Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-20
- Monat1883-06
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1883
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheimt täglich früh 6'/. Uhr. Ardtuti«, u»t Lrpediti« Johaanelgaste 33. Aprrchkuildkll -er NetuN»»: Vonmtta«« 10—12 Uhr. Nachmittag« 6—3 Uhr. Ut UUHg»tz« M»»ß«iWch »>cht ßch U»»Mh»e her fRr die »ichftsol,«»»« »>««« defti»»»«« Inserat« «, >ach«»ta,r» dts » Uhr Nckchmitt,,«. « «„»- »»» Ies«t«,r« frkltz ht« '/,»«hr. I> de» kür 3»s.-2a»«hmr-. vtt« >1»««, UawerMtsstraße 31, t<«t» Lßschr, »aiharineaftraß« 13,». »ur 8t« '/,» vtzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mittwoch den 20. Juni 1883. Auflage I8L0Q. Adonnemrntsprris vierteil. 4'/, Mk. incl. Bringerloh» ö Mt., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 2t) Ps. Bclegezemplar 10 Ps. arbai.re» nir Extrabeilaae» ol>»c Postrelörderung 39 Mk. mu Postbrsörderung 46 Mk. Inserate stgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzelchniß. Tabellarischer Sah nach höherem Taris. tlrrlamrn unter dem Nedactionollrich die Lpaltzeile k>0 Pf. Inserate sind sie!» an d e Exprditla« »u lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenliin'',!»„>>» oder durch Post- »achnanme. Amtlicher Theil. Veks«ilt«luhung. Da dir Ausschreitungen dei der Jotzannistaasfrler im Tohannisthale von Jahr zu Jahr zahlreicher «nd bedenklicher geworden sind, haben wir in Gemäßheit eine« von einer «roßen Unzahl von GartenpSchtern an un« gerichteten Ge» fnche« beschlossen, Erla«b»iff z«r Srrichtnng v»» Echa»t»el« t»« ««d zu« Betrieb« de» Lchankgewerve» sowie zur Aufstelluug vo» Berk«»f»stä«deu trqeadwelchrr Art »« Joba««t»thale für de» Joba««i»tog »icht «ehr z» erthetlen, a«ch die Abhalt»«» vo» Musik a»f die Stunde« von S bi» 7 Uhr Dor«ittaa» u«d L bt» 7 Uhr »rach«ittag» »« besehraake». Indem wir diese Beschlüsse zur öffentlichen Kenntniß bringen, weisen wir die <Sarte«PÜ'chter darauf hin, daß da« Verbot, da» Schank-e»erde t« Ihre» Gärte» «»»z»übe«, auch für de» Ioha»»i»taa gilt, erinnern auch an die Strafbestimmungen in tz. 367.8 und >68,7 de« deutschen Strafgesetzbuch», wonach da» »ade« fugte Schieße» «it Feuergewehr »der a«bere« Schießwerkzeuge oder da» Abbre«»e» von Feuer« «erk»körpern au bewohute« oder vo« Mensche« besuchte« Orte» oder i» gefährlicher Nähe vo« Gebäuden oder senersangrude« Sache» mit Gel" strafe oder Saft bestraft wird. Gegen dir Gartenpächti welch» diesen Verboten zuwiderhandelten, würden wir u außerdem veranlaßt sehen, von dem Kündigungsrechte Gebrauch zu niachen. Leipzig, den 18. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Da» Poltzeta«t. Brelschneider. Harrwitz. Vekanntmachuug. vom Dien»««» den 2». d. M. LN bi« auf Weitere« und längsten« bi« mir Sonnabend den 8. September d. I. wird ein Obstuearkt aus dem nördlichen Thcile de« Fleischer« «lasse» eingerichtet. Dieser lediglich für Obst mit Au»- schlug aller anderen Marktartikel bestimmte Markt findet nur an den Markttage« statt und schließt Abe«b» 7 Uhr. Diejenige» Obsthändler. welche daselbst Stände zu erhalten Wünsche», habe» sich deshalb an den Marktvoigt zu wenden Mit Rücksicht aus das IohanniSsest wird am Sonn abend den 28. d. M. der Verkauf von Blumen auf den Marktplätzen bis Abend» 8 Uhr hiermit gestaltet. Leipzig, am 18. Juni 1883. Der Nath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Hennig. Die Herstellung von Granittrottoir läng» de- Grund stück« Nürnberger Straße Nr. 50 auf dessen