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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188305184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-05
- Tag1883-05-18
- Monat1883-05
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1883
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«glich stütz 6'/. Uhr. Art-etisn «ld LneftRs» ZohmmrS-aff, 53. I»rrchst»»fte» »er Ne-irNs»: «ormitt-,» 10—1» Uhr. Nachmittag« 5—5 Uhr. -«r »Ist «, «Ichchf»!^»»« »9»eft1»,e«st»»»iS /.»Uhr. I, de» Misle» für 3»s.-^«natzme: vtta Me««. U»iversit»t«Krabe Li. AM» Lösche, Kat-ariaeuftraße 18, p. »«r »tsv»r. MWgtr.Tagckatt Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L7,V«V. Abonnement,»reis Viertels. 4'/, incl. Brmgerlohu 5 Mt., durch die Post bezogen 0 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeilagen ohne PostbMrderung 39 mit Poslbejürderuiig 48 Mk. Inserate 6grspaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unjerrm Preis- verzeichnib. Tabellarischer La» nach höherem Tarif. tleclamen nntev dem tledactionsstrich die Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stet- a» die Vppcditiai» zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuwerunilo oder durch Post. Nachnahme. 138. Areitag den 18. Mai 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Thetl. vekanntmachml-. Die Maurer«, Gtet««-<- und Ztv«erarbette» str den Neubau der 8. Bezirksschule sollen vergeben werden. Di« ArbeitSverzeichnisie, Bedingungen und Zeichnungen können auf de« Bauamt» Rathbau», 2. Etage, Zimmer 4tr. 5. rin» gesehen, auch gegen Hinterlegung einer Caution entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift ,,8. BeztrkSschule" bi» zun, L«. Mat d. I. Wlbends « Uhr einzureichen. Leipzig, am 16. Mai 1883. , Die Baudepatatio» de» Nattze». VrkauntMchung. Aus einem Nachlasie sind uns 30v mit der Be stimmung überreicht worden, dieselben einer bereit« bestehenden Stiftung zuzuschlagen und die Zinsen für verschämte Arme mit zu verwenden. wir bringen Die» mit dem Au»drucke de» aufrichtigsten Danke» zur öffentlichen Kenntniß und bemerken, daß um Ver schweigung de» Namen» gebeten worden ist. Leipzig, den 11. Mai 1883. Da- Armendtreetorta«. Ludwig-Wolf. Iunghähnel. Srsncht R«l Marttz Beter, vormaliger Postpacketträger. geboren am 7. April 1852 in Zschopau, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhaltcn ist. Leipzig, am 11. Mai 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Ar«e»-A«t.) Ludwig-Wolf. Heimchen. Erstatteter Anzeige zufolge ist der Emma «ehrt ans Großenstein da» ihr vom dortigen Amttrichter unterm 17. März 187L au», gestellte Dienstbuch in hiesiger Stadt abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird diese» Dieustbuch hiermit für ungiltig erklärt. Leipzig, am 15. Mai 1888. Da» Valtzei,««» der Ttadt Leipzig. Bretfchueider. w. Ailction. «» «gaaaden». den d». «at ». A varmittag« 1» Uhr soll», im Hak» de» PankyM«« ein» Partie alte» WUutzalz, in Haust» gelegt, nnd ein« alt« Drehral» meistbietend gegen sofortig« «Zahlung versttigert werde». Die Abfuhr hat noch am Sonnabend zu erfolgen. Leipzig, am 17. Mat 1883. 8»ipersttätS-4kcnta«t. -«ras. H-H-A»rtiou. der varth de» Zwenkaner Uarflkredter«. «bihellnng 1L, am. 183 Stück eichene KlStzer von 10-98 Erntimrter Ober- bez. Mitten», und 3—6 Meter Länge, 263 Stück birkene Klötzer von 11—43 Lentimeter Ober- bez. Mittnisi., 4-7 Meter Lä^e, 11 Stück linden« Klötzer von 10—28 Leatimetrr Ober- bez. Mittach., 8—6 Meter Süijm 97 Raummeter harte Brenulcheit», 17 » . vrrnnknüppel, 51 . . Zacken. 9 » barte» Bruchholz, 321 . . Brenureistg »nd 185 harte Laughaufe» sollen - «»»tag. de« 28. »Ot ds. A«. . »mr varmittag S Nhr an auf dem Halzschlage u»«ett 9«O vatznhSusche»« aegeu sofottige im «afthafe zu Gra»de«»e» zu Bezahlung und unter de» sauft »arhrr brkimnt Bedingung«, versteigert werden. ü-nigl. S«rftre»ta«t Wurzen «nd Kinigl. Revier» erwskt«», Zmenkan, de« 12. «nt 188S. - - Bachmau«. - - Lomler. meistb bewirkend« >u machende» !! Nichtamtlicher Thetl. da» «melle stinMche Abenteuer. Die französische Deputirtenkammer hat am Dienstag den für die Expedition nach Tonkin verlangten Eredit mit 358 gegen 50 Stimmen bewilligt. Für französische Verhältnisse >st die Minderheit, welche die Unternehmung mißbilligt, nicht unbeträchtlich, da derartige Eredite meist einstimmig bewilligt >u werden Pflegen. Zn welchem Sinne da» Votum auszu affen ist. zeigt ein Artikel de» gemäßigt republikanischen ..Temp«". in welchem mit größter Unbefangenheit erklärt wird, die erste Pflicht jevcr Negierung sei die Vermehrung de» ihr anvertrautca SlaatSeigeulhum«. Man war bisher zu der Annahme geneigt, daß die französische Republik die friedliche Entwicklung der Kräfte der Nation auf ihre Fahne geschrieben habe, statt dessen werden wir heute durch eine- ihrer maß- gebenden Organe darüber belehrt, daß die Republik denselben Grundsätzen huldigt, welche zur Zeit Ludwig'» XIV. in Frankreich zur Richtschnur dienten, als man mitten im Frieden nicht» ahnende Nachbarn übersiel und ihre blühenden Städte in rauchende Trümmer verwandelte, um „da» der Negierung anvertraute Staatseigenthum zu vermehren", wie di« frivole Formel de» „TempS" lautet. Daß aber doch ein Theil der Franzosen anderer Meinung ist, zeigt der Zusatz de» .Temp»": „Die französische Demokratie entschlägt sich der unklugen Abneigung gegen ferne Unternehmungen". Der „TempS" irrt sich jedoch, denn diese angeblich so unkluge Ab- neiguna der Demokratie gegen transatlantisch« Aben teuer «st vorhanden und hat zu Erörterungen in der Kummer geführt, welche unsere Aufmerksamkeit verdienen. Ei» der diffeatirenden Demokratie angehörender Abgeordneter. Na««»» Delasoffe. erlaub»« sich sein« Bedenken zu äußern wegen einer «tzalichen Verwickelung mit Ehiaa «nd daraus a»b Cßallemet Lacear. der Minister de» An-wärtigen. die »ierraschendften Aufklärungen. Ehina fei kein Militalrstaat. »nd habe weder dir Lust noch da« Recht, in Tonkin zu inter- höchsten» könnt« «9 aufständisch« Elemente in Tonkin hält e« jetzt für angebracht. ba« Reckl deS Kaiserr zum kebr mit dem R-iL-taa -»» dtt B^ffun^-bl Man mag den P^U^^^lasivou Botschaften und einem geben, daßauSdri. ckl. ^ °°m Erlaß vo-'' ^ P^r- directen Verkehr ^ ^ ^ Reckt ist, weun saffung nicht die Neve ilt. Al > un- man dem Kaiser im RcichSsta -„Ikleidete Rolle an- würdige, jedes s-,b,.,.änd.genHandeln-^ttkl..d-t- ^ . . , . Bersaffnng detueirt werden. Der Organ.welchcs Bewerfe de« Tegentheil» vorhanden, wie die Errichtung von saffung '» doppelter 2>ge»sck-1> Reichstag vermittelt; in Gesandtschaften bei den europäischen Großmächten, der Ein- kenVerkehrdcr^BundeS^thS^nir^.^^^., ^„Botschaft nickt begünstigen, da» sei aber keine Gefahr, sondern nur ein Uebel, welchem abgrholfen werden müsse. Man sollte meinen, daß Ehina ein Staat zweiten Range» sei, mit welchem Frankreich nach Belieben verfahren könnte, so übermüthig klingt die Sprache de» noch vor Kurzem so kleinlaute« Minister» diesrr asiatischen Macht gegenüber. China ist überhaupt nach der Auffassung der Franzosen heute noch die selbe Macht wie vor 24 Zähren, die Fortschritte der letzten Decenniea sind spurlos an ihm vorübergegangen, e» führt sein Dasein in dumpfer Lethargie weiter und kümmert sich nicht um die europäische Civilisation. Nun sind aber die klarsten tritt chinesischer Osflciere in die Armeen derselben, der Bau von chinesischen Kriegsschiffen aus deutschen Schiffswerften, die Bewaffung der chinesischen Truppen mit Waffen neuester Construction. Man sollte meinen, daß diese Daten hin- reichtcn, um der französischen Negierung Stoff zum Nachdenken zu geben, ob ihre Auffassung der chine sischen Verhältnisse wohl auch die richtige sei. Frankreich scheint in Bezug auf China in demselben verhängnisvolle» Zrrthum begriffen zu sein, wie im Jahre 1870 in Betreff Deutschland»; auch damals war Frankreich so vermessen, zu glauben, dag ein Spaziergang nach Berlin eine Art von ergnügungSreise für die französische Armee sei. Mil welcher Leichtfertigkeit die ganze Angelegenheit be trieben wird, geht au» den ferneren Mittheilungen de» Minister» über die Sendung de» Fregatten - Capitain» Kergaradec hervor. Tie Ueberreicbung de» Ultimatum» an den Kaiser Tiidüc ist eitel Spiegelfechterei, er mag sich unter werfen oder nicht, eine „Operation" gegen Tonkin wird al» notbwendig bezeichnet, damit den Freunden Frankreich» Muth «»geflößt und ihnen gezeigt werde, daß Frankreich sich seiner Feinde erwehren könne. Wenn China bisher die Bewegungen Frankreich» in Hinterindien nur aufmerksam verfolgte» um im gegebenen Moment eingreisen zu können, so werden ihm die offenherzigen Mittheilungen Challemel Lacour'S die Augen geöffnet haben über die Gefahren, welche ihm die Tonkinsche Expedition bringt. Frankreich will einfach Land erwerben und cS greift da zu, wo ihm die Gelegenheit günstig erscheint, finket sich irgendwo ein schwacher Regent, der nicht die nöthigeWiderstandskraft besitzt, um den französischen Eroberung»- Plänen energisch entgegen zu treten, so Wird ihm da« franzö sische Protccterat ausgedrunaen, und er kan» srr>v fern, wenn er nur noch den äußeren Schein seiner Herrscher- gnalität rettet. So hat e» die französische Regierung in Tunis ^macht, und mit derselben RückuchtSlosiglnt verfährt eS am Congo, in MadagaScar und in Tonkin. Es ist aller dings richtig, daß Frankreich schon vor 100 Zähren in Hinter indien Fuß zu soffen gesucht hat. aber damals beschränkten sich seine Unternehmungen aus Cochiuchina, und zu definitiven Besitzergreifungen ist e» erst vor etwa zwanzig Jahre» gekommen. Jetzt hat aber Frankreich seine Blicke ans Anam gerichtet, ein Land, über welche» China die Schutzherrschast beansprucht, und die bedenkliche Ausbreitung der sranzösische» Macht in der Nachbarschast de» chinesischen Reich» kann diesem nicht gleichgiltig sein. Challemel Lacour weiß Da nach sehr gut, und der Marineminister Brun hat schon bei den Ausschlüffen, welche er im Ausschuß Uber den Stand der Dinge in Tonkin machte, au» der Schule geschwatzt, denn er sprach von 4000 Anamiten oder .Chinesen", welche am 20. März Hanoi angriffen und mit großem Verlust zurück- geschlagen wurden. Ein weitere« Telegramm vom 7. Mai meldet, daß 2000 Chinesen au- Tientstn nach dem Süden abgegangen seien, und die französische Regierung ist vorsichtig genug gewesen, dem Commandanten der chinesischen Flotten- divisio» den Bescbl zur Verhinderung der Landung dieser Truppen zu erlbeilcn. Also scheint der französische Minister de» Au»- wärtigen seine beschwichtigende Antwort aus die Anfrage Delasoffe'» in Betreff China» wider bessere» Wissen rrtheilt zu haben; der Krieg niit China steht nicht nur in Aussicht, sondern ist thatsächlich schon au»gebrochcn und Frankreiq ist auf diesen Krieg auch vollständig vorbereitet. Man werfe nur einen Blick auf die formidable Seemacht, welche e< in den hinterindischen Gewässern versammelt hat. Unter dem Befehl de» Capitain Riviäre, welcher die Flottendivision Cochiuchina eommandirt, stehen nicht weniger al« 2 Panzer schiffe und 11 Kanonenboote, Admiral Meyer gebietet un gefähr über dieselbe Schiffszahl und in Saigon befinden sich noch 4 weitere Kriegsschiffe in Reserve. Die vorliegenden Nachrichten schweigen über die Streitkräste, welche China diesen Rüstungen gegenüber entfaltet, aber e< ist anzunchinen, daß eine seefahrende Nation wie die Chinesen solche Ansamm lung feindlicher Kriegsschiffe nicht ohne entsprechende Gcgen- bewegung lassen wird. Die gegenwärtige Sachlage in Hinterindien läßt erkennen, daß di« Unternehmung, in welche sich die Franzosen dort ein gelassen haben, große Summen verschlingen wird, die 5 Millionen, welche die Kammer am Dienstag für diesen Zweck bewilligt hat, erscheinen wie ein Hohn aus die bereit» getroffenen umfassenden Maßregeln, und wenn der Marine minister die Gesammtkosten auf 30 Millionen veranschlagt, die au» den Einnahmen in Tonkin gedeckt werden, so liegt diesem Ercmpel unzweifelhaft ein bedeutender Rechenfehler zu Grunde; hätte er noch eine Null hinzugefügt, so. würde er damit der Wahrheit sicherlich näher kommen. Nun, uns kann es nur willkommen sein, wenn Frankreich seine Kräfte in weitau»sebenden überseeischen Unternehmungen nutzlos ver schwendet, wenigsten» haben wir dann gegründet« Lutsicht darauf, daß «» in Europa Ruhe hält. Leipzig, 18. Mai 1883. * Es ist der natürliche Rückschlag und ein« unerfreuliche Folge der häufigen Hereinziehung der Person de«Kaiser» in die politischen Tage-sragen und den Kamps der Parteien, wenn sich die publicistische Erörterung nun aucb an die Untersuchung der dem Kaiser durch die Reich«- Verfassung einaeräumten Rechte macht. Diejenigen, welch« begonnen haben, um untergeordneter augenblicklicher Zwecke willen die kaiserliche Person anzurusen, mögen daran» ersehen, ein wie bedenkliche» Spiel die» gewesen. Die Red« de» würltembergischen demokratischen Aba. Payer. der da» Reckt de« Kaiser« zum directen Erlaß einer Botschaft an den Reichstag bezweifelte und sich seinen sprciellen Landesvater nickt kurck «inen allgemein deutschen LandeSvater in denSchntten stellen lasten wollte, hat auf der ganzen Linie de» deutschen P.irticiilarirm»». die ja leider immer mehr im Anwachsen begriffen ist, die bei fälligste Aufnahme gefunden, und die „Rordd. Allgem. Ztg." wAe ^i'Lionen auSzuNben hat Darunter ist allerNng» der Erlaß von Botschaften spcciell nicht genannt. az^mniü kann aber aus der Bestimmung, welche dem Kü's" N ve^ v"lag....g u"d Schl'« de» Reichstag- anheimgiebt. sebr wobt gc>olgert werken. E-. s e t.esem Artikel auck nick.S v°" Tdronreken und d,ch hat da» dem Kaiser noch Niemand bestritte», v» >>1 eine aan, traurige Blitthe de« ödesten und kleinlichsten ParliculariS- muS . be weift n ob den, Kaiser taS Recht beiwohne sich ,n wichiiqen Aimenbl.cke.. an da» deutsche Volk und se.ne Vertreter mit malmenden Worten zu wende». E»>'>ulbet Emenwickerrccht wie au« längsiverslossenen Zeitenan^kaß man solcheErcrtcrungcn beule noch anzustellen braucht. Die Zweckmäßigkeit k^s Gebrauch» der höchsten kaiserlichen Rechte >n dem vorliegenden Falle ist eine ankere Frage Wir "inner« i.br.gcnS daran daß die Payer'schen Ausführungen >m Reichstag beider klerikale» Halste der herrschenden ..Majorität' den lebhaf testen. ja stürmischen Beifall gesunden haben; die Lehre daraus ist leicht zu ziehen. * Bon der „Kölnischen Zeitung" wurde kürzlich, wie unsere Leser sich erinnern, mitgetheilt. daß der Kaiser in einem Schreiben an das Staat»mlNlsterlum darüber Klage gesübrt habe, daß Eingriffe in seine Commandogcmalt von den Herren von Kamele und von Stosch nicht in aeböiiaen Weise abarwehrt worden seien und daß da» schnei- tige Preten de» Herrn von Bronsartiin Reichstage eine Folge diese» Briefe» sei. Wir haben s. Z. da» Vor bandensein eine» solchen Briese«, der im Widerspruch i»it der sonst üblichen Art de» Verkehr» zwischen dem Kaffer und dem preußischen Ministerium steht, auf da» Entschiedenste bestritten »nd sind auf Grund erneuter Informationen in der Lage, erklären zu können, daß ein kaiserlicher Brief an da» StaatSnimisteriuin mit dem angcdeutelen Inhalt nicht existirt, daß alle darüber in Umlauf befind- lichen Gerüchte jedoch ihren Ursprung einem Mißverständniß verdanke», welche» einen vor niedreren Monaten an den Gencralsetkmarschall Graf v. Mottke gerichteten Brief de» Kaiser» mit einem Schreiben an da» SlaatSiilinistcrium ver wechselte. Man erinnert sich noch, daß im Extraordinarium de» letzten MilitairctatS bedeutende Summen für den Neubau von Casernemciit» gefordert waren, unter denen sich auch die Kaserne in Großenhain befand. Der Abg. Eugen Richter hatte eS erreicht, daß mehrere für Kasernenbauten auS- geworfene Positionen gestrichen wurden und legte auch in längerer Rede die vermeintliche Ueberflüssigkcit einer neuen Kaserne in Großenhain dar. Die Militairverwaltung legte jedoch gerade auf diese ein größere» Gewicht, und da e» den Anschein hatte, daß trotz der Reden de» Herrn vonKameke und seine« Com- miffar» die für die Großenhainer Kaserne an-geworfene Summe gleichfalls gestrichen werden würde, erhob sich Gras Moltke, um in seiner Eigenschaft al» ReichStagS-Abgeordneter mit dem ganzen Gewicht feine» Namens für di« Position einzutreten. Die ruhige und sachliche Rede, di« von dem Haufe mit tiefstem Stillschweigen angehvrt wurde, hatte den «wünschten Erfolg — die Kaserne in Großenhain wurde ewilligt. Sckon wenig« Tage darauf war e» in parlamen tarischen Kreisen bekannt geworden, daß der Kaiser, der mit Aufmerksamkeit den parlamentarischen Vorgängen ge» solgt war, dem Feldmarschall für srin entschiedene» Auf treten, dem ganz besonders die Bewilligung der in Frage kommenden Position zu danken sei, in einem Handschreiben u» der herzlichsten Weise gedankt Hab«. Wohl war in diesem Schreiben darauf hingemicsen worden, daß der Kaiser von seinem Krieg«minister eine schneidigere Haltung in dieser Frage dem Parlament gegenüber erwartet habe, und Hr. v. Kamele, dem die« bekannt wurde, verfehlte nicht, hieran» die ihm nöthig erscheinenden Consequenzen zu ziehen. Die» ist der Sachverhalt. Ein besondere« Schreiben de» Kaiser» an da» preußische Gtaattministerium, wie die .Kölnische Zeitung" mittheilte, ist nicht vorhanden, doch ist e» immerhin nicht unwahrscheinlich, daß Herr vcn Bronsart in dem auch ibm bekannten Schreiben die Anregung zu seinem Auftreten im Reichstage gesunden hat. — * Bei dem fatalistischen Glauben an eine demnächstiqe Auslösung de« Reichstag», wie er sich in der letzten Zeit mehr und mehr herau»gebildet hat. kann c» nicht Wunder nehmen, wenn auch an di« ziemlich nahe liegende Wahrs<btin1,chk«'t wiederholter Befchlußunsäbiqkcit Gerüchte von Uuslösung«absichten anaeknüpst werden. Schwerlich jedoch mrt wirklubem Grunde. Daß der Reichstag jetzt, an der Schwelle de« Sommer», noch io- Unabsehbare sorttagen soll. unglücklichen Eintheilung der Paria men- tausche« Geschäfte, und di« Verantwortung für die . ou»schließlich die Regierung. E» würde aus Erfolg versprechen, wenn die Reqie- runa b«m Volke geaen den Reichstag Klage wegen Arbeit«. c >e. nachdem sie selbst die bi«znrUnerlräg. Z'rs-chrenh«,lSession wesentlich verschuldet A- W.r sind weit davon entfernt, di- Besch.ußunsähigkeit de! Re,ch«tag« in dem bevorstehenden Reste der Tagung zu wünschen- nn Gegentheil. wir hoffen, daß unsere Freunde vollzählig am da« kann un» nicht hindern, an n ^ daß jede Leistungssä hiqke.t ihre ihre Recht« Gaur abgeschen von den Ausgaben der Familie - w„ sind m Deutschland nicht reich'^enug. «m da« Parlament mit lauter Rentier» beschicken zu können. Die Mehrheit unserer ReichStagSmitgliedrr befindet sich noch in erwerbender Stellung, »nv e« ist gut, daß eS so ist. Unter diesen Umständen kann man von ibnen wohl verlangen, daß sie sich alljährlich rinig, Monate der Er füllung der durch Annahme der Wahl übernommenen Pflicht unterstehen, „icht aber, daß sie sich in ihrem Berufe die größere Hälfte de» ZakrcS und vielleicht »och darüber, lahm lrgcn taffen. Und nicht allein die Länge der wirklichen Tagung-zeil ist eS, wa» in diesem Jahre die Gcmüther verbittert, sonder» mehr noch die Unsicherheit, welche von vornherein über kie Eintheilung der Geschäfte bestanden und den Reickstagö- mitgliedern jede Verfügung über ihr« Zeit aus längere Dauer hinau» unmöglich gemacht hat. Wenn in einer solchen Lage die Bänke de» Parlament» sich mehr unk mehr lichten, so ist da» so natürlich und so allgemein verständlich, daß eine Regierung, welche um diese» Grundes willen an da« Volk appelliren wollte, schwerlich viel Enl gegeiikommen bei demselben sinken würde. Dazu kommt die Frage, ob denn wirklich für jede Beschlußfassung die bei un» vorgeschriebene Präsenzziffer, d. h. die absolute Mehrheit der grsetzlichkn Mitgliederzahl, al» ein au» der Idee des Reprä- sentativsystem- »»ausivelchlich sich ergebende» Gebot betrachtet werden müsse. Man braucht »icht erst an da» vielerwäbnte englische Beispiel erinnert zu werde», um zuzugeben, vaß namentlich über die lcchnischen Einzelheiten von Gesetzent würfen, an deren TiSciffsio» sich ohnehin nur die „Sachver ständigen" zu betheiligen pflegen, recht wohl eine geringer« Zahl als 199 beschließen könnte. Der in der „Nordd. Allg. Ztg." wiederholt ausgestellte Plan, die Sitzungen zu scheiden m solche, in denen nur geredet, und solche, in denen nur abgestimmt wird, ist freilich widersinnig; dagegen würde un recht wohl zulässig erscheinen, daß für die ersten und zweiten Lesungen eine geringere Präsenzziffer eingesührt und nur für die cndgiltigen Entscheidungen der dritte» Lesung die bisherige beitehaltcn würde. Für den Augenblick indeß ist an eine solche Aenderung der Geschäftsordnung nicht zu denken. Man wird wohl oder übel mit der bestehenden Einrichtung auözukommen suchin müssen. Schon jetzt aber ist Verwahrung dagegen ein zulegen» daß au» den in den nächsten Wochen sich eiiva er gebenden BeschlußunsähigkeitSsällen irgend elwxi» »um Nach- lheil de» gegenwärtigen Reick«tag» oder gar de» bestehenden Repräsentatlvsystem« überhaupt geschlossen werde. * Man schreibt un» au» Berlin vom Mittwoch: »Der preußische Fiuanzmiuist«, Herr Scholz hat soebeii (wie schon erwähnt, d. Red.) «inm Beweis dafür empfangen, daß man mit seiner Thätigkeit an maßgebender Stelle voll kommen zufrieden ist. Da» sechs,igjährige Doctorjubiläum seines Vaters, de» Geh. Sanilälsrathe» I)r. Scholz in Schweidnitz, hat als Anlaß gedient, die Familie desselben in den erblichen Adelstand zu erbeben. Man nimmt cm, daß diese Auszeichnung besonder» mit dem parlamentarischen Auf treten de» Ministers in der letzten Zeit, da» so ganz den Wünschen de» Reichskanzler» entsprechen hat, in Zusammen hang zu bringen ist. Am peinlichsten ist von dieser Auszeich nung de» Herrn Scholz dessen College im preußischen Ministerium. Herr von Puttkamer, berührt worden, der sie gerade in diesem Moment, wo Gerüchte über Conflicte zwischen ihm und Herrn Scholz die öffentliche DiScussion be herrschen, als ein Avis betrachten darf» aus wessen Seite in diesem Conflicte die Sympathien de» RcichSkanzlerS sind. Die „Berl. Politischen Nachrichten" sind angewiesen, alle Gerüchte über Zwistigkeiten innerhalb de» preußischen Ministerium» zu dementiren, stoße» aber damit überall auf Unglauben. Selbst in ccnservativen Kreisen ist man überzeugt, daß thatsächlich Differenzen zwischen dem Minister de» Innern und dem Finanzministcr bestehe», kennt aber auch hier den Grund dafür nicht. Ursprünglich sollen dieselben auS dem Wahne de» Herrn von Puttkamer, daß Herr Scholz libcralisirende Tendenzen habe, entstanden sein, doch nachdem sich Erster« überzeugt, daß srin College gleich ihm rin hochconscrvativer Mann ist, nimmt man an, daß in der Tbat persönliche Ab neigung bezw. Eifersucht zwischen den beiden Ministern be steht. Daß e» au» diesem Anlasse zu einer Demission kommen könne, wird nirgends geglaubt. Für Herrn von Puttkamer birgt allerdings der gegenwärtige Moment und die ganze politische Situation viele Befürchtungen in sich. Wenn vom Herrenhaus beschlossene Veränderungen der VerwaltungSaesetze «ne abermalige Beratbung derselben im Abgeordnetenhaus«: nvthwendig machen sollten, so ist ihr Zustandekommen nicht mehr, wie bei der ersten Berathung vollständig gesickert. Nur mit Hilfe de» Centrum» war e» möglich, «ne An zahl principiell bedeutender Paragraphen durchzubringcn, v« dem augenblicklichen Stand« der kirch«,politischen Verhand lungen dürfte aus eine Unterstützung vo» Seiten de» CentrumS nicht mehr zu rechnen sein und damit wären die BerwaltunzS- gesetze ernstlich in Frage gestellt. Für Herrn von Puttkamer Grund genug zu Befürchtungen!" * Tie madagassische Gesandtschaft hat nach fast vierwöchentlichem Aufenthalte Mittwoch Mittag Berlin ver lasse», um sich über Essen, wo den Krupp'schen EtablissemenlS noch ein Besuch gemacht werden soll, nach London zu begeben. Am Sonntag wurden die Gesandten vom Kaiser empfangen und am Mittwoch wurde der vereinbarte Handelsvertrag unterzeichnet. Derselbe basirt im Wesentliche» aus der MeistbegünsligungSklausel und ist in de» interessirleu Kreisen mit Befriedigung begrüßt worden, wiewohl darin Dcuschland nicht so weitgehende Conccssionc» gemacht worden sind, wie den Bereinigten Staaten von Nord-Amerika. Die madagassischen Gesandten haben ihre Freude über da» Zu standekommen de» vertrage» und ihren Dank für die zuvor kommende Behandlung von Seiten der deutschen Reich»- regierung einem Mitgliede de» Auswärtigen Amte» officicll ausgesprochen. * Am Sonnabend findet «ne Plenarsitzung de» Bundes rat he» statt, in welcher die Ausschüsse wayrscheinlich ihren Bericht über die Literar-Convention zwischen Deutsch land und Frankreich erstatten werden. * AuS Wien wird ofsiciö» gemeldet: „Fürst Nikol au» von Montenegro ist nicht, wie e» anfangs hieß, im „Hotcl Lamm", sondern in der Hofburg abgestiegen. Der Umstand, daß der Beberrscher der Schwarzen Berge während seiner Reise nach Moskau in Wien der Gast de» Kaiser» von Oellerreick ist. scheint daraus hinzuweisen, daß die monte negrinische Politik im Lause der jüngsten Zeit eine mel l Oesterreich sreuntliche geworden." * Usber den bereits telegraphisch gemeldeten Bäck er streik ddst. wird uns noch nachträglich berichtet: „Nach «ndrinalicbcn Klaaen über di« schleckten Lobnverbältnikie. di«
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