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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-03
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1882
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Erscheint täglich früh K'/, Uhr. NrSaclion und LrprSUiou Iohanaesgasse 33. SPstchlliiiiLr» irr Urdaciioa: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tiitr ki« Huck,ab« »>n»e«->nri<r Marmknrie mccchl sich t» litt««,»» >»ai vcrdmtlich. A»nad«r »er für »ie nachkUcklgentzr Änmmer trstiuttutrn Anirrake au Wochentagen t,S L Uhr Nachmittags, an rann- »»»Aefttageu früh bis' ,v Uhr. 3ll dkli ^lUalrn für Ins.-Ännallme: Ott» klemm, UniverNtätShratze 21, Laut- Lösche, Katharinenstrabe 18, p. nur bl» '/,L Uhr. ^Z24k. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Sonntag dm 3. September 1882. Auflage 17,500. Aboiiiirmrliisvl eis vierteil. 4'/, Mk., incl. Bringerlvbn 5 Mk.. durch die Post biogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Velegercinvtar 10 Ps. (Sebnliren ,»e Extra bei lagen olinr Postbciorderung 3!» Mk. Mit Postbeioroerung 48 Mk. Inserate Oqewctttcue Petitzeile 20 Pf Größere Lchriitcn laut unserem Pre,s- verzcichnib. Tabellarischer Sap »am h. herein Taris. Ueelamen unter den Nedactionsürich die Svaltzeile 50 Ps. Jnierate sind stets an Sic (xrprSnion zu lease». — Rabatt wird »ick» gegeven. Zahlung z>r»eiium->raw>u oder durch tzost- uacima-niie. 70. Jal'rgang. Amtlicher Theil. Vtlranntmachung. Durch die Pferdebahn ist die Abhaltung deS Wochen markteS im Vrühl sehr erschwert, und wir haben daher beschlossen, diesen Markt auf den Töpferplatz zu verlegen, da in der inneren Statt ein geeigneter Platz fiir denselben nicht vorhanden ist. Da jedoch ein so kleiner Theil deS Marktes ans einem von dem übrigen Markte entfernten Platze nicht bestehen kan», und die Perthcilung deS Marktes aus zu weit auseinanter- liegcnde Orte vermieden werten muß. andererseits aber der Wochenmarkt in den Straßen der innern Stadt überhaupt in Folge des gesteigerten Verkehrs mehrfache Uebelstände mit sich bringt, haben wir weiter beschlossen, auch auS der Katharinen- und Nicolaistraste die Marktstände zu verlegen und mit denen aus dem Brühl auf dem Töpfer platze zu vereinigen. Der Markt auf dem Nicolai« und ThomaSkirchhofe bleibt bestehen. Tic neue Einrichtung beginnt mit dem Ablauf der bevor stehenden MichaeliSmcsse, so daß also vom Dienstage den Itt. Oktober d. I. ab auster der Zeit der Messen der reither im Brühl, in der Katbarinen- ftraste und Ni» olaistraste unterqebrachte Wochcn- markt auf dem Tvpferplatze gehalten wird. Leipzig, am 30. August 1882. Der Rath der Ltadt Leipzig. I)r. Georg i. Harrwih. Vrklttllltmllchllng. Wegen de» Umbaues des Postgebäudes an, Bnierischcn Bahnhose werden die Annahme- und Ausgabestellen des Postamts Nr. 3 hier- sclbst vom 2. September ab bis aus Weilere» in die aus dem Baierischen Platze erbauten Jnterimsräume verlegt. Leipzig, den 30. August 1882. Der Kaiserliche Ober-Poftdtrrctor. In Vertretung: Lala me. Steckbrief. Legen den unten beschriebenen angeblichen HandclSmannHerinann kchmibt aus Berlin, welcher flüchtig ist, ist di« Untersuchungshaft wegen Diebstahl- verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhakten und in das Landgerichts- Äesängniß zu Kassel abzuliesern: bei Nachricht zu den Acten .11 834 82. Kassel, den 29. August 1882. königliche