Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-17
- Monat1883-06
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1883
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3070 welch, Wilbelm v Humboldt in seiner Schrift „Ucker die Grenzen des Staates" auistellt. Jenseit des Rhein« wird diese Schrift al« Prototyp de« deutschen Individualismus behandelt, und Herr llballemel-Lacour hat ,,d>c Paradoxe» des jungen Üöjährigen Mannes" zu einer pathologischen Studie über die „I'äilosoplus inäiriäualists" verwerthet. Herr Bnmberger aber jammert mit pathetischer Stimme, die Auffassung de« Staate« Hab« in Deutschland während de- letzten Jahrhunderts eine Rückbildung erfahren. Die Wahrheit ist. daß die meiste» Deutschen noch heute aus dem Standpunkt Humboldt'« stehen; sie sehen in dem Individualismus die Grösse des germanischen VolkSgeisteS. Als einst Diberiu« seinen kriegslustigen Neffen au- dem Kampf gegen die LheruSker zurück berief, motivirre er diese Ordre damit, man könne die Deutschen ruhig ihrer eigenen Uneinigkeit überlassen. Die in diesen Worten liegende Charakteristik ist leider noch heute zutreffend und der Rück- tritt des Herrn v. Bennigsen sollte in der Ihat jedem Deutschen zu denken geben. Die Thatsache, daß e« dem begabten Politiker nicht gelungen ist, die numerisch kleine Partei der Skationalliberalen zu- sainmenzudalten, ist symptomatisch. Sie muff jeden Partei-Politiker beiorgt machen, vor Allem aber muff sie den Patrioten mit der Bcsorgniß erfülle», baff der deutsche Individualismus schließlich auch das Reich zerbröckeln wird. * Tie „Parlamentarische Korrespondenz* der Fort schrittspartei bringt über die Haltung der National liberalen gegenüber der Gewerbeordnungsnovelle einen Artikel, der an tatsächlichen Unrichtigkeiten und Ent stellungen der Wahrheit mehr als das Gewöhnliche leistet. Mit welcher Sachkenatniß und Wahrheitsliebe da- ofsicielle Organ der fortschrittlichen Centratleitung dabei verfährt, möge aus der Miltheilung ersehen werben, baß auch ein Mitglied der nationalliberalrn Partei, der Abg. Triller, für bas Gesetz gestimmt habe. In Wahrheit hat kein einzige- Mitglied der Partei dafür gestimmt und Herr Triller ist — ein katholischer Pfarrer aus Bayern und natürlich Mitglied deS CentrumS. Mit der Fortschrittspartei dürfte er noch nähere Berührung als mit den Nationalliberalen haben, denn wenigstens in kirchenpolitischer Hinsicht steht er ungefähr aus dem Standpunkt Lenzinann'S. * AuS Gotha wird der „Allgemeinen Zeitung" ge schrieben: „Unter den Räthen de« hiesigen Staats- m i n isteriumS bestehen seit Monaten einige Lücken. StaatS- ininistcr v. Secbach hegt schon lange den Wunsch, nach fast dreißigjährigem Beharren auf seinem Posten in Ruhestand zu treten. Bon der „Nordd. Allg. Ztg." wurde das Mini sterium daher als „so gut wie gesprengt* bezeichnet. Ungern trennt sich Herzog Ernst H. von seinem treuen Berather. Toch spricht auch ein echt kleinstaatlichcr Beweggrund mit: die Pcnsicnirung deS Herrn v. Seebach mit billiger Weise vollem Gehalt »eben der Neubesetzung würde doppelten Auf wand verursachen, und die dem Lanbcshcrrn wie der Staats kasse gleich wünschenswertheil Ueberschüsse verkürzen. Um Herrn v. Seebach das Verbleiben im Amt zu erleichtern, wurde er von einem Theil der Geschäfte entbunden. Dann aber starben die StaatSräthe Samwer und v. Wangenheim. Dr. Schwarz, der als Consistorialrath die geistlichen An gelegenheiten verwaltet, befindet sich krankheits- und alters halber seit Jahr und Tag in fast ununterbrochenem Urlaub. So mußten die Arbeiten aus die übrig gebliebenen Mitglieder de- StaatSministeriumS abermals vertheilt werden, und Herr v Seebach übernahm davon wieder einen Tbeil. Mit An- erkcnnung spricht der Corresponvent der „Nordd. Allg. Ztg.