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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.06.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-187006083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18700608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18700608
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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. AuS der Gegend von Freiberg, 2. Juni: Die ZtegeunertruppS, die zuweilen auch unser Land heim suchen, sind doch nicht alle so schlimm, wie man ge wöhnlich annimmt. So kam ein solcher dieser Tage auch in ErbiSdorf an und nahm in dem dasigen Gast hofe Quartier. Er zeichnete sich aber vor andern seines Gleichen sehr vortheilhaft dadurch auS, daß er 3 Wagen und ebenso wohlgenährte Pferde hatte, als es die In sassen waren, und außerdem heidenmäßig viel Geld. DaS Familienhaupt genoß in einem Tage gegen Baar- zahlung nicht weniger als 8 Flaschen Wein und 16 Töpfchen Lagerbier, wie denn auch das schöne Geschlecht nur solches zu sich nahm. Freilich sollen sie auch ein trägliche HocuS-PocuS-Kuren ausgesührt haben, wie in einem Nachbardorfe eine allein für 6 Thlr. Die dumme Welt stirbt einmal nicht auS. Zum Schluß ihres Hier seins haben die Herumzügler auch noch ein musikalisches Freiconcert gegeben. Das „Chemn. Tagebl." berichtet aus Brand vom 3. Juni: Mit gestern hat man den seit lange bestehen den Jahrmarkt zu Grabe getragen; man hat ihn zum letzten Male gehalten auf Beschluß des Rathes. Dieser Jahrmarkt, der ehedem so bedeutend, so frequent war, daß man um seinetwillen ein besonderes, massives Buden haus bauen mußte; ferner, daß er an die 200 Thlr. Vübcn- u. Stättegeld einbrachte; dieser Jahrmarkt war mit der Zeit so znrückgegangcn und herabgekvmmen, daß einige 20 Buden recht wohl genügten, um die Menge der Verkäufer aufzunehmen. Immerhin ist die Sache ein Verlust für die Stadtkafse. In Kadttzsch bei Grimma entstand am 28. Mai durch Ausräucherung eines Kellers mit brennendem Stroh ein Schadenfeuer, das zusammen 15 Wohn- und Wirthschaftsgebäude in Äsche legte. Auch sind 3 Schweine und 10 Stück Gänse mit verbrannt. Preußen. Dem preußischen Staate steht eine neue Vergrößerung bevor, denn aus Lauenburg, welches be kanntlich mit den preußischen Staatsbürgern nur den König und den Grafen Bismarck, sonst aber Nichts gemeinsam hat, meldet man, daß dem zum 9. Juni einberufenen Landtage eine Vorlage über die Einver leibung des Herzogthums in Preußen zugehen werde. König Wilhelm reiste am 1. d. M. nach Ems zu einem zweitägigen Besuche des russischen Kaisers. Welche Bäder der König in diesem Jahre zu frequentiren ge denkt, scheint noch nicht festzustehen. Man spricht da von, er werde nur einige Zeit in Ems und Wiesbaden verweilen. — Graf Bismarck, welcher den König nach Bad Ems begleitete, wird demnächst nach Varzin zu rückkehren. Der „Staatsanzeiger" meldet, daß der König dem früheren baierischen Ministerpräsidenten Fürsten Clodwig zu Hohenlohe das Großkreuz des rothen Adlerordens verliehen hat. Am 1. Juni wurde in Kassel die Industrie-Aus stellung für das gesammte Hauswesen mit der Jubel- Ouvertüre von Weber, ausgeführt von der Manns- feldtschen Capelle zu Frankfurt a. M., eröffnet, worauf der Maschinenfabrikant Keerl die Bedeutung dieses Ereignisses für das Gewerbewesen mit kurzen Worten auseinandersetzte und die Ausstellung für eröffnet erklärte. Seit den letzten 15—20 Jahren haben sich in der Rheinprovinz eine ansehnliche Zahl OrdenSklöstcr aller Art häuslich niedergelassen, verfügen über bedeutende Geldmittel, kaufen große und kleine Ländercomplexe nach und nach an und rufen dadurch bei den Landbewohnern keine freundliche Stimmung hervor. Auch der Kapu- cinerorden mehret sich; derselbe lebt hauptsächlich von Gaben und Almosen. Letzter» Erwerbszweig dachten sich auch zwei Einwohner von Coblenz anzueignen. Die passenden Anzüge waren bald gefunden und auch daS ehrwürdige Ansehen hergestellt. So ausgerüstet durchzogen dieselben die Umgegend und Ortschaften, sammelten angeblich für ihr Kloster milde Beiträge und Gaben. Endlich gelang es der Polizei, diesem Treiben auf die Spur zu kommen und beide, ihres Zeichens Tischler, zu verhaften und wird ihnen wohl jetzt der richtige Begriff über privilegirte und unerlaubte Bet telei beigebracht werden. Auf dem Bahnhofe in Insterburg hat am 2. Juni ein Zusammenstoß zwischen einem Eilzug und einem Personenzug stattgefunden. Die Maschine und die ersten Wagen wurden zertrümmert. Mehrere