Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-22
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh SV, Uhr. Ke-«r1ion un- Lkve-itioa Johannesgaffe 33. Aprrltilliiudkn der Urdactioa: Lormniags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Ubr. Für K« RiUt»»»« >m,n-pdl-r e/!«,u>icn»« »<cch» sich »ie «r»»cr,on »ich, vndmdlcch, «unatzme »e, für »>« «S»sts,I,»»r Kummer »rstimMteu Auierarr a> Wochenraqe« üis 8 Udr Aachmitraqa, au L»«»- uu» Festtage« früh bl»'/.»Uhr. drn ^ilialr» Nir Zns.-Änuahmr: Ott» Klemm, Universitätsftraß« 81, Lau»« Lösche. Kalhariuenstraße 16, p. nur bi« '/,3 Uhr. tMMr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Mesi-Auflage 17,70«. ^vouilrull-lnsorritz viencli. 4'/, Mk., incl. Brniqerlobn ö Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede ein,eine Hummer 23 Ps. Belegexc-iiiviar Ui Li. Bebüdren lur Extrabeilaq«» ohne üostbciordcrung ;o Mk. Mil Loili't'vrx-run, 46 Mk. Inleralr 6qesvcüre»e Petitzeile 20 Ps. Gröbere schrillen laui unserem Preis- Verzeichnis!. Tabellarischer Saz; imm höhere!» Tarif. Uerlamen unter den lledactionsitrich die Svaltzeile 30 Pi. Iuierare sind itc:s au Sic lj'» neüilioil zn senden. — Radau wird nichi ge .evca. Zahlung j>rnei>itt»"l.ii»i» »Ser durch Pefl- nnchnaluiic. 265. Freitag den 22. September 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Wir haben uns veranlaßt gesehen, die Bestimmungen Uber taS Stehcnlaffen bespannter Geschirre auf den Straßen einer Revision zu unterziehen, und verfügen nunmehr, unter Aus hebung der bisherigen diesbezüglichen Borschriften, Folgendes: 1) Es wird den Führern solcher Fuhrwerke, welche ruhige, an das Stillstehen gewöhnte Zuglhiere haben, nachgelassen, sich behufs kurzer, mit der Verwendung der Fuhrwerke un mittelbar zusammenhängender Berrichtungen aus solange von denselben zu entfernen, als dies unumgänglich nölhig ist. jedoch nur insoweit, als dadurch der Verkehr auf den Straßen nicht wesentliche Störung erleidet. Dagegen ist es den Keschirrsübrern keineswegs erlaubt, daS Fubrwerk irgendwo aus der Straße aufzunellen und von da sich an verschiedene, mehr oder minder entfernte Orte zu begeben, oder ihre Geschirre auf der Straße stehen zu lassen, während sie indessen in Schank- oder Gaslwirlhschaften cinkehren, oder Geschäfte besorgen, welche inil der in Frage stehenden TranSportsührung nicht in unmitlelbarem Zu sammenhänge sieben. Im klebrigen werden, obgleich daS bisherige unbedingte Verbot des aussichtslosen StehcnlasienS bespannter Geschirre ans den Straßen aufgehoben ist, dessen ungeachtet weder die Führer noch die Beicher der Geschirre von der Verantwort lichkeit entbunden, welche snr sie erwächst, wenn allein ge lassene Zuglhiere irgend welchen Schaden anrichlcn oder das Publicum belästigen 2) Das Fuhrwerk muß stets an den Häusern oder Lokali täten, wo der Führer Besorgungen hat, aus den Fahrbahnen so nahe Vorfahren, als dies die Umstände gestatten. 3) Die Abwesenheit kcS Führer- darf in keinem Falle länger als 10 Minuten dauern. 4) Vor der Entfernung des Führers sind die Zügel an das Fuhrwerk kurz anzuhängen und bet Einspännern mit Gabel beide, oei Zugthicren an der Stange aber die inneren Stränge auszuspannen» auch muß in jedem Falle ei» «Satz mittelst «in«''' zm-ckniäßigen und >.»ttdaren Vorrichtung gelwmmt werden. b) Bespannte Schleifen oder Schlitte» dürfen niemals ohne Aussicht bleiben. 5) Pferden ander- als in angchängtem Futterbeutel Futter daselbst zu reichen, bleibt nach wie vor verboten. 7) Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Vorschriften werden mit Geldstrafe bi» zu 60 .4t oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet. Leipzig, am 16. Scvtember 1382. Der Rath der Ltadt Leipzig. 1)r. Georgi. Harrwitz. verimethnng. Ein in dem Hausflur des der Stadtgemeinde gehörigen HauSgrnndstückes ReimSstraste Nr. 41 befindlicher Der- kausSstand soll aus L,e Zeit wahrend der hiesigen Messen gegen einhalbjäyrlirhe Kündigung sofort auderweit vermrethet werden und sind Micthgesuche auf dem Ralhhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, anzubringen. Auch können ebendaselbst die VcrmiethungSbcdingungen und daS Inventarium deS zu vermiethendcn Hausstandes ein gesehen werden. Leipzig, am 19. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Gcorgi. Stöß. Nlli-lichc Akademie der bildenden Künste ' und Kunstsewerbcschule ;n Leipzig. Die Ttuvten im Winterhalbjahr 1882/83 beginnen Montag, vr» 9. Oktober ». o.; die Tageskurse früh 8 Uhr, die Abendkurse »m 5 Uhr. Nachdem da» hohe königliche Ministerium des Innern in Würdigung des au- den örtlichen Verhältnissen sich ergebenden Lehr- bedürsnlsjes die bisher noch bestandenen Vakanzen im Collegium durch Berufung von Lehrern für Aquarell-, Porzellan- und PlaSmalerei ausgehoben, und demgemäß die Herstellung größerer Studlenräume genehmigt bar, ist »eben dem theoretischen Unterricht durch Einrichtung von Mcistcrwerkslättcn für die verschiedenen Kunst- und Kunstgewerbegebicte zugleich di« praktische Ausbildung ermöglicht. Anmeldungen zur Ausnahme sind in der Zeit vom 18. bis 3». keptember ». e. in der Expedition der Königlichen Kunst, akademie, westlicher Flügel der Pleißenburg, 2. Etage, Nachmittags zwischen 4 und ö Uhr zu bewirken. Leipzig, den 2. September 1882. Der Direktor Nieper. Der gegen den Uhrmacher 1'rieckrleh ^mrn«t 1'lmia aus Stettin, zuletzt in Tchasstaedt, unterm 7. September v. I. ivegen Unterschlagung erlas'cne Steckbrief wird Halle ll/S., den 16. September 1882. hierdurch erneuert. Ter Königl. Erste Staatsanwalt, von Skoer». Vrkamltmaihimg. Der am 12. Juki 1814 zu Leipzig geborene Handarbeiter Vtustav Avals Trichmami bat sich der Fürsorge eine» ihm gehörigen Kinde- entzöge». Um Mittdeilung deS AusenihaltcS desselben wird ersucht. Neustadt b. L., am 20. September 1882. Ter Lrtsarmcn-Verbantz. Dietrich, Gem.-Borst. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 22. September 1882. Die heutige „Provinzial-Correspondenz" schreibt jur Erinnerung an den 23. September 1862. an dem Herr d ViSmarck zum interimistischen Vorsitzenden deS preußi schen EtaatsministeriumS berufen worden. „Aus welche lange Xnh« großer Erfolge" darf Fürst BiSmarck heute zurück- Ichauen, und mit welcher Füll« ruhmreicher Erinnerungen sind diese Erfolg« für das ganze preußische und deutsche Volk verbunden s Wendet sich der Blick zwanzig Iabre zurück, so sännt sich eine völlig ankere Welt anszutbnn. Die ver schieden daS Einst und Jetzt. — »nt doch wieder in mancher Beziehung wie ähnlich! Damals Preußen alS Großmacl'l kum beachtet, unter de», Eindrücke tixiemalijchcr und miii- tairischer Mißerfolge stehend. — Heut« ein mächtige» Preußen an der Spitze des geeinten Reichs, regiert von der inilren Hand eines geliebten und gerechten Kaisers, testen fürstliche Bundesgenossen in Reichslreu« mit einander wetteifern und die festesten Stützen der nationalen Einheit bilden. DaS Reich selbst als starker FrietenSbort anerkannt und von allen Nationen hoch geachlek; ihm treu verbunden der Kaiserstaat an der Donau, beide ihren» besonderen Berufe nackgehend, sich in ihren Cultur- und Friedenszwecken unterstützend, ohne einan der zu hindern. Wofür Jahrzehnte lang geredet, gedichtet und gesungen worden, LaS ist zur Wirklichkeit geworden, durch die Dhat unsere- Kaisers und seines treuen Kanzlers, der, jederzeit bereit, den Befehlen seines königlichen Herrn mit Hingebung und Ausopserung nachzukommen, seine ge waltige schöpferische Krast und seine» eisernen Wille» an die Verwirklichung der königlichen Politik setzte. Aber wie ver schieden daS Einst und Jetzt, so seien dock wieder die Strö mungen von heute und damals ähnlich. Dem nalionalcn 'Werk der wirthschastlichen und socialen Reformen stellen sich Keule dieselben Gegner in den Weg, welche vor zwanzig Jahren den Vorbereitungen zur Einigung Deutschlands enl- gegcngelreten waren. Aber in dein Besitz der wiederge- wonnenen nationalen Einheit ist auch zugleich daS beste Mittel und die Gewähr gegeben, der Mißstimmung Herr zu werden und die Gegensätze zu versöhnen, lieber den Kämpfen und Parteiungen deS TagcS erhebt sich der nationale Ge danke. Möge Jeder diesen Gedanken in sich leuchten lassen und Hochhalten — mit ihm und durch ihn werden auch die Kämpfe dieser Zeit überwunden werden." Die „Provinzial-Correspondenz" weist sodann den angeblich von Len Liberalen besonder- sehnlich gehegten Wunsch nach Vorlegung eines klaren Regierungsprogramms alS unbcrcck'ligt zurück. Sie findet, ein solches Programm werde der Opposition nur neue 'Waffen in die Hand geben; gewiß eine sehr bescheidene Ansicht von der Wirkung der herrschenden Politik aus die Wähler. Eine Nokhwcndig- leit zur Vorlegung eines Programms liege sachlich nicht vor. denn die allgemeinen Ziele der Negierung seien cst genug in amll>ck»cu Kundgebungen, Parlamentsreken und sonstigen schriftlichen und mündlichen Aeußerungen darg-l-qt >»»-»-». rü»rj3ch>'ch stehen eben diese Aeußerungen unter sich vielfach in so grellem Widerspruch, sie vsind je nach Zeit und Umständen so verschiedener Art, da, es beim besten Willen bezüglich der wirbligsten Fragen nick- ge lingen will, sich Klarheit zu verschaffen.'Bei der Verwirrung, weiche gerade die „Provinzial-Correspondenz" durch ihre un besonnenen Stcuerarlikcl bezüglich der Richtung und des Ziels der Steuerpolitik a,'gerichtet, sollte dies Blatt am allerwenigsten von klaren Zielen reden. Daß die Liberalen besondere Ursache hätten, aus ein klares Programm der Re gierung zu bringen, muß man bestreite». Die herrschende Verwirrung und Unsicherheit kann nur der Opposition zugute kommen, nicht aber einer Regierung, die sich als die Trägerin großer Rrformgevanken hinstelll, sich aber weigert, sie im Einzelnen näher darzulegeu und einen klaren Einblick in die selben zu ermöglichen. DaS Raisonncmonl der „Prov.-Cvrrck läuft darauf hinaus, den Wählern blindes Vertrauen zur Regierung zu empfohlen, die am besten wißen werde, was dem Volk und Staat gut ist. Wir »vollen abwarten, wie weit man niit dieser Wahlpolitik kommt. Ter Kaiser Franz Josef hat a»S Miramar am 19. d?. ein Handschreiben an den Statthalter in Triest gerichtet und darin seiner lebhaften Besricdigung über den überaus Herz lichen und warmen Empfang, welcher ihm in Triest, Görz. Gradiöka und in Istrien bereitet worden sei, Ausdruck ge geben. Die Stadl Triest habe sich während der vergangenen süns Jahrhunderte dem kaiserlichen Hause als die attergctrencste Stadt erwiesen und die schönen Feste, welche er. die Kaiserin und das kronprinzlicke Paar dort milgcscicrt halten, seien cm Wahrzeichen, daß dieser wohlerworbene Beiname der Stakt Triest sich auch fortan und immerdar bewähren werte. Das kaiserliche Handschreiben erwähnt sodann die Ausstellung und erblickt in dem regen Handel Triests eine Gewähr für dessen Bliitbe und Zukunst. Der Kaiser beauftragt schließlich den Statthalter, allen Bewohnern seinen herzlichsten kaiserlichen Dank auS.zusprcchcn. Den polizeilichen Erhebungen zufolge soll zwischen den (aus Anlaß der Triest er Bombenafsaire) in Venedig Ver hafteten nnd dem in Ronchi festgenommenen Oberdank ein Einverständnis bestehen. Oberdank hat seine Eltern iz, Triest. Der Vater ist, wie die „Tribüne" meldet, kaiserlicher See-Ofsicier, ein vielfach verdienter Mann. Wenn die Eltern auch die politisch verwerflichen Gesinnungen deS SohneS kannten, wurden sie doch in tiefe Verzweiflung gesetzt durch die verruchte Thal deS SohneS. Die Mutter schließt sich gegen Jedermann ab und läßt selbst die nächsten Beiwandten nicht ins Zimmer. Sie nimmt weder Speise noch Trank zu sich, der Vater sowie die Verwandten werden um NamcnS Änderung rinkommen. — Ein Berichterstatter deS „Fremden- blatt" meldet über die Verhaftung des Attentäters noch Folgende-: In Butrio, dem letzten italienischen Dorse an dieser Straße, verließen die Attentäter den Wagen, ließe» sich zn eine,» bekannten Schmuggler führen, der sie aus Schleichwegen über die Grenze nach Versa geleitete, wo sie die Hauptstraße betraten. Hier begegneten sie einer Triesliiierin, deren Verwandte der „Irredenta" angeböre», und die schon einmal wegen Borschubleistung zur Flucht eines voll tischen Verbrecher» in Untersuchung war. Diese befragten sie über die Zustände i» Triest. Dem Kutscher, welche» sie genueihet, fiel es aus, daß beide Passagiere aus Schinngglerwegen über die Grenze gingen. Er äußerte diesen Verdacht einem ihm begegnenden Kameraden aus Vissone. Als beide Attentäter in Nonchi ankamen, nahm der eine, und zwar der ältere, sofort emen Wage« zur FahN nach Triest, während sich der jüngere aus ein Zimmer begab, um die Absahrt de» Görzer Zuges nach Triest abzuwarten. Ls war nämlich im Plane der Allcnlätcr, daß der eine als Quartiermacher vorausgebc», hier eine geeignete Wohnung ausfindig machen sollte, um dann den mit dem Abcndzugc an- kommenden Genossen, welcher die Bomben mitsührte, zu erwarten Hier erst sollten die Bomben gefüllt werden. Um 2 Uhr Nach mittags (Sonnabend) ist einer der Attentäter mit dem in Ronchi acmietheten Wagen auch wirklich hier angekommen, ließ den Kutscher mitten in der Straße halten und verschwand im Gewühl«. Er war ohne jedes Gepäck. Ter Führer der Gendarmerie fand, nachdem der in Ronchi gebliebene Attentäter gebändigt war, in der ersten Schublade ei» Fläschchen mit Nitroglycerin eine Schachtel mit Kapseln and zwe, faustgroße Bomben a»-> Gußeisen. Der Verbrecher nannte sich in Monfalcone, wohin er iransvortirt wurde. Giovanni Rosst an) Rom. Die Triester Poliiei eriiirtc jedoch de» wahren Name» vciiel.'cii. Wüycim D dank. Ich komme jocben von Ronchi, einem ll.iucn Lite der Bahn stntioo vor Aquileja. Ich habe mir das Zimmer in Giovanni Be» tini'S Gasthause ,..4ll» bell» Voneria" zeige» lassen, wo Oberdank logirte: ein Loch im Plafond nahe der Tbür zeigt die Spur der Kugel des Revolvers, welche» Oberdank gegen den Gendarine» loS- geschossen. Oberdank war n» kritischen Momente nur mit Hemd und Unterbot« bekleidet. Die Decke des BrttcS, welches er zur kurzen Rast benutzt batte, zeigt noch jetzt Flecken de- Blutes, welches idni bet dem Ringtampse von der verwundeten Stirne geronnen ist. Der Gendarm erlitt nur eine leichte Verletzung am Daumen. Oberdank und leine Spießgeselle» lpben sich im Gasthause für Gelreidebändier aus Verona ausgegcben und einem znsLUig anwesenden Agenten große Geschäfte in Mais und Wein angeiragen. Ais der Gendarm ihn geiesselt Halle, fiel Letzterer die Treppe von dem Zimmer >>» ersten Stock hinunter. Der Gendarm balle alle Mühe, zu verbäten, daß die im Holet o»>v«ie»ve» Gäste Lynchjustiz übten. Aus dein Babnbosc in Monsaleouc loiinie der Gendarm nicht vermeidr», daß der Verbrecher «men Tritt in den Rucke» und einen in de» Bauch erhielt. Was den entkommenen Gefährten betrifft, so weiß man, daß er sich in Nabrefina am Sonnabend 1'/, Stunden auigebattcn. Soeben erfahre ich, daß in Romans, nahe vv» Ronchi, zwei dringend der Miiicbuld Verdächtige, welche von allen Ortsbewohner» verfolgt wuiden, ausgegriffen sind. Der Attentäter Oberdank hat eingesianten, daß er nach Triest reisen wollte. Auf die Frage, was er wollte, ant wortete er: „Den Kaiser von Oesterreich grüßen". Ans die weitere Frage: „Und wie wellten Sic ihn grüßen?" erwiderte er: „DaS wäre meine Sache gewesen". — Zwischen der österreichischen und der italienischen Regierung habe» anläßlich der Verhaftungen diplomatische Verhandlungen statt- gesunden, weiche eine Unterstützung von Seiten Italiens bei den eingcleitctcil Erhebungen bezwecken. Italien hat diese Unterstützung zugesagt. Seit dem secialdemokratischcn Attentate gegen den Schuh macher Merstallinger gehl die österreichische Regierung ebr nachdrücklich gegen die rothen Genossen vor. Heule wird wieder anö Prag gemeldet, baß der „Arbeiter-Bildnngs- vercin" in der Vorstadt Zizlow wegen Ucbcrschreiknng seines Programm- und socialteniokratischer Umtriebe von der Stalt- haltcrei ausgelöst worden sei. — In den einflußreiche» czccbischen Kreisen Prag- wird gegenwärtig snr die Ab sendung einer Deputation agilirl, die in der Wiener czechischen Velksschulsragc sich zum Unlerrichts»»inister be geben und schließlich auch dem Kaiser die Bitte uin Errichlung jener Schule vvrtragc» jeü. In Wien wird die Deputation mit »>ner zweiten, von der czechiscken Gemettitc W «»S ge wählten, sich vereinigen. Inden nitramontan-seudaicn Czechen- kreisen Prag- gftl eö bereit- als zweisclloS, daß die czechischc Volksschule in Wien zu Stande kominen wird. In Lemberg sind zivbls Jesuiten angckvmmen, um daS dortige rutbcnische Seminar zu „reorganisiren", in dem Kundgebungen zu Gunsten der Wiedervereinigung de- rulhe- nischen Volkes mit der russisch-orthodoxen Kirche stattgeslinden haben sollen — Im Grodcker - Bezirke sind vier ruthenische Pfarrer suspendirt worden, weil sie sich geweigert, ihre Voll bärte zu rasircn. die sie nach Art der russischen Pepen tragen. In der Protcstschrisl jener vier Pfarrer beißt cö unter Anderem, daß sie der „lateinischen Willkürvorschrisl", ein glattes Gesicht zu tragen, sich an- dem Grunde nicht nnter- iversen wollen, weil der Gottessohn Jesus Christus bekannt lich selbst einen Bart getragen nnd dieser auch noch gegen wärtig mehreren katholischen Ordensbrüdern, beispielsweise den Kapuzinern, nicht allein erlaubt, sondern sogar vorgc'- schricben ist. Ter „Pcster Lloyd" berichtet: „Während der nach Nyire gyhaza exponirte Staatsanwalt HavaS die ihm vorläufig nur zum Theil vom Untersuchungsrichter übergebenen Acten studirt, um nach beendeter Special-Untersuchung in der Lage zu sein, einen entsprechenden Anlrag hinsichtlich des MeritninS der Asfaire stellen zn können, hat daS Untersuchungsgerichl in der niit der Haupttiiitcrsuchuiig in Verbindung gebrachten An gclegenbeit der wegen Verdachtes der Thc>lnaln»e am Leichen schmnggcl verhafteten Indwirnen einen FreilaffungSbeschcid gefällt. Die Freilassung der Beschuldigten Groß, Klein und Rosenberg wurde vom Untersuchungsrichter in Uehcreinstim- mung mit dem Staatsanwalt Havas verfügt und zwar, wie wir erfahren, aus Grund der folgenden Motive: Die Verhaftung Groß' und Klein'» erfolgte aus Grund der Aussage des in Haft befindlichen Iankel Szmilovitsch, welcher behauptete, die Dadaer Leiche von den zwei Genannlen übernommen zu haben. Diese Behauptung de- inhaslirlen Szmilovilsch wird einerseits von Groß und Klein aus das Enlschiedenstc und conscquentcrweise in Abrede gestalt; ein anderer Beweis konnte gegen Groß und Klein nicht regnirirt werken, dagegen diese Beiden zu ibrer Rechtfertigung ein Alibi hinsichllich der Zeit, da Szmilovitsch angeblich mit ihnen gewesen sein will, geltend gemacht haben, welches durch die Zeugenvernehmungen bekräftigt wird. — Die Beschuldigten mußten somit ans freien Fuß gesetzt werden. WaS den Tisza-Eszlarer Einwohner und RabbinatS-Verwcscr Rosenberg betrisst, so wurde die Verhaftung desselben aus Grund de- Ver dachtes der Mitwisscnschafl an dem Leichcnschninggel ver fügt. Gegenüber dem entschiedenen Leugnen Rosenberg'S konnte gegen ibn nur die Aussage deS Joseph HcgrdnS angeführt werken. welchem Rosenberg angeblich gesagt bähen soll: „Bald wird die Esther hier sein!" Dieser AnSsprnch deS Rosenberg würde jedoch nnr in dem Falle für denselben belastend sein, wenn die Untersuchung gegen Rosen berg sonstige Anzeichen oder Beweise für die Schuld oder Milwisienschast an kein Leichenschmuggkl erbracht hätte. Da die Untersuchung einen solchen Verdacht gegen Rosenberg vollkommen enikrästet hat, so mußte die Unlcrsnchungshasl Rosenberg'S, die somit aus einer bloßcn Voraussetzung be ruhte, ausgehoben werden." — Auch die Entbastung der Babetta Klein wurde aus Grund des staatSanwaltlichen An trage- durch den Untersuchungsrichter verfügt. Der Letztere hat auch die Modalitäten des den Inbaslirlen am jüngst- verflossenen israelitischen NcujahrStage gestatteten Gottes dienstes scstgestellt und die E»>halt»»g der verfügten Vor sichismaßregeln durch versönliche Anwesenheit während dieses Gottesdienstes überwacht." Der Czar ist in Moskau eingetrvffen, um sich nach langem Zögern krönen zn lasten. Wie der „Pol Corr.' aus Petersburg geschrieben wird, beabsichtigt da- Kaiser paar, nach der Krönung in Moskau noch einige Zeit kort zn bleiben: die letztere soll am lO. Oktober stattftnden. Dcr Empsang seiten- der Moskauer Bevölkerung war rin Kbr herzlicher. ES liegt larnbrr das folgende (heute für unsere auswärtiaen Leier wiekerbeltei Telegramm vor: Mos »an, 2>>. Sepicri'> r. Der Auer, eie »'ai-errn. die k-i' i lichen Kinder und die Gioßnilste» Georg» Al z o, ScrgmS und Paul sind heute Mittag 12 Uhr wohlbehalten hier angekonimen. Bei ihrer Aiikunir wurden der Kaiser und die Kaiserin von dcr Bevölkerung, welche um den Badiibo' und ans den vo» dein läster lichen Zuge passirlen Straßen in zalillo'er Menge o.rlaniine.t war, inil stttiinilchen und enihilsiaslischen .Hochruie» begrüßt. Der .na.ler, weicher mit ber Kaiieri» vom B.tt nliose direei zur Capelle der iberiichen Mutter Gottes fuhr, jchieu durch d.eie wa-rhast inipoiaute Kundgebung dcr Liebe und Anhäng'-ieinen liei ge - rüd« zu sei». Bon der Capelle begab sich das lästerliche Paar in das kasterl'.che Palaio »» Kreml, wo daßelle bald darauf i» den Säle» erschien, in welchem ei» zahlreiches Pnl lieuni veriaininelr war. Der Burgeruieislec hielt Namene- der Stadt Moskau eine H„Id:gu»gsaiisprache. wobei er n-.ch russi'cher Sille Brod nnd Salz überreichte. Hieruuchsi begaben sieh der Kaiser uno die Kaiserin in die Kathedrale. Ans dein Wege .ahm wurden dieselben vo» der im Kreml versammel-en Boil.meiigc in . den lerndem Hurra!» begleitet, bis sie in dem Kiichenpvrle.le verschwand.». I» der Kathedrale selbst wurde daS lästerliche Paar von dein Metropo liten begrüßt, woraus ein Gottesdienst algebalien wurde. Rast, deuiselbe» l--gaben sich der Kaster und die Kaiserin noch den» Kloster des hell. Michael und sichren gegen 3 Uhr in daS Pstaio Pelrow-Ku. Tie Volksmenge >m Kreml war so groß, daß der la -li.he Wagen nur langsam palsire» konme. Mit dem lästerlichen ft» e ist nach der Fürst von Moiilenegro hier ^»gekommen, der d-.o kaiserliche Paar überall begleitete. Der neuernannle Metropolit Ivannicki, welchem die feier liche Handlung der Krönung obliegt, ist vor einige» Tagen cbeusalls m Moskau eingelrossen. Allerdings wurde eine unter solchen Unisiändcn vollzogene Krönung durchaus den Charakter „der Ueberstürzung" au sich tragen, aber schon seit iniger Zelt sind ans Petersburg Andeutungen gekommen, wonach „die Feierlichkeit möglicherweise den Charakter der Ucberslürzung haben könnte." Auch selstl es nicht an Moinenten, welche die Annahme einer möglichen ..Iinprevisalion" der Krönung wahrscheinlich machen; so vor All ni, daß außer dein Minislcr des Innern kein Minister die Majestäten nach Moskau begleitet bat. auch spricht dafür, dag keiner der Botschafter sich nach Medkau begeben hat. So ganz pxivat könnte die Krönung aber kaum vollzogen werke», daß nicht wenigstens die Vertreter ter europäischen Mächte als Zeugen dem feierliche» Acte beiwohnten. Indes; haben die uineren Verhältnisse Rnßlands in den letzten Jahren eine derartige Entwickelung genommen, daß die Weit ans jedwede Ueber- rafthuug, also auch ans eine „private" Krönung gefaßt sein kann. Die Pforte bat an Rußland eine Anfrage über die Znsammenziebung von Truppen in der Nahe der armenischen Grenze gell'lll. In ter Antwort bat die rus sische Regierung die Thatsacbc zugegeben, knß in Ardaban und Kars größere Truppenniengen angesammeil sind, Las sei aber nur zn Uebungsztoecken geschehen. In eurepäisch mili- lairischcn Kreisen sinket man es übrigens bei näherer Be sichtigung der Sachlage recht begreiflich, daß Rnsftand, um snr alle Fälle gesichert zu sein, an seiner Südgrenze Seidaten herbeiziehl, und man sielst darin leine tirecle Bedrohung der Türkei, da ja der Tran.-pertweg auch nach den russischen Lantec-lbeilen östlich vom kaSpischen Meer über Georgien und dann von Baku nach KrasnowokSk fährt. Dom bleibl cü für die Türken immerhin angezeigt, die Augen essen zn Halle»»; sagt man dock, in seemännischen Kreisen allgemein, daß die russischen Stalienaire in der letzten Zeit den ganzen Bosporus bis ins Goldene Horn hinein sondirl haben, ähn lich wie England durch seine Militairconftiln ganz Kwinasicni vcrmcffcn ließ. Die „MoskowSkija Wjedomosii" be^'-ästigen sich mit der Ansprache, welche der Fürst von Montcnegro an den rnssisch-slavischen Wohttl-ätigkeile Verein gerichtet. DaS genannte Blatt sagt, es sei Rußlands Pflicht, den eminent slavisckwn Sstaat Mrntenegro zu nnlersiü'.eii. Dieser habe von Oesterreich nichts zn besorgen, weil man i» Wien nicht daran denken könne, emen Verbstndelcn und Schützling Rußlands zu bedrohen. Oesterreich Hab.- alle Ursache, jede ernste Berwiclelnng mit Rußland sorgfältig zu vermeiden. In Frankreich bat der „Vollairc" eie Frage dcr Kammeransiösnng wieder einmal in den Vordergrund der Besprechung gekrängt. DaS gainbellistiftbc B.atl il'eittc nämlich eine Anzahl von Aenß-rungen Grevn's mit, die er während dcr lctzlcn Miiiisterlrisis gegenüber Freucinet und Tnclerc gclhan haben sollte und die angeblich von einem Slaalsmanue herrnlireii, dcr sc stier S lellnii z »ach alS voll ständig unterrichtet gelten iönne. Danach hätte der Präsident der Republik sich sehr bitter über de» durch die Ganibcttisten veranlaßicn Rücktritt Fr nrinet's aus gesprochen nnd geäußert, er sebc, wenn die Bildung eines neuen CabinetS ans Schwierigtesteit stoße, leinen anderen Answeg, als Kaiumcranslösniig oder Rücktritt Zn Duclerc soll Grcvy gesagt haben: „Wenn Sie Sich nickst am Ruber erhallen können, inistsen wir, glaube iw, zur Auslösung schrei ten", nnd Tnclerc hätte daraus geanlivortet: „Das glaube ich auch". Ter oniciösc „Demps" ist nun zwir sofort niit einem Dementi bei der Hand; er erklärt sich z» der Er klärung ermächtigt, daß tie'e Unlerrednag zwilchen Dnrlcrc und Greoy durchaus irrig sei. Aber der Anslösnngsgedanle liegt in der Lust und wird sobald nicht wieder ver schwinden. Dnrlcrc scidst bat ibn kein „DimcS"- Eorresponden'en gegenüber ess n genug an chzesvrochen; cs ist also gleichgiltig, ob er sich auch bei Grevn sür die Auslösung ertzarl hat oder nicht. Der hauptsächlichste Förderer der Kammeranstösnng aler ist Gambetta. k'r gegenwärtig zum Besuche bei Madame Adam ans dem Schlehe teS Crctes am Gcnscr Sce weilt und dort politische Ei'kel abbäll, in denen er ans seinen Plänen kn,, Hebt macht. Wie der „National" melket, hat Gambetta außer den Fragen der auswärtigen Politik noch immer das L>slenscru.i»iuin im Auge nnd rechnet sicher ans die Auslosung der Kammer. Artikel, wie derjenige des „Vrllaire" seilen seine Pläne unterstützen und beim Publicum St inmiing snr dieselben mache», indem sie das, was Gmnl-elta'S Wunsch ist, zugleich alS Gedanken Grevy's erscheinen lassen. Von den s o c i a l de m o t r a t i s ck e n ..Mitkelpnnrten" Frankreich- scheint jetzt Lyon dazu e»se''ehrn, die gebildete Welt durch die brutalsten Siandale ln Emvörnng zn ver setzen. Kaum ist die samoie Anarchisten Versammlung vorüber, i» der. wie auch wir gemeldet, von elncin vertbierlen Arbeiter eia Wasserglas gegen die Vertreter der Peene geschleudert ivulde, so gingen d!e secialdcniekratischcn Rebhrite» im Saale„Alcazar" neuerdings lob. Da vor dieser Versammlung in der Stadt sich die Nachricht verbreitet, es werde i» jener Witter zn „P, oi> l n" nnd lärmenden Austritten gegen die Preise mid staatlich ? Ordnung lci'im'i. s' lack? ö'h >>.>' Saa'e n:ck r"" '« !' '. - c: e grege Me.ß.b.. mcn..e adie ? : . >- 'ß-r-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite