »»gelegen kommt, weil durch solche sich vordrängcndeu kirchenpolilischen Streitfälle die Socialresorm, aus welche eS der Negierung jetzt in erster Linie ankonimt, iu de» Hintergrund geschoben werde. Im konservativen Lager empsindct man cö höchst un liebem, daß Fürst BiSmarck bisher nicht in der Weise aclw m den Wahlkampf eingegrissen hat, wie er eS bei dcu vvrjäbrigc» ReichSlagSwahlen gethan. Mehrere Führer von der Rechten haben sich in dieser Angelegenheit, die eine Lebens frage sür die Conservalive» ist, direct nach Varzin gewendet, ohne indessen einer befriedigenden Antwort thei" ästig geworden zu sein. Der Kanzler soll cS bitter empsiiidcn, daß die Agitation vom vergangenen Sommer und Herbst sich gleichsam zu einem PlcbiScit sür oder gegen seine Person gestaltete und cS ist ihm wirklich nicht zu verdenken, wen» er sich scheut, seinen Name» zur Wiederbolung einer solchen Wühlerei herzu geben, die vermulhlich wiederum gegen ihn ansschlagcn würde. Es wird erzählt, daß Fürst BiSmarck in dem letzten Minislcr- ralh, der vor seiner Abreise von Berlin statlsand, zu Herrn von Pnttkamer geäußert habe: „Besorgen Sie die Wablcn, eher bekümmere ich mich nicht um die innere Politik." DicS mag. nebenbei bemerkt, eines der Momente für die damalige Spannung zwischen den beiden Staatsmännern gewesen sein, eine Spannung, die sich sogar zeitweilig zu einer Krisis ver schärft hatte. Die scharfe Kritik, die Herr von Pnltkamcr in jenen Worten finden mußte, scheint auch ibn veranlaßt zu baben, daS Heil bei den Wahlen in der Politik der zu wartenden Untbätigkeit zu sticke». Aber die Eonservativen süblcn reckt gut. daß dieses System nickt den Namen der Objektivität verdient, den man ihn, in Regicrungökreisen bci- gclcgt wissen will, sondern daß cS nur der durchsichtige Mantel der Schwäche und Rathlosigkcit ist. Aus daS BcgrüßungS-Telegrani»,. daS der Parteitag der rheinischen Eonservativen an den Kaiser abgesandt hat, ist folgende kaiserliche Antwort cingelausen: „Dem Frci- herrn von Plettenberg-Mehrm», Vorsitzendem der Eonscrva- tiven deS NhcinlandeS, zu HauS Mehrum bei Vörde über Wesel. Babelübcrg, l7. August 1882 Empfangen Sie Meinen freundliche:'. Dank für die Gesinnungen und Grund sätze, die Mir Ihr Telegramm von gestern im Namen der in Barmen versammelt gewesene» Coiiscrvaliven auSsprickt. Möge sich die patriotische Gesinnung ferner bestätigen. Wilhelm." Obwohl man in den maßgebenden Kreisen mit den Lei stungen unserer Marine zufrieden ist und die Ueberzengniig gewonnen hat. daß sic über ausreichende Mittel verfügt, um den überseeischen Handel Deutschlands zu schützen, so verhehlt man sich nicht, daß. um dieselbe auf gleiche Höhe mit den übrigen seefahrenden Nationen zu bringen, »ech Manche» ge schehen müsse. Im Marineministerinm sindirt man gegen wärtig die Erfahrungen, welche bei den Expeditionen der Panzerschiffe gemacht worden sind, und vom Ergebt,iß dieser Studien soll eS abliängen, ob der alle FlotlciigrüiiLnngSplail fortgcsührt oder eine andere Grundlage geschaffen werden wird. Außerdem arbeitet mair im KriegSminifterium an einer Denkschrift, die anläßlich der zu stellenden Ercditsorde- rnngen im Reichstag zur Vorlage gelangen und in welcher die Nothwcndigkeit einer allmäligcn Verstärkung unserer Kriegsflotte betont wird. In Lcitmcritz sind 26 ObergMiinasiastcn der siebenten und achten Elaste vom weiteren Schulbesuche anSgeschloste» worden, weil sic im Juli d I. gelegentlich eines EoncerteS mit Kornblumen in den Knopflöchern erschienen und „die Wackt am Nbciu" sangen, was gegenwärtig in Oesterreich identisch mit Hochverraih ist. Ezechen