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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-04
- Tag1883-04-06
- Monat1883-04
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ueöeüi«, «»d Lrpktüion Johaaae-gastr 33. -»recht«»tra der Ledactisa: Vormittag« 10—13 Uhr. ilachmittag« 3—ü Uhr. >» w, ««,»>, «»»»im»,, »x» «ch »ü U«»«cu«, «ich« verdUUlich. >m»«tz»r der für die «ächstk»l,rud» Nm»»«v seftt«»teu »» Wchch»«tch>e« st« » Uhr Nach»««»«,«, «»«»«»««» Frfttagrn srüh »ts'/,» Uhr. 3» he» FMsle» für 3»s.-2»««h»r: VN« Ul»««. Universität«-raße »1. va»ts Lisch«, Katharlueustraße 13,s. nur »ts '/,» vhr. UchMer.TagMM Anzeiger. Organ skr Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Viech-Auslage L?,SSO. ^donneMralgprei» vierlelj. 4'/, inet. Bringerlohn 3 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk. Irl« einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbelürdcrung 30 Mk. »lt Postdejürderuug «8 Mk. Inserate sigespaltnie Petitzeile 20 Pf. Größrre Vchristen laut unserem Prel«. verzeichniß. Tabellarischer Las nach höherem Tarif. Perlaurn »nter dem Krdactionsltrich die Epaltznle 30 Pl. -»ierat« sind stet» an dir Exprsttta» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraeoumorainlo oder durch Poft- nachnabme. s«. Freitag den Ü. April 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkianntmachuvg. >nha» ergangener Verordnung zufolge wird z« Aus führung der da» der trigonometrischen und t*pographischen Abteilung der Landesaufnahme im Königreiche Preußen projertirten Vermessungen, welch, innerhalb des sächsischen Staatsgebietes i» Besonderen auch in Beobachtungen aus der Station Leipzig bestehen werden, von dem mit dme Leitung dieser Arbeiten beauftragten königlich preußischen Oberstlieutenant h l» auit« des Generalstaves der Armee, Herr« Schreiber, und von den demselben unterstehende« Dirigent«, Osficieren. Trigonometrrn und Hilfstrrgono- mrten» das Gebiet des Königreichs Sachsen betreten und aus demsrlbeu die bezüglichen Arbeiten, welche Mitte des Monats Aprtl ihr« Anfang nehmen sollen, vorgenommen werden Da« Unterzeichnete Rath der Stadt Leipzig hringt dies mit de« Ersuchen zur öffentlichen Kenutniß, bi« seitens gedachter Personen beansprucht werdenden Hilfeleistungen, für welch« Vergütung erfolgt, bereitwillig zu gewähren und über haupt di« Ausführung beregter Arbeiten thunlichst fördern zu helfen. Es wird hierbei noch bemerkt. daß di« betreffende» Per sonen durch offene Ordre legitimirt sein werde«. Leipzig, den 27. März l883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvliu. vr. Wangrmann Vohnungs-Vemlethun-. 9» dem der Stadtqemeinde gehörigen Hausgrundstück Gellte,'. Hof. ßscich«H. ^ ein. au. llorsaal, S Stuben, 2 Alkoven. 3 Kammern, Küche. 