Fronte nach der UlrichS-Gasse soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung Nr. 1448 für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, Zimw-r Nr. 14, au< und können daselbst eingcseheu resp. «otnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Lrottoirlegung in der Ulrich»«Gaffe" Versehen ebendaselbst und zwar bis zum Ltt. lfd. Mouat» Nachmittag« b Uhr einzureichen. Leipzig, am 18. Juni 1883 De» Rath» -er Stadt Leipzig Straßen ba«»Depntatt»«. Lirschtn-vtr-eigerimg. Sennaden». am 2». diese« «aaat«, soll Nachmitta«« 4 Uhr t» der üestauratian ,n« Wiesenttzal 1« Grt»»« die diesjährige, zum größeren Theil sehr «nt« Natznna von den stirschdanmr» an nachgcnan.nte» Tyausteen wofür bi« jetzt der Zuschlag auSgesetzt worden ist, andenveit zur versteigeroug gebracht «verdrn. vrimma-vurzener Lhaustee, Abth. 1, Etat. 48 bl« Abth. 3, Etat. » 728; Lelpzig-Srimmaer Lhaustee, Abth. 1, Abth. 3, Etat, 5.2 bi« mit Abth. 4; Grimma-Oschatzer Lhaaster» Abih. 1,8, 4, Abth. b, Etat. 13.9 »i« mit Abth. »; Grimma-Lel-niger Lhaustee, Kochlitz-Leipziger Lhaustee, Abth. 8, »nd Orünma-Lolditz.Waldheimcr Straß«, Abth. 1. Erimma, am lS. Juni 1883. L»«i,l. Uhaufice-Jnsprett««. Köuigl. Vauvermalterei. «. L. «Shler. R. Schmidt. Hch-Lucllon. In »theklnn, S1, «rnnltz. de« »dre«ber,er S«l3e« Zwenkauer Forstrevier, anfb-reitete 184 eichene Klötzer, bi« 10S e» Stärke 1V1 rrleu« bergt. » 37 - , »i rüsteru. . . 58 - - I g bil 8 48 «sch. ae » » 4ü » » l L. SS wnßbuch. . . 38 . . l «ngr. 18 pappelne » - 81 « » 10 a»p , ah .linb KlSp.b.S1 « » VO km harte vrrnnicheite, 19 » - Vrennknüv»«!» so» , harte- Vrrnnreisi^ 144 harte Langbause», 1ÜS km harte StScke solle, rd»»ee«t«R. de« 2G. Z««t df«. I»^ v»t«Mt«T« de, » Shr a« felmaldsckla«« t« Abtbl«. »1. GeG«ttz» an der frubr»«r Gtza«slee meistbietend gegen sofariige GaWhdfe »« Gratzbblzig >, bemirkeab« v». zehbing und unter de» »arher bekannt »» «ncheube» vtdin«,»ge» vtrpelaen »erde». R«»i,l. F»rftre«ta»t Wnrze, „b >-ni,l. Redler» der»««»»», -Weak««, de» 1«. Ki,l 188L. vachmnnm L»«l»^ Veka«nt«achllng. Zum L. Oktober d. 2. soll die dritte Hilfblehrer- len« au unserer -kealsch«le R. Ordnung «it dem )ahre«g«halt von 1800 andenveit besetzt werden, und ordern wir daher geeignete Bewerber, welche die wisscn- chastlich« Befähigung zur Grthritung deS Unterrichts in den »enere» Sprtiche» besitzen müssen, hierdurch auf. ihre BewerbungSgrsucbe mit PrüsungSzeugnig und einem kurzen Lebenslauf bi« zum 30. diese» Monat» bei un« ein» jureicben. Leipzig, a« 12. Juni 1883. Der Rath der Stabt Leipzig. Wilisch, Ast. I, 1hol;-A«c1ion. l»n« bl, Grknitz, dt« Stzrendericr W«ldeS, , «btbei . . Zwenkauer Forstrevier«, ausbcreltete bi< IOS om. Stärke 37 - uud 2—8 LLug«, 184 eichene KlStzer, 101 rrlrne 91 rüsterne » « S8 48 eswene - » 4S 3S Weißbuch. . ,28 18 pappelne - - 81 10 a-v., ah., lind. NlStzer - 81 90 Lw. haNe vrenmcheite, 19 » - Vremiknüvpel, 308 , harte« Brennreifig, 144 harte Langbausen, 108 km. harte Stöcke sollen DannerSta». de« >8. Jnnt »s«. »a« vormittan » Uhr au auf dem Mtttel»aldschla,e in Abtheilnii» Ll. Grtuitz, der Großdiilzin-Schkenditzrr Lhaustee meistbietend gegen soso, im ülStzer'fchen Gaskhase z« vraßdiUzig zu bewirkende Be- zahlung und unter dea vorher bekauut zu macheade» Bedingungen versteigert werden. »Sut,l. Farftrentamt Wurzen und R»nt«l. Redierderwaltn«, Zwenkau» de» 1». Juul 188». vachmann. Lomler. an artige l g« >v«aa ha» Zwangsvollstreckung und freiwilligen Versteigerung «erde ich witag. den »2. -uui «. »au varmitta, » Ubr ab ' . aü S Sutsch. eser. im Hol«! zum Sophirnbad, hier, folgend« Gegenstände. Pferde (Schecken), 1 säst neuer LoielommbuS. 1 Break, 1 Lie passend), 1 wage» (für ein« Färberei elektrischer Bclruchtuna« au« SovhaS, Tischen, Stühlen. Spiegeln, Büffrtschränkcn. Vor hängen, PortiSrrn. altdeutschen -rügen und Terrinen, ca. 300 6»arlen> und Wiener-Stühle, 1 großen tranSportablrn Spaarheerd sür eine Hotclkuche pastend, 3 Spülmaschinen, ca. 600 Spulen. Haspeln, Scheerstöcke ,c.. 1 Partie Stichen'elchirr, ca. 900 Deckel- uns psfene Seidel, SlaSuntersetzer uud dergleichen mehr «ffentlich gegen glrlch banre Zahlung versteigern. «polda, 13. Juni 1883. Ter Sroßherragl. «erlchtSdallzlrher H. Perling. Nichtamtlicher Theil. Die nationale Seweguny in Indien. Die nationale Bewegung, welche in diesem Jahrhundert die gesammte europäische Politik beherrscht, scheint sich nicht mehr aus unseren WcMhcil beschränken zu wollen. Selbst au- dem fernen Asien, au« Britisch.Indien, kommen Nach richten. welche aus daS nationale Erwachen der eingeborenen Bevölkerung schließen lasten, waS selbstverständlich di, Auf merksamkeit und Vorsicht der englischen Regierung in holicm Grade erregt. Jndeß ist nicht zu besorgen, daß die gegen wärtige Bewegung darauf adzirlt. gewaltsame Ereignisse wie im Jahre 1857 bervorzurusen. Seit jener Zeit haben die Indier in der politischen Bildung große Forllckwitle gemacht und äußern ihre Wünsche und Hoffnungen nach europäischer Weise im friedlichen Wege. Al« AuSgangSpunct der gegenwärtigen nationalen Be wegung kann die Gründung «»er von Emgedorencu herauS- aeqrbenen englischen Zeitung angenommen werde», welche die Meinung der Bevölkerung zum AuSdrucke bringe» wist. Die nächst« Veranlassung zu Vielem Unternehmen gab ein höherer Regierung-beamler, Mr. Wedderburn. welcher der „Bombay Gazette" den Vorschlag machte, ein englische«, vo» Ein heimischen geschriebene- Blatt zu gründen, da« die Ansichten und Urtheile der politischen -reife de» vielsprachigen Landes über seine Zustände und die RegierungSmaßnahmen zu äußern hätte. Einflußreiche Eingeborene folgten sosort diesem Winke und schrillen zur Herau-gabe de« Blatte«. Ton und Haltung desselben laste» a» Deutlichkeit nickt- zu wünschen übrig, ja Niemand kann sich ver Ueberzeugung verschließen, daß in Indien die nationale Idee zu», Durchbruche gekommen ist. Auch der Zeitpunct der Gründung de« neuen Blatte« ist gut gewählt; gerade jetzt liegt im gesetzgebenden Rathe de« Vice- kknig« in Ealcutta ein Gesetz zur Berathung vor, daß Europäer wie Eingeborene in große Aufregung versetzt und abermal- dea Racenhaß wachgerusen hat. Im ganzen Land« halten die Europäer EntrüftungSmeetingS, sammeln Geld und betreiben ihre Agitationen.' Dasselbe thun die Einaeborenru, aber im entgegengesetzten Sinne. Wenn Jene di« Regierung anareifen, so beschließen Diese ZustimmnngS- adrrssen uud richten Petitionen an die Kaiserin von Indien, welche iu der Bitte gipfeln, die RrqierungSzeit des Lord Ripon al« vicekönig zu »rrlängeru. Der eigentliche Gegen stand de« EonflirtS ist rin von Mr. Jlbert im gesetzgebenden Rath zu Ealcutta einqebrachte« Amendement zum Straf- aefetz«, nach dem in Zukunft auch eingeborene Richter und Magistrat-Personen da« Reckt haben sollen, über englische Unterthane» zu Gericht zu sitzen. Die Engländer betrachten dies,« verlangen al« einen Eingriff in ihre Reckte, wäbrrud di« Eingeborenen behaupten, diese« Recht sei ihnen biSbcr in willkürlicher Weis« »orenthalten worden, weihalb e« seiten« der Regierung nur billig wäre, dem Verlangen der Ein geborenen zu entsprechen; vor de» Gesetze gelte di« »eiße Haut nicht mehr al« die braune. Aber e« ist nicht allein diese« Gesetz, wiewohl e« äugen hlicklich i» de» Vordergrund getreten, «a« di« Grmllther der einheimischen Bevölkerung erregt. Sie streben nach Reformen in, Staatsdienst, sie wollen eine Umgestaltung der gesetz gebenden Körper, damit aste Elasten und Interessen vertrete» seien und mißbilligen entschieden die MUbelasiuug Judie», fllr die rgyptischen KriegSkosten. Um die Tragweite jene« Gesetze« und di« eben angeführten Forderungen der Eingeoorenen richtig anszusasten, scheint nnS eine kurzgcsaßte Erwähnung mancher StaatSeinrichtunge» nvthig. An der Spitze der indischen Regierung siebt der Vicekönig ober Generalgouverneur in Ealrutta. Unter diese», stehen die Gouverneure von Bengalen, Madras. Bombay und den nordwestlichen Provinzen: jedem derselben siebt ein gesetzgebender Rath zur Seite, welcher an« osswiellen Mitgliedern, dem Gouverneur. Oderstcoinmandirende». noch drei anderen Persönlichkeiten und drei bis sü»s nicht ossieielle» Mitgliedern besteht. Ter gegenwärtige vicekönig. Lord Ripon. bat e« sich zur Ausgabe gemacht, in der Gesetz gebung und Verwaltung Indiens durchgreifende Reformen einzusühren. Die übrigen StaatSdiener zerfallen in zwe» Elasten: die -oornnnntsci" »nd ^unoavenaiitock", Eivilbcanilen. Die erster« Elaste wird in England gebildet und hat die höheren Staatsstellen inne. Die« ist die Elaste, au» der die Nabod« Lord Macaulay'S mit sadclkaslen, Rcichthnm hervor- gegangen, dir den goldenen Pagoda-Tree fleißig schütteln, um schließlich nach England zurückzukehren und dort ein überaus luxuriöse« Leben zu führe». Run wollen in Indien die Ein geborenen auch mitschütleln und die goldenen Früchte ein- heimsrn, was man ihnen wohl kaum verübeln kann. Der Eovenanted-Eivildienst bietet Slellen mit einem Ein kommen d>« zu 10.000 monatlich. Biele dieser Beau,len bringen e« aber nur bi« zum Bezirktrichtcr oder Eollcctor mit einem monatlichen DiirchschnitkSgehall von 4600 So weit bringen «< Aste nach einer Dienstzeit vo» lO—15 Jahren. Diese Beamten kommen a>S junge Leute von 20—24 Jahren nach Indien und erhalten nach sünsundzwanzigjähriger Dienst- zeit einen jährliche» Ruhegehalt vo» lOOO Pfund Sterling. Mancher Richter spart monatlich 2000 bis 3000 .ut oder schickt da- Geld nach Hanse. Die Richter uud Collec- toren (Steuereinnehmer, Bezirk-Vorsteher), welche zumeist mit der Bevölkerung in Berührung kommen, stellen in großem Ansehen, ja vor diesen kriechen förmlich die Eingeborenen nnch echt asiatischer Weise. Die Regierung hat den Eintritt derselben in den „6or«i:»ntsä Oiril ksrvies' an die Bedingung geknüpft, daß die eingeborene» Eandivaten nach England kommen, um dort da« Examen abzulcgen. Diese» Zugestänkniß wird dorauSstchllich von weittragende» Folgen begleitet sein. Wohlhabende E,»geborene reisten auch al-oald nach England und bestanden dort daS Examen i» glänzender Weise, wie denn überhaupt in der Aneignung vo» Keniitniffen die Asiaten in der Regel mehr leisten alS die Europäer. Vielfach stände» Eingeborene in de» PrlisungS- listeu obenan. Die Negierung wurde vielleicht bedenklich, weil seiner Zeit Lord Salisbury da» Alter der Staalddicnst- Eandidaten aus 19 Jahre hcrabsctzle, um den jungen Leuten »ach bestandene», Examen noch Zeit zu UniversitätSstudicil ru lasten. Die Eingeborenen verstanden diesen Schuckzug der Negierung sosort, der auch in der That die Enigedoreney ryiiidern sollte, sich um Stellen in. de», EoveilanleV-Eivil- Service zu bewerben. Die Eingeborenen lasten sich aber nicht irre macken; sie halte» äußerst zähe an dem fest, wu» sie bereits besitzen und gehen jetzt sogar einen Schrill weiter. Sie sinden die Ver» siigiing, daß Indier zum Examen nach England reisen müssen, höchst ungerecht und weisen dabei ans die großen Reisekosten und die ihnen fremden Sitten und Gebräuche, in Europa hin. welche die indische Nationaliläl nur schädigen können. Dieser Nachtheil wird »och durch die Herab setzung de» Alter« der Eandikaten von 2t aus l!) Jahre vergrößert. Seit der Einführung dieser Maß regel sollen nurmehr wenige da« Examen bestände,, habe» und waS die UniversitälSbildung betreffe, aus die Lord Salisbury Gewicht legte, so sei diese von 90 Proccnt aus 15 zurückgegaiigen. Die Eingeborenen führte» übcrrieS de» Beweis, daß durch die Herabsetzung de- Aller- der StaalS- dienst in Indien leide. Tie englischen Eivitbeanile» in Indien sind geistig und körperlich erschlafft und nicht geeignet, einem Lande zu dienen, dessen Klima selbst den gesunden Europäer ausreibt. Deshalb ist auch imler de» englische» Beamten in Indien die Zahl der hofsnungloS Sieche», der Idioten und excentrischen Individuen eine ausfällig große. Der einflußreiche, hochgebildete Eingeborene Lat Mohn,, Gbose ward 1879 nach England geschickt, um sür seine Landsleute Gerechtigkeit von der englischen Regierung zu verlangen. Seine Beschwerden bezogen sich zumal aus die Hindernisse, welche die Indier vom Eintritt in Leu Staatsdienst fern halten sollen. Gladstone sah sich genöthigt, in> Hause der Gemeinen zu erklären: „Da ist die indische Civilbicnst-Frage; ich denke, es ist schwer, dem Gewicht der Begründungen zu widerstehen." Gegenwärtig stellt aber Re indische Presse, eine» Schritt weitergehend, da- »miinwiintenc Verlangen, daß die Prü sungen sür den Civildienst gleichzeitig mit denen i» London für die Eingeborenen in den Hauptstädten Indiens vor- genommen werden sollen und da- Alter der Eandivaten von t9 aus 22 Jahre erhöht werden möge. ES fehlt auch nicht an indischen Stimmen, welche bcreil- verlangen, daß auch die Engländer, die in Indien dienen wollen, nur dort ihr AnstellungS-Examen abzulcgen hätten. Diese und äh», lick« autonome Forderungen werden in Indien ininicr lanler »nd nachdrücklicher und die Regierung hütet sich wohl, ihnen schroff entgegen zu treten. Gehe» die Wünsche der Ein geborenen in Erfüllung und erhalten diese im Staatsdienste die Oberhand, so dürsten die Tage der englischen Herrschast in Jndie,^ gezählt sein. JedrnsallS wird die Regierung trachten, sich d,e Gouverneurstellen vorzubcbalken. Vielleicht ist e» möglich, ähnlich wie in Australien, durch diese da- Land zu halten, aber immerhin würde die englische Herrschaft i» eine bedentliche Schwankung geratben. Tie Eingeborenen geb-m Schritt sür Schritt »nanshaltsam weiter »nd brauchen vor läufig gar nicht an Empörung und Krieg zu denken. Sie erwarten Alle- von den llmstänken und Verwickelungen, welche die Zukunft in ihrem Scvooße birgt. Leipzig, SO. Juni 1883. * Am 2. Juni hat. wie man un» mittbeilt. der B uni rath di« schon vor 5 Jahren auSgearbeiteten Verid Preußen« zur Revision der ärztlichen PrüfungSi nung angenommen. Dieselben lasten eS bekanntlich bei der »lle» Bestimmung bewende»; daß sür de Zulassung zur Prüfung die