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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-04
- Tag1883-04-14
- Monat1883-04
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1883
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1 ' Erscheint täglich früh S'/. Uhr. Ur-iriiia »nd LrPkttti«» Jvhannesgasse 33. Sprrchünndkn der Ue-aciion: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« ü—Ü Uhr. gar st« Ri>仫t« riu,«t»»dt»r ' die Nedocti»» »Gl > M»»ulcr>»t« »acht sich A«»«tz«e »er siir »ie «tchftf»l»e«»e *»«»« »estt»«»e« Änsrrat« «n S»cheitta«e>» dt« - Utzr Nachmittag«, «« Tana- nutz Aefttage« früh di«'/,» Uhr. 2» »en ^ittalra ssir Zns.-^nnahmr: Ltt« Riem«. llnivrrntLtsstraße 21, r«»t« Lüsche, Kathartnenstraße 18. p. i»»»r dt« ' ,S Lhr. UchMtrIa-MM Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß-Anflage I7,8S0. ^don»k«rllt«prris viertelj. 1', Mß. incl. Brni^erlod» 5 Mk.. durch dir Pvfi bezogc» 0 Mk. Jede einzelne Aiimine» -0 Pf. Be!egrxempl-ii 10 Pt. Gebühr? n , ür Er ira Beilagen Ohne PoslbeivrLclung 30 Mk. «»1 Poftdesürderung 48 Mk. Inserate 6gelpaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften lam »nierem Preis, verzeichnch. Tabellarischer Sap nach höherem Taris. Neelmurn unter dem NedactionsKrich die Spalizcile 50 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Radau wird »ich! gegeben. Zahlung praeuum- rnixl,, oder durch Post- nackna! me. 104. Tonnabend den 14. April 1883. 77. Jahrgang. Wesen -er Messe ist imsare Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. LxpolMlon 6e8 I^elp/lxer ^«xedlattvs. Amtlicher Theil. Der Schl»- de« Wochcamarkte» W«k-re«d der Messe» ei»schl»e-tich der Vorwoche« wird in Brack tung bei UN« eingegangener und von uns begründet befun dener Vorstellungen Belbciligter bi« auf Weitere« auf 8 Uhr Abend- hiermit festgesetzt. Leipzig, am S. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Wegen Reinigung der Locale bleibt unsere Sckulgelder- Einnahme am Sonnabend den 14. April d. I. für den amt lichen Verkehr geschlossen. Leipzig, den S. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Herr A«lt«s Rltnkhardt beabsichtigt, in seinem an der Liebiastraße unter Nr. 3« gelegenen Grundstücke Nr. tlkäo de« Flurbuch« und Fol. 240l de« Grund- und Hypotheken- buche« für die Stabt Leipzig eine Oelgasanstalt nach dem System Hirzel zu errichten. Wir bringen diese« Unternehmen hiermit zur öffentlichen Keimtniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen dagegen, welche nicht aus privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei uns anzubringe». Einwendungen, welche auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht »erden wird, richterlichen Entscheidung zu verweisen. Lnpzig, am 10. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. uhkmann. r« Loa den am 21. vorigen MonaiS zur Versteigerung ge brachten 7 DillenplLtze« des zwischen der BiSwar», HiLer-, Sebastiaa Bach- und Ha»pt«a«»ssra-e gelegenen BaabloekS kaben wir mit Zustimmung der Stadtverordneten die Plätze Nr. 1—8 für die bei der Stnzelverstetgerang darauf gethanen Höchstgebote zuaeschlaae«. Wir entlasse« in Gemäßheit der BersteiqerungSbedingungen di« Adrige« Bieter aus diese sowie die zusammen au«- gebotenen Plätze hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 11. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. StockholMction. Donner-tag. den l9. April dieses Jabre«, sollen von Vor mittag« 9 Uhr an aus dem Schlage in Abtheilung 27» de« B>rga«er Forstrevier», in der Lindenauer Äottge, an der grünen Linie circa 350 klein gewachte StoSholzhaafe» gegen sofortige Baarzahluag und unter den öffentlich im Termine au-gehangenen Bedingungen meistbietend verlaust iverden. Zpsawweakanft: aus dem Schlage in der Lindenauer Gottqe. Löpzig. am 11. April 188». DeS RathS Forst-Depotatio«. Di« Lieferung der zur Dampskesielbeizung in der hiesigen Stadtwasserkunst aus die Zeit vom l. Juli 1883 bi« mit 30. Juni 1884 erforderlichen ca. 40,000 Etr. »» 2,OOS,000 Kilogramm Steinkohlen soll vorbehältlich der Auswahl unter den Submittenten an den Mindestsordernden vergeben werben. Offerten sind bi« zu den 12. Mai d. I. Abends .5 Uhr schriftlich und versiegelt an das Bureau der Stadtwafferkunst (Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3. 3. Etage. Zimmer l42) ab zugeben. woselbst auch die LieserungSbcdinguugeu eiugeschen werden können. Leipzig, den 12 April 188». DrS RathS Deputation zur Wasserkunst. Herr »mffman» 8 in Leipzia hat bei der Lande«bliud«»a»st,lt mit »WM Kapitale von 1S.--O Mart eine Stiftang errichtet, dere» -rtrüguiss« zur Unterstützung solcher bedürftiger und würdiger Blinde» zu venvenden sind, welchr in Folge ihrer höhere» Bildung und de« arwOhute» geseNi»aftliche» Leben« und Umgänge« durch da« Unglück der Blindheit besonder« schwer leide, »,d für die von Teste, de« klonte« keinerlei Fürsorge getroffen ,ft. Die nnterzeich. net« Direktion iß Herrn F. hierfür zum wärmste« Danke verpflichte! zvmal er rin Vedürsniß in« Auge gesoßt Hot, für dessrn Befriedt g»»«^tr»tz^gr,ßer Dringlichkeit öffentliche Mittel nützt »« der- ^Dm^oy dw 4. April 1883. Dtrrrtto» der kü«t»l. vlinSeaaaMalt. «. Büttner. erledigt hat sich dir am 4. das. erlassene Bekanntmachung, den Tapezierer Retahold Heller betreffend. Leipzig, den S. April >883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1'Armen-Amt.) Ludwig-Dols. Dolge. i Lrctis«. . - ^ d«» «dril 188». , Utze «ackmttta,« so», wf dem in der alten Ankunftshalle de« hiesige» Silenburaer BamchOs« deiearaep Lagrrraame de« Leipziger Nollfvhrverem« 260 Ctr. kaxonio.Weichblei in kleinen Partien an de» Meistbietenden P» sofvrtiae Baarz» dlung versteigert werden. Leipzig, den Ist. April 1883. Dhierbach, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Im Monat März d. I. gingen beim Armenamte rin: 2 Zeugengebübren von Herrn Rechtsanwalt Ferd. Schmidt, durch da« kknigl. 2lmtsgericht. 20 - — - „aus Anlaß der Eonsir,nation de« einzigen Kindes", 10 « — » al» Sühne in einer Klagsache M. /. K., durch Letzteren, 50 « 50 « al-Sühne in Sachm Alcr.E '/.RobertK.. durch Herrn Friedensrichter Conrad. 1 20 - al« Sühne in Sachen Sch. > Sch.s « » - I - I.W. -AP. k 2 — - - » < F.B. RB. durch Herrn 19 F — - B » » - P. W. G. Friedens- ./. A. W. B. rickter 3 B — O B B B B P.P./.M.B. V. N«gel. 1 B —- B B G B S F. A. H. E. R. 12 » ö O - B B F.'t. S. durch Herrn 1 » —— « G - B » H. /.«. FriednG- 1 - — » G » « L R. /. R. richter G. A. 1 2 « « B M T. /. M. Iauck san. l33 .«k 20^ Leipzig, den 10. April >883. DaS Armraaart. Ludwig-Wolf. Lange. Vekanutmachllug. Wegen Reinigung der Localiläten ifi da« Mrairaaaet Montag de» 23. unk DteaStag den 24. April ». c und die DekletdungSanstalt Mittwoch den 28. April a e. geschloffen. Leipzig, am 11. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armea - Amt.) Ludwig-Wolf. A. Vein-Anction. Dtea-tag, »e, 17. »Pr« 1«8». «achmtttm»« , W». sollen t» »,« »ester Se« «ranpftück« »rühl ^ 8» »ter «Drei Lchwaaea» 1L Orh,» franzükscher «athwein. und »war 4 Vxhoft Oüte,. «> Lxdost 8t. 8eurm. 1 Lxhosi OKLtevu Ül-iuraoin, 3 Oxhoft äroi Ilnulio-, 1 Oxhoft H»ur Lrioa, an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, de» 12. April 1883. Der Grrlcht-pOstzirher de« künigl. «mt»,rtcht». Dürichen. NichtamMcher Thetl. Die Erklärungen Mancini's. Die äußerst geschickte Art und Weise, in welcher der Minister Mancmi sich im italienischen Senat über die Tripel- Alliance au«gesprochen bat, zeigt, daß die Leitung der aus wärtigen Angelegenheiten in Italien sich in guten Händen befindet. Mancmi war sich bewußt, daß in dem Augenblick, da er im Senat da» Wort ergriff, Europa an feinen Lippen hing, daß seine Rede durch den Telegraphen alsbald nach allen Brennpunkten de« politischen Leben» verbreitet werden würde. Er wußte, daß man in Deutschland nicht minder wie in Oesterreich, am eifrigsten aber in Frankreich seinen Worten lausche. E« war ibm völlig klar, daß er durch eine unpaffende oder ungeschickte Wendung große« Unheil anrichten oder doch zu Mißverständnissen Anlaß geben könnte, die nachher sehr schwer wieder auszugleichen wären. Und mit welcher erstaunlichen Gewandtheit hat er alle diese Klippen vermieden! E« mußte ihm zunächst darauf an. kommen, sich mit seinen unmittelbaren Zuhörern im Senat abzufinden. Selbst da« war keine leichte Ansgade, denn er hatte auch da mit den Freunden und den Gegnern des deutschen und österreichischen Bündnisse« zu rechnen und wiederum mit Denen, welche wie Alfieri den alten Tra ditionen Italien« anhänqen und mit Denen, welche den ver änderten Berbältniffen Rechnung tragen wollen. In dieser Beziehung batte der Berichterstatter Caracciolo ibm ver ständig vorgrarbeitet, indem er e« al« da» Hauptziel der gegenwärtigen italienischen Politik bezeichnete. die bestehenden Meinungsverschiedenheiten mit Frankreich auszugleichen un ausdrücklicher Betonung der freundschaftlichen Gesinnung welche Italien gegen Frankreich hege. Erst kann kam er a» den Disserrnzpnnct Tunis, welcher durch Auffindung eines Au-gleich» über die Eapitulationen au- der Welt geschasst werden müsse. Endlich wie« er aus die guten Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn und Teulschlaud bin. durch welche die conservativ« und friedlich« Politik Italien« gestärkt werde. Nachdem so di« Gemülber der Senatoren für die beruhigenden Erklärungen Mancini's vorbereitet waren, ergrif der Minister da« Wort, um den Vorrednern für die An erkennung. welche sie seinen Bemühungen zollten, da» Ansehen Italien« im Auslande zu heben, zu danken. In diesen Dank wußte er fast unmerkluh die Bestätigung der Thatfache ein zuflechten. daß die Vorredner die Ann iderung Italien» an Oesterreich-Ungarn und Deutschland gebilligt batten, wa« ja auch nicht ander« möglich, «eil ja nur durch diese die Stimme Italien« in Europa ihr heutige« Gewicht erlangt Hab«. Da war die Grenze, bi« zu welcher der Minister in seinen Mit- theilungen über da« Blindniß gehen wollte und deshalb lie er sogleich eine Ermahnung an die ungestümen Dränger folgen, sich mit dem Gesagten zu begnügen. Er berief sich zum Be weise Vesten, daß sich die Lag« der Dinge in neuester Zeit nicht geändert habe, äus die Erklärungen, welche Gras Kalnokp in der Delegation in Pest abgegeben habe; schon dieser habe damals ausdrücklich betont, daß die vollständige Einigkeit zwischen Italien. Deutschland und Oesterreich-Ungarn nur einen friedlichen Zweck bab«. Dasselbe wiederhole er jetzt. Der Minister Mancini halte ganz recht, wenn er sagte, va j diese Worte Kalnoky's damals zu keinerlei Bemerkungen und Insinuationen Anlaß gegeben hätten, denn sie iud in der That nicht in dem Sinne rmeS Bündnisse» zwischen den drei Mächten gedeutet worden, und zwar lag eine derartige Deutung um so ferner, als Graf Kalnokv den Hauptiiachdruck aus den in Rom erwarteten Gegenbesuch de« Kaiser» Franz Joses bei König Humbert gelegt batte, kessen Unterlassung oder Verschiebung er zu entschuldigen suchte. Es mnßte danach den Eindruck machen, a>S ob da« gute Einverncl'inen zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien vom Minister Kalnokv incbr gewünscht werde, als wirklich bestelle. Nach dem. was Mancini aber am ll. April über die da- malige Sachlage mitgctheilt hat, gewinnt e« den Anschein, daß die Tripel-Alliance der drei Machte nicht von gestern datirt, sondern schon in einer ziemlich weit hinter un« liegenden Vergangenheit zum Abschluß gekommen ist. Trotz der peinlichen Vorsicht, >n,t welcher sich der Minister Mancini über die brennende Frag« auSaesprochen hat, kann e« doch für keinen aufmerksamen Leser seiner Rede zweiselbaft sein, daß sie die Bestätigung der Nachricht enthält, welche vor nunmehr einer Woche durch Reuter'» Bureau nach allen Windrichtungen telegraphirt worden ist, aber der Minister bat sich zugleich streng inner halb der Grenzen gehalten, welche ihm durch den Artikel der „Nordd, «llg Ztg." vorgezeichnet waren. Die weitere Aus- c abe de« Ministers, welcher er von seinem Standpunkte als iVertreter Italiens gerecht werden mußte, bestand darin, frankreicb gegenüber denjenigen Ton anzuschlagen, welcher, ohne die Sinp'findlichkeit der Franzosen zu verletze», zugleich de» Ansprüchen Italiens in Bezug aus Tunis das gehörige Gewicht geben sollte. Zn dem Ende führte er den Franzosen zunächst zu Gcmükhe, daß Italien nickt nichr isolirt sei, wie vor zwei Jahren, al« Frankreich nach Tunis ging, sonst wtlrde, wie die „Rasscgna" lehr richtig bemerkt, Italien e« nickt an einem vernehmlichen Veto habe» fehlen lasten; aber der rechte Zeilpunct, Widerstand zu leiste», sei deshalb noch nickt versäumt, und Frankreich werke wohl einsehen, daß Italien als Seemacht einen Selbstmord begehen würde, wenn es ter Ausbreitung der Eotonialmacht Fra»kre>cti« an der Millclmeerknste mit ver- chränkten Armen zuleken würde. Eingeleitet wurde dieser ziemlich ausdrucksvolle Wink an Frankreich durch die Bekräf tigung des von Earacciolo ausgesprochenen Gedankens, daß Italien bei seiner Annäherung an die Eentralmächle niemals einen seiiidseligen Gedanken gegen Frankreich gehegt habe und daß die Mitglieder der Regierung darin übereinstimmlen, daß jeder Anlaß zu einem Mißverstcindniß mit Frankreich beseitigt werden und da« Verhältnis zu dieser Macht immer inniger Wirde» wüste. , Man d»rs sich n.'cht verhehlen, daß die tunesische Angelegen heit weit abseits von den friedlichen Zwecken liegt, welche die dentsch-vstcrreichlsch-italicnische Tripel-Alliance verfolgt; kenn wegen Tunis konnte es nur in dem Falle zu einem Kriege zwischen Frankreich und Italien kommen, wenn die letzter« Macht die Initiative ergriffe. Nach Allem, was bisher über das Bllndniß verlautet ist. hat dasselbe lediglich BerthcidigungS- zwecke; eS scheint also selbstverständlich, daß ein Krieg zwischen Frankreich und Italien wegen Tunis zwischen diese» beiden Mächten allein auszukänipfen wäre. Ob Italien dazu wirklich entschlossen ist, oder ob es sich nur den Anschein geben will, daß dieser Entschluß seststehe, da« läßt sich auS de» bisher bekannt gewordenen Thatsacken nicht