machten die Angeber, aber eS konnte nicht einmal erwiesen werden, ob die junge» Leute wirklich „Tic Wacht am Nbciu" gesungen, kleberbanpt treibt gegenwärtig daS czechisckc Teiiniiciauleiitbum sebr übel riechende Blütben. So dennncirt auch daS dcntsch geschriebene Ezechenblatt, die Prager „Politik", den bekannten RcicksralhS- abgcordneten v. Schönerer und seine Anhänger als Hoch- verräthcr, weil jene gelegentlich ihres jüngsten Besuche» in BreSlau auch Kornblumen in den Knopflöchern getragen hätten. Von diesem Treiben der czcchischcn Schmiitzprcssc muß man sich wirklich mit Ekel abwcndcn. AuS Bosnien geben uns sensationelle Nachrichten zu, die auch bereits von hechossicivscn Wiener Blättern erwähnt werden. Herr v. Kallay soll nämlich in Bosnien eine geradezu russische Bcamtcnwirthschaft im schlimmsten ?i»»e dieser Bezeichnung ausgcdcckt haben. Bisher ist^ scstgeststll worden, daß der Polizcidircctor v. Alpt iuScrajewo 12,000 Gulden anS dem bosnischen DiSposttionSsondS sich widerrechtlich angecignct hat. Der Bezirksvorstand von Mosiar, T h e o d o r o w i t s ch. der Sohn eines General», hat 14,000 Gulden StaatSgcldcr verspielt imd auch der Obcr- stcuereimiehmer von Tervend. PolawSki, soll arg com- promiltirl soin. Die Genannten, sowie auch ankere Beamten trieben großen Answand und bctheiligten sich Tag und Nacht an hoben« Hazardspicl, statt um ihre Amtspflichten sich zu bekümmern. In Montenegro sind in den Bezirken Piwa und Kolasin Unruhen anSgebrochen, an deren Spitze Eapitain Iowanowltsch steht, der erst unlängst in Montenegro sich niedergelassen. Weitere Nachrichten fehlen noch. AnS Varna wird gemeldet, daß Fürst Alexander von Bulgarien, entsprechend dem Vorschläge deS KriegS- ministerS Baron KaulbarS, ein Teeret unlcrzcichncl hat, welches die Errichtung einer bulgarischen Anncc Reserve iu der Starte von 24 Bataillonen Infanterie, 2 Regimentern Eavallerie. l Batterie und 2 Bataillon» SapenrS verfügt. Die bulgarische Rationalvcrsammlung wird im Octobcr de» lausenden Jahres einbernsen werten. Wir berichteten bereit» über die seit Kurzem begonnene Reorganisation der russischen Eavallerie. Neuerdings ist auch da» im Orenbnrgschen Gouvernement garni- sonircnde Baschkiren-Regiment zu Pferde, eine ganz eigene nationale Truppe, auj Beseht de» Kaiser» ansgelöst worden. In KriegSzeiten soll an seiner Stelle eine Baschkiren-Miliz sormirt werten. Tie Ofiieierc und Mannschasle» jene» Re giments teerten in Armee Eavallerie Regiinenler übergesührt, die Pferde nach Verfügung deS GeneralinspeckerS der Eavallerie vertbcitt werten. Künslighin werden alle miler den Baschkiren dcS Orenbnrgschen Gouvernement» auSgehvbenen Recrnlen i» allgemeiner Weise zur Vertbeilnng gelange»; dagegen im Kriegsfall au» allen >» der Reserve befindliche», noch dienst pflichtigen Baschkiren beritteneMilizrcgimcnler gebildet werden. Ein großer Skandal wird aus Venedig gemeldet. ES sind daselbst Mißbelligkeilcn zwischen den von geistlicher Seite ansgcbetztcn niederen Schichten der tatst»tischen Bevölkerung und den Mitgliedern der Pro lestanten gem cinden anSgebrochen. Nachdem die letzteren bisher ungestört und unbeachtet in verschiedenen Lvealen ihren Gottes dienst abgcstalten haben, bat die Erwerbung und Benutzung der St. Margarethen Kirche aus Piazza tel Pepolv dem Eardinal-Patriarchen Veranlassung gegeben, in einer Predigt die Evangelischen aus daS Hestigsie zu vernnglimpscii. Die Folge ist gewesen, daß die letztere» durch Priester und Pöbel wiederholt beschimpst worden sind. Man stal die Margaretbe»- Kirchc mit Steinen bcwvrscncn und ibre Besucher beleidigt, so daß schon da» Einschreiten der Polizei mit Gendarmerie nölhig geworden ist. In zwei neu gegründeten Journale», dem „Fra Paolo Sarpi" und dem „Ehriftlichcn Vcncliancr", suchen jetzt die Protestanten vsscnllich ihre Sache zu per» theidigen. Ter verstorbene General Ducrot war der Vater der Spionenrieckerei, die jetzt wieder bei de» Franzosen iu voller Blnthc stcstk. Die „Gazette de France" theilt a»S einem Schreiben Ducrot'S nach 1866 folgende Stelle mit: „Seit einiger Zeit durchstrcicheii zabllose preußische Späher unsere Grciizdcpartcments, besonders die zwischen Mosel und Vogesen; sie sondiren die Stimmung der Bevölkerungen, wirken aus die Protestanten ei», die in diesen Gegenden zahl reich und viel weniger Franzosen sind, als gewöhnlich a»gc» noninicn wird. Eü sind die» die Söhne und Enkel derselben Menschen, die 1815 zahlreiche Deputationen i»S feindliche Hauplguartier schickte», um zu billen, daß Elsaß zum deut schen Vatcrlandc zurückkchrc. Es ist dicS eine bcachlenswerlhe Tbatsacke, denn cS kan» als Grund, als Beweis von de» Plänen deS Feldzuges de» Feinte» gelten. Die Preuße» haben cS in Böhmen und Schlesien drei Monate vor Eröffnung der Feindseligkeiten gegen Oesterreich ebenso gemacht." Die „Gazelle de France" nimmt Ducrot ganz sür istre Sacke in Anspruch und ist entrüstet über die Aeußerungen der republi kanischen Blätter, die in ihrem Urthcil über Ducrot kein Blatt vor den Mund nehmen. Ans dem sernstcn Osten Asiens kommen stürmische Nach richten; in Korea ist ein allgemeiner Ausstand anSgebrochen. Der König und die Königin sind crm ordcl worden und die japanische Mission ist von der Anti Fremdcnpartei an« gegriffen worden. Japanische Kriegsschiffe sind »ach dein Flusse Hang Kiang gesandt worden. Bestälignng bleibt ab- zuwartc». Korea war bi» vor Kurzem daü einzige unter den ostasiatischen Ländern, welche» an der Abschließung sesthiclt. Diese» System begann erst letztst.» durchbrochen zu werdet«. Die bedeutendsten Vorrechte waren de» Japanesen cingcränmt. I»> verflossenen Mai erwarben die Vereiniglen Staaten da» Reckt, istre Waarcn anszuschiffen und zu landen; zn HandelS- zwccken in» Innere vor;ndri»gen, war und blieb streng unter sagt. Auch England beeilte ück nun, Verbandlungen mit Korea anzukniipsen. Diese Ausschließung de» Lande» scheint zu einer vollstbümlichen Bewegung gegen daö Eindringen der Fremden geführt zu basten. Wir bcinerken noch, daß da- Land zwiscke» dem Gellen und Japanischen Meere gelegen ist, eine Halbinsel bildet und ans 236.«>oo O». .Kilometern 0 Millionen Einwohner (buddhistischen Glaubens) zählt. Äns §!iidt und Land. "Leipzig, 2I.Angnst. Dem Mnükansschuß de» Ecntral- coinitöS sür die Rat ionalscier am S edantage ist. wi« n»S »nlgelsteilt wird, mit liebenswürdigcr Bereitwilligkeit Herr Eapellnieister Klei» michel beigelrelen. Voraussicht lich wird derselbe die Leitung der gemischten Eborgesang« Vereine bei dem am Festtage in Boiiorand'S Etablis'eiiicnt abziistalteiiden Morgcncoilecrl übernehmen. Zn Leitung der Mäiiiierchörc ans dem Festplatze baben sick wiederum die langtewäbrlcn und beliebten beiden Dircelore», die Herren Leopold Greifs und Nich. Müller, bereit sinken lasse». —0. Nächsten Donnerstag, am 21. Anglist, versammeln sich die Veteranen der im Iabre 1813 organisirlen und bi» l85l bestandenen Turiiercoinpa gnie der Leipziger Eoiiiinnnalgardc in eine:» Zimmer des Tüüringer Hofes z»in 3l. Jahre»! appert. Im vorigen Jahre bestand da» Häuslein der jetzt durchweg al» Granlöpse austretendcn Kameraden, einst 120 Mann stark, neck an» annähernd io Mann.
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