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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 12.11.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-187011129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18701112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18701112
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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mehr auSrüsten. Bon 67 Cavallerie-Regimentern, die dos französische Heer noch am 1. August d. I. besaß, bestehen noch die vier Spahis-Regimenter in Algerien und fünf Linien-Regimenter im südlichen Frankreich, dann ungefähr die Hälfte der Depotsschwadronen; alle Übrigen sind von uns vernichtet oder gefangen genom men worden. Gewiß an 40,000 Cavallerie- und eben so viel Artillerie- und Trainpferde der französischen Armee sind in diesem furchtbaren Feldzuge schon ver nichtet. In Metz allein sind über 25,000 Pferde ge schlachtet und an 10,000 Stück vor Hunger und Ent kräftung gestorben. Und eben so wie mit der Cavallerie Ist es auch mit der Infanterie, Artillerie und dem Genie corps Frankreichs. Ueber drei Biertel aller Truppen sind todt, liegen in den Hospitälern oder sind in Ge fangenschaft; was noch übrig bleibt, besteht größten- theilS nur aus Depots. Es ist ein gewaltiges Straf gericht, daS Gott der Herr i» seinem Zorn jetzt über daS Volk der Franzosen verhängt hat, und eine schwere, aber nicht ganz unverdiente Sühne für die vielen, vielen Verschuldungen, welche Frankreich durch seine stete Re volutionslust und Eroberungssucht seit länger als 200 Jahren über ganz Europa und speciell über Deutsch land gebracht hat, liegt darin. Recht gelungen war die Quartiermachung des Ge nerals v. Kummer im Hotel de l'Europe zu Metz; bei seiner Ankunft fragte ihn der Wirth, ob er sich die Zimmer vorher bestellt hätte. „Nein," sagte der General, „dies war mir nicht möglich, da ich eben erst hereinkomme." „Dann bedaure ich sehr," erwidert Jener, „ich habe dann keinen Platz für Sie." Ob gleich der General dem Wirlhe nochmals bedeutete, daß er dort wohnen müsse und wolle, bedauerte der Wirth achselzuckend, ihm nicht helfen zu können. Der General ließ aber durch seinen Adjutanten, welcher eine halbe Compagnie Soldaten »ahm, sich rasch die ganze erste Etage, welche von französischen Officiercn mit Beschlag belegt war, räumen, uitd dies »ahm kaum so viel Zeit in Anspruch, wie die Unterhaltung mit dem Wirlhe. Aus Chaumont vom 3. Nov. schreibt man der „A. A. Z.": ES haben in den letzten Tagen im Vo- gesen-Departement wieder mehrere hitzige Gefechte mit größeren Banden von Franclireurs stattgefunden, in denen diese übrigens stets sehr entschieden von unseren Truppen zurückgeworfen wurden. Sehr wichtig ist, daß nach einem lebhaften Gefechte vor Dijon, wobei die verbarrikadirte und von den Franzosen hartnäckig vertheidigte Stadt mit Granaten beschossen und vielfach zerstört wurde, die badische Division des Generals v. Beyer sich in deren Besitz setzte. Wir haben nun einen festen Stützpunkt für alle unsere Operationen in diesen Gegenden gewonnen, und da Trotzes inzwischen auch schon von preußischen Divisionen besetzt wurde, so ist die Verbindung mit dem bayerische» Corps des Generals v. d. Tann in Orleans jetzt vollständig hergestellt. So wird eine deutsche Macht von über 200,000 Mann jetzt in die mittäglichen Provinzen Frankreichs marschtren, 300,000 Mann halten Paris umschlossen, 100,000 Mann marschiren gegen den Norden und 130,000 Mann sichern unsere Etappen und belagern mehrere Festungen zweiten und dritten Ranges. Aus Dijon vom 4. Nov. schreibt man der „K. Z.": Die Stadt Dijon bat bet der Erstürmung durch die Badenser am 30. Oct. ziemlich bedeutend, doch glücklicher Weise nicht so arg gelitten, als dies Anfangs den Anschein hatte. Nur in der Vorstadt sind mehrere Dutzend Häuser gänzlich abgebrannt. Das Gefecht war ein sehr blutiges und sind besonders auch viele Franclireurs, gegen welche unsere Truppen eine besondere Erbitterung hatten, dabei erschossen worden. Sehr viele Franctireursbanden haben sich übrigens schon jetzt von selbst aufgelöst, da die Leute nicht mehr gegen die besser bewaffneten und geführten Preußen kämpfen wollen. Mit Garibaldi und seiner italienischen Legion ist es ein purer Schwindel. Er bat ein paar Hundert ita lienischer Abenteurer bei sich, kann sich mit der Regierung in Tours nicht vertragen, viele Franzosen wollen nicht unter ihm kämpfen; kurz, nichts wie Unordnung und Anarchie in der ganzen Wirthschaft. Sollte Garibaldi in die Hände unserer Truppen fallen, so werden diese ihn als einen fremden Abenteurer, der nicht befugt ist, gegen Deutschland zu kämpfen, ohne Weiteres erschießen; einen solchen Zorn hegen sie gegen alle diese ausländische» Banden. Die Verbindung des Werder'schen Corps mit dem Tann'schen Corps in Orleans wird jetzt durch Cavallerie-Regimenter hergestellt. Der commandirende General von Manteuffel hat die Anweisung erhalten, mit circa 80,000 Mann aus AmienS und Rouen zu marschiren und hat den Marsch bereits angetreten. Als ein großer Zug gefangener französischer Osficiere von Metz den Bahnhof in Nancy Passtrle, überhäufte der Pöbel diese arme» Männer zum Dank für die vielen Leiden, die sie erduldet, und die heldenmüthige» Kämpfe, die sie bestanden hatten, mit Schmähreden und wollte die Wagen zuletzt mit Schmutz bewerfen. Da unsere Posten dies selbstverständlich nicht dulden wollten, wur den einige Kerle sogar frech gegen diese, und das Ende war, daß ein Nancyer Arbeiter mit dem Bayonnet von einer Schildwache erstochen, ein anderer aber verwundet wurde. Solche und ähnliche Fälle kommen jetzt fast täglich in allen Orten Frankreichs vor. Hunderte von Franclireurs und Leute aus dem Pöbel werben gclödlet, die Simmung unserer Soldaten wird immer wüthender und der Krieg grausamer. Zwei preußische Corps sind nach Thionville ab gegangen; das Bombardement wird Montag beginne». Das gegenwärtige Bild der militärische» Lage der Dinge am Oberrhem ist folgendes: Am 1. Nov. Beginn der größeren Operationen der in letzter Zeit bedeutend verstärkten 4. Reserve-Division unter General v. Schmeling gegen Belfort von zwei Seiten her, von Dannemarie und im Thale von Giromagny; die Franc- tireurs und Mobilgardcn werden überall, wo sic Wider stand leisten, zurückgeworfen, über den Fluß Madeleinc und Belfort hinaus; am 3. Einschließung von Belfort durch die deutschen Truppen, welche die Orte im Süden von Belfort stark besetzen, Mobilgardcn und ein fran zösisches Linienregiment nochmals bei Montbeliard werfen und ihre Plänkler bis hart an die Schweizer Grenze (Herimoncourt) streifen lassen, die flüchtigen Francti- reurs und aufgelösten Mobilgardcn »ach der Schweiz zu gedrängt und theilweise, wie cs scheint, über die Grenze gesprengt. Am 5. wurde noch ein Ausfalls versuch aus Fort Mortier gemacht, in der Nacht vom 6. zum 7. hat das Fort capitulirt. D'< Lage Gart- baldi's und seiner zusammengelesenen schll ht bewaffnete» Schaaren, falls sie sich noch in Dole und Umgegend befinden, kann keine angenehme sein, und er im Falle einer wohl unausbleiblichen Niederlage kaum einen andern Ausweg als in die Schweiz haben würde, falls er sich, im freien Felde geschlagen, nicht etwa nach Besannen werfen kann. Auf diesem Theile des Kriegs schauplatzes wird sich aber bald das Anrücken der bei Metz freigewordenen Armee in einer Weise fühlbar machen, daß dagegen alle verzweifelten Anstrengungen unorganisirter Streitkräfte fruchtlos bleiben müssen. In Manteö und in der Loire-Gegend haben sich die Bauern und die kleinen Städte gegen die Franc- tireurs bewaffnet, geben ihnen keine Lebensmittel, wollen überhaupt nichts von ihnen wissen und sagen: Schützen könnt Ihr uns doch nicht, sondern seid bloß die Ur sache, weshalb der Feind unsere Dörfer niederbrennt. Lange Briefe und Berichte in de» dortigen Zeitungen rufen den „Zorn des Vaterlandes" auf diese unnatür lichen Söhne desselben herab, welche sich die kleine Un bequemlichkeit des Beraubtwerdens durch die Franclireurs und deS Niederbrennens durch die Preußen nicht gern gefallen lasten möchten. Eö ist ein Wirrwarr und eine Feindlichkeit gegen einander, als ob Alles aus den Fugen gehen müßte. Alan kann doch nicht annehmen, daß auch in diesen, der ganzen französischen Nation ungünstigen Nachrichten Lüge und Hochmuth herrscht, wie in allen ihr günstigen, muß also glauben, daß sie wahr sind. Das „Leipziger Tgbl." enthält Folgendes: Gestatten Sie mir in Ihrem Blatte eine Notiz aus eine» Feld postbrief, den ein Coburger Freiwilliger den Seinigc» zukommen ließ, zu veröffentlichen, da dieselbe einen neuen Beitrag zu den französischen Schandthaten liefert. Die betreffende Stelle lautet: „In einen: der letzten Gefechte hat der Lieutenant Sommer auf eine schreckliche Weise sein Leben hergeben müssen. Er war nur ganz leicht verwundet und wollte sich in ein HauS retiriren, welches er von Franzosen leer glaubte; er hatte sich aber ge täuscht und die rohen Menschen fielen über ihn her und schlachteten ihn förmlich und warfen seinen Leichnam ans einen Düngerhaufen. Dort fanden ihn dann später seine Kameraden." — Der Unglückliche war Einjährig- Freiwilliger, hatte sich in verschiedenen Schlachten aus gezeichnet und war deshalb zum Lieutenant avancirt. Die Trauer um dieses Opfer ist in Coburg um so größer, da der Ermordete als junger Beamter durch seinen ehrenwerthen Charakter die Achtung und Liebe seiner Mitbürger genoß. Sachsen. Das königl. Justizministerium hat wieder einige sehr anerkennenSwerthe Verfügungen erlasten. Es wird nämlich wiederholt der Gebrauch von Fremdwör tern, namentlich auch in den Entscheibungsgründen ver boten. Das Ministerium sei „nicht gemeint, den ge rügten Mißbrauch, welcher das Recht der Parteien ver letzt und das Ansehen der Gerichte schädigt, länger zu dulden und werde daher ln allen einzelnen Fällen, in welche» eS künftig einen solchen Mißbrauch wahrnehme,, das Geeignete gegen dessen Wiederkehr verfügen." In ' zwei andern Verordnungen wird den untern Bedienste ten aufgehvlfen, der Schreiberlohn von 2^ auf 3 Ngr. erhöht und den älteren auch noch ein Zuschlag von 6 Ngr. auf den Thaler der von ihnen verdienten Schreibe- löhne gewährt. Die Zahl der in Dresden neu angekommenen Metzer Gefangenen beläuft sich nach dem „Dr. I." auf 2066 Mann. Man konnte kaum etwas Kläg licheres sehen, als diese französische Infanterie und Artillerie. Die Leute waren buchstäblich mit Koth bis über die Knie incrustirt, sie sahen elend, verkommen und abgehungert aus. Sie hatten nach ihrer Waffen streckung 3 Nächte und 4 Tage, sei cs marschirend, sei cs bivouaquirend, unter freiem Himmel zugebracht. Infolge dieser Strapazen kamen von den 2066 Mann gegen 300 krank an und zwar zunächst als Fußkranke. Sie konnten keinen Schritt mehr gehen, hatten bickge- schwollene Füße und theilweise offene Löcher in densel ben. Sie warfen sich auf den Perron und den Fuß boden der Etappen- und Verbandstation, wo jeder eben Platz fand. Die^ Marschfähigc» wurden abgetheilt und nach Uebigau abgefllhrt, die Kranken verbunden und verpflegt und den Lazarethen zugeführt. In Be zug auf die Franzosen hat man die allgemein gemachte Beobachtung bestätigt gefunden, daß die kranken Sol daten einer geschlagenen Armee in höherem Grade der Sterblichkeit unterworfen sind, als die einer siegreichen. Die Gemüthsaffectionen wirken sehr stark auf den Krankheitsproceß ein. Ein zweiter Zug von 1050 Metzer Gefangenen traf am Morgen des 6. Nov. noch in Dresden ein und ist nach Uebigau gebracht worden. Dieselben sehen besser aus, wie die des ersten Transports; 10 Osficiere und 200 Mann von der Division Kummer begleiteten sie. Ein bedeutendes Unglück, bei welchem leider ein Menschenleben zu beklagen ist, ereignete sich in Dresden am 5. Nov. Abends nqch 7 Uhr beim Uebergange des Schienengleises über die verlängerte Louisenstraße in der Nähe deS schlesischen Bahnhofes. Der dort sta- tionirtc Bahnwärter war eben im Begriff, die Bar riere zn schließen, als ein einspänniger leerer Viehwagen diese Stelle noch passsren wollte. Der Wärter zog die Barriere noch einmal auf und sagte dem Kutscher: „Na, fahren Sic noch schnell durch!" Das war nun leider i der Grund zu folgender Katastrophe; denn als gerade daS Geschirr sich mitten auf der Bahn befand, fuhr aus dem Wagenschuppen eine Locomotive heraus und so mitte» durch das Geschirr durch, daß der Wageu ganz zertrümmert, der darin sitzende Führer sofort ge- tödtet und dem Pferd das Hintertheil weggerissen wurde. Ein kleiner Knabe, der hinten auf dem Wagen stand, wurde durch den Stoß herab und eine Strecke weit weggeschleudert, ohne jedoch Schaden zu nehmen. Das „Leipz. Tagebl." berichtet auS Leipzig vom 6. Nov.: Als der gestern Abend ^6 Uhr auf der Thüringer Bahn von hier abgelastene Güterzug über die Station Dürrenberg herausgefahren war, löste sich ein Theil der Wagen, ohne daß eg der Maschinen führer allsogleich gewahrte, von: Zuge loS. Der vor dere Theil fuhr weiter, während die abgelösten Wagen ' für sich nachrollten. Nach einer Strecke, wo die Bahn wieder ansteigt, nnd der eine Zugtheil mit der Loco motive langsamer fuhr, kam plötzlich der führerlos nachfahrende Wagentrai» mit voller Gewalt nach und rannte, bevor etwas zur Abwendung, der Gefahr ge schehen konnte, auf den ersten Zug an. Der Anprall war so heftig, daß 13 Wagen zu Grunde gingen und das Bahngleis durch die ausgehäuften Trümmer un fahrbar gemacht wurde. Glücklicherweise kam das Fahrpersonal ohne allen Schaden davon. (Fortsetzung der Tagesgeschichte im Hauptblatte.)
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