2 Boden« kammern und 1 Kellerabtheiluiig bestehende. m»t Wasser» ettung versehene Wohnung in der «t. Etage, Tr ^ nach der Grimmaischen Straße herau«. vo« I. Oetobvr h. I. a» gege» halbjährllche Kündtgnn- anderweit z« ver«tethen. Wegen Besichtigung der Wohnung wolle man sich an den Hausmeister im Grundstück wenden, von welchem auch da- tähcre Uber die BcrmielhunzSbevingungen zu ersahreu ist. Leipzig, den SO. März 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georai. Cerutti. Durch erfolgt» -iecognltio» hat sich di« unter d»m 7. vorigen Monat« erlassene Vekannimachuag, die Aussinduag «tuas mäaullchen Leichnam« am Errreierplatze betreffend» erledigt. Leipzig, am 2. April 1883. Los Poltzet-Amt »aselsft. Bretschaetdrr. vr. Berger. Vrkanntmachung, die Besetz««- der Bautnspector-Stelle betr. Die mit Penstonsberechtigung und einem JahreSgehalt von <300 verbunden» Stelle unseres Sachverständigen in Baupolizeisachen, der den Titel „städtischer Bauinspector" zu führen hat, ist durch Pensionirung de- bisherigen Inhaber« derselbe» srei geworden und soll bakdigst wieder besetzt werden. Dieser Sachverständige, welcher bei Lussührnng vo» Privaldauen innerhalb unsere» städtischen Verwaltungs bezirkes alcht betheiligt seiu und überhaupt keine Privatpraxis ausübe« bars, muß nicht nur eine der für da- Hoch» und Landbausach gesetzlich geordneten Prüfungen (Meisterprüfung für Vauhändwerker oder Staat-prttsuna für Techniker) be standen haben, sonder« auch den Nachweis einer höheren Vorbildung, d. i. des «tt Erfolg geschehenen Besuche« einer Bauakademie oder eine- Polytechnikum-, beizubringen im Stande sein, sowie auch noch darüber, daß er mil der Anfertigung und Prüfung statischer Berechnungen vollständig vertraut ist. sich au»meisen können. Diejenigen Herren, welche den vorerwähnten Erforder nissen entsprechen, wollen ihre Bewerbungsgesuch« und Zeug nisse recht bald und spätesten» bi» zum LS. April d. A bei u»S einreichen. Leipzig, den 29. März 188S. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Wilisch, Aff Verpachtung. Die Heiden der Stavlgemeinde gehörige» Barzelle» der Flur Gohlis 1) Nr. 1S4 an der Albertstraße, vo« 2884.8 Quadrat meter — 136 Q.-R. und 2) Nr. LTV an der Ecke der Augusten- und Albert straße, von (abzügl. 142 Quadratin., welche zur Verbreiterung der Aagnstenstraße ab- geden) 890.8 Quadratmeter — 48 O -R. Flächengehalt, sollen sofort zum Feld» oder Gartenbau oder zur Benutzung als Werk- oder Lagerplatz Men eindaldjährltehe, an die Termine 3l. März und SO. Sep- lemver aebunvene Kündigung einzeln oder zufa««eu au da» Meistbietenden Mittwoch den LL. April d. I., Vormittag« IL Uhr, a» Machsstelle («alhhau» I. Etage) verpachtet werden Die Verpachtung»- und Verfteigerung-bevingungen sowie ei» Situation-plan liegen ebendaselbst aus dem Saale zur Einsichtnahme au». Di« zu dem angrenzenden Grundstück de» zettherigea Ab- Pachter-, Herrn Adolf Lodde, eingefriedigte Parzelle Nr. 134 kann aus Anmelden dortselbst besichtigt werden. Leipzig, de» »0. März >883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eeruttt. vermiethung «m Geschäfts- bk). Wshnuugs-Läumu. E» wird beabsichtigt, die in dem Grundstück Klein« Fleifchergaffe Nr S (Detter s Hof) von der Reichs- Postverwaltung dis znm L. Oktober LALA fest an- gemtethetev, bisher von dem Kaiserliche« Tel«graphenamte benutzten Räume einschließlich der Dienstwohnung de» Tele» graphendireetorS. »»« L. Oktober d. I. bez. vo« einem »och z« »eretubareade» anderen Zeitpunkte ad — in Folge der Verlegung de« Telegraphenamt« in da- Postgebände am AuaustuSplatzc — aaaz oder gethetlt anderwett ans längere »der kArzeve Keil z» ver- mtethe». Die zu vermietbenven Räume »msaffen da« l.. 