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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-19
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedartiin und Lrpedilioa I»ha»«-gasse 33. Sprechstunde» der Nedartinu vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. IM n« Nttag-^ k,«.n»»rvr Vi-i.uicrt»»» «acht Ich t» »»»,«>,» »xtl Okrduldiüh. Annahme »er kör »ie nächktfnlßen»« Nummer deftinnnteit Lnsernrr an ttochentnaen bis 4 Ubr Nachmitta,». au La««- «in» Festtagen irkh bi» '/,v Uhr. Wgtr.TllgMM Anzeiger. Meß-Auflage 17,700. Avonnrmeinsvreis viertes. 4'/, inrl. Bringerlohn 5 Mk.. durcv die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Srbükrcn für Extrabeilage» ohne Postdciörderung 30 Mk. «Nt Postbeiörderung 48 Mk. Znseratr sgespalteire Pctitzeile 2V Pf. Hrügere Schriften laut unserem PreiS- verzeickniß. Tabellarischer Sap nam höherem Tarif. 2n drn Mialr« für 2us.-A>nah«e: Ltl« klemm, Universität-straße 21, L««t< Lösche, Kaiharinenftrage 18, p. «nr dt« '/,L Uhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. die Svalt,zeile 50 Ps. Imerare sind srno an die Expedtnsn ieaüen. — Nabalt wird nicht gegeoei». Zahlung pnrvuumernima oder durch Post- namnaiiine. ^-262. DtenStag den 19. September 1882. 7V. ZahMNg. Amtlicher Thetl. 8« «ennner Nachachtnng bringen mir hierdurch dte var- kchrtsteu: Haft jeher ankommenbe Kremde, »rlcher hier übernachtet, am Tage seiner Ankunft, »nd wen» Siesc erst in Vcu AbenSstundrn erfolgt, am andere» Tage Vormittags von seinem Wirthe bei unsere« Meldeamts iAbtcheilung für Kremhenvertehr), NeichSstraftr Nr. LS 54, anzumelden ist, diejenigen Fremden aber, welche länger als drei Tage hier sich anfhaltru, Anmeldeschein »u lösen haben» in Erinnerung und bemerke«, das; Vernachlässigungen der selben mit einer «clöbuftc bis »u 15 Mark oder »er- hSltnttzniätzigrr Haststrafe geahndet werden wärdcn. Leipzig, am 17. September 18Ü2. La» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. AB. Lun». Pol-Rath. Laegner, S. virb-ahls-Vclianntmachung. Mestolilen wurden allbier erslatteler Anzeige zufolge: 1) itm 8wa».;igi»arkftück, aus einer Wohnung in Nr. 3 der kurvrinzstratze, von» 7. bi« 8. dsS. MtS.; 2) ein goldener Siegelring mit weißem Stein, in der Mitte de» Letzteren ei» >!iß, au- einer Piece ia Nr. 3 der Querstraße, am 10. dss. Mls. Nachmittag-; 3) eine silberne Remontoir»Eylindernhr. fast neu, mit Sc- cunde, Goldrand, Blumengravierung und Schildchen aus der Rück seite und im Innern de- Gehäuft- die Fabriknummer 13,606, nebst kurzer, silberner, zweisträngiger, seingliederiacr Kette mit Schieber, in welchem die Buchstaben 7. X. eingravirt sind, aus einem Nestau- ration-local in Nr. 21 der Südstraße, an dcmfelbcn Tage Abend-; 4) ein Portemonnaie von gelbem Plüsch, mit Meisingbügel, enthaltend ca. 12 >!, in einer Krone und kleiner Müiize, sowie eine messingene Marke, au- einem ebensolchen Locale in Nr. 7 der Albcrtstraße. in der Nacht zum 11. dss. Mts.; 5) ein ebensolche» von schwarzem Leder, mit Mcssingbügel, ent haltend ca. 15 in einer Krone, einem Thaler, einem Markstücke und kleiner Münze, sowie einen LeihhauSscheiN und einen Psand- schriu. aus einer Wohnung in Nr. 3 der Berliner Straße, in der selben Nacht: 6) ein Spazikrsto» von Ebenholz, mit geradem Griff von Elfenbein, aus welchem da- Monogramm X. 6a. erhaben ausge schnitten ist, au- der Flur des .Hauses Nr. 14 der Windmühlengasse, am 11. dsS. Mt-. RachmiltagS; 7) ci» schwarzseidener, innen blausarbiaer W-Unenschir«, mit schwarzem Spitzenbesatz «ad schwarzem Stab, «u» dem Tanzsaal im Pantheon, am gleichen Tage Abends; 8) ein ebensolcher Regenschirm mit braunem Holzstab, ge- bogenem Griff und Glocke, von einer Promenadrnbank i» der Nähe de- Alten Stadltheatcr», in der Nacht vom 11. zum 12. dss. M>S.; S) eine Partie Colanialwaarcn, Jucker, Kaffee. Zimmt, Rosinen, Mauhel» re.» in zwei Packeten von grauem Papier, au« eine,« Wagen, welcher aus dem Roßplätzc gestanden hat, am 12. ds-. MtS. Nachm.; 10) eine Geldsumme von 8V -4!, in einem verschlossenen Touvert mit der Adresse Kauliiie Loau» in I-sipri^, aus einer Schlafkammer in Nr. 62 der Gcrbcrstraße, am nämlick-en Tage Abend-; 11) eine silberne Chltnbernhr mit Secunde, auf der Rückseite eia Schwan eingravirt »nd im Innern de- Gehäuse- die Fabrik- nummrr 2966, au- der Borhalle der Synagoge, am 13. dss. MtS. Nachmittags; 12) »in Handkoffer, mit schwarzer Glanzleinwand überzogen, enthaltend ein wcißlcnieneS Dberhrm», gez. O. v., ein ebensolche- Nachthemd, ein desgleichen Taschentuch, zwei Kragen» ein grauer Thltp« und mehrere Stücke SchuhmacherhanbwertSzeng, au- dem RcstaurationSlocal in Nr. 5 der Ho-piialstraße, an demselben Lage Abends; 13) ein schwarzseidener Regenschirm mit schwarzem Stab und gebogenem Griff, welcher mit Neusilber beschlagen ist, an- der Nicolaikirche, am 14. dss. MtS. Nachmittag-; 14) ein schwarzlackirter, am Hause Katharinenstraße 10 angebracht gewesener AuShäitgekastrn, in welchem sich ungefähr vierzig div. khlihse befunden haben (der Kasten ist nachmals leer aufgcsunden worden), zu derselben Feit; 15) eine Quantität vettsebern, au- einer Schlafstube in Nr. 12 brr Lentralstraße, im Lause der letztvcrgangenen 10 Tage.; 16) sechs Rollen Dachpappe, 4 10 Meter haltend, au- einem Schuppen im Magdeburger Bahnhof, im Laufe der ersten Hälfte diese» Monat»; 17) ein Francnpalktot von schwarzem Wintcrstoff, mit Kragen von Plüsch, darunter ein Kragen von schwarzem Stoff mit AtlaS eingcsaßt, mit einer Reihe Knöpfen und Seitentaschen mit Patten, au- einem Garderobclocal in Nr. 7 der Braustraße, in derselben Zeit; 18) ein Paar Hosen von dunkelbraunem Stoff, au- einer Wohnung in Rr. 12 der Eberbardtstxaße, in derselben Zeit; 19) ein Franenklciü von schwarzem Kaschmir, mit Kragen ond Aermelausschlägcn von schivarzem Plüsch und Plifföfalbcl, nebst dazu gehörigem Schooß, au» einem Garderobelocal in Nr. 7 der Brau straß«, seit Mitte vor. Ml-.; SO) ein ebensolche» von schwarzem grau- und gelbmclirten wollenen Stoff, mit rehbraunem Besatz, au« einer Wohnung in Nr. 3 der Kürzen Straße, in derselbe» Zeit; 21) ein zweirädriger Handwagen mit Kastenaufsatz — am hin- tercn Lheile des Kasten» sind die Buchstaben X. 0. eingeschnittcn — au- einem Neubau an der Ecke der Moltkc- und Kaiser Wilhclm- straßc, am 10. dss. M!S. Nachmittag-; 22) ein großer grün- und wcißgestrichener Vogelbauer, darin »ln lebendes vichliürnchc», von einem Balcoa im Grundstück Nr. S der Kaiser Wilhelmstraßc, in der Nacht vom 14.-15. d. M.; S3) ein Schnepper mit gclbpolirtem Schaft, nebst zwei dazu gehörigen Ausziehern, mittelst Siiibrnch». au- einer «ellerab. theilung in Nr. 48 der Albcrlstraße, am 9. ds<. MtS.; 24) ein Knabenpaletot von braunem Sommerstoff, mit dop Velten» Kragen, aus dem Rcstanraiion-gartca zum Sieuen Schützen Hause, am 10. ds». MtS. Nachmittag-: 25) ein brauner Rohrstock mit Griff und Zwinge von Elfen bein an Erftrrem ein Pserdekops und zw«, Hundeköpse eingrschnitten. an» dem Restauration-local in Nr. 27 der Burgstraße am 13. d. M.; 26) Drei UtaSarme und zwei ebensolche Rohre, au- einer Diecc in Nr. 26 dcr Kalharincnstraße, in der Zeit vom 11. bi- 16. dsS. MlS.; 2?) eia braunlackirtcr viereckiger Tisch, in den beiden schmalen Seite» je zwei viereckige Löcher eingcschnitten, au- der Flur de- Hanse« Schloßgajje 22/24. am 15 dj«. Mt«. Nachmittags; 28) ein schwarier Krack, last neu, au» einer Wohnung in Nr. 18 der Bruderstraße. am 1«. ds«. Mt«. Bormittag-; 2V) rin Portemonnaie von schwarzem Leder, Mit schwarzem gelborrzierte» Bügel, enthaltend ca. 2t ^l, in einer Krone, einem Fünfmarkschein», einem Fünsmarkstücke und kleiner Münze, sowie zwei 8»h»krllo»se 3. und 4. Elaste Nr. 44080 der 102. Sächsischen Laude-lotiecie, au- einem Geschäftslocale in «r. 13 der Kloftergastc. am nämlichen Tage Abend«. Etwaig« Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Sach« oder den Thätrr sind ungesäumt bei unserer Lriminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringe«. Leipzig, am 18. Sevtember 188S. La« P»Ii,e«-Amt her Ltabt Leipzig. I. B : Junck, Pol.-Rath. Hohlseld, Nichtamtlicher Thetl. Jur Lage. Man sollte e« nicht glauben, aber eS ist in der Thal so, daß im Augenblicke selbst bei den ernsthaftesten Politikern die Frage nach den Vorbereitungen um den etwaigen Ausfall der preußischen Landtagswahlen zurückgedrängt wird durch die Kunde von den englischen Siegen in Egypten. Eü wäre verkehrt, wenn man aus der Haltung einiger allerdings ganz angesehener Berliner Blätter- die Folgerung herleiten wollte, da» deutsche Volk ärgere sich über die Bor theile, welche die Engländer in fv kurzes Zeit dävoligelragcn. Der Chauvinismus liegt nicht im deutschen Wesen; und wenn man vom Neide leider nicht. dasselbe sagen kann, so licht sich die» Gcfphl. sHlie Apicr. upd.AngrifsSpuncte doch immer nur in Deutschland selber, ist aber noch nie sltr die Bcurlheilung auSwärtigar Verhältnisse maßgebend gewesen. Für die Sache selbst kommt eS »ach dem jetzigen Stande der Dinge gar nicht mehr in Betracht, ob daS Eabinct Gladstonc sriedenSbrecherisch eine Gelegenheit 'zu' Eroberungen vom Zaune gebrochen, oder ob England nur einem gebieterischen Triebe der Celbsterhaltuiig'folgte, als eS die Hand aus den Suczcanal legte. Die Mächte haben nun einmal durch ihre bisherige Zurückhaltung gezeigt,, daß sie-dir letztere Auslegung als d,e sür sie maßgebende gelten lasten wollen und ein allgemein befriedigendes Abkommen weniger von Mitteln der Pression alS von dcr „weisen Mäßigung" der britischen Staatsmänner erwarten. Man mag diesen Zustand bedauern oder die Hoffnungen auf da» Entgegenkommen Gladstone'S für verfehlt erklären, aber man kann sich der somit gegebenen Sachlage selber nicht verschließen und vor Allem nicht darüber m Zweifel sein, das; Bersuche anderer Mächte, den Engländern die errungenen Erfolge streitig zu machen, von Berlin au- einstweilen nicht unterstützt werden würden. Die Freunde der englischen Politik verfehlen nicht» diese Stellungnahme de- Fürsten BiSmarck alS eine durchaus spontane, »ur von der reinsten Sympathie für Herrn Gladstone und die Erweiterung der englischen Weltmacht ci»gegebe»e darzu- stellcn. Solche Nebertrcibungen bedürfen natürlich nicht der Widerlegung. Vielmehr ist ei» sicher, daß die Staatsmänner in London ihre außerordentlich günstigen politischen Aussichten nicht dem Wohlwollen deS Fürsten BiSmarck verdanken, sondern daß umgekehrt die» passive „Wohlwollen" die noth- gcdrungcne Folge der sclbstmördcrischen Friedenspolitik Frankreich- War. Nachdem Frankreich (wie auch Rußland) durch innere Zwisligkcilen und auSivärlige Engagement- (z. B. in Tunis) ain active» Eingreifen verhindert war, kann und wird doch der deutsche Reichskanzler gewiß nichts thun, diesen Mächten zu Liebe sich in die egyptischcn Wirren zu mischen; immer vorausgesetzt, daß die Engländer Maß zu halten verstehen und die allgemeinen europäischen Interessen nicht minder berücksichtigen als ihre eigenen. Eine lebhaftere dlplömatisckw Action sieht jedenfalls jetzt wieder in Aussicht. Durch die Pariser Blätter läuft eine Notiz, wonach Deutschland und Rußland sich verständigt hätten, den Zusammentritt eine« CougresieS zur Regelung der egyptischcn Frage hcrbcizusühren. Diplomatische Be sprechungen seien deswegen bereit» mit den übrigen Machten eingeleitet worden. In unterrichteten Kreisen will man aber davon zunächst nicht« wissen. Da« „MSmorial Diplomatique" läßt sich aus London melden, daß die türkisch-englische Militair- Convenlion fallen gelassen sei. England werde vielmehr mit der Pforte einen Vertrag abschließcn über die Reorganisation Egypten», welcher der Zustimmung dcr Großmächte unter breitet werden würde. Tie Frage deS Suez-Canals werde besonder» geregelt werden. Hinsichtlich jenes Vertrage» gingen England« Absichten dahin, eine Cvnscrenz oder einen Congreß zu vermeiden. England wolle vielmehr den Vertrag den anderen Cabincten aus dem gewöhnlichen diplomatischen Wege mittheileil. Bezüglich des Suez-EanalS sollen einer Conferenz in Konstantinopel die englischen Vor schläge unterbreitet werden. Im Ncbrigen gedenke England Port Said mit einer Landzonc zu verlangen und außerdem die englisch-französische Eonkrolc auf neuer Grundlage wieder Herz,'stellen. Die egyptische Armee werde aufgelöst und da- Protectvrat England- über Egypten durch eine Occupation von unbestimmter Dauer gesichert werden. Wenn die Groß mächte diesem Reorganisations-Programm zustimmen, werde England keine Kriegs-Indemnität fordern. Dem gegenüber erfährt der. Pariser Correspondent der „Post" jedoch au» gut informirter diplomatischer Quelle, daß die Intentionen dcr englischen Regierung betreff- Egypten- wirklich „gemäßigt," seien und ;ede Verletzung anvcrer europäischer ^-tcresicn auSschlösien. Die Gambettistifchen Blätter soroern England auf, sich um Europa nicht weiter zu kümmern und nur seinen eigenen Interessen zu gehorchen. Allerdings fügen sie hinzu, daS letztere England ein Zusammen gehen mit Frankreich geböten »nd deshalb fürchten sie auch keine Mißachtung der französischen Interessen in Egvpten seiten» England». Die- platonische Vertrauen in die Groß- muth und den guten Willen Englands wird zwar von nicht Gambetlistischen Kreisen keineswegs gclhrilt- Trotzdem werden die Artikel deutscher Blätter,' welche gegenüber dem sehr siegeSberauschten Tone dcr Londoner Presse mit Sym pathie von Frankreich- Interessen in Egypten sprechen, in Paris durchweg mißtrauisch und schroff atS verdächtig zurück gewiesen. Mau darf darauf gespannt sein, wie diese in der diplo matischen Welt heute vorherrschenden Stimmungen weiteren Ausdruck finden werden. Sicher erscheint dabei daS Eine, daß, »achtem John Bull da» Prävcnire gespielt, die andern Großmächte, war ihren Einfluß im Orient anbctrifft, in bedenklicher Weise bet Seite geschoben sind. Leipzig, IS. September 1882. Die Frage, ob der Reichstag vor dem 30. November einberusen werken niöchte, wirk nock immer von allen Seiten erörtert. Bor Kurzem noch war in dcr .Kreuzzeitung" gemeldet worden, daß die Verhandlungen de« Reichstag« zu Anfang November wieder ausgenommen werben sollten. Diese Angabe wird allerdings von der Erwägung unterstützt, daß man ohne erfindlichen Grund den Monat November sür die Parlaments arbeit verliert, während man im Frühjahr dadurch wiederum Verwicklungen und Ueberstürzungen kcr parlamentarischen Arbeit nicht füglich wird auSwcichcn könne». Trotz alledem hören wir mit Bestimmtheit versichern, daß von einem früher» Beginn dcr RcichSlagSarbrit nicht die Rede ist und allein Anschein nach auch der Landtag nicht mehr in diesem Jahre zusammenberusen wird. Der Bericht deS CzaS" über die Unterredung deS Fürsten BiSmarck mit einem polnischen Magnaten ist zwar von der „N. A. Z." in recht grober Weise als Erfindung bezeichnet worden, aber ganz abgesel»en von dem „EzaS". der seine Mittbeilunacn aufrecht erhält — deutsche und ultramontane Blätter behaupten nichtsdestoweniger, das; etwa« Wahres an dcr Sache sei. Nach dcr „Köln. VolkSz." wäre die Initiative zu einer Begegnung von den Polen auS- geqaiigeu. welche den Wunsch gehegt hätten, dem Fürsten LlSmärck seine offen ausgesprochene Abneigung gegen ihre Nationalitäl zu benehmen, nach dcr Darstellung der ..6uo. 'I'vrunslca^ dagegen sollte von Seiten de» Fürste» BiSmarck eine Einladung an einen polnischen Adeligen erfolgt sei». Wie dem nun auch sein mag: verwunderlich bleibt c». daß der „hervorragende Conscrvative", der im Lause dieses Som- mcrS im „ReichSboten" eine Serie von zehn Artikeln für die Wiederherstellung PolcuS schrieb, jetzt gar nichts von sich hören läßt. Damals sind seine Artikel ziemlich unbeachtet ge blieben, vielleicht verdient jetzt die eine oder die andereAeußeruug der Vergessenheit entzogen zu werken. Ausdrücklich nennt der Verfasser al» unsere Bundesgenossen in dem unvcrmeic- lichcn Kampfe mit Rußland neben den Qeslerreichern die Polen. „ES kann wohl kaum zweifelhaft sein", sagt er, „daß die Polen bereit sein würde», niitzuhclscn, um Rußland in seine alten Grenzen zurückzuwcrsen. Denn dicö wäre doch vie erste Bedingung sür die Wiederherstellung ihrer nationale» Selbstständigkeit. Daß aber unsererseits die Wiederherstellung eine« große», mit Mitteleuropa im festen Bunde stehenden PolcnrcicheS nicht umgangen werden könnte, wenn wir unsere politischen und wirthschaftlichcn Ziele erreichen wollen, folgt mit Evidenz au» den Resultaten, welche sich uns bei Be trachtung unserer politischen und wirthschastlicken Entwicke lungen aufvräiigc». Nur ein großes, in seinen nationalen Bestrebungen be>riedigteS, auf einen festen Anschluß an Deutschland und Oeuerrcick angewiesene- Polciircich linier dem Sceptrr einer österreichischen oder sächsischen Sccundogcnitiir könnte, im Verfolg einer SOOiährigenGeschichte, den natürliche» Grenzwall bilden, welch« Rußland von Europa zu trennen bestimmt ist.. Und nur diese- große Gebiet dcr sarmatischc» Tlcsebcde dis zu den Gestaden deS sHwarzcn Meere- hin, mit Mitteleuropa verbunden, kann ein WirthschaftSgcbict bilden, das sich gegenseitig ergänzt und »eben einer mehr und mehr fortschreitenden und den Eonsnm vollauf befriedigenden Lanbwirlhschast eine Industrie lohnend beschäftigen kann, wie ie die Entwickelung Mitteleuropas verlangt." Der „Rcichö- botc" hat zwar rin wenig die Manieren eine- FranctireurS, dcr eS liebt, Politik auf eigene Faust zu treibe», aber er würde in einer so wichtigen und verantworlungSrcichen Frage doch kaum daS Wort genommen haben, ohne sich zuvor einer gewissen Fühlung mit leitenden Stellen versichert zu haben. Die Freundlichkeiten, von denen seit einigen Tagen die Ofsiciöscn gegen die Nationalliberalen überslicßen, begegnen in den maßgebenden Kreise» dcr letzleren, wie wir benimmt miltbcilcn können, einer außcrordcnllich kühlen Ausnahme. Wenn einer der Qsficiöscn versickert, das; Fürst BiSmarck „als Patriot und als Reichskanzler" die Schwächung der nationalliberalen Partei bedaure, und wenn ein anderer ihm dahin secundirt, daß die gemäßigten Elemente heranz»- ziehcn seien, „um sie nickt in die Arme des Radikalismus treiben zu lassen", so ist die« Manöver deS Stimmenfangs im Augenblick der Wahlen ein so plumpes, daß man nickt weiß, ob die mangelnde eigene UrtheilSfähiakcit, die sich darin auö- spricht, oder dir Verachtung deS UrthcilSvermögcnS und An slande» der umworbenen Nationalliberalen da- größere Staunen verdient. Nach der Ansicht gemäßigter liberaler Parlamen tarier bedurfte eS keineswegs der Weisheit der Ossi- civscn, ui» die Zweckmäßigkeit und Nothwcndigkcit inokc- rirender Mittelpartcicn darziitbun. Um-aber iin Lande die Ncbcrzeugung zu verbreiten, daß Fürst BiSmarck seinen Irr thum, dcr m der Abkehr von dcr vermittelnden Richtung gelegen, nunmehr endlich eiligeschen habe, dazu sei doch etwa» mehr nolhwenvtg, al« daS ans Bestellung verbreitete Gerede von Friedens- und BersvhnungSwünscbcn der Negierung. Än der That ist jeder Annäherungsversuch der letzteren ver lorene Liebesmüh', so lange sie nicht eine Politik ciuscklägt, welche jeder Liberale ehrlich unterstützen kann. Aber so ver fehlt die Absicht auch ist, so wird sie doch ihr Gutes wirken, insofern die liberale Wählerschaft ohne Unterschied dcr Fractionen mit doppeltem Vertrauen eine Richtung unter stützen kann, die sich nach dem eclatanten Sclnifbriich der ultramontan-reactionären Politik als die einzig mögliche zum Heile de» Vaterlandes erweisen wird. Die „Norddeutsche" polemisirt gegen die conscr- vativen Blätter, namentlich gegen da» „Deutsche Tage blatt", welche den bekannten Artikel der „Provinzial- Correspondenz" stark angegriffen hatten. Sie bemerkt: „Die Nedacteure großer conservakiver Blätter stehen in der Keuntniß des praktischen Leben« und namentlich deS Personals der Regierung zu hock, um annehmen zu können, daß jeder Artikel eines Regierungsblattes und selbst dcr „Provinzial- Eorrcsponvcnz" daSErgcbniß eines staatSmiuistericllc» Beschlüsse« oder auch nur dcr Ausdruck ministerieller Politik sc,, welcher sämmtlicke früheren Acußerungen dcr Regierung, soweit sie mit mehr oder weniger wohlwollenden ^Auslegungen des „Provinzial-Eorrespondenz"-Artikel« nicht übercinstimmen. außer Kraft und ein neue- ReqicrungSprogramm an ihre Stelle seht. ES werden böswillig von der Opposition alle sür die Regierung nachtheitigrn Schlußfolgerungen auS solchen Artikeln gezogen; aber Aufgabe conservativcr Blätter ist» nicht, au« den Artikeln der Negicrungsorgane mit kamps lustiger Schnelligkeit Sätze herauSzugreise», die sich zur Schädigung der seit Jahren von dcr Gcsammtregierung Preußen« und des Reick« geführten Politik benutzen lasse». Wenn selbst der betreffende Artikel der „Provinzial-Corresp." wirklich dein vom Reichskanzler öffentlich und amtlich ver tretenen Stenerprogramme widerspräche, so hätte die conser- vative Presse fick nicht mit der Führung eine« solchen Nack- weise« aus Tag und Stunde zu beeilen, so lange sie nicht gleich den öffentlich und amtlich constatirten Widerruf der Regierung vor sich gehabt. Die Nothwentigkeit diese« AbwartcnS würde im vorliegenden Falle nur bi« zum nächsten Erscheinen der „Provinzial-Eorresponkenz" gedauert haben. Die Ungerech tigkeit. welche darin liegt, die Verantwortlichkeit deS Gesammt- niinistcriumS einschließlich der Reichsregierung für jede einzelne RedactiouStbätigkeit eine- amtlichen BlatteS künftig berbei- zuziehen, ru begehen, kann ein conservativcS Blatt sich nur kann versucht fühlen» wenn in der von ihm vertretenen Fraction daS Vertrauen der Negierung von dem polemischen Bcdürsniß, ihr etwa- anzuhabcn, übcrivogcn wird." Im pommerschen Wahlkreise NummclSburg-Schlawe waren von den Alleonservativen und Freironservaliven alS Wahlcantidaten Graf Wilhelm Bismarck (deutsche Reichspartei) und v. Pultkamer-Kolzig low (streng- conservativ) in Aussicht genommen. Der Landrath Graf KönigSdvrsf (freiconservativ), dcr ebcnsalls in Vorschlag gebracht wurde, erklärte sich zur Annahme eines Mandats bereit, „aber nur neben dem Grasen Wilhelm BiSmarck. Der Reichskanzler, darüber um seine Meinung befragt, antwortete, wie die „N. Allg. Ztg." meldet, „das; er al« Privat mann seinen Einfluß sür einen Cantidatcn der freiconscr« vativen und für einen der altcouservaliven Partei tbeilen würde, als Minister aber keinen Berus habe, die Wahl eines Mitgliedes dieser beiden Fractioueu zu bekämpfen und sich deshalb innerhalb dieser Grenzen jeder Einslußuahine enthalte; er bitte auch, seinen Namen zu einer solchen nicht verwenden zu wollen; nur wenn der Wahlkreis Gefahr liefe, durch kinen Freihändler vertreten zu werden, würde er "ick verpflichtet Hallen, vor einer solchen Schädigung der LandeSinleressen alS Urwähler und als Minister durch alle erlaubten Mittel zu warnen." Von den Ministern sind bisher vier als Eandidaten zum Abgeordnetenhaus«: ausgestellt worden, nämlich die Herren v. Puttkamer und v. Kamele in ihren bisherigen Wahlkreisen, Herr Maybach in GiimmerSbach-Waldbröl und Herr Ilr. Lucius in Erfurt. Ter Pole Smolka, Präsident des österreichischen RcichS- rathe«, ist zum Geheimen Nathe, mit welcher Würde der Titel Excellenz verbunden, ernannt worden. Die weniger unabhängigen Wiener Blätter machen über jene Ernennung mit Recht ihre Glossen. Der Anfang dcr politischen Lauf bahn des Ultrapoteu Smolka war nämlich ein Todes- urtheil wegen Hochverralhs, daS nur im Gnadenwege in mehrjährige Kerkcrstrase auf dem berüchtigten Spielbcrg ver wandelt wurde. Im Jahre 1848 war Smolka Präsident des revolutionären österreichischen Reichstage», wußte sich aber späterhin geschickt zu schmiegen und z» drücken. ES ist wirklich erstaunlich, was aus einem revolutionären Polen in Oesterreich alles werden kann. Freiherr von Walterskirchen, der Agitator für die Bildung der neuen „deutsch-österreichischen Volkspartei", welche die „Versöhnung mit de» Slavcn" aus ihre Falmc geschrieben, bat bereits in dcr Obersteiermark, zumal im Bezirke Knittel- seld, eine Reibe „Vertrauensadressen" erhalte». Die Unter zeichner derselbe» sind zumeist Beamte und Bauern. Aus Brünn wird gemeldet, die dortige socialdcmo- kra tische Arbeiterpartei habe für den l5. und 16. Oktober eine große Volksversammlung ausgeschrieben. Wenn indcß bis dahin der Raubmordproeeß Mcrstatlingcrnicht gericht lich auSgetraacn sein sollte, so würde die Versammlung aus eine spätere Zeit vertagt werden. Die Ezechen, welche von den Wiener Gemeinde behörden bezüglich der Errichtung einer czcchischen Volks schule in Wien abgewiesen worden, wollen sich mit diesem Bescheide durchaus nicht zufrieden gebe». Tie gestimmte czcchische Presse, an ihrer Spitze „Pokrok", „Narodni Lisiy" und die halbofsiciösc „Politik", wendet sich an ihren Lands mann-Minister vr. Prazak und das „gesammte patriotische Ezccheiithum dcr »laßgebcndcn Kreise", damit diese da» Zu standekommen einer czcchischen Volksschule in Wien unter stützen mögen. Die Ezechen droben selbst mit einer Massen petition an daS Unterrichts-Ministerium und Reichsgerichts. In Triest scheint die Polizei im Zuge, da« ganze irre- dcntistische Nest ausznhcbc». Neuerdings sind dort Eugen Salvadore. Redactcur deS „Eeo det Popolo". Gregor Dragitsch, Turnlehrer, Johann Maro witsch und An gela Donaqgio verhaftet worden. Dragitsch und Ma- rowitsch sind, wie schon ihre Namen bekunden, italienisirte Slavcn und alS solche fanatische Anhänger dcr Irrcdcnta. Die rothcu Genossen aller Länder machen gegenwärtig wieder viel von sich reden. So bat vor einigen Tagen in Bordeaux dcr große Socialisten-Eougres; stattgcsun- den, dcr i» üblicher Weise mit Verwünschungen und Gebrüll gegen daS Capital, die Bourgeoisie n. s. w. verlies. Ter nächste Socialisten-Eongrcß soll in Paris tagen. Bei den in Norwegen stattgcfnndcne» Wahlen sind bis jetzt 37 Abgeordnete gewählt worden und davon gehören 34 dcr Linken »nd 3 dcr Rechten an. Es hat somit die Linke bis jetzt fünf Plätze gewonnen, die Rechte einen verloren. Wie eS heißt, hat dcr Fürst von Montenegro am verflossenen Dienstag eine Deputation der Petersburger slavischcn Gesellschaft empfangen. Ter VeremS- Präsident, Herr Bcstuschew-Njumin. richtete an den Fürsten eine Anrede, in welcher er die Verdienste deS montcncgrinischcir Volke« um die slavisckc Frage besonders betonte. „Wir Russen", sagte er unter Anderen,, „haben an Vieles zu glauben ausgehört, an daS wir früher glaubten; wir wisse» aber, daß Sic und Ihr Volk nicht zu Denjemgen gekören, die den beiligcn Glauben ihrer Väter unddaö beitige Vermächtnis; ibrer Norsabrcn vergesse»." Die telegraplnsch signalisirtc Anwort Nikila'S lautete im Wesentlichen wie folgt: „Ick habe jüngst vom russischen Salz und Vrcd gekostet und bin, Gott ist mein Zeuge, stets treu gewesen und werde stet- treu bleiben den, russischen Volke und der Idee, welche in dem russischen Volke ibren Ausdruck findet. Die Zeit war in der Tbal schwer. Die brüderliche Liebe, warme Tbeilnaknne und Hilfe, welche da« russische Volk mir und meinem Volke bewies, laßt unS jedoch mir Stolz aus diese Zeit znriickblickcn. Das waren Tage gemeinsamer Heide». mülhiger Kämpfe, Tage, durch die Hilfe geweiht, welch« Slavcn einander stets bereit waren, zu leisten. Dieser Zug der Slavcn, einander bciznsteben unv zu Helsen, hat stets be standen und kann »ach diesen Tagen durch nichts erschüttert werden. Ich danke von ganzem Herzen dem slavischen Eomitö für die mir an-grdrücktcn Gesichte, die mich tief ge rührt haben. Zugleich spreche ick meinen und meine« Volke- Dank sür die brüderliche Unterstützung und Hilfe auS, welche da« slavische Comitü stets unS gegenüber bethätigt hat." Die Grenzstreitigkeiten zwischen Serbien und der Türkei sind eine wahrhaft chronische Krankheit ge worden, die nur deshalb keinen bedenklichen Charakter an- nimint, weil ans beiden Seiten da« aufrichtige Bestreben sich geltend macht, Verwicklungen zu vermeiden. Die wilde
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