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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-03
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ur-«ktion nnt Lrordition Johannesgafi« 3». APrrchkuudeu ter Ne-actioa. Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Fltt K« Ulte»»»« vt-milcn«, ««che sich d» »>r»«c»°» m»l »rr^uldllch. Aioiatz«, »er für »ie «i»ftknt,e«», Rnnimer »»stimmten Inserate an Wochrntaßru üi« L Uhr Rachmitta,«. an saun- «n» Feittageu irützbl»',,9 Uhr. 2n de» Filialen für Ius.-Ännahme: Otta Klemm, UniverfitStsstraße 21, Lants Väscht, Katharinenstraße 18,». >«»r hi» '/,5 Uhr. NWM TaMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MeAAuflage L7,7«O. Adonnrmrutsprris virttelj. 4'/, Mfu, incl. Bringerlobn S Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebüdren iür Extrabeilage» ahne Pofibesörverung 38 Mk. «it Poilbtiörüerung 48 Mk. Inserate Sqespaltrne Petitzeile SV Pf. Gröbere Schrine» laut unserem Preis« , verzeichnitz. Taöellanscher Sah naa, höherem Tarif. lieriamrn unter den KrdactioasÜrich die Svaltzeile 50 Ps. Jmerate sind iieis an die Eppevtria» zu iraoen. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuuierainio oder durch Poft- Nachnahme. ^- 278. Dienstag den 3. October 1882. Amtlicher Thetl. Eewillbt-Vcmlelllitiig. Da» gegenwärtig an Herrn Kaufmann Salomon ver- mieihete Gewölbe -kr. A in ber Keorgenhalle (Brühlseitc) soll vo»n L Januar 1883 an aeaen rin, halbjährliche Kündigung Freitag, den 0 October dS. IS., rvormittagS 11 Uhr, a»ls dem Rathhause, l. Etage, Zimmer Nr. 17, an -r« Meistbietenden anderweit vernriethet werden. Die VermielhungS- und BersteigcrnngSbedingungen nebst Inventarium de» zu vcrmiethcndcn Gewölbe» liegen eben daselbst auf dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 19. September 1882. Der Rath -er Stabt Leipzig. Stoß. vr. Georgi. Vekauntmaihimg. Da» von Frau Amalie Friederike verw. Falke geb Landgraf gestiftete Ttipendinm für einen dem Königreich Sachsen angehörenden Stu direnden der Rechte auf hiesiger Universität soll von Ostern dss. I». an auf drei Jahre vergeben werden und zwar zunächst an einen Nachkommen deS Kaufmann» Christian Gottfried Landgraf in Hohenstein und erst in Ermangelung eine» solchen an einen anderen aus hiesiger Universität die die Rechte Studirenden. Bewerber um diese» Stipenvium fordern wir auf. bez. bei Verlust ihres Ansprüche», sich bi- zum 18 Oktober dsS. IS. unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse und Nachweise schriftlich bei un» anzumelden Leipzig, am 22. September 1882. Der Ratb der Stadt Leipzig. SU vr. Georgi. Nvß. Vekamilmachung. Wegen Reinigung der Lokalitäten ist da« Armenamt Montag den 0. und DlenStag den 10. October ». v. und die BekletdunaS-Anstalt Mittwoch den 1t. October ». «» geschlossen. Leipzig, am 21. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Gesucht der Schneider und Rohrstublbczicher Gustav Adolf Schade, am 8. November 1845 zu Seidau geboren und bi- 8. l. M. in Hamburg aufhältlich gewesen. welcher zur Fürsorge für seinen hier in Wagenpflege befindlichen Sohn anzuhaltcn ist. Leipzig, am 28. September >882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen«Amt.) Ludwig-Wolf. Mütter. Erstatteter Anzeige zusolge hat Paulinr Clara HSppner au» Grimma da« ihr von der dortigen Polizeibehörde unter dem 11. Mai 1875 ausgestellte Dienstbuch in diesiger Stadt verloren. Wir bitten, dasselbe im Auffindungsfalle an un» abzuliesrrn. Leipzig, am 29. September 1882. »» P«lizei-Amt der Stadt L I. «. Junck, Pol.-Rath. Vltb-aljls - Vekauntmachung. Gestohlen wurden allbier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Lin Gortemannate von schwarzem Leder, mit gelbem Bügel, enthaltend ca. 109 », iu zwei Doppelkronen, vier Kronen, drei Fünfmarkstücken in Bold uqd diverse Silbermünze, sowie ein Cisrnbabnfahrbilltt, aus dem Nestaurationslocale in Nr. 9 am Grimmaischen Steinweg, am 22. vor. Mt». Nachmittags; 2) eine silberne Ctzlindernhr mit Sekunde, gelbgerändertem Zifferblatte und wappensörmigem Schildchen auf der Rückseite, nebst kurzer kleingliederiger silberner Kette, aus einer Wohnung iu Nr. 1 an LöhrS Platz, am 28. vor. Mts. vormittags; S) »i» Geldtüschcht« mit Messingschloß, enthaltend etwa 1 ^e. in einzelner Münze, sowie einen polizeilichen Aumelseschet« «ns „Möckrl" lautend, ferner eine Geldsumme von 89 ^«, in drei Kronen, an« einer Wohnung in Nr. 20 d der Tophienstraßr, vom 24. bi, 25. mr. Mts; 4) ein Vortrmonnaik von schwarzem Leder mit einem Inhalte von 6 » 28 -H, ln einem Thalcr, einem Zweimark., einem Mark stücke und kleiner Münze, mittelst TaschcndietstahlS in einer Schaubude aus dem Königsplatze, am 25. vor. MtS. Abends; 5) ein Aranenjaqnrt von braunmelirtem Stoffe, mit zwei Reihen Hellen H-rnknöpsen, schwarz eingefaßt, ein Sannenschlrm von schwarzem Atlas, mit weißem Futter, ein Arauenrott von schwarz« und weißgestreistem Kattun, zwei buntleinene Schürzen und zwei weiße gehäkelte Saphadeckrn, ferner ein Wannsrock von grauem Stoff, mit schwarzem Samme.kragen, mittelst Einbruchs aus einem Gartenliiusäien der IV. Abtheilung de- Johanne-thal«, i» der Zeit vom 19. bis 27. vor. Mts.; 6) eine silberne Cylindrrnhr mit Sekunde, geriefter Rückseite mit wappenühnlichem Schildchen, nebst viertliciliger Haarkette mit goldenem veschlög-. jm Schieber die vnchstab n II. V. eingravirt, aus einem Koblentchuppen im Rayon des Berliner Bahnhof», am 27. vor. Mts. Nachm.; 7) eine ebkiisalche mit Goldrand, im Deckel die Nr. 2292 rin- gekritzelt, ans einer Wohnung in Nr. 2 der Windmühlengaffe, am nämlichen Tage; 8) ein Paar rindslederne Halhstlrsrl», au« einer Ba»bnd« auf dem Neubau Dhomask rchhos 8. ,» derielben Zeit; 9) drei Gigarrrnklstchr» mit den tikctten ,.8ir lokn kaltetakk" bez. ,^k3or «le LIvir»", je ic>0 Stück Cigarre» enthaltend, sowie zwei Packet« mit der Etikette ..l.» cinrn". ebenfalls je 100 Stück Cigarren enthaltend, aus einem N-edrrlagsraum in Nr. 1 der Lcplavstraße. vom 27. bi« 28. vor. Mi«.; IM rin braunlederncS Portemonnaie mit Stahlbügel, enthaltend ca. 18 -Kl, in einer Krone, zwei Tkalern, einem Markstücke »nd kleiner Münze, mittelst Taschensirbstatzl» aus dem gteischrrplatzr, am 28. vor. Mts. vormittag«: 11) eine silberne Ctztinsernhr mit Eecund«, Goldrand nnd geriefter Rückseite, in der Luoetle ? k. ?»»»« «nd Nr. 199102 eingravirt. au« einer Wohnung in Nr. 124 drr Bayerischen Straße, zu derielben Zeit; 12) ein Paar Hasen von grau-, braun- und rothmelirtem Stoffe, mit wollenem Bundsutter — in einer Tasche besanden sich fünf Schlüssel —. au« einer Wohnung in Nr. 5 de« Thoma-gäßchenS, zu gleicher Zeit: 18) ein schwarzlederne« Geldtäschchen mit neusilbernem Schlößchen, riithalteud 6 9l 69 in zwei Thalern und kleiner Münze, sowie ein Cisenbadiibillet 2. Eloge, Halle-Leipzig, müielst Taschendtedftahl» aus dem Markte, am nämliche» Tage Nachmittags: 14) ein Portemonnaie von braunem Leder, enthaltend zwei Markstücke, aus gleiche Weise in einem Restaurationslocale in Nr. 7 der Schloßgasse, zu derselben Zeit; 15) «in Sommrrüderztehrr von schwarzem Kammgarnstoff, mit einer Reihe Hornknöpsen und schwarzem Futter, au« einem Gast- locale in Nr. 13 der Klostergaffe, an demselben Tage Abend-; 16) ein Stück neues Blcirohr, ungefähr 5 Meter lang, aus einem Neubau an der Jacobstraße, vom 28. bis 29. vor. Mts.; 17) ei» Stück 4°/« consol. köiiigl. »reich. Staatsanleihe, lät. ? Nr. 10l62 ül>cr 200 ./<. nebst Talon und Coupon» »nd ein 4'/,'/, Leipziger Stadtschnldschein, I-it. 0 Nr. 03662 über 100 .4l, nebst Talon und Coupons, aus einer Wohnung am Thomaskirchhof, am 29. vor. Mts. Vormittags; 18) eine silberne CylinSrruhr mit Sekunde. auf der Rückseite eine Landschaft eingravirt und im Innern des Deckels die Buchstaben bl k.. bez. k. I-. eingekritzelt, nebst neusilberner Kapsel und kurzer Mesftngkette, aus einem Neubau an der Sccburgstraße, am 29. vor. Mts. Nachmittags; 19) «in Portemonnaie von braunem Leder, mit gelbem Schloß, enthaltend 25 ^ und ein Aehntclloo» III. El. Nr. 25984 der 102. König!. Sachs. LandeSlotterie, auS einer Wohnung in Nr. 9 der Sternwartenstraße, am 12. vor. MtS. Vormittags: 20) eins drSglcichen von grauem Leder, mit einem Inhalte von 14 -ei!, in einer Krone und kleiner Münze, auS einem Küchen- raume in Nr. 24 der Tauchaer Straße, am 29. vor.MiS. Bormilt.; 21) ein Geldtäschchen von schwarzem Leder, mit gelbem Schlößchen, enthaltend 9 >it 59 in drei Thalern und kleiner Münze, mittelst Taschendirbstahls aus dem Fleischcrplatze in der selben Zeit; 22) ein edensolche» von braunem Leder, mit weißem Schloß und einem Inhalte von etwa 15 -9!, in zwei Thalern und d!v. Münze, auf , platze, am 30. vor. Mts. Vormittags; 28) ein Paar WannSstiefrlcttcn mit Doppelsodlen, au« einer Wohnung in Nr. S der Töpserftraße, an demselben Tage Nach- mittags; 24) ein Rest blaue Leinwand, 5 Meter haltend, und ein Louvon schwarz- und weißgestreistcr Barchent, 3 Meter lang, au- einem Pserdestalle im Grundstück Nr. 15 der Sophienstraße, am gleichen Tage Abends: 85) ein schwarzer halbseidener Negenschir«, au» einem Gast- loeale in Nr. IS der Petersstraße, an demselben Abend; 26) ein M«»«Sr«ck von dunkelblane» kteincarrirten Stoff, «st zwei Reihen braunen Gt«innußk»»vfea »nd schwarzem Fatter, aus einem Wagen, welcher in drr Sternwartrnstraße gestanden Hai, am I. dss. Mt». Abend»; 27) eine Geldbörse, mit Perlen gestickt, mit Stahlbügel und ebensolchem Kettchen, enthaltend 19 Vininarkstücke. aus einem Restaurationslocale in Nr. 3 am Roßvlape, zu derlelben Zeit; 28) ei» schwarzledcriies Geldtäschchen mit Messingschloß „nd einem Inbalte von 18 in div. Münze, mittelst Taschcndicb- stahl» aus dem Aiigustu-platzc, am 28. vor. MtS. Abends. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thüter sind ungesäumt bei unserer Lriminal- Abtdeilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 2. October 1882. Da» Palijki-Amt der Stadt Leipzig. I. B : Junck, Pol.