Beibringung deS Reisezeugniste» oon einem hlimanlllischeii Gvinnastum nölhig ist. und schließen also die Abiturienten der Realgniniiasien von der Mitbewerbung vor läufig auS. Es lieg! aber aus der Hand und ist bei den Verhandlungen über diesen Gegenstand vo» maßgebender Stelle deutlich gesagt worden, daß damit die Realgnmnasialabilu- riente» keineswegs ans die Dauer von dem ärztliche» Berufe auSgeschlosten sein sollen, sondern daß man erst die Bewäh rung brr im vorige» Jahre verösscnNichlen neuen Lehrpläne slir daS Realgymnasium abwarlen will, ehe man zu dieicr Erweiterung seiner Berechtigungen schreitet. Sind kiese Bestimmungen durch Verordnung de» BunkeSratb» in daS PrüsungSreglemeul ausgenommen worden, so kennen sie aus deiiifelbe» Wege ebenso leichl daraus wieder entfernt werden. Für die Realgymnasien bringt freilich die Zeit bis zum Ein tritt einer solchen Modifikation manche Bedrängniß mit sich, wie natürlich, wenn »ach Steigerung der Anforderungen an die Scküler der Kreis der Berechtigungen derselbe bleibt. * Die letzten Geschäfte deS preußischen Land tage- werden sich, nachdem die Entscheidung liier die Kirchcn- vorlage nickt mehr zweiselhaft sein kan», in raschem Lause abwickeln. ToiiiierSkag. den 21. Juni, tritt da» Abgeordneten haus wieder zusammen und wird den schriftliche» EouiniissionS- bericht über die Kirchenvorlage bereits vorsiiiten. Die zweite Lesung wird alsdann schon Freitag oder Sonnabend ans die Tagesordnung gesetzt werden, und eS ist nicht aiizunchmen. daß die Gegner der Verlage viel Zeit an da- nutzlose Be mühen verwenden werde», eine »nuinstößliche Abmachung an- zusechten, oder daß da- Ecntrum durch »eue AbäiieeruiigS- anträge daS Uebereinkominen wieder in Frage stellen wird. Schwierigkeiten zwischen den beiden Häusern könnten höchsten« »eck die VerwaltungSgesetze bereiten. Allein man wird gewiß nickt annehmen dürfen, daß da- Herrenhaus an der einzigen noch bestehenden Differenz, der coiinnunalen BestätigungS- srage, die Gesetze scheitern lasten wird. So wird denn der Landtag voraussichtlich schon in der Mitte der nächsten Wocke . seine lange und an positiven Ergebnissen, freilich keineswegs immer erfreuliche, ziemliche reiche Thätigkeit zu schließe» u> der Lage sein. * Die HerrenbauScommission zur Derathimg der Eanal- vorlage bat beschlosten, die Ablehnung de« Gesetzentwurfs zu beantragen. ES ist damit aus« Neue eine Gesahr für diese» Probet entstanden, besten AuSsührnna man nach dem mit so großer Mehrheit gefaßten zustimmenven Beschluß de- Abgeordnetenhauses sür gesichert gehalten hatte. Indessen glauben wir, daß man Grund zu der Annabnie hat. da« Herrenhaus werde dem Beschlüsse seiner Commission nicht zustininien. Wir verkeimen keiucSwegS, daß im Herrenhausc eine starke Opposition, eine stärkere als im Abgeordneten haus,. vorhanden ist, bestimmt durch dieselben Beweggründe agrarischer »nd landschaftlicher Natur, die schon in dem letzlercn Hause zu Tage getreten waren. Allein wenn die Regierung ernstlich will und ihr Anstreten im Abgeordneten haus«: läßt daran nickt Zweifel», so ist doch kaum anzunebinen. daß sie deS Widerstandes in der Ersten Kammer nicht Meister werden sollte. Es wäre wenigstens eine seltsame und lange nicht dagewcscne Erschriniing, wenn eine große Resormmaß- regel, über welche Regierung und Volkoverlretunq sich geeinigt habe», zumal eine solche, die einen politische» Charakter nickt bat. an dem unüberwindlichen Widerstand de« .Herrenhauses scheitern würde. * La- Resultat