2. «d S. Stockwerk de« vordergetLuws a» der Kleinen Fleischerz-O, bchchwd je au» einem dreisensterigm Zimmer im Hofe belegenen Ouergcbäuke» mit gegen 290 bez. 230 <zw FILchenraum. Nähere Auskunft ertheilt da» Kaiserlich« Telegraphenamt Hierselbst, bet welchem auch die Grundrißzrichnungen eingesehen werde» können. Die Besichtigung der Räume ist in den vor- mtttaa-stunden von 9 bi- ll Uyr gestattet. Mtrlhlustige wollen ihre Angebote unter näherer Be zeichnung der Räume und der beabsichtigten Verwendung derselben a« die Kaiserliche Ober-ipostdirectio» rinreichen. Leipzig, am 22. März l88Z. Der Kaiserliche Ober-Bostdtreelor. Walter. Der im hiesigen Veor-enHause bisher detinirt gewesene srllher« Ha,dlung«commi« Frau« Kerpluan» veganst au« Leipzig Ist vo» dem lym «n 37. Februar ». o. gestaltetr» >a«gange nicht zurückgetehrt. >» alle veh-rden rtchten wir da« ergeben« Ersuchen, de» N. Vegandt, welcher sich jedenfalls wieder ltederlich drrumtreibt, im Betretungtsalle frstzuaehmeu und »»« sodann «ng^Lnmt Mit» thellung z» machen. Leipzig, de» 3. «prll 188». Da» Vallzet-Amt »er Stnst Leipzig. Bretschneider.H Der lm hiesigen Eevrgenhause zur Lorrectio» uutergrbrachtr Dachdeckrr Earl Leut» Wilhelm Dtktrich au« Leipzig ist von dem ihm am 33. Februar o. gestatteten Au-gange nicht zurückgekehrt und «reibt sich seitdem jedenfalls liederlich umher. >» alle Behörden richieu wir da« ergebene Ersuchen, Dietrich tm Betretuugssallr sestzunehme» uud uu« sodann ungesäumt Nach richt znkommeu zu lasten. Lewzig, «n s. April 188». Das Pattzei-Amt der Etatzt Seipztp. vrrtschuetder. H. Nichtamtlicher Theil. General rtzik«M»»ä die ftnnMsche Armer. Gegenwärtig ist eine innere Angelegenheit der französischen Armee da» HauptgesprächSthema «n Frankreich. Die Sache hängt folgendermaßen zusammen: E» sollten Cavallerie- Manöver an der Ostgrenze Frankreich« abgekalten werden unter dem Oberbefehl de» General Gallifet. Dieser General ist aber nicht nach dem Geschmacke der Radikalen und Intransigenten und deshalb wurde in den Organen dieser Parteigruppen große» Geschrei erhoben über die Macht, welche dem General Galliset durch den Oberbefehl über eine so große Truppenzahl eingeräumt werde. Zur näheren Erklärung diesrr Abneigung gegen den General muß daran erinnert werden, daß der Aufstand ver Pariser Eommune Haupt- sächlich durch seine Energie unterdrückt wurde. Da- können ihm die Anhänger der Eom munard- und viese selbst am wenigsten vergessen. Die Kritik, welche die radiealcn Republikaner an den wilrlairischeu Maßnahmen de» Krieg-minister» Thibaudin librn, ist diesem merkwürdiger Meise nicht glcichgiltig, im Gegentheil ist ihm gerade an, Beifall dieser Leute viel gelegen Er ließ sich de-halb herbei, die bereit- getroffenen Ver» ügurraen für die Eavallerie-Manöver abzuändrrn und die tavallerie in drei Gruppen unter besonderen Befchl-habern M theil«». Die erste Verfügung war im Einvernehmen mit >rn übrigen Ministern erlaffen worden, die zweite geschah an der persönliche» Initiative de« Krieg-minister». Darüber natürlich groß« Unzufriedenheit der übrigen Minister und leb- hast« Auseinandersetzungen im Ministerralh«. bi« aber nicht da» gewünscht« Ergrbniß hatten, den Krieg-minister zur