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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188305160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 2487 fehlt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-05
- Tag1883-05-16
- Monat1883-05
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1883
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. - - Erscheint täglich MH «'/, Uhr. Ltssrli« -u» LrPe»M» 8«tzauue»»uff« 33. -Prechstlmöt« »er Xrd«tt»s: Vermittag» 10-1- Uhr. Nachmümg« 5—» Uhr. S» » 'E ^ der s»r M« »sHflk*«,e«»e Nummer »Gttmmte» Iuserate a, S«chntta»eu dt» 3 NHr Rach»ittaa». «Ge»m«»d FeMa,«isr»H dt» V.d Uhr. I» teu Filialen für I»s.-Am»«tz»e vtt« -lr««. UniverfltStSstratze »1, S»»i» Lisch«. Kathariuruftraße iS.». mir dt» V,L vtzr. Utip)igtr.ÄMl>la Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L7,SvO. Äbonnementspreio vienelj. 4'/, Ktk. incl. Bringerloyn 5 Mk.. durch dir Pos! bezog:,i 6 Mk. Jede einzelne Nuinnicr 20 Ps. Velegezeinplar 10 Pf. Gebühre» >ur Extrabeitageu ohne Ponbeiörderung l>9 Mi. »mt Posibejördcrang 48 Mk. Inserate ögripaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schnsien laut umcrem Preis- Verzeichnis!. Tabellarischer Slip »ach höherem Tarif. Nerlamen unter dem Nrdartionsstrich die Spaltzeile üO Pf. Inserate sind sictö an die Crpcdition zu lenden. — Rabatt wird Nicht gcacbe». Zahlung prueuuni-innäv oder durch Post- uach nähme. 13«. Mittwoch den 16. Mai 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekmultmchsns, ' städtisch« Gt»k»««easte«er betreffead. Der erst« Termin der städtischen Einkommensteuer ist de» IS. Mat dieses Jahre» und zwar mit dem fünffache,» Betrag de» einfache» Tteaersatze» fällig. Di« BeitraaSpfllchtig«, werde» deshalb ausgefordert, ihre Stenerbrträg« spätesten» binnen S Woche», von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Strurreinnahme, Brllhl S1. II. Stock, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen di« Säumigen eiatreteuden Maßnahmen abzusühren. Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlagen für di« evangelisch-lutherischen Kirchen ,» Leipzig verwerfe» wir ans di« untenstehende besondere Bekanntmachung. Leipzig, den 10. Mai ISS». Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. koch. Veklumtmachung, die persönlich« «»läge für die rvangettsch. lutherische« Kirche» in Leipzig betreffend. Aus Grund von tz. 7 deS Regulativs über die Erhebung der Anlagen für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig vom 10. Juli I87S wird andurch bekannt gemacht, daß die zur Deckung der Fehlbeträge der hiesigen Parochien aufzu bringenden persönlichen Anlagen von allen mit über 800 jährlichem steuerpflichtigen Einkommen zur Staatseinkommcn- steuer geschätzten deitragSpflichtiqen evangelisch-lutherischen GiaubenSqenoffe« mit achtzig iproee«t de» an» der Ginschätzung ,ar StaatSftener sich ergebenden einfache« städtischen SteneesaNe» aufzubringen und je zur Hälfte zu den beiden städtischen Einkommensteucr- terminen zu entnchkm sind. Die erst« Rate gelangt demnach de» LT. Mat diese» Jahre» zur Einhebung und e» werden die BectragSpflichtigeu aus. gefordert, ihr« Beträge binnen » Woche», von dem Termine ab gerechnet, an uns«»« Stadt-Steuereinnahme. Brühl LI, II. Stock, abzuführen, da widrigenfalls nach Ablauf diesrr Frist gegen die Säumige« die gesetzlichen Maßnahmen einzu treten haben. Diese Bekanntmachnpg gilt als legale Benach rtchttgnng der Lontrtbventen. Gt»aige Reela«at»oue« sind binnen 2 Wochen, von dem erstmaligen Abdruck dieser Bekanntmachung, ab gerechnet, bei der Steuerabthetlung de» Rache», Brühl 51. III. Stock, aaznbrtnge«. Insoweit Reklamationen sich gegen die Höhe der der Veranlagung zu Grunde gelegten staatlichen Einschätzung richten, sind selbige als unzulässig zurückzumeisen, doch sollen die aus Reklamationen gegen die Einkommensteuer erfolgten Entscheidungen ohne Weitere» für die Herbeiziehung zu den kirchlichen Anlagen Giltigkeit haben. Leipzig» de« 10. Mai 1883. Der Rach der Stadt Leipzig I)r. Georgi. »och. Ml-gras-Verpacht««-. Im Forstreviere Connewitz soll Donnerstag, de» As. Mat die diesjährige GraSnutzuuq unter den im Termine noch näher bekannt zu gebenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung de» Pachtgeldes nach ertbriltem Zuschlag« pärcellen lveise meistbietend verpachtet werden. Znfan»»e«k»«ft: I. Vormittag« » Uhr am Streit teich« bei Connewitz und II. um 11 Uhr an der Weißen Brück« auf der Eonne» witzer Linie. Leipzig, am 12. Mai 1883. De» Rath» Aorstdepntatio». Vktzßühls - Vekuutmachu«-. Gestohlen ward« all hier «stalle»«» Anzeige »«folg« 1) Lin Leckbell, rin Unterbett »nd ein Mopsttffe« mit rothe« Inlett und X. 8. gezeichnet und ein AopfttsikN mit roth- und weih- gestreiftem Inlett, mittelst Einbruch» au» einer Bodenkammer in Nr. 83 der Alberlftraße. iu der Zeit vom S. bi- 8. ds». Mt».; 8) eine Geldsumme von 18 ^l, in ein« Krone, einem Fünf Markstücke und einem Thal«, ferner eia Geldbetrag von 1 30 ^ in diverser kleiner Münze, au« dem Vorsaal bez. der Küche einer Wohnuug iu Nr. 44 der Akbcrtstraße, am 5. bez. 7. bi« 8. dsS. Mt» 3) ein kleine» Papptiiftchei», enthaltend eine» goldenen Glegrl- rin» mit lilafarbigem Stein, einen desgleichen mit Platte in Wappenform, eine Utzrtrt»« von Talmi, daran «in ovale» goldene« MebotUo« mit den Photographien eine» Knaben und eine» Mädchen-, ferner zwei ausgeichntttrne vergoldete Münzen (Bern burger Biergroschrnstück und hannöverscher Groschen) au« einer Schlafstube in Nr. 9 der Nürnberger Straß«, in der Zeit vom «. vor. di« 9. ds«. Mt«.; 4) ei« Paar kleine goldene Ohrringe mit blauen Steiachen am 9. ds». Mts. eine« vierjährigen Kinde aus dem Neukirchhos au« deo Ohren geuommen; 5) riu kleine« Füßchen mit dor Ad »esse Oarl 8tom, Orinmütoobau, ffapern enthaltend, au« einem Landwage«, welcher im Hofraum de« Grundstück« Grlmmäischrr Steinweg 1 gestaadeu hat, am uäm licht« Tage Abend«; 6) eine kurze goldene Uhrkette mit länglichen Gliedern, au» einer Schlafstube m Nr. 71 der Sicrnwartenstrabr, im Lause ds«. Mt».; 7) riu« Geldsumme von TS ^>l. s» einem Fünfmarkscheine, Thatern «nd Zweimarkstücken, au« einer Wohnuug in Nr. IS der Mvscheltsßraße. vom 6. bis 10. ds«. Mt«.; 8) ei» Pvrtemvnnaie von schwarzem Leder mit Stahlbügel und Mrtallplättche, auf ejaer Seite, in welchem die Buchstaben L. A. riugravirt sind, enthaltend L ^l 4s ^ in einen« LHaler ttnem Zweimarkstücke und kleiner Münze, sowie einen goldenen »tt blauem Stein und innen mit den eingrovirten Luch- 8. 8. A. A au» ein« Schlaskammer in Nr. 7 der Peters- , iu d« Nacht vom 8. »um 9. dsl. MI«.: eine kupserne Waagschale mit drei eiserne« Kettcheu, vier Ht« vvu Guvrijen z3 Kilo, 1 Kilo, 200 Gramm »nd 100 ElßlWWM Rk. 1 RMHUß steche. »vm «b di« »A dG «».: 10» «sw httwrne «Ge. enchchrnd » Stückchen vntte» »nd »in dlau- «nd welsigestmiste» Lach, ei» Sp«dn»«rd, darin zwei abgeschlachtrte Hübner und ei, Neiue« Halzttftchni. au« einem Wartezimmer i« Thürmger Bahnhof, in der Nach, vom 11. zum 1K »A. »tt«.; 11) riu brauulackirt« Handkorb, darin 5 KN« Rindfleisch und IV. Kil» Schweinefleisch, vom Marktplatz«, am 13. ds«. Ml». Mittag»; 13) ungeführ elf Dtzd. Paar Messer «nd Gabel«, mit Griffen «m Theil von Ebenholz, zum Theil von Knochen, drei Dtzd. einzelne säbeln mit schwarzen Griffen, zwei Dtzd. Dratztscheere« von Stahl und ein Dutzend Nußknacker (die Messer trage» säst sämmt- lich den Stempel „Xe^uera IVittnv, Solioxon"), au» eiuem Ge- chäftSlocale in Nr. 6/7 der Echützenstraße, im Laufe der letztvrr- gaagenen 4 Wochen; 13) ein Negenschir« mit blauem halbseidenen Ueberzng, schwarzem Stab und ebensolcher Glocke, von einem Lerkaussftand ans dem Nicolaikirchhos, am 12. ds«. MtS. VonnittagS; 1«) rin KalbSnierenstück, etwa 3 Kilo schwer, mittelst Ein bruch» aus einer Piece nn Souterrain de- Hause« Nr. 6 der Wald- traße, in der Nacht vom 13. zum 13. ds«. Pkt».; 15) rine stlderae fltzlinderntzr mit geriefter Rückseite, «rbst kurzer Dalmikette. seruer rin brannlederneS Porlrmonnnie mit gelbem Bügel und einem Inhalte von 1 >l 20 au- einer Wohnung in Nr. 73 der Sternwortenstrahe. am 13. dsS. MtS^: 16) rin Geldtäschchen von schwarzen, Leder, enthaltend »8 ^l 35 in zwei Kronen, vier Zweimarkstücke» und kleiner Münze, owie ein Sttenbahnfahrbilkt Plaueu-Leipzig. «in Ttzeaterbiüet ,um Neue» Stadttheaier und einen kleinen Schlüffrl, ouS einer Piece in der 1. Etage des Grundstück« Skr. 7/8 am «SnigSplatze, am nämlichen Tage Nachmittags; 17) eine Geldsumme von 5 .< in diverser kleiner Münze, mittelst Einbruchs aus einem GcschäfiSlocale in Nr. lS der Grimmaischen Straße, in der Nacht vom 11. znm 12. dsS. MtS.; 18) ein Aranrnrock mit Uebenvurs von hellbraunem wollenen Stoff, mit duiikelbraunseidenem Besatz, rin Franrnrock von schwarzer Seide, mit drei Falbeln und Sammtbejotz, eine Taille nebst Ueberwnrs von rehsardigem wollenen Stofs, mit dunkel brauner Seide ausgepiitzt und ein alter schwarzer Winterpaletot mit Krimmer besetzt, mittelst Einbruch» au« einer Bodenkammer in Nr. 29 der Kaiser-Wilhelmstraße, am 12. dl». MtS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminol. Adtheilnng zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 1b. Mai 1883. Da» Vvlizrt-Amt brr Stabt Leipzig. Vretschneider. Kneschke. Bekanntmachung. vom mtterzeichneien KSi ig ichea «mlSqerlcht soll Freitag, 18. Mai 1»83. 11 Uhr Varmittag», da« dem verstorbenen Ligarrenarbritrr Sari »»»«ttfried Dresdner zu Leutzsch gehörige, unter Fol. 3 de) Grund- und Hqpollvken- buchs für dirjrn Ort eingetragene Grundstick, Beaadkaiaster- Nummer 48, welche» mit 33Hb Steuereinheiten belegt und am 16, März d. I. oyne Berücksichtigung der Oblastcn auf 1800 gewürdert worden ist, aus Antrag der Erben öffentlich und meist- bietend versteigert werden. Tie Versteigerung findet an Unterzeichneter Amtsstelle statt, und werden die Bedingungen im Termine selvst bekannt gegeben werden. Leipzig, am b. Mai 1883. KSntguche» Amtsgericht daselbst. Abthellun« V. Seetta« I. MannSfeld^ Res. Ledig. Eutritzsch. Wegen Lindau der Sckänefeldrr Straße bleibt dieselbe »am 31. Mai b. A. bi» aus Weiteres sür allen Fährverkehr gesperrt. Eutritzsch, am 10. Mai 1883. Lrr Gemrinbergttz. Thomas, Gcmeinderalh. Nichtamtlicher Theil. Die Libanon-Frage. In der Geschickte der oricittalischeu Verwickelungen spielte seiner Zeit die syrische Frage eine hervorragende Rolle und konnte oft Monate lang die europäische Diplomatie in Alhcm erhalten. Der Libanon, durch welchen die Verbindungswege au» de» svrischen Hinterlanbe zuin Mittclmeer führen, war da» HauptoperationSterrain, auf dem sich die rivalisircndrn Mächte bewegten, um ihre Gegner zu verdrängen und am Goldenen Horn gewisse Einst,>ffe zu erlangen. Englische, französisch« und russisch« Intrigue» kreuzten sich dort säst unaufhörlich und mehr al» einmal hatte es den Anschein, als ob im Libanon der Hauptschlag erfolgen werde, welcher die Pforte in ihren Grundfesten erschüttern sollte. Vor dein Jahre 1848 lag der Schwerpunct der Orientsrage thatsäch- lich in Syrien. Dem damals allgewaltigen Fürsten Metternich gelang es nur mit Mühe, die von ThierS herausbeschworcne Gefahr eines großen Kriege» zu beseitigen, der gleichzeitig am Rhein und nn Orient auSgedrochen wäre. Heule ist die Libanon-Angelegenheit gn einer jener kleinen Einzelsragen herabgesunken, welche die politische Welt nicht mehr aufregen und die glatter verläuft, als etwa die Abwickelung von Ver handlungen über eine» neuen Zollvcrtrag. Sie hat eine so untergeordnete Bedeutung angenommen, daß, außerbalb Frankreichs, welches seinen Einfluß im Libanon noch immer wahren zu müssen glaubt, kaum Notiz genommen wird von den Veränderungen, welche in dem Verwallungswesen jene- GcbirgslandeS vor sich gehen. Man verzeichnet einfach die Nachricht, daß Rustem m der Person Wassa'S einen Nach folger erhalten habe: damit ist die Sache abgell,an und muß auch für die Franzosen abgethan bleiben. Sonst hat die Ab wickelung der Libanon-Frage, wie sie vor einigen Tagen auf der Botschaster-Eonsercnz in Konstantinopel sich vollzogen bat, keine wesentliche Bedeutung. Zu entnehmen rst darau» aller dings, wie vollständig sich der Stand und di« Behandlung der orientalischen Angelegenheiten im Lause der letzten Jahre geändert haben. Vor einem Jahrzehnt standen die Mächte noch aus dem Boden des Pariser Vertrage» von 1856, wiewohl diele Grund lage bereits vielfach erschüttert worden war. Die Erhaltung der Integrität des türkischen Geb'-tS und de» StatuSguo in demselben galt al» ein unanfechtbare« Dogma, sür besten Ausrechterhaltung nöthigensall» die Westmächte gemäß der Convention vom 15. April 1856 rinstrhen sollten. Wa» spcciell den Libanon betraf, so hatte Frankreich sich spater, nach der vorübergehenden Okkupation von 1860. welche der Niedermctzelung der Christen durch die Drusen ein Ende gemacht, eine Art von Schutzrccht zusichern lassen, da» damal» sehr werthvoll schien, weil er ausnahmsweise ein wenn auch loeal sehr beschränktes EininiichungSrccht in die inneren Ange legenheiten de- ottonianischcn Reiche» bedingte. Frankreich glaubte vom syrischen Gebirge au» einerseits aus Egypten und andererseits aus da» asiatische Hinterland, ans Syrien und Ana tolien einen Einffiiß auSübcn zu können, der geeignet sei, die englischen Absichten zu durchkreuzen. Man batte sich seit den, Kampfe Mehemed Ati'S und Ibrahim Pascha'» um den Besitz von Syrien von dem Gedanken nicht loSmachen können, daß der Libanon der Hauptschlüssel zu dem gesummten asiatischen und nordasrikanischen Besitz de» Padischah« sei. ja von fran zösischer Seite tdat man alle« Erdenkliche, um diele fixe Idee ausrecht zu erkalten. Ter Gang der Ereignisse dal aber einen gründlichen Strich durch diese diplomatisch-strategische Berechnung gemacht. Der Pariser Vertrag, die Integrität der Türkei und die Garantie seiten» der drei Mächte zählen zu den überwundenen Standpuucten. Keine Macht scheut 1>ch mehr, sich in die inneren Angelegenheiten dcS türkischen Reiche» zu menge», sobald sich dazu irgend eine Ver anlassung crgiebt. Zn Folge dessen sind alle U»>- ivege und Scheinmanövcr unnütz geworden; man geht jetzt direct aus da« HauptoperalionSobzect Kvnstantinopcl loS. Seit dem letzten Kriege auf der Balkanhalbinscl ist cs wohl selbst dem naivsten Politiker klar geworden, daß nicht in irgend einer orientalischen Nebenprovinz daS Schicksal de» oltomanischen Reiche» entschieden werden könne, sondern nur vor den Thoren Konstantinopel» selbst. Daraus erhellt, daß e» von keinem wesentlichen Belange sür die Zukunst der Türkei sein könne, ob die 200,000 Maroniten und Drusen auf dies« oder jene Weise, nach französischem oder englischem Zuschnitte ihre munieixalen Angelegenheiten verwalten. Seit die Engländer Cypern besetzt und sich der Bormnndschast über Egypten bemächtigt haben, fiel eS außerbalb Frankreich Niemandem mehr ein, der Frage, welcher türkische Beamte katholischen Bekenntnisses zum Gouverneur im Libanon ernannt werden soll, irgend «ine größere Bedeutung beizu- messcn. Nur der verbitterte Ernst, mit dem da- französische Eabinct die Sache angriss. um seine eingebildeten Interessen im Libanon zu wahren, verlieh den Verbandiungen über de» Nachfolger Nustem Pascha'S noch ei» „flüchtiges Interesse". Ganz Europa „wunderte sich nicht wenig", wie c- im Stu- deulcnliedc beißt, über die Aufregung, i» welche deSbalb die französische Diplomatie gerielh, und den Lärm, den darüber die Pariser Blätter schlugen, nachdem man doch früher die Engländer allein gegen Arabi riehen ließ und so nur um deS lieben Frieden- willen viel wichtigere Interessen widerstands los preiSgab. Dieser unzeitige Eifer verlies auch nicht ohne eine kleine Demiithigung sür Frankreich. ES mußte erfahre», daß die Mächte und die Pforte über seine Er klärungen. Verwahrungen und Vermahnungen stillschweigend zur Tagesordnung übergingen und ihre schließlich«: Schlich tung ohne alle Rücksicht aus jene Aeußerungen trafen. Ja. cS yatte sogar den Anschein, als ob England mit seinen Informationen sür den Geschäftsträger in Konsiantinopcl nicht ohne Absicht so lange zögerte, »in die französischen Zn mutbungen al« absurd Hinrustelle». War rS in de» Absichten Tladsione'S und Lord Granville'S gelegen, den Pariser Politikern zu bciveiscn, daß ihr Einfluß in Syrien nicht über die Mauern der unter französischem Schutze stehende» Kloster- ansicdlunge» hinausreiche »nd die Napoleouische Erbschaft auch im Libanon eben jo verschwunden, wie die- ans der Batkanl,albinscl seil dein letzten Kriege geschehen, so können jene Absichten nur als gelungen bczelchnet werben. Syrien und der Libanon können in Zukunft von keinem französischen StaatSmanne, der mit realen Faetorcn rechnet, als rin Gebiet betrachtet werden, über welches die Republik einen besonderen Einfluß au-zuübeu in der Lage ist Die Maronitcn- und Drnscngebiete »n Dschebcl Liban können fortan nur noch als eine jener türkischen Provinzen in Betracht kommen, welche unter den Schutz Gcsammt-EuropaS gestellt und durch internationale Verträge in ihrer localen Autonomie gesichert sein müssen. So lange die eigentliche große Orienlfrage da« gute Einvernehmen unter den Mächten nicht stört, wird die Libanonf'rage wahrlich kein Zcrwürfniß unter il'nc» Hervorrufen. Gcrälh aber einmal die große orientalische Etreitsragc um den Nachlaß dcr Snltane wieder in Fluß, dann fällt der Libanon in die allgemeine Ertsckasismasic und alle Berufungen aus Jahrhunderte alte, aus den Tagen de« Heiligen Ludwig her datircnbe Rechte werben den Franzosen keinen Fuß breit Lande- an der syrischen Küste einbringen Wer Herr aus Cypern und am Nit ist, herrscht auch folge richtig an jenen Gestaden. DaS ist ei» Jahrtausend alte- historisches Gesetz und eine politische Raison, die beute noch Geltung hat. Die Franzosen habe» ihr syrisches Prc- lectorat an dein Tage prciSgegcbcn, an welche», die Kamnicr die sür eine Bethciligung a» der egyptischen Expedition ge forderten Credite abgelehnt hat und am Tage von Tel-cl-Kcbir sind die Engländer an ihre Stelle getreten. DaS ist die Logik der Thatsachcn, die man in Pari» nicht begreife» will oder nicht zu begreife» scheint: weder in den Kreisen der Negierung noch in den breiten Classen de« Volkes. ^ Leipzig, 16. Mai 1883. * In den Unterhandlungen zwischen Preußen und dem heiligen Stuhl ist wiederum eine jener Phasen erreicht, in denen man einen baldigen Stillstand oder einen Abbruch erwarten kann. Da» sicherste Zeichen dafür, daß auch im Vatican dieselbe Ucbcrzeugung herrscht, ist der Uinstand. daß alle der römischen Curie ergebenen Blätter in italienischer und deutscher Sprache mit unverkennbarem Eifer gleichzeitig verkünden, nur die preußische Regierung sei an der jetzigen Lag« schuld, die Curie sowohl als der preußische Landtag hätten ihre Bereitwilligkeit zu einem FriedrnSschtusie offen zu erkennen zu geben. Auf diese Frage näher einzugchen, ist nicht nvthig, denn die preußische Regierung wird wohl zur rechten Zeit nickt verfehlen, da» nöthige Material zu verösfenllicken und darruthun, ans welcher Seite der gute Wille am geringsten G>ar. Bemerkenswerth ist r», daß seiten» der Organe de- vatican« schon jetzt mit solchen starken Vorwürfen gekämpft wird, nachdem erst wenige Noten gewecksclt sind und seitens Preußen» offenbar der erste positive Borscklag gemacht worden ist. Nach altem Brauch hat die Curie gewöhnlich keine Eile bei einem derartigen Schristenwechsel; sie pflegt sonst schrift lich« Auseinandersetzungen Jahre lang binzuziehcn. Wen» mau also jetzt so schnell mit so grobe», Geschütz arbeitet, so kann man sich de» Gedanken» nicht erwehren, daß dem heiligen Stubl die erste beste Gelegenheit zu einem Bruch gut genug ist. Die Verhältnisse in Deutschland sind offenbar der Curie sehr angenehm; sie hat hier eine starke gut organisirte Partei. wclcke durch die Spaltung der poli tischen Parteien in der Lage ist. je nacktem den Ausschlag bei den GesetzgebungSarbeitcn zu geben. Diesen Zustand zu ändern, glaubt sie keine Vcranlaffung zu haben; alle anderen Motive sind für sic »ebensacklick. Unter sotcken Umständen ist die Möglichkeit eine» Au-gleichS vollkommen auSgesckioffcn und der Abbruch der Verhandlungen in nickt allzu langer Frist unausbleiblich. Nack vssiciösen Andeutungen wäre aber für einen solchen Fall seitens der Regierung eine Revision der Maigesctze aus eigener Initiative in der Ricklung zu erwarte», daß die sacramentalen Handlungeu von Strafe be reit würden. * Wie auS Wien gemeldet wird, ist die Abreise Ihrer k. und k. Hoheiten deS Herrn Erzherzogs Carl Ludwig und der Frau Erzherzogin Maria Theresia nach Moskau sür den 20. d. M„ die Ankunft in Moskau für den 23. AbendS in Aussicht genommen. In Betreff der Rückreise sind noch keinerlei Dispositionen getroffen. Im Gefolge Ihrer k. und k. Hoheiten werden sich befinden: der Oberst!,osiiieistcr deS Herrn Erzherzogs Gras Ladislaus ' .tcjacsevich, Gras Dcym alS der der Frau Erzherzogin u>1 üvo zngewiesene Oberstbosmelstcr. Obersthosmeisterin Gräfin Scköiis'eld, der Dienstkämmerer deS Herrn Erzherzogs Freiherr Dlauhoweöky, endlich zwei österreichische und zwei ungarische Ehrciicavalicrc. Ueberdies werden sich dem Herrn Erzherzoge die Obersten der beiten Regimenter «»schließen, welche den Namen Sr Majestät dcS Kaisers Alexander III. führen: deü Infanterie Regimentes Nr.61 und de» Ulancn-RcgimcnteSNr.11. * In der zu einem Drittel deutschen Hauptstadt Kraia» in Laibach haben die Slovcnen durch die letzten Wabtrn die coinmunale Verwaltung ausschließlich in ihre Hände be kommen. Die dculscke Partei der Stadt enthielt sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen der Wahl und auch sür jenen Wahlkörper »nterließ sie eS, Candidaten aufzuftel.cn, in welchem sie deS Sieges gewiß war. Nachdem die drei dcntf'cken Genieinderäthe aus ihre Mandate verzichtet haben, belicht der Laibacher Gemcindcratl, nunmehr auS 27 sloveni- cken Mitgliedern, unter denen die gemäßigten Elemente keinen Ciuslnß besitzen. Au» dem Magistrale werden die letzten kärglichen Neste von Deutschtkmm verbannt; mit allen Mitteln strebt ,»au darnach, Laiback nach außen hin znr Metropole „Sloweniens" zu gestatten. So geht in Kram rin deutscher Posten nach dem andern ver loren. Alle die kleinen Städte, die vor 50 Jahren »ock vorherrschend deutsch waren, sind jetzt slodeuttche Orte, in denen die deutschen Reste ein kümmerliches Dauern fristen. In der Slovcnisiriing begriffen sind anch die allen deutscken Sprachinseln Zarz bei Laak »nd Deutsch-Ruth bei Tolmein. Als Grundpseiter des DcntschthumS in Krain stehen nur »och die Gemeinde Wcißensel» an der Grenze Kärntens und die a»S 2Ui Ortschaften bestehende Sprachinsel Gottsckee, deren 27,000 Bewohner ein starke» deutsche» Bewußtsein baden und sich gegen die Slovenisirung mit aller Macht wehren. Da die Regierung den Wünschen der Slovcnen in jeder Weise entgegeiikomntt, so steigern sich die Ansprückc des ZwcrgeS unier den slaviscken Völkern mit jedem Iabre. Echo» träumt das kleine Völklein von einem ZiilunftSicicke Sanio'S II., das außer Kram, Istrien, Triest, Görz „nd Gradiska auch noch da» südlicke Kärnten und tüe üdlickr Steiermark nmsaffen soll. Wclcke Fortschritte hat dock unter Taasf-'s Negiincnte die .Versöhnung" der Natio nalitäten gemacht! —--»» * Wie anS Laibach telegraphisch gemeldet wird, rüsten, sich die Kraincr Slovcnen zu einem großen nationa len Tabor (Volksversammlung), der in dem Umfange, wie er beabsichtigt wird, noch nicht stattgesnndcn hat. Zu der Versammlung, welche in den ersten Tagen dcS Monat» September in Inncr-Krain zusammentrctrn und drei Tage kauern soll, wird das gcsammle slovenische Volk anch außer halb KraiuS, a»S Kärnten, der Südsteierinark, Triest, Istrien, dem Knstenlande »nd der Grafschaft Görz cingetadcn werden. Man will nnlcr Ander,» eine Gelksammluiig zu Gunsten de« BaneS eines großartigen ..»nioilni ck»m" (NationathauseS) in Laibach einteile», testen Cigenlhnincr das ganze stodeniscke Volk werde» soll. Der z» dieser Prrsainmlniig in Laibach bereits veröffentlichte Ausruf schließt init den Worten: „Wir gedenken, damit da» nationale Bewusstsein weiter zu Heden, den nationalen Stolz anzuregen und unsere nationale Selbst ständigkeit nach allen Seite» kräftigst zu wahren." * Wahrhaft kläglich ergebt eS den rcpatriirlen Csangos iu ihrer neuen Heimath bei Pancsowa. Sv wird dein „Neuen Pcstcr Journal" mitgelheilt: .Die Repatriirlen sind ohne Unlcrlunst, ohne Subsistenzmittel, eine Last für daS ganze Land und insbesondere sür die Mstbürgcr, unter welche stc gcralhen sink; i» einigen Baracke» znsammengepferchl, in einer sumpsigcn Ricdgcgend, in Eidlöckern oder in den Häusern der anderen, ebenso armen Ansiedler gewaltsam bcgiiarliert, die man hierdurch gezwungen hat, ibre Häuser zu verlassen, weil ihnen das Ziisaiiimenwolincn mit den neuen Ankviniiilliigen »ick,l möglich ist. Den Eingewauderlen bleibt lediglich die Beschäslignng beim Dammbau und wahrlich der Einzige, dein die Nepatriirung einen Vorlheil gebracht bal, ist der Daminbau-Unternchiiier, welchem sür eine» Cubikineter .',2 Kr. bezahlt werden, dem aber die Csanges diese Arbeit um 22 Kr. leisten." E» scheint, daß der ChauviniSmnS der Magyaren den armen Csangos, denen cs in der alten Heimalh wohl e^zing, einen schlimme» Streich gespielt bat. Die Regierung bätlc doch wissen inüsie», daß das InnndalionSgebirt an der Donau der allcruttgünsiigslc Platz snr eine Besiedelung ist. Wo der Nichtige Slawin der Banaler „Schwaben" nickt festen Fuß fasse» kann, da ist sür Veit an andauernde Arbeit inckl ge wöbntcil Csango erst recht kein ArbeilSsetd. In den 8 Bncklnngcn deS JnundationSgebielcs zwischen Titel und BaziaS balle sich eine zahlreiche schwäbische Bevölkerung nie dergelassen: in der ersten Bucblung lag das Dorf Elijeiiueii». Tic Ucbersch>vcmm»ngen haben trotz ricngcr Anstreng,ingen die Gemeinde vollständig ruinirt, so daß sie I88l nach Ioscs- salva im Teniescr Comilate verlegt werken musste. In der zwcilen Bnchlung lag die Gemeinde NurclfSgiiad, welcke eine IcberschwemmungS-Fläckc von 22,000 Joch aus eigener Kra't schützte, bis sic >876 vollständig zu Grunde ging. In d^r drillen Vnchtiing lag die Gemeinde Köiiigsdorf, auch sie existirt nickt mehr. In der vierten Bnckstung lagen die Dörfer AlbrccklSkors und Gisclahcim mit 42.000 Joch; beide wurden 1876 vernichtet. Von den in der sechsten Buchtung gelegenen drei Dörfer» »Hißte da» eine. Mariciifelk. im vorigen Iabve wegen WasscrSnotti verlassen werden. Daß unter solchen Verhältnissen Ncuansiedeluiigcn nicht gedeihen können, liegt klar ans der Hand. * AuS Galatz wird von einem rumänisch-österrei chischen Conslict berichtet. DaS vor Kenstanlinop t au« leriide österreichische Slationsübiis li.s zuFIge cr.u ttencr Weisung in die Tonan cin und hielt in Galatz gig nubcr der
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