der Arbeiten der kirchenpolitischen Eom Mission saßt die „Germania" dahin zusammen, eS habe sich alSbald mit größter Bcsliinmlbeit der leitende GesichtSpiinct grlleno gemacht, daß die Gesetzgebung aus keinem anderen Wege als durch da» Zusammenwirken der Eoiiscrvativen mit dem Ecntrui» zu erreichen sei. DaS ent spricht auch der liberalen Anschauung. Diese stückweiseAbtraguna der Maigesetze ist durch eine ankere parlamentarische Eom- binalion. als die konservativ.klerikale nickt möglich. Recht bezeichnend sind die weilerc» Sätze deS leitenden BlattcS der EeiitiuniSparlei: „Wenn die Vertreter deS EentruinS »ur »nler Vorbehalt sür die Annahme de» Gesetzes seilen- der Eommissio» slmimen konnten, indem sic da« Volum im Plenum der Fracnon Vorbehalte», — so liegt daS wesentlich daran, daß die Regierung zwar nicht die Hofsnnng ans eine weitere Revision abichneide» wollte, aber jede bestimmte Er klärung über die Ziele derselbe», sowie icdcn weiteren Sckrilt in dieser Richtung verweigerte." Nock isi dies eine Gesetz mit seinen großen und tnrch RichtS erwiderte» Zugeständ nissen nicht i» Sicherheit nnd schon wird gellagt, daß die Regierung bezüglich einer weileren Revision sich allzu zurück haltend zeige, nnd ein Gesetz, welches eine Reibe wichtiger klerikaler Forderungen ohne jede Gegenleistung erfüllt, wird »ur unter Vorbehalt angcnomineii. Co Neigen mit jedem neuen Entgegenkommen deS Staats die Ansprüche und For derungen der Ullramontanen nur immer wetter bis in- 11»- geniessenc. Nock sind die targebolenen Gaben nickt ein gesteckt, so ertönt schon der N»s: Wo bleibt das Weitere? * lieber die von Berlin anS angeordnelc Zurücknahme dar a»f die dcu 1 scke IInkerrlck, tSsprache bezüglicken Ver - fügnngen der Pvscner BczirkSregicrung schreibt die „Pos. Zeitung": Nach der entgegenkommenden Haltung z» schließen, welche der Lullu-minister v. Öloßlcr der Üaillal-Liablew.ki'ich.» Jnlerpellaüon grgenübcr eingenommen Halle, konnic man eine» we.ieren Erfolg von den leite»« der hiesigen Regierung im ivokilerwvgencn Jntercsi: de- DkutsclNhuniS ringeleilelen Maßnahmen nicht crwarten. Wir glaubten eben, uns »nt dem Erreichten legmigcn zu müssen uns ballen wenigsten- d:e G.niiglbiiung, >» unsere» städli'che» Liiiiultan- sctnilen eine Einrichluiig ins Lebe» ireten z» sehen, welche wir zum Gedeihen dieser Cchulc» sur »nrrläßlich Hallen. T:ß der Minister soweit gehen würde, tue Regierung zur ov »and».c» Rücknahme ihrer aus den ReugionSu» crrichi der volni >hen llindcr in den minieren und overr» Elasten uli'crer Schicke» hcznglichen, bereits in voller AittsiHiriing begriffenen A ordnuiigen zu reranlasten, da» Hellen w r nichl erwarte!, »nd wir canstaliren, daß, io weit wir i8e!egc»hei> ge>«bi haben, die Sstenlliche Memung zu hören, die MmNiinniiing der deulicken Bevölkerung eine aümineine und liel- geliende ist und sich v eis,ich dis zur Erbitterung steigert, während nalürlich ans po!n 'chcr Seile der über die geheglen E'warlungcn h.nau-aehcnde Erfolg sich in »derschwänglicher Wcn'e Lull macht und weilere Hoffnungen »nd Wunsche wrckt. Tenn da- wird Herr v. Goßler doch wohl nicht glauben, daß er die Polen mit dieser Coneesstoo »»seiedcn gestellt hat. E- wäre da- ein gewaliiger I Jrrtdum. Wir baden in dieser Beziehung die bittersten Erfahrungen I hinter un- und wißen, das, Zngrstitndniise, welche man den Pole» > gegen die Ueberzeugung der provinziellen Behörden und gegen de»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite