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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-27
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1882
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Grfcheknt täglich früh 6'/, Uhr. Kr-arlion und Erprditioil Johannesgasie 33. Aprrchstnildru -rr Ur-aclio«: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachnilltags 5—8 Uhr. Ulk »k «Uck»-d« »m,eian»irr VI«»ulcn,«, »ach« sich »K «-datll«» »», «r»»»lich. »«n«tz«e »er s»r »t, «ichfts-l,,»»« «»»»er »effi«»»r« L»s»r«r« „ W»che«i«,e» »ZA 9 Utzr NachMitt«,«. «« S«»«- »„»-«ft»«,»» sr,tz»i»'i,9Utz^ 2« den Tilislei» für 3ns.-^uuahm«: Vtt« Oe««. UniversüLt-siraße 21, L»Ut- Lische, Kathariiienstraße 18, P. nur »I« 'i,L Utz,. Lluflage »7,L1t« Jboii»emriiisvre,s vienelj. 4'/, incl. Lringerlotn, 5 1'ck, durm dir Pos, hezoge» ü Mk. Jeve cin«ec»e Nuinmer 25 Ps. Lelezexeinviar 10 Pi. G-bübre» iur Extrabeilage» ohne Postbesöroeruiig 30 Mk. unt Postvewrvrrui'ii 48 Mk. Iilsrratr ügeipaltene Petidzeile LS Pf. GrSirre Schritte» laut »aserem Preis- verzeichnlß. Tabellarischer La, naq höherem Taris. Krlia«rn unter Sr» Uedurtionsltrich di« Soaltzeile 50 Ps. Zmerate siad kt«- an Sie Z-xpe»»ii»» »I seabe». — Rabatt wird nicht gegeoe». Zahlung pr»«nuui--nm>lu »Ser turq P»st- »achnahme. ^-2Z». Sonntag den 27. August 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. - Nachruf. I« der vergangenen Nacht ist ;n VmS, wo er Genesung suchte, Herr Polizeidircrtor und Stadtrath Esaias Friedrich Julius Richter, König!. Sachs. Oberstaatsanwalt a. D., Ritter des König!. Sachs. Verdienstordens I. Cl., plötzlich verschieden. Nicht ein volle- Jahr war eS ihm vergönnt, dem Dienste unserer Ltadt sich ;u widmen, aber auch dieser kurze Zeitraum hat hingcreicht^ um seine umsaffenden Kenntnisse und seine Hobe Be gabung sür daS wichtige Amt erkennen zu lassen, welches er hier bekleidete, und dessen Pffichten er mit seltener Energie und Hingabe auch dann noch zu erfüllen suchte, als ihn körperliches Leide» ergriffen hatte. Als Eollege wufite er sich vom Augenblick seine- Amtsantrittes an »nsere aufrichtige Hochachtung unv Werthschatznng zu erwerben. Schmerzlich ergriffen von der Kunde seines für unS und unsere Stadt viel zu frühen Hin scheiden« rufen wir ihm unsere vollste Anerkennung nach; wir werden ihm allezeit ein ehrendes Andenken bewahren. Leipzig, am 2V. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. »r. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. d. I. Im DecorationSmagarin sür- Sladllheater (Mittelgcbäude de- städtischen Lagerhose») sollen Mittwoch, den SO. Augnst Vormittag- IQ Uhr >ri gebrauchte Instrumente (I Flügel, 1 Picwino und 1 tafelförmige- Pianosorte) an den Meistbietende», jedoch mit Borbehalt der Auswahl unter den Bietern, öffentlich ver steigert werden. Leipzig, den 25. August 1882. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Ass. die am 9. Mai 1842 in Auerbach i B. geborene Augnste Emilie verw. Mehuert geb. Graichen, welche zur Fürsorge sür ibre hier zurückgctaffene», zur Zeit ini hiesigen PaisenhauS befindlichen Kinder anzuhalten ist. Leipzig, den 1». August 1882. Der Nath der Stadt Leipzig. (Armcn-Amt.) Winter. Wcndt. Wegen Wasterarbeiten wird von Montag, h«« 28, dieses Monats an, auf die Dauer dieser Arbeiten 1) die Mühlgaffe auf der Strecke zwischen der westlichen Ecke de- Stadthause- und dem Voigt« liinder'schen Grundstücke, 2) die Straffe an der Plelffe auf der Strecke zwischen dem Eingänge zum alten Amt-Hose, welcher offen gehalten wird, und der Schloßbrücke für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 25. August 1882. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Trönolin. CichoriuS. Gesucht der Zinngießer Johann Karl Dauer, geboren am 17. Januar 1833 in Großwcrlher bei Nordhausen, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 21. August 1882. Der Nath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) Winter. Heimchen Warenbörse zur Leipziger Rlichaelisuiesk. Die während der Engros-Woche der hiesigen Ostermesse von Vertretern der Textil - Branche abgehaltenc Waarenbürse hat so vielseitigen Anhang gesimden, daß eine Wiederholung in größe rem Umfange angezeigt erscheint. Zunächst soll eine Waarenbörsc, ohne Beschränkung aus die Textilbranche, in der bevorstehenden Michaelismcsse. und zwar Vcu 18, 19, 29. und 21. September d. I, Mittags 12-1 Uhr in den Räumen der Vörseuhalle, Brühl 17, welche zu diesem Behuse jede-inal von 11 Uhr ab de» geehrten Meßbesuchern gegen Einzeichnung ihres Namen- nnentgeltlich geöffnet sein werden, unter Theilnahme von Mitgliedern der Unterzeichnete» Handelskammer, welche zuni Besuch hierdurch ergebenst einladet, abgehallen werden. Die neuesten Zeitungen, Telegramme u. s. w. liegen daselbst zur Einsicht ans. Leipzig, den 25. August 1882. Tic Handelskammer. vr. Wach-inuth, Bors. vr. Gensel, S. Bekanntmachung. Durch freiwilligen Abgang des zeithcrigen Inhaber- kommt beim nächst die Stelle des Lrtsstratzcn - Aufseher- zur Erledigung. Dieselbe soll mit einem zuverlässigen, im Straßen-, Schleuste», und Hochbau knndigen und mit der Feder bewanderten Mann g»de«veit besetzt werden, Nähere Auskunft ist im Gemeindeamt zu erhalten. Bewerber habe ihre Gesuche bis z»m 1. September ». o. anher einzureichen. Lindenau, am 24. August 1882. Ter hlemeinderath. Oueck. eontursverfahrrn. Ueber da- Vermögen de- Lohgerbcrmeistcr- Karl Zilltng in Sander-leben ist l»eute. am 24. August 1882, Borniittag» 11 Uhr da- Eoncursversahren eröffnet. Der Kaufmann Otto Salzmann hier ist zum Concursverwalter ernannt. Coneur-forderniigcn sind bi- zum 2V. September o. bei dem Gericht anzumelden. Termin zur Beschlußfassung über die Wahl eine- andern Der Walter-, über die Bestellung eine- lMubigerau-schussc- und Prüfung der angcmeldetcn Forderungen ist aus Tannrr-tag. bei, 28. September 1882, vormittag» 9 Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht anberauint und der offene Arrest »ach ff. 108 der Eoncur-ordniinq hiermit erlaffen. Herzogliche- Anhaltischrs Amtsgericht z» 2a»b,»Sieben. ge». Gast. Beglaubigt Binzen-, Gerichi-schrciber des Herzog!. Amt-gerichtS. Gesucht Nichtamtlicher Theil. Der Lampf , » gegen das Btnlschlhum in Gejter.eich. Die Deutschen in Oesterreich kämpfen gegenwärtig einen chweren Kampf, welcher wahrlich verdient, daß ihm au» Deutschland ein größere- Interesse zugewcndct wird, als da» zcaenwärlig der Fall ist. Ezechen. Slowenen, Polen. Klerikale »aven sich vereinigt, um nnt allen Mittel» da» Dculschthum u unterdrücken und eS au» der teilenden Stellung, die da»- elbe bisher in der österreichischen Monarchie eingenommen, m verdrängen. Leider findet dieser Unlerdrücknugskanips