Personen wur den verletzt. Oesterreich. Aus Böhmen schreibt man der K. Z.': Wer Böhmen seit 25 Jahren genau kennt und als dann häufig bereiset, wie dies bet uns der Fall ist, der wird über die immer mehr zunehmende Verminderung der deutschen Bevölkerung und ihrer Verdrängung durch die Czecheu mit Recht erstaunen müssen. Nicht allein, daß man in Prag alljährlich weniger Deutsch und da gegen immer häufiger Czechisch sprechen hört, so findet man auch in dem reichenberger, leitmeritzer und saatzer Kreise und längs der ganzen böhmisch-sächsischen und böhmisch-schlesischen Grenze, wo früher fast ausschließlich Deutsche wohnten, daß diese in schneller Progression stets abnehmen und durch die Czechen verdrängt werden. In Dörfern, wo noch 1850 kein Mensch nur ein böhmisches Wort sprach, hört man jetzt ungleich häufiger slavische, als deutsche Laute. Es ist dies erklärlich, da die Deutschen in Böhmen jetzt alljährlich in stets grö ßerer Zahl entweder nach Amerika auSwandern, oder sich in Wien und den deutschen Provinzen Oesterreichs ein Unterkommen suchen, leider in neuerer Zeit auch häufig auS Schwäche czechische Sitten und Sprache annehmen. Die gleiche Erscheinung aber findet man im südlichen Tirol, wo daS italienische Element alljähr lich weiter vordringt und die deutsche ländliche Bevöl kerung zurückdrängt, häufig jedoch auch italienisirt, wie man in Riva und bei Botzen recht deutlich bemerken kann, wie denn auch in Krain, Kärnthen und Dalma tien die Deutschen vor den vordringenden Slovenen zurückweichen. Italien. Die in der nächsten Umgebung von Flo renz aufgetauchte Bande ist von den Truppen vollstän dig zersprengt; der Rest derselben, beständig durch Mili tär verfolgt, hat sich in die zwischen den Provinzen Como und Sondrio gelegenen Berge geflüchtet. Einige Grenzgarnisonen sind verstärkt worden. Die Schweiz hat längs der italienischen Grenze behufs Ueberwachung derselben Gensdarmen postirt. Neuesten Berichten zu folge sind die Anführer der Insurgenten wieder in die Schweiz zurückgekehrt. Wie man versichert, hat der Minister des Aeußern eine Beschwerde an die Schweizer Regierung gerichtet, weil sie die Grenzen nicht hin reichend überwachen ließe und die Jnternirung der Flüchtlinge verzögere. Nach einem Telegramm aus Rom wäre für die Proclamirung der Unfehlbarkeit d-S Papstes der Tag St. Peter und Paul von den Anhängern des Dogma'S in Aussicht genommen; alsdann würde das Conctl bis zum 15. October vertagt werden. Gleichzeitig bringt man aber die wichtige Mittheilung über eine Note, welche die französische Regierung neuer dings an die römische Kurie gerichtet habe. Wie mau sich erinnert, hatte man römischerseits die Vorstellungen, welche hinsichtlich der Vorlagen über den Primat und die Jnfallibilität des Papstes erhoben worden waren, damit beantwortet, daß man diese Vorlagen unmittelbar darauf dem Concil hatte zugehen lassen. Die neue französische Note, welche Herr von Banneville beauf tragt worden sei, dem Cardinal Antonelli vorzulesen, würde nun die scharfe Replik auf jenes Verfahren der päpstlichen Regierung bilden. Nach dem „Römischen Briefe" der „AuSgsb. Allgem. Ztg." würde der Inhalt derselben folgender sein: „Frankreich verzichtet auf jede weitere Einmischung in die römischen Angelegenheiten und begnügt sich von nun an, von den Beschlüssen des Papstes und deS ConcilS Kenntniß zu nehmen. Als befreundete katholische Macht hat die Regierung ihre Pflicht gethan und den römischen Hof von der ver- hängnißvollen Bahn, die er betreten, abzulenken ver sucht. DaS ist vergeblich gewesen. Die Kurie scheint entschlossen, sich zu Grunde zu richten; Frankreich wird sich dabei als ruhiger Zuschauer verhalten, nimmt aber die durch die Kriegserklärung des römischen Hofes ver änderte Lage an. Am Tage der Definition verliert das Concordat seine Kraft und erlischt das bisherige Verhältniß zwischen Staat und Kirche. Der Staat trennt sich von der Kirche und die französischen Truppen verlassen den Kirchenstaat." Diese Sprache würde so scharf und die dem römischen Hofe angedrohten Schritte, wie Aufhebung des Concordats und Zurückziehung der französischen Truppen, würden von so weittragender Bedeutung sein, daß wir doch die Richtigkeit jener In haltsangabe einstweilen bezweifeln möchten. Der „AugSb. Allgem. Zeitung wird aus Rom tele- graphirt: Nachdem heute am 4. Juni Bischof Maret vom Cardinal Bilio heftig unterbrochen wurde, wurde die Generaldebatte über die Unfehlbarkeit plötzlich ge schlossen; über vierzig eingeschriebenen Rednern wurde das Wort entzogen. Ueber den Aufenthalt des bairischen PaterS Hölzl in Rom erfährt man, daß derselbe in einer kleinen engen Zelle seine strengen Bußübungen vorzunehmen hat, wo bereits. die giftigen Dünste der Fieberzclt bemerkbar werden. Auf das Recht, «ach Belieben auszugehen, mußte er von vorn» herein Verzicht leisten, und wenn ihm die Erlaube, iß, au» seiner Zelle zu kommen, gegeben wird, muß er sich die Begleitung eines Mönche» gefallen lassen, der ihn wie ein GenSdarm überwacht. So büßt nun der Pater dafür, daß er den ManneSmuth hatte, seinen gelehrten Freund Döllinger gegen Kläffer zu vertheidigen. WaS aber hatte er auch in Rom zu suchen? Man hatte ihn genug gewarnt. Donausürstenthümer. Das israelitische Central, comitee in Paris erhielt ein Telegramm aus Sereth (Donausürstenthümer) vom 30. v. M., wonach am Sonnabend Abend die Israeliten zu Boloschan von den Christen angegriffen und niedergemehelt wurden. Die Verfolgungen dauerten bis Mitternacht. Am 30. Mai erneute sich die Gewaltthätigkeit. Die Juden verließen die Stadt. Die Verfolgten. Endlich war die polnische Grenze erreicht. Es war dunkler Abend darüber geworden und ich hatte noch eine halbe Stunde lang an ihr zu fahren, um an den Ort meiner Bestimmung zu gelangen. Der Weg führte zwischen dichter Waldung zu beiden Seiten. Der Saum des Waldes links bildete die Grenze,- er selbst war noch polnisches Gebiet. Rechts war der große preußische Trap- pöner Domainenforst. Der Weg zog sich eng und schmal hindurch. Dem Kutscher, welcher stets aufmerksam rechts und links geschaut und auf jedes Geräusch hörte, schien der Weg nicht ganz sicher zu sein. Er lugte mit seinen Hellen Augen forschend nach allen Seiten aus, schüttelte mehrere Male brummend den Kopf. Plötzlich hielt der Wagen an. „An der Grenze muß heute was los sein," sprach er dabei in den Wagen. „Fast alle fünfzig Schritte steht ein Kosak, und man meint die lauernden Augen durch die Dunkelheit leuchten zu sehen. WaS mögen die nur Vorhaben?" Er wußte eS nicht, und auch ich und meinSecre- tair, der mit im Wagen saß, wußten es nicht. Gutes konnte es nicht sein, was die Russen vorhatten. Wir mußten von der Grenze abbiegen und kamen an dem Orte unserer Bestimmung an.^ Es war ein lltthauifches Dorf, ungefähr eine Btertelmeile von der Grenze ent fernt, in welchem wir die Nacht blieben. An der Grenze war etwa acht Tage vorher einer jener schweren Exceffe vorgefallen, die an scharf bewachten Zollgrenzen nicht selten Vorkommen, und die an der russischen und polnischen Grenze am allerwenigsten fehlten. Preußische und pol nische Schmuggler hatten gemeinschaftlich die russische Grenzwache überfallen; ein Kosak war getödtet, zwei Straßniks schwer verwundet. Das so gemeinschaftlich von preußischen und polnischen Unterthanen verübte Ver brechen mußte gemeinschaftlich von beiderlei Beamten untersucht werden. Ich hatte preußischer Seit- die Untersuchung zu führen, und der Thatbestand mußte, an Ort und Stelle festgestellt werden. Ich war auf dem Wege dorthin. Am andern Morgen sollte die gemeinschaftliche Ärbeit beginnen. Sechs Meilen von der Gegend entfernt wohnend, mußte ich schon am Abend vorher in dem nächsten Orte, dem litthauischen Dorfe, eintreffen, dessen Namen ich vergessen habe. In dem Dorfe war nur ein Krug, in dem ich übernachten konnte. In den gewöhnlichen lit thauischen Krügen ist Nachts kein Verbleib. Es fehlt eben an Allem, was der Reisende zu seiner Bequemlich keit bedarf. Gerade an daS Allernothwendtgste, eine Schlafstube und Betten, ist am seltensten zu denken. In der allgemeinen Krugstube mag man sich auf einer Streu dem Schlafe hingeben, wenn — man kann. Der Krug in jenem Dorfe hatte indeß Kammern und Betten, und ich hatte schon vorher je zwei davon bestellen lassen, für mich und meinen Secretair, der zugleich mein Dol metscher war. Der Krugwirth empfing uns mit der Nachricht, daß die Kammern, die den ganzen Winter nicht geheizt worden, noch nicht warm geworden seien, und lud uns ein, vorab in der Krugstube abzusteigen. Es war im April und das Wetter kalt und naß, ein scharfer Wind hatte uns vollends durchgekältet. Wir traten in die Krugstube. Ich ging auch auS einem andern Grunde gern hinein, denn es mußten sich Leute dort befinden, von welchen ich erfahren konnte, waS zu der ungewöhn lich strengen Bewachung der Grenze die Veranlassung gegeben habe. Ich hatte mich hierin getäuscht. In der Stube
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