Staatsanwaltschaft. Wil helmi. Beschreibung: Alter ca. 30 Jahre, Größe mittel, Haare blond, Bart kleines blondes Schnurrbärtchen, Kleidung hellgrauer Rock, eiwar hellere Hose, dunkle Weste, seidene Mutze, besondere Kenn- zeichen Augenblinzcln. Steckbrief. Gegen die unten beschriebene angebliche Ehefrau deS Handels manns Hermann Schmidt aus Berlin, welche flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt. Es wird ersucht, dieselbe zu verhasten und ln das Landgerichts- Gcsängniß zu Kassel abzuliefern; bei Nachricht zu den Acten n 8.14/82. Kassel, den 29. August 1882. Königliche Staatsanwaltfchast Wilhelmi. Beschreibung: Groß, Statur schlank, Haare blond, Kleidung gut: bekleidet mit dunklem Regenmantel, dunklem Strohhut. Vekamitniaihung. Heber da- Vermöge» des Kaufmann» M. LandSberg in Frankenstein in Schlesien ist am 30. Juni o. Nachmittags 5 Uhr das Concursvcrfahren erSffnct und zum Verwalter der Kaufmann Carl Reichel Hierselbst ernannt worden. Eoncurssorderungen sind bis zum 2». August 1882 bei dem Gericht anzumelden. Termin zur Beschlußfassung über die Wahl eine» anderen Ver- walrerS, die Bestellung eines Gläubigerausschusles und eintretenden Falls über die in Z. 120 der EoncurSordnung bezeichnet«! Gegen stände am Donnerstag den 2V. Juli o. Vormittags 10 Uhr, ölige- meiner PrüsungSiermin den 2s. September e. Vormittags 10 Ubr. Offener Arrest mit Nnzeigefrist bis zum 2V. Juli e. Frankenstcin in Schlesien, den 30. Juni 1882. Engelmayer, ÄcrichtSschreiber vcS königl. Amtsgerichts. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 3. September 1882. Ob der preußische Landtag gleich nach den Neu wahlen und noch vor der am SO. November wieder be ginnenden ReichStagSsession zu sciucr ersten Session einberusen werten soll, darüber scheint noch keine feste Ent scheidung getroffen zu sein. Nach den Erklärungen des Reichskanzler- über ein neues BerwcndungSgesetz mußte man die möglichst beschleunigte Einberufung des Landtags er warten. Indessen ändern sich manche Vorsätze im Laufe der Zeit. Ein für wichtige Arbeite» genügender Spielraum bleibt dem Landtag jedenfalls nicht vor Beginn der ReichS tagSsession, und da von großen neue» Steuervorlagen, für die ein neues Berwendung-gesetz alS Truck dienen sollte, vorläufig noch nicht« verlautet, wird man cS wohl auch mit dem Zustandekommen eine- neuen DcrwcnkungSgesetzcS nicht allzu eilig haben. Indessen muß der preußische Landtag bekanntlich vcrsassungoinäßia bis zur Mitte deS Januar einberusen werden uns auch obne dielen Zwang ließe sich die Landtagssession nicht länger hinaiiS'chiebcn, wenn der Etat rechtzeitig erledigt werke» soll. Man wird also nicht umhin könne», die ersten Monate deS nächsten IahreS für den Landtag vorzubehaitcn. Es läßt fick schon jetzt er kennen, daß wir unter den obwaltenden Umständen wieder sehr großen Verlegenheiten und Schwierigkeiten bezüglich der geschäftlichen parlamentarischen Dispositionen cntgegcngcbc», auch wenn dem Reichstag große neue Vorlagen zu den schon vorhandenen nicht mehr rugedachl sind. Den Etat konnte der Reichstag b,S zur WeihüachtSverlagung erledigen. Wenn aber die großen Commissionen zur Beratbung der VerffcherungSgesetze und der Gewerbeordnung-Novelle mit ibren Arbeiten korkig sein werden und wann taS Plenum >n die Lage kommen wird, diese umfangreichen Entwürfe eurchzuberalben, daS läßt sich augenblicklich noch nicht über eilen. Man wird um ein Nebeneinandertagen der beiden Körperschaften oder um eine abermalige Berufung deS ReichS- tagS im Frühjahre schwerlich herum kommen. Wenn die gewohnten Schwierigkeiten im bevorstehenden Winter sich neck besonders vermehren werden, so ist daran vorzugsweise der durch die Landtagswahlen und den nnnötbig weil hinauS- geriickten Termin der Wiedereröffnung der ReichStagSsitzungen vcranlaßte späte Anfang der parlamenlarisckeu Saison über haupt scklttd. Jedenfalls dürfte cs rathsam sein, frühzeitig aus diese Schwierigkeiten ansmerlsam zu machen, um ihnen o weil wie möglich durch srühzeitige zweckmäßige Dispositio nen zu begegnen. Die Erwartung, daß Herr Eugen Richter sich bewegen la„e» werke, seine Eandidatur im WablkrciS Pinncbcrg zurückzuziehen, kann nach einer Erklärung, welche derselbe in der neuesten Nummer deS fortschrittliche,, Wochcnblalte» „RcichSsrcuild" veröffentlicht, nicht mehr gehegt werden. Herr Richter sucht sein Auftreten durch eine Darlegung seiner in der Wahltaktik maßgebenden Grundsätze zu rechtfertigen, die selben laufen im Wescullichen daraus binauS: wo die Fort- chrillSparlci »ur irgend welche Aussichten hat mit eigener Kraft durchzudringen. wird ohne Rücksicht aus andere liberale Parteien vorgegange»; wo sic solche Aussichten nicht bat. läßt sie sich das Zusammengehen mit anderen liberalen Par teien gnädig gefallen, vorausgesetzt, daß bei der Auswahl der Eandikaten die Fortschrittspartei ihre Rechnung sinket. Dort poltet und höbut mau über die einige liberale Partei, hier begeistert man sich für dieselbe. Wenn Herr Richter sich daraus beruft, daß mit sciucr Zustimmung bereits in 20 Wahlkreisen Vereinbarungen zwischen der Fortschrittspartei und andern Liberalen zu Stande gekommen sind, so möchlen wir fragen, wie viele Vereinbarungen mil Nalionallibcralcn sich darunter befinden? Die „Nalionalzcittmg" bemerkt zu der Erklärung, die grundsätzliche Richtschnur deS Verhaltens zu den Wahlen, welche Herr Richter für die Fortschritts partei ausstelle, scheine ihr durchaus verfehlt; man könne nicht in 26 Wahlkreisen mit Erfolg die verschiedenen libera len Gruppen zum Zusammenwirken gegen die Eonservaliven veranlass''-., weng man gleichzeitig in' der doppelten Anzahl Wahlkre-s^ den Ästigste» Streit zwischen Liesen liberalen Gruppen entfache' Zur Wahlbewegung wird unS auS Posen vom 1. -September geschrieben: „Sellen ist wohl der Wahlkampf in einer Provinz so heftig und die Wahlvorbereitungen so ausgedehnt, als dies i» unserer Provinz, wo sich zwei Natio nalitäten gegenüber stehen, der Fall ist. Während »u» die Polen in der Agitation für vie bcvorsteheiiöe» Landtags wahlen bisher eine große Rührigkeit an den Tag gelegt baden, so daß deren Wahlvorbereitungen zum größten Theil schon als beendet zu betrachten sind, verhallen sich die Deutschen in Bezug auf Wahlvorbereitungen bis jetzt im Ganzen noch sehr reservirt. Deutscherseits hat nnr eine Versammlung, ttämlich der Wähler des Wahlkreises I»o- wraclaw - Scbubin. slattgcfuntcn , in welcher man dahin überringekvmuien ist, durch Ausstellung eines liberalen und eines freiconservativen Eandikaten einen Eompromiß zu schließen. Die Personcnsrage dieser beiden Eandikaten soll den Wahlmännern, die vor der Abgeordnetenwabl noch zu einer besonderen Vcrsammlung eingcladen werden sollen, überlasse» bleiben. In unserer Stadt, welche als eigener Wahlkreis seinen Abgeordneten wählt, haben bisher die Liberalen immer ihren Eandidaten mit bedeutender Majorität durchgcbracht, und unterliegt cS auch keinem Zweifel, daß auch bei den nächsten LandtagSwahlcn hier keine andere Partei gegen die der Liberalen rcsp. der Fortschrittler aus- kommen kann. Der Vorstand de« hiesigen fortschrittliche» Verein- hat in seiner letzten vor Kurzem stattacfundcncn Sitzung als Eandidaten den Instizratb Mütze! von hier ausgestellt. Ta ein bezüglicher Beschluß deS genannten Vor standes für die hiesigen Fortschrittler rrsp. Liberalen maß- ebend ist, so hat die Eandikalcnsrage m unserer Stadt icrdurch ihre Erledigung gesunden." Eines der hervorragendsten ultra montane» Organe, der „Westsäl. Merkur", erklärt, daß er sich anläßlich tcS Streit« über die gemischten Ehen von der Not Hwend ig le it der Eivilehe überzeugt habe und kündigt a», seine Partei werde gezwungen sein, in Verbindung mit den Liberalen von jetzt ab jeden Ansturm gegen die Eivilehe ab- zuschlagen. Wenn auch die Gründe, welche daS Ecutrum zur Anerkennung der Nothwendigkcit der Eivilehe führten, grundverschieden von den unserige» sind, so muß diese Erklä rung Loch dazu beitragen, daS Institut gegen fernere Angriffe noch mehr zu sichern, als cs bisher der Fall gewesen. Zur Revanche für die Versagung der Hilfe bei Wegschaffung der Eivilehe werden vielleicht unsere Orlhodox-Eonservativci, sich auch von der Unentbehrlichkeit gewisser Besiandthcilc der Maigesetze überzeugen, vie sie bisher prciSzugebcn geneigt ge wesen waren. Und damit würde auS dem Mischchesireit ei» nicht zu unterschätzender Gewinn entspringen. Tie Freund schaft zwischen den Hochconservativen und de» Ultramontanen hat aus alle Fälle einen Stoß bekommen. Daß die Socialdemokratie nicht rastet, sondern sich vielmehr bestrebt, ihre Beziehungen zur internationalen Um- stiirzpartei nach Kräften zu pflegen, geht aus einer Eorre- spo>idenz auS der Schweiz hervor, die der „Reichsbote" veröffentlicht. Dieselbe betrifft ein schon von unS erwähntes socialbemokratischeS Meeting» das unter freiem Himmel kürzlich bei Schloß Wydcn unter Anwesenheit der deutschen socialdemokratischen ReicbStagSabgeorvneten. mit Ausnahme Ritlinghausen's. adgehalten worden ist. bei welcher Gelegenheit die Herren Liebknecht, v. Bollmar. Kayser und Grillenberger die Hauptrolle spielten. In jener Eorrcspondenz heißt cS: „Am Sonntag kamen von allen Seiten (Zürich, Winterthur, St/Äallcn, Bern :c. werden ge nannt) Schaaren vo» deiilschei, Socialdrmokratcn, sowie schweize rischen Gesinnungsgenossen und nickt miuoer von russischen Nihilisten herbei, alle riesige rothc Fabnen an der Spitze und nickt minder mit rotben Schärpen und Abzeichen aller Art auSstasfirt. Mit Musik »uv militairisch geordnet, marschirtcu sie nach Wvden, wo sie am Vormittag eine Vcrsammlung im Freien adkicltcn. an der außer den Socialdcmokratcn Hunderle von Landleulcn theilnabmcn. Diese Versammlung, sowie das ganze Fest wurde präsidirt vo» dem deutschen RcichStagS- abgcordueten v. Bollmar, der sich mit den weiteren Rednern, Neich-tagSabgeordneten Grillenbcrger. Käufer und Liebknecht, in aukiübierR'k'cn A tt-'-'rup , :u üb rbic'e» suchte. Nach einer Mittagspause begann ein von den Herren veranstaltetes „Volksfest" aus dem Territorium deS SchloßguteS, zu welchem neue Masten von Landlcute» auS allen Nachbargemeindc» hcrzuströmten. DaS Interessanteste aber ist. daß eine Menge von Soldaten tcS TruppenzusammenzugeS, sowie die Ge meindebebörten, »amenllich auch die Bezirlsbebördeu fast voll zählig erschienen waren und mit deutschen Socialtcmokraten >n .chrllderlicher" Weise verkehrten. Specicll leien der Statthalter und der Gerichtspräsident! (beide Demekrale») anwesend gewesen; der Gemeinkepräsikent »nd der Gemeinde ammann (Polizciperson) saßen im Eoinitö! An dem Fest ollen gegen 3000 Menschen Iheilgenommen habe». Das Fell Programm war zusammengesetzt a»S revolulioncttren Liedern. Gedichten und Reden, welche von säst sämmllichen social demokratischen Abgeordneten, sowie Schweizern unk einem Rüsten gehalten wurde». Mit daS Stärkste soll Herr Grillen berger geleistet haben, indem er die „dcmckralischen" Bauern aiissorderte, die „Banken und Kirche»" zu stürme» und sich mit teil Socialtemokratc» zur blutigen Niederwerfung des deutschen KaisertbumS zu Verbünden! Und cs muß gesagt werden, daß die biedere» schweizer Bauern nickt übel Lull zu haben schiene,,, diese Kleinigkeit mittiiitcriiehmcn zu wolle», ie schienen überhaupt mit den Socialkemolrateu sehr einver standen zu sein. Wurde» doch die abstehende» Socialdemo traten im Hauptorle deS Bezirks Andelsiiigen wie im Triumph empfangen und vo» Nolabililäten bewillkommnet." In Böhnien ist die socialdcmokratische Agitation ortwährend in bedrohlicher Zunahme begriffe», aber nickls desto weniger scheint die Polizei eimchlostrn, dem Uuwesi» der rvlben Geuosten energisch zu steuern. So wird wieder ans Gabel gemeldet, daß dort der socialdcmokratische Ledcrhändler D. Förster, nach voraugegangcner Haussuchung, verhaftet worden sei. Auch einen soclaldcmokratischcn Schnillwaare»- häudlcr, NamcnS W. Böhmer, hat die Polizei diugsest gemacht. Aus Reichen berg wird berichtet, daß dorl in der Wolmung deS RekaclcurS tcS „Arbeikerfrcunt", Tuch- machcrgelülse I. Krejöj, eine Durchsuchung slattgcsuiide», woraus derselbe gleichfalls eingesteckt worden. Ter frühere Redakteur deS „Arbeilcrsrcuiid", NamcnS Schiller, befindet ich im Prager LandeSgerichtS-Gesängnissc, Ivo er seinem Processe cittgegensieht. DaS deutsch geschriebene Ezechenblait. 1c" Prager „Politik", hat sclbttverständlick für die jüngsten lranzöfischen Demonstrationen gegen den deutschen Turnverein in Paris »ur johlenden Beifall. DaS Ezechenorgau meint liitter Anden», daß, „wenn daö Deutsch«!'»», auf einem so heiklen Bode», wie der französische, seine aggressive Nalnr nicht ver- läugnen kann, was sei kann erst in Böhmen von der gewall- thäligen deutsche» Raste zu erwarten'?" Tic Ezccken müßten sich indes; den sranzösischen NationalpatrioliSmnS zum Beispiele nehmen, daun werde daS Dculschtbum i» Böhmen bald aus seinem letzten Locke pfeife,,. Und so schreibt ei» Blatt, das gegenwärtig in Prag allgemein alS — ossiciöS gilt! AuS Pest kommt beute abermals eine Sensationsnachricht. Ein dritter großer EmbrnchSöicbstahl ist dorl in der Villa des StaatssecrclairS Mallekowitsch verübt worden Es wurden viele werthvolle Schmuck-, Gold- und Silbergcgen stände geraubt. Von den Verbrechern hat die Polizei noch nickt die geringste Spur. Gau; Pest ist darüber in großer Aufregung, «veil e» im Hinblicke aus die vorangegangenen, ganz ähnlichen Diebsiahlc fast zweifellos, daß i» der Sladk eine organisirle Vcrbrechcrbaude ihr Unwesen treibt. Ueber- Lics hat im Publicum sich die Nachricht verbreitet, das; eine ganze Reibe hochgestellter und reicher Personen socialdemo- krattschc Drohbriefe erhalten hätte. Auch auS Spalato i» Dalmatien kommt eine über rasckcntc "Nachricht. Tort ist der stadtbekannte, bisher sehr geachtete Docker Antonio de Volpi plötzlich verhaftet worden. ES heißt, die Verhaftung sei aus eine Depesche tcrTricstcr Polizei erfolgt, wo cö gelcgcnttich der Untersuchung gegen das Bombcnatlcnlat sich hcrauSgestcllt habe, daß I)r. de Volpi ein geheimer Agent der Ittttia ii-roclontti. sei. Die galizisch-polnischen Blätter bringen a»S Charkow in Südrußland eine Nachricht, die ein bezeichnendes Streif licht aus Vie Stimmung in den russischen OssicierSk,eisen wirst. In einem Restaurant der genannten Stadt saßen nämlich mehrere Ossicierc beim Frühstücke, wobei daö Gespräch aus die jüngst auS Charkow verschwundenen zwei Ossicierc kam, die in daS im AnSlande befindliche Lager der Nihilisien übcr- gelauseu. Der im Restaurant anwesende Major Homjakow ver urlbeille die Tbat jener beide» Ossicierc aus daö sckärsstc, woraus ihm der StabSbaupimann Matwjcw erwiderte: „WaS willst Tu mein Lieber? Bei uns gilt noch immer daS Sprichwort: „Der Himmel ist hoch und der Zar weit!" Der Lumperei muß einmal ein Ende gemacht werden. Des halb halte ich jene beiden Ojficiere für ganz tücklige Männer." — Für diese, für einen Ossieicr jedenfalls merk würdige GesimiungSäußerung ward der SlabShauptmann Matwjcw selbstverständlich verhaftet und vor das Kriegs gericht gestellt. Nach einer Depesche au- .Konst an tinepel scheint sich daS Gerücht, daß Derwisch Pascha im Palasi des Sultans internirt gehalten werde, zu bestätige». Die Gründe zu dieser harten Maßregel gegen den greisen All'anese»bä»digcr sind folgende: AIS Derwisch noch als Eommissar deS Sultans in Egypten weilte, sandle Arabi die Anklage »ach Konslaiili- nepcl, daß Derwisch sich vom Khckivc habe erkaufen taste». Als die Commission nach Stambul heimgckebrt war, wurde kiese Anklage durch den zweiten Bevollmächtigten, Achmed Estad, bestätigt. Terwisch, welcher in allen Provinze», wo er eine hervorragende Stellung eingcnomiiie» bat, einen scsi begründeten Ruf der Besiechlickkeit genießt, soll dem Khrdive eine kleine, ziemlich werlklose Besitzung bei Losdscka in Bul garien für die sehr anständige Summe von 30.000 Lilrl verkauft haben. Im Besitz vieler Rente stellte er sick — nach dieser Darstellung — schleiinigst aus Seite des Kbedwe, stieß Arabi durch beslige- Auftreten unk Drohungen vor den Kop und brachte dadurch Estad'S Bemühungen, eine Versöhnung zwischen Arabi und Tewsik herbeizusübren, znm Scheitern. Sollten sich kieke Angaben bestätigen, so würden sie ein un erwartetes Licht aus die englischen Inlrigurn im Nillauk Wersen. Im „Jnlransigeant" giebt Herr Vaiigbelan, der noch bis vor Kurzem in der Nahe Arabl'S i» Egupten geweilt bat, über das neue von Tewsik Pascha inS Lebe» gerittene Eabin et einige nähere Ausschlüsse. Der Ministervräsi'ent und Munster des Aenßere», Scheins Pascha, und der Muttster deS Innern, Niaz Pascha, sind in Europa hinreichend be kannt. Der neue Finanzininister ist H.ttdai Pascha "st aben. Der Name Begben bedeutet,.Verwandler" und wird als Titel allen Seitcnverwandten der Familie Mcbemet Alis verliehen. Haikar Pascha, einer der reicknen Grnndbenher Egvplens, ist Präsident deS VerwaltuiigsrathS der egvvtischcn Beden- rreditanstall. Seine Evmpelcnz in Finanzsragen isi un- destreilbar und seine Rechtschaffenheit allgemein anerkannt. !>aS Letztere wird sich nickt vvn Ali P.ttcka Mubarek sagen lasten, der wieder daS Departement der esie»Nicken Arbeiten übernimmt, in welchem er die schlimmNen Erinnerungeil zurückgelassen hat. Ali Pascha Mubarek isi ein ebeinaliger Zögling der Pariser pvlntechlii'cbeii Schule und hätte im Ganzen auch genügende Kenntnisse für sein Amt; leider ist dasselbe aber in Egvplcn »vH mehr als antcrwärtS häusigci, Versuchungen ansgesetzt, denen er nickt den »etbige» Wider stand leiste» dürste. Fakri Pascha übernimmt wieder da- "lortefeiiillc der Insiiz, welches er in dem Eabinct Riaz inne hatte. Er in ein junger, verständiger und gcl-ilketer Mann. Er hat in Paris die Reckte stndirl und bei den Refvrm- gcrichten als Staatsanwalt sungirt. Omar Lusti, der neue Kriegsmiittstcr. war in der lei-ten Zeit Gouverneur von Alexandrien und hat in diesem Amte leine ganze Unsähigkeil gezeigt. Der UnterrichtSministcr Kairi Pcttcka war seit Be ginn der gegenwärtigen Regierung der Siegelbewahrer Tewsik Pascka'S, ans den er einen ebenso bedeutenden als schädlichen Einfluß geübt hat. Er ist ein Atllürke im strengste» Sinn deS Wortes, Intriguant, ungebildet, eigensinnig und eitel. Zeki Pascha, der neue Minisicr der BakusS, ist ein persön licher Günstling deS Khedive, und Saöet, der die Siegel deS VieekönigS übernimmt, war bisher der Agent desselben beim Sultan in Konflantinopel. Stdanfcicr in Leipzig. ii. * Leipzig, 2. September. Der am gestrigen Abend nach der Rückkehr deS FestzugeS vom Napoleonstei» m de» Räumen der Eentralballc abgehaltene große EommerS nahm in jeder Beziehung einen glänzenden und würdevollen, durch keinen Mißion gestörten Verlaus. Die Zahl der Theil»cl»»er war eine so gewaltige, daß sich sämmttiche drei Sale und außerdem die Gärlen gänzlich füllten. Der Ein marsch der Fesigäsie in die Eentralhalle, wobei zur Ausrecht- halttnig der Orknung umsichtige und wirksame Maßnahmen getrosten waren, ging unter den rauschenden Klängen der Mititaircapcllcn und patriotischen Gesängen von statten; und so war gleich von Anfang eine hochgchende patriotische Stimmung vorhanden. Den EommerS im großen Saale eröffnet? die Capelle der I07cr. nnlcr Leitung ihrcS wackeren Dirigenten Herrn Walther, mit schwungvollem Vortrag mehrerer der Bedeutung des Tageö angepaßter Musikstücke; woraus der Vorsitzende deS Eentrat-Eoniikös, Herr Gewerdekammersecretair Herzog, mit kurzen, aber kräftigen und überall verständlichen W^tti, den Anwesenden herzlichen WillkvmmenSgrus; entbot, »nd der Freude darüber Ausdruck gab, daß die Scdanscicr in unserer Stadt auch dieses Mal seitens der Behörden und aller Kreise der Bevölkerung wohlwollende Thcitnal'inc sinke. Der Redner erkannte cs mit Dankbarkeit an, das; auch die oberste Be- boröe der Stakt, das Reichsgericht, einen hochwillkommenen Vertreter in der Person des Herrn OberrcichSanwalt Frei herr» vo» Seckendorfs zu der Vorfeier cntscnkct habe. Man feiere i» Leipzig das Sedansesi nicht als ein eng begrenztes Partciscst, sondern der 2. September sei ein hoher geschicht licher Gedenktag unseres Volkes, an dem die verschiedenen politische» und wirlhschasttichen Parteiaiischauungen zu schweigen habe». Redner schloß mit dem Wunsche, daß die Gunst deS Himmels dem Feste bewahrt bleiben möge, damit cS voll und ganz gelinge und sich den Festen der voranS- grgaugcncn Habre würdig anreiben könne. (Lebhafter Beifall.) Der eigentliche EommerS Festredner war der stellver tretende Verschenke des Central Ausschusses und Vorsteher des Kaufmännischen Vereins, Herr lü. M ax Lange, welcher folgende Ansprache an die Festversammlung richtete: Geehrte »nd liebe Festgeilossen! Mit dem Einzug in diele Halle sammeln wir unsere Stimmung für die Vorscier deS wirdcrkehrenden Volksiages, nachdem aus ge- slhichtticher Stätte draußen durch lenchiendc Flanilnenzüge die Doppel Erinnerung an unseres Volkes Großlhalcii »cu »» unsere Seelen geschrieben worden. Zahllos sind des ValerlandeS Ortscki'.ttlc», deren Bewohner sich nittchicken, de» Ehrentag der d-»ttchen Nalion jodelnd » begehe». Aber »liier alle» ist unsere Stadt in der ein'-> hciitidensweiihe» Lage, daß sie ihre Verölter»»; .zu der große» Feier durch cm kau», »»»der erhebendes Vvnpiel «»sichre» lau». Nahezu zwei Menichenalier trenne» jene denlivürdigen Erelgnish', deren tüecächliiiß Feier heule nur eine Nachtruhe nn.eine.nder l all oder besser »in einander verlnncel. De»» der iezie Gedanke >» Beide» steuert roch aus daS na»ii Sie Ziel l>>», ans die Unabhängig keit, die Macht und die Größe des Vaterlandes, während gerade ihr Unterschied uns die hol e Veden«»»» d.s morgen zu sei--, »den Volk, lage.-- zum Bewußtsein bringt. Bei Leipzig, vor »>'« Fahren, war >S die europäische Völkerschlacht, in welcher deni'che.'iäninser, ver schiedener Landemaiinicliasi. neben nachbarlichen .'ir.egscoiier», »>» Europas Freiheit und Friede» ihr Vu.i vcrgc"'bei Sedan, vor 12 Jahren, ist >S des deutschen Voll s Schlackt, i» welcher alle Ttäninie unseres wisseiilra «enden Volke', »nd dainm'r nicht znlezct die Sachsen mit ihrem lavjeie» nnd hochherzige» >!ö»n Albert, einander sich die Hänir reichte», um de-.- Vaterlandes Eire und Seil-It'tändlgkctt kn:m ' - I ' c ! - . Bride Male kam es wie ein hanimei'kes (Solle--,eeickt über de» Freveliliulh, der ans lcibsttnckligem E meiiwill.n a» ec e Vo3er Nicke und Ordnung zu laste» iv ' >te. An - der Vmkec'chiachi ging ei» lmmes vckler- gei»>schlks Slaaienweie» in Europa bervo., das den .(teil» de-, Er- herbcnS schon I» sich irng. Bei Seda» ttt i,» H ezen n»>e,e - Vo ll!heiles eine gesundere Slaaic-schöp'ung ans des »inges V niionie aus de» deutsche» Schild gehoben. Dicech beide Großihaten wa d -ms Glnih und Drüiniiiern. »liier Blut und Ihrune». die geicki:- Nicke wieder» gewonnen. Dniik all den Tapieren. die uiii den Pnus i res Heiden- ledciis de» Frieden erlau'teil. Renii fick n >i>r, ii> t>-edäc»'»iß eiiicn Augenblick lang mit de» Fahne» auch nm-ie -eerzen »»isloreii» io wolle» wir im Hillen BRii-egrns! welm»u . ooller Erinnerung vor ihrem Angedenken die Palme des Fr-edens icnle», de» sie uns i»it ihrem Herzblut wieder heiaii'gthckrl haben. Elire bleibe ihre», Otcdäcktiiih. Friede ilirer A'cke! Ab,r Europas Fei.den. der a»S dem Flemmenickei» LeipstgS l ervorgiiig, glich emer lange» nnd ! ei gen ErmudilN i der Volk r, die im (Sie chgewichl al!g meiiicr Scl io-icki >,ck Fo'orzehnie lang Am Lagevon Sedan icdoli ward ecne ili iilra'lige Vonnackt d e- e»ro- Väiichen Fried-ns ge-cigoise». Huk gcrüüe!, d e Hino ei» Schwert, jed-ii A-igenblick ber- tt zur Abwehr veiß ckten Friedeiishriikl- S. ki» n >.'. ücu.icu-' r e , ; a- ...ue d r " »'.er
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