der lavisch-klerckal-seukalen Elemente in dem derzeitigen öster reichischen Ministerium, insonderheit in dessen Leiter. Grasen Taafse. einen willfährigen Heiser-Heiser, und die Stellung der Deutschen ist dadurch eine überaus schwierige geworden, so daß ihnen hier und da schon der Muth zu sinken droht. Neuerdings ist es namentlich die Provinz Mähren, in welcher die Ezechen alle Hebel ansctzen, um zu ihrem Ziele, der Ausrottung de» DeulschthumS, zu gelangen; sie werden hierbei von oben berab willig unterstützt. Hieran» ist die „mährische Frage" entstanden, welche gegenwärtig in dem österreichischen Nationalitätenstreit in den Vordergrund getreten ist und eine besondere Beachtung verdient. Wir glauben unsere Leser eingehender mit dieser „mährischen Frage" vertraut machen zu sollen und benutzen hierzu zwei oricntircnde Arlikel, welche die „National-Zeitung" von unterrichteter Seite über diese Angelegenheit gebracht hat. Bei allen politischen und staatsrechtlichen Veränderungen, denen die österreichische Monarchie und besonder» die nicht ungarische ReichShälste unterworfen war, spielte Mähren jederzeit eine hervorragende Nolle. E» war der Schlüssel punct, besten Besitz für die Beherrschung der Situation au» schlaggebend wurde, der Firpunct sür alle politische Geometrie und so ist eS beute noch. Ohne Mähren giebt e» keinen Föderalismus; ist aber Mähren sür denselben gewonnen, dann ist der Versuch einer Ilmgestaltung der staat-rechtlichen Grundlage der Monarchie auf föderalistische Basi» nicht hintanzuhaltcn. Ter eigentliche Sitz der föderalistischen Bewegung liegt in Böhmen, spcciell bei de» Führern der Ezecbe» und Feudalen daselbst. Je größer die Gemeinsamkeit der Gesetz gebung und Verwaltung in den österreichischen Erblandcn ist, desto größeren Einfluß muß der deutsche Stamm, als relative Majorität, gewinne»; je weiter die Autonomie der Länder geht, desto schutzloser sind die deutschen Minoritäten in Böhmen, Mähren, sowie bei Zusammcusassiing der Länder der böhmischen Krone in eine staatsrechtliche Ein heit auch die Deutschen Schlesien» den Ezechen preiS- gcgrben; von den in Galizien. Kram und im Küilciilandc wohnende» Deutschen gar nicht zu reden. In den Feudalen, sowie in den Klerikalen in den dcnlschcn Ländern fanden die Ezechen sehr wcrthvolle Allnrte, denen vor Allem um Be seitigung de» Liberalismus zu thu» war und welche daher ihrem römischen und sreiheitssciiidlichen Standpimcle ohne Be denken da» Interesse de» Staate» und der deutsche» Nationalität opferten. Einem concentrischcn Vorgehen der döhmischcn »nd mährischen Slavcn im Sinne de» Föderalismus kann da» isolirte Schlesien keinen Widerstand ernstlich und erfolgreich entgegensetzen; mit Mähren- Beitritt zu den ezechische» Aspirationen ist die Eonstituirung einer „böhmischen Slaatcn- gruppe" gegeben: dann vollzieht sich die föderalistische Gestaltung der übrige» Ervländer, sowie Galizien» und der Bukowina nach dem Belieben der föderalistischen Planmacher von selbst. Galizien mit seinem nie zn sättigenden Durste nach nationaler Selbstständigkeit und politischer Unabhängigkeit wird ebenso wenig Schwierigkeiten bieten als Dalmatien, da- Küstenland oder Krain, die alle ihre besonderen Gelüste zu befriedigen haben. Tirol und Vorarlberg wellen ja ohnehin, ihrer GlanhcnSeinheit wegen, von einem besonderen Staat-rechte