-Rath. Hohlseld. n einem Fünsmarkstücke i» Gold, gleiche Weise aus dem Fleischer- Losisocrlilikttillng. In der ersten Etage des Mittelgebäudes von dem NniversitLts- Grundstückr, Ritterstraße Nr. 5. „Die Melone" genannt, ist ein Lagt», au« varjaal. zwei Zimmern, Kammern, Küche und kdrigem Zubehsr bestehend, vom 1. April 1883 an ans drei Jahre und dann auf '/.jährige Kündigung im Wege der Licitation, ledoch unter Vorbehalt der Auswahl unter de» Licitantrn, anderweit zu vermicthen. Reflectauten werden ersucht, ihre Gebote ronner-tag, den 12. Oktober ds». -», vormittags 11 Uhr im UnlversltätS-Rentamte (Pauliuum), wo auch die Licitations- bediiigunaen zur Einsicht ausliegen, abzugebe». Leipzig, am 2. October 1882 Universitäts-Rentamt. Gras. Grwölbe-Verinietlluiig. Das Gewölbe lammt Zubehör in dem Neubau de« Ollexliim Eorickloum, Schloßgasse Nr. 22, rechts vom Hauscingangc neben Lrdig'Z Grundstück gelegen, soll sofort oder nach Befinden von einem späteren Termine an auf drei Jahre und daun auf halbjährige Kündigung freihändig vermiethct werden. Restectanten werden ersucht, sich deshalb mit dem Universitäts- Rentamte in Vernehmung zu setzen und ihre Gebote daselbst ab- »»geben. Leipzig, am 2. October 1883. Universitäts-Rentamt. Graf. Oeffentlieke HanäelsIelii-rrnKtLiIt. Xnm-täunee» rum Linrritt« in äie I-ekrIInisandthellnag M«räe» von älontnr, äeu 2., di» voii»er»ita>r, cke» 5. Oetdi., von 11—12 llkr Vormittags «ntgegsngenommeo. O»»rl 4V«>trum, Direktor. Nichtamtlicher Theil. vir Parlamentswahlen in Italien. Tie Dahlen, welche in Italien am 29. Oktober und 5. November stattsinken, haben im Hinblick daraus, daß dabei da« neue, die Nation in großen Kreisen heranzichcnde Wahl gesetz in Kraft tritt, auch für da» Au-land und di« aus wärtige Politik ein erböbte« Interesse. Die einzelnen Be stimmungen de« neuen Wahlgesetze» sind bekannt. Wir wollen aber, bevor wir u»S mit dem mutbmaßlichen Ausfall der Mahlen selbst beschäftigen, ein einleitende» Bild von der politischen Lage Italien» entwerfen, die selbstverständlich nicht ohne Einfluß aus die Wahlergebnisse und die Zu sammensetzung des neuen Parlament» bleiben dürste. Wa» vor Allem die Bildung und politisch-nationale Organisation de« noch junge» Königreich» Italien betrifft, so muß wohl unbedingt bejaht werben, daß dem Ibatsäcblichen Eintritte Italien» in die Reihe der europäische» Staate» überaus günstige äußere Verhältnisse förderlich gewesen sind. ES dürste sich veispiel«wcise in der Geschichte mcht allzu oft wiederholen, daß ein kriegführender Staat von seinem Gegner ein« große, reiche Provinz erhält, nachdem die Armee liefe« schlackt vollständig gcschlagen work^ .?» ZMZMN-i Llich"^ und' vergeblich verlangte, waren von einer m„^it,,isse Krastanstrengung Ital.cn« gelegener gunsttger Verhall".,,« Id»,,-« -Ml« ^ sollen daß es der italienischen Regie»ung, ihren <.caa > männern und den einsichtsvollen Patrioten AAw iallen wurde, de», neuen Reiche ein stuteS. dauerndes 1>,nge » sichern und diese» in politischer und w,rthscha,tlicher Be riebnna in gedeihlicher Weise fort zu entwickeln. ^ I» letzterer, für einen jungen Staat gcivi» doppelt w> tig-r Nichtnng. ist i"deß das italienische Volk und »nt diese.» ganz Europa arg enttäuscht worden. ES würde jedenfalls zu weit führen, wenn wir lner alle Irrlbümer Fehler, ja geradezu die Unbegreiflichkeiten der verschiedenen Munster und Staatsmänner Italiens verz^ wollte» welche e» unleugbar verschuldet, dag Italien M beute in einem Zustande befindet, um den ^ kein europäischer Staat, die Türkei etwa ausgenommen, zu beneiden braucht. Nock beute sind die Finanz- und Wirlhschastsoerhältmste. welche doch die Grundlagen eine« geordneten SlaalSwe,enS bilden sollen, in Ilalien überaus klägliche; sie lasten daS Land und seine Parteien nicht zur Ruhe kommen. Man braucht sürwabr keine staatsökononiischen Kenn,niste zu be sitzen. um. nach Ueberschreitung der ilaliennchen Grenze, sofort wahrzunebnien, daß man sich in einem -Llaatc befindet, dessen Ereditverbältnisse. dessen politische, administrative und wirlhschaslliche Zustände arg zerrüttet sind. Namentlich machen die papierenen, von Schmutz starrenden Gelbwerth- zcichen aus den Fremden den widerlichsten Eindruck. ES qiebt nur Papier und unpraktische», schwerfällige« Supfcr- qeld. Aber auch sonst bedars eS nur eines Blickes n, die öffentlichen Einrichtungen und BerkehrSanstaltru Italiens, ui» sofort zu erkennen, daß man sich in einem finanziell und wirthschaftlich völlig verlotterten Staate besmdet. Da e» Thatsache ist, daß in einem schlecht regierten StaatSwesen die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu allerlei Nurschrcituiigen binneigt und die politische» Parteien sich niedren, anstatt zu mindern, so darf man sich nicht wundern wenn die» auch bezüglich Italien«, wo das Volk schon von Natur heißblütig ist, in erhöhtem Maße zutrifft. Mit diesen Wahrnehmungen wird also die italienische Negierung bei den bevorstehenden Wahlen jedenfalls zu rech nen babeii. Ihr ganz besondere» Augenmerk aber wird sie aus die drohende Haltung und Bewegung der radikalen Partei richten miisscn, die im Laufe der letzten Jahre durch die Prc- grammlosigkcit und die Fehler der Negierung sich bedeutend verstärkt und im ganzen Lande eine Organisation angenommen hat. die ihr ein geschlossenes Borgeben gegen die gemäßigten, aber ziemlich rathlvscn Elemente ermöglicht. Man darf nämlich nicht glauben, daß die sogenannte „Italia irreclcmia" »nr auS einem Haufen überspannter, im Lande machtloser Heißsporne besteht, niit denen die Regierung unschwer fertig werden könnte. Jener über ganz Italien und noch über seine Grenzen ver breitete Gehcimbund bat seine Anhänger und Förderer in allen GcsellschaslSscbichten und verfügt jedenfalls über be deutende AgitationSmittel, wie dies die große Rührigkeit der Partei, die kostspielige Vermehrung ihrer pubticistiscbcn Organe und die revolutionaircn Anschläge beweisen, deren Schauplatz erst jüngst wieder Triest gewesen. Bedenklich für die Regierung ist überdies, daß mit manchen Prvgramnipuncten der Nadicalen und ihren Angriffen selbst gemäßigte Elemente und Parteien übereinstinimeii; was also gelegentlich der bevorstehenden Wahlen wesentlich in« Gewicht fallen dürfte. DieS bezieht sich zumal aus daS in Italien bestehende sogenannte „SicherheitSzcsetz", gegen welches im zukmisligen Parlamente jedenfalls' ein von den Nadicalen gesührler großer Ansturm zu erwarten ist, dem auch manche gemäßigte Fraktionen sich anscbließen dürste. Jenes Sicher- bcitsgesetz, daS (in Parenthese bemerkt) die Sicherheit in Ilalien durchaus nicht crböht, ist aber auch ganz dazu an gelt,an, um daS Zusammengehen sonst sich widersprechender Parteien zu ermöglichen. Jenes Gesetz gestattet nämlich den Polizeibehörden im administrativen Wege, ohne irgend ein gerichtliche» Verfahren, gewisse, ihnen verdächtige oder miß liebige Personen unter Polizeiaufsicht zu stellen. Um diese zu verhängen, genügt die einfache Vorladung der betreffenden Person; der dann von dem Pelizei- beamten, ohne besondere Ausführung der Gründe, eröffnet wird, daß sie von nun ab unter Polizeiaufsicht stehe. Eine solche Person darf ihre» Wohnort nicht verlassen, ist von allen Wahl und polnischen Rechten ausgeschlossen, darf weder ein östenilicbeü Local noch sonst einen Vcrgnügungsorl besuchen und muß auch noch andere Beschränkungen der persönlichen Frcibeit ,ich gefallen lassen. Es liegt aus der Hand, daß ein solches, der Polizei gestattete» Willkürversahr-n zu mancherlei Ausschreitungen und Mißbräuchen Veranlassung bietet »nd überhaupt mit einem verfassungsmäßigen Staatsleben, daö doch vor Allem die persönliche Freiheit gewährleisten soll, sich gar nicht verträgt. Daher wimmeln denn auch die radikalen und selbst die gemäßigt-liberale» Blätter von Klagen gegen ,cne« Sicbe»heitSgesetz und von daraus begründeten Ä,.griffen gegen die Regierung. Auch die conservative Partei, ja selbst d,e Ullramontanen. dürsten im nächsten Parlamente gegen zene» Gesetz stimmen. " " .. Umständen die Regierung zu den nächsten Wahlen sich zu verhalten gedenkt, ist ans den bis herigen Acugerungen ihrer Organe noch nicht mit Bestimmt- ^ beißt nur im Allgemeinen, der M„ .siervrasitent habe e.n Programm entworfen, in dem die Parteiensrage nickt au-drücklich betont sei. Da» Programm ^/^"unfi be chränke sich nur aus die Reformen, ans ^'" -'"'ralwe und wirthschastliche Einrichtungen hin' zuweffen, welche unter dem Ministerium der Linken zu Stande gekommen. AlSVann wird auch erwähnt, daß die Regien.na . "'"7 v°rla?kn für die nächste Parlaments,-ssion beabsichtig», welche gewiß von allen Patrioten denen an der 76. Jahrgang. wirklichen Freiheit und dem Fortschritte gelegen, unterstützt werde» dürften. Wenn diese ziemlich allgemein gehaltenen Hinweise und Versicherungen wirklich die ganze Wahltaklik der Regierung sein sollend kann wird eS ihr in dem politisch arg zer klüftete», von so vielen Parteien nnterwühltem Lande wohl schwerlich gelingen, sich eine neiineilsiverthe Mehrheit zu sicher». DaS Ministerium DcprctiS wagt einen hohen Einsatz; ob es aber einen entsprechenden Treffer ziehen wird» das bleibt billig abzuwarten. Leipzig, 3. October 1882. Die Reise des Herrn von Puttkamer und ev. de» Finanzministers Scholz nach Varzin gilt an unterrichteten Stellen vorzugsweise als zu dem Zweck unternommen, über die Steuerresormvortagc, oder wie man daS räthsel» haste Ding sonst nennen will, eine» Abschluß zu erzielen. Nachdem die Absicht der Einbringung eines neuen Ver- wendungSgesetzc» endgiltig ausgegcben worden ist, stellt man sich de» steuerpolilischen Feldzug der preußischen Re gierung gegenüber dem Abgeordneten Hause iu der Haupt sache so vor, daß ein organisches Gesetz zur gänzlichen oder tüeilweiscn Aushebung der unteren Ctassensteuerstusen ertasten, dessen Inslebenlreten aber an eine längere Frist gebunden wird, innerhalb welcher es im Reichstage versucht werden soll, die Mittet zu erhalten, um die preußische Steuerreform actucll werten zu lasten. DaS Abgeordnetenhaus würde also nach der Meinung Derjenigen, welche den Standpunkt des Fürsten Bismarck vertreten, durch diese Fragestellung nicht mehr in der Lage sein, ein „Zwickmühlenspiel" zu treiben, insofern es jedes nähere Eingehe» aus die Serie von Verwen- dungögesetzen mit dem Hinweis aus die mangelnden Mittel zur Durcksnhrung ablehnte, sondern eS würde, wenn cs auch die neue Vorlage verwerfen sollte, damit bestimmt aussprechen, daß es eine Ermäßigung an direkten Steuern überhaupt nicht wolle. DaS Lückcnhaste dieser Be weisführung darzulegcn verlohnt sich kaum; denn wenn da» Abgeordnetenhaus einer so gearteten Vortage gleichfalls sein „Nein" entgegensetzt, dann hat cS mit Nichten die Clasten- stcucrermäßigung an sich abgetebnt, sondern wiederum nur die Modalitäten zur Erreichung dieses Zieles; uämlich die moralische NöthiguiH des Reichstag». Wichtige, zunächst, völlige Klarheit darüber zu erlangen, ob di de» Fürste» BiSmarck sich wirklich durchweg m der angeqet Richtung bewegen, für welche einstweilen nur daS Zeugmß privater, wenn auch sonst zuverlässiger Persönlichkeiten vor liegt. Man sollte meinen, daß eS der Regierung unmittelbar vor den Wahlen nur erwünscht sein kann, wenn ihre wohl wollenden Absichten zur allerklarstcn Kenntniß der Bevölkerung kämen, und das „Programm" der „Prov.-Corr.", wonach die vollendete Programmlosiqkeit der gouvernemcnlalen Weis heit letzter Schluß sein soll, braucht ja auch nicht allzu wörtlich genommen zu werden, und kann cs verständigerweise nicht einmal. In diesem Zusammenhang mag übrigens nicht uner wähnt bleiben, daß nach umlauHnden Gerüchten nun doch eine frühere Berufung deS Landtags als zu dem kürzlich an- gekündigten Icmuartcrmin in Aussicht genommen sein soll. Wie schon gemeldet, ist dem bisherigen Leiter der Berliner ossiciösen Presse, Wirklichem Geheimen Oberregierungsrath I)r. Hahn, bei dem Scheiden aus seiner amtlichen Stellung der Stern zum Rothen Adlerordcn verliehen worden. DaS eigcnbänvige Schreiben, mit welchem der Reichskanzler das Entlastungsgesuch beantwortet hat, lautet vollständig: Aus Ew. Hochivohlgcborcn Schreiben vom 14. Juni dS. Hab« ich zu meiner Betrübniß ersehe», daß Ihr Einschluß, den königlichen Dienst zu verlassen, unerschütterlich ist. So sehr ich denselben be klage, so würde es doch unbillig sein, wenn ich versuchen wollte. Sie zu einer Zurücknahme des Gesuches zu bewegen. Ich kenne Ilire Pflichttreue und Ihre Vaterlandsliebe hinreichend, um zu wissen, daß Sic sich nur der zwingenden und unerbittlichen Forderung Ihrer Gesundheit fügen und daß es Ihnen selbst den größte» Schmerz macht, Ihre Thätigkeit aufzugeben. Möge cS Sie trösten, daß eS Ihnen in Ihrer langen und thatenreichca Laufbahn mehr als andern vergönnt worden, Ihrem Könige zu dienen, und daS mit einem Erfolge, der Sie mit Stolz aus Ihre Leistungen blicken lassen wird. Ich gönne Ihnen die Ruhe nach harter Arbeit und werde Ihrer stets in dankbarer Freundschaft gedenken. gez. v. BiSmarck. Tie Stellung des GcheimrathS Halm wird in administra tiver Beziehung Gcheimrath Bitter übernehmen, während seine literarische Thätigkeit an der „Provinzial-Correspondenz" wohl hauptsächlich Herrn De. Julius Eckardt Zufällen wird, der für da» halbamtliche Blatt schreibt, seil Herr Con- stantin Rößler init einem Artikel über de» civilffatorischen Beruf deS Capitals Schisjbruch gelitten. Die Krisis, in der sich die Berliner Stadtverord netenversammlung befindet, fordert zu einer Unter suchung der communalen Wahlverhältniste heraus. