Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209100
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-10
- Monat1882-09
- Jahr1882
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1882
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»""Mp Erscheint täglich ftüh 6'/, Uhr. llrdaklion und Lrvrditto» Johannesgasse 33. -Prechkundr» drr tirdaclisa Vormittag- 10—13 Uhr. Nachmittags -—6 Uhr. -Sr »I »na,»»« r>n,etan»«r» Mnotktt»«« »ird-cn«» ui»« »erbt«»»». «»nähme der für »te «i»ftf«I,e»»e Xiimmrr bestimmten Inserate an Wochentagen bis S Nbr Rockmttta-«. an r»n»- uuv Aksttagr« früh bis'/,» Uhr. 2n drn /ilialrn für Ins.-^nnalunri Ott« Klemm, Universitüt-strahe 31, Louis Lösche, liatharinenstraße 18, p. nur bi« '/,» Nhr. tWMr Anzeiger. Organ für Politik, Localgesihichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L7SVQ Adonnrmrnlsvreis vienelj. 4'/, Ml^, incl. Bringerlohn ü Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2ö Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilaae» oüne Poftbesörverung 39 Mk. Mit Poftdeiörocrung 48 Mk. Inserate Sqespaltrne Petitzeile LS Pf. Gröbere Schriften laut unjerem Preis» verzeickniß. Tabellarischer Lass na« bödrrem Tarif. Uerlamen unter den lledactionsllrich die Svaltzeile 50 Ps. Jmerate sind steiS an die i-rpebttion za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuunmraiiäo oder durch Post» nachnanme. ^-253. Sonntag den 10. September 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtkllnnlmaihuns. Bon heute ab beträgt bei der Relchsbank der Discont 5 Procent, der Lombardzinsfuß 6 Procent. Berlin, den 8. September 1882. Rei ch Sbank-Dtrectori««. Lleffentliche Sitzung -er Ltadtverordneten Freitag, am IS. Trptbr. 1882, Abends «V, Uhr, i« Saal« der 1. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de« Finanzausschusses über Bewilligung elne- BeitrageS zum Baue der neuen PetcrSkirckc. II. Bericht deS BauanSschuffoS über: n Translocation der in der Nähe des NapolconSsteinS besindlichen Pulver- Häuser; d. Veränderung der Abortanlage und Theilung einiger Thürcn im Neuen Theater. IH. Bcricht des Bau», Stiftung»- und OeconomieauSschusseS über Errichtung zweier Ncubauten an Stelle der abzubrechcnden Leichenhalle sowie Todtengräbcrwobnung und Reparatur einer Mauer aus dem Dienen Friedkos. IV. Bericht deS Bau», Oeconomie» und FinanzauSschuffeS über Berlängerinig der Bebannngssrist für den an der Gustav Adolsstraße gelegenen Bauplan Nr. 7. V. Bericht deS Bau- und OcconomieanSschusseS über Fest stellung einer anderen Straßen» und Baufliichtlinie für die an Stelle des Gohliser Wege» tretende Straße. VI. Bericht de- Oeconomiean-schuffe« Uber: ». dir Ver- breilerung der Schloßbrücke; d. den Neubau der über da» Conncwitzer Absallivaffcr an der Hobe» Brücke nach dem Apitzschbolze bei Connewitz führenden Psostenbrücke. Vrkanntmaihung. In den Tagen vom 12. bis m»t 14. diese- Mo nat- wird in unserer Stadt die dieSjäbrige Hauptver sammlung deS evangelischen Verein- der Gustav- Adolf-Stiftung abgehalten, mit welcher zugleich die Feier de» fünfzigjährigen Bestehen- dieses Vereins verbunden ist. - Bei der segensreichen Tbätigkeit und der hohen Bedeutung deS Gnstav-Adols-DereinS für die weitesten Kreise der evangelischen Kirche erscheint eS sehr wünschenSwerth, daß während der Tage seiner fünfzigjährigen Jubelfeier unserer Stadl auch äußerlich ein festliches Gepräge verliehen werde. Wir ersuchen daher die Bewohner derselben — wie wir selbst die öffentlichen Gebäude beflaggen werden —, auch die Privatgebaude mit Flaggenschmuck zu versehen. Leipzig, den 7. September 1882. Der Nath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Harrwitz. Vrkannlmachung. In Gemäßheit deS tz. 1 der Instruction für die AuS- stchrung von Wasserrohrleitungen und Wasseranlagen in Privotgrundstücken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr LouiS Naumann, Stcrnwartenstraße Nr. 24 hier, zur Ucbernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemcldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Borrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 7. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Atlmann. In den Monaten IM und Auguü 1882 erlangten da» hiesige Bürgerrecht: «ndrich, Friedrich Gottlieb, Hausmeister, Brühl bl. Bergmann, Gottfried Eduard, Kohlenhändler, Neukirchhof 31. BlöVnrr, LouiS Bernhard, Schneider, Erdmannsstraße 18. Bollans, Earl August Robert, Stadtorchestermitgl., Zeitz. Str. 19d. Brnggemann, Gustav Friede. Willi., Schlossermstr., Tauch. Str. 6. Trümer, Julius Robert, Königs. Finanzrath, JohanneSgasse 3. Eck. Leonhard Matthäus, Schriftsetzer, Neßstraße 11. Fichrig, Adolf Wilhelm Julius, Stadtorchestermitgl., BerlchtSw. 2. Franz. Julius Friede. Ferdinand, Böttchermstr., Sidonlenstr. 27 (scrttz, Andreas Franz, Kaufniann, Berliner Straß« 3. t-etzer, Otto. Hilfslehrer b. d. Realschule I. O„ Schleuß. Weg 4. Hartkopf, Johanne- Friedrich Albert, Maler, Sidonienstraßc 32. Haupt, Gottfried Theodor Julius, Kaufmann, Nordstraße 47. Verdi«, Friedrich Ludwig, Amtsrichter, Hohe Straße 38. > Hörttzsch, Earl Adolf, Agent, Lindenstraße 3. ^ohannsen, Oscar Andrea-, Maler, Hohe Straße 26. IsSkh, Benjamin Simon, Kaufmann, Gartenstraße 4. »«» geller, Earl Heinr. Alexander, Raths-Exped.» Südstraße 6S. Köhler, Earl Moritz, Hausbesitzer und Holzhändler, Braustraße 3. Kudbank» Johann Moritz Franz, Feuerwehrmann, Weststraßc 22. Leischner, Emil Bernhard, Buchbinder, Blücherstraße 27d. Lcrz, Friedrich August Oscar, Kausmaii», Bairische Straße 8. Licht. HanS Paul Ferdin. Albert, Buchhändler, Bairische Str. 138. Menzel, Friedrich Hermann, Markthelfer, Turnerstraße 9e. Mlinvt, Carl Vernbard, Kaufmann. Wielcnstraße 23. Rlentzold, Larl August Albert, Hr.iur. und PolizeiamtSreferendar, Nürnberger Straße 38. Veglau, Ferdinand, Procurist, Tanchaer Straße 11. Plciser, Jodann Ferdinand, Architekt, Promenadenftraße IS. Pflugmachrr, Franz Lover. BuchhandlungSgehtlse, Schrebcrstr. 16. Rclnicke, Ernst Robert, Schlolier und Theilhaber der Firma Rcinicke Sr Co., ErdmannSstr. 7. Ritzel, Friedrich Gustav Maximilian, Buchhandlungsgehilfe, Nürn» berger Straße 31. Schiffner, Friedrich Paul, Jnspector der Schlesischen Feuer»Ver sichcrungS-Gefellichait, Davidftraße 10. Schmalftieg, Johanne» Franz, Schneidermeister, Schloßgass« 13 d Schnlz, Albert Emil Gustav, Kaufmann, Zeitzer Straße Ibo. Tickei, Earl Albert, Kaufmann, Gartenstraße 9. 2«r>n«rtz. Heinrich William Justm, Avotdeker, Elsterstrabe 2b. Weber, Georg David LouiS, «ausmann, Zeitzer Straße 40. Winkler, Friedrich Gustav. Rcstaurateur, Windmnhlcngasl« 12. Zeller, Friedrich Dandor, Polizei.Schutzmau», Windmühlenweg 32. Ausktllung drr Llituiiirfe für die Vörse. Die Eoncurrenz-Entwürle für den Bvrlenbau sind vom 6. bi- 10. d. M. in der «uln der Universtlät öffentlich au-gestellt, und zwar am 6., 7. und 8. von 10 bis 1 und 3 bis 5 Uhr, am S. nur von 10 bis 1 Uhr, am 10. von '/,N bis 4 Uhr. Leidig, den b. Sevkember 1882. Tie Handelskammer, vr. WachSmuth, Vorsitzender, vr. Genick, S Ginla-nng. vie ftierttche Grundürinlrgnng für die neue Peterskirche wird Sonntag, den 17. September d. I. Nachmittags 3 Uhr stattfinden, und beehrt sich der Unterzeichnete Kirchenvorstand, auch hierdurch dazu, sowie zur Brtdeiligung an dem daraus folgenden Festessen im Saale de« gaulmännischen BcrrinShausrS Nachmittags 6 Nhr ;anz ergebenst einzuladen. Festprogramme, welche zugleich nach dem Eintritte de» von der Realschule I. ausgehenden Festzuge- den "»tritt zu dem Bauplatze gewähren, sind nebst der Zugordnung für Obermann unentgeltlich, aber unter Nennung de-Namen», in der xpedition der PctcrSkirch« (PeterSkirchhos Nr. I) und am Festtage leibst auch in der Wohnung de- Küsters lAlbertstraßc Nr. 38, Part.) u erhalten. Wir loden insbesondere die Mitglieder der PeterS» irchen-Parochie herzlich zu zahlreicher Theilnahme an der seltenen Feier ein. Leipzig, den 8. September 1882. Der Kirchenvorstand zu St. Petri. v. Fricke. Anmeldungen zu der Festlascl bitte» wir bis Freitag, den 18. September, in der Kircheii-Expedition oder im Fcstlocale bewirken zu wollen. Preis de« SonvertS 8 Mark. Wege» Reinig,mg tcr Räume bleiben die Ttadtcassk und die Ttiftnnq-buchdalterei stir Donnerstag, den 14. diese- MvnatS, geschloffen. Leipzig, den 9. September 1882. DeS Raths Ainanzdepntation. Auktion tu der Vode'schen ToncurSsacke Montag, den 11. September d. I., Vormittags von 9 Uhr und Nachmittag» von 2 Uhr ab im Grundstück Albertstraste Skr. 30 hierselbst. Zur Versteigerung gelangen: 1 Pferd, Wallach, 15 Jahre alt, 1 Preschwagen, 1 Kastenwagen 1 Dasserwagen, 1 Rungenwagen, 1 Kastenkarre, 1 Schlitte», Pferde geschirre, 1 Futterkasten, 1 Pserdekcippc für 8 Pferde aus festen Stempeln, mehrere Schellengeläute, 1 Gelchirrbock, 1 Trockcnichuppen aus Abbruch, 1 Rainuihäe, 1 Tau, 100 Elle» lang, 2 kleinere dcrgl., Hobel», Füge, und Schmiedcbänke, I Werkzengschrank, Hobel, Sägen und dcrgl. Werkzeug, 100 Stück unbearbeitclc Wagendeichseln und Wagenhallen, 2 Doppeltyürcn re., ferner: . größere Partien Brennholz, Fußbodentafcln, Deckcnlchalbreter, Balken und Pfosten, Stämme, Breter, Latten, Stangen, Karren- und Steif» Hölzer, gedrehte Treppe „docken, eiserne Treppenverzierungcn, Nägel, Schrauben, alte- Eisen re. re. Plagwitz, am 7. Scplembcr 1882. Die vrtünerlchte. Uhlig. drr Partei zum Gesetz von 1880 bat am wenigsten die Fort schrittspartei ein Recht zu klagen. Wir wollen den allen Streit, ob cs woblgctban war, jenes Gesetz anzunchmen, heule nicht erneuern. DieZustimmenden wurden von dem Strebe» ge leitet, Milderungen im kirchlichen Kamps cintrcten zu taffen, insbesondere die Wiederherstellung der Seelsorge :u erleichtern, >vo eS ohne Verletzung der Principien der Maigefetze geschehen konnte. Tie Fortschrittspartei, die, zum Theii wenigstcnS. den Anträgen Windtborst aus Abschaffung des JntcnürungS- Gesetzes und ans Freigebnng deS MeffelelenS und Sacrament- pendenS znslimnlte, die auch jetzt wieder an verschiedene» Orten Wahlbündnisse mit den Uttramontancn sucht, sollte aus diesem Gebiet mit ihren Vorwürfen besonders vor sichtig sein. Leipzig, 10. September 1882. Ter „Deutsche Reich»- und preußische StaatSanzeiger" bringt diesolgcnde (hier wiederholte)Kundgebung: „Se.Ma je sät der Kaiser hat an» Anlaß der Sedanseier, sowie im Laufe de- SommerS zahlreiche Telegramme empfangen, in denen patriotische Vereine und Versammlungen, wie Kricgcr- und Schützcnvcrcine, Wahlversammlungen, n. A. auch der conservalive Provinzialverein in Stettin, ihre Huldigung dar gebracht und da- Gelübde ihrer Anhänglichkeit und Treue erneuert haben. Se. Majestät zollen den Bestrebungen der gedacklcn Vereine Anerkennung und sind durch die erwähnten Huldigungen auf das Angenehmste berührt worden." Nichtamtlicher Theil. In den preußischen Wahlen. Da» Central-Wahlcomit- der Fortschrittspartei in Berlin verbreilct in den Wahlkreisen, wo cs nationaltiberalc Can- didaten zu bekämpfe» gicbt, wie in Pinncberg, Tvndcr», in hannoverschen Wahlkreisen, in Lennep-Solingen und ander wärt» Flugblätter, die für Verhatlniffe der einzelnen Wahl kreise spcciell zugcstutzt, aber doch fammtlich nach einem bc stimmten Rcccpl geschrieben sind. Ten natioiiatliberalen Candidaten werdcn mit überein, stimmenden Worten ihre Abstimmungen, namentlich in Beziehung auf den Steuererlaß, die Bewilligung der ge heimen Fond», die Verstaatlichung der Eisenbahnen und ^a- kirchenpolitische Gesetz vom Jahre 1880 zum Borwurf ge macht. Eine im Wahlkreis Lennep-Solingen verbreitete Ent gegnung von nationaltiberalcr Seite unterricht diese Bor würfe, welche überall den hauptsächlichen Inhalt der fort schrittlichen Angriffe bilden, einer sehr treffenden Kritik Bezüglich deS Steuererlasses wird daran erinnert, daß nicht nur sämmtliche Nationallibcrale und fast alle Freiconscr- vative, sondern auch (im Herrenhauses Herr von Forckenbcck gegen denselben stimmten und daß Herr Hänet damals er« rlärte: „Für die Annahme dieses Erlasses spricht lediglich ein rein taktischer Grund, der nämlich: sich von der Regie rung in einer Wahlparole nicht ttberbictcn zu lassen. Im klebrigen läßt sich heute weder ein einmaliger, noch ein dauernder Steuererlaß rechtfertigen." Dem Steuererlaß stand damals ein ungedeckte» Deficit gegenüber, er konnte nur durch Schuldeumachen ermöglicht werden. Tie erlassenen Steuern sind den Wählern nicht geschenkt, sie werden sie an einer andern Stelle bezahlen müssen, und wer für den Steuererlaß gestimmt hat, über nahm auch die Verpflichtung, die Mittet dazu beschaffen zu helfen. Bloö zum Zwecke einer Waklüberbietung seht die nationalliberale Partei allerdings die solide Finanzwirthschast de» preußischen Staat» nicht aufs Spiel. Nicht schwerer ist die Rechtfertigung bezüglich der anderen Vorwürfe. WaS die Bewilligung der geheimen Fond» be trifft, so ist die gesammte nätionalliberale Partei stet» für dieselben eingetreten und wird sie jedem Ministerium von welcher Partei immer bewilligen, weil sie von der Ansicht auSgeht. daß Dispositionsfonds in geringer Höhe von keiner Regierung entbehrt werken könne». Auch die Seccs- sionisten wollten in der letzten Session von den ge forderten 90,000 nur das für die „Provinzialcorre- spondenz" verwendete Drittel streichen; den Rest, also dir eigentlichen gebeimcn Fonds, wollten sie bewilligen. Die Zu» stimniung zur Verstaatlichung der Eisenbahnen bedarf kaum mehr eines Wort» der Rechtfertigung. Wir glauben nicht, daß man mit diesem Vorwurf irgendwo gegen die National- liberalen etwa» auSrichten wird. Man braucht nur aus die llOO Kilometer neuer Ekc»ntairbahnen hinzuweilen, welche seitdem >n Angriff genommen worden sind und ebne die Ver staatlichung niemals gebaut worden wären. DaS ist die .,Schädigung der Berkebrsentwickelung", über welche fort schrittliche Redner klagen! Die günstigen Folgen dieser großen wirlbschasllichcn Reform werden sich mit jedem Jahr deutlicher berauS- ftellea und die Gegner der Verstaatlichung werden sich bald ihre- ablehnenden Votum» nickt mebr rübmen. Ucbrr die angebliche schwankende Haltung der Nationallibcralen in der kirchcnpolitischen Frage und die Zustimmung eines TheitS In der Mittheilung, daß dem BundeSrath ein Antrag auf Einführung einheitlicher Postiverthzcichen für daS ganze Reick zugehcn solle, hat man wohl — so wird u»S versichert — nur den Ausdruck der Wünsche zu erleniien. wie äe im Neichspostamt gehegt werden. Ob die ossiciöse Ankündigung auch im Namen deS Fürsten Bismarck er- olgle, ist und bleibt z»i» Mindeste» zweiselbast. Man wird ich erinnern, daß derselbe bestimmt hat erklären laste», die Frage gehöre lediglich in die „Gelchrtciisiulen", nachdem die bairische Negierung ein Ausgcbe» deS PostrcservatrcchtS ab- gclchnt. Damit würde man die Angelegenheit snr erledigt »alten können, eS sei den», daß inzwischen von München aus ein spontanes Entgegenkommen sich kuudgegcben hätte. Fehlt eS an einem solchen, so sind alle Versuche, die Angelegenheit im S:o»r der Gleichmachung rum Abschluß zu bringen, vergeblich. Baiern ist nicht Hamburg, und für die Beseiti gung der bairischen Postmarken wird der Reichskanzler die E„kfeffelu .g der politischen Lcidenschasten weder bewirken können »och wollen, wie sic gegen die Freihaseiistcllnng der Hansestadt ansgebotcn worden ist. Für den Rcichsgedanken qiebt eS wirklich kaum etwa» GleichgilligercS, als diese Doctorfragc der Poslwertbzeichen. Es dürste nicht unpraktisch sein, daraus hinzuweisen, daß bei Gelegenheit der öffentlich verhandelten Angelegenheiten der Mischehen sich wieder die kleinen römischen Jmperiinenzcn gegen die Protestanten gezeigt haben, aus die es sich ver lohnt, ösfeilltick zu sahnte». Ni an spricht im römischen Heer lager, wie der Brief dcS katholische» Pfarrers an der Hcv- wigSkirche in Sachen Forckenöech's neu bewies, nickt von pro testantischer „Trauung", nein, man »e»»t sie nur „Ein segnung", weil inan nur eine römische, kirchlich - rechtliche „Aiivcrtrauung der Ehegatten", wie der ursprüngliche Name war, kennt. Ganz geflissentlich will die römische Kirche sichten taffen, daß sic die „allein scliginachcndc" sei und daß die anderen Kirchen und Christgemciiischaslen wohl verschiedenes Ritual vollziehen, aber daß sie allein Stempel und Siegel zu führen habe. 'In den amtlichen Zuschriften der Aufgebote z. B. beliebt man gern solgenbe Dictivn: Bräutigam N. N., katholische Religion, und Braut X. X.. lutherische Con- session, als ob das Katholische wohl eine „Religion", daS ist eine göttliche Institution, das Evangelische oder Lutherische bloS eine „Confessio»", das ist eine jchisiuatische Meinung, sei. Hier werden die evangelischen Geistlichen gut thun, den Spieß »mzudrehen und jedes derartige zu beantwortende Auf gebot auch in der Form znriickzttges'eil: Bräutigam N. R., lalbotischer „Conscssion", und Braut st). R., lutherischer „Religion". Ganz dieselbe Sacke wiederholt sich bei Taus- angclcgenheiten. Hier liest nia» die subtilen Unterschiede: katholische Gevattern werden ausgesührt als „Palben", evangelische hingegen als „Taufzeugcn", weil der „Pathe" als „Mitvater" gleichsam etwas volleres sei als der Taus- zruge. In so gespannten Momenten, wie gegenwärtig, thu» wir gut, dergleichen kleinen Impertinenzen aus die Finger zu sehen, denn da» Licht der öffentlichen Meinung ist daS beste Schutzmittel gegen Ucbergrisfe und versteckt« Arroganzen. Dir klerikalen und conservativen Blätter über- bicten sich in Ausdrücken deS Spottes über den neuesten Artikel der „Prov.-Corr."; so schreibt heute die „Germania": „Inzwischen ist eS augenscheinlich, daß die treu gouverncmentalen Wähler in Berlin eher für den capi- talistischcn Löwe als für den christlich-socialistischen Stöcker stimmen müssen, was sich die zu Walstinännern erwählte» Beamten reiflich überlegen sollten." — Und da» conlervative „Deutsche Tage bl." sagt mit Bezug auf den Versuch der „Nordd. Allg. Ztg."» die „Prov.-Corr." hcrauSzubaucn: „Somit wäre eS nach unserer Meinung, namentlich wenn man die beiden „Sätze" der „Provinzial-Corresponkenz" ans ihren inneren Zusammenhang prüft, immerlnn denkbar, daß blShcr kein Anhänger der BlSmarck'fchen Politik den Meister richtig verstanden habe, und wir müßten uns diefcS Falles aus die Hoffnung zurückzieben, daß der Einzige, tcr ihn ver standen hat, ihn falsch verstanden habe." Die „Kreuzzeitung" hält e» nicht für unwahrscheinlich, daß ein neues VerwrnkungSgesetz nicht werde cingebrackl werden. „Er scheint neuerdings a» maßgebender Stelle die Ansicht mehr gewürdigt zu werken, daß die Lölung der brennenden Steuersragcn in Preußen sich im Wege einer organischen Gesetzgebung leichter werde erreichen taffen als durch die bisher beliebte Form der VcrwciidnnzSgesctze". Wenn man sich erinnert, wie bitter »och vor Kurzem der Reichskanzler sich über die Behandlung de» VcrwcnknngS gesetzt» im Abgeordnetenhause beklagte, wie cntschicte» er gerade die Erledigung eine» solchen Geseste» al» bauplsäch lichste Ausgabe de» neuen Abgeordnetenhauses bezcicknete, wie er drohte, daS Haus immer und immer wieder auszulösen, ti» er ein VcrwriitimgSgeleh z» Stanke gebracht, dann klingt die Nachricht der „Kreuzztg." überraschend genug. Wir würden e» inbeff keineswegs bedauern, wenn sic zutrifft. Nachdem der Hiu. rgrund deS Tabakmonopols weggcsallen, ist ein neues VcrwcndungSgesetz mit seinen hundert oder zweihundert Millionen neuer ReichSeinnahmen erfordernden Verwendungs zwecken noch gegenstandsloser und unnützer als in den voran- gegangcncn Sessionen. Ter Weg tcr „organischen Gesetz gebung" verspricht auf alle Fälle die Sacke mehr zu fördern; hoffentlich schlägt er aber nicht die von den Socialpotilikern der „Provinzialcorrespondcnz" angedcutete Richtung ein. Die Auslösung der Berliner Stadverordneten- versammlung ist, — so wird jetzt bestimmt off i ei öS ge meldet — nunmehr als nahe bevorstehend anzuschen. Auf diesbezüglich geschehenen Antrag deS StaatSmiinsteriuinS hat der Kaiser die Auslösung deS Collegiums genrhmi-zt. sc heißt in der betreffenden Mittheilung dann wörtlich: „Dieser Maßregel, deren Bedeutung wir nickt im Mindesten unter schätzen, liegen nicht Gründe der sogenannten hohen Politik, sondern vieiinchr nur sactischc Verhältnisse unter, deren Er wägung allerdings zu einer so durchgreifenden Maßnahme wie die bevorstehende Auflösung der Stadlvcrordselcnver- sammlung sübrrn mußte." Man schreibt un- auS Berlin: „In liberalen Kreisen der Hauptstadt erregt e» einige- Aussehen, daß die bekannte, von dem Rabbiner Philippson in Bonn herauSgegebene „Allgemeine Zeitung deS JudenthumS" in ihrer neuesten Nummer einem Leitartikel Ausnabme gewährt hat, welcher die Juden allen Ernstes ausfordert, bei den politischen Wablen für den Fürsten BiSmarck und besonder» für seine socialpolitischcn Pläne einzutreten. „Das Jndenthum", heißt e» da, „ist verbättnißmäßig wohl- kabend und intelligent. Der Wohlhabende wird seinen Wohlstand conscrviren wollen; er wird deshalb zur staats- erhaltcntcn, nickt zur umsturzsuchenden politische» Partei sich bingezogen fühlen. Der intelligente wird seine bester« Einsicht dadurch bcnrkundcn, daß er der Stimme de» Temagogen kein Gehör schenkt, daß er unterscheidet zwischen leeren, wenn auch schön klingenden Redens arten und der kräftigen Hand, die das StaatSgekriebe regelt und ordnet. .. . Seiner eigenen Schwäche bcwuxt, hat der Antisemitismus sich hinter die „rechten" Parteien ver krochen; die „linken", stets bereit „Stimmen zu angeln", haben dieS benutzt und daS Jndenthum in ein sogenanntes fortschrittliche» Lager gezogen, welche» zwar — pkrasenreich wie eS ist — sehr schöne Reden gegen die Stöcker und Hruricr gehalten hat, aber nicht eine ÄuSschreitung der Antisemiten zu inhibiren verstand; während die Staatsgewalt, das Ministerium, kurz gesagt, die „Rechte e» gewesen ist. welche den thatsäcklich geschaffenen Wandel, den Niemand leugnen wird, hrrbciaeführt hat". Man traut seinen Augen nicht, wenn man so etwa» liest! Der Verfasser de» Artikels, mit dem übrigens die Redaction deS Blattes nicht in allen Stücken übereinstimmcn zu können erklärt, hat offenbar keine Ahnung von den Hetzreden, welche die von ihm genannten Stöcker und Henri« gerade in jüngster Zeit wieder haben batten dürfen, von den Resolutionen und Petitionen, die CtaatSrcgierung möge die Synagogen unter Polizei- Aufsicht stelle», auf Grund mosaischer Vorschriften über da» Jubeljahr den Juden ihr Eigenthnm nehmen u. s. w., sonst würde er nickt von einem „tbatsächlich geschaffenen Wandel" rede», von dem hier leider Niemand etwa« weiß. Und sollte seine Stimme mit dazu beitrage», daß die von ihm gelobt« „Rechte" in den parlamentarischen Körperschaften eine un- zweifelbaste Majorität erhielte, so würde er höchst wahr scheinlich aus allen Gebieten deS SiaatSlcbcnS Erfahrungen sammeln können, die snr ihn und seine Glaubensgenossen recht trübselig wären. Aber eS wird immer Blinde geben, denen nun einmal nicht zn Helsen ist, weil sie nickt sehen wollen." Die in Neichenberg angekündigte Demonstration der czechi sehen Turnvereine wirst bereits ihre Schalten voraus. Wie nämlich von dort gemeldet wird, ist die „Reich en- bcrger Zeitung" wegen eincS „ZurAbwehr der czecküschen Turner-Invasion" betitelten Artikels von der Staatsanwalt schaft consiScirt worden, waS in den czcchischcn Kreisen selbst verständlich großen Jubel erregte. In Südösterreich arbeitet die Slavisirung mit Hochdruck. Zumal in Krain sind die Deutschen bereits völlig wehrlos an die Wand gedrückt, worüber die slavischcn Blatter (ein deutsches gicbt eS in Krain nicht mehr) ein fanatisches Triumphgeschrei anstimmen. Nun hat auch noch vcr überivigend aus Slavcn bestehende Lai back er Geineinde- rath beschlossen, an sämmtlichcn Bolksschulcn LaibackS die slowenische Sprache als ausschließliche Unterrichtssprache cinzusühren und in diesem Sinne an den LandeSscbutrath die Aufforderung zur Durchführung jenes Beschlusses zu richten. Die deutsche Minorität teS GcmcinderalhcS protcstirte zwar dagegen, ward aber von de» Slave» in l ssenklicber Sitzung als „machtlos" und „gänzlich abg.takclt" verhöhnt. An- Lemberg kommen jetzt für die dortige polnische Wirthschaft reckt bezeichnende Nachrichten. So mußte die Lcmbcrgcr Strafkammer, die ausschließttch auL P olen bestellt, in dem im Sande verlaufenen Rnthcnenproccß eine ganze Reibe Steckbriefe zuriicknekmen, die jene gegen rus sische Staatsangehörige ertasten balle. Die Namen dieser Personen sind: Professor Budilowitsch, Erzpriester Cybik, Director Palmow, Frau Lywizka-Sotdawka. Professor Sokotow und der Techniker Sagolchkin. Nur gegen Mieroslaw v. DobrzanSki wurde der Steckbrief aufrecht erhallen. Erster«: war zwar als Rntbene öster reichischer Staatsbürger, ist aber gegenwärtig naturalisirker Russe und befindet sich als Scerctair im russischen Mini sterium keS Innern. Gleichzeitig kommt auS Wien die Nachricht, die dortige russücbe Botschaft habe von der öster reichischen Regierung die Vorlage der Acten deS Rnthcnen- ProeesseS verlangt. Wie aus Petersburg telegraphisch gemeldet wirb, sind in Kronstadt abermals drei russische Marineössiciere, at- deö Nihilismus verdächtig, verhaftet worden. Ein Kopenbagener Corresponkcnt der Londoner „St. Jame» Gazette" meldet diesem Blatte nntcrm 2. Sep tember, daß die Anwesrnbcit deS Königs und der Königin von Dänemark sowie des Prinzen von Wale» in Deutsch land dazu benutzt worden ist, um den Herzog von Cnmberland zu bewegen, seinen Ansprüchen aus den Thron von Hannover zu entsagen und sich mit der preußischen Regierung zn einem Uebereinkommen z» verstehen in Betreff seiner Erbansprückc aus daS Herzogthnm Braun- schweig-Lünehnrg. ES wird ferner mitgetbeilt, daß der König von Dänemark bei ivlcdcrhottcn Gelegenheiten, auS freiem
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