Zurücknahme seiner letzten Verfügung zu bewegen. Am S. April lag die Sach« so, daß man den Rücktritt al« di« nothwendige Folg« der bestehenden Meinungsverschiedenheit im Eabinet betrachtet«. Endlich wurde am folgenden Tage zwischen F«rry und Thibaudin ein Eompromitz vr« Inhalt» aeschlosien, daß die beabsichtigten Manöver überhaupt nicht stattfinden und daß Galliset die Cavalleriemanöver im näch sten Herbst befehligt. Da- Endergebniß de» Streites ist als», ein« doppelt« Niederlage de» General- Thibaudin: du «ine den Radikalen und Intransigenten zu Liebe, di« andere, um es mit dem Ministerpräsidenten Ferry nicht »u verderben. Dieser Vorgang bat deshalv eine große grundsätzlich« Wichtigkeit, weil durch ihn da» gegenwärtige Berhältniß des Krugsministers zur Arme« seftgesteltt wird. Bisher war in Frankreick der Knegsminister zugleick OberbesediSbaber der Armee, seine Stellung erhielt aber dakurck eine Einsckränkung, daß er sick über tiefgreifende mililairische Dispositionen^uvor mil seinen AmtSaenosien im Ministerium verständigte, solche Vereinbarungen blieben aber eine innere Angelcgenbeit keS Ministerium-, eS drang darüber nicktö in die Oessentiickkeit. Durch die Ungeschicklichkeit deS Generals Thibaudin ist aber eine innere mililairische Angelegenheit ver öffentlichen DiScussion unterbreitet worden unv die öffentliche Meinung hat sich du letzte Entscheidung über Dinge angemaßt, welche ihrer Ein wirkung unbedingt entzogen bleiben müssen. Mit einem Wort: Die Politik hat Einfluß aus die Armee gewonnen. Da» ist die natürliche Folge der Maßnahmen gegen die Prinzen von Orlean«, deren Entfernung au» der Arme« nicht au» militairischen, sondern au- politischen gründen er folgt ist. E» ist klar, daß solche Dinge tesorganisirend aus die Arme« wirken müsirn, daß der Geist, welcher die Arm«r durchdringt, darunter leiden muß. daß sich da» Ossiriercorp» dadurch unangenehm berührt fühlen muß, wenn innere Arm««» angelearnhait» zum Spielball ver Parteien gemacht werden. Du Ausswßnng der Prinzen von Orlean« au« der Arm« war ein« gegen dies« gemünzt« Maßregel, aber dir Armee selbst ist dadurch gelrossen worden. Nachdem der erste An griff auf die Armee gelungen ist. Kat man den zweiten unter, noinmen und sich auch in die Eoinmaiidoverhällmsie ringe mischt. Der KrugSministrr hat einem General ein Eommanvo. iveiche- ihm bermt« rrlheilt war. wieder entzogen, weil di» radikalen Republikaner dem General nicht bolv sind. Was folgt daraus? Daß Osficiere, weicke üarrisre macken wollen, sich u« die Gunst dieser Parteien bewerben werkrn. Dadurch wird dir Frag«, welch« längst ansaeworsrn. aber bisher nicht genügend beantwortet ist. wieder brennend: wer hat in Frankreich den Oberbefehl über die Armee? Der Präsident der Republik bat ihn nicht, denn er bekleid,t über- Haupt kein« mililairische Charge, der Krieg-minister rhensowrma, Venn seine Machtvollkommenheit reicht nur so weit, wie sie die Billigung der Übrigen Minister erhält. Deshalb trat General Billot zurück, als die Kammer die Entfernung der Prinzen von Orleans ans der Armee forderte. Damit war er nicht rinverstanden und deshalb räumte er seinen Platz. Die letzt« Instanz, welcher sich di« französische Armee zu beugen hat» ist als» der in d«r Mehrheit dir Kammer verkörpert« Bolk-wille, denn daß dies« sich durch die Mebrbeit de- Senat- nickt von der Durch führung ihre« Willen» zurückhalle« läßt, hat der verlaus der Priiizenangelegcnheit gezeigt. Das ist mindestens ein abnorme« und sicher aus die Dauer auch ein unhaltbare» Verhällniß, denn bei einer großen Armee, wir es die sran- zvsische ist. kommt es in erster Linie daraus «m. daß sie von einer Stelle her mit Festigkeit geleitet wird, daß die Blicke aller Armeeangehörigen nach dieser Stelle gerichtet sind und daß der Inhaber dieser Stell» weiß, was er will. Daß dies nicht der Fall ist. daß weder eine solche Stelle vorhanden ist. noch daß rin einheitlicher militairischer Will« existirt. welchen den Heere-organi-mu« beherrscht und lenlt, da- zeigt der Fall Galliset in der evidentesten Weise. Run giebt es aber doch eine Grenze für di« öffentliche Meinung in Bezug auf Heeresangeiegenheiten und da« ist dir Möglichkeit, einen General zu finde«, welcher sich als Doll- zuaswerkzeua der öffentlichen Meinung brauchen läßt. General Thibaudin hat sich bisher zwei Mal in seiner Rolle als solches bewährt, er hat die Prinzen von Orleans in Inaktivität ver setzt und er hat dem General Galliset ein bereit« ertheilte« Eommando wieder entzogen, aber er hat sich dadurch auch zugleich alle» Ansehen« in der Arme« beraubt; e» ist kein Nachfolger da. welcker unter gleichen Vedinaungen bereit wäre, da« Portefeuille de« Kriege- zu übernehmen. Seine Stellung war bereit- erschüttert, al« er sie antrat und «ach den neuesten Vorkommnissen hat er sich vollends unmöglich gemacht. Man sieht sich schon eifrig nach einem Nachfolger um und General Eampenon ist jeden Augendlick bereit, di« Nachfolge zu Ubmmrhmen. wann auch uuter anderen Bedingungen. Die einzige Ähnlichkeit, «elch« zwischen ihm und Thibaudin bestrht, ist die, daß er der Republik ergeben ist. E« scheint, daß di« Republikaner 6 al« ei«» ihrer Hauptziele betrachte», sich bei der Armee so unbeliebt wie möglich zu macken und ihr zu »eigen, daß sich die Armee unter der Herrschaft der Republik in Frankreich am Schlechtesten befindet. Da« ist ein sehr gefährliche« Br- ginnen, wa» früher oder später verhängnißvolle Frücht« tragen wird. Die Orleanisten und Bonapartisten mögen wollen ober nicht, die Armee wird sie zwingen, die Krage ver Wicver- Verstellung der Monarchie fortdauernd al- eine offene zu be trachten, bi- sie endlich aus diese »der jene Weis, gelöst ist. Leipzig, 6. April 1883. * Aus dem Reichstage wird un» vom Mittwoch geschrieben: „Der zweit« Tag der Holzzolldebattc machte einen ungleich interessanteren Eindruck al- der irrste. Der Redner de« Tage» war Abg. Rickert, welcher in ganz vorzüglicher Weife Vle gestrigen Ausführungen de« Obersorst- meiiter» Dankrlmann widerlegte, die Willkür in der Gruppirung der vorarbrachlen Zabien nachwir» unv. gestützt aus die Broemcl'fche Broschüre, in so überzeugender Weise die Unzulässigkeit und Schädlichkeit der in Au-sicht genommenen Erhöhung der Holzzvlle darleate, daß. wenn eben di« Bcr- trrlrr der Vorlage sich überhaupt hätte« überzeugen lassen wollen, der Sieg der Linken unzweiselhasl gewesen wäre. Besonder» unangenehm wurden di« Herren an, Bunde-ralh-lisch« dadurch berührt, daß Herr Rickert di« Widersprüche in den Angaben der beiden preußi- schen Oderforstmeister Dankelmann und Donner schlagend nackwie«. Alle Gründe, welche für die Holzzölle vorgebrachl worden waren, wurden al- Scheingründe klar gelegt und mit Recht konnte Herr Rickerl mit der Aufforderung an dir Anhänger de, Vorlage schließen, auf die Ansübrung von Gründen lieber zu vrrzichte« und offen zu sagen: Wir wollen höhere Holzzvlle, um den Großgrundbesitzern höhere Ein nahmen zu verschaffen. Nach dieser Rrve wa, da« Interesse de« Hause- zum größten Theil erschöpft, und die Minister Luriu« und Scholz hatten e» sehr schwer, gegen die siegreichen >u«sührungen Rickert'» anzukämpsea. Nicht gerade glücklich kamen ihnen die Abgeordnete» von Minniarrode und Leuschner zu Hilfe. Die Vorlage wurde schließlich einer Commission von 2l Mitgliedern übrrwiesen, wa« einem Siege der verbündeten Eonservaliven und Klerikalru gleichkommt. Allerdings waren nur lS8 Stimmen für die CommissionSberathung, denen l33 ent: gegenständen. Indessen läßt sich nun schon fast mit Sicher heit der Sieg der Schutzzöllner Vorhersagen, sie haben vorläufig auch Alle- erreicht, wa« sie erreichen wollten, unv die Berilimmung aus der liberalen Seite ist begreiflich. Die Mitglieder der Eommission sollen morgen Vormittag gewählt werden. Wie die angegebenen Zahle» zeigen, war da- HauS nicht gerade schlecht besetzt. Für cominissarische Behandlung der Vorlage stimmten die Eonservaliven geschloffen, da« Eentrum mit vereinzelten Ausnahmen; dagegen stimmte« die Liberalen, ebenfalls mit einigen wenigen Au-nahmen. Schon vor den Reden der Eonservaliven hatte Abg. Rickter versucht, den Schluß der Debatte herdeizusühren und zweisel« ohne wäre dann da- Resultat ein andere« gewesen. Zu jener Zeit waren die Bänke der rechten Seit« ziemlich schwach de- setzt, obgleich alle Anstrengungen gemacht wurden, möglichst viele Genossen aus beiden Seiten hrranzuziehrn. Noch im letzten Augenblicke erschienen die Reick-lagSinllalieder d. Putt- kamer, v. Goßler und Stöcker. Loyal wäre r« allerving« nicht gewesen, den Rednern dar rechten Seit« gegen ihren Willen da« Wort abzusckneikrn, und eS machte einen wohlll»,enden Ein- druck.al-Abg.Rickter. der Ermahnung de«Akw v. Bennigsen soigeud, seinen Antrag zurückzoa. — Var der Holz,vllberalkiing brachte dm: socialdemokratisch« Abg. Kayse, die Verhaftung ver Abag. v. Voll», ar und Frohmr zur Sprocke. Beide waren beule bereit« im Hause anwesend. Abg Kayser sprach die Meinung au», daß durch die Verhaftung die betreffenden Mihzlieder verhmderl würden, an einer vielleicht staltfiiidc«. den Abstimmung theilzuiiehmen und «rsuchle den Präsidenten dw Gründe der Verkostung zu erfragen und dem Hanse mit zutheilen. Während der Sitzung wurde übrigens bereit- von dem Abg. Kayser folgender Antrag nngebrachl: „Der Reich» tag wolle beschulen, den Reichskanzler anszusordrrn. daß gegen die Polizeibeamten in Kiel, welche in Verletzung de« sj 3l der Reick-Verfassung die Abgg. v. Voll mar und Frohme gewalsam verhinderten, an den Beralhungen de- Reichstag- Theil zu nehmen, VaS Slrasversahren wegen Verletzung der ein- chlägigen Bestimmungen der Reich-strasgeseygebung einzlileiken und von dem Ergebiiiß dem Reichstage Mitlbeiluiig gemacht werde." — Nachdem die Tagesordnung erledigt war, ent- wickelle sich eine säst einstündige Geschäft-ordnung«- debatte wegen Festsetzung der morgigen Tagesordnung Entgegen dem Vorschläge de- Präsidenten, welcher da« Vogrl- 'ckutzaesetz für morgen ansetze» wollte, wurde mil l-lO gegen 132 Stimmen der Antrag der Liberalen durckgesrtzl, die Ge Werbenovelle voranzusiellen, welche in der Thal dringlicher erscheint." * Manschreibt unS auS Berlin vom Mittwoch: »Ter von unS bereit- signalisirte Antrag der Polen »st heut« im Reich-lage eingebrackl worden. Bei der überaus cbwierigen Geschäftslage deS Reichstages hätten sich die pol nischen Abgeordneten süglich diese Demonstration ersparen können, von der eS immerhin zweifelhaft erscheinen muß. ob ie in der Thal noch in dieser Session zur Erledigung kom men wird. ES harren so viele andere dringende Ausgaben, baß man einen Antrag, an dem schließlich Niemand außer den Antragstellern rin Interesse hat. nicht sonderlich in den Vordergrund stellen wird. Ob da- Eenlrum sich diesmal wie im preußischen Abgeordnetenhaus« für den polnischen Antrag enaagiren wird, weiß man noch nicht. Da der Antrag v. StablewSki den Klerikalen eine Handhabe bot, wiederum mit einem Stück Eulturkampf zu debuliren, verstand sich srine Unterstützung durch da- Eenlrum schon eher; hierbei einem Antrag, der ein» Bevorzugung der polnischen Sprache im Gerichl-verfahren verlangt, liegt für die Ultramontanen kein Grund vor. sich abermals dem Borwurf der Reich-seindschast ciu-zusetzen, und Herrn von Ecborlemer dürfte e« nicht allzu ehr danach gelüsten, von Neuem de« zweifelhafte» Glückes theilhaslig zu werden, sich von de» polnischen Hetzblättern gefeiert zu sehen, al» der einzige muthige und aufrichtige Mann im deutschen Parlamente. Die ReickSreaierung steht dem Antrag, welcher dem Artikel 1 de- tz. l8v des Gencht-versassungsgesetzes den Satz ansttgrn will, daß in dem der Krone Preußen seit 1772 gehörigen polnksche« Landrstheilen die polnisch« Sprache neben de, deutschen gl»ichh«r-chligt sei, und daß bei Verhandlungen unter Partei«,-, di, der dentschen Sprache nicht mächtig sind, «in Dolmetscher zugezogen und ein Nebenprotokoll m der Sprache der Parteien ausgenommen werden solle, natürlich ablehnend gegenüber. Sie könnte selbst, wenn die Forde rungen de« Antrages, den diesmal Herr von Ezarllnski vertbeidigen wird, weniger weitgehend wären, schon mit Rücksicht aus die von der preußischen Schulverwaltung in den ehemal- polnischen Lande-thrilen geübten und vom Lande gebilligten Praxi« nicht ander» verfabren, da sie sonst die für da- Deutschthum wohltbuenden Folgen diqee Praxi« gefährden würde. Es muß übrigen» erwähnt werden, daß eine genügende Anzahl von Dolmetschern an den Ga» richten in Posen und Westpreußen beschäftigt ist, welch« überall zugcrogen werden, wenn ein Angeklagter oder Zeuge der Verhandlung nicht folgen kann. Da dies» Dolmetsch« ausschließlich der polnischen Nationalität angehvren «ud v«r» eidigl sind, ist für die de» Deutschen unkundigen Polen im GenchlSvcrsahren zur Genüge gesorgt, und e» lugt nicht d« geringste Grund vor, in dem bisher gütigen Modu« eine Linde rung eintreten zu lasten. Der Antrag v. EzarlinSki ist auch ein Theil jene» „Genrralantrages", den in seiner au»sührlichen Rede Herr v.Goßler imAdgeord»etenha»se charakterifirte Man erinnert sich noch, daß im Januar d. I. heftige Kämpfe unter den polnischen Abgeordneten dieses Antrages wegen entbrannten und di« Herren v. EzarlinSki und v. KurnatowSki ihren Rück tritt au» der Fraktion erklären wollten unv mit Niederlegen ibreS Mandate« drohten, wenn die FrartionSgenosten sich der Einbringung diese» Anträge- widersetzen wollten. Unter stützung werden die Polen lediglich bei den Elsässern finden, denen sie den gleiche» Liebesdienst bei Einbringung de» An« lrageS Winlerer wegen Zulassung der sranzösischei- Sprache bei den Verhandlungen de« Landc-auSschuste- von Elsaß- Lothringen erwiesen haben." * Da« Befinden Sr. Majestät de« Kaiser- ist augen blicklich ziemlich befriedigend. Der Kaiser hal seine Spazier- sahrten in geschlossenem Wagen wieder ausgenommen. Tic Aerzle halten inzwischen Sckonung und Vermeidung von Ucberanstrengung de- greisen Monarchen für dringend geboten, namentlich »in den HalSaffectionen, denen der Kaiser leickl auSaesetzt ist, die Spitze zu bieten ReisediSpositioncn für den Kaiser sind noch nicht getroffen, nur ist der Wunsch vor handen. mit Eintritt wärmerer Witterung einen Aufenthalt in Wiesbaden und später in Ein» auszusuchcn. * Da- elfte Verzeichnis der bei kein Reichslag cin- gegangenen Petitionen ist ungewöhnlich reichhallig. Unter Aiikerm sind darin verzeichnet die Petitionen einiger eonservaliven Berliner Bürgervereine, betreffend Eidesleistung vor Gekickt, die Petitionen zahlreicher Gärtner um Einführung eine» Ein- gangSzoll» aus Garten- und Obstbaiirrzeugnisie. die Pelilione» zahlreicher Gewerbe- unv Handwerkervereine und Innnnien lim Einführung obligatorischer A>beil«bücher für Arbeiter, Petitionen gegen die Arbeitsbücher, darunter die Masten- pctilion deS Eentralralh« der deulschen Gewcrkvereine (Hirsch-Dnncker) mit etiva l 4.400 Unlrrschrisle», Petitionen von Knappsck aslSvereinen um unveränderte Erhaltung der PensionS-, Kranken- und UnsallversicherungScaste» der Knappschafl-vcreine. Petitionen laiikwirthlchaftlicher Vereine um höhere Besteuerung de» mobilen Eapiial«, namentlich der Börsengeschäfte. * Die „Provinzial-Eorrespondenz" äußert sich zum Wahlergeb n»ß im Kreise Rügen-Franzburg ln folgender Weise: ES hat »ich« ouobleiben können, daß der Ersolg, welchen die Agitation der ForlichrillSpart.i bei der Ersatzwahl in dem Kreis« <?trals»nd-Riig,ii Franzburg ersoäilen hat, »on den Organen de, OkvosiNonSpresse als Ereigniß »nd zwar al« Lrrigmß »on »llae- meiner und snüipiomalisch-r Bedeutung geleiert wird. Absichtlich wird dabei ül-erirhen. daß ikriotzwahien und tasdesoader« salche, die an iloliiirn Pnneten voiqenommen werden, «ine lvmviomaiilch« B>deu»ing uberhaupi nicht haben können, und daß der Minderheit günstige Äalilüberiaschungen »n allen constUulionrklen Ländern, am dönsigsten aber dann voi kommen, wen» vorhergegangen« «Nge- meine Wahlen zu entgegengesetzten Resultaten und zu falscher Licherhcil der siegreich gebliebenen Partei geführt baden. Zieht man außerdem in Betracht, daß der Wahlkreis, dem
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