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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-14
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1882
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Erfchetmt täglich srLH 6'/, Uhr. Ue»«r1isn »nd Lrvrditi«» , gohanneSgasje 38. SPrechüuiiürn -er Urdartisin BoimittagS 10—12 Uhr. SiachnnliagS 5—6 Uhr. >» «, «»a^»« «--»«cns», «sch» »ch »» «et-rtu!» u>Ll »«rtmtzicch. Am,«»«« »er f»r h » »tchftk -i»««er »eftt««tn> Anjerete «, »ache«r>>,rn tl» L Uhr Nach«it1»,». o. Len»» »«« K,stta,e« fritz »i«Uhr. 3» -ei, Filialen für Iils.-^nnatzmr: vtt« Klem«, UniversitStSftr-ße 21» Lest» Lösche, Katharineuftraße 18, P. nur »i» '/,» Uhr. NMgcr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L7,S00. Adouurmrlusvrris vienelj. 4^/, MiU, tncl. Bringerlohn s Mk.. dura, die Post bezogen ü Mk. Jede einzelne Nummer 2s Pf. Lclegezeinplar 10 Pf. Gebühren iür Eziradeilaqe» ohne Postbeioroenmg 20 Mk. Mlt Poftbeiorceruug 48 Mtl Inserate «gespultene Petitzeile 20 PH. Aröbcr« «chrcsien !aur uujrrrm Prri»- oeezeiwniß. ladellanscher «atz naa> höherem Laris. Lerlamrn unter den Ne-uctionsllrich die Svaltzeile 50 Pf. Zmerate sind Hers an die Erpedlno« jU sciidea. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung praeiwiiK-i'uwio oder durch Post- uacnnahme. ^-257. Donnerstag dm 1t. September 1882. 70. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmlnhung. Während de» Baue- o«S Weges von der Marienbrücke über die Mückernschcn Wiesen wird die Marienbrücke sür den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 12. September 1882. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. 1)r. Wangemann Wegen Reinigung der Raume bleiben die Ttadteaffe und die SttftungSbvchhalterei sür Donnerstag, den 14. diese- MonatS, geschlossen. Leipzig, den 9. September 1892. DeS RathS Finaazdepntatto». Einladung. vre stlerliche Grundsteinlegung sSr dir neue Prterskirche wird Sonntag, den 17. September d. I. Nachmittags 3 Uhr stattfinden, und »«ehrt sich der unterzeichnet« Kirchenvorstand, auch hierdurch dazu, sowie zur Beteiligung an dem darauf folgenden Festessen im Laale de» Nausmännischen BeretnShauseS Nachmittag» 6 Uhr ganz ergebenst einzuladen. Festprogramme, welche zugleich nach dem Eintritte de» von der Realschule I. ausgehenden Festzuge» den Zutritt zu dem Bauplatz« gewähren, sind nebst der Hugvrdnung sür Jedermann unentgeltlich, aber unter Nennung des Namen», in der Expedition der PctcrSkirche (PcterSkirchhos Nr. 1) und am Festtage selbst auch in der Wohnung de» Küster- (Älbertstrahe Nr. 88, Part.) z>> erhallen. Wir laden insbesondere die Mitglieder der PelerS- Iirchea-Parochie herzlich zu zahlreicher Theiluahme au der selienen Feier eia. , Leipzig, deu 8. September 1982. .. Der Kirchenvorstand zu Gt7 Petri. v. Fricke. Anmeldungen za der Festtafel bitten wir bis Arettag, de« IS. Geptemver, in der Kirchen-Expedition oder im Festlocale bewirken zu wollen. Pret» de» Couvert» 8 Mari. Lonturren; für den Vörsenbau. LI- Enttvllrs« sür deu Börsenban könnrit, soweit sie nicht zur «ngereu Wahl für die -lu-sührung gebracht stad, i» der Zeit vom 12. bis 14. d. M. bei dem Universität-- Castrllan gegen Rückgabe der Empfang» Bescheinigung wieder abgcholt werden. Leipzig, den 11. September 1882. Tic Handelskammer. vr. Wachsmuth, Bors. vr. Gensel, S. wird es immer bei diesen Fürsten sein, die eine Soldaten dynastie im edelsten Sinne de- Worte» bilden. In solcher von seinen großen Ahnen überlieferter Pflicht- und BerusStreue hat unser Kaiser einen nie ermattenden ThätigkeitStrieb in sich wach und rege erhalten, der, verbunden mit der Strenge und Einfachheit feiner Lebensweise, seinem Greiscualter eine Rüstigkeit verlieh, wie sie — von Karl dem Großen und Barbarossa nicht zu reden — selbst im klassischen Lllterthum von wenig Herrschern bezeugt wird. Wurde rS doch an jenem seit HannibalS Tagen furchtbarsten Feinde der Römer, dem politischen Könige MithribateS als etwa- ganz Besonderes gerühmt, daß er noch mit siebzig Jahren bewaffnet zu Pferde gestiegen sei. Unfern Kaiser aber sieht man noch mit der Last seiner sünfundachtzig Jahre bald hier, bald dort zu kriegerischer Uebung fest im Sattel! Den Anstrengungen der Manöver in Schlesien folgen nun die Beschwerlichkeiten des Felddienste» in Sachsen; eine mühevolle Thätigkeit, die unsere ganze Bewunderung verdient. Wir begrüßen Kaiser Wilhelm auS vollem Herzen; denn ein festes Band verbindet unser sächsische» Herrscherhaus mit Seiner Majestät. Wer dächte nicht der glorreichen Tage des ranzvsischen Feldzüge-, in dessen Verlauf Kronprinz Albert, unser jetziger König, an jenen Schlachten tbeilnahm, die mit dazu beitrugen, den Ruhm und die Ehre der deutschen Waffen in alle Welt zu tragen? Der Wafsengenoß König Wilhelm'« ist auch heute noch — wie damals im Krieg, so jetzt im Frieden — der treue Freund deS Kaisers, allzeit bereit, mit seinem Volke sür die Interessen de» großen Vaterlande-, für daS geeinigt« deutsche Reich mit allen Kräften einzustehen. Möge dieses schöne Band unser Land immer fester an daS Reich ketten; möge Sachsen in edlem Wetteifer mit den anderen deutschen Stämmen, die nun ein Ganze» an Haupt und Gliedern, daS innere Einigung-werk fördern Helsen und zur Schlichtung alter Gegensätze beitragen! Wo des Kaiser» Fahnen wehen ist auch in alle Zukunft unser Platz Unser Denken und Empfinden aber saßr sich heute angesichts der Kaiserlage in Sachsen zusaipmcn in den Einen Ruf: Gott erhalte, segne «ad beschütze ««seren Kaiser! Roiilenliefermig. Für die hiesige Schule sollen ungefähr 2000 Ttr. gute böhmische Braunkohlen geliefert werden. Die Lieferung soll auf Grund der in der Schulerpedilion einzusehendeu Bedingungen vergeben werden. Die Angebote sind versiegelt unter der Bezeichnung „Kohlenlieseruug' bit zum 28. September bei dem Unterzeichneten Schulvorstande ein zureichen. Gohlis, 11. September 1882. Der Schulvsrftand. vr. W. Seydel, Bors. Nichtamtlicher Theil. Willkommen dem Kaiser. ..Wer ist der greise Siege»»«», Der uns zu Schutz und Wehr Für's Baterland zog in da» Feld Mit Deutschlands ganzem Leer? Wer ist es, der vom Baterland Den schönsten Dank empfing? Bor Frankreichs Hauptstadt siegreich stand lind heim als Kaiser ging? Du, edle» Deutschland, freu» dich Dein König, hoch und ritterlich, Dein Wilhelm, dein Kaiser Wilhelm tsL-l „Wer hat sür dich in blut'ger Schlacht Besiegt den ärgsten Feind? Wer hat dich groß und stark gemacht, Dich brüderlich geeint? Wer ist. wenn je ein Feind noch droht, Dein bester Hort und Schutz? Wer geht sür dich in Kampf und Lad» Der ganzen Welt zum Trutz? Du, edleS Deutschland, freue dich, Dein König, hoch und ritterlich, Dein Wilhelm, dein Kaiser Wilhelm ist'»!" Gruß und Willkommen dem Kaiser, der heute in seiner Eigenschaft als oberster Kriegsherr und Schirmherr de» deutschen Reiche» den Boden Sachsen- betritt, um al- Gast unseres König- und deS Landes eine Zeit lang unter un» zu sein Nicht um prächtige mititairische Schauspiel« abzuhalten kommt der Kaiser nach Sachsen; die Reise Seiner Majestät verfolgt einen ernsteren Zweck, denn eS gilt, sich von der Cchlagfertigkeit und UebungSsähigkcit unserer Armee zu über zeugen, die al» ein Theil des deutschen Heere- mit dazu berufen ist. sür die Macht und Größe der Nation einzustehen. zu marschieren, wenn daS Vaterland in Gefahr ist. Der greise Monarch giebt mit dieser Reise ein Beispiel bingebendster Pflichterfüllung, welche auch den letzten Mann in der Front dazu begeistern muß, getreu bis in den Tod dem Kriegsherrn zu folgen, wohin eS immer sei. Der Kaiser kommt im Interesse de« Dienste». Der Dienst aber hält die gesammte Armee al» die belebend« Kraft zusammen; der Dienst ist die lebendige Ordnung, welche allen Theilen derselben ihre Bedeutung verleiht; und so betrachtet sich Kaiser Wilhelm selbst trotz seine» hohen Alter» — denn jeder Zoll an ilun ist Soldat — al» stets im Dienst befindlich. So war's von jeher bei den Hvhcnzollcrn und so StaatScasie steht sich gut dabei. Warum sollte eS in Preußen ander» sein? Die „Prov.-Corresp." hat sich, da- erkennen wir an. die erdenklichste Mühe gegeben, den Bennigl'en'schen Bor'cblag vom 15. Juni zu diScretiliren. Sie stellt ihm alS Regic- ruiigSprograniin die Ersetzung der ganzen Elasiensteuer durch indirectc Steuern entgegen. Wir bezweifeln, daß diese doppelle Caplivirung der Elasicnsteuerzahler und der Eapitalisten tark verfangen wird. Der Bennigsen'sche Vorschlag will den Druck der Elasiensteuer da, wo er wirklich vorhanden ist, beseitigen, indem er zugleich durch stärkere H^anziebung deS Eapitals eine Ungerechtigkeit gegenüber der Besteuerung teS nickt sundirten Einkommens einerseits, der Doppel besteuerung deS Grundbesitzes und Gewerbe« anderer- eitS auS der Well schafft. Der Plan der Regierung äßl diese Ungerechtigkeit besteben nnd ersetzt den Elasten- ieuerdruck durch Consumtionsstenern, die wiederum vorwiegend eie unteren Elasten belasten. Wir glauben nickt, daß ange- icbt- dieser Alternative die Mehrheit der Wähler aus die Seite der Negierung treten wird. Für diesen Fall stellt die . Prov -Eorr." mit einigen malitiösen Wendungen in Ans icht, daß sich die Regierung zu überlegen haben werde, ob sie nunmehr den Bennigsen'schen Weg bcschreiten soll«. Hier will unS scheinen, al» klänge durch die beabsichtigte Ironie die Ahnung hindurch, daß schließlich allerdings wohl nicht» An dere- übrig bleiben wird. Zur steuerpolilischen Frage. Nachdem man sich von der Ueberraschung, welche der letzte Eiasiensteuerartikel der „Provinzial-Correspondenz" überall mit Recht hervorgeruscn, erholt hat. ist eS, da ein« ankere Kundgebung der preußischen Regierung bi« jetzt nicht voriiegt, wohl angemessen, ibn noch einmal auf seinen wirk lichen Gehalt zu prüfen. Daß er einen unzweideutigen Absagebrief an die Steuerpolitik der Agrarier enthält, wird von keiner Seite in Zweifel gezogen. Wir constatiren die- mü Befriedigung und begrüßen eS als einen Gewinn für die Klärung der Lage. Recht un glücklich aber scheint unS da- Regierungsorgan zu verfahren, wenn eS mit denselben Beweisführungen, die es gegen die maßlos capitalseinvlichen Bestrebungen der Agrarier i»S Feld führt, auch da» von Herrn v. Bennigsen in der bekannten RcickStagSrede vom 15. Juni d. I. ausgestellte Programm bekämpfen zu können meint. Der Artikel geht von der Prä misse au», daß die ganze Elasiensteuer zu beseitigen sei und befürchtet mit Recht, daß, wenn man einen Ersatz dafür lediglich in einer stärkeren Sleuerbelastung deS Eapitals finden wollte, der Fortgang der Capitalbildung und damit einer der unentbehrlichsten Hebel aller Eivilisation gefährdet werden könnte. In dem Bennigsen'schen Programm aber bandelt e» sich nicht um die Aushebung der ganzen Elasiensteuer, sondern nur der vier untersten Stufen derselben, b. h. um einen Be trag (unter Berücksichtigung des Erlasse» von drei Monats raten) von 15 Millionen. Nur für diese Summe will Ben nigsen durch eine Reform deS preußischen Steuersystem» in sich, insbesondere durch eine stärkere Heranziehung deS sun dirten Einkommen-, Ersatz finden. Man kann sage», daß über die Ungerechtigkeit eine« Steuersystems, welches die Capitalrente und den Arbeitsertrag mit gleichem Maße mißt, in Preußen nur eine Meinung besteht. Fürst BiSmarck selbst hat den Gedanken einer stärkeren Besteuerung de- funbirten Einkommen« mit Entschiedenheit vertreten. Wenn er jetzt eine andere Ansicht gewonnen hat, so machen wir ihm dar aus selbstverständlich keinen Vorwurf, nur vermögen unS die Gründe, welche seinen SinneSwechsel herbeigesührt haben, fall» dieselben, wie man ia wohl annehmen darf, mit den Ausführungen der „Prov.-Corresp." Ubereinstimmcn, nicht zu überzeugen. Es sind ZwrckmäßigkeitSgründe, eben jener Befürchtung entnommen, daß durch eine besondere Besteuerung der Capi talrente die Bevölkerung von der Eapilalbildung zurück- gesckreckt werden würde. Eine solche Wirkung könnte eintreten, wenn die Steuer in einer Höhe gegriffen würde, daß sie wirklich wie eine aus da« Capitalbilden gesetzte Strafe ange sehen werden könnte. Bon einer derartigen Ertravaaanz kann indeß unter vernünftigen Männern keine Rede sein. Jede Besteuerung de« GeldcapitalS wird, wenn sie ihren finanziellen Zweck erfüllen soll, in „mäßigen" Grenzen ge halten sein müssen. Und am allerwenigsten in Preußen würde man diese Grenzen überschreiten müssen, vorausgesetzt, da die Eapltalrentenstruer eben aus die Bestimmung bcsckränlt bliebe, im Verein mit der resormirten Gewerbesteuer Ersa) für die Aushebung der vier untersten Stufen der Elasiensteuer zu schaffen. Im Uebrigen bestehen Eapitalrentensteuern ia Baiern Württemberg. Baden. Un» ist nicht bekannt geworden, daß dort unter der Herrschaft derselben die Eapitalvildung unter blieben oder gehemmt, daß der allgemeine Cultnrzustand an den Rand der Barbarei geralhcn wäre. Ebensowenig hat man gehört, daß dort über ..inquisitorische» Eindringen" der Steuerbehörde in die Privatverbättnisie mehr geklaql würdi al» in Preußen. Die Selbstdeclaraliou des Renteueiu kvuimens wird im Allgemeinen bereitwillig geübt und die Leipzig, 14. September 1882. Die deutschen Officiere, welche in den Dienst der Pforte getreten sind, haben sich in Konstantiuopel allge> meine Achtung erworben. Sie halten allerdings vom Anfang an mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber ihre sack licke Tüchtigkeit »vurke bald und allgemein erkannt. Nament lich bat Oberst Kaehler den deutschen Namen ^ur Geltung gebracht. Er wurde »ach seiner Ankunft dem Sultan durch Herrn v. Hirschseld vorgestellt und der Sultan versprach ihm. ibn jedesmal empfangen zu wollen, wenn er irgend eine Maßregel in Bezug aus Reformen vorzuschlagen hätte und seine Äuträge stet» durchführe» zu wollen. Seither ist Oberst Kaeblcr einer Commission attacbirt worden, welche die Reor ganisation der Armee zur Ausgabe hat. und er ist in der letzten Zeit vom Sultan zum Range eine« „Ferik" (DivisionS-General) ^esörd^t und kccorirt worden. Man Halle in Stambut erfahren, d-st er in einer Mititairzeitung, g acn die Ansicht des gr-ficu Meisters Moltke austrctend, die These verfochten habe, daß die Cavallerie mit Rücksicht aus die großen Fort schritte der Artillerie und der KriegSwaffen im Allgemeinen nickt mehr die große Rolle sortsühren könne, die sie bisher gespielt habe. Die bloße Vorstellung, daS Oberst Kaehler mit dem größten Heerführer unserer Zeit in eine Polemik eingetreken und von dem Letzteren einer Antwort gewürdigt worden sei. hat ihn mit einem großen Nimbus umgeben. Tie sranzösischen Osficiere. die sich in der türkischen Armee be finde», nämlich Oberst Drevßö und Oberst Lecocq, cbschon beide sehr ehrenhafte und beliebte Männer, haben sich gleich wohl nicht im gleichen Grade bemerkbar zu machen verstaute». Die „Norddeutsche Allgenieine Zeitung" schreibt. Die „Tribüne" hat sich beeilt, einem von dem „Ezas" unter dem Titel „Fürst Bismarck über die polnische Frage" zu Tage geförderten Lügengewebe Verbreitung in der deutschen Presse zu verschaffen. (Dieser Artikel hat in der Tbat die Runde durch alle Blätter gemacht. D. Red. d. L. T.) Man muß dom Parleihaß so verblendet sein wie die „Tribüne" »»d ihre Urheber und GeisteSgeuvsien. um einer solchen müßigen Er sinbllng, lediglich weil sie die Politik deS Reichskanzlers sctsii- digen und verwirren soll, autb nur cum kcnolicio iuvsntarii einen Platz i» einem preußische» Blatte zu gönnen. DaS Recht der Zeitungsschreiber, zu erfinden und zu lügen, wird ja nach unserer Gesetzgebung al» ei» unbeschränkte« angesehen. ES ist aber für keinen Menschen möglich, so viel Lügen zu berichtigen, wie über den Reichskanzler in die Welt gesetzt werden. Von den nicht berichtigten aber wird späterhin gesagt „nach ciner bisher nicht widersprochenen Nachricht ,c." AuS diesem Grunde und bei dem geringen Grade politischer Bildung, aus den wir bei den Lesern der „Tribüne" rechnen, fühlen wir u»ü gemüßigt, jenen kümmerlichen Lückenbüßer der Sommer zeit ausdrücklich für eine Erfindung und obenein sür die eine» nrkheilSloscn Feuilletonschreibers zu erklären. Der angebliche Besuch eine» Polen in Varzin und die angcbliche Unterredung baden niemals stattgefundcn, und der angebliche Bries des Reichskanzler-, mit dem der Schwindel eröffnet wird, wäre wenn er vorgezeigt würde, ei» Falsum, welche« den Straf richter intercssiren könnte Die Energie, mit welcher die Gegner de» Impf zwanges neuerdings ihre Agitation betreibe», läßt gar keinen Zwcisel darüber zu, daß der Reichstag sich »ach seinem Wiederzusammentritt weit ernsthaster mit dieser Frage zu beschäftigen haben wird als jemals zuvor. DaS lärmende ihre Pläne nnd Absichten ein Dunkel verbreitet, hinter dem baS Mißtrauen vielleicht noch mehr den Wider- pruch Herausforderndes erblickt, als gerechtfertigt ist. Daß eine Regierung, von der man gar nickt mehr weiß, was sie will und erstrebt, außerhalb der gewohnheitsmäßig gouver- nementalen und ganz unselbstständigen Kreiic Vertrauen u»v Beifall erwerben könnte, ist doch ganz undenkbar, zumal wenn ihr Stillschweigen ab und zu von so »»populäre» Exclama« lioneu durchbrochen wirb, wie e« jüngst in der „Provinzial- Eorrespoiikenz" geschehen Die Zurückballung der Regierung äußert aber ihre Rückwirkung auch aus die Parteien. 'Noch keine einzige ist bisher mit einem Wahlaufruf oder sonst ciner programmarligen .K»»tget'»>ig bervorgelrelcn. Stellung u ganz bestimuUeu Plänen und Vorschlägen, welche in dci -evorstenenden Legislaturperiode die Gesetzgebung beschäftigen werden, zu nehmen, ist kein Anlaß gegeben, da coeu solche Pläne und Gesetzentwürfe neck nicht bekannt geworden, und ihre allgemeinen Grundsätze und Ziele haben die Parteien so oft schon Vargelcgt, daß die Rolbwendigkeil einer Wieder holung derartiger partcipriiicipieller Manueste zweifelhaft sein kann. Indessen, man pflegte vor dem Erlaü solcher Kund gebungen die Bekanntmachung de« WahllerminS abzuwartcn, und es mag wobt sei», daß in den lebten Wochen vor den Wahlen seitens der Parteien das bisher Versäumte noch nack- gebolt wird. Sollte rS iinterbleibeii, so geschieht eS auf liberaler Seite keineswegs auS Verlegenheit, sondern lediglich weil man aus allbekannte, in nicht« veränderte srühere Partei- kundgebungcn zurückoerweisen kann. Tie neuliche Anwesenheit des Abg. vr. Windthorst in Braunschweig ist auch »ul dein Privat-Testament deS Her zogs von Braunsck> weig in Verbindung gebracht worden. Eine directe Bestätigung ist zwar nicht erfolgt, indeß wird in unterrichteten Kreisen versichert, daß unter den Ralb- gebcrn teS Herzog«, welcher den Herzog von Eumberland durch testamcularische Bersügu»^ zum Erben seines Privat« Vermögens, einschließlich de« HürstculhumS Oelö eingesetzt hat. in Betreff der Frage der Erbfolge im Für stkn- thuin OclS in Schlesien Meinungsverschiedenheiten be stehen, insbesondere darüber, ob dem Herzog von Braun- schwcig daS Versügungsrecht sowohl über dl« feudalen, wie über die allodialen Äestaubtheile deS FürstentbumS zustehe. Diese Meinungsverschiedenheiten scheine» durch eine vor einigen Jahren" erschienene Broschüre deS StaatSrcchtslchrerS Pros. Schulze hervorgerufen zu sein. Pros. Schulze kommt nämlich, nachdem er Largelegt, daß daS Fürsteiilhuiu Oel» bei allen Gelegenheiten osfielcll al« preußische» Throulehen bezeichnet worden und als solche» auch unzweifelhaft anzu- scheu sei. so daß da» Obereigcnthum des Lehnsherrn unver ändert sorlbcstehe, zu dem Resultat, daß da nach dem kinder losen Absterben de» Herzogs von Braunschweig kein legitimer mäniilicher oder weiblicher Tcseendciit deS Vater« dieses Fürsten, de- Herzog- Friedrich Wilhelm, de« »NINU3 aegiliicns dieser Linie de« HauseS Braun- schwcig, vorhanden sei, daS Fürstenhaus OclS in allen seinen feudalen Bestandtheilen alS erledigte« Thronlehcn an die Krone Preußen falle, daß dagegen über die allodialen Bestandlbeile de« FürstcnthuuiS der Herzog Wilhelm frei verfügen, also den Herzog von Eumberland zum Erben ein- setzen könne. Pros. Schulze spricht dem Herzog von Braun- scbwc-ig daS Verfügungsrecht über die feudalen Bcstanbtheile von OelS deshalb ab, weil durch den Vertrag vom 30. Juli 1018, wclch-r, in Folge Ableben- deS Herzog« Earl Fried rich im Jahre lt-47, mit dem Kaiser Ferdinand III. abge schlossen wurde, da« freie VcrfumingSrccht de« Lebnsbesitzer» sowohl unter Lebenden wie von Todes wegen völlig beseitigt worden. In hervorragenden juristischen Kreisen wird den Ver handlungen des Kasseler Iuristcntages über die Frage der Entschädigung an unschuldig Vcrurtbeilte eine präjukicielle Bedeutung bcigelegt. Daß sich die Mehrheit sür diese Art Haftpflicht des Staates auSsprechen werte, gilt zwar als sicher, aber man hofst, daß der ohnehin schon stark in« Wanken gekommene Widerstand der Regierung vollends überwunden werden könnte, wenn sich eine möglichst ciuhcii- liche, energische und mit den besten Gründen gestützte Kund gebung zu Gunsten der EnlschätigungSpflicht erzielen ließe. Eigenthüniltcherweise ist eS gerade der streng eouservatwe Staatssccrctair deü ReichSjuslizainteS, Herr v. Scbelling, dem Sympathien sür den bekannten Antrag Philipp'« zugescbriebcn werden, während der preußische Instizininifter vr. Friedberg sich mehr ablehnend verhallen soll. Am Sonntag begann in Frankfurt a. M. die neun undzwanzigste Generalversamiii lung deutscher Ka« tKoliken. Der ReicbStcigsabgeorknelc v. Belbmailii wurde zum Präsidenten, der ObcrlaudeSgerichlSratb Frank (Darm stadt) und der Rechtsanwalt v. Sleinle (Frankfurt) wurden zu Bieeprälidenleu gewählt. Zur Verlesung gelangte zu vörderst ein auS Nom vom 20. August datirtcS päpst liches Breve als Antwort auf die vom Eomitü an den Papst gerichtete Adresse und Segenvbitle. DaS Breve billigt Verlangen nach Aushebung de- Jmpsgesetzes braucht indessen unter den zum Glück überwiegenden Freunde» dieses I und lobt die Ziele, welche die Gc»eralvcrsammlung sich gesteckl; Gesetze« noch keine allzu großen Besorgnisse zu erwecken. Zn I der übrige Inhalt ist nicht bcmerkenöwerth. Von 72 zur ihrer Unterstützung sind die Vertreter der Wissenschaft mit verschwindenden Ausnahmen und gleicher Weise die Mehr zahl der Nation bereit, welche sich die Schreckbilver von den bösen Folgen der Inipsung i»it Gelassenheit vorzeigcn läßt, im Uebrigen aber ibr Vertrauen zu dem scHensreichen Zwange unerschüttert bewabrt. Ein Antrag ans Suspension des Ge setze«. wie ibn die Impsgeqner vorberciten, hätte hiernach um so weniger Aussicht aus Erfolg, als von der Regierung nach ihrer ganzen bisherigen Stellungnahme mit Zuversicht er wartet werden darf, baß sie sich durch die Bestrebungen einer Minderzahl nicht beirren lassen wird, welche durch Rührigkeit vergeblich zu ersetzen versucht, was ihr an Wissen und Klar heit fehlt. Die preußische Regierung scheint es sich zum Vorsatz gemacht zu haben, sür die bevorstehenden Wahlen nicht nur kein zusammenhängendes vollständiges Programm anSzu- geben, sondern auch bezüglich der wichtigste» schwebenden Fragen im Einzelnen über ihren Standpunct möglichst wenig da« herrschende Dunkel auszuhcllcu. Sie scheint damit der Opposition ibre AngrifjSbasiS entziehen und der Agitation den Stofs abschneiden zu wollen, stellt aber freilich ihrer Politik selbst ein schlechte« Zeugniß a»S, wenn sie von der Voraussetzung ausgehl, daß der volle Einblick in dieselbe der Opposition in die Hände arbeiten »nisie. An Sto'f felgt c der ledteren auch so »ick't, nno wir können »ick't stnden, d .ß die Position der Regierung sich verbessert, wenn sie um Tbeilnabme an der Versammlung eingcladenen Erzbischöfen ilnd Biicbösen baden 50 Ankworlschreiven eingcsandt, ohne jedoch irgendwelche Zusage zu macken. Der Fürstbischof von Breslau entschuldigte sein Ausbleiben mit der Gleichzeitig keit geistlicher Hebungen in Breslau. Der Fürst LLwenstc'nl macble einige geschäftliche Milthcilungen: der in der vor jährigen Generalversammlung gesieltte Antrag. daS Stimm recht in geschlossenen Sitzungen und in Ausschüssen nur solchen cinziiräumen, die Mitglieder eine» kirchlichen Verein« sind, ist von einer eigens dazu ernannten Zuristencommission ge prüft und als unzulässig bezeichnet worden. Msgr. vr. Waal, der den päpstlichen Ablaß für die Theilnchmer an der Pilgerfahrt nach Fulda vermittelt hat, empfiehlt, wie Fürst Löwenstei» miltheilt, die Veranstaltung einer neuen Pilger fahrt deutscher Katholiken nach Rom. Fürst Löwenstein bean tragt sodann im Namen des Localcomitßs die Bildung eine» besonderen Ausschusses zur Beralhung der Fragen über Wucher, Arbeitslohn und Grunventlastung und zur Formulirung einer da» Resultat dieser Beralhung zusammensasicnden Resolution. Der Doincapitutar Mousang und Doindecan Heinrich sprechen sich gegen diesen Antrag au-, indem sie aus den Umsang der gestellten Ausgabe und die Kürze der Zeit Hinweisen. Schließ lich wird der Antrag mit Rücksicht der erhobenen Bedenken dem Anschuß für d'e sociale Frage überwiesen. In k n keuls.äcn Prooiin n Oo':r»reich«, ttunal in Ober- und Unteresterrestb, sowie in ker Stt'wriiiall macht
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