etwa- wissen; die -klerikalen in Salzburg, in Oberösterreich, wo sie eine säst schon prävoininireude Stellung eiunchmen in Steiermark und die Slcvcnen allda werden weidlich mit Helten. Sollen also Niederöstcrrcich und Kärnthen jener Eoalilion die Spitze bieten? Also: für die staatsrechtliche Gestaltung der Monarchie ist die Frage maßgebend, ob sich die böhmisch - mäbnsch- chlesischc Gruppe zu einer „historisch polnische» Individualität" gestalten laßt; und die» wieder hängt einzig und allein von Mähren» Haltung ab. Ganz richtig haben die czecknschcn Führer die Bedeutung MabreuS sür den Föderalismus und sür die Erreichung ihrer herrschsüchtigen Pläne erkannt und mit staunenSwertber Be harrlichkeit aus die Eroberung diese» sür sie so wichtigen PiinctcS hingcarbeitet. Aber so schnell sic die politischen Persönlichkeiten de- slavischen Mährens sür ihre Pläne gewonnen, so schwer und langsam ging die» mit dem Gros der Bevölkerung Wirklich historisch ist nämlich die ^ Hatsache, daß Mabre» jederzeit sorgsam daraus bedacht war, seine Unabhängigkeit Böhmen gegenüber zu behaupten, und daß da» mährische Volk, gleichviel ob stavischer oder deutscher Nationalität, vor nicht» eine größere Scheu kalte al» vor einer böhmischen Suprematie TaS ist seit Jahrhunderten in Mähren gewesen und ist in der Haupt sache auch heute nock> so. Wer »»besangen Geschichte liest, muß die» zugeben. Man wird c» daher nach dieser vict- buiidertjährigen charakteristischen Haltung de» niäbrischen Volke» erklärlich sinke», daß Mähren von der ersten Morgen- rötbe der nalionalen Bewegung von >818 wenig Act nahm, daß man sogar damals noch an die Eonstruirnng oiner eigenen mährischen Sprache (trente ist» nur mehr ein Dialect) ging. Im Jabre >818 lehnte ganz Mähren, dessen stavischc Ver treter iin Landtage voran, jede Annäherung an Böhme» entschieden ab! Bis vor nicht langer Zeit wußte der mährische Slave gar nicht, daß er czcchisch spreche — oder wollte eS nicht Wiste». Gefragt, antwortete er. er svrcche inoiuviNv" — mährisch. Ja das Wort „Böhme" (l'ool,) galt in Mähren alö ein Schimpfwort. Da» ist freilich, Dank der rastlose», an» Prag betriebenen Agitation wohl wahr- cheinlich ander» geworden; aber trotz aller Bemühnngen der politischen Führer in Mähren (und sic haben es an diesen Beinnhilngcn wahrlich nicht fehlen lasten) gelang c» bi» heute noch nicht, da» Volk sür jouc» nciiersundenc unv nirgends klar desinirte höbmische SlaatSrecht zu gewinne». Nu» weiß Jevermann, daß die verschiedenen Fraktionen, welche die Majorität de» Abgeordnetenhauses Hilden, natur gemäß wieder die Ezechen am entschiedensten und Allen voran den Föderalismus als Zielpunkt ihrer politischen Bestrebungen sich gesteckt haben und daraus lvSsteucrn, wenn auch vorerst die stactsrechtUchen DiScusstonen vermieden werden. Man ist nur ktüger geworden; man scheut sich selbst, da» Ding beim Namen zu nennen; man begnügt sich init Wünschen naG „mehr Autonomie;" im Wesen aber will man mit allen zu Gebote stehenden Kräften dem Föderalismus zustcucr». Statt nnt brutaler Politik vorzutrelen, will man lieber len Boden hierzu gehörig vorbereilen und im Wege der Wahlordnung, de» Znrückdrängen- de» Deutsä'thiim». vor Allein aber, indem man sich der Administration versichert, schrittweise, aber um so sicherer da» iöderatistische Ziel erreichen. Vor Allem ist Mähren da» Terrain, welche» man zunächst zu gewinnen trachten muß; und darum ist Mähren auch jetzt da» Haiiptgebiet dieser inaulwursSartigen Tbäügkeit. Leider darf nicht geleugnet werden, daß schon sehr ansehnliche Er folge erzielt wurden. Ob man sür Mähren weiter greifende WahlordnnngS- änderungcn im Sinne hat. ist nicht bekannt. Einzelne Aeußerniigen an» politischen Kreisen deuten daraus hin, daß man sich mit dieser Frage beschäftige. Da aber sür den Land tag obne Zustiinmnng der Dcnkschen nicht» geschehen kann »nd der Erfolg einer Aendernng de» Mähren belrefseiiden Theilc» der NeichSrathSwahlordiiung jedenfalls ein zweisel haster ist, so dürste man sich wobt diesen Trumpf ans spätere Zeiten ersparen, und dies um so mehr, al» jetzt schon die jetzt beschlossenen Aenderungen der NeichsrathSlvahlordnuiig. wenn sic Gesetz würden, zweifelsohne manche» biober un bestritten in Hände» der VersassungSpartci beiindliche Mandat den Nationalen auSlieserl. Tagege» bietet Mähren ein sehr günstige» Feld sür die nationalen Bestrebungen, sür daS Znrückdrängen dcS Dcutschlhnin». Die ethnographischen Verhältnisse liegen hier siir die Teulschcn weil ungünstiger als in Böhmen. Die Deutschen in Mähren wohnen bei weitem nicht in so compacten Masten beisammen. wie ihre TtammeSgcnosten in Böhmen. Tic relative Zahl der slavischen Bevölkerung ist in Mähren eine weil größere als i» Böhmen. Tie Deulschc» verdanken ihre einflußreiche Stellung in Mahren den Stadien. Tiefe sind hier säst anSnabinSloS deulsch gesinnt und verfassungstreu geblieben. Zunächst die beiten LandeS-Hauptstätte Brün» und Olmütz, dann die anderen größeren deutsche» Stätte: 2gla», Znaii», Nikolsbnrg. Mährisch-Trüba», Slerubera Schöubcrg, Neulitschcin, Fulnck n. v. a.; dann selbst die meisten Stäcte in rein ezcchischcn Gegenden: Pr ßnitz, Kremsicr, Hradisck, Weißkirchen, Leipnick, Mähriscb-Neustakl, Litta», Müglitz, Aupitz n s. s, sie sind alle ganz ocer koch vorwiegend verfassungstreu unv deutsch oder doch deutsch ge sinnt. Wenn auch in vielen dieser Städte die Bewohnerschaft meist stavischer Abstammung ist, so bat sie sich doch — bis her wenigstens — der nationalen Nichtung gar nicht oder nur in sehr geringem Uinsange angeschlosten; sie bat Sinn unk Verständniß sür die Pflege der deutschen Sprache und der teulscheu Eultur erkalte» nnt deren Vertretungen stehe» gan und gar ans dem Boten der deutsch-liberalen Partei. Bei dieser Sachlage und der cbgeschilterten specim-hc» Abneigung der niäbrischen Slavcn gegen die böhmische Suprematie war eS klar, daß in der nationale» Idee der Hebel sür die Bewältigung de» Widerstande» der Mähren gegen den Föde ralismus gelegen sei. Tie politischen Slavcnsnhrer in Mähren haben dicS begriffen und arbeiten mit größter Entschiedenheit und eiserner Eonsequcnz ans da- Znrückdrängen dcS DcutschtbumS hi», wozu die tbatsächlich ethnographischen Verhältnisse in Mähre» in den Dörfern und kleineren Sladtgcmcinken ei» leider nur zu günstiges Terrain biete». An der Czechisirniig arbeitet vor Allein die Gastlichkeit besonder- in der Olmützcr Tiöcese. Ein ebenso einfache» al» wirksame- Mittel zur Ezeckst sirung der kleinern zweisprachigen Gemeinden liegt i» der von der Olmützer Enrie mit größter Eonscguenz durch aesührten Bestallung czcchisch gesinnter Seelsorger. TaS Olmützer theologische Seminar zieht fast lauter national ge sinntc Geistliche, ja man kan» sagen zn nicht geringem Theile nationale Fanatiker Hera». Ein solcher Seelsorger unterläßt eS allinälig, beim Gottesdienste, bei der Predigt, beim Neligionsuiilerrichle in der Schule sich der deutschen Sprache zu bedienen, wie c» bi» dabin vorwiegend oder alternirend geschah. Unvermerkt wird die dvppelsprachige Bevölkerung entwöhnt, der deutschen Sprache sich zu bedienen. Ter national gesinnte Schnllehrer Hilst mit — die jüngere Generation lernt nur czcchisch, und so wird allinälig eine Gemeinde nach der ankeren slavisirt. Es ist kaum zn glauben, wie große Erfolge im Zurückdrängen der tcruschen Umgangs» pracke aus kiese Weise erreicht wurden. Aber auch aus die größere» Stätte richtet man sein Augenmerk. Hier gebt e» allerdings schwieriger, nur Schritt vor Schritt, aber koch ionrde — und da» ist »anieiitlich das Vcrdieiist der ncuesten Aera — auch in den Städten die Ezechisinlng mit E>solg betrieben, wobei man sich aber natürlich anderer Mittel bedient. Vor 20 Jahren sprach buchstäblich kein den „besseren Ständen" angchöriger Mensch i» einer mährischen Stakt im gewöhnlichen Umgänge slavisch, ja selbst ezechische Diensilcule vermieden den Gebrauch ihrer Mnllersprache, wenn sie nur einige denlsche Worte radbrechen konnten. Heule wird in manche» Fainilien mit stentalion nur czcchisch gesprochen, und cü ist auffallend, wie viel man — namentlich seitens der jüngeren Generation — ans den Straßen czcchisch reden hört. Gesang»- »nd Turnvereine, gesellige und politische Vereine, nationale Feste und Gedenktage wirken in dieser Nichtung: e» gelang, die Frauen zu begeistern. Eitelkeit und Fanatismus zu wecken, von dem durch die Parteiblättcr nach Prager Neccptc geübten TcrroriSmuS nicht zn sprechen. Den wesentlichsten Antheil an diesen Erfolgen hatten aber die ezechische» Mittelschule». Sie waren e» schon zur Zeit der Herrschaft der Versassnngöparkci. Jetzt aber wird vollend- nach einem wohlüberkachten Plane vorgegangen, uni in jedem schwachen Pnnct durch Errichtung einer ezechische» Mittelschule die nationale Sache zu stärken. Die politische Ausgabe dieser UnterrichtSanstalte» tritt ohne Scheu oder Rücksicht in den Vordergrund. In Brünn und Olmütz, in Prerau und wall. Meserilsch u. s. w. u. s. w. bil de» die Mittelschulen einen Brennpuiicl der nationale» »nd potilischen Bewegung. Die Lehrer reagiren aus jede- in den Parteiblällern auSgcgcbene Stichwort, die Schüler bi- in die jüngsten Jahrgänge werden zur Verbreitung der nationalen Idee benutzt. Ob die- pädagogisch zulässig ist, kommt nicht in Frage — für die nationalen Zwecke ist ein« olche Agitation sicherlich sehr ersprießlich. Diese Bedeutung der slavischen Miltelschuleik macht eö begreiflich, weshalb von den nationalen Parteiführern die Gründung derselben in Mähren mit so großem Nachdrucke betrieben wird. Prerau, Proßnitz, Mescrttsch, Weißürchen: das waren lauter LtaatSactionen. die noch lange nicht abgeschlossen sind; Kremsicr ist eben durchgesetzt, Hradisck u. a. werden folgen. Schon zur Zeit de» Bürgerininisterinm» war c» den czcchi» scheu Führern gelungen, einige Bewegung in di« schwer» fälligen Masten zu bringen, die sich aber mit dem Shstcm» Wechsel nach der Aera Hobenwart sosort wieder beruhigte. Zur Zeit deö EabinetS Auersperg herrschte wirklich der nationale Friede >»> Lande, die mühsam erzengte nationale Bewegung war in vollem Niedergänge — er blieb noch immer an Zu wachs der Slavisinn» durch die oben erwähnte Haltung der Geistlichkeit und Volksschnllebrcr, durch die von der Per- sassungspartei gegründeten slavischen Mittelschulen u. s. w. Man durste aber hoffe», daß die niähriscke Bevölkerung mit ihrem praktischen Sinne auch den zuweit gehenden sprach» liche» Bestrebungen einen Danim setzen werde, sobald nur kein neues Ferment hineingeworseu würde. Ta kam da- M,»Per nun Taasse, die Berusung deö Führers der mähri sche» Ezechen, dcS I)r. Prazak, i»S Eabinet, und »nn änderte sich die ganze Sachlage gründlich. Schon Prazak» Erneniulng ;>»» Minister sür die Ezeckcn und die Anerkeiiniing seiner Sonderstellung, trotz der späteren Uebertragung dcS Juslizporlescnllleö an denselben, war eine höchst bedenkliche Nachgabe an den Föderalismus, »ainenllich an die niäbrischen Ezechen. Wer da weiß, wie diese Herren ihre Geschäslc verstehen, wie ein Netz von Agenten »nd Denuiiciaiiten — meist unbedeutend« Advocaten und No tare. Gemeinde» »nd niiiidcrc "Kaiizteibeauiten — >>» Wege der Privat - Eorrespondcnz mit dem Herrn Lands mann - Minister im Sinne der nationale» Sacke Ein» flnß »iinult; wie insbesondere in Personaiangelegen» beiten — wobei kein noch so geringer Posten ülersebcn wird — ans eine Besetzung mit Vertrauensmännern hin gewirkt wirv — wer da steht, wie tüchtige Beamte, sobald sie diesen geschäftigen Geister» verdächtig Vorkommen, unab lässig verfolgt, deiiuiicirt und in den nationale» Hetzorganen verniiglimpjl werten, biü sie endlich niit Prazak's Hilse all dem Amt kommen — der begreift, welchen nachlheiligen Ein fluß ler schlaue, vorsichtige, aber mit aller Zähigkeit seine Parteizwecke veisolgende LandSniann-Minister aus den Ge»g der Dinge in Mähren »inuitt. Tie ganze Vcamtciischasl in Mähre» steht unter de», Terrorismus jener Heine», aber srechen und rührigen Etiguc, jeder noch so gewissenhafte, brave Beamte fürchtet. angeschwärzt ;» werden, wen» er nicht mit ^üenlalion ans nationaler Seite steht; eö wird dadurch die Beamtenschaft selbstverständlich aus da» Schwerste gesäbrdct. In ler ersten Zeit dcS Ministerium- Taasse war die Sache noch nicht sv schlimm, weil die Beamtenschast noch an dem Statthalter einen Rückhalt halte. Die Beisetzung de» Statt halters, Baron Possinger, nach Wien war zwar ein schwerer Schlag — wohl erklärlich durch die Entschiedenheit, mit welcher dieser auSgezeichncle BerwaltiingSheanile den nalionalen Aus schreitungen und spcciell dem Parleisübrer I>r. Prazak cnt- gegcngctretcn war — doch folgte ihm ein parteiloser Beamter und nach denen baldigem Tode ein ganz »na'obängiger, den föderalistischen Belleitale» sowie den nationalen Erlravaganzcn entschieden abgeneigter und von beiden Parteien gleich Heck» gcacklelcr Man». Baron Korb wurde zum Statlhallcr ernannt, von dem man wußte, daß er wegen Differenzen mit den föderalistischen und feudalen Milglickcr» teS Eadine!- Taasse taS HandelSportescnillc niedergelegt hatte; vo» dem also auch die Beamtenschast vertrauensvoll rinc gerechte, ent schiedene, wirkniigSvolle Vertretung gegenüber jenen pcrsiken Dcnnncianten erwarten konnte. Ta eS bekannt war, wie viel Mühe Graf Taasse daran gesetzt hatte, den auSgctrctciicn HcmdclSministcr Baron Korb
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