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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-30
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1882
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Erscheint täglich stütz 6',. Uhr. Lröartion nnd Lrpeditio» Ivhanne-gasie 33. Lprrchllnndr» der Ukdartion: Bormittag- 1V—IS Uhr. Nachmittag« 3--S Uhr. I»r tt« «üa,»d» ',»,»<«»»1» vl-nu^r,»«« «acht sich t» »üU 0«»u>»Uch. «anatzme »er für »ie nichftsa«,en», Nu««er tefti««ten Injernte «, «ackru»»«en »i« » Utzr Nnch«,»»«,«, an i»nn- uutz-rfttn^n srtztztzi«'<,VUtz^ 2« den Filiale« str Ins.-^«uatz«r: Ltta Sie««. Uaiverktät-straße S1, Lani» Lisch», Satharinenstraße 18, p. nnr dl« '/,» Utzr. tlinigerTagtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage I7,»v«. ^bonnrmrnisvrris vienelj. 4'/, 4UK., lacl. Bringerlokn 5 MI . durch die Post bezogen 6 MI. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexeiuvlar 10 Pf. Gebüdren für Ertrabeilage» «HNt Poslbeiürderung 39 Mk. «it Poslbefürderung 48 MI. Inserate Sarspaltene Petitzeile 20 Ps. GrSßerr Gchrisirn laut uaierem Prei«- verzeichniß Tabellarischer Sa» nach höherem Tarif. Xerlamtn unter den Uedactionsltrich die Svaltzeile SO Pf. Ja,»rate sind stell an di, Erprdiii«, ,, jeadea. — Rabatt ,mrd nicht gegeben. Zahlung prnsoumeranäo oder durch Post» Nachnahme. ^-242. Mittwoch den 30. August 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wegen deS am Borabend des Sedanseste» zu veran staltenden FackelzugeS nach dem Napoleonstein wird die Windmühlenstratze und der Windmühlenweg am Areitag, de« I. Leptenrber d. I. in der Zeit von UV, bis tv Uhr Abend» für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 28. August 1882. ' Der Rath der Stadt Leipzig. 7 I)r Georgi. Harrwitz. Da e» wünschenSwerth ist. daß dem Rationalfesttage Deutschland«, dem 2. September, in unserer Sladl auch äußerlich ein festliche? Gewand gegeben werde, so richten wir an die Bewohner unserer Stadt da« Ersuchen, an diesem Tage die Gebäude in würdiger Weise nrit Alaggeu- schmnck zu versehe». Leipzig, am 28. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Siimmtlich« städtische Verwaltung»« und Taste« Expeditione» bleiben am st. September d. I. ge schloffen. Leipzig, am 28. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Au? Anlaß der Feier des SedanlageS sind die Expeditionen de» StaudeSamteS am 2. September d. I. nur Vor mittag» II—Ist Uhr behufs «umeldnng von Todes fällen geöffnet. Leipzig, am 28. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Ha . Vr. Georgi. rrrwitz. Velmmtwch»»-. Am 2. September, dem Nntioyqlsesttaar Deutschland«, bleibt da« städtisch« Musen« geschlossen. Leipzig, den 28. August 1882. Der Rath her Stabt Leipzig. Harr» Vr. Georgi. »rrwitz. Bekanntmachung. Da» Befahren de« Wege» »Wische» de« ehe» malige» Krankfurter Thor« «»b dem neue» Schüyenhaase «»ährend der Zeit »»« V,S—S Uhr RachmittagS am st. September d. I. wird hiermit für K«hr«erl jeder «rt untersagt, und wird der Fähr verkehr während dieser Zeit auf den Weg »om neuen Kuhthnrme verwiesen, werden mit Geldstrafe bl» Schützenbans« «ach de« ZuWiberhandlnnge« z» 2« Mar« geahndet. Leivria. 28. Auaust 1882. Leipzig, 28. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Da» Boltzeiamt der Stadt Leipzig. I B. Iunck, Pol.-Rath. Bekanntmachung. Der Platz vor der GaSa«st»lt zmffchm der Blücher» und der Eulritzscher Straß, lvird vom Mittwoch, den SO. diesw, MonatS, au wegen der dort vorzunehmenden Pflasterarbeit» auf die Dauer dieser Arbeite» für den durchgehende» »a<h Aahrveekehr gesperrt. ^ Leipzig, den 28. August 1882. ' Der Rath der Stadt Leipzig. Eichoriu» vr. Georgi. Dir Lieferung deS Bedarf- an Steinkohlen bester Sorte bei der Lästerlichen Ober-Postdirection und bei den hiesigen Stadtpost anstalten für die Zeit vom 1. October 1882 bi< End« September 1883, welcher aus etwa 372H00 Silage, sich belaufe» wird, soll im Wege de- Anbieluug-versahrent vergeben werden. Eine Zusammenstellung der LieferungS-Bedingunaen kann bei der Sanzlel der Ober-Postdirection, sowie bei den Postämtern in Lhemnih und Zwickau (Sachsen) eingesehen, auch gegen Erstattung der Abschreibegebühren von der hiesigen Kanzlei bezogen werden. Geeignete Unternehmer wollen ihre Angebote bi- zum l«. Srptbr. diese« Jahre- schriftlich bei der Ober-Postdirection in Leipzig an melden. Die Answahl unter den Bewerbern wird ohne entscheidende Rücksicht aus die Mindestforderung Vorbehalten. Leipzig, den 25. August 1882. Der Kaiserliche Vtzer-P»fttztrert»r. In Vertretung: La käme. Macht mit der vollen Verantwortlichkeit für diese unbehagliche I Lage belasten zu wollen; zweifellos aber trägt die Politik! einzelner Negierungen einen Theil der Schuld an der Zer fahrenheit der Zustände im Orient. In erster Linie die Politik de» Herrn Gladstone, der seine alte Leidenschaft, seinen Haß siegen die Türkei, wieder kervortretcn läßt und Rußland direct und indirect unterstützt. Die russischen Wühlereien gehen ungcschwächl Weiler und schon wird ein neuer Feldzug gegen die Kurden vorbereitet. lieber all diesen Bewegungen und Zusammenstößen hat man beinahe vergessen, daß auch die inneren Verhältnisse Rußlands rin unauslöschlicher Krater geworden sind, der jeden Tag »reue Erplosionen herbeisühron kann. Man Hai das Schauspiel, daß in Rußland sich zwei Mächte bekriege», eine sichtbare und eine unsichtbare. Die Mittel, mit denen dieser Kamps geführt wird, sind furchtbar; sie entsprechen dem asiatischen Despotismus, mit dem dies ungeheure Reich regiert worden ist nnd noch regiert wird. Erstaunt fragt sich daS zuschauende Europa: .LLic uud mann soll dieser Kamps enden, der schon so viele Opfer gekostet hat?" Dieser Kampf wird allem Anschein nach noch lange nicht zu Ende gehen, denn die kämpfenden Mächte ver mögen sich nickt zu besiegen, weil die Maste des russischen Volkes dem Kampfe ganz glcickgiltig zusiehl. Die Regierung deS Za*"' kann nicht siegen, weil sich ihre Gegner unter dem Bolle verbergen und au» dessen Stillschweigen Nutzen ziehen können. Tie Maste sicht den Kamps zwischen Zaren lhum und Nihilismus als eine ganz interesianke Unterhaltung an, die sie nicht gern entbehre» möchte: allein sie nimmt keine Parleiz deshalb ist auch die große Umwälzung, ivelche die Revolulionaire in Rußland erhofften, ganz und gar auS- gcbtieben. Die Maste deS russischen Volkes hat eben keine politischen Ideen. Sie läßt sich ausreizen zu Greuellhate» gegen die Juden in der Meinung, von dielen durch den Handel benachlheiligt zu werde», uud sie begeht Greuellhate», wie sie kaum daS Jahrhundert auszuweisen dal; sie läßt sich aus- reizcn gegen die Deukschen, in denen sie Eindringlinge erblickt; und die deutsche Bevölkerung Rußlands möge vei Zeiten ihre Vorkehrungen treffen. um nicht wie die Juden mißhandelt zu werden. Allein der Kamps zwischen Zarcnkhum und Nihilis mus interessirte diese russischen Masten in politischer Be ziehung gar nicht; sie fragen nicht, ivelcheS die Principirn sind, um die der fürchterliche Kamps sich dreht. Dieser Zustand einer Apathie von Millionen ist vielleicht weit grauen hafter al« die Schrecknisse de- Sainpse« zwischen Polizeigewall und Nihilismus. Die Sitnatiaa »GM»-sichSude», wenn der Zar sich entschließen könnte, de« Lande eine constitutivnelle veHaffNng zu «eben. Allein da« scheibt Alexander III., »ex al« Groß fürst für einen Anhänger konstitutioneller Ideen gehalten wnrd«, nickt zu wollen; er scheint aus der absolutistischen Staat-Verfassung beharren in wollen bi» an sein End«. Ob ihn die Geschichte für diese« Beharren loben wird, steht dahin; im Augenblick kann e« sich für Rußland doch un- mvalich um romantische Liebhabereien, sondern nur um pratlisch« Lebensfragen handeln. D»e Folge diese« Zustande« und die Wirkung der Fori dauer eine« Kampfe«, in dem keine der kämpfenden Parteien obsiegen kann, wird die unvermeidliche Zerbröckelung und Zerrüttung de« Reiche« sein, und zwar eine Zerrüttung in dem Grade, daß dasselbe in feine einzelne» Bestandlheile 'Sllt. Ein Krieg Rußland« mit Deutschland würde diesen all heute schon in Gang bringen; Deutsche, Polen. . irn u. s. w. würben sich von dem großen russischen '«sch« ablvsen wollen und mit ihren Interessen dahin gravitiren, wo sie den meisten Schutz für dieselben zu er- warten hätten. Da« sickere Gefühl, daß dieser Zerfall bei einem Zusammenstoß mit dem Westen einirrten wird, hat auch Rußland, trotz aller Rovomontaden eine« Skvbrless, Satkow, Aksakow und Genosten, abgehalte», irgend eine Aclion gegen den Westen zu unternehmen. E« ist anzunehmen, daß eine solche Umgestaltung de« sischen Reiche« nicht ohne blutige Kämpfe im Inneren und s Außen vor sich gehen kann; die gegenwärtigen Zustände aber bereiten diese Umgestaltung vor und sie wird kommen, wenn nicht der Zar sich bei Zeiten aus die konstitutionellen Bahnen beaicbt. E« rächt sich eben jetzt, daß nian dem russischen Volke Jahrhunderte hindurch alle Bildung vor- enlbalten und eS so roh gekästen hat, daß eS heute noch nickt versteht, wa« Aushebung der Leibeigenschaft bedeutet. Phrasen nützen heute nichts mehr. Reformen und Verfassung, oder der Zerfall deS Reiches, so lautet die Alternative von heule, vor der man in Petersburg steht. Wie man sich entscheide» wird, ist noch nicht abzuschen; aus alle Fälle aber wirb man zu einer Entscheidung gedrängt werden. Erstatteter Anzeige zufolge hat Rosine Pauline Herbert au- Dölitz da- ihr vom vorin. Königs. 8lcrichi-»,»te Taucha unter dem 19. April 1860 ausgestellte Dienstbuch verloren. Wir bitten, dasselbe im AufsindungSsalle hier abzugeben. Leipzig, am 25. August 1882. Ta« Polizei-Amt ««selbst. I. B.: Junck, Pol.-Rath. Nichtamtlicher Theil. Vnnkle Wolken im Orient. ES kann nickt bezweifelt werden, daß sich im Orient eine Reihe von nenn Katastrophen und Umwälzungen vorbereitet. Die egvplischc Krisis ist nur ein einzelner Wellenschlag in der großen Bewegung von Erschütterungen, die der Orient schon feit Jahrzehnten zn überstehen hat, und DaS, wa- man orientalische Frage nennt, ist in seiner drohenden Erscheinung nicht kleiner, sondern eher größer geworden. ES ist. als hänge ein Damoklesschwert über dem Haupte Europa«. ES Wäre verkehrt, einzelne Personen oder auch nur eine einzelne Leipzig, 30. August 1882. Dem Krakauer „CzaS" wurde jüngst aus Berlin ge meldet, daß Propst Aß mann von der Regierung zunächst zum preußischen Armeebischof bestimmt sei. und daß er in dieser Angelegenheit kürzlich eine lange Audienz beim EultnSminister von Goßler gehabt habe. Diese Nachricht scheint sich zn bestätigen, denn, wie verlautet, ist neuerdings wirklich die Wicdcrbcsctzung des kalholiscken FcldpropsteiamIeS, für welches der Gehaltssatz im ReichShauShaltSetat bcibchalten worden ist, in Anregung gekommen, nachdem eS sich heranS- gestellt hat, daß eS nur so möglich sein wird, Geist liche für die vacanten katholischen Seelsorgerstcllcn in der Armee zu finde». Da aber die preußische StaatSregieruug nicht gewillt dürste, die Wiederbcsetzung deS Feld- propsteiamteS aus Grund deS päpstlichen BrevcS vom 22. Mai 1868 erfolge» zu lasten, weil eben die römische Curie sich auf letztere- berief, als sie gegen die, auch heute noch nickt von ihr anerkannte staatliche Absetzung de« FelkpropsteS NamszanowSki protestirle, so ist noch nicht ab- zufehen, ob nnd wann die erforderlichen Verhandlungen mit dem Balican behusS Uebcrtragung der kanonischen Fakul täten an den zu ernennenden Feldpropst zum Ziele führen werden. AlS der königliche Entschluß vom 24. Februar 1868, die definitive Regelung der katholischen Militairfeclsorge zu veranlassen und Len Herrn NamszanowSki für die Feld propsteistelle in Aussicht zu nehmen, zur Ausführung gebracht werden sollte, vergingen mebr als zwei Jahre, ehe die Per Handlungen mit Nom znm Abschluß gediehen waren. Jeden falls dürsle die preußische StaatSregieruug darauf bestehen daß der neue Feldpropst den Ministerien der geistlichen An gelegenheiten und de- Kriege» unmittelbar untergeordnet »st und in äußeren kirchlichen Anordnungen den MilitairbeseblS- habern Folge zu leisten hat. Die Eigenschaft deS Feld- »ropstcS als MilitairbeainLer ist, ganz abgesehen davon, daß in der Militair-Kirchenordnung diese Eigenschaft zum Ans druck gekommen ist, durch wiederholte Veröffentlichungen der Liste der Militairbeaniten in der Gesetzsammlung und im ZundeSgesetzblatt anerkannt und bestätigt worden. Der „Köln. Ztg." wird in einer Betrachtung aus Süd- dcutschland über die Haltung der preußischen StaatSregierunq in dem Streit mit dem Ullra- montaniSmuS gesckrieben: „Bei dieser Gelegenheit mag angeführt lverden, daß nach einer sehr sach- und personen kurvigen Quelle keine der in Preußen neuerlich als Bischöfe «gelassenen Persönlichkeiten Aussicht gehabt hätte, in einem nddeutscken Staate annehmbar gesunde» zu werden. Diese« ttrtheil von gutkatholischer, aber allerdings nickt ultramon taner Seile mag man so hoch oder gering schätzen, als man will, aber die dasselbe rechtfertigenden Thatsachcn kann man edenlo wenig auS der Well schassen alS den Umstand, daß die Curie sich Tag au« Tag ein in den süddeutschen Staaten mit Maßregeln einverstanden zeigt oder doch zufrieden giebt, u deren Festhalten in Preußen der Regierung fast schon der Mulh zu sinken scheint." Nickt nur Herrn Schütt in Pinncbcrg, sondern auch dem bisherigen nalionalliberalen Abgeordneten für Tondern, Herrn Fräncke, wird ein fortschrittlicher Gcgen- candidal gegcnübcrgestellt, wie wir auS der Berliner „VollSztg." nunmehr ersehen, die denselben bereits namhafk macht. ES wird Zcit^ daß die fortschrittlichen Wähler in der Provinz Schleswig-Holstein ein klare« Wort reden; ob sie mit Herrn Hänel daS liberale Compromiß auf reckt erhalten oder mit Herrn Richter in den offenen Kamps egen die Nationalliberalcn unter dem Schlachtruf: „Kein ?iberal,SmuS außerhalb der Fortschrittspartei nach Berliner Muster!" ziehen wollen. Der überwiegende und angesehenere Theil der fortschrittlichen Presse säbrt indessen fort, da« Vorgehen Rickter'S derb nnd scharf zu verurlheile». „Wir glaubcm kaum", sagt daS Berliner „Tageblatt", „daß die gesamntte Fortschritt-- Partei im Lande gewillt ist, sich als mundtodt zu betrachten, nnd von der Berliner Centralleilung wie von einer diclato- rischen Instanz sich ein Verbalten verschreiben zu lasten, welche« bedeutende Parteigenossen und selbst Parteiführer, wie Hänel einer ist, aus- Enlschicdenste mißbilligen und geradezu für verkehrt Halle«. Wir sur unseren Theil haben keine Ursache, m dieser Frage, welche die gesummte fort schrittliche Wählerschaft angeht, den Propheten spielen zu wollen; aber wir würden e« für ganz natürlich halten, wenn die Partei als solche e« älS ihre Aufgabe be trachtete, in dem Zwiespalt ganz bestimmte Stellung n nehmen, um zu verhüten, daß ähnliche Differenzen ich über kurz oder lang wiederholen." Noch schärfer spricht sich daS Organ Hänel'«, die „Kieler Zeitung", au«, wenn sie die Bedeutung de« Zwiste- dahin präcisirt: „Während Richter'« Vcrsahren dem liberalen Interesse direct entgegenläust, ist e- auch mit den Interessen der Fortschritt«- parter nicht vereinbar, wenn r» nicht einfach seine Absicht ist, sie zu einer „Fraktion Rickter" umzugestaltcn. Iedcnsall« erklärt er die offene Feindschaft und den Bruch mit dem Theil« der Fortschrittspartei, welcher eine Verständigung der Liberalen anstrebt, und er zeigt die klare und unzweideutige Absicht, diesen Flügel der Fortschrittspartei von der Partei abz»scbneiden. Keine Sophisterei wird im Stande sein, diese klare Absicht zu verhülle»". Wie die „Kieler Zeitung" meldet, haben die Ver handlungen zwischen der Leitung der nationalliberalen Partei und dem Ausschüsse der liberalen Partei in Schleswig-Holstein jetzt, unter voller Zustimmung der Vertreter der literalen Vereinigung, zu einem definitiven und gegenseitig bindenden Uebereinkommen geführt. DaS jetzt vorliegende Gesammtresultat der Reichstag« Wahl in Bromoerg weist 4209 Stimmen für den fort schrittlichen Eandidaten Hcmpel, 35,29 für den deutschconser- vativen v. Schcnck, 3278 für den Polen v. KorworowSki auf. Zwischen den beiden erstgenannten muß also eine engere Wahl statlsinden. Bei der Wahl von 1831 fielen aus den fortschrittliche» Eandidaten im ersten Wahlgang 5,453, aus de« conservatioe» 3689 Stimme». Der erstere hat also die«»>al etwa 1200, der letztere etwa 400 Stimmen verloren. Bei der engeren Wahl sielen damals aus den Fortschritts- mann 6402, aus den Conservativen 4345 Stimmen. Diese Verstärkung war wohl dem besseren Aufgebot der eigenen Partei zu danken; die Polen Hallen sich bei der engeren Wahl nur wenig oder qar nicht bctheiligt. Der „Pos. Ztg." zufolge gedenken die Polen und Ullramontanen diesmal in der Stichwahl für de» conservativen Candidaten zu stimmen, dessen Wahl in diesem Falle allerdings sehr wahrscheinlich Wäre. Mit dem 1. October tritt die Bestimmung deS Gesetzes vom 23. Juni 1876, der zufolge als Vertretung de» lauen- burgischcn CommuiialvcrvandcS dir Ritter- und Land schaft deS HcrzogthumS sungiren soll, außer Kraft. Da in der letzten preußischen LanblagSscssion weder der von der Negierung voraelegte und ven dem Herrenhaus genehmigte Gesetzentwurf, bctr. die Einführung einer KreiSocriammlung, die Zustimmung de» Abgeordnetenhauses, noch der vom Ab geordnetcnhause beschlossene Gesctzcnlwnrs. bctr. die Verlange' rung der bestehenden Vertretung, die Zustimmung der Regie rung gesunden hat, so ist die ÄuSsüllnng der am l. Oktober entstehenden Lücke durch eine aus Grund de« Art. 63 der Verfassung erlassene königl. Verordnung erfolgt, ivelche ihrem Inhalte nach de» ven dem Abgeordnetenhaus« abgelebnten Beschlüssen deS Herrenhauses entspricht. Nach der Auffassung der Regierung ist also die Ausrcchtcrhaltung der vsscnlliche» Sicherheit in Frage oder die Beseitigung eines »»gewöhn lichen NothstantcS erforderlich. Tie Verordnung muß der Kammer bei ihrem nächsten Zusammentritt sosorl zur Geneh migung vorgelegt werden. lieber daS Gebühren der Terroristen in Wien wird u»S von dort vom Montag geschrieben: „Die von den hiesigen Journalen vorerst niit allen, Zweifel ausgenommen? Nachricht, daß wirklich eine Gruppe der kiesigen Social- Revolutionairen in ihrer Verirrung sich bi« zu einem der schändlichsten Verbrechen — zu einem Raub: — verleiten ließ, gewinnt nun durch die von der compelenten Behörde in HuSsicht gestellte dctaillirte Veröffentlichung der Unter »chungS-Protokollc immer nichr an Glauben. Selbstverständlich ehlt eS nicht an allen möglichen Gerüchten über die Art der Ausführung, sowie über die Umstände, ivelche zur Entdeckung der an dem Raubaltentate Schuldigen führte. Bon einem hiesigen Journale wird eine speciellc Mitlheilung veröffent licht. welche die Art und Weise bespricht, durch welche die SicberheilSbehördc Kenntniß erlangte, daß daS Rauballentat wirklich von Anhängern der radikale» Arbeiterpartei auSgesührt worden. Ein Sanitätssoldat, NamenS Ratz, soll bei seinem Zu» amnicntrcfsen mit einem Arbeiter ven diesem mit einer langen Verlesung über daS anarchistische Programm rcgalirt worben ein und gleichzeitig von dem Arbeiter ans einem Nolizduche luszeichnungcn über die finanziellen Mittel der Partei er hallen babe». Dies geschah aus offener Straße. AlS Beide in die Nahe deS patrouiltirenden Wachmannes kamen, soll der Soldat dem Arbeiter da« Notizbuch entrissen und eS dem Wachmann übergeben haben, während dieser gleichzeitig den Arbeiter arretirte. Die Aussage» deS Verhaskclen bei dem mit ihm vorgenommenen Verhöre sollen die sensationellen Verhaftungen zur Folge gehabt haben. Nun steht aber auf Grund authentischer Informationen die erzählte Geschickte mit der Entdeckung der Allcnlälcr gar nicht im Zusammen hänge. Allerdings wurde vor mehreren Wochen unter ähnlichen Umständen ein Schloffergehilse verhaftet, doch war mil dieser Verhaftung die Assaire für die Sicherheilswache abgethan, während alle« Andere erdichtet ist. Letzten Mittwoch hatte daS SicherhcilSbureau der Polizeidircctiou aus Grund mchr- wöckenllicker Erhebungen so viel bezichtigende Indicien ge wonnen. daß eö zur Verbastung der verdächtigen Personen schreiten konnte. Der Vorstand deS SicherheilSbureaus Polizei rath Brcitenseld, sämmtlichc Beamte des Bnrcaus und einige Commisfaire deS CommiffarialS der inner« Stadt vollzogen unter auSgiebigcr Assistenz von DetcctivS und An ordnung der gebotenen SicherheilSmaßregcln die Verbaf- lungc». In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag wurden acht Personen festgenommen und die Wohnungen derselben eingehend durchsucht; die Verhaftete» benabme» sich bis aus Einen ruhig und gelaff",. Sic wurden sofort in da« Polizeigcf'angenhauS gebracht. Bei den vorgenommencn WohmingSrevifionc» wurden Schriften, Chemikalie». Fläschchen mit Chloroform:c. saisirt. AIS die behördlichen Organe am DonnerStczg Morgen in der Polizeivireetion sich wieder ein- sanden, waren sämmtlichc mit großen Bürden beladen. Die Verhöre mit den Verbasleten wurden sosorl begonnen und dauerten den ganzen Tag. sowie die darauffolgende Nacht hindurch bi« Freztag Mittag, um welche Zeit wegen physischer m'd geistiger Erschöpfung der Beamte» eine klein« Unterbrechung der Vernehmungen eintrat. Gestern uud heut« dauerten dieselben fort. Sämmtlichc» Verhafteten, nunmehr zwölf an der Zahl, wurden bereit« die Verhaftungs befehle deS p andeSgerichtS eingehändigt, doch verbleiben sie al« Gericht-Häftlinge, bi- die Untersuchung vollständig abge schlossen ist. in polizeilichem Gewahrsam. Wann dieser Ab schluß eintreten dürsle. läßt sich zur Stunde noch nicht ab- sehen. Mil Rücksicht daraus, um nicht aus neuerliche Er hebungen störend einzuwirkcn, erscheint in der Vcrössenilichung von Details über die Bfsaire eine gewisse Reserve noch dringend geboten." Wie man heute au« Prag meldet, sollen da» in Wie« verübt« Raubinorb-AUeiltat gegen den Schuhmacher Mer» stallinger und der Diebstahl in dem Palai« de« Grafen Andrassy in Pest ihre Schatten bis in die soeialdemokra tischen Arbeiterkreise Prags Wersen. Eö gehe» in diese» Beziehung in Prag verschiedene Gerüchte, deren Bestätigung indeß noch abzuwarten ist. Thatsache ist aber jedenfalls, daß kurz nach dem Eintreffen eine- höheren Beamten der Wiener Staatspolizei in Prag dort plötzlich zwei Socialdciiiokraten ohne äußeren Grund verhaslcl wurden. Die Polizei be handelt die Ursache zcner Verhaftungen sehr arheimnißvoll, aber im Publicum w,ll man doch wissen, daß vei einem der Verhafteten ein ihn höchst compromittirender Brief gefundcn worden sei, der aus einen gewissen Zusammenhang mit den in Wien und Pest verübten Verbrechen schließen lass«. — Die sonst in Prag verhafteten Socialvemokratcn belaufen sich auf etwa 120. AuS Petersburg wird vom 22. August gemeldet: Der Tag der Krönung ist auf den 26. September russischen Stil- festgesetzt. — Heute um 12 Ul>r sind Mctville von der Je an nette und Barry vom RodgerS zum Empfang de« Kaiser» befohlen; dies ist außer einen, Diner bei», amerika nischen Gesandten die einzige Auszeichnung, die de» Nordpol- sahrrrn hier zu Theil geworden, zu deren Ümpsang am Bahn hof nur der amerikanische Consul und einige »»bcdeutcnd« Leute erschienen. Donnerstag setze» sie ihre Reise entiveder über Hamburg oder Paris-Havre nach New-Uork fort. Die Deutschen Hetze ist in Paris wieder einmal auf die Tagesordnung gesetzt worden, wenn es auch in dem in Rede stehenden Falle der Behörde gelang, die Ordnung wieder herzustellen. Am Sonnabend Abend wurde nämlich durch daS Einschreiten der Polizei eine beabsichtigte De monstration gegen den deutschen Turnverein vereitelt. Dieser seit 18 Jahren in Pari- bestehend« Verein wollte ein AbschiedSfest für mehrere nach Deutschland zurückkehrcnde Mitglieder abhalten. Ei» Circulair. welchcS zu dieser Festlichkeit cinlud, gcriclh in die Hände de« als Agitator der Revanche - Bewegung bekannten Literaten Dervuläde, welcher zugleich Vorstand der Liane Patriotique der französischen Turnvereine ist. DeroulLSe betrachtete, wie mehrere Blätter melden, dieses Circulair, obzwar eö völlig inosscnsiv ist und bloS die Anzeige de- Festes enthält, als eine HerauSsorderung, und eS wurde die Störung und Verhinde rung de« im Locale deS deutschen Turnvereins i» der Ru« Saint Marc abzuhaltcndcn Festes geplant. I» Folge dessen thcittc die Polizei schon Mittwoch dem Vorstände des deut schen Turnvereins mit, daß sic die Bewilligung zur Ab stattung deS Festes nicht erlheilcn könne, und eS wurde al- Ursachc die Erregung über die auSgcschicklcn Circiilairc ange geben, ans deren eine,» die Adresse Dero,,löte'« gestanden basten soll. Es stellte sich aber heraus, daß daö betreffende Cremplar des CireulairS gar keine Adresse batte, und in Ab wesenheit deS Präsiccilte» des Vereins gaben die Seerctair« die bündige Versickern ig, daß eS il»ie» nie beigcsallen wäre, irgend eine Prevoeatiou der Liga oder der Franzosen über haupt zu begehen. Sie präsentir!", zugleich eine» Brief teS Fürste» HoI, enlohc, worin dieser erklärte, daß er selbst die Versa»,mlniig deS Vereins manchmal
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