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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188305269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-05
- Tag1883-05-26
- Monat1883-05
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1883
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W» «X,»»- M.«Ncry» »X« »H 4L »tcht »«rtiÄUa, der sür dt« »»chftfal^«d« 8eftt««te» Inserate «» a»eu dt» 8 Uhr Nachmttt,,«. »«d Aefttage« früh dt»'/,» Uhr. 3» den Filialen sür 3ns.-^nnah«e: Klemm, Universität-straße 31, »nt» Lüsche, Katharinenflraße 18»». nur di» ,L Uhr. UchMtrIMblalt Anzeiger. Organ sür Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüftsverkehr. Auflage L7,S«V. AdonnementsPreis viertelj. 4'/, Mit. incl. Briugerlohu L Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen ohne Postbesörderung 3S Ml. »tt PostbesSrderung 48 Mk. Inserate bgespaltrne PetitzeU« SV Ps. Gröbere Schriften laut unserem Pret». verzeichnih. Tabellarischer Sah nach höherem Tarif. Kerlamen unter dem Nedartisnsstrtch die Svaltzeile SO Pf. Inserate sind stet» an die Expedtttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuumeranäo oder durch Pag. Nachnahme. 14k. Sonnabend den 26. Mai 1883. 77. Jahrgang. Jor gesiilligkil Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Tonntag, den 27. Mai, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpeältlon äes IvvIMxer T'Lxvdlkttes. Amtlicher Theil. Di« bei dem Neubau der Pleißenbrücke am altm Dald- Klößchen in Gohlis erforderlichen Zimmer-, Schmiede- und Lnstreicher-Arbeiten sollen an «inen Unternehmer in Accord Veraebea werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liege« in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst «ingesehea, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Neubau der Brücke am Gohlis« Waldscklößchcn" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 2. Äuni cr. Nach mittag» 5 Uhr einzureicken. Leipzig, am 21. Mai 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I»r. Georgi. Cickonu». Vemirlhung von Abtheilungen -er Misch- Halle an -er Dospitalstraße. In obengenannter Fleischhalle sind die mielhfreien Ab- theUangea Air. 8, IS, LS, 31 und die sür den 8. Äuni gekündigte Abthetluag -kr. 2, sowie die für den tv. Äuni diese« Jahre« gekündigt« Slbthrilunq Air. 1« anderweit gegen einmonalliche Kündigung sofort oder spekter zu verxiethe» und bezügliche Miethgesuch« auf dem Rathhause, I. Etage, Zimmer Nr. 17 anzubrmgen, wo auch die Ber «jetbunaödedlngungen zur Einsichtnahme auillegcn. Leipzig, am 22. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Ü?. Georgi. Br. Vrkanntmachung. Di« Lieferung und Beilegung von circa 246 lsdn. Granit rinnsteinen in der Hainstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werben. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung! RathhauS II. Etage, Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst «»gesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind unterschrieben, versiegelt und mit der Aufschrift: „Granitriunen für die Hainstraße" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 4. Äuni or. Nach mittag» 5 Uhr einzurcichen. Leipzig, am 24. Mai l883. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau Deputation. Lirchenbau — Lin-enau. Die Verglasung der Fenster mit Ausnahme der Thorfenster soll i« Weg« der öffentlichen Submission vergeben werden. Die Ausführung geschieht in LathedralOln» In 8 Tönen nnd farbiger Bordüre. Zeichnungen zu Anfertigung eine» Musterstackes nebst Bedingungen sind aus dem Baubureau (Ltndeuau, Noßstraße 2, II. Etage) einzusehen. Offerten sind versiegelt bi« zum S. Juni Mittag» 12 Uhr anf dem Gemeindebureau niederzulege». Lindenau, 23. Mai 1833. Der Kirchcnnarstau» und Vaucomit». vr. Friedrich August Schütz, k. Nichtamtlicher Theil. Der Stand -es kirchenpolitlschen Lonflicls. Nach dem gestern von un» mitgetheilten Artikel de» »Moniteur de Rome" kann e» keinem Zweifel mehr unter liegen, daß die von der preußischen Regierung bi-her gehoffte Verständigung mit der römischen Curie über da» fernere Berhältniß zwischen Staat und Kirche in Preußen nicht zu erzielen ist, und daß demgemäß die seit dem Äahre 1878 ge führten Verhandlungen abgebrochen werden müssen. Der Standpunct ber preußischen Regierung ist in der Note vom L. Mai klar dahin sestgestellt, daß di« Curie d -Anzeigepflicht sür die Benennung der Änhaber mit Serlsor^ verbundener Bencficicn und der höheren Kirchenämter anzuerkennen hat und daß alSbann die Maigesetze in der Weise umgestaltet werden sollen, deren c» zur Herstellung de» Frieden« zwischen Staat und Kirche bedarf. Dadurch wird der Curie schon ekt di« ungehinderte Anstellung der nicht benesicirten Geist, ichen ermöglicht, also da« Mcsselefen und Sacrament» prnven in allen Sirchensprcngeln, wo e« birber an staatlich »estätigten Geistlichen mangelt, srrigegebcn. Für den Zall der Ablehnung diese- Vorschläge» seiten» der Kurie st vi« rein staatliche Revision der kirchenpolitischen Gesetzgebung ohne weitere Verhandlungen mit der Curie beschlossen. Der Artikel de» „Moniteur de Rome" erklärt die Erfüllung der preußischen Forderungen sür uninvg- lich und spricht sich außerdem in so verletzender Weise gegenüber der Regierung Preußen- au», daß, wenn die Ant wort auf die Note vom 5. Mai sich in ähnlichen Wendungen bewogen sollte, an einen Ausgleich zwischen, dem Batican »ad der Berlmrr Regierung nicht mehr zu denken ist. Daß die Sach« diesen Verlauf nehmen würde, war schon an dem Tage zu dermuthen, an welchem der Briefwechsel zwischen Leo Xnl. und Kaiser Wilhelm veröffentlicht wurde Di« Verhandlungen werden nun seit L Äahrea geführt Scho» im Jahre l878 machte der Nuntiu» in München Masella, den Versuch einer Annäherung au dr» Reich«tanzlrr und ein Äahr später geschah da» Unerwartete, daß Windthorst > ich in da» Palai» dr« Kanzler» in der Wilhelm-straße begab. I Dann folgten di« Verhandlungen durch Vermittelung de« I Herrn v. Schlvzer und endlich wurde sogar die preußische Gesandtschaft beim Vatikan wieder heraestellt. Ganz resultatlo» Md die Verhandlungen zwischen Rom und Berlin nicht leblieken. da» zeigt die Wiederbesetzung der erledigten oeschos-sitze in Trier, Fulda, Breslau und Paderborn. Aber al» die Curie nun auch ihre Bereitwilligkeit darthun sollte, sich den unerläßlichen staatlichen Anforderungen zu ügen, da erinnert« sie sich de» alten Anspruchs der Kirche, )aß sie die höhere Gewalt darstellt im Vergleich mit der iaatlichen Autorität und daß sich wohl der Staat der Kirche, aber niemal» die Kirche dem Staate beugen könne. Deshalb verlangt auch jetzt der Papst, daß die Staatsregierung in Preußen die Äniliative mit der Revision der Maigesetze er» greisen soll« und erst dann will der Vatican in Sacken de» Einspruch«recht«, „so weit möglich", Zugeständnisse machen. Also da» neue Entgegenkommen, welche« die Note vom L. Mai durck Verzicht aus die Anzeigcpflicht in Bezug auf die nichtbcnesicirten Geistlicken bewiesen hat, bewirkte nur, daß die Curie in ihren Forderungen immer weiter ging und daß sie heute bereit» dabei angelangt ist, die Freigabe des Sakramcntspendcn» und MesselesenS ohne Gegenleistung al» Schacher zu bezeichnen. Schon au» dieser AuSdruckSweise in den, halbamtlicken Organ der Curie ist klar ersichtlich, daß die Dinge jetzt nahezu ans dem Punct angelangt sind, auf welchem sie bei Lebzeiten Piu»' IX. standen, c» fehlt nur noch, daß Herr v. Scklözer au» Rom zurückberusen wird» wie im Äahre 1872 Fürst Hohenlohe, dann bleibt nicht» inehr zu thuii übrig. Unter diesen Umständen wird der in der Note vom 5. Mai angedeutete Weg der einseitigen Revision der kirchen- politischen Gesetzgebung durch den Staat betreten werden müsse», und daS ist der Weg, welcher zur Entstehung der Maigcsctzgebung geführt hat; die Fakt'schen Grundsätze gelangen wieder zur Geltung, die sünfjährigen Verhandlungen haben nur die Bestätigung der Tbatsache gebracht, daß die gesetzliche Regelung der Befugnisse der StaatSregierung in kirchenpolitischer Beziehung der allein richtige Weg ist. welcher niemals hätte verlassen werden sollen. Daß die Maigesrtze einzelne Härten enthalten, welche durch den Kampf, während dessen sie geschaffen wurden, ihre Erklärung finden, ist selbst von culturkanipferischer Seite nicht geleugnet worden; diese Härten werden demgemäß beseitigt werden, obwohl die Curie sich weigert, die Anzeigcpflicht anzuerkennen, aber die gesetzliche Regelung der kirchenpolilischen Fragen wird zugleich in einer Weise geschehen, welche die Anzeigepflicht al» überflüssig erscheinen läßt. Die Staatlregierung wird in Zukunst nur solche Geistliche als gillig berufen anerkenne», welche den gesetzlichen Anforderungen genügen. E» kommt hier in erster Linie die Ersüllung der für die Vorbildung der Geistlichen gestellten Bedingungen in Betracht, welche einen der Hauptgründe der Weigerung der Curie bilden, die Vorschläge der preußischen StaatSregierung anzunehmen. Die Schmierigkeit wegen deS MesselesenS und Socramentejprnden», welche sür die Bekenner deS katholischen Glauben» in den acsxcrrlcn Sprengeln bestand, ist durch die Note vom 5. Mai beseitigt und dadurch der Zustand wieder heraestellt. wie er vor dem Erlaß der Maigesetze bestand. Der Gerichtshof sür die Kirchen-Augelegeaheilen bleibt bestehen und di« Aburthei- lung von Bischöfen, welche sich den gesetzlichen Vorschriften nicht fügen, wird auch in Zukunft erfolgen. Durch die starr« Ablehnung der bi» an die äußerst« Grenze gebenden Vor schläge der preußischen Regierung, bat sich die Curie einmal in» Unrecht versetzt und außerdem ihre Macktintereffen schwer geschädigt. Kein Unbefangener, welcher die Note dom 5. Mai aufmerksam gelesen hat, kann darüber in Zweifel sein, daß sie von den versöhnlichsten Absichten durchdrungen ist, und wenn dem Papst die Anzeigcpflicht in Bezug aus di« nicht benesicirten Geistlichen darin erlassen ist. so ist da» wohl wesentlich in Folge der Annahme de» conservativcn Antrag- bezüglich de» MesselesenS und SacramentespendenS durch da» prenßische Abgeordnetenhaus geschehe»; ohne diesen kan» pa» wäre diese Einschränkung der preußischen Forderungen kaum »»folgt. Aber dieser Antrag hat auch sein Gute» gehabt, die Dachen sind dadurch zur Entscheiduug getrieben worden, wir wissen heute, woran wir sind und die endlosen Versuche, ein« unmöglich« Verständigung herbeizusührru, werden nun nicht mehr erneuert werden. Freilich kann hinfort auch nicht mehr von einer Unter stützung der Regierung-politik durck das Eentrum die Rede sein und da» führt zu der Nothwendigkeit, auch in politischer Beziehung andere Bahnen einzuschlagen. Die grundsätzliche Opposition de» Eentrum» gegen Alle», worauf die Regierung Werth legt, ist fortan unausbleiblich und darum wird jetzt auch eine veränderte Taktik der Regierung den Parteien gegen über nolhwendig fein. Die so lange bei Seile geschobenen Liberalen werden jetzt wieder zur Geltung gelangen, der lange verderbliche Streit, welcher seit dem Frühjahr 1879 die natur gemäße Entwickelung de« dentschen StaalSwesen» gehemmt hat, wird durch einen Friedensschluß beendet werden, dessen Vorboten schon seit geraumer Zeit beobachtet werden konnten. E» war ein langer wüster Traum, welchen wir geträumt haben, aber hoffentlich wird daS Erwachen nach demselben eine um so gedeihlichere Leben-thätigkeit entfesseln- Leipzig, 26. Mai 1883. , * Da» Erscheinen de» Kaiser» aus der französischen Botschaft, wo Se. Majestät, wenn nicht die Erinnerung täuscht, zum ersten Male seit der Anwesenheit le» Baron v. Courcel i» Berlin eine derartige Einladung angenommen bat, ist gerade jetzt nicht unbemerkt geblieben. Die von Herrn Wadrington während skineS Berliner Aufenthalt» in Ge sprächen mit Diplomaten auSgrdrückl« Hoffnung, daß ihm vielleicht die Aufklärung und Beseitigung einiger Mißver ständnisse gelungen sein möchte, scheint, wie der „Köln. Ztg." geschrieben wird, dadurch einigermaßen bestätigt. Die ver schiedenen und zum Tbeil widersprechenden Berichte über die Ergebnisse und etwaigen Folgen de» Aufenthalt» und de» Empfang» de» Herrn Waddmgton in Berlin, wie sie namentlich von Pari» zu un» gelangt sind, können nickt Wunder nehmen. Tie Politik der sranzösiscken Regierung macht einen zwiefachen Eindruck, je nachdem sie sich nach innen wendet oder im Ver kehr mit ankern Regierungen bervortritt. Hier erscheint sie friedlich, dort oft genug gambettistisch. Daher denn auch naturgemäß ein nicht immer übrrrinstimmender Widerhall in den diesseitigen Urtheilen und Besprechungen. Dock bars man vielleicht au- den erwähnten Aeußerungen LeSHerrnWaddington schließen, daß er selbst wenigsten» eine bessere Wendung in Pari», eine größere publicistische und sonstige Rücksichtnahme aus die Wirkung in Deutschland erwartet. ES bat das immerhin seinen Werth, zumal man Herrn Waddmgton noa, eine politische Zukunst versprechen will, eS sei als Minincr oder als Vertreter Frankreich», wenn nicht in Wien, doch vielleicht an einem andern Orte. * Da« Krankencassenaesetz ist durch den Verlauf der Mittwochssitzung des RelchStag» in eine überaus kritische Lage gebracht worden, und zwar nicht so sehr durch den materiellen Inhalt der Debatte, als durch die von ver schiedenen Seilen beobachtete Taktik. Der Streit dreht sich bekanntlich um die Einbeziehung der land- und sorslwirth- schaftlichcn Arbeiter in den VersicherungSzwanfl. Die Regie- rungSvorlage sah von der principicllen Einbeziehung ab, ge stattete aber den Gemeinden brzw. größeren Communal- verbänden, für ihr Gebiet auf statutarischem Wege die VersicherunqSpflicht auch auf die land- und sorstwirthschast- lichcn Arbeiter auSzudehnen. Umgekehrt beschloß der Reichstag in zweiter Lesung, gemäß dem CommissionSantrage. die land- wirlhschafllichen Arbeiter mit den gewerblichen grund sätzlich gleich zu behandeln und den Gemeinden bezw. größeren Communalverbänden da» Recht der statutari schen Ausschließung der Versickerung-Pflicht beizulegen. Der Reichstag stellte sich dabei auf den principiellen Stand- puncl der Gerechtigkeit, während die Regierung diesem Slantpuncte an sich nicht entgegenttat, wobt aber die praktische Durchführbarkeit de» VersicherungSzwangeS auf ländlichem Gebiete angesichts der großen Verschiedenheit der Verhältnisse und de» Mangels an Erfahrungen bezweifelte und außerdem darauf bmw'ieS, daß in einzelnen Gegenden die landwirthschastlichen Arbeiter durch Einführung de» Ver< sicherung-zwange» schlechter al» bisher gestellt werden könnten Für beide Ansichten wurden beachtenswertste Gründe an geführt. Da nun aber thatsächlich das Krankencassengesetz in erster Linie als eine Vorbedingung der zunächst aus gcwerb liche Arbeiter zu beschränkenden Unfallversicherung aus zusassen ist. so durste der unbesangenr Freund dieser ganzen Gesetzgebung sich sagen, daß man dieselbe an der Frage der landwirthschastlichen Arbeiter nicht scheitern zu lassen brauche, nnd die- um so mehr, als in der Praxis die Regelung dieser Frage, sei e« nach der Regierungsvor lage» sei eS nach dem ReichStagSbeschlusse kauin zu erheblich verschiedenen Resultaten führen würde. Hätte also Herr v. Scholz am Dienstag im Namen de» BundeSrathS die prin- cipielle Hereinziehung der landwirtbschafllichcn Arbeiter sür schlechtweg unannehmbar erklärt, f« würde wahrscheinlich tz. l» einfach abgelehnt und die Regierungsvorlage wieder- hergesiellt worden sein. Herr v. Scholz deutete aber selbst einen AuSwcq an. anf welchem der Paragraph zu retten sein würde. Dieser Erklärung gemäß brachten am Mittwoch die Abgg. Hammacker, v. Kulmig und v. Maltzahn einen Zusatz antrag zu tz. ln ei», nach welchem alle die land- und sorst- wirthschasltichcn Arbeiter, denen bisher bereits an» irgend welchem Rcchtotitel im Falle der Enkrankung ein Anspruch auf eine dem vorliegenden Gesetze entsprechende Unterstützung zusteht, von der Bersicherungüpflicht besrcit bleiben. Man durste mit Sicherheit erwarten, daß die Bedenken der Regierung dadurch gehoben seien. Aber die Rechnung war freilich ohne daS Centrum gemacht, welche» der Hcreinzichung der landwirthschastlichen Arbeiter widerstrebte. Und Herr Windt Horst erklärte denn auch alsbald, daß seine Partei weder den Z»satzantrag noch überhaupt den tz. l» ailnebmeu werde; aber er fügte noch mit Nachdruck hinzu, daß im Falle eines aegenthciligcn Beschlusses cr und seine Freunde gezwungen seien, gegen da» ganze Gesetz zu stimmen. Die Folge war. daß Herr v. Maltzahn sofort seinen eigenen Antrag preiögab m»d der Regierung-Vertreter Geh. Rath Lohmann kurzweg bemerkte, daß nach der Erklärung de« Führer« der Centrums- partei von dem in Frage stehenden Auswege nickt weiter die ReG« sein könne. Damit hat die Angelegenheit eine ganz veränderte, eine allgemein politische Bedeutung ge wonnen. E« handelt sich darum, ob der Reichstag anerkennen will, daß ein Machtwort deS Eentrum» genügt, eine von der R^ierung selbst veranlaßt« und von den übrigen Parteien unternommene BerständigungSaction mit Einem Schlage lahm ru legen. Schwerlich jemal» hat eine parlamentarische Part« eine so traurige Rolle gespielt, wie am Mittwoch die Conservativen. Lediglich auf ihr Betreiben ist die principielle Einbeziehung der landwirthschastlichen Arbeiter m die Versicherung-Pflicht seinerzeit beschlossen worden, vorwiegend ihre Anstrengungen sind e» gewesen, welche den tz. In zu retten suchten. Nach alledem wäre cs sür sie geradezu eine Pflicht der Selbsterhallung gewesen der Windlhorst'scken Erklärung die andere entgegen zu setzen, welche der Abg. Hammacher seinerseits abgab, daß man nämlich ruhig abwarten könne, ob da« Centrum schließlich die Verantwortung sür da» Scheitern de» Gesetze» auf sich nehmen werde. Ein Theil der äußersten Rechten handelte denn auch dieser Erkenntniß entsprechend; die große Mehrheit aber, Deutschconservative wie Freiconservative, untermars sich dem Eentrum. Die Haltung der Negierung sodann grenzt an da« Unbegreifliche. Ob Herr Geh. Rath Lohmann die Tragweite der erwähnten Erklärung ganz ermessen hat, mag dastingeflcllt bleiben. Darüber aber kann kein Zweisel sein, daß. wenn die Regierung auch fernerhin die Füyrung in der Socialpolitik in ähnlicher Weise thatsächlich an da» Centrum übertragen will, der Zukunst dieser wie überhaupt der Reich-Politik «ne wenig günstige Perspective eröffnet wird. * Wie man hört, steht auch die Veröffentlichung der jüngsten Antwort-note der Curie in nächster Zeit zu erwarten. Auch in früheren Fällen ist da« gesammle aus getauschte Material veröffentlicht worden. * Mit dem berannahenden Sommer und der durch ihn herbeigesührten Stille in der Politik beginnen sich auch die politischen Änterview« zu mehren; besonder» haben e» von jeher die Wiener Äournalisten verstanden, sich Zugang zu hervorragenden Männern zu verschaffen und diesen ihre politischen GlaubenSbekrnntnifsc abznfragen. Nachdem vor einigen Tagen Fürst Nikolaus von Montenegro einem Correspondrnlen der „N. Fr. Pr." gesessen, hat ein andere» Wiener Blatt, da» „N. W. Tgbl." jetzt den Czecben- sührer vr. Rieger aus» Kor» genommen, einen Mann von allerding» nicht so distinguirter äußerer Stellung wie der Fürst der Schwarzen Berge, dessen Urtbeil aber bei dem maßgebenden Einfluß seiner Nation aus di« inneren und au» wärtiaen Verhältnisse Oesterriech- immer beachtenSwerth ist. Von Interesse, »amenllich für den deutschen Leser, ist daS Zugeständniß Rieger'S, daß auch die Slaven Oesterreich» daS deutsch-österreichische Büiidniß als eine Nothwendigkeit acceptiren müsse», weil eS sür sic die Gewähr deS Weiterbestehens de« ccgenwärtig im Innern Oesterreich» herrschenden politischen iLvslemS garantire. Wenn Rieger weiter die Behauptung aufstellt, daß Fürst BiSmarck mit der Politik de« Grafen Taasse ganz einverstanden sei. so muß man dem Czechcn- übrcr zugcstchcn, daß er nach der bekannten Rede dcö Reichskanzlers, in welcher die „Herbstzeitlosen" so schlecht wegkamcn, zu dieser Annahme mindesten» nicht unberechtigt ist. DaS Motiv für die indirecte Unterstützung der Slaven Oesterreich» durch den Fürsten BiSmarck suchte Rieger in der Gegnerschaft de» Kanzlers wider den PanslaviSmuS; au» diesem Grunde, sagte Rieger wörtlich, werde die jetzige mnere !age in Oesterreich von Berlin au» sogar unterstützt, wo man gleichzeitig taube Ohren sür alle Schmerzensschrei« der österreichischen Dentschlibcralen über da» bedrückte Deutsch, thum habe. DaS Gespräch wandte sich nach diesem Excurfe ans daS auswärtige Gebiet den innerösterreichischen Verhält nissen zu; die Acußerungen Rieger'S über die Unmöglichkeit einer Verständigung der Slaven mit den Deutschen und di« wünschcnSmerthe Hcrbeisübrung ein« größeren Intimität der Czcchen mit den Polen können unerwähnt bleiben; waS er darüber sagte, war weder neu. noch interessant: e» beweist »ur aufs Neue und Schlagendste, welchen utopistifchen Plänen die Gründer der „BolkSpärtei" nachhingen, al» sie die Ber- tändigung mit den slavischen Nationalitäten al« erste» und oberste« Grundprincip auf ihre allerdings nicht zu voller Entfaltung gelangte Fahne schrieben. * Wohin sich die socialdemokratische Presse überall verkriecht, da» beweist «in rothe» Arbeiterblatt, welche» in czecki scher Sprache unter dem Titel „ÄSkra Slavjan»ka Slobode" (Slavischer Freiheitrfunke) in Buenos Lyre» erscheint. Da der Versuch gemacht worden, diese» Blatt in Böhmen massenhaft zu verbreiten, so ist e» vor nuigen Tagen - von ver österreichischen Regierung verboten worden. * 2n Brüssel ist am 22. Mai Herr Barbanson im Alter von 86 Jahren gestorben. Er hatte auf der Universität Lüttich die Rechte studirt und 1818 dm Doktorgrad «langt. Al» die Revolution von 1830 au»brach, war « schon ein ange sehener Advoeat» und di« provisorisch« Regierung berief ryn in da» Comit», welche» mit der Justizverwaltung betraut war. Brüssel wählte ihn in dm Congreß, wo er dm Bericht über die Regierung»sorm erstattete und sich zu Gunsten der Monarchie auSsprcich. Nach dem Congreß lehnte « mehrere Äahre lang jede« parlamentarisch« Mandat ab, um sich ganz seiner Praxis zu widmen. 1838 sah er sich dock auf Drängen seiner Freunde genvthigt» ein Mandat für den Provinzialrath von Brabant anzunehmm, und 1870 wählten ihn dir Wähler von Brüssel in den Senat, dem er bi» zu seinem Tode an- gebvrte. Wie die meisten Männer der Revolution war er sür die Institutionen von 1830 so eingenommen, daß er sich oft als starrer Gegner der wünschenSwerlhestm Reform zeigte. * An» Pari« wird un» telegraphisch vom Donner«tag gemeldet: „Gras St. Ballier Verla« in der heutigen Sitzung de» Senats seinen Bericht über die Tonkin-Augelegen- heit. In demselben wird die Nothwendigkeit hervorgrhobm, im Interesse der Nationalchre rasch vorzugehen. Die Hoff nung aus eine Verständigung mit China sei noch nicht voll- ständig geschwunden, Frankreich wolle lediglich die Ausführung de» Vertrag« vom Jahre 1874, die Beziehungen zu China seien von dem Geiste der Versöhnung geleitet, als der einzige Punct, betreff» dessen eine Tran»action unmöglich erschcuie, sei die Anerkennung der Suzeränetät China« über Anam anzusehen. Nach einigen Einwürfen Lambert'» und nachdem der Minister de» Auswärtigen, Challrmel-Lacour, llber die Befugnisse de» in der Vorlage vorgesehenen Civil-Com- missarS weitere Erklärungen abgegeben 'hatte, wurde die Vorlage genehmigt. Der' Artikel der Vorlage, der von der Zutheilung eine» CivilcommissarS zu dem militairischen Oberbefehlshaber bandelt, wurde gestrichen, der Minister Challenicl-Lacour hatte sich mit der Streichung desselben ein verstanden erklärt. — Der Präsident Grcvy empfing heule den neu ernannten japancsisckm Gesandten, welcher sein Be glaubigungsschreiben überreichte und erwiderte auf dessen Ansprache mit dem Wunsche, daß die zwischen Frankreich und Japan bestehenden vortrefflichen Beziehungen sich immer weiter entwickeln möchten. — Ten von dem Ministerpräsi denten Jerry und dem Äustizininister Martin Feuillüe zu Gunsten der Anfrcchterhaltniig deS Concordat» und der loyalen und wohlwollenden Anwendung desselben in der Budgetconimission abgegebenen Erklärungen stimmt der „TempS" vollständig bei, eS sei zu bofsen, daß die Kam mer diese Politik billigen werde, welche eine neue Aera in der Kirchcnpolilik der Republik bezeichne. — Bezüglich der Besetzung der Zollstelleii in Mazunga aus Madagaskar durch französische Truppen sagt der „TempS", dieselbe werde die Forderungen, welche Fraukreick gegen die Howa-Regirruiig habe, sicher stelle». Admiral Pierre habe die Mission, nicht allein den au» den Verträgen hcrvorgehciidcn Rechten Geltung zu verschaffen, sondern a»ch für die französischen Staats- aiigehörigc» in Betreff der EigeulhumSsrage die gleichen Rechte zu erwirken, welche die Angehörigen anderer Staaten durch die kürzlich von der niadagajsischen Gesandtschaft namentlich mit England, mit den Bereinigten Staaten und mit Deutsch land abgeschlossenen Verträge erhalten hätten." * Ob Frankreich sür die Verwirklichung sei»« ost- asiatische» Prvjccte aus die eventuelle Beihilfe Japan» rechnet? Fast möchte man etwa» dergleichen Xrmuthen. wenn man sieht, wie neuerding» die Sympathirbeweis« zwischen beiden Landern sich häufen. So hat v« neue japanefisch« Botschafter in Paris, Se. Excellen; Hackizuka, ein zahlreiche» Gcsolge junger Japanesen »utgebrachl, welch« srauzösischen Drill und französischen Ehic fluviren sollen, und Frankreich schickt sich zur Erwiederung diese« Complimcnt» an, indem eS zunächst sechs Ossicicre nach Yokohama zu eine« nicht näher Lcsinirten Zweck entsenden wird. * Wie au« Mailand gemeldet wird» fanden dort vor einigen Tagen zwei bezeichnende Preßprozefse statt. Vor den Gerichtsschranken erschien der Redakteur eine« Mai länder Blattes, da» schon sein Titel, „ll kidsllo" (der Rebell), unzweideutig kennzeichnet. Diese» rothe Ärredentisten- organ batte gelegentlich tcS Prozesse» Oberdank den König», mord gepriesen und dazu die italienische Jugend ennnthigt, wofür der Redakteur zu rin« sünszrhnmonatlichro
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