ermessen. Des halb scheint c»lch die „Rastegna" die Sachlage ganz richtig zu bcurlheilen, wenn da» Blatt meint, daß durch den Abschluß de« Bündnisses zwischen Italien und den beiden mitteleuro päischen Mächten an dem wa- in Tunis geschehen ist, nichts z» ändern sei, in dieser Beziehung sei Italien aus seine eigene Kraft und ans die Zukunsk angewiesen. Man sieht daraus, daß die Fragen, welche durch da» Bekanntwerken des Drei staatenbUndnistes angeregt worden sind, noch lange nickt alle gelöst sind und daß es geraumer Zeit bedürfen wird, bis die Eonsequenzen der neuen europäischen Machtstellung gezogen sind. England ist natürlich mit der Wendung, welche die Dinge durch die Tripel-Alliance genommen baden, wvbl zu frieden. die Macht aber, aus welche man bei Beurtheilung der bestehenden Verhältnisse immer wieder zurückzukoinmc» ge- nöthigt wird, ist Frankreich, und Tunis ist die Streitfrage, welche zuerst gelöst werden muß. Leipzig, 14. April 1883. * Seit einigen Tagen sind Gerückte im Umlauf, welche von der nabe bevorstehenden Einbringung einer neuen kirchen politischen Vorlage in den preußischen Landtag wissen wollen. Die Gerüchte treten mit solcher Bestimmtheit und mit der Berufung aus so gute Ouellen aus. daß man ihnen unmöglich alle Bearündung absprechen kann. Einzelne Blätter glauben sogar schon den Inhalt de« Gesetzentwurfs errathen zu können; er soll in der Aushebung ter maigesetz- lichen Strafbestimmungen in Betreff de« Messelesens und Sacramrnlspenvens. also der Annahme de« bekannten Winkt horst'schen Antrag« besteben. Ob diese Angabe aus der rick tigen Fäbrte ist, müssen wir dahingestellt fein lasten. N^ch unserer Kenntniß der Sachlage ist die Angelegenheit Überhaupt noch nickt so weit vorgeschritten, als eS dargestellt wird. Bon einem bereit- vorliegenden Gesetzentwurf, von Beschlüsten des Staats Ministerium« kan», wie wir glauben, noch nickt die Rede sein Daß ein neues gesetzgeberisches Vorgehen in Vorbereitung ist, soll damit aber nicht geleugnet werden. Fraglich ist nur. ob da« selbe so rasch sich entwickeln wird, um etwa noch die gegen wärtige Landtagssession beschäftigen zu können. Wir wollen unser Urtheil zurückballen, bis der Gesetzentwurs vorlieat; wa» über den Inhalt verlautet, beruht vorläufig offenbar viel zu sehr aus allflemcinen Vermuthiingeii. als daß eS sich verlohnte, daraus einzugeben. Im Wesentlichen in Ucher- einstimmung damit wird uns soeben noch au« parlamentarischen Kreisen mitgetbeilt: DaS Gerücht von einer dem preußischen Landtage demnächst zu machenden kirchenpolitischen Vorlage wird man am besten al« einen Fühler ausfasten. Jedenfalls sind di« Angaben, al« ob ein diesbezüglicher Gesetzentwurf bereit« an-- gearbeitet sei, durchaus unbegründet. Damit soll indeß nicht bezweifelt werden, daß der Gedanke einer autonomen Aende- rung der Maigeseye zum Zwecke der Beseitigung unverkenn barer Härten derselben an maßgebender Stelle ernstlich erwogen wird. Man wird aber abzuwarten haben, ob der selbe und wie er greifbare Gestalt gewinnen wird. ES hat nickt de» Anschein, daß dies schon sehr bald der Fall sein werke. Daß e« sich übrigen« nicht um ein mit dem Vatikan vereinbarte«, sondern um ein ganz selbstständige« Borgeben de« Staate« bandeln würde, wir» von keiner Seite in Zweifel gezogen. DaS Eentrnin steht denn auch der Angelegenheit mit unverhohlenem Mißtrauen gegenüber. * Der Präsident de« Reichstags v. Levetzow bat da« soeben in Berlin im Verlage von LouiS Gersckel rr ckienene sehr beachtenswertbc Werk: „Tic Reichstage wable» von 1887—1883, Statistik ter Wablen zum »erd deutschen Reichstage, znm Zoltparlament. sowie ;» den silns ersten Legislaturperioden des deutsche» Reichstages, heraus gegeben vom Rclchstagsabgeordneten vr. A Phillips", in 400 Eremplarc» angetanst und an die Mitglieder des Reichs lag« verlbeile» lasten. Der Versaffer wurde von seine» College» vielfach für seine überaus fleißige und sorgfältige Arbeit be glückwünscht. Die Wahlen sind nach Staaten und Provinzen geordnet. Neberall sind die unterlegenen Eandikaten avge lihrt, die ländlichen »nv städtische» Stimmen seit >8^1 ge trennt wiedergegeben, eine große Anzahl unrichtiger Ansuh runge» des amtlichen statistischen Bureaus bezüglich der Partei tellnng der Abgeordneten ist berichtigt Eine Reihe grapbischer Tabellen, welche sebr lehrreich sind, ist hinzngesiigt »nd viele interessante Einzelbeiten kommen binzu, um die Arbeit silr die Abgeordneten wertbvoll z>, inachcu, zumal da auch ei» Per eichniß sämmtlicker Mitglieder des Zollparlanient«, teS con stituirenden norddeutschen und deutsche» Reichstage« voi» 1807 di« 1883 angesügt ist. *Zuin Stanke der Frage der Evmmnnalbesteucrung der ^sficiere wird jetzt ossiriös wie folgt gesck'rvobe»: Wen» in der Presse darüber gestritten wird, ob und bez» welche definitiven Beschlüsse von den verbündeten Regierungen Bezug aus die Communalbefteuerung der Ossicierc gesoßt seien, o ist dieser Streit, soweit er sich aus die formelle Seite der Frage bezieht, müßig, denn selbstredend kan» von einer ei.dgiltigcn Beschlußfassung darüber, ob Beschlüsse» des Reichslwzes zu- gestimiiii werden soll, erst dann die Rede sei», wenn solche in definitiver Form vorliegev. Dagegen dürfte moleriell der Theil der Presse sich am besten »nterrichtel erweis,», welcher die Austastung vertritt, daß die Bcrquicknng des Milltair-Peiisionsgesetzes mit dieser Strellfrag- aus Zustimmung nicht zu rechnen da». Die planmäßigen Angriffe de« Fortschritt» gegen die Militairverwalttmg, die Versuchern Ucker- griffe auf das Oebiet des Heercomniandvs u. a. haben die Möglichkeit eines Entgegenkommens i» der Richtung sorischrittlicher Wunsche ^ überaus erschwert. Diese Schwierigkeiten einer befriedigenden Lösung werden wesenilich dadurch gesteigert, daß das Interesse der Heere», lkilung für die Verbesserung der Mililairpenslonen al« Druck mittel benutzt werden soll, vm eine mit jener Frage an sich nicht zusammeiiliängendk Eoncession zu erreichen. Denn, abgesehen von der die Gegensätze nolhwendig verschärfenden Wirkung einer solchen Methode der Sachbehandlung, mtterüegi dieselbe auch insofern den schwersten vrincipieüeu und praktischen Bedenken, als damit die Aunassung anctionirt werden würde, nach der di« Regierung mid Landes- Vertretung sich als kriegführende Theite zn betrachten und mit jedem Mittel zu bekämpfen haben, währen- doch beide Factoreu auf dem versassunaSmäßigeu Boden znm Besten de« Staates zufarnmenwir'-n sollen. So wichtig datier auch das Militairpensionsgcsep erscheint, so wenig Aussichten sind vorhanden, daß das Zustandekommen des- selbe» mit principiellen Eonceisionen aus dem Gebiete der Evinmunal- drsieuernng erkauft werden wird. Wer darauf seine Pläne ein gerichtet hat, dürste die Rechnung ohne Airih gemacht haben. * Unser StimmungSberickt aus den« Rcickstacz vom lO. April ist dahin zu ergänzen, daß nickt nur von der socialdemokratischcn Partei die Abgg. Kayser n»d RiNinghausen mit der rechten Seite stimmten, sondern daß kies auch die Abgg. Kräcker und Grillenberger thatcn. Dieser einzige Fall, in welchem die Mitglieder ge nannter Partei in ihren Meinungen divergirte», betraf den tz. äti, 2 der Eonimissionsvorlage der Gewerbeordnung betr. Anssuchen von Bestellungen aus Staats- und sonstige Wcrll>- papiere, Lottcrielooso und BezmiS- »nd Anthcilscheine auf Werlhpapiere und Lotterieloose. Die genannlcn Abgeordneten stimmten für das Verbot. Im Allgemeinen ist freilich die socialdemokralische Partei gegen die ganze GewerbcordnungS- novelle. * lieber die deutschen Socialisten, die in Kopen hagen versammelt gewesen sind, wird de» „Hamb. Nachr." nackträglich gemeldet: AIS die Polizei am I Avril i» ton Gasthösen die wahren Name» der srcmdcii Herren fefiqestelll hatte, wollte Liebknecht durch einen Advocatcn NechtS- verwahrung einlegen, wurde aber doch bedenklich, als iln» der Polizcikireckor Erone auseinandersetzte, daß nach dem dänischen Gesetze, betreffend die Fremdencontrole vom 15. Mai 1875, die Polizei berechtigt sei, die Herren Socialisten in Untersuchung zu ziehen, und daß sogar eine kurze Freiheitsstrafe bezw. Gesänzniß bei Wasser und Brod die Folge sein könne. Der Polizeidirector forderte ihn und seine Genoffen ans. sich durch schleunigste Abreise dieser Untersuchung zu entziehen, welches Liebknecht auch versprach. Die meisten Theilnehmer am Ecngresse reisten daher schon am Montag ab Es wurde ihnen gleichzeitig bedeutet, daß man nickt in Dänemark wie in der Schweiz ein Alnl für dergleichen Gästo zu erwarten habe, und daß die Behörden im Wiederholniigslalle genöthigt sein würden, mit ganz anderer Strenge dergleichen heim licken Zusammenkünften gegenüber auszutreien. * Die jüngsten polnisch - revolutionairen K»nd- gebungen in Krakau und Lemberg sollen nun dock, wie man an« W >en meldet, zu einer gerichtlichen Untersuchung Ber anlaffung geben. Die Weisung dazu soll bereits von Wien a» die Gerichte in Krakau und Lemberg ergangen sein Ami, sollen in dieser Beziehung zwischen dein Grase» Taas sc und dem polnischen Präsidenten des österreichische» Abgeordneten hauses, I>r. Sm olka, wiederholt Besprechungen staltgcsnnden baden. Letzterer wird jetzt in der Krakauer „Resorma" dem Organ des in Lemberg kurchgefallenen nltrapolnischen Reicks ratbs - Eandikaten 'Romanowicz, heftig angegriffen. „Diele österreichische Ercellenz" (Lmolka). beißt es kort unter Anderen,, „scheint sein revolntionaires Polenthum ganz vergessen zu habe», wofür ihn seine gegenwärtigen Wiener Gönner im Iabre 181« zum Galgen verurtkeilt und im „Gnadenwege" i» die Kerker des SpiejhergS geschickt hatten. Wir Polen haben aber auch Herrn Smolka schon lange vergessen." * Wie eS sick jetzt herausstcllt, schrumpft die von der magyarischen Presse so pomphast auSposaunte Rückkehr der fogenanntcn Tschongo-Magyaren auS Rumänien nach dem „ungarischen Mnlterlavdc" ganz bezeichnend zu sammen. Die rumänischen Blätter melden nämlich überein- stimmend, daß die bisher au« Rumänien auSgewandertcn Tsckongo- nur au« ganz mittellosen Leuten, ja zumeist arbeitsscheuen, berüchtigten Subjekten bestanden, zu deren Entfernung man sich in Rumänien nur beglückwünschen köiinne. Dagegen seien alle besitzenden, ordentlichen Tsctwngos in Rumänien geblieben und sehnten sich gar nickt nack der zweiselbaste» magvarischcn Freiheit. Da« Bukarest» Blatt „Romania Libera" macht noch die Regierung aiismerk'ani, daß der größte Theil de« römisch-katbolilchcn Klerus in Rumänien magyarischer Import sei» weicher unter den in
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