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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-28
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1882
- Autor
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Vrfcheiat täglich früh 6»/, Uhr. Urtaclion und Lr»eiitl0> IohanneSgaffr SS. Ayrrchkouden der Nrdattisku vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. Fvr n» »»ch« sich »« «««,>»» »ich, „r»a>dUch. «un«tz«e »er »Sr »i, »ichstf«I,e«», Nniumer »«stimmten Inserate an Wach«nta,en öl» L Uhr Nachmittag», an Laua- nnd-esttage« srüh disUhr. 3n de« /tttalen für 3ns.-Annahme: Otto Klemm, UniverfftätSftr-ße 21, Laut» Lösche, Katharinenstraße 18» ». nur di« '/,» Uhr. LiWM.TWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. MeH-Auflage 17,700. Adounelllrilisurris merielz. 4'/, Mit., incl. Briuqerlodn 5 Mk.. durch die Post bezogen L Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gelbüdren lür Erirabeilaqe» »hne Posibesürdcrung 30 Mk. »tt Poslbesörderung 48 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Echnirrn laur unserem PrnS- verzeichnik- Tabellarischer Lay naw höherem Tarif. Akklamru unter den Nedactionsllrüt» die Svaltzeile 50 Ps. Jnierale sind fiel« an die irpprdiriaa za ieaden. — Rabatt wird man gcgeoen. Zahlung prueaum<-rni»io oder durq Post- aachnahme. ^-271. Donnerstag den 28. September 1882. 76. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von hente an in Empfang genommen werden können. LxpeÄMon Äe8 L-vIprlser ^axedlatles. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Für den Termin Michaelis d. I. sind vier Au»- stattnagSsttpendien im Betrage von 77 8 -s. 87 .xc 45 und zweimal 40 47 an hiesige arme, unbescholtene BiirgerStöchter, deren Verheirathung in die Zeit von Michaelis vorigen IahreS bi< Michaelis v. I. fällt, von uns zu vergeben, und sind schriftliche Gesuche darum unter Beifügung der TheschlieshnngS-Bescheini- guna, eines von zwei hiesigen Burgern bei Bürger- psiichkauSgestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, was das eine, nur an ehelich geborene zu vergebend« Wiederkehrer'scke Stipendium von 40 47 ^ anlangt, einer GeburtS- bescheinigung bi» zum 4. October d. I. auf dem Ralh- daufe, 1. Etage, Zimmer Nr. 15 einzureichen. Leipzig, den 15. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. vermirthnng "" in der Ncischhalle am Hospitalplatz. In obiger Fteiscbballe sollen die micthfreien Abthei lungen Nr. 8, 22, 28 und 81 sofort gegen ein monatliche Kündigung an die Meistbietenden anverweit vermiethet werten und habe» wir hierzu Ber- steigerungStermin auf Sonnabend, den 3V. d. M., Vormittags 11 Uhr, an RalhSslelle, Rathhaus, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, an beraumt. Die BermiethungS- und DerstergenmgSbedingungen liegen ebendaselbst auf dem großen Saale schon vor dem Termme zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 16. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Slöß, Gewölbe-Vcrmirthung. Da» gegenwärtig an Herrn Kaufmann Salomon ver micthete Gewölbe Nr. 3 in der Georgeuhalle (Brühlseite) soll vom 1. Januar 1883 an gegen ein halbjährliche Kündigung Freitag, den «. Oktober d». IS., Vormittags 11 Uhr, auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, an -cn Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Die VermiethungS - und VcrsteigerungSbedingungen nebst Inventarium deS zu vermiethendcn Gewölbes liegen eben daselbst auf dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den IS. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stoß. Der Inhaber de« abhanden gekommenen Sparkassen OuittungSbucheS Serie I. Nr. 57139 wird hierdurch auf gefordert, sich damit binnen 3 Monaten und längsten- am 30. December d. I. zur Nachweisung seiueS Rechtes, bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung, bei unterzeich- neler Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcasscn- Orknunq gemäß dem angemeldeten Verlustträger nach er folgter Beeidigung seiner Ansprüche der Inhalt dieses Buches ausaezahlt werden wird. Leipzig, den 26. September 1882. Die Verwaltung deS Leihhauses «nd der Sparkasse. Scfentliche Plenar-Zikung der Handelskammer Arcttag,! den 2S. Lrptcmber dieses Jahre», Abends ü Uhr in deren LitzuiigSsaale, Neumarkt IS. I. Tagesordnung: 1. Registrande. 2. Bericht de« Verkehrs, und deS Zoll- und Steuer-AulschusseS über die Vorlage dcS ReichS-Eiienbahnamte-, Varschriftrn i» Arachlbrirfe wegen der Absertigun« bet eine« de stimmten Zallamte betr. L. Berich: d«S VeckehrS-AuSschusse« über: ». di« sttsrndahn- Lsnferenzr« in Berlin und Magdeburg: b. die von der Handelskammer zu Frankfurt a M mitgetheilte Petition, Beseitigung der Verschiedenheit der Poftwerthzeiche« betr. o. die Zuschrift der Handelskammer zu Insterburg. Er Mäßigung der Frachtsätze für wetretd« im Verkehr zwischen Ostpreußen und Mitteldeutschland betr. 1. AiiSichukbcrichl über die Borlage de« Raths, Adtürznng der Wachrnmärkte betr. 5. Feststellung deS gutachtlichen TheileS und der Einleitung zum 2. Theist de« Aahre-derichle» »ür 1881. 6. Bericht de« Finanz-Au-schusseS über: a das Gesuch de« Verein« zur Förderung der Handelsfreiheit um Fort- gewädruna de» IadreSbenraq»; d. die Zuschriften der II.Sertion des VSrsenvorstandeS. die Linrtchtuna de» LacalS NM Naschmarkte und Anstellung eine« AutwirterS für dasselbe betr.; e. da- Gesuch de- Vorstandes der Värsenhalle, Ver- Wendung de« Ueberfchusse« zu einem PrnenernnaSfaiid betr 7. Bericht de« «u-schusses für die Vörsrnban-Arasr, da weitere Vorgehen in derselben betr. Bekanntmachung. In Veranlassung der durch Legung von Pferdebahnarlrisen im Grimwaiseheu Steinweg und der HoSpttalstraste bedingten Umpslastcrung dieser Straße» sino die Besitzer der an denselben angrenzenden Grundstücke nach unserer Bekannt machung vom 10. März vorigen Jahre» verpflichtet, die Trans», Fallrohr- und WirtkschaftSwässer durch unterirdische Beischleußen für ihre Rechnung direct in die Hauplschleuße abzuleilen, und zwar sind diese Anlagen aus Kosten der Be- thciligten durch unS, nachdem daS hierfür zu berechnende Bauschkostenquantum eingezahlt ist, außerhalb der Prival- grunkstücke innerhalb deS SlraßenkörperS auSzusühren. Wir fordern daher die Besitzer bez. Administratoren der an genannten Slraßcntracten angrenzenden Grundstücke aus, wegen Unterführung der Fallrohre, beziehentlich wegen noth- wendig werdender Einlegung oder Umlegung von Beischleußen bei uns Anzeige zu erstatten, damit die Ausführung der Arbeiten rechtzeitig auf Kosten der Adjacenteu erfolgen kann, Im Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen, außer Verwirkung einer Geldstrafe bis zu 60 .-e zu gewärtigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten von Raths wegen auf ihre Kosten auSqesührl werden. Die Höhe der hierfür zu hinlerle^ende» Bauschkosten wird einem Jeden der Betheiligten mittelst besonderer Zusertigung bekannt gegeben werken. Auch sind elwa beabsichtigte, die bezeichnten Straßentracte berührende Arbeiten an den Privat-GaS- und Wasserleitungen vor der Pflasterung auSzusühren. Mit Rücksicht aus die Erhaltung eines guten Straßen- pflasterS werden Arbeiten der vorgcdachtcu Art im Straßen- lörper während eines Zeiträume» von 5 Jahren nach beendeter Pflasterung in der Regel nicht zugetassen werden. Leipzig, am 25. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eichoriu». Bekanntmachung. Der lm hiesigen Georgenhauje detmirt gewesene, am 3. Juli 1852 allhter geloreiie Handarbeiter Heinrich Mittencntzwci ist am 7. dss. Mt«, vom Ausgange nicht zurückgckehrt und treibt sich vcr> muthlich arbeitslos und bettelnd umher. Wir ersuchen, denselben im Betrctungtsalle zu verhaften uud unS schleunigst davon in Kenulniß zu setzen. Leipzig, am 24. September 1882. Das PaUget-Sm» wr Stadt Leipzig- Junck, Pol.-Rath. Rfdr. Faldix. Nichtamtlicher Theil. Der filmische Ansturm in Oesterreich. Schon seit Wochen gelangen aus Böhmen, Mähren und Südösterreich bezüglich der Lage der dortigen Deutschen die trostlosesten Nachrichten zu uns. Aus der ganzen Linie, so wohl im Norden al» im Süden Oesterreichs, haben die Slaven zu einem allgemeinen Ansturm gegen bas deutsche Element Oesterreich-. seit Jahrhunderten der Grundpfeiler dieses Staates, sich erhoben und wir müssen eS zu unserem Bedauern, ja tiefem Schmerze gestehen, daß die Feinde der deutschen Nationalität in Oesterreich, abgesehen davon, daß jene schon seit langer Zeit nur allzu einflußreich und mächtig, unter der gegenwärtige» Regierung alle Aussicht haben, die Deutschen völlig an die Wand zu drücken und das alte deutsche Oesterreich in einen jungslavischcn Staat zu ver wandeln. Im Norden wie im Süden ist eS gegenwärtig zumal die deutsche Schule, welche von den Slaven in fanatischer Weise bedrängt und durch die verwerflichsten Agitalionsmittel in ihrem Bestände bedroht wird. In Böhmen wie in Krain ertönt im slavischen Laaer der Ruf: „Fort mit den deutscken Schulen!" Die Deutschen aber, die leider ihren Gegnern gegenüber lange nicht einmüthig und energisch genug handeln und zusammenstehen, haben aus dem Schulgediele um so mehr schon an Boden verloren, als in diesem Kampfe die Behörden sich nicht allein völlig passiv verholten, sondern sogar an manchen Orten, wodl auf „höhere Wuike", mit den Slaven gemeinschaftliche Sache macbc». Wenn in diesem bedauer lichen nationalen Kampfe nicht bald zu Gunsten der Deutschen Oesterreich» ein durchgreifender Umschwung eintritt, so müssen wir offen gestehen, daß wir die nationale Zukunft und Fort entwickelung unserer StammeSgenossen im Osten al- ernstlich gefährdet betrachten. In politischen Kämpfen darf man sich, wie im Kriege, keinerlei Illusionen und unüberlegten Voraussetzungen bingebcn. Alle Mittel und Aussichten de« Angriffes wie der Vertheibigung müssen vielmehr im eigenen Lager, sowie in dem de« Feindes völlig objectiv und kaltblütig erwogen und abgcschätzt werden. Wenn dies die Deutschen in Oesterreich thäten, so würden sie alsbald zu dem Schluffe gelangen, daß ihnen in Böhmen wie in Krain die Slaven an Zahl nicht allein bedeutend über legen sind, sondern daß sie auch eine Parteiorganisation besitzen, wie eine solche unter Len Deutschen leider nicht vorhanden ist, Im slavischen Lager steht Alle», Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauer, gegen die Deutschen zusammen wie ein Mann. Der Eommandorus der Führer wird aus der ganzen slavischen Linie mit musterbaster DiSciplin befolgt und sofort auSgesührl. Nicht so im deutschen Lager, wo eine Menge Parteischalti- rungen, Rücksichten und Sonderinlereffen ein einmüthige», erfolgreiches Vorgehen schon von vornherein verhindern. Dazu gesellen sich noch Illusionen über die Ränke des Deulschlhum» in gewissen österreichischen Provinzen, irrige Vorstellungen, die von den Wiener Journalen entweder au» Unkennlniß oder absichtlich im „Parkeiinlereffe" verbreitet und in Deutschland, wo man den österreichischen Verhältnissen ferner steht, vielfach geglaubt werden. Da ist beispielsweise in den Wiener Blättern immer von dem Deutschlbume in Mähren und Ocsterreichiscb-Schlesien die Rede, tvelche» aber thatsächlich nur in den Städten und größeren Ortschaften vorhanden ist. Die Dörfer und die sonst aus dem Flachland« jener Provinzen zerstreuten Bewohner sind dagegen slavisch und stellen zur slavischen Bewegung in Oesterreich ein sehr ansehnliche» Eonlingent. Zu unserer Neberraschung mnßten wir auch jüngsteineamtlicheitatistischeZusanimeiistellung der ver schiedenen österreichischen Nationalitäten lesen, in der Krain ein „urdenlscheS" Land genannt wurde. Nun ist aber in ganz Krain, die kleine leulsche Sprachinsel Golschee aus enommen, die gesammte Bevölkerung slavisch, ja selbst die deutschen in den Städten und größeren Flecken sind nur 'olche, die von außen her eingewandcrt sind. Diese und ähnliche irrige Vorstellungen Uber die Zahl und Machtverhältnisse deS Deulschlhum» in Oesterreich wirke» auf seine Widerstandskraft und die damit verbundene Agi tation gewiß nickt vvrtheilhaft. Wir meinen vielmehr, wenn die Deutschen Oesterreichs ihrer Minderzahl und mancher anderen Nachthcile sich klar bewußt wären, so würde sie diese Erkenntniß gerade veranlassen, den slavischen Ansturm wirklich cinmüthlg und mit aller Krastcntsallung abzumeisen. Leipzig, 28. September 1882. Die Londoner „TinieS" gilt bekanntlich als da- Welt blatt par oxcellonoo. DaS weiß Niemand bester als ihre Herausgeber selbst, und sie hegen eine außerordentlich hohe Meinung von der Unerschütterlichkeit deS Ansehens der „Times"; wenigstens sündigen sie manchmal daraufhin mit einer Ungenirtheit, welche nur durch die Stärke eben jenes Selbstgefühls begreiflich wird. Das ist hente einmal wieder in außergewöhnlichem Maße der Fall. DaS Cityblatt brachte einen Artikel, der nichts Geringeres bezweckt al» eine Tennn- ciation der deutschen Politik an die Adresse Frank reichs. Deutschland sei, so werden die Leser der „TimeS" wlehrt, daraus auS. um den Preis Egypten», dessen unein geschränkter Besitz England zugcstanden werden würde, diese- der französischen Alliance zu entfremden und der deutschen Interessensphäre zuzusühren. Gegen diese» selbstgeschaffene Trugbild ziebt nun der „TimeS"-Artikelschreiber mit Beweis gründen i»S Feld, die genau ebenso sadenscheinia sind und ein mehr als naivcS Lesepublicum vorauSsctzen. „W. T.-B.", welches eincn kurzen Auszug deS widersinnigen „TimcS"- ArtikelS mittheilt, bemerkt sehr richtig, daß deutscherseits in London niemals auch nur die geringsten Versuche gemacht worden sind, daS dortige Cabinct wegen seiner egyptlschen Pläne zu sondiren, daß die Berliner Politik vielmehr nach wie vor in der allerstrengfle» Zurückhaltung verharrt, und die „TimcS" mit ihre» sainoscn Ausführungen ganz und gar auf falscher Fährte wandelt. ES ist aber bezeichnend, daß, während von Eröffnung diplomatischer Verhandlungen wegen Egvpten noch nicht da» Geringste verlautbart, jchon Ver suche — und zwar solch plumpe Versuche — gemacht wersen, da» gegenseitige Vertrauen zu stören. — Auch di« „kevus politigno et littörnirv", eine der ange sehensten periodischen Zeitschriften Frankreich-, zieht Deutschland in die egyplische Frage hinein, indem sie die Frage stellt, welche Verwickelungen Frankreich von Seiten Deutschlands zu besorgen haben könnte, falls die Republik sich zu einer Iiitervenlion am Nile bewogen sind«» sollte. „Keine", antwortet die „Revue" selber in höchst verständiger Weise. In der That gehört ein gutes Theil Unverstand oder böser Wille dazu, der deutschen Politik eincn solchen ' chwabenstreich zuzutranen, als die Ausspielung de» egypti scheu Tn»upseS m einer Partie, an welcher Deutschland al» dircctcr Mitspieler gar nicht betheiligt ist. So selbstverständ lich da» erscheint, so »othwendig bleibt die periodische Wieder holung auch dieser einfache» Wahrheit. Zur auswärtigen Lage wird unS noch auS Berlin vom 26. September geschrieben: „Gras Münster, der deutsche Botschafter in London, trifft heute oder morgen von Barzin, wo er sich zum Besuche des Fürsten Bis marck aufhält, hier wieder ein, um als der Ueberbriuger von Eröffnungen an den englischen Premier nach London zurück- zukchre». Man legt den Informationen, die der Botschafter dem Reichskanzler geben konnte, eine um so größere Bedeu tung bei. alS c» in intimeren Kreisen bekannt ist. wie sehr sich Gladstone in jüngster Zeit beflisse» gezeigt hat, engere Fühlung mit dem Grasen Münster zu nehmen und ihn eben sowohl von der Uneigennützigkeit der britischen Politik in Egypten wie von der ehrenvollen Rolle zu überzeugen, welche Deutschland in der Unterstützung der englischen FriedenSmis sion durchführen könnte. Welche Aufnahme diese Lieben« Würdigkeiten hier gesunden haben oder noch finden werden, ist natürlich einstweilen da» Gebeimniß des Barziner Guts herrn. aber jene unverkennbaren Annäherungsversuche erwecken schon darum ein berechtigtes Interesse, weil sie die Thalsache einer Lockerung der englisch-französischen Beziehungen vor aller Welt klar stellen kann. ES ist deshalb unrichtig und entspricht nicht entfernt den Anschauungen an orientirter Stelle, wenn der viel bemerkte jüngste „TlmeS"-Artikel, der Herrn Gladstone vor dem Anschluß an Deutschland und vor dem Ausgeben der französischen Freundschaft warnt, alS der Au-druck der Meinung de» englischen CabinetS an gesehen wird, welche- damit die angeblichen Bemühungen de» Fürsten Bismarck zurückwcisen wolle. Dieser Artikel ist viel mehr nickt« als ein privater Erguß, der indessen den Werth hat, daS seine Animosität gegen Deutschland nur schlecht oder gar nicht daS Vorkandcnsein vertraulichster Besprechungen zwischen Berlin und London verhüllen kann. Allem Anschein nach ist eine ganz neue und merkwürdige Gruppirung der Mächte im Entstehen begriffen, bei welcher der deutsche Kanzler wieder einmal zeigen mag, daß er als Meister der Realpolitik selbst auS seinen eigenen Fehlern Vorthcile zieht Denn de» Irrthum, den er beging, als er neuerdings Frank reich sich dauernd verpflichten wollte, steht er im Begriff, dcr durch auözuglcichcn, daß er die Isolirung dcS Pariser Cabi net» vollendet und seine eigene Freundschaft deu Engländern unentbehrlich macht." Der kirchliche Radicali-mn» in Berlin hat in einer neuen Parteibildung, die unter den Auspicien einer Anzahl von fortschrittlichen Politikern mS Leben trat und sich den Namen einer „kirchlichen Volk» part ei" beilegt« einen bezeichnenden und wenig erfreulichen Ausdruck gesunden Die neue Partei kann der kirchlichen Freiheit und ven Be strebungcn eine- maßvollen besonnenen Liberalismus nur schaden, indem sie die Ziele und Grundsätze, die der letztere in langem Kämpfen und Ringen verfolgt und bethätigt hat. zu einem Programm mit theil» unklaren, theil« bedenklichen radikalen Forderungen erweitert, politische Partcizwecke mit den kirchlichen Fragen verquickt und durch Ueberspannung de» freisinnigen PrmcipS der othodoxen Reaktion in die Hände arbeitet, wie eS auf politischem Gebiet ebenso der Fall ist. Wa nn dem Programme der fortschrittlichen Reformer gut ist, hat die kirchlich liberale Partei auch vorher bekannt, erstrebt und erfolgreich verfochten, ma» neu hinzngckommen, wird nur Viele abfchreckcn, gewiß aber in den Massen die geschwundenen kirchlichen Interessen nicht beleben. Die Redner der neuen Partei ergingen sich in recb< mißgünstigen Ausfällen gegen die protestantenvereinliche Richtung, die den Ausgaben der Zeit nicht mehr genügen könne, ein überwundener standpunct sei und von eurer frischeren, entschiedeneren, rücksichtsloseren Kraft abgelöst werden müsse. Auck bei die- er Gelegenheit hörten wir wieder daö jetzt landläufige Wort, die Mittelparteien HLtten hcrrtzutage keine Berech tigung mebr. nur noch der „entschiedene Liberalismus" könne eS mit der Ncaction anfnebmen. In einem forl- chrittlichen Blatt lesen wir die recht bezeichnende Bemer kung, der Protestanten - Verein stelle gewissermaßen die nat'ionalliberale Partei in der Kirche vor und müsse wie diese von den „Entschiedenen" abgelöst werben. Aber während aus politischem Gebiet das Schlagwvrt von der Un brauchbarkeit und Wertklosigkeit vermittelnder gemäßigter Richtungen noch vollen CurS bat. lassen sich gegen den Radikalismus ans kirchlichem Gebiet doch schon bejvrgle und warnende Stimmen bören. ES ist recht beacbtenswerlh, daß in demselben Augenblick, wo die kirchliche Volksparlei den * Zrotestantenverein ablöscn will, die kirchlichen Gemeinde- waklen in Berlin conservaliv - orthodox aussallen. Der Radikalismus fördert eben allenthalben nur die Reaction. E» wird nicht lange dauern, bis man Dies auch auf poli tischem Gebiet wieder allgemeiner cinsieht und zugestebt, alS eS jetzt noch der Fall ist. — Wie wenig jetzt strick liberale Blätter mit der Bildung einer „kirchlichen Volks partei" einverstanden stckd, geht auch aus folgender Ausführung der „Nat.-Ztg.- hervor: „Der 1. Parteitag der Ivaltlioss'lchen „kirchlichen Volkspartei" am letzten Sonntag hat gezeigt, daß diese so geräuschvoll wie rettend« That für die preußische Landeskirche und speciell die evangelische Kirche Berlin« angepriesene neue Organisation in religiöser Hinsicht ungefähr aus dem Bode» der Uhlich'schen Lichtfreunde, in kuchen- politischer ganz auf dem Programm der Fortschritt-Partei steht. Die Hoffnung aus wirksamste Unterstützung seiten« der sortschritt- lichen Parlamentarier, von denen einige persönlich erschienen waren, klang denn auch stärker durch, als mit der Selbstständigkeit und dem prätemdirteu kirchlichen Lharakter der jungen Parlciinlduug vereinbar ist. Immerhin mag dieselbe als kirchliche Filiale der wlitischen Fortschrittspartei in Berliner Kreisen einigen Anhang inden. Doch sie aber mit ihrem Radikalismus für die deutsche evangelische und speciell die Berliner Kirche voo Segen sein könne, müssen wir bestreiten." Als eine verständliche, wenn auch vielleicht nicht billigenS- werthe Fobge de» MiscbehenstreiteS verdient eine Be wegung größere Aufmerksamkeit, die sich gegenwärtig in evangellsch-orthodoxen Kreisen vollzieht und auf Repressionen gegen di« Unduldsamkeit der katholischen Kirche abzielt. Eine Reihe von KreiSsynoden und ankeren zur Be schlußfassung befugten kirchlichen Versammlungen hat sich nämlich in den letzten Wochen mit der Erörterung der Frage beschäftigt, ob und welche Gegenmaßregeln protestantischer- eitS gegen die vaticanische Erschwerung der Mischehen zu treffen seien, und e» sind dabei mehr oder weniger energische Beschlüsse gefaßt worden, von denen beispielshalber der jenige einer westfälischen Kreiösynode hier Platz sinken mag. „Ein Kirchenglied", so wurde dort resolvirt, „welche« sich verpflichtet, seine sämmtlichen Kinder der religiösen Erziehung in einer nichtevanqelischen NeligionSgesellschast zu überlassen, ist der Fähigkeit, ein kirchliches Amt zu bekleiden, sowie deS kirchlichen Wahlrechts, in schweren Fällen auch deS Rechte» der Tanfpathenschafl verlustig zu erklären. Inwieweit vie Entziehung dieser Rechte auch da einzutretcu bat. wo die gedachte Pflichtverletzung ohne vorangegangenes Versprechen thatsächlich vorliegt, bleibt dem Ermessen der zu- stänvigen Organe überlassen. Kirchenglicder, welche von den hiernach zulässigen Maßregeln der Kirchenzucht betroffen worden, sind vom heiligen Abendmahl zurückzilweiseil, wenn dieselben als unfähig angesehen werden müssen, kic Gnaden gabe im Segen und ohne Acrgcrniß kcr Gemeinde zu empfangen. Die» ist insbesondere dann anzunchmen, wenn die Unterlassung der kirchlichen Pflicht sich durch öffentliche Reden oder Handlungen als Verachtung des Wortes Gottes sich kennzeichnet." Die Gesinnung, auS welcher ein so entschiedener Protest hervorgegangen, ist gewiß die chrenwerthesle von der Welt, aber gefallen kann sie denen nicht, welche die Ausgabe der evaiigelischen Kirche in der Milde und Laiigmuth erfüllt feben und nicht in einer zelotiscben Anwendung des Satzes: „Wie du mir, so ich dir." Indessen kann nicht vcrschivicgcn werden, daß eS sehr maßgebende Persönlichkeiten innerhalb der Landeskirche giebt, welche da« Vorgehen jener Synoden billigen und selbst durchblicken lassen, daß dasselbe im evangelischen Oberkirchenrath offene Sympathien gesunden babe. Ist daS Letztere der Fall, so erscheint eS nicht recht begreiflich, weshalb der Oberkirchenralh die Ord nung der Angelegenheit im Wege der Kirchenzucht nicht selber in die Hand nimmt. Wenn er dies bisher unterlasse», so liegt e- statt jener, nicht gerade noblen Deutung seines Ver halten» koch viel näher, anznnebnien. daß es für politisch »nd kirchlich nickt opportun befunden worden sei, der katho lischen Anschauung von den Mischehen ein ebenso trotziges Paroli zu biegen." Die Wahlvorbereitungen in Preußen haben in den letzten Wochen rüstige Fortschritte gemacht und können jetzt in den meisten Wahlkreisen al» ziemlich vollendet gellen. Uebcrall sind bereits bestimmte Candivaten ausacflellt; in weitaus der Mehrzahl der Wahlkreise bewerben sich die bis herigen Abgeordneten auss Neue um ein Mandat; freiwilliger Rückzug au» dem parlamentarischen Leben findet in vcrhält- nißmätzlg wenigen Fällen statt. Coiiipromisse unter den libe ralen Parteien sind in einer Reih« von Fällen zu Stande ge kommen, in noch mehreren nicht. Jedenfalls wird ma» aber auch hier wenigstens ein festes Zusammcniiebcn bei engeren Wahlen erwarten dürfen. Ausgeschlossen ist für die National- liberalen unter allen Umständen die Unterstützung eines Ultramontanen bezw. eine» welfisch polnischen SchlcppträgerS de- Crntrum». Nach allgemein verbreiteter Annahme finden die Wahlen am IS. bezw. 26. Oktober statt. Herr Eugen Richter hat eine Wahlreise nach Schleswig-Holstein angetreten, um geae» die national- liberalen Candidaten und bi-herigen Abgeordnete» Francke und Schütt zu arbeiten und seine im Widerspruch mit den gc- sammtliberalen Abmachungen aufgestellten fortschrittlichen Can- didaturrninTondern und Pinneberg zu befördern. DieSAuftretcn beweist, wie wenig eS dem Führer deS Berlin er Fortschritts um Beilegung der Differenzen in seiner eigenen Partei zu tlmn ist und wie eifrig er seine aus die V rrtt-ln-i aüer l '. e- I ralcn EinigungSvcrsuchc gerichteten Bcstredungen v. .folgt.
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