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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-23
- Monat1883-06
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1883
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Sonfllct- mit der Katkeffschrn Partei de« akademisch«, Te- nal«, gleich-,e,k:.g mit einigen anderen hervorragenden Mo»« kauer Professoren, sein Amt nieder, Er ist Verfasser tc« Artikelo „Leibeigenschaft in Rußland" im „Deutschen Staat»* Wörterbuch" von Blnntschli und Brater (Band VI.. 1861) und soll bei Kneift, Blnnt'chli u. A. al- ÄtuSrnt Collegirn gehört haben. Tschitschcri» bekämpft die von den. Frei« Herrn von Haxthausen und der allrussischen Partei ver tretene Ansicht, daß der Agrarcommuniömu-der großrussischen Bauern etwa» Uraltes und Ehrwürdige» sei und weist nach, daß dieses Hinderniß des landwirthschaftlichen Fortschritte» erst in der Ncuzeit in Folge der Aufhebung der Leibeigen schaft, der Einführung der Kopfsteuer und der solidarischen Sleuerhaft der Gemeinde» eirtstanden ist (obgleich e» auch in der russischen Urzeit eine Feldgemeinschaft gegeben bat). Tschitscherin ist einer der ausgezeichnetsten Gelehrten Ruß- lantS und ein Freund der europäischen Eultur. Die neuesten Nachrichten zeigen, daß dieser Mann, der noch eine große Zukunft haben kann, sogar von der absolutistisch-rcsoruifeluv- lichen russischen Eamarilla gefürchtet wird. * Da» von un» bereit» erwähnte Rundschreiben, welche» der Metropolit von Sarajewo, Sawa Kos an »witsch, an den griechisch-orthodoxen Kleru« in Bosnien zur Abwehr der ultra montanen Propaganda gerichtet hat. liegt uw» nun im Wortlaut« vor und Ulustrirt in bezeichnender Weis« gewisse Einflüsse und Bestrebungen, welche sich im sogenannten Occupation-gebiete geltend zu machen versuchen. Der Metropolit hofst zwar, wie c» ui dem Schriftstücke heijzk, ans die Gerechtigkeit de» Kaiser» Franz Josef und die GesinnungStüchtigkeil de» bosnischen Klerus, besorgt aber dennoch, daß die „in allerlei Ver kleidungen und unber allen möglichen Vorwänden zahl reich auslauckenden Papistischeu Missionaire da» arme, ungebildete Volk zuni Abfall von seinem Glauben verleiten könnten". Der Klcru» möge daher auf diese Umtriebe ein wachsame- Auge haben und dem Volke einschärfen, den Um gang mit verdächtigen Fremden zu meiden, die gewiß kauni ohne bestimmte Zwecke nach dem armen, arg heimgesuchtcn Bosnien kämen. Die griechisch-orthodoxe Jugend möge e» auch unterlassen, Ehen mit Andersgläubigen einzugehen, waS weder von religiösem nock patriotischem Sinn Zeugniß ab lege. „Die gegenwärtige Zeit", schließt wörtlich da» Rund schreiben de« Metropoliten, „ist sehr trübe und kritisch, denn jetzt wird in unserem Lande nicht daS Christenthum, sondern der PapiSmuS g-.'lehrt." * Die Nachrichten au» Albanien lauten sehr wider spruchsvoll. Nach einer uns au- Scutari d'Albania vom 17. d. zugehenden Meldung haben am 1«. Juni zwischen den Bergstämmen und vier Bataillon« türkischer Truppen, mit welche» Hasiz Pascha über den See gesetzt war. mehrere Scharmützel staltqefunden, in deren Verlaus die Ortschaften Brany und Vukja Lekai in Brand gesteckt wurden. Hasiz Pascha schlug fern Lager in Hotti auf; die Malissoren, welche in der Nacht vom 14. auf den 15. d. Tun niederbrannten, lagern ihm gegenüber. Die Führer der Malissoren haben, wie de» Weiteren gemeldet wird, an die in Scutari residirenden Vertreter der Mächte einen Appell gerichtet, in welchem sie gegen die Gewaltact« der türkischen Regierung Protest erheben und den moralischen Beistand der europäischen Mächte anrusen. — Vom 11. Juni bringt die „Pol. Eorresp." den folgenden Bericht au» Scutari: Die Verbindung zwischen Scntart »nd Luzi ist znr Stunde »och immer unterbrochen, so daß di« Nachrichten au» dem Aus- sta»d»grbiete nur spärlich fließe». Wa» bisher au autbeutischen Meldungen über den Verlaus der Ereignisse vorliegt, läßt sich in Folgendem zusammensassen: A« 8. Juni fand kein «eiterer Zu- sammensloß statt. Die Truppen behielten ihre Etellnuge» in den bet dem unteren Lastratti errichteten Laufgräben, während dir aus ständigen Stämme gegenüber lagerten, um einen Durchbruch der Truppen nach Tuzi zu verhindern. Zu den Stämmen sind an 1500Mann von den Schalla und Schoschi gestoßen, während die Truppen durch eia Bataillon «nd zwei Kanone» großen Kaliber» verstärk wurden. Li« Verluste aus beiden Seiten stad nicht genau bekannt, sie sollen auf Seite« der Stämme 100 Todte und Verwandele, auf Seiten der Truppen da» Doppelte betragen. Im Scutarrser Spüal befinden sich an Verwundeten ti Olftciere und 40 Soldaten. E« heißt, daß Hasiz Pascha eine große Quantität an Munition und Waffen verloren habe «nd gezwungen gewesen sei, Ersatz herbrizulchaffeu, der ihm in vier Barken zugestellt wurde. Betreff» der Tage vom S. bi» 8. Juni lauten die Nachrichten sehr widerspruch-voll. Ziemlich glaubwürdige Bericht» besagen, daß in diesem Zeiträume Waffenruhe herrschte, »ährend welcher Hasiz Pascha mit den Stämmen Uatrrhaadluugen pflog, die jedoch resultatlo» geblieben seien. In der Nacht de« S. Juni schliche» sich einig« Malifloren an die Lausgräben, hinter welchen Hasiz Pascha mit seinen Truppe« lagerte, durch da» Gesträuch heran und gaben nochmal- Feuer. Selbstverständlich wurde im Lager «llarm geschlagen; e« entstand eia Handgemenge, bei welchem die Soldaten aus den vermeintlichen Gegner in- Blinde feuerten, bi» sie die Täuschung erkannten, daß sie gegen ihre eigenen Waffeugenoffrn kämvsten. Ein Feind war nirgend» zu sehen. Die bei diesem unglücklichen Handgemenge Gefallenen wurden im Lager begraben, während di« Verwundeten nach Scutari befördert wurden. — In der Nacht de» 10. Juni wurden in Scutari au» dem Lager Lafiz Pascha » Detonationen vernom men, welche einen neuerlichen Kamps vermuthen lirßeu. Da« Getöse rührte jedoch nur von Minenexplosione» her, welch« Hasiz Pascha, um Material für die Vervollständigung seiner Lausgräben zu ge- Winnen, veranlaßt-. — Am 11. d. wurden alle di-ponibeln Barken dem Laaer Hasiz Pascha'« zur Verfügung gestellt, woran» mau schließt, daß der Mllitaircommandant eine» Rückzug über den See aa»sühren will, «m nach Helm vorzudriugeu. Die Garnison de« auf einem isolirteu Hügel sich erhebenden Fort« von Helm ist von Malissoren eiageschlossea und leidet daher Mangel an Wasser und Nahrung-mittrlu. Tuzi wurde bi» zur Stunde von den Malissoren noch nicht angegriffen, leidet jedoch gleichfalls Mangel an Leben-Mitteln. Die Munition»- und Pro- vissoiiS-Zendungen, welche am 5. und 8. Juni in Begleitung einiger Soldaten geschickt worden waren, wurden von den Malissoren ab- gesangen. Die letzteren bemächtigten sich jedoch blo« der Munition und ließen in ihrem Jubel über den reichen Fang die Nahrung», mittel, an welchen sie keinerlei Mangel leiden, unberührt. Bon den Lastratti, Hotti und Gruda, welche die eigentlichen Urheber de« Ausstandes sind, abgesehen, nahmen bi»her an den Kämpfen gegen die oltomanischen Truppen Theil: Eine beträcht liche Anzahl von Angehörigen der Schalla und Schoschi, eine geringe von jenen der Stämme Llementi, Srrelli. Schelaku, Temali Rikaj und Mrrtuci und nur sehr wenige Angehörige der Miridüen. Di« Ausständige» haben in den bisherigen Kämpfen einen Heldenmut!) an den Tag gelegt, der von türkischen Truppen selbst bewundert wird. Hassz Paicha scheint aus einen solchen bi« zum Aeußerste» gehenden Widerstand nicht gefaßt gewesen zu sein; allein schon nach dem ersten Kampse erkannle er, daß seine militairischen Kräfte gegen Gegner dieser Art unzureichend seien, und sah sich gezwungen, eilend« Verstärkungen zu verlangen. Er veranlaßt« überdies die Psorte, den loyalen Stämmen Dibra und Matia den Beseht, sich zur eventuellen Unterstützung der Truppen bereit zu halten, zu- gehen zu lassen. Die au- acht Bataillon« bestehende Verstärkung au« Konstaniinopel, welche bereit« in Medua angekommen sein soll, ist bi- zum heutigen Tage noch nicht zu Hasiz Pascha gestoßen. E« verlaute», daß der Gouverneur, Mustapya Assim Pascha, sich bemüht, die in Scutari ansässigen Lonsuln zur Einflußnahme aus die Stämme i» dem Sinne zu bewegen, daß di« letzteren sich einer Verständigung in der Frage der Grenzdelimitation zugänglicher zeige». Wie »« heißt, bestrebt sich der rnlfisch« Loasul, de» franzö- fische» zur Nebernahme dieser Mission zu bewegen. * Bezeichnend für da« Verhältniß der türkischen Regierung ;u den deutschen Beamten ist die Entschieden heit und Wärme, mit der die türkischen osfieiöseu Blätter gegen die Versuche, da» Verdienst der arbeitsamen Deutschen zu verkleinern. Front machen. So hält die „Turquie" ge legentlich der Verleihung de» O-manie-Orden» an Herrn Wettendorff, de» Muneschar de» Finanzminiflerinm». eine Lobrede, die ihre Spitze sichtlich gegen jene Herren richtet, welche Mellendorfs» Antheil an dem Zustandekommen der Taßakregie zu schmälern suchten. La« Regierungsblatt läßt dem erfolggekrönten Eifer und den au-gezeicrneten Verdiensten diese« krutschen Manne« volle Gerechtigkeit widerfahren und erblickt in den bulkvcllen Worten, mit denen der Sul. lau demselben die Orden»au»zeichnm>g ankündigt«» «inen schlagenden Beweis der Gennglhunng. mit der Abdul Hamid Weltenvorfs'« erfolgreiche» Streben betrachte. * I» der Schweiz schenkt inan von behördlicher Seite dem socialdemokratischen Treiben bckannllich nur insoweit seine A»smerksainkeit, al« man daraus achtet, daß die internationale Stellung der Eidgenossenschaft nicht darunter leidet. Im Nebrigefi läßt man der Agitation völlig freie Hand. So gewinnt denn die socialvemvkralische Bewegung daselbst immer mehr Terrain. So ist r. B. im Bezirk Winterthur die socialistische Partei bereil» so anaewachscn. daß sie bei den meisten Wahlen siegt. In der Stadt Winterthur kam die» bei nculichen CantonSrathS- und Stadtralh-wahlen vor, i» Wölflingen und Töß wählte man vor einem Jahr Karl Bürkli zu»! Canlon-rath. bei einer neulich stattgefundenen Wahl erreichte der socialdemokratische Candivat Staat»- schrriber Vr. Stüßi fast so viele Stimmen, al» drei andere Eandidaten zusammen, und ist sein« Wahl im nächsten Wahlgang gesichert. * Mit der Ungeduld, womit in Frankreich namentlich von gambettistischcr Seite aus möglichst schleunige Ein führung de» Magazingewehr» in die Armee ge drängt wird, contrastirt bemerkcnSwerther Weise eine Be merkung deSTonkin-Correspondenten des nunisteriellen„Temp»". Derselbe berichtet in seinem neuesten Briefe, daß gelegentlich der letzthin vorgekommcnen Kämpfe zwischen den französischen Marimtruppen und den Schwarzflaggen seiten» der rrsteren eine bedauerliche Munition-Verschwendung getrieben worden sei. So hätten die am 28. und 20. März auf dem linke« User de« Rothen Flusse« engagirt gewesenen Abheilungen — höchstens 230 Mann — in weniger al« drei AesechtSstunden lO.OOO Schuß verfeuert. WaS würde geschehen, sagt der Eorresponhent, wenn nach Verbrauch der letzten Patrone der französische Soldat mit unternehmenden und zahlreichen Widersachern zu thun hätte? Jedenfalls lieat in diesen Worten da» Eingeständniß enthalten, daß di« FeuerviSciplin der Marine-Infanterie noch sehr zu wünschen übrig läßt. Dabei gilt die Maritietruppe für die beste de« französischen üecreS. Ob die Einführung de- Magazingewehre- der Munition-Vergeudung der französischen TronpjerS Schranken sitzen, ihr nickt im Gcacntheil Vorschub leisten werde, ist eine Frage, die sich Jeder selbst beantworten kann. * Lord Derby empfing dieser Tage «ineDeputation, welche im Hinblick auf den in vielen Theilrn England« herrschenden Arbeitsmangel, der Tausend« arbeitswillige und arbeit». fähige Leute der größten Noth oder dem Armenhaus« über liefert. eine regelmäßige, vom Staate subventionirte Aus wanderung nach dm Kolonien empfahl. Lord Derby erklärte sich diesem Vorschläge nicht abgeneigt; die Entscheidung stehe aber nicht bei ihm allein, und er könne für den Augenblick dem Plane nicht- Andere- entgeaenbrinqen, al« eine „wohl- gewogene, freundliche Neutralität." Die Regierung werde den Gegenstand nur Hann in ernstliche Erwägung nehmen können, wenn die zu gewährende Subvention nur al« ein rück zahlbarer Vorschuß behandelt werde. Man müßte sich darum ver sichern, daß die Emigranten nicht in denColonien verschwinden — waS namentlich von Canada au- leicht geschehen könnte, wo der Uebertritt nach den Bereinigten Staaten äußerst leicht ist — sondern, um die Rückzahlung zu sichern, im Auge behalten werden. Die« sei eine Schwierigkeit, die andere bestehe in der Wahl der Au-wanderer. Die Kolonien werden natürlich froh sein, tüchtige Arbeitskräfte zu erhalten; allein, ist England willig, diese zu verlieren und dafür noch zu zahlen? Die ganze Angelegmhcit beanspruche die sorgfältigste Erwägung Der Arbett-mangel sei vorhanden; e« sei wünschenSwertb. daß Etwa- geschehe; das „Wie" solle aber zum Gegenstand einer öffentlichen Erörterung gemacht werden. Lord Derby empfahl der Deputation. Schritte in dieser Richtung einzuleiten; et selbst versprach dagegen, die Angelegenheit im svjmisterrathe zur Sprache zu bringen. . * Wie der Superintendent der deutschen Mission im Zululande. Herr Weber, mittheilt, ist der Missionär Schröder, welcher ganz allein lebte, am 6. d. M. ermordet worden; sein Körper hatte S Speerwunden und der Leib war ausgeschnitten. Ein anderer deutscher Missionär Hor mon. welcher in der Nähe OhamS lebt, soll ebenfalls er mordet worben sein. Da die deutschen Missionäre keines wegs Parteipolitik im Zululandc getrieben haben sollen, be trachtet man diese Mordthaten al- sehr schlimme Zeichen der Stimmung de« Volke«. Die Stellung -er Parteien zu der Llrcheu- vortage nach dem Lommisfionsbericht. bll,0. Berlin, 2l. Juni. Der von dem Abg. Andrä erstattete Bericht der kirchenpolitischen Commission de» Abgeordnetenhauses liegt jetzt vor und giebl ein klare» und übersichtliche» Bild der schwierigen Verhandlungen. Lehrreich und treffend ist die Darlegung ter principicllen Stellung, welche bi? verschiedenen Parteien zu dem Gesetz eingenommen, und der allgemeinen Gesichtspunkte, von denen sie dabei ausgegangen. Die Stellung der national liberalen Vertreter wird folgendermaßen charakterisirt: Unter Anerkennung de- mit der Vorlage eingeschlagenen Wege- eine« einseitigen staatlichen Vorgehen» aus dem Gebiet der kirchlichen Gesetzgebung, den man nie verlassen zu sehen gewünscht hätte, erklärte man sich von einer Seite durchaus ablehnend gegen die beabsichtigte Regelung der Bcnennung«- pflicht und damit gegen die ganze Vorlage. Der Schwerpunkt liege in Art. l. Derselbe werde den Frieden nicht berbeisühren, dagegen die Kirche auf den verhängnißvollen Weg drängen, daß sie von sester Besetzung der Stellen abschen und die geistlichen Functionen in immer größerem Umfange durch abberiifbare und völlig abhängige Personen wahrnehmcn lassen werde, die Seelsorge werde sich mehr und mehr in eine MissionSseclsorge auslösen. So lange die Kurie an den in der Note de« Cardinal« Jacobini vom 10. Januar 18S3 ausgestellten Bedingungen, welche der Staat nimmermehr bewilligen könne, festbälte, werke sie eben, wie dort ange- kündigt, die Anzeigrpflicht in keiner Form anerkennen. Oie habe auch kein Interesse daran, da der Staat, um Art. 1 wirksam zu machen, bi- zur Herbeisiibrnug de- Frieden« von dem Ersorderniß der gesetzlichen Vorbildung weitgehende Dis pensationen werte eintrcten lassen müssen, dann aber habe die Kirche kein Bedürsniß, diesen Frieden zu beschleunigen. Die Vorlage bedeute deshalb nickt» al< ein weitere« Ab bröckeln der Maigesetze, da» Ausgeben eine« System», ohne ein neue» an dessen Stelle zu setzen, und dazu könne man die Hand nickt bieten. Bezüglich der anderen Parteien sagt der Bericht: Während eine zweite Gnipp« (die Conservativen) sich unter voller Aner kennung der Motive der Staat»regierung ganz auf den Boden der Vorlage stellte, geschah die» von dritter (sreiconservativer) Seite mit einer gewissen Ein schränkung. Indem die Sicherheit nicht geboten sei, daß die Curie die Erfüllung der Anzeigepflicht nunmehr gestatten werte, und somit die Gefahr nickt anSgescklossen sei, daß die gesammte Seelsorge sich mission-artig auslöse, sei e» um so mehr angezeigt, dem Staate in diesem Kampfe al« Ersatz für die ausgegebenen Präventivmaßrcgeln gewisse Revressivmittel zu gewähren, damit er sich der Geistlichen, bei deren Anstellung er künftighin kein Mitwirkung-reckt mehr habe, fall» sie sich später al» Verächter de» Gesetze« und Friedensstörer erwiesen, wenigsten- entledigen könne. Eine vierte Richtung (Fort schritt-Partei) erklärte sich mit der Tendenz der Vorlage einverstanden, jedoch sei der Artikel 4 unannebmdar. Die Fassung desselben sei bereit» im Jabre 1873 vom Abgeordneten- hause zurückgrwiesen. weil e» nickt angänglich sei, der Ver waltungsbehörde so vollständig diScretionäre, an keine irgendwie begrenzte Normen gebunden« Befugnisse rinznräumen. Die Annahme diese» Artikel» würde znr Ablehnung der ganzen Vorlage zwingen. Ein« letzt« Gruppe endlich (Cent rum) erkannt« zwar «in gewisse« Entgegenkommen der Regierung an, glaubte aber Nachweisen zu müssen, daß die Bedeutung de» Gebotenen sehr überschätzt werbe. Artikel 1 ermögliche ja einerlei«» eine ausreichende Seelsorge durch amovible Geistliche, andererseits aber werde er. so lange nickt eine geortneleTchersanverwaltung durch WiederbcsetzuttgderBischos- stühlc herbeigesuhrt sei, eine schädlicheTissolution derParockicn bewirken, weil bi» dahin eine dauernde Besetzung der Pfarr ämter in den verwaisten Diversen nickt möglich sei. E« sei aber auch «in Jrrthum, in der Anzeigepflicht den Kern der Schwierigkeiten zu sehen: derselbe liege vielmehr in den ge setzlichen Bedingungen sür die Vorbildung der Geistlichen, welche nicht erfüllt werden könnten. Werde der Kirche diese Vorbildung freigegeben, so könne event. die ganze Anzeige pflicht zugeftanden werden. Ganz unannehmbar sei Artikel 4. Einmal enthalte derselbe in seiner dehnbaren Fassung geradezu eine Verschärfung der Maigesetze, dann aber stelle er eine positive Neuordnung dc« Einspruchsrecht- dar. an welche ohne die Mitwir kung der Curienicht gedacht werden kann. Im Gegensatz ;u Verven anderer Seite geäußerten Anschauung, daß die Regierung die Grenzlinie zwischen Staat und Kirche einseitig ziehen, die kirchenpolitische Gesetzgebung allein regeln solle, müsse daran sestaehaltcn werden, daß eme solche endgiltige Regelung nur auf dem Wege beiderseitiger sreundschasllicker Verständigung erzielt werden könne; eine einseitige StaatSgeseygebunq mit Umgehung der Curie werde dauernden Frieden nicht herbei führen. Wenn hiernach die Vorlage bedeute» solle, daß damit die Verhandlungen mit ter Kirchengewalt abgebrochen seien, und wenn sie ferner Da« enthalte, wa» die Regierung der katholischen Kirche Übexhaupt endgiltig conccdircn wolle, so könne man sich irgend welchen Vortheil von derselben nicht versprechen. Vermischtes. — DaS Vermöge» der Kaiser-Wilhelm-Stiftuua für Angehörige der Post- uud Telegraphenverwaltung betrug Ende März 1888 523,700 ^l und war seü einem Jahre um 14,550 ^l gewachsen. An Studienstipendica wurden 3100 ^l au 10 Löhne vou Beamten und Unterbeamtea gezahlt, 17,808 ^l Unter- stützungeu au 90 Beamte, 44 Unterbeamte, 4 Postillone, 84 Hinter bliebene von Beamten und 18 Hinterbliebene von Unterbeam:ru. Da- BermSgeu der Post-Armen- beziehungsweise Unterstützung-- Lasse betrug 837,564 -sl AnSgegeben wurden 707,328 (/l au Belohnungen, Ruhegehalten, Erziehungsgeldern, sortlauscndeu und außerordentlichen Unterstützungen, und zwar an 46 Bor- steher von Postämtern III, 213 Uuterbeamte, 131 Unter- beamte im Vectrag-verhältniß, 2 Posthaller, 1272 Postilloue. 378 Wittwen re. von Borsteher» von Postämtern 111, 4750 von Unter- beamten, 150 von Umerbramten im VertragSverhältniß, 13 von Postbaltern und 693 »on Postillonen. Die Zahl der auf Grund der älteren Verträge öurch Vermittelung der Postversicherung-- Lommiinon abgeschlossen-» Lebensversicherungen vou Unterbeamtea betrug Ende März d. I« 2305 mit einer Versicherungssumme von 2,569,500 ^l, die Zahl her aus Grund der neueren Verträge ob- gelchlossenen Versicherungen 5735 mit einer Versicherungssumme von 17,984,403 ^ AuS der Postcasse wurden "zu den Kleidercassen für Unterdeamte gezahlt 723,448 ^l. und zwar an 4485 Briefträger, 6N4 Postschaffner. 1628 Postpacketträger, 727 Stadlpostboten und 11,195 Landbriefträger. Außerdem wurden au- der Postcasse außer- ordentliche und lortlausend« Unterstützungen bewilligt on 6588 Beamt«, 15/>86 Unterbeamte und 2676 Hinterbliebene. Bon den 65,138 vorhandenen Beamte« und Unterbeamten waren 46,139 Mit- «lieber der Spar- und vorschußrereme. Dieselben zahlten 2,482,942 Mark an Beiträgen; da- Vermögen betrug 9,239,427 .ch, zurück- gezahlt wurden 1,692,385 da- Guthaben der Mitglieder betrug 8,074,065 ^l; der Gewinnaniheil der Mitglieder betrug 172,033 — Besondere Beachtung verdiene» dir Ergebnisse der Beobach, tungen» welche zwei «erzte, Professor vr. Berlin und Medicinal- Assessor, vr. Rembold in Stuttgart, im Austrage der württem- brrgilchen Regierung an .000 Schülern der Stuttgarter Schul- anstalten in Bezug auf die nachtheilige Wirkung de« Schrei bens aus da- Auge und auf die richtige Körperhaltung beim Schreiben angestellt haben. Rückhaltlose Verurtheilung findet die noch jetzt in vielen Schulen ausgestellte Forderung, daß der Schüler beim Schreiben da- Heft geradlinig vor sich haben müsse. Vielmehr wird gesordert, daß ha« Heft möglichst genau vor die Mitte de- Körper- und zwar so schief gelegt werde, daß der untere Rand de«.hefte« mit dem Tiichrande einenWinkel von 30—40 Grad bildet. Die viel« schwere Stunden Kälten Lehrern und Schülern, welche letztere instinctmaßig diese Lage beim Schreiben einzunehmcn suchten, erwart werden können, wenn inan früher mit dem Borurtbeile, daß da« Buch gerade liegen müsse, gebrochen tiätte! (Die deutsche Lurrenischrift darf so schief sein, daß der Grund- strich von der senkrechten Richtung um 30—40 Grad abweicht) Ferner wird gesordert, daß der Oberkörper möglichst aus- recht sich halte, während der Rücken im unteren Theile einen Stütz Punkt an einer Lehne findet, ivelche am besten an einer verstellbare» Schulbank sich anbringen läßt. Die schiele Haltung dc- Oberkörper-, welche vo» manchem Schreiblchrer zur Erzielung einer gefälligen, geneigten Schrift empfohlen wird, ist nicht gerechtserligt. Der Kopf senkt sich nur so weit gegen den Tisch, al« zur Gewinnung eine» geeigneten Neigung-Winkel- nöthig ist. Die Ellbogen Hallen sich etivo- tiefer ol der Tischrond und in gleichweiiem Abstand vom Körper. Nur die Vorderarme kommen aus die Tischplatte zu liegen. Die Bewegung beim Schreiben ist nur mit de», Handgelenk, nicht aber durch Fort bewegen de« Arme« onlzusühren. Besonder« eindringlich wird gewarnt, die Kinder in, zarten Alter nicht mit zu kleinen Gegen ständen, mit Näharbeiten, wie sie häufig von den Kleinen in Kinder gärten gefordert werden, zu beschäftigen. Im ersten Schuljahre soll möglichst wenig geschrieben und da« Lesen möglichst an entfernten Gegenständen, an der Wandtafel, geübt werden. I» den ersten Jahre» soll der Schreibanterricht höchsten« eine halbe Stunde dauern und auch da noch durch minutenlange Pausen unterbrochen werden. Dabei soll weniger aus Gleichheit und Lorrectbeit der Schrift al« auf möglichst groß« Forme« gesehen werden. Au» dem Liniennetze der Tafeln und Hefte sollen die schrägen Richiung-linien sortsallc» Da» Schreiben beim Unterricht und namentlich die schriftlichen HauS- ausgaben sind möglichst zu beschränken. Wie viel kann hier gebessert «erden, besonder« aus höheren Schulen, wo die Aufmerksamkeit aus den Bortrag de« Lehrer« durch Nachschrclbrn vielfach beeinträchtigt wird! Die Verfasser de« Suiachten« sordern dringend, daß Lehrer und Eltern aus di« Wichtigkeit der vorstehend kurz angedeuteten Regeln hingewiesen «erden. Da« Gutachten, welche« viele interrssante Winke und Ausschlüsse enthält, ist unter dem Titel: „Untersuchungen über den Einfluß de« Schreiben- aus Auge und Körperhaltung de« Schulkind««" >m Verlag von W. Kohlhammer in Stuttgart erschienen und kann besonder« Lehrern und Elter» angelegentlich empfohlen werden. — Stuttgart, 19. Juni. Der „Schw. M" berichtet: Der Verein süddeutscher Buchhändler hielt wie alljährlich so auch Heuer am dritten Montag de« Juni seine General- Versammlung und Jahresabrechnung in Stuttgart, dem Lentralpuncte de« buchhändlerischen Verkehr« Lüddcut chloi d«, der Reichslande und der Schweiz. Die Verheiligung von auswärts war eine sehr rege, nachdem in einer zwangslosen Ziisammenkunsr i« Hotel Silber am Sonntag Abend die alten Bekanntschaften erneuert, andere frisch angeknüpst worden, vr. Jul Hoffman» leitete al« Vorsitzender die im Saale de« - ürgermufti »S stott- findende Grueralvrrsammlung. Rach herzlicher Begrüßung der Anwesende» gab er den Gtsckäft-bericht un» einige statistische Angabe» über de« Plitgliederstand. denen zu entnehme«, daß im abgelaufene« Geschäft«johre 1882,83 16 Mitglieder (darch Tod. GeschSitSansgab« ober -Veränderung) au«geireten. 8 neu ringetrete» find und der dermolige Bestand 213 Mitglieder aulweist. Hieraus wurde der Lasscnbcricht enigegengenommen «nd der Lasfirer unter dem. Dank der Versammlung entlastet. Tie Frage de« ven der Gewerbe.Ordnung betroffenen Lolvortage-Buchsandel- wurd» sodann einer kurzen Erörterung unterzogen, wobei di« Ansicht im Allgemeinen sich Geltung verschalst«, daß gegen da« Verbot de« Handel« mit Prämien, wir e« in jeurr Novelle enthalten ist. sich wohl nicht« »inwenden laste, da ja bei and-ren GeichLitebetrieben rin derartige« Vorgehen ebeniall« nicht stattfinde, daß aber gewiinicht werde, die Regierungen möchten jener den Buchhandel betreffenden veftimmnng in der Gewerbeordnung-Novelle bei der praktischen Hand- Handhabung eine möglichst entgegenkommende Auslegung «„gedeihen lassen, »eil bei rigoroser Au-Iegung eben doch auch da« gesunde Lolportageqeschäft unter Umständen empfindlich getroffen werde» könnte. Hieraus sapd die Wadi »ine« VvrstandSmitgliedc» »nd seine« Stellvertreter« statt. — Unmittelbar anlchließend an diele Versamm lung sand i« dc» gleichen Räumen »»«er dem Vorsitz« von Paul Reff di« ordentUcheGeneralveriammlnng de« württembergiichen Vnch- dänblerverrii,« statt, wobei houvliächlich innere BereinSangclrgrnheitr» zur Erörterung gelaugte». — von Luthe,'« S»hu- »ud L«H,rst»»«» Veiuzt die „Voss. Ztg." folgente interessante Schilderung: Di« Stätte, on welcher der große Resonnatar 0». Marti» Luther vom Jahre 1508—1546 gelebt und gewirkt hat, m>« Var den Jubellageu de» September d. I. anzuscheu, ist »» sa »rrrcht- ertigter, al« au den Tage» de« Feste« selbst wenig Zeit uud »irl, sehr viel Personen sein werden, denen r« rin HerzenSbedstrfniß ist, die Wohn- und Lchrräume anzuschauea, l» denen Dorlar Marttu ast «0 Jadr« gehaust hat. Dies« Zeile» solle» Veranlass»»» geda», inen Ausflug vor jenen Lagen noch nach Wittenberg zu Vera»- tasten, um in aller Ruhe die in der alte» Universität erst eiaautttch eit Jahresfrist recht geordnete» uud bisher in der Stadt verstreut»» Andenken anzusch-uen. Die« Ordne» uud Sammeln ist «esentlich ein Verdienst des Bürgermeister« vr. Schild, de« Professor« Darnrr und de« LastellanS und Schloßküfter« Böttaer. Da« alte Universität«- uud frühere Klostergebäude steht »ach 1» einer U sprüuglichkeit da, jedoch, ehur de» alten Stil »u hart», trächtigen, restaurirt. Der achteckige Thurm. gekrSut vo» der fteiurrne» Lischot-mützr, springt »och wie vor 400 Jahre» auf der Fron «feile de« Gebäudes heran«; da« alte, iu gothischer Weise hrr»«st«tste iortal weist zwei Steinfitze recht« »ad link» auf mit je eiae« Stein ach, weiche« ia Spitzbogenmanier auSliuft. Diese Sitz« speudrte rau Käthe Luther ihrem gestreogen'Eheherru zu» 57. Oedar««- tage. Da« Dach link« zeigt — der Zahn der Zeit hat e« stark angegriffen — eia immer noch deutlich erteuubare« Medaillon Luther'«, on tue« etwa« erhaben; da« recht« da« Wappen der Familie. Eine Wendeltreppe führt un« im Thurm »u dem Vorzimmer, da«, wenn e« reden könnte, zu dickleibigen Bücher» Veranlassung geben würde, denn hier warteten manch' hoher Herr, manch' Edel mann, viele Anhänger «nd auch Widersacher, aber auch manch« bedrängte Seele auf den Streiter für Gotte« reine« Wort. La« immer ist hoch getäfelt, eiusach gedielt. Liuk« befindet sich rin -ortrait Luther'« in Lebensgröße und im volle» Ornat. Ein Schüler de- Doctor«, der Student Fritz Strodtmanu, hat es noch dem Original von Luca« Lranach gemalt. Darauf folgt eia alter herr licher Schrauk auf Kugelsüßen, mit prächtigem Schuss-Werk au«, gestattet. Diesen schenkte 100 Jahre nach dem Tod« de« Reformator« die Kurfürstin Hedwig von Sachse» der Universität. Er enthält außer verschiedentlich««! Schriften den Bierkrug Luther'« au« Buch«, lumm mit reichem Silberbeschlag uud Deckel; eine» Pokal au« Buchenholz geschnitzt, vom Holz der Buche, unter welcher Doctor Marti» mit Vorliebe gesessen und gelehrt habe» soll. Er, sagt man. sei von einem angeblichen Nachkommen gestiftet uud trägt die widmung-volle Inschrift: „Dir Wittenberg, o Morgenstern Geschichttich große Stätte. — Ein Luther an« Liebe zum Ahnherr» Weiht diesen Becher D,r. — Glasscherben und der Stiel eine« Pokal« reizen unsere Wih- begierde. Wir erfahren, daß Peter der Große am 14. April 1712 hier diese geweihten Räume besucht und mit roher Barboreujaust den Muudpokal Luther « zerdrückt hat, al« ihm die Mitnahme der« weigert wurde. — Eine Gold-, Silber» «ad Perlenstickrrei, die Marter- Werkzeuge Christi darstellend, stammt von Luther « Frau. Treten wir in da« Arbeitszimmer. Die hohen breiten Fenster ind noch dieselben wie vor 400 Jahren. E« sind solche au« Nein«» mit Bl.-i unter emander verbundenen Scheiben. Da« historische Schiebefcnsterchen, an« welchem der Lharakierkops de« Doctor« hervortauchte, wenn'« unten auf dem Hose Etwa« gab, ist ebenfalls dasselbe noch. Die VerbindungSthür zwischen beide» Zimmer» trägt ein alte« kunstreiche« Schloß, welche« mir durch Aulklinke» de« Drücker« und Wegziehcn de- Riegel« zu gleicher Zeit geöffnet werde» kann. Der Arbeitstisch, recht gut erhalten, wenn auch natürlich schon viel angeschnitten, ist rin so recht altdeutsche« Machwerk. Die Platte ist verschiebbar und unter derselben öffnet sich ein weiter Raum sür Buch und Schrift. Am Frnster befinden sich zwei recht unbequeme /clzsitze. — Eia Kachelofen au« dunkelgrünen mit allegorischen Ziguren versehenen Kacheln sesiclt unsere Blicke. Er ist nach Angabe Zuther'S von einem Wittenberger Meister, dessen Name aber nicht überliefert wurde, erbaut. Auf den unlern Kachel» befinden sich die vier Evangelisten, oben die Künste und Wissenschaften. An der einen Wand hüugt eia Medaillon, Luihe»'« Todtenma«ke dcrstellead, und außerdem lein Wappen, ei» schwarze» Kreuz im rothea Herz aus einer weißen Rose ruhend: „DaS Lhristenhrrz auf Rose» geht. . Wenn'« mitten unterm Kreuze steht." - '» L« beginnt nunmehr die Reihe der ReformatiouSzlmmer, in denen Alle« wa» auf diese große Zeit Bezug hat, gesammelt und geordnet teht. Friedrich Wilhelm IV. ließ e« sich angelegen sein, dies« Räum« u restauriren unter strengster Jnnehaltung de« prächtigen gothischeu Stils. Alle Gemächer sind bi« hoch ausgeiäielt und die Decken ganz vornehmlich mit großer Sorgfalt ausgesührt. Da- erste Zimmer zeigt un- ein große- Gemälde von Teich«: Earl V. am Grab« Luther'«. Portrait« sind: Carl, Herzog Alba und der Bürgermeister Luca« Lranach. Der Herzog spricht zum Kaiser: „Verbrennen Euer Majestät die Grbeine diese« Ketzers". .Ich führe keinen Krieg mit den Tobten", der Thesenanschlag an die Schloßkirch« der Holzschnitt Luther « von Han- Lust In einem eingerahmten Schriftstück sucht Rittergutsbesitzer aus NuderSdors daß Luther eigentlich ein Adliger Hieraus der Kaiser: Eine Phaniasieskizze, und ganz besonder- sind bemerken-werth. ein E. W. Luther, bei Wittenberg, darzuthua, sei und nennt alt Stamm vater Wigand von Luter aus Luter von 1308—1340. Ta« zweite Zimmer enthält eine Menge Gemälde von Luca« Lranach's Meisterhand, alte Schriften und Drucke. Die kostbare Bibel Luther « mit i'eiarr eigenen Handschrift ani der ersten Seite »nd da« Original der „Erklärung de» Röinberbriefct" »on Me- lanchtbon liegt wohlverwahrt im Gla-kasten. DaS allegorische Gemälde von Luca- Lranach, der Weinberg, ziert eine Wand. Aus der einen Seite de- Weinberg- stekt Luther mit seinen Anhängern, meist Portrait-, und pflegt ihn. während andererseits die Papisten ihn verwüsten. Da» Ganze mit Rahmen und Fuß stellt rin Grab mal dar. Unweit davon hängt da- Bild von Lcnchen Luther, der geliebten Tochter In einer Ecke zeigen sich dem Besucher die Bruchstücke der Kanzel, aus welcher der große Mann so mauchc- Mal in der Stadtkirche geredet Hot. Betreten wir nun da« eiaent- I-che Arbeitszimmer, welche- im alten Stil restaurirt ist. Der Blick ührt zur Lite, weithin über die Niederung bit zu den blauen Bergen SchmirdebrrgS. Hier saß vr. Martin am liebsten und gerade hier verwahrt die Pietät die BerlobnngS- und Trauringe. Hier soll auch der herrliche Ber«: „WaS giebt e« Schönere- auf Erde« Alt Fraucnlieb, wrm sie mag werden." entstanden fein. Biele Gemälde verleihen dcm Zimmer besonderen Reiz, worunter da- bekannte „Die zehn Gebole" von Luca- Lra nach. eine Kreidezeichnung von Professor König: „Luther übersetzt die Bibel mit seinen Freunden", und nicht zu vergessen den seltenen Holzschnitt von Albrecht Dürer, den Kaiser Maximilian, kurz vor seinem Tode, darstellend. Eine Anzahl Glaökällen bergen außer einer Menge von Medaillen, Münzen und Schriften die schon erwähnten Verlobung«, uird Trauringe, Luther'- Rosenkranz uud da- Siegel der theologischen Facultät an« gediegenem Man-- selder Silber. Daran reibt sich der Hörlaal, in dem un- der erste Entwurf zu dcm Luiherdenkmal in Worin- sofort in die Augen fällt. Die« ist ein Gcichenk de« Supermtendenle» Ricifchel zu Wittenberg. Sohn Le« Professor Rielichel, welcher e« entworfen und au-geführl Hai. Der Junker Jörg" unv die Bilder von Lulher'» Eltern nach Lranach erregen nicht minder die 'lusmrrksamke t al- die hier aiisgestellte Sammlung von Luther - Werken i» Druck und Schrift im Original. — Eine alte Sanduhr, jetzt »och prächtig anzuschauen, bedeutet un-, daß auch zur damaligen Zeit allzu lange Predigten nicht beliebt waren. Füns Stundengläser sind angebracht, alle laufen verschieden, vo» einer Viertelstunde bi« zu zwei Stunden. Danach richtete sich Luther, wenn er memorirte und auch bei der Predigt. Zuletzr betreten wir die Aula. Der schöne Saal zeigt mit seinen Fenstern ebenfalls zur Elbe und über da- weite Flachland schaue» die zum Theil von Lu aS Lranach in Lebensgröße gemalten säch sische, Kurfürsten, a» der gegenüberliegenden Wand düngend. An der Breitseite te« Saale« stedt da- alte, mit Bild- »nd Schnitzwerk versehene, vielfach vergoldete Katheder mit dem Pult, welches va» manchem kräftigen Fauitichlag bei den DiSpuialionen erdrölm» ist. Die untere Wand de- Katheder« zeig« die Siegel der vier Fakul täten; darüber eingefaßt da-Bildniß Marlin Pollich'S, gen. Metten- ste.dt. de- ersten P-oiessor- der Universität »nd Leibarzt Friedrich'^ des Weise». Hierüber wieder da- Brustbild Luther « von Lura« Lranach — da» bestr Lonterfei, welche« rxistirea soll. Gekrönt wird da« Ganze durch üdrchuS am Kreuz. Damit wöre der Gang durch die Räume, ia denen vnsrr großer Glauben-beld gelebt und gewirkt hat. beende». Wenden wir nn« nun den Orten zu. an denen er außerhalb de- Hause«, wenn der wele B-such und die Menge seiner Sein ler ihn dazu vrraniaßte, einen Rubepunrt sich schuf. Ta ist vor Allem in der Bürgermeister- Strai« ein« alte Studentenkneipe zu nennen, in der Luther nach de« Taqe« Last und Hitze al- echtrr deullcher Mann seinen Schoppe» trank. Dies« Kaeipe florirt noch heute und sind Gaststuben und Garten wenig verändert, sie heißt auch heute noch «dir vnr 40v Jahr,» „Der Bum«". Der „Lutherdrunnrn" vor dem Elsterthar war dn« Ziel seine« Morgrnspaziergange« und ist daselbst rin« Tasel
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