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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-04
- Tag1883-04-05
- Monat1883-04
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1883
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Erscheint täglich früh S'/. Uhr. Rkderti,« LkPetMe» Johanuetgasse 33. --rrchstuitn, her UeteNiM: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—-Uhr. °* - AM* -* - 2» Ir» Fttislrn für 2»s.-Ani»«h«e VN« Kle««. U»i»rrsst»t«str»H» »1, Lauis Lösche» Katharinenstraße 18, p. «ur tts '<,3 khr. SS. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Donnerstag den 5. April 1883. Mcß-Auflage 17,880. ^boiturmriilbprrü. »icrtelj. 4'/, Ml. »>cl. B» ingerlolin ü Mt., durch die Post bezogen 6 Dkl. Jede einzelne Nrimmer 90 Pf. Belegexemplar IO Pf. Grbübren «ur Eztrabetlaaen «hne Poslbesörberung 39 Mt. »it Poslbciörüerung 48 MI. Insrrale Lgespaltene Pctitzeile 20 Pf. Brührre Lchnste,-. laul un'erem Pret«. verzeichniß. kadellarifcher «nv noch höherem Loris. Ntliamen vntrr dem Nednelion,strich die Spaltzeile 50 Pf. JuKraie sind sie;» nn d>e 8rpet>itt«U zu seiiüen. — Ral-a» wird nich! gegeben. Zalilung sr»e»uinr,»n<lu oder durch Post- nachna mic. 77. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Viesemlervachtuut. Di« in d« GtcrdtAur gelegeneu. »» GMdta«m«inde uuv »«.hem Soh»nnt«yo«pKale gehöttgeu, puchfl«« Mvor. d«en Wissen r . . , 1) «»thetl. 8 der «»senthnlMtefe von «inschNeßl. 188 lnsr. — 38 76 Ar Waldalleen 2 Acker 1 LIN. — 1 Hektar 10.87 Ar. 2) ^ IS der Ranstädter Dtehweide von 2 Acker IS» HR — 1 Hektar «7.40 Ar» „ »0 der «angädter Vt-H»«1»e von 6 Acker 45 sIR. — S Hektar 40.36 Ar. 4) et» Dhril der ehe«al. Univeesttat-wtese, Par- cell« Nr. 258» de« Flurbuch», am Fußweg au« dem Äohannapark nach den Scheibenbolranlagen von 4 Acker 125 IHR. — 2 Hektar 44.47 Ar Flächengebalt. feilen »ur Gras«. Heu- und Grummetnutzung, «nter «ns» schlntz fe»«e andere« Benutzung-lveise, auf die nenn Jahre 188» bt» mit 18»! Sonnabend de» 7. April d. I. von Vorn»tttaa 11 Uhr an 1» Saale der Alten Waaae, Kalbarinenstraße Nr. 29, II. Etage» an die Metstdietenden anderweit Verpachtet werden. Die Verpachtung«- und BersteigerungSbedingnngen sowie die betr. SituotionSpläne liegen in der t^rpedition unserer Oetonointe-Jnspertto« im Alten Iol,a»n,S- hoSpitale, Hospitalüraße Nr. 2 t-, zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 22. Mär» 1883. Der Srath der Stadt Leipzig. I)r. Trvndlin. Cerulti. Hoh-Anctiou. . chreU«. de« SV. April ds«. Ihr».. sollen von den auf den, Ahrenberg« Knlde de« Kwenlausr Forstrevier» lm lknnitzsch, Forst und Hänicher Holz aus. bereitet« Hölzern 65 »ichene-7-Klötzer von 10—44 am OberstLrke» >,»—5 w «a»-e, SS rsfterUe . 10-96 »8 ahorne - » 10-23 - » 221 eschen« » » 10—27 » » 5 Hambuch. . . 17—25 « « 1b a«peue - . 11—23 . » 15 weideue, erleue, birkene und linden» Klötzer von 15—24 am Obrrsttrk«, -0 eichene Derbstangen von 8—12 oo> Unlrrstärst, 14 Nmmtr. harte Vrenuscheite. 24 » « Brennkaüppel, 248 » harte« Brrnureisig nnd ISS harte Langhausen meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Versammlung vormittag V Uhr im Forst, Avttzeiiung 38. veldeinnadme im Gas«h«sr zu Gunders. König». Forktrentamt Wurzen »nv stönigl. Revier» Vermattung Zwenkau, am April 1888. Bachmann. Lomler. Verkeigernn-. Ans dem Hose de« kaiserlichen Postgebäude« «m Ang»ftn«platze Hierselbst sollen Freitag den 3. April vormittag« 13 Uhr» einige au« dem Abbruch gewonnene Flilgeltliüren, alt« Baöröhren und bergt., sowie mebrrre Hausen Brennholz unter den vorher bekannt zu machenden Bedingung«« nnd gegen sofortig« Bezahlung an den Metstdietenden verkauft »erden. Leipzig, 3. April 1383. Der keiserliche Vber-V»stdire<t«r. Walter. Nichtamtlicher Thetl. Die Wiedereröffnung des Neichrtages. Nach einer Unterbrechung von 8'/, Wochen ist der deutsche Rcichltag am DienStaq wieder zusammengelrekea. Mit einem Mißklang ist er auseinandergegangen, und unter Anzeichen, »eich« di« Keime neuer Eonflicte in sich bergen, ist er wieder» gekommen. Lm Tag vor der Schlußsitzung, «m 15. Februar» wurden die geforderten Summen für di« Einrichtung der Unterofstcierschulc in Neubreisach und für die Eavallerieeaserne in Kassel und Hofgeismar definitiv gestrichen und in der letzten Sitzung wurde ein Beschluß dahin gefaßt» daß die Gewährung von Darlehen an die Erbauer von Postdienstgebäuven von der Genehmigung deS Reichstage» abhängig »u machen fei. In de, Eröffnungssitzung vom 3. April «innert« Nicht« derau, daß nach Ablauf von SO Tagen für Dortmund nech kein neuer Wahltermin anqesetzt sei und der socialdemokratische Abgeordnete v. Bollmar zeigte telegraphisch seine in .Viel erfolgte Ver haftung an. Ov die Stimmung der Erhöhung der Holzzölle gssnstig ist, läßt sich au« den bisher vorliegenden kurzen Mit« ibeilungen zwar vcrmuthen, aber nicht mit Sicherheit be stimmen. Da« ist da» Verspiel»,die Hauptdebatten werden sich aber über da« MilitairpensionSgesetz beziebunaSweis« die Eommunalbestc.neru»gd«Ossici«e nnd Uber dm socialpolitischen Borlagen entwickeln. Da« ist der Stand der Reich-angelegen- heiteu, wenn wir di« Xeich-tag«sess„n als Ganre« in- Äuge faste». Was ist «der in der Zwischenzeit geschehen? Welche nenn» Aussichten eröffnen die jüngst vollzogenen BerLuderuugen i» Heer und Flott«? Wir wissen heute, daß der Rücktritt des Kriegsminister» don Kamekc an- dem Grunde unvermeidlich war. weil seine An sichten über tiesgebende militairisch« Fragen an maßgebender Stelle aus Widerspruch stießen. E« ist auch bereit» angedeutet Worden, daß Neuorganisationen in Aussicht sieben, welche be trächtliche Mehrkosten verursachen werden. In erster Linie handelt e» sich um eine Vermehrung der Artillerie, in zweiter um Einführung de» Repetirgewebr» an Stelle de» Zündnadel- aewehr«. Für die französische Armee ist diese Neuerung schon be schlossene Sache, also werden wir nicht Zurückbleiben können Um diese Forderungen dem Reichslage gegenüber mit vollem Nachdruck geltend mache» zu können, bedurfte e« eine« schneidigen energi schen General«, welcher seine Erfolge mehr aus die Wucht de« erstem Anprall» bas,reu will, al» aus Unterhandlungeu mit der Oppositien. Das Debüt des Ministers v. Vronsart im preußischen Abgeorvaetnibause. als er des Hunvestenerqesetz für di« Regierung unannehmbar bezeichnet«, fall» nicht die v. Eavrivi, rühmt man vorzugsweise das sest« Auftreten und di« Strenge, welch« er al- Tommandeur entfaltet. Wie eS »it Mehrforderunge« für vie Äkarinesteht, darüber verlautet vor läufig nichts Bestimmte«, nur so viel ist bereit« in die Oeffenttichkeit gedrungen, daß für Torpedoboote und Küstenvcrtheidigung«. »wecke noch weitere Aufwendungen erforderlich sein werden. Mit diesen Steigerungen der BevUrsniste für Heer und FloNe steht in Wechselbeziehung, waö an Steuern aufzubringen ist und da nach der Auffassung de« ReichSschahsecrelair« nnd de» Reich«tanzler« der Betrag, welcher an« dm Reichssteuern er zielt wird, kaum für da« bisherige BrdUrsniß auöreicht, so ist die Heranziehung neuer Steuerobjecte unausbleiblich. In dieser Beziehung ist von Interesse, waS Professor Adolf Wagner neulich ans Einladung de- wissenschasklichen Club« in Wien gesprochen hat. Die Ausgaben für HeereSzweckr sind nach seiner Ansicht so unbedingt notbwrndig, daß über deren Höhe eigentlich nur die Regierung zu bestimmen hgl, die Mit wirkung der Volksvertretung ist hierbei eigentlich nur eine nichtssagende Form. Deshalb müssen nicht nur die in- directen, sondern auch die direkten Steuern erhöbt werden, weil beide gebraucht werden. Die Lösung der socialen Frage erblickt Herr Wagner in der Berstgallichiiiig de- Ver kehr«- und Versicherung»', deS Bank- »iid ErekilwcscnS und aus dem Wege, welchen die socialpolitischen Vorlagen der deutschen ReicbSregierung anbahnen. Herr Wagner hat seine Rede zwar in Wien gehalten, aber sie war wohl mekr ans Berlin und aus da» deutsche Reich al- ans Oesterreich be rechnet. E» ist da» eine ganz neue Art, für Mehrfordernngen, welche der deutsche Reichstag bewilligen soll, vom AuSlande ber Stimmung zu machen, und allem Anscheine nach bat Prof. Wagner mit seinem ersten versuch nicht viel Glück ge habt. wenigsten« wa« den Effect anlangt. Seit etwa acht Tagen durchschwirren Gerücht« Uber eine bevorstehende Auflösung deS Reichstages die Luft, aber man weiß noch nickt recht! was für diese Maßregel al» Ursache dienen sott, ob sie im Hinblick aus die geschehenen Abstrich« a.— Budaet -intreten soll oder wegen »er noch zu erwartenden Ablehnungen. Sicher ist «ur, daß die Regierung mit dem Reichstag nicht zufrieden sein kann, weil er eigentlich nickt» von dem bewilligt hat. woraus dir ReichSregieiimg Werth legt«: weder da« Tabakmonopol, noch die zweijährigen Budget- verioten, noch den deutschen BolkSwirthschaflSratb. Nick' solchen Proben läßt sich auch von der Zukunft nichts er warten, besonder« nicht, wenn etwa noch Nachsorderungen für Heer und Flotte verlangt werden solllen. Angesicht« der gewachten Erfahrungen würde kaum etwa« Andere« al< die Auflösung und Neuwahl de» Reichstage« übrig bleiben, wenn man nicht etwa doch davon Abstand nähme, weil man von Neuwahlen keine Majorität, sondern nur noch eine Vermehrung der Opposition erwarten kann. Die mit den preußischen Landtag-Wahlen erzielten Ergebnisse können nicht wohl als Richtschnur genommen werden, denn seitdem ist die Stimmung schon wieder wesentlich anders geworden, wie di« Stralsund» Wahl gezeigt hat. Mag man auch einwrnden, daß dort locale Ursachen mitgewirkt haben, so dilrste doch die „Nortd. Allg. Ztg." Recht beballen, wenn sie glaubt, daß Neuwahlen unter den gegenwärtigen Verhält nissen einen sebr scharfen Reick-tag ziiscunmenbringen würden. Immerhin ist e« möglich, daß die ReichSregicrung den Per- such macht, denn die bei einer solchen Maßregel m Betracht kommenden Factoren sind so zahlreich, e« kommt dabei so viel daraus an. wie die Wahlagitation betrieben wird, daß eine Vorhersagung, die aus Zuverlässigkeit Anspruch machen könnte, nickt möglich erscheint. vorläufig betrachten wir da« Gerückt von der Auslösung nur al« Fühler, e» soll die Wirkung beobachtet werden, welche die Nachricht aus die Wähl« der verschiedenen Parteien au« übt. Eine« scheint schon jetzt unumstößlich scstzustehen. und da« ist der Zerfall des konservativ-klerikalen Bündnisse«. Bi« jetzt hat di« Eaalitivn nalhdürstig zusammengehalten. aber die Art. wie sich die Ultramontanen da« Berhältniß von Leistung und Gegenleistung zurecht gelegt haben, kann doch weder die Bunde-genossen noch die Regierung befriedigt haben, zumal in neuester Zeit auch noch die Sympatbien der Ultra- montanen für die Polen in so überraschender Weise zum Ausdruck gekommen sind. Daran hat di« ReichSrrgierung erkennen können, was st« von dieser Seite zu erwarten hat. Wenn sie den Vatikan au- ihrer palitischen Ber-chnnng voll ständig ausfcheidet und sich allein auf die nationalen Elemente stützt, dann kann st« auch unter den gegenwärtigen schwierigen Umständen eine Mehrheit im Reichstag zusammendringen, ab« auch nur dann. Leipzig, b. April 1883. * Au« dem Reichstage wird uns vom Dienstag geschrieben: „Der Reichstag nahm beute seine Sitzungen wieder aus. Aus der Tagesordnung stand die Holzzollvorlage, dock waren di« Miltheilungen vor der Tagesordnung weit interessant«, als die Debatte selbst. Da» Hau» war nicht gerade schlecht besetzt, obgleich zahlreiche Urlaubsgesuche ver lesen wurden. Neu eingetreten in da« Hau« war der soeben in Stralsund-Rügeu gewählte Abg. Damm. Unter dem wiederbolte« Beifall machte Präsident von Lcvehow die Mitlheilung, daß von unseren Landsleuten in Nordamerika abermals zahlreich« Liebe-gaben für die Rbeinüberscknvemmten eingrfaudt wordeu seien; de« Weiteren verla« Herr von Levetzow eine ihm au« Kiel zugegangene Depesche, wonach der social demokratische Aba. von Bollmar daselbst, von Kopenhagen kommend, derhaslrt und, obgleich « sich al« Rrich-tagSmitgsied leqitimirt, nicht entlassen worden fei. Aus ei»6 vor Schluß der Sihung vom Abg. Rittingbausrn gestellte Frage er klärte Herr von Levetzow, daß er, fall« ihm nicht bi« morgen amtliche Auskunft über die Ursache der Verhaftung geworden sei, telegraphisch Bericht einsordern werde. D« socialdemo kratische Interpellant erklärt« sich mit dieser Antwort be friedigt. — Abg. Richter-Hagen erinnerte daran, daß die Wahl de« Abg. Lenzmann bereit« am lZ. Januar für ungiltig erklärt worden ist und obwohl bereit« 80 Tage seitdem »«gangen sind, noch kein Termin für eine Neuwahl anberaumt ist. Herr von Levetzow con- statirte» daß de« Herrn Reichskanzler a« 13. Januar, und unmittelbar nach erfolgter Beschlußfassung, die ent- sprechenve Mittbeilung gemacht worden ist. Die Debatte üb« den Holzzollentwurs machte keinen großartigen Eindruck. Steuer für dl« Hunde der Ofssciere d« PenssonSeasse »»fließe, I Al« Tommissariu« d« verbündeten Regierungen war Ober- lietz «kennen, welch« parlamentarisch« Kampse<weis« von l sorstmeister vr. Dunkelmann, bekanntlich Director der diesem Minist« zu erwarlen ist. ! Forsiakademie zn Neustadt-EberSwald«, bemüht, die Vorlage Der zweit« Personenwechsel betrifft die Marine. Auch ! zu begründen und gab im Ganzen nur einen Au»ing aus von dem neuen Ehef d« Admiralität, Generallieutencml »einer vor Kurzem veröffentlicht«! Broschüre „Die deutschen Nudholzzvlle" zum Besten. Di« Rede war außerordentlich rubig nnd sachlich gehalten, vermochte indessen, da der In» halt bi« zum Ueberdruß durch Leitartikel in der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" bekannt gegeben worden war, nur wenig zu fesseln, und dir Abgeordneten waren während der Rede mehr im Foyer, al« „n Saale. Am Schlüsse wurde Herr Daukcliuann allerdings durch ein ziem lich geräuschvolle« Bravo der reckten Seite ausgezeichnet. Gegen die Vorlage nabm auS dem Hause zunächst der Abg Oecbelhäuser daS Wort. Die Rede war zwar, wie von dem bedeutenden Manne nicht anders zu erwarten, vortreff lich, doch die Wirkung nickt sofort wahrnehmbar, da Herr Oechclbäuter don einer chronischen Heiserkeit in dem Grade geplagt ist, daß man »ur in nächster Nähe seinen Worte» ru folgen vermochte, vom Eentrum sprach darauf der Abg. Freiherr von Wen dt. welcher alle Argumente deS Regie- rungSeoinmissarS für durchschlagend erklärte unk niil Elser sür den Holzzcll eintrat. Indessen ging auS der Rede nicht deutlich bervor, in wie weit Herr v. Wendl den Gesinnungen sein« Parlcigcnossen Ausdruck giebt. Morgen wird die Debatte fortgesetzt. — Die Sitzungen solle» spätesten« immer um l t llbr beginnen, damit die Session sich nicht bi- in den Hochsommer anstchnt. — Abg. v. Wendl beantragte die Üeberwei'ung der Vorlage an eine Eonimission von 21 Mit gliedern. Ob der Antrag zur Annahme gclangl. ist noch unentschieden. Unsere Freunde haben sich noch nickt definitiv schlüssig gemacht; ein Theil der Nationalliberalen plaidirt für Verweisung an eine Commission, der ankere sür Plenarbcrathung. Die Fortschrittspartei, Secelnonisten und volkspartci werden sür Plenarberalbnng stimmen: sür CommisüonSberalbung habe» sich die beiden cvnservaliven Fraktionen und die Polen erklärt." * Ob sich sür die Vorlage über Erhöhung der Holz zölle eine Mehrheit im Reichstag finden wird, ist »nt Sicherheit augenblicklich noch nickt voranSzusehen. Es wird davon abbänzrn, ob da« Eentrum mit seinen Annepen "schlossen sür die Vorlage eintritt, und auch in diesem Fall wird die Entscheidung bei wenigen Stimmen und allerlei Zufälligkeiten ruhen, die ebensowohl sür als gegen den vorgeschlagenen Zoll eine Mehrheit berbcisühren können. Daß die Zolleihöhung sehr ungenügend be gründet ist. wird von Allen zugestanven, die nicht blind lings jedem verschlag der Regierung oder jedem Schutz zoll zuzustimmen pflegen. ES werden sich auch unter de» Gegnern der Vorlage manche befinden, die sonst ans dem Boden der neueren Zollpolitik stehen und Angriffe gegen wesentliche Bestandlbeile de» Zolltarif» von 1870 nickt nnler- stiitzen würde». Sollte, wa» wir sür wahrscheinlich balle», die Vorlage abgelebnt werken, so wäre damit eine sreibändlerffchc Mebrheit im Reichstag nicht constatirt, wobl aber eine solche, welche weiteren Verschärfungen des herrschenden Zollsystems olmc die zwingendsten Gründe zuzustimmen nickt geneigt ist. In der Ablehnung der Vorlage würde sür die Regierung die dringendste Mahnung liegen, ihrerseits die .ehrliche Probe- besser einzulialten. als «S in den letzten Jahren geschehen ist. Wenn die Zollfrage immer sortsäbrt, ihren ausregenden und verwirrenden Einfluß aus unser ganze« politisches Leben zu äußern und die Gesundung unserer Parleiveihält- »isie zu Verbindern, so trägt daran die Regierung einen großen Tbeil der Schuld, indem sie Jahr sür Jahr zwcisel- baike und schlechtbegründele Nachträge zu den» Zolltarif liefert, statt sich mit dem Erreichten zu begnügen und die Ge- mütker sich »nt den einmal bestehenden Tbalsachen anSi'öhmn zu lassen. Die Beruhigung über den Zolltarif von 1879. dem ja auch ehrliche Gegner nach verschiedenen Geilen eine wohlthätige Wirkung nickt mehr absprecken, würde ohne Zweifel viel weiter vorgcschritlc» und damit der neue Zoll laris gegen Anfechtungen fester begründet sei», wenn die" Re gierung nicht jedem Nus vereinzelter Interessenten sofort Folge leisten und ihrerseits da« Beispiel geben würde, fort während an den Zollsätze» zu rütteln. Gerade die Freunde der Zollreform von 1879 hätten alle Veranlassung, Ruhe zu halten. * Man schreibt un» au« Berlin vom Dienstag: „DaS Wahlergebniß im Kreise Franzburg-Rügen hat die konservative» Zeitungen der Reichshauplstavr in «inen sür den Unbetheiligte» nicht wenig ergötzliche» Streik versetzt, der sich darum dreht, welchen Gründen die nner- wartete Niederlage zu,»schreiben ist. Die „Krenzzeiluiig" wird von der „Norddeutschen Allgemeinen Ztg." in der heftigsten Weise angegriffen, weil ss« jede- Interesse an dem Wahlergebniß »«leugnet und da« ossieiöse Blatt fragt mit vortrefflicher Ironie dir hockconfervative Eollegin, ob «S denn ernstlich glaubt» daß der Kreidegräber aus Rügen oder der HeringSsilcker ans Zingst die seinen Sublimaten zwischen Frei- und DentschconscrvatiSmnS verstehe, die selbst erfahrenen Parlamentariern nicht ganz klar find. Die letztere Bemerkung ist besonders interessant und dürste vcn dem Organ der sreiconscrvativen Partei, der „Post", nicht unerwidert bleiben. Wir zweifeln jedoch, nach dm heutigen Auslassungen dieser Zeitung nickt daran, daß sie diese Gemeinschaft mit den Dcutsckconscrvativcn zurückweisen wird. Denn in einer heutigen Besprechung brr Niederlage vr« Grasen Bchr sinket die „Post" einm Tbeil der Schuld diese« Ereignisses darin, daß die Freieonservativm sich zu viel von der Partei des Herrn von Minnigerode haben in» Schlepptau nehmen lassen und ermahnt ihre Gesinnungsgenossen in der Behandlung von Militair-, Dirthschasl»- und Bersassung-sragcn ohne Rücksicht aus die Nachbarn zur Rechten vorzugehc» und volle Selbstständigkeit zu bewahren, da jede« Ucberschrciten der richtigen Linie nach der reaktionären Seite hin einem wirk samen Rückschlag nach der andern Seite die Wege ebnen müsse. Wie die „Post" in diesen Sätzen einer Emancipation ibr« Parteigenossen von hochconservativcm Einfluß da« Wort redet, so sieht man au» einer anderen Stelle ibrer Bcirachlnng. daß sie eine Annäherung an die Nationallibcralen erstrebt, die sie zu erreichen hofft, wenn sie sich entschiedener gegen die Deutschconservativen stellt An dem unangcnebmen W'hl- ergebniß will natürlich die „Post" auch die Freiconservative» nicht schuldig gesprochm wissen; e« will e« eben keiner gewesen sein. Der Wablkrei« Stralsund^tzranzbiirq-RNgen sell stet« unabhängig seine Wablangelegmheiten besorgt haben und auch diesmal die Parteileitung damit unbehelligt gelassen haben. Die sreiconservativc Parlcileilung wollte eigenlhümlichcrwcffe ebenso wenig, wie da« deuttchcontervative Aritatiost-eomilL, »nausgefordert sür die Wabl eine- hervorragenden Partei genossen eintreten. Da« letztere erhält dafür Von der ofsieiksim .Nordd. Allg. Ztg." einen ordentlichen Ruffel, da« kleinliche FractionSwesen wird getadelt, dessen sedarfes Hervorkebren sowohl gegenüber der Regierung, wie verwandle:: politischen Parteien, den eonservativen Interessen überhaupt vevkängnißvell werden müsse. DaS ist eine unbcstreobare Wahrheit, und da man e« nicht verschmähen soll selbst vom Feinde zu lernen, so wollen wir gewissen liberalen Männern diese Warnung der „Norddeutschen", ans liberale verbällmne angepaßt, »abe führen. Sicherlich würde der Sacke des Liberalismus mehr genützt sein, wenn in ciil'cbeidenden Momente da- un bedeutende Fraclion-interesse zurücklrelen würde, und dem gemeinsamen politischen Gegner gegenüber diejenigen geeint wären, die ans dem gemeinsamen Boden des Liberalismus stellen!" * Die „Nat.-Ztg." schreibt: „Die von einer Telegrapden- Agentnr verbreitete Nachricht, daß der Kronprinz den spani schen Orden des Goldenen Vließe- erhalten bade, erledigt fick durch den Hinweis darauf, daß der Kronorinz schon seit zwanzig Jahren im Besitz diese« Orden« ist. L'ie Verleihung de« Orden- vom Goldenen Vließ an den König Ludwig von Bauern erklärt sich au« den neue» verwandtschasllichen Be ziehungen, die sich durch vie Vermählung des Prinzen Arnulf mil der Pr'nzessin Maria della Pa; knüpsen. Mil dem denlt h-sv :n:sch.'n Handelsvertrag hat jene OrdenSangelegen- heit absolut nichts zu schaffen. Indessen wird in tculschen RegiernngSkreisen die Hoffnung noch nicht ausgegeben, daß rS zu einer Verständigung kommen werke. Man ist jetzt geneigt, den bisherigen Mißerfolg der Verhandlungen aus Mißver ständnisse znrückziifilksen, welche hei dem spanischen Finanz- minister an« Mangel an genügender Aufklärung über die Sach lage unterliefe»." * Daß vielfach verbreitete Gerückt, nach welchem di« Re gierung beabsichtige, dieMilitairpension »novelle zurvck- zuzieben, erweist sich nach guten Erkundigungen al« unbe gründet. * Mit lebhaftem Bedauern wird e« gewiß in allen Kreisen verno'innc» werden, daß der SlaalSminifter v. Bötticher seine Rlickknnst nach Berlin abermal» in Folge von Er- 'ranknng, we-in auch glücklicher Weise leichterer Är«. hinaus zu fchiebciUpsh genöthigt gesunden hat. Der Minister weilt zur Zeit M Ikeapel, wo « an rin« leichten Drüsenentzündung erkrankt ist. * Wie der Paris« „Intranssgeant", Organ Rochessrt'S. melket, soll vom letzten Mittwoch vi« Sonntag ein Congreß deutscher Socialdemokraten in Kopenhagen statt- gesilnden haben, woran sich etwa 70 Delegirte betbeiligten. Man habe sich aus demselben gegen die wirthschaftlichen Palliativmitlel de« Reichskanzlers ausgesprochen, die Social« demokraten hätten vorher au-gesprengt, sie würden in der Schweiz einen Congres; abhalten, »in damit die deutsche Polizei irre zu führen. Die Verhaftung v. Bollmar'« hängt offenbar mit der Theilnabmc am Kopenhagen« Cvngreß zusaMinen. Der „Kieler Zeüung" zufolge sind die ReickStagS- abgeorkncten v. Bollmar nnd Frohine übrigen» wieder, nachdem sie in Kiel verhaftet worden waren, srrigrlassen worden. » * * * In Wien will die soeialdemokratiscke Arbeiter- bewegung trotz de« jüngsten ProccsscS Merstallinger, ja viel leicht gerade wegen der Niederlage, die in diesem Procrsse die Wiener Polizei rrlitlcn, neck immer kein Ende nehmen So fand in Wien am 2. d. abermals eine große social- demokratische Bcrsammlnng statt, an der sich mehr al« 3000 Personen, darunter auch vie'e Weiber, betbeiligten. Haupt redner war der in dein Proceß Merstallinger sreigesprochene Arbeiterführer Pentert, der an Intelligenz alle seine Wiener Genossen weit überragt und deshalb unter letzteren eine« großen RnseS genießt. Penkert sprach in sehr heiliger Weise, we-balb ihn der anwesende Polizei EommissarinS mehrmals zur Mäßigung ansforderle. Nich«,,, diese Ermab- nnn z jruchllo» blieb, verfügte der Polizeibeamte die Auflösung der Bersammlung. Nun entstand in dem zum Erdrücken gefüllten Saale ein furchtbarer Tumult; drohen« Hansen umringten mil geballten Fäusten und den Rusen: „Ausreden lassen! Nieder mit der Polizei! Haut sie!" den Commissarms, uns vie wenigen Schutzleute, die vollständig ratblo« und verg' statt eingeschückiert wurden, daß der Polizeibeamte sich sogar die Erlaubnis; zur Fortsetzung der Verhandlungen abtrotzen Heß. Nun cr- vröhnte minutenlange- Beiiall-gebrnll, vermischt mit höhni schen Rusen gegen die Polizei. Penkert schwang sich aber mals ans die Rednerbühne nnd Inelk seine Branvansprache zu Ende. ES wäre vielleicht dennoch zu groben Aus schreitungen gekommen, wenn der W'ttl, dec LoealS, der mit den Arbeiterkrcisen svmpatbisirt. vie Anwesenden nicht »n gütlichen Wege zum ruhigen Nachhans-gel-cn lewogen häkle. Setten« des Wiener Polizei Pr isivinm- >oll bereit beichlosien worden sein, gegen vie Urheber der Drohungen cie Unter suchung cinzulcile». * AuS Pest wird gemeldet, der ungarische Minister deS Inneren habe an vie Poliwibebörd- vie Weitung erla >e», ihren Beamten jede Mitlheilung an Ionrna Berichterstatter bezüglich de- Gange- der Unlersnchnng un Majlalb'schen Mordprocesse unker Androhung sofortiger Entlassung de« betreffend::: Beamten zu verbieten. An: vie Entvecknng Vor Mörder Majlath'S bat die ungarische Negierung einen Preis von 1000 Gulden gesetzt. * Der Krakauer „CzaS". der die auch jüngst von un- gemelvelen ultrapolnijchen Kundgcbnnzen in Galizien beschwichtigend abznschwächen versuchte »nv sick dabei ans den guten, österreichischen Patrioten binanS'piette. wird jetzt von der überwiegenden Mel-rbeit der galizssch-polnischen Presse, zumal dem .Fnryer", ver „Rcsorma" und der „Gazrta Narodowa", sebr heftig angegriffen. Diese Blätter meinen, die Partei, V. h. die pol» scheu Uttramontanen und Feudalen, in veren Dolv der „CzaS" schreibt, wären stet- da- Unglück Polen» gewesen, welche- sich Vieser Partei gründlich entledigen müsse. Der „Kuryer" schließt seine Polemik mit den Worten: „von einem bezahlten Preßmamelnken (Hochoisseiöscn). wie cS der »Eza-" ist, wäre eine andere Auffassung der wirklich polnischen Frage auch gar nickt zu erwarten gewesen." — Jeden falls scheint in diesen, polnischen Zeitungskriege scstzustehen, daß an der Ausrichtigkeit und polttisckc» Richtung der gali- iiscken Fortschrittler nickt z» zweifeln ist. — Ans Lemberg wird sonst noch gemeldet, daß die polnische Iesuilcnpartn
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