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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-26
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1882
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kriaclion und Lrvrdition Johannetgasie Ä. AVlrchlliuiLrn Lrr Nrdactioa: Bormitlag» 10—18 Uyr. Nacymitlae,» 5—6 Uhr. 8-r di« Mia,»»« e,»,«iLnl,rr V>«n»icri»t, »»H« ßch d>» >,»»»«,»» »udi »er»m»»ch. A»nn»«e »er sbr »te nächttk-l,«,»« Rnmmrr brttttumte« Inserate a« Wochentagen b>» 3 Udr Rachmtttag», a» Louu- «»vFetttanrn srühb>«',,SUtzr. 3» >rn Filialkn siir Zns.-Annalfme: Ott» Klemm, UniverlitStsltraße 21, Lauts Loscht, Katharinennrage 18, p. «nr bi» '/.S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß Auflage L7,7«0. ^Vonnrmeiilsvrrlo vienelj. 4'/, Mt., incl. Brinaeriodn 5 Ml.. durch die Von bezogen 6 Mk. Jede einzelne Numnier 25 Ps. Bclegexemolar 10 Pf. Gebülire.i iür Eztrabeikagea ohne Postbettirderniig 39 Mt. Mit Poilbejöroerung 48 PLI. Inserate 6gespaltene P-titzeile so Pf. Gröbere Lchristen lau» unserem Pre»<- verzeichniß. Labellcrrischer Latz nacv liöderem Taris. Lrclamrn unter den Uedactionsllrich die Lvaltzeile 50 Ps. Imeraie sind n«s an die Evvevnion zn senden. — Ravan wird nicht gegeoen. Zahlung prueiiunn'r.unio oder durch Post nachnahme. ^°2«S. Dienstag den 26. September 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Dclranntmaihung. Wir haken unS veranlaßt gesehen, die Bestimmungen Uber daS Stehenlasien bespannter (Geschirre auf den Strafen einer R-Vision zu unterziehen, und verfügen nunmehr, unter Auf hebung der bisherigen diesbezüglichen Vorschriften, Folgende»: 1) ES wird den Führern solcher Fuhrwerke, welche ruhige, an daS Stillstehen gewöhnte Zugthiere haben, nachgelassen, sich bchusS kurzer, mit der Verwendung der Fuhrwerke un mittelbar zusammenhängender Verrichtungen ans solange von denselben zu entfernen, atS dieS unumgänglich nöthig ist, jedoch nur insoweit, als dadurch der Verkehr aus den Straßen nicht wesentliche Slörung erleidet. Dagegen ist es den Geschirrfübrern keineswegs erlaubt, daS Fuhrwerk irgendwo aus der Straße auszuitcllen und von da sich an verschiedene, mehr oder minder entfernte Orte ;n begeben, oder ihre Geschirre auf der Straße sieben zu lasten, während sie indessen in Schänk- oder Gaslivirthschaftcn einkehren, oder Geschäfte besorgen, welche mit der in Frage stehenden TranSporlsührung nicht in unmittelbarem Zu sammenhänge stehen. Im Ucbrigen werden, obgleich daS bisherige unbedingte Verbot des aufsichtslosen StehenlastenS bespannter Geschirre ans den Straßen aufgehoben ist. dessen ungeachtet weder die Führer noch die Besitzer der Geschirre von der Verantwort lichkeit entbunden, welche für sie erwächst, wenn allein ge lassene Zugthiere irgend welchen Schaden anrichlen oder daö Publicum belästigen. 2) Das Fuhrwerk muß stet» an den Häusern oder Locali- tätcn, wo der Führer Besorgungen hat, auf den Fahrbahnen so nahe Vorfahren, alS dies die Umstände gestatten. 3) Die Abwesenheit des Führers darf in keinem Falle länger als 10 Minuten dauern. 4) Bor der Entfernung deS Führer- sind die Zügel an daS Fuhrwerk kurz anzuhängen und bei Einspännern niit Gabel beide, bei Zugthicren an der Stange aber die inneren Stränge auszuspannen, auch muß in jedem Falle wenigsten- ein Nad mittelst einer zweckmäßigen und haltbaren Vorrichtung gehemmt werden. 5) Bespannte Schleifen oder Schlitten dürfen niema'S ohne Aussicht bleiben. 6) Pferden ander- als in angehängtem Futterbeutcl Futter daselbst zu reichen, bleibt nach wie vor verboten. 7) Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Vorschriften werden mit Geldstrafe bis zu SO oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet. Leipzig, am 16. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Harrwih. Zn genauer Nachachtung bringe» wir hiervnrch die Bor kchristen: daß tedrr ankommcude Fremde, welcher hier übernachtet, am Tage seiner Ankunft, >i»ö wenn diese erst in den Abendstunden ersolgt, am anSrrc» Tage vormittags von seinem Wirthe bei unserem Meldeamt« (Abtbeilimg für Fremdenverkehr), ReichSstrasze Nr. 53 .'»4, anzumeldc» ist. diejenigen Fremde» aber, welche länger als drei Tage hier sich aushaltcn, Anmeldeschein zu lösen haben, in Erinnerung und bemerken, da» Brrnachlässignngcn der selbe» mit einer Geldbusze bis zu 15 Mark oder vcr- häituitzmähigcr Haftstrase geahndet werden würden. Leipzig, «m 17. September 1882. Da» Polizei-Amt Ser Stadt Leipzi». I. v. Jnnck, Pol -Rath. Daegner, S. rlirbSalils-Velranntmallinng. Gestohlen wurden allbier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Eine silberne Ankeruhr mit Secunde, Goldrand, goldenen «gern und geriester Rückseite mit Dlumengravirung, nebst kurzer leite von blonden Haaren, mit goldenem Beschläge, sowie einer goldenen Erinnerungs-Medaille in Minialursormat, aus einer Bude im Grundstück Nr. 28 der Weststrabe, am 16. dss. MlS. Nach, mittag-; 2) ein Paar rindslederne Halbftiefel», säst neu, aus einer Piece in Nr. 16 der Katharinenstrabe, am gleichen Tage; 3) ein Frankiijaqnct von schwarzem Kammgarnstoff, mit glattem Kragen, zwei Reiben Knöpfen, mit schwarzen Schnuren und schwarzem Atlü» besetzt, aus dem Tanzsaal im Tivoli, am 17 dss. MlS. Abend»; 4) ein Handlcuchtcr von gelbem Metall, aus der Flur des Hause- Nr. 12 der Eberhardrstrasze, in der Nacht vom 17. zum 18. ds». MtS.; 5) eine goldene Damtii-k.hlinderiihr mit geriefter Rückleite, im Innern des Gehäuses die Nr. 43823, liebst kurzer Talmikette und zwei ebensolche Medaillons, ferner ei» Geldbetrag von S ^l in Fünizigpsennigstückcn, auS einer Wohnung in Nr. 96 der Bran> Vorwerkstraße, in derselben Zeit: 6) ein Paar rindsledcrne Halbstiefcln mit Toppelsohlen und Eisen aus den Absätzen, sowie ein bunics Taschentuch, auS dem Hosraum de» Grundstücks Nr. 4 der Elisenstraße, am 18. dss. Mts. Nachmittags; 7) ein Mannöjaqiikt von schwarzem braun- und blanmclirten Stoff, mit schwarzen Hornknöpsen und WollotlaSsutter, sowie ein Paar Hosen von demselben Stoff, an» einer Schlajftube in Nr. 20 der Gustav-Adolsstraße, zur nämlichen Zeit; 8) ein Stück schwarzer dunkelgraucarrirter Winterbuckskin 17'/, Meier haltend, mit den eingestickten Nummern 18,270 und 3008, au- einem Bcrkaufsstand in Nr. 8,10 der Hainstraße, zu gleicher Zeit; kbern. ungefähr 2 Kilo, drei Paar Filzschuhe mit rothem Futter und ein fast neues Borlrgrschlotz, aus einer Wohnung in Nr. 8 der Windniühlenstraße, innerhalb der letzten 6 Wochen; 15) ein Kittchen mit der Adresse ..^„«usf, IVarnieü«", enthaltend einen grnulcinenen Sack, drei Paar Hosenträger und ein Cigarrcn- kittchcn mit Tabak gefüllt, ferner ein Bällchen in grauer Lein- wand, gez. „XckottLroscd", enthaltend ein Paar Stieseln, eine Tabakspfeife und «was Tabak, aus einem Wagen, welcher aus dem Schulplatze gestanden hat, am 19. dss. Mrs. Vormittags: 16) zwei weihlcinene Oberhemde», drei ebensolche Nacht- hcmdcu, zwei Hemden von grauwollencm schwarzgcstrcisten Stoff und ein Paar weißwollene Nutertzosc». aus einer Schlafstube in Nr. 7 der Brandvorwerkstrabe, am 20. dss. Mts. Nachmittags; 17) ein Sommerübcrzichcr von braun carriricm Slcffe, mit einer Reihe Knövscn und ichwarzem Futter, im Henkel der Name „Uorderx, OrcUevlininieken" ans einem RestaurationSlocal in Nr. 22 der Burgstrabe, am 21. dss. MlS. AbendS; 18) eine Geldsumme von 200 in Kronen und Doppel kronen. aus einer Wohnung in Nr. 4 des GoldhahngäbchenS, in der Nacht vom 22. zmn 23. diS. MlS.; 19) ein Sonlincrübcrzichcr vo» hellgrauem Stoffe, alt, mit einer Reihe Knöpfe» und schwarzem Futter, — in den Taschen bc- and sich ein Notizbuch und zwei Stciierzettrl aus »enkk-l lautend, aus dem Neubau Thomaskirchhos 8, am 23. dss. Mül. Vormittags; 20) ein dunkelblanseidener Regenschirm mit gelbem Rohrstab, ^olzqriff und Metallkiiopf, auS de:» RestaurationSlocal in Nr. 1 der Bayerische» Straße, am 14. dss. Mls. Abends; 21) ein schwarzer Tnchrvck, lange Fa;on, mit zwei Reihen Knöpfen, aus einer Wohnung in Nr. 34 b der Sophienstraßc, am 22. dss. MtS.; 22) eine Spitzhacke, im Stiel ein „IV" eingcschnitten, von einem Arbeitsplätze am Gohliser Wege, vom 22. bis 23. dss. MlS.; 23) ein Geldtäschchen von schwarzem Leder, mit Stahlbügel, enthaltend ea. 1» Mk., in zwei Thalern, einigen Markstücke» und kleiner Münze, sowie zwei Schlüssel und einen Brief Nähnadeln, mittelst Taschcndtrbstahla aus dem Fleischerplatze, am 23. djs. Mts. Nachmiltags; 24) eine silberne bylindcrnhr mit Goldrand, geriefter Rückseite mit warpensörmigem Schildchen in der Mule, ferner ein alter schwarzseidener, innen penieeiarbiger Regenschirm mit braunem Nnturstab, sowie ein Packctchen, enthallcnd ca. 1 Meter buntes Wachstuch und einen Plardrieme». einen» aus einer Bank in der Nähe der Gasanstalt Schlascnden, in der Nacht vom 23. znm 24.d.Mls. 25) ein Paar Hose» von dunkelbraunem blaumelirlcn Stoffe, mit weißem Bui'dsutter und gelben Taschen, und eine Weste von braun- gcstrcsstein Stoffe, aus einer Schlajstube in Nr. 9» der Wiescnstraße, am 21. L. Mls. Nachmittags; 26) ein Geldtäschchen von rothem Sammet, mit weißem Bügel «nd einem Inhalte von 7 51 ^ in einem Fünttnarklcheine, zwei Markstücken und kleiner Münze, auS einer Schlafstube in Nr. 59 der Weststraße, am 23. d. Mls. Nachmittags; 27) ein Paar Hosen von grauem brannuielirten Stoffe, eine Weste von schwarz- und branncarrirtem Stoffe und eine Lorgnette >»it blauen Glälern und N-ckclgestl llc, au» «nein Schlasraume in Nr. 113 der Berliner Straße, am nämlichen Tage Abends; 28) ei» gebundenes Notriibnch und 12 Vis 15 Hefte Noten, a»S der Musikalienleihanstalt von Pabst hcrrühreiid, aus einer Kegelbahn im Grundstück Nr. 46 der Wnidmühlenstraße, vom 23. bis 24. dss. MtS.: 29) ein Paar Hosen von blan- nnd grangestreistem Buckskin, mtt Taschen von grauer Leinwand, auS dem Vorsaal einer Wohnung in Nr. 12a der Sicrnwarlenstraße, am 24. dss. Mts. Mittags; 30) eine silberne Cylindcrubr nui Sekunde, Goldrand und ge riester Rückseite mit wappenahulichcr Verzierung, nebst kurzer zwei- sträiigigcr silberner Kette mit goldenem Schieber, aus einer Schlaf- tube in Sir. 8 der lrlsterstraße, in der Nacht vom 24. nnd 25. djs. Mt».; 31) eine silberne btzlindcrnhr, nebst ebensolcher Kette, daran ein goldene» Medaillon, ferner eine silberne Tpindcluhr mit latler Rückseite und abgebrochenem großen Zeiger, eine lange stalmikrtte mit goldenem Schieber, eine kurze dergleichen, sowie ein Rock von schwarzgrauein geriesten Slofse, ein Paar Hosen vo» demselben Stoffe und eine ebensolche Weste, — in den Taschen der ^osen befand sich ein schwnrzledcriics Portemonnaie mit einem »halte von 17 ^!, in einer Krone, einem Thaler und kleiner Münz« sowie ein Taschenmesser mit schwarzen Schaalen —, aus «»er Schlajstube in Ne. 31 der Elisenstraße, in derselbe» Nacht. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sach»» oder den Thaler sind ungesäumt bei unserer Erinüual- Abthcilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig» am 25. Sevtembcr 1882. Das Pvllzci-Amt der Stadt Leipzig. I. B.: Iu» ck, Pol.-Raih. vr. Denecke. kin Ballen in grauer Leinwand, «ixn. ^7 V>^ enthaltend 23 Dtzb. verschiedenfarbige Lamatücher, welcher in der Nicolai ftraß« vor Nr. 22 gelegen Hot, an demselben Tage Abends; 10) ein goldener Klemmer, au« einer Yerkaiis«bud« der 3. Reihe auf dem Aoanstusvlatze. am 19. diS. Ml«. Vorm.; 11) ein «rldtischchrn vo« schwarzem Leder, mit Messingschloh enthaltend etwa 27 >l, ln einer Doppelkrone, einem Thaler und diverser Stlbermünze, sowie einen alten Groschen und einen kleinen Schlüssel, au» einer Zelle im Sophteubad, am nämlichen Tag« Mittag»; 12) ein Gelddetrag von 28 dt« 80 Ki diversen Münzen, sowie eine Partie Eigarren mittelst Nachschlüssel» au« einem Gastloral ln Nr. Id der Mahlmannstraße, iu der Nacht vom 20 znm 21. ds». Mt«.; IS) eiar kleingliederige goldene Uhrkette mit der Nachbildung eine« Schlangenkovs«, ln welchem zwei rothe Steinchen eingesetzt sind, zwei Tranringe, IV. 8. brz. >. ?. 1857 gravi« und ein Paar goldene Manschettenknöpse, au» einer Wohnung in Nr. 51 der Windmühlenftraße, im Lause der Ictzlvergangenen 18 Monate; 14) eine Brieftasche, darin rill Geldbetrag von 8.4!; IN einem ftüuimarkicdcinc und di». Silbermüiue. Einer eine Partie Bett Gturrrbekailiincr Leipzig. Donnerstag, den 28. d. M., Nachmittags 5 Uhr öffentliche Pleuar-Sitzung im kammerlocale. Tagesordnung: 1) Bortrag an« der Registrande. 3) Bericht des VerkchrS-AuSschnssr- über ein vom hiesigen Stadt- rath verlangte« Gutachten, den zeitigeren Schluß der Wochenmärkte betreffend. Leipzig, den 26. September 1882. W. Hückel, Vors. Herzog, S. nnd GewcrbSlciitcn, welche bisher ihre Kinder in deutsche Schulen geschickt, wird von ihrer czechischeu Kundschaft ge droht, bei ihnen nichts mebr zu kaufe», falls sie, die Deutsche», ihre Kinder nickt in die czechiscke Schule schicken wolle». Diese und ähnliche BcrgewalNgungen baden auch leider bereits isirc Früchte getragen. AuS vielen Tbeilen Böhmens und Mährens ist nämlich dem Deutschen Schulverein in Wien inikgetheilt worden, daß der Besuch der deutschen Schulen in den kleineren Städten und aus dem Lande sich bedeutend vermindert, während er in den czeckiscken gestiegen sei. Vier kleinere deutsche Volksschulen mußten sogar wegen Mangel- an Schülern geschloffen werten. Gegen diesen unerträglichen Zustand der Dinge in Böhmen und Mähren beabsichtigt nun der Deutsche Schnlverein ganz energisch vorzugeden. Die deutsch gesinnte „Pilsener Zeitung" wurde von der Staatsanwaltschaft wegen „Aufreizung zum Haffe gegen die czechischc Nation" constscirt. Veranlasinng zu diesem Vorgehen gab ein Artikel deS genannten Blattes über die gewallsame Agitation der Czechen gegen die deutschen Schule». Tie czechli'che „Bescda" (UnterhallungS-Bercin) in Pilsen soll den SlaatSanwalt mittelst einer Eingabe ans jenen Artikel der „Pilsener Zeitung" aufmerksam gemacht habe», worüber in den deutschen Kreisen Pilsens große Entrüstung herrscht. Unter der cz ethischen Bcvöikerung Wien-, namentlich unter den Arbeitern, ist gegenwärtig eine Petition in cz ethischer Sprache im bimlause, in welchem Schriftstücke die Negierung ersucht wird, die Errichtung einer czechischeu Volksschule im neunten Stadtbezirke zu gestalte», welche die „czechiscke Gemeinde" Wiens auS eigenen Mitteln erhalte» wolle. Zur Begründung jene- Verlangens wird in der Petition unter Andern! angeführt, daß die Ibinder der in Wien wohnenden czechischeu Familien, zumal jene ärmerer Eltern, durch den denli'chcn VolkSschulnnIerricht „geistig verkümmern", weil die czechischeu Kinder nur wenig Lust besäßen, die überaus schwierige deutsche Sprache zu erlernen, wodurch sie also im Wege der deutschen Schule sich gar nickt weiter ausbilden könnten. Ueberkics wird in der Petition hervorgchoben, daß in den deutsche» Schulen Wien- ein „notorisch sehr schlechtes, verdorbenes Deutsch" gelehrt nnd gesprochen wird, ja nicht einmal viele kculsche Lehrer im Stande wären, ihre eigene Sprache richtig zu sprechen und zu schreiben. Deshalb wollten die czcchischcn Familien Wien- ihre Kinder in ihrer Muttersprache weiter -uSbilden taffen. Man darf wohl einigermaßen gespannt sei», welchen Bescheid die Negierung aus jene Petilivn ertheilen wird. Nichtamtlicher Theil. Ans Oesterreich. In Wien werden im Laufe der nächsten Tage die Mit glieder deS Deutschen SchutvcreinS zn einer außer ordentlichen Geiieralverfammlung zusanimenlreten, um nach drückliche Maßnahmen gegen die, gerade in der Jüngstzeit hervortretendr, üterauS fanatische Vergewaltigung der deut schen Schulen in Böhmen seitens dcr Ezcchcn zu beralhen. In dieser Richtung sind dem Deutsche» Schulvereine in Wien auS allen Theilen Böhmens, zumal auS den national ge mischten Bezirke», überaus trostlose Nachrichten rugegangen. Der czecklschcn Agitation, welche seit Wochen aus ihrer ganzen Linie ein wüthendcS AngrisfSgeschrei gegen die deutsche» Schulen erbebt, ist kein Mittel zu verwerflich, um die Unterdrückung oder mindestens die Beschränkung deS deutschen Unterricht- durchzusetzen. An der Spitze der Agitation befinden sich rzechische RegicrungSbeamle. Advo katen, die gcsaminlc Geistlichkeit, Lehrer und die Herausgeber der czeckische» Blätter. Hinter diesen Führern stehen, in geschloffenen Massen da» czechiscke Klcinbürgerthum und die Bauern, welche jeden Augenblick bereit wären, über die Deutschen gewaltthätig herzusallen. Zn den national gemisch ten Bezirken erhalten gegenwärtig deutsche Familien, deren Kinder deutsche Schulen besuchen, fast täglich Drohbriefe und Niemand wagt rS, diese der Polizei zu übergeben, wa- auch in den meisten Fällen völlig nutzlos wäre, weil daS Polizei- wcsen in tcii lleiiicrcn Sladlcn soivie ans dem Flacklande sich in den Händen der Ezechcn befindet. Deutschen Kauf Leipzig, 26. September 1882. Zur kirchen politischen Lago wird unS auS Berlin geschrieben: „Seit einigen Tagen laufen in der politischen Welt Gerüchte um, die eine alsbaldige erste Anwendung deS Biscklossparagraphen, genauer die Begnadigung und Nück bcrusung deS Bisch oss von Limburg, in ÄuSsuht stellen. Wir möchten vorweg an der Wahrheit dieser Miltheilniig den allercntschiekenstcn Zweifel anssprcche», bemerken indessen koch, daß diejenigen Pcrfoncn, welche die Nachricht verbreiten, sich aus Vorgänge und Grünte stützen, die, schon rein für sich betrachtet, nicht ganz außer Acht zu lassen sind. Cie sagen nämlich, daß der Papst in eine Abtrennung der nasiauischc» Pfarreien von dem Bisthum Mainz nickt eingewilligt haben wiirke, wen» er nicht sie Sicherheit gehabt hätte, daß die katholische» Psarreingssessenen jener Bezirke durch die Unter ordnung unler dem Stuhle von Limburg vor einer Ver schlechterung ihrer kirchlichen Lage bewahrt bleiben, wie sie durch die bisherige Unterbrechung der bischöfliche» Functionen deS Oberhirten von Limburg unleugbar gegeben ist. Darnach wäre also die Abtrennung der oczcich neten Dicceseii erst erfolgt, nachdem sich die preußische Regierung verpflichtet habe, den Bischef Blum in seine Reckte wieder einzusetzcn. Vielleicht wird man finde», daß diese Mnthmaßung mehr dem Gefühl ihrer Urheber Ehre macht, alS daß sie daS Wesen der valicattiscbcn Politik richtig treffe. Denn eS ist Rom herzlich gleichgiltig, ob ein paar Tausend deutsche Katholiken mehr öder weniger in kirchlichem „Nolh- stand" bleiben, wosern mit dem angeblichen Entgegenkommen, welche- gezeigt worden, überhaupt nur irgend cm Vorthcil zu erlange» war. Daß die Curie an die neue kirchcn- proviuziellr Abgrenzung den Wunsch nach einer Wiederein setzung deS BischvsS von Limburg geknüpft habe, darf doch wohl alS sicher angenommen werden, aber wenn derselbe nickt erfüllt worden ist, so dürste sie auch für eine geringere Cvmpen- sation die Unlei'ordmttig der abgetretenen Pfarreien unter dem im „Erst" weilenden preußischen Bischof gewährt habe», zumal sie von diesem Arrangement politisch ganz entschiede» Vorthcil hat." Während in der Provinz fast überall die Wahllisten für die Land tag-wabl bereit- auSgelegt sind, scheinen die Vorbereitungen in Berlin noch nicht so weit gediehen zu sei»; von der Auslegung der Liste» verlautet noch Nickis. Es Vars daS auch wohl als ein Beweis dafür gelten, daß an die Urwahlcn vor dem 19. Oktober nicht zu denken ist. In zwischen nimmt die Agitation aller Parteien einen regen Fortgang Besonder- die Conscrvativen rühren sich wacker, sie sammeln Gelder, vertheilen Flugblätter und schicken Reise- prcdigcr auS. Seit Wochen schon pilgern Herr Julius Schutze (dessen College, der frühere ultramontane Bürgcreisccretair Schmitz, vom Antritt seines neue» Dienstes durch einen unglücklichen Fall abgehallcn ist) und Herr Cremer von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf in Ostpreußen, überall, wie Zeugen versichern, empfangen und geleitet von den Herren Landräthen, Noch aus ein Beispiel lohnt eS hinznwcisen, mit welchen Mitteln gegenwärtig von gouvernementaler Seite die Walstagitation betrieben wird. Dcrtretcr de» osthavelländischen Kreises ist der Prediger der sranzvsisch'resornttrleil Gemeinde in Berlin, Herr Ncßler, ein geborener Elsässer. Die Conservaliven haben »un ihm gegenüber den Professor Wagner ansgestellt und daS amt liche Kreisblatt empfiehlt seine Wahl »>it der Begründung, daß e» gelte, den Wahlkreis Otthavelland der „Fremd herrschaft" wieder zu entreißen. Natürlich gilt eS nur gegen den „Fremden", den geborenen Elsässer, zn Hatzen. Mit Bezug aus Erörterungen, welche neuerdina» in der Presse über da« beabsichtigte Strafvollzug-grseh ausge taucht sind, wird der„N.Z." geschrieben: „So viel steht fest, daß für die nächste Zeit nickt daran gedacht wird, diesen seit längerer Zeit schwebenden Gegenstand zur Erledigung zu bringen. Die vielfachen Anregungen auS der Milte deS Reichskages bezüglich einer einheitlichen Regelung dcS GcsänguißwcicnS hatten vor Jahren dahin geführt, daß im preußischen Justiz ministerium ein Entwurf anSgeardeitel wurde, welcher von einer Denkschrift begleitet als Antrag Preußen« an den BnndeSrath gelangte. Erst nach geraumer Zeit hatte letzterer sich mit der Frage beschäftigt; indessen begegnete man un überwindlichen Schwierigkeiten, welche zunächst darin ihren Grund hatten, daß einige größere Bundcsstaaleii darin einen Eingriff in ihre Reckte erblicke» wollten. Man batte aber um so weniger nötbig, aus diese- Argument einzugcben, als sich andererseits hcrauSstettle, daß die Ausführung des Gesetze- immense finanzielle Opfer erheischen würde. Man war daher von der Sacke zurückgekominen und hat anS den verschiedensten Gründe» jetzt wcnigcr als zuvor Anlaß, sich der Frage wieder zuzliwenden." Der Tod bat eine kaum anSsüllbare Lücke in die Reihe der höheren Staatsbeamten von wirklichem Verdienst und der Führer der nationalliberale» Partei i» Mecklenburg gerissen. In dem rüstigen LebeuSaller von 60 Jalrre» starb am 20. d. M. der Oberstaatsanwalt Möller am Ober landesgericht zu Rostock plötzlich an einem Herzschläge. Der Verstorbene, der anerkannt zn den tüchtig»«, höheren Juristen Mecklenburgs gehörte und besonder- auch bei der Reorganisation deS Gerichtsverfahrens im Lande sich allge meine Anerkennung erworben bat, war auch in weitern Kreisen als ReickStagSabgeordncter der liberalen Partei Mecklenburg- im Reichstage von 1877 rübinlickst bekannt. Er gebörte in Berlin zu' den tbäligstcn Mitgliedern der »ationalliberalen Partei, wo seine große ÄrbeitSkrast, wissenschaftliche Gründlichkeit und sein einfach anspruchs loses Benebmen ihm bald zahlreiche Freunde er warben. Möller war 1822 in Schwerin geboren, ward >851 als Senator und später als Bürgermeister in seiner Vater stadt angestcllt, um deren Eommunalverwaltung er sich große Verdienste erwarb. Im Jahre 1869 wurde er durch Präsen tation der Landschaft, d. h. der Stätte. Rath im Ober- appellationSgerickte zu Rostock und 1879 bei Einsübrnng der neuen GerichtSversasinng erster Oberstaatsanwalt der beiden Großhcrzogthümer Mecklenburg beim gemeinsamen Ober- landcSgericbte daselbst. AuS Ragusa wird gemeldet, daß die dalmatische Statlbaltcrei abermals ein scharfes Verbot gegen das Tragen und den Besitz von Massen erlassen hat. Das Verbot bezieht sich zumal ans die Bezirke von Cattaro. Castelnnovo, Risano und Orahowatsch. Die noch vorbandcnen Waffen sollen sofort abgclicsert und „auswärts" verkauft werden. Darüber ist die 'Bevölkerung wieder in sichtliche Aufregung gcralhen. lieber die osterwähnten Mißhandlungen, der in der TiSza-ESzlarer Assaire Znhaftirlcn liegt folgende osficielle Meldung vor. Am IS. September vernabm der Staatsanwalt HavaS den Angeklagten Vogel Anlschel, der über Mißhandlungen geklagt Halle, »nd als Zeugen den Ge sang,,ißwachter Karanosay. Vogel gab zn Protokoll voll inhaltlich Folgendes: Bei dem erste» Verbör Vogel'S war Untersuchungsrichter Vary sebr erregt und schlug de» Ingni- ntcn niit dem Aetenbnndcl inS Gesicht. Bei dem späteren Verhör ließ der Richter ein Schass Wasser bringen und den Inquisiten zwingen, auS einem Bierkrngcl dasselbe zu trinken. Man nölhiatc ihm so lange Wasser ein, bis ihn Erbrechen «bcrkam. AIS er auch kann nichts gestand, ließ ihm Richter Barh die Hände binde», beutelte ilm wiederholt an den Haare» und übergab ihn dann den Panduren nick dem Be fehle, im schärfsten Trab ven Lök nach Eozlar eine 'Wegstunde ziilnckzurciten und Len Jngnisilen zu Fuß vor sich her zu treibt». Ter stets als woblnuterricktet bewährte Petersburger Berichterstatter der „Indöpendanee Beige" meldet: „Vor einem Monate berichtete ich von einer bekannten Krisis im Sckooße der Negierung. Zn der Thal hatte Graf Tolstoi beim Zaren sein Abschiedsgesuch «»gereicht, ans GesiindheitS- rücksichtc» nnd weil er sich in die Zeit nicht sindeii könne. Der Kaiser lehnte aber daS Gesuch ab. Jetzt ist eine neue Pbase ii» Beginn. Man versickert mir, daß eine Eoalilion sich zwischen dem General Loris Meliloss. Koklianosf, KooalcsSki und Kausmann vorbcreite. Kokhanoff ist Prägt ent der Rcsorin-Eommission, enlschiedenstcr Gegner der rcaetionären Politik dcS Grasen Tolstoi, nnd gleich den anderen genannten Generalen hat er die Neberzenglma, das; nicht die Neaction daS unglückliche Land vor einer Katastropbo zn bewahren vermag. Wenn diese Coalilion sich verwirklicht, und cs ist nickt daran zu zweifeln, so ist bei dem großen Einflüsse der genannten Würdenträger eine wesenlliche Veränderung in der Politik zu erwarten, wobei sie ans die Unterstützung dcS ganzen intelligente» ThcilS der Bevölkerung rechnen können, ilnd wabrlick, es ist keine Zeit zu verlieren. Tic Lage ver schlimmert sich alle Tage; niemals seit dein entsetzlichen Tode dcS vorigen Kaiser- hat sich die allgemeine Niedergeschlagen heit so lebhaft bcmcrktar gemacht als jetzt. Selbst die An hänger dcS Systems Tolstoi, sehr wenig zahlreich allerdings, gestehen offen ei», daß sie etwas anderes von seiner Verwat- lung erwartet halten " Wie aus Warschau gemeldet wird, sind die Vor bereitungen zurAussühruiig der BescstigungSwc»ke in Kowno un vollen Zuge und wirb bereits an die Abschätzung der im künftigen JcstungSraYoil gelegenen und cvenlucll abzntragcn- den Gebäude geschritten. Niit den Erdarbeitcn soll noch im Laufe diese- Jahre» begonnen werden. Der Kostenvoranschlag für die BclelligungSarbeit«, beläuft sich ans 6 Millionen Rubel; Unrerucl.-ner au» Odessa osseriren jedoch eine» Nachlaß von 250,000 Rubel. Der vor Kurzem in St. Petersburg eiiigetrcfscnc Prinz Arissugawa, ein Onkel deS Kaisers von Japan, hat am russischen Hose Len sympalischtt«, und schineickel- kastesten Empfang g> sunde». Am l 1. September begab sich der Prinz znm Versuche deS Kaiser- nach P lerbof. Tic an wesenden Mitglieder der kaiserlichen Familie, sowie die höch ste» Würdenträger de- .Hofes fuhren dem Prinzen entgegen. Der Zar cnipsing den Prinzen mit besonderer Auszeichnung und trug bei dieser Gelegenheit die Insignien dcS Ebrysam- thcmiim Ordens. Am nächsten Tage übergab der japanische Prinz dem Großftirsten-Throiisolger die Infianic» des gleichen Orden». Der Zar erwiderte den Besuch de» Prinzen, der den Nest deS Tage- mit der Besichtigung der Pavillon- und Sehenswürdigleilcn deS Parke» von Pelerbos zubrachte. Der Prinz, der tüchtige Kenntnisse im Marinen'««« bat, soll beabsichtigen, den Hase» vo» Kronttadl zu lo'näon. Schon seit einige» Tagen befindet sich in Gens ein höherer
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