* von der Geschäftsführung de« Herrn v. Seebach; doch meint der preußische freiwillig-gouvcrnemental Angehauchte, cS sei bei uns „so manches" in erster Linie unter dem Gesichtspunkt geordnet worden, daß Conflicte zwischen Regierung und Landtag zu vermeiden seien. Wird in der „Nordd. Allg.' Ztg." hervorgehoben, daß bei der hiesigen Agitation für die letzten ReichStajiSwahlen die Name» „hoher" Beamten „ungerügt" an der Spitze fortschrittlicher Ausrufe gestanden, so sind dem Richterstande ungehörige Beamte auch in Preußen deshalb nicht kurzer Hand zur Verantwortung zu ziehen. Daß „eine frische »rast" an der Spitze der Regierung wohlthätig wirken würde, ist dem Correspvndenten des genannte» Blatte- ohne Weitere« zuzugeben. Nach der Rückkunft de« LandeSherrn aus Nizza ist erst ein Ersatzmann für Herrn v. Wangenheim in den» sehr tüchtigen Geb. RegierungSrath Gebhardt in Coburg gesunden worden. Sich nach weiterer Hilfe umzuthun, begab Herr v. Seebach sich nach Dresden, dann nach Berlin. Würde ein Preuße zunächst mittelbar zu seinen, Nachfolger ersehe», so wird derselbe gewiß nicht auS der Schule Kleist- Retzow'S oder Puttkamer's stammen; allein dem hiesigen „Kaslfvrtschritt", als besten Mann unser ReickStagSabgeordneter 1),-. Barth von Bremen „dem eiserner Kanzler stählerne» Widerstand zu leisten" versprach, um die „revolutionaire" Zoll- und Socialgesctzgebung desselben zu bekämpfen — wie bescheiden und edelmtlthig, den vielversprechenden „Fortschritt" in lange verachteten ConservatiSmuS zu verwandeln, wenn nicht Alles leere Wortspiclerci wäre! — diesem Fortschritt, »>il voltüwirthschaftlichcn Beweisen entgegenzutreten, würde allerdings sehr am Platze sein." « * Mit der czechischen Schule in Wien scheint eS doch »och Ernst zu werden. Nach einem Comitö-Beschluß deS Vereins „Komensky", welcher Anfang Juni in den Räumlichkeiten der „SlovanSka Beseda" gefaßt wurde, soll die Schule i»i September dieses JahreS gleichzeitig mit den anderen Volksschulen Wiens eröffnet werden. Da« Schul gebäude besindet sich in der Vorstadt Favoriten und ist mit einem rkostenauswandc von .16,000 st. erbaut worden. Der d'ebrplan unisaßt jene Gegenstände, welche an der vierclassigen Volksschule gelehrt werde». Die Unterrichtssprache ist rzcchisch; mit de». Beginne der zweiten Elaste wird die deutsche Sprache als obligater Gegenstand ausgenommen werden. Vorläufig wird nur die erste Elaste errichtet, und zwar getrennt für Mädchen und Knaben. Alljährlich soll eine nächste Elaste hi»zugesilgt werde», so daß im Jabre >887 die czechische Schule vollständig sein kann. De» ReliaionS- unlcrricht wird ein Katechet au» dem Redemptoristcn-Orden erlbeilcn. Bei der einen czechischen Schule in Wien wird eS selbstverständlich nicht bleiben; daS Programm der Czechen kennt keine Genügsamkeit und wird fortwährend: Mehr! laiilcn. So wird bald der ersten czechischen Schule in Wien eine zweite, dritte, vierte rc. folgen, zumal e» ja schon heule i» Oesterreichs Hauptstadt — nach den Ausnahmen deS stati stischen Bureau» — .12.13 schulpflichtige Kinder rzecbischer Nationalität giebt. In wenigen Jahren werden e» Rieger, Zeitbammer und vor Allem der hohe Adel durchgesetzt haben, daß die private» czechischen Anstalten da« Recht der Ocssent- lichkeit erlangen und von der Gemeinde Wien übernommen werden wüsten. So wird der deutsche Charakter Niedcr- Oesterreich» inebr und mehr getrübt werken und der Wunsch der Czechen. ihre Sprache als die zweite Landessprache an erkannt zu sehen, rasch in Erfüllung gehen. * In Wien sind verschiedene Nachrichten eingetrosscn. denen zufolge die Annahme vorwiegt, daß eSAssim Pascha gelingen werde, die wegen der in dem Abkommen von Eetinje stipulirten Gebietsabtretung an Montenegro zur bewassncte» Empörung geschrittene» albanischen Berg stäinme zu beruhige». Seit den blutigen Kämpfen vom 2 und 3. Juni ist es zu keinem Zusammenstoß zwischen de» türkischen Truppen und den Albanese» mehr gekommen. Assi», Pascha hatte unter dem Beseht von Hasiz Pascha eine Truppenabtbeilung. bestehend aus 6 Bataillonen mit einer GcbirgSbatterie und zwei Krupp'schcn Feldgeschützen, nach Tust beordert, er verlangte für sie freien Durchzug durch da» Gebiet der Gebirgsstämme; die von ihm zur Unter handlung auSgesantten Parlamentäre wurden am 2. Juni von den Vorposten der Malistoren zuriickgewiescn. ?alS nun die NizamS anrückten, erhielten sie sofort Feuer; bei dem Orte Kastratli kam e» nun zu einem hartnäckigen Kampf, welcher erst mit Einbruch der Dunkelbeit beendet wurde. Türkischerseit« nahm auch die aus dem Skutarisee stationirte tzlotille daran Theil; ihr« Projektil« machte» Kastratti zu einem Trümmerhaufen. Hast; Pascha Netz am nächsten Tage den Mallistoren (Bergstäinnien) nochmal« den Friede« ent- bieten, dabei jedoch aus seinem verlangen, freien Durchzug nach Tusi. beharrend. Er erhielt jedoch abermals eine ab lehnende Antwort und sah sich daher genöthigt, den Durchzug zu forciren. Die Stämme leisteten ihm jedoch so hartnäckigen Widerstand, daß eS ihm nicht gelang. Terrain zu gewinnen. Seitdem ist Waffenstillstand emgetreten, die Verluste auf beiden Seiten werden als große bezeichnet. Die Verhand lungen Hasiz Pascha'- mit den aufrührerischen Stämmen sind bis jetzt erfolglos geblieben; doch hat er inzwischen Ver stärkungen erhalten, welche e« ihm ermöglichen werden, sich ohne erhebliche« Blutvergießen den Weg nach Tusi frei zu machen. Die Hoffnung auf fremde Hilfe, welche die Berg- stämme haben laut werden lasten, dürfte ihnen mittlerwelle genommen sein. * Ueber die bekannte, von un« genugsam erörterte Af faire Tschitscherin wird jetzt officiöS au» Petersburg wie folgt geschrieben: Die Assaire des Moskauer Bürgermeisters Tschitsch- «rin ist in einer Weise aufgebauscht und dem Auslände so entstell! vermittelt worden, daß sie einer gründlichen Berichtigung bedarf. ES heißt allgemein, daß der Moskauer Bürgermeister in feiner An sprache an den Kaiser nicht- Geringere- als die Verleihung einer Verfassung gefordert habe. Diese Nachricht ist entschieden falsch. In Ermangelung einer Autorisation, den Text der Ansprache des Bürger meister« zu veröffentlichen, ist Ihr Korrespondent in der Lage, aus Grund einer authentischen Mitthcilung eine genaue Analyse der fraglichen Ansprache mitzutheilen. Der Bürgermeister constatirte zuvörderst, daß die au« Anlaß der Krönung versammelten Vertreter aller Munici- palitäten Rußland« einem imposanten Lreigniß beiwohnen, welche« bestimmt ist, die Morgenröth« einer neuen Aera für das Vaterland zu versinnlichen. Hieraus bemerkte der Redner, daß selbst in diesem feierlichen Momente es unmöglich sei, die letzte schmerzliche Periode sowie die Gefahren zu vergessen, welche die «nsichlbaren inneren Feinde Rußland bereitet haben. Glücklicherweise sei es heute — so fügte Herr Tschitscherin hinzu — klar erwiesen, daß jede Gefahr durch eine Gemeinsamkeit der Aktion des Souverains und des Landes. an welche« die Regierung zu apprlliren und »war jedesmal mit Erfolg zu appelliren Gelegenheit hatte, beseitigt werden könne. Wenn der Tag — wns eine unzweifelhafte Sache sei — erschienen sein wird, an welchem das Land berusen sein Verde, dem Souverain bei dem Werke der gemeinsamen Paci- fication Rußlands beizustehen, werde auch nicht die geringste Ge- fahr mehr erübrigen. E« ist gestattet zu hoffen, so schloß der Redner, daß diese Stunde für die russilche Nation ge chlageu hat, und daß die Feierlichkeit der Krönung hierfür daS beste Psand sei. Offenbar enthält diese Ansprache keinen Mißton und keinerlei subversiven Gedanken, und dennoch hat der Minister deS Innern die Ver öffentlichung derselben nicht gestatten zu sollen geglaubt. In Folge dessen begannen hierüber geheimnißvolle Lesarten im Umlaus zu kommen, und. Gegenstand aller Conversationen geworden, ist nicht natürlicher, als daß die Ansprache des Bürgermeister- entstellt in die Spalten der ausländischen Presse übergangen ist. Auch von der Demission de- Bürgermeister- von Moskau ist di« Rede gewesen. Denjenigen, welche mündlich dieses Gerücht Herrn Tschitscherin überbrachten, erwiderte derselbe ebenso ruhig als logisch: „Warum sollte ich meine Demission geben? Bon meinen Wählern aus diesen Posten gestellt, hänge ich vor Allem von ihnen ab, und so lange sie mit nieiner Haltung zufrieden sind, werde ich auf meinem Posten au-harren." Der Kaiser und die verständigen Persönlichkeiten seiner Umgebung haben sofort die Nothwendigkelt begriffen, die Moskauer Bevölkerung nicht zu verletzen. Tschitscherin, weit entfernt von der kaiserlichen Ungnade getroffen zu sein, ist im Gegtntheil seither während der Dauer der Moskauer Festlichkeiten wiederholt der Gegenstand besonderer Ausmerksamkeit von Seiten de« Kaisers gewesen. * Ueber die von Seiten der Polizei in St.Petersburg während der Krönung«. Festlich leiten getroffenen Maß nahmen zeigt man sich in Hoskreisen sehr verstimmt. Man findet daselbst, daß unnvthigerweise einfachen Straßenscenen, welche lediglich durch berauschte MuzikS hervorgerusen wurden, ein politischer Anstrich gegeben wurde. Man schrie, man brüllte in den Straßen, aber alles die« überschritt nicht die Grenzen de» auch in anderen Großstädten bei analogen Anlässen zun, Durchbruch gelangenden rxcessivrn Enthusiasmus eines sich überall gleichenden StraßeiunobS. Wenn es auch angezeigt war, diesen Ausschreitungen durch Polizeimaß- nahmen entgegen zu wirken, so war es doch eine völlig verkehrte Anordnung, das Nationalsest zu unterbrechen und hierdurch zu den gewagtesten Auslegungen Anlaß zu bieten. Etwas Mißtrauen hinsichtlich der Stimmung der Hauptstadt ist zurückgeblieben. * Der französische Conireadmiral Pierre meldet über die Beschießung der Stadt Majunga auf Madagaskar Folgendes: „Die Stadl wurde durch 3 Fort» mit 30 Kanonen und 2000 Man» Besatzung vertheidigt. Aus die Aufforderung zur Uebergabe gab der Commandant eine höhnische Antwort und begann in Folge dessen die Beschießung am Morgen des lk. Mai. Die Fort- erwiderten daS Feuer, wurden aber rasch zum Schweigen gebracht. Die HandetSniederlagen habe» keinen Schaden erlitten. Die Franzosen haben den Platz be setzt und erheben die Zolleinnahmen. Verwundungen sind nicht vorgckomme», der Gesundheitszustand der Truppen ist vortrefflich." — Nach weitere» auS Ta m atave eingeaangenen Nachrichten vom lO. v. M. war sofort nach dem Bekannt werden der Beschießung der Stadt Majunga unter den Eingeborenen eine gewisse Gährung entstanden, die die im Lanke befindlichen Europäer beunruhigte. Der französische Commissar Baudais begab sich in Folge dessen zu dem Gouverneur und machte denselben, sowie die Minister und die Königin für alle Schäden und Unannehmlichkeiten ver antwortlich, die etwa für die Europäer entstehe» könnte». Tie Ruhe wurde daraus sofort wiederhergestellt. — Von vem französischen Reisenden Soleillett welcher daS Königreich Kassa (in Habesck) besuchte und sich gegenwärtig in Abessinien aushält wird nach Paris gemeldet, daß der König Johanne» von Abessinien den König Menelik von Choa zu seinem Nachfolger ernannt habe und daß der letztere demnächst eine Gesandtschaft nach Frankreich senden werde, die er (Soleillct) begleiten solle. — Der Minister de« Auswärtigen. Challemel-Laconr, ist leidend und wird wahrscheinlich nach Vichy abreise». * Die Eventualität eine« franco-chinrsischen Con- slictS gewinnt oder verliert an Wahrscheinlichkeit, je nach- dem man sie durch die Brille der Londoner oder der Pariser Publicistik betrachtet. „Times". „Daily New»", „Telegraph" rc. regaliren ihren Leserkreis allmorgendlich mit Nachrichten über Truppenzusanimcnziehungen an der chinesischen Südgrenze und sonstige Rüstung-Maßregeln, während von Paris au» solchen Alarmgeriichten entschieden widersprochen und be hauptet wird, die Verhandlungen de« französischen Gesandten in China nähmen einen glatten Verlauf. Indessen lehnt r« die französische Regierung schon im Voraus ab, der Neugier ihres Parlaments Rede stehen zu sollen; sie wird jede aus Tonkin bezügliche Interpellation unbeantwortet lassen, und ihr Vertrauen aus die Loyalität der chinesischen Politik scheint ebenfalls nicht aus allzu festen Füßen zu stehen, wenn e« wahr ist, daß Tricou die FricvenSbetbeuerungen Li-Hnng-Chang« mit der Drohung erwiderte, daß regulaire chinesische Sol daten. fall» sie in Tonkin in sranzösischr Gefangenschaft gerietben, al» Räuber und Plünderer betrachtet und erschossen werden sollten. ES muß schon ein sehr hoher Grad der Spannung zwischen zwei Mächten herrschen, wenn dergleichen Schroffheiten in den diplomatischen Verkehr ihrer Repräsen tanten einschlüpsen. Kurz di« Tonkinfrage in ihrer gegen wärtigen Form bedeutet zwar noch keineswegs den Krieg zwischen Frankreich und China; sie trägt aber Keime zu Verwickelungen in sich, zu deren Entfaltung es nur des Ein tritte» balbweg» geeigneter Vorbedingungen bedarf, und solche Vorbedingungen kann per geringfügigste Anlaß schaffen. Die französische Politik wird daher sorgfältige Selbstrontroie üben und ihre ostasiatische Aktion aus das absolut Noth- wentig« beschränken müssen, um da» Land vor mißlichen Consequenzen zu bewahren. * Ein« muß man der Regierung des Herrn Gladstone lassen: Wenn sie beabsichtigte, denKarrender armenische» sraae recht gründlich in den Sand in fahre», so konnte sie die Sache nicht geschickter anfassen, als sie es wirklich aetha» hat. Die ganze Lnscenirung dieser Frage zeigt einen blutig sarkastischen Humor. Man eröffnet die Scene, indem di« „Daily New«" bulgarischen Angedenken» einen russisch ge il»,ten Berichterstatter nach Armenien schickt. Der Mann giebt sich denn auch alle Mühe, die Zustände der unter Ruß land» Scepter lebenden Armenier im rosigsten Licht« zu schildern; er gewinnt so eine leuchtende Folie, von der die türkische Mißwirtschaft sich in dunklen Höllenfarben abhebt. Da« ist der erste Act; der Vorhang fällt mit dem Ausspruch, daß Alle» in Allem genommen die Armenier nicht» Besseres thun könnten, al» unter dem russischen Aar jene- materielle Gedeihen zu suchen, welche- sie unter des Sultan- Herrschaft vergeblich erhoffen. Der zweite Act entsendet rord Dufferin auf die Bühne zu Konstan tinopel. Unter allen Staatsmännern Europas giebt es vielleicht keinen zweijen, der dem Sultan Abdul Hamid in gleichem Maße verhaßt wäre wie der ernste und feierliche Mann, der di« Türke» in der egyptischen Frage übers Ohr gehauen hat. Dieser Mann nun setzt dem Beherrscher aller Gläubigen die armenische Pistole in so ausgezeichnet liebenswürdiger Weise auf die Brust, daß der Sultan auf das Vergnügen verzichtet, den begabten britischen Diplomaten ein zweite» Mal zu em pfangen. Lord Dufferin hat nach seinem eigenen Zeugniß dem Sultan vorgestellt, daß die Geduld, diese echte armenische Tugend, doch endlich reißen könne; daß jenseits der türkischen Grenze armenische Brüder in einer Verfassung lebten, welche u neidischen Vergleichen unfehlbar herausfordere; daß schließ- ich der EndauSgang für die Pforte und ihre Oberhoheit sich verderblich erweisen möge. Lord Dufferin empfahl dem türki schen Staatsoberhaupte schließlich. Mukhtar Pascha al» Gou verneur nach Armenien zu schicken. Diese BrüSkirung de» Sultan hatte den Erfolg, den man erwarten mußte: Mukhtar Pascha, ein verständiger Mann, hatte vordem alle Aussichten, arme nischer Gouverneur zu werden; Lord Dufferin'- schroffes Ein treten für ihn versenkte seine Candidatur in Nacht und Schweigen. Die ganze Frucht de» demonstrativen Vergehen der britischen Diplomatie war also lediglich die Schaffung einer Reformcommission, deren Scheincxistenz Niemand mehr täuscht. Der Vorhang, der über dem dritten Act aufgeht, eröffnet ein anderes Bild. Lord Dufserin empfängt eine armenische Abordnung, welche ihm ihre» Dank für seine Be mühungen um die armenische Nation au-spricht. Wenn über haupt noch etwa» geschehen konnte, um die Türkei gegen Eng lands armenische Acticn mißtrauisch zu machen, so fehlte nur »och die armenische Abordnung, welche dem britischen Diplo maten den armenischen Herzenswunsch offenbart, einen Gou verneur zu besitze», welcher von KonstantinopelS lheokratischem Einfluß unabhängig ist. Gladstone pflegt in Allem, wa« er thut und läßt, unberechenbar zu sei»; aber von Allem, was er je getrieben, ist seine armenische Politik vielleicht das Unberechenbarste. * DaS Präsidenten-Machen in den Der. Staaten nimmt, wenigstens in den Zeitungen, schon seinen Anfang, trotzdem die Wahl und selbst die Nomination noch sehr viel Zeit dazu läßt. Indessen leben die Ber. Staaten augen blicklich in einer politisch stillen Zeit, und um sich diese zu vertreiben, greift man zu Speculationen. die sich in der Zu kunft erst realisiren können oder auch nicht. Auf der demo kratischen Seile scheint man darüber einig zu sein, daß der alte Kämpe Tilden von New-Aork nicht uiehr verwendbar ist und daß der neue Candidat au- einem der großen Mittel staaten kommen muß. Man saßt dabei vornehmlich Allan G. Thurman von Ohio, John Mc Auley Palmer von Illinois und Joseph E. Mac Donald von Indiana ins Auge. Bis jetzt habe diese drei Herren einen guten Ruf als Poli tiker sowohl wie al» Privatmänner, der ihnen natürlich in der Campagne geschmälert werden würde, aber vor allen Dingen gehört zu der Nomination eines von ihnen schon eine Harmonie der demokratischen Partei, die kaum vorauSzusehen ist, und schließlich wird eS in dem politischen CaucuS. ten man Convention nennt, wohl zur Vorführung eines „clarlc kor««", wie man hier sagt, oder der Nomination eines „dunklen Ehrenmannes", wie man sich in Deutschland viel leicht in ähnlichen Fällen auSdrückcn würde, kommen. Wie gesagt, ist die Sacke noch weit im Felke und eS sind auch noch andere Aspiranten vorhanden, von denen wir nur Butler und Pendleton nennen wollen. Tie Aufmerksamkeit der Republikaner scheint sich auf Chester A. Artbur at- Präsident schaftskandidaten zu concentrire», während Blaine und Andere immer mehr in den Hintergrund treten. Arthur hat auf alle Fälle die beste Gelegenheit, sich vor den Auge» de» Volke» zu halten, und wenn er sich vor Mißgriffen hütet, wie er eS bl» jetzt so ziemlich verstanden hat. so kann er leicht nominirt und au» einem ZusallS-Präsidenten ein wirklich gewählter Präsident werden. XoSLLNLcklkKLS NESSLN, KpoUInnrls-Lrnnnoa, Xbrldnl, Lkeln-krenssen, VLKLLllk: 10 MH.L1VNLX kUSOLLkl O>0 Xinsticl, bei allen Xpotkelrern nnck slineralvamer-Rinälern. D»r»«r S»Krvrk»rruu»vr» «n« «rauhas. I»eI«II»»«» Nur echt, wenn auf der Innenseite des Korke» der Stempel: „vnrner 8»u«rdrnnu«a vranbok" eingebrannt ist. Lorrülhig in den meisten Mtnerglwassertzandluuge». HStel«, L«ss». Restaurant« u. s. w. Haupt-Riederlage: 011» Kellner ch Oe». »nd v«mv«Ks» ftr de» i» elegante» TartonS, sowie für Geschästsbedars mit Firmendruck. ». Hi. HktmeMI««, Ritt erstratze LI kLtvvtviodollwß«» --»sw« ä. Norgner, Lidtlingenienr u. Patentanwalt. Reichsstraß, 6/7. Otto 8»vlr. s.«sp»t», I4n»tt,»etn?m«tr»»«o 18, 1. Ltmg;«. vesargung nnd vermerlhnng »an Patente« aller Länder Ieelml8eliv8 vnreaii vvnlti. artre Rendnit». Seiteustraße LZ. OrkonomisL« Tamvskesselanlagen. radikale Beseitigung des Kessel, stein». Heizanlagen, insb. rationelle Ofenheizung (patent. Luft ernenerungsasen). Rath und Auskunft in allen technischen An gelegenheiten. I,oU»Lr LvZM, Civilingtnielir, Vau- nnd «aschinentrckn. Bureau. Laptzienstratze LS. N. 28 kionnsnsirLSLs. K>r LI« Vareaduar »er Sitzes- «n» von llagt anasr Ikartarra» t» «lgauea VaraauL-Vaarau-ll»»,) »stzseer »»» dtatat »er Leauvd »eaaalda» etaea »»geualuu«» 8p«»1«r- gau» 6»red äan SadaldandolL via ge dankten Ttzaare» veräen ron naaere» Loten l» iUa tzsednnnxen »er Allnkdr getragen. Ln Int 1sE«,trt»tlgi>i»g mmaErer KUtui»« 1» a«8r,«r» ,«,t»tt«t, »»«!» LlaltÄuO« ntedit »«M»»«t,t K«8lLv lleiitW. Klosterz. u, SlMWtca, empfiehlt ASbrl, Spiegel un- Pol-erwarre« eder Holzart und jeden Genres, solid gearbeitet, zu billige» Preisen. L«chl>fen und Lichrühreii io allen Gr-tzm empfiehlt zu billigsten Preisen linear Lnsner, Nitterftratze L. Lltsvsrdaiis Sivorser Artikel in Alfentde, Siseu. vrenee. Glas und Parzesau. Reiche Auswahl »an Geschenkgegenftände«. Grimmaische Straße Nr. 12. Lngo AUtraed. A1ox»»eisr Veedntiwde, tienedtikt, L»«,tr»»»« 1L. ^IdtlsStluisßx Itzii* LK«Istrat»«I»is1lL. Lledtrined« Lelenedtnngnnnlngen mittelat: IdssrrrEwtlaalllpoUenlielit, San». 8rt»metza«rt, Iw«!»»ch«»v«i«»Iivi»t ivlüktteatj, Szent. Laste«»», LI«Ia»r. s lurtetitringei» ssstzr «»In. »«»»IIpIwtttrwwU mmas chlwsnwwwpiwntlla. M»»«I»s»»II« LI»rsvs,tw»»«w L»r «»M«rt»I1vw» ». 1»ch»»trs«I>« W«tri«S« »w Zeaser ch»»ch«I,»»w». v»»»i»t»>e«w, Sgnt. tttt« ^vttw*» »euer »utui^. Id»»,pL»»»»»I»su«muuI»»«u. Sgnt. Lussuiuu». Druunuasnnsuu»»«!»»«», Sgnt. SrIIer». vor«1I»eenpI»tL 8e u. ALUOlilnenmrsrkt 40 Vessent!ie!ie8edeml8el»e8l^doi'rtvrlllw tlir geriedtlieke. inckaUriell« »nck LaniieI»n»Izw«n. Xmtticde, DeUdnrean kdr Petroleum. Dr. L. Llauer, 8edd»ekels-O«Ip»lg. VeiMil-KesolM Lev L Lsüed. Lönlgl. Siiod^ RokUekernnta». Unsere Vrtail-Seschiiste deilnäe» »lod in I-Slp-ls: S UvumLrtt Lvnlgl. «led». LokUvkernntan. Lönlgl. Vtztzvl»« U. DuvLuLlitzS in großer Auswahl zu billigsten Preisen empfiehlt L L. Lrunse«, Kleine Sleischergnfi« s. Nur auS best. Wasser bereitetes Ssltzvrs- «. empfiehlt die Hof»«datheke .»8«« weihen Adler". LaUnannn. Lvleder Oltdton- n»s Lor- 8ii««rll»g, «iaeickdeiea reirut« äitlretinckea IVaener, rorrüglleb gegen lratarrdal. XSeekione» äer Xtiunnng»- unä Verckauung-Mrgane, Sveeistouw gegen tticdt-, Llasen- unä Xiereoleiäen. Lsullled ln Mineral» uaaaerdnnälnngon nnck ckea meisten dpotdeden. 8»Ir»tor HueUen-vlreetlon, Oper!es. Haupt-vöp-t ln I-elpalg: Oönrenapolded«. rar mnLvlllvtSvlla« Rrntllad «mpt., laugiildr. ^rtolge, V»rr»U«»u»-Hd>li» dpl-^tz 1.P» n I Ld. prlornt« d kl. 1.7L—Z.LO, Nalag», korrreelo, Xere». Naoelr», 7'oiiarer, Luster eto. vl« 8p»nt»edv Velndancklang ss«tuua»l«s Aolivrusuui», Xatnart»«»- strass« Id. kn cker tzVetnstod« l.Iter Tarraran» s» »1. PSr lumüLllksnUlalt llllck Lslso emvtielüt; Lertin« Drutuu unä Suppeu aller ^rt, D«»»isla»u in Ooeoo unä in Takeln, Lu,I. rsulnols- unä LI»vIsiu»ri»«I»ch«M, chlnurne Ll»«s»ch«l1e»t«»»«u, Strunnl». «chu»«I«I»«rp»»t«t«u ln voaen, chu»«rlla. «vls^unuwU« sw <s«sch«, Auaurtle. Vrulliulsu 1u L«ru««1 D«eO vnä LlesslU » s lelactiextruQt unä sil»sr«w«»si»oa, Lugs. Dlnvnit» unä Otrtue». II»««», Ououe» unä Os»a?«»I»ch«u, Lr«ol»t»chtt« unä s-lu»e»u»ch«u«»»«i»»«i», sr»u». unä s>«IIchu«I. Ltquvur«, 1ik«l». ssuu», 0«g»»o unä Aruo SllstnvIllLrdsiickorH Haiveraitstsatraa»« IS. K«nar»a«r«»«««Zc«^ per '/. Kilo 1 2- Z uud d Stange 1L Snrlwts L VoLsl, IrlM »ri««»tsche Straße 8S. »cke Für dr« S»««rr kann die Berweuduag d«S Flesschpnlvers zu der Fleischbrühe, namentlich auf dem Laude, in de» von grsßern, Städten entfernter gelegenen Ortschaften nicht genug empfohlen werden. Bei richtiger Zubereitung giebt da- Oraru« Mur» eiu« Ichwackhaste Fleischbrühe, von welcher die Tasse kaum 4 kostet. Tageskaleu-er. L»»1»«rlloi»« Hl«,r»pi,«u-Xu»»s»l»«u. K. Telegravden-Amt 1: Kleiae ö. K. Postamt 4 (Mühlgajsej. tzleüchergass« ö. 2. K. Postamt 1 lSugustuSvIatzs. K. Postamt 2 (Leipzig-Dresdner Babnbos). 4. K. Postamt 3 (Bairiich. Babub.) 6. S. Postamt 6 (Weststraße). 7. -.Postamt? (RaastädterLteia- weg„ 8. ». Postamt 8 («leab. vadnb.). S. K. Postamt 11 (Körnerstraße). die 1) Bei de» Postämtern ö (Reumarkt. Hohuiann't Hof) »ad 10 lHoSpitalstraße) nndet Teleqravheubetrieb nicht statt; das erster« Amt nimmt jedoch Telegramme zur Besorgung au die »ächstt Telegraodenaustalt an. 2) Die Boftämrer 1—t. K—8 und 11 find für die Annahme rc. von Teiegranimea außer während der Vostdieuststuude» (Wochentags von 7 brz. 8 früh bis 8 Abend«. Sonntags voa 7 de». 8 früh bi« S vorm, und voa b bi« 8 Uhr Abeuds) »nch an folgenden Stunden geöffnet: ». an den Wachentagen: die Aemter 1, 2 und 3 von 8 bis S Ubr Abeuds, übrigen Aenner nur während der Postdieuftstuuden: d. an den Lannlage«: da« Aa,t l voa 10V, bis 12'/, Dorru„ die Aemter k—8 und N von II bis 1 Vorm.: «. an den Festtagen sind Post, und Teleqravbeudienststunde, übereinstimmend nur wird das Postamt 1 über Wittag für den Lostdieust von 11 bis 1 »ad für de» Telegraphen» dienst von 10V, bis I2V, Ubr offea gedolte». 3) Das Postamt Nr.glNaichmartt.Börienqebäudel ist »ur an Wochen tage, von 11—4 Udr zur Annadme von Telegramme» geSfiuer. Lgndwrhr-Bnrean im Schlone Pleißeuburg. Tvarmyaus. 1. Wage lins« /über der Walde befindlich). Dst vnreauzest ist Wochrmoq« von S Udr Lormmag« bis Udr Nachmittags, Gönn» »a» Festtags von S bis 12 Ubr Vormittags, vedentliche Vidliatheken: «olksbidliothrk l. (V. Vezirksschule) 11—12 Wittag«, «olksbibliotbrk N. (l. vürqerschnle) 11—12 Mittags, «ollsbibltothrk lll. (alte Nicolaischulr) 11—12 Mittag. Pädagagisch« Tentraldidliathek (Lomeninsstifinng) Stdoaien- ftraße LI. gesfsnet Mittwoch nab Soanavead voa »—4 Ubr. t. Sich,'. Standesamt. Schloßaasse, Oollegfin« äariäieam, «naang link« »o» »er Ledig-Passoge. «rvedittoaszeit: d—1 nab 3—L Uhr. An Loaa- »ad Festtagen ledöch »nr zur Anmeldung von todtgrborene» Kindern nnd Sterbesille» von 11—12 Udr. Herberge znr Heimattz, Ulruhsgasse Nr. 7S, Nnchimurrtier 2ö, 3V »,b üö -4. Mniaq«!,ich 30 Herderge fnr Dienstmädchen, Kahlgartrnstraßr Nr. I», 30 ch für Knft nad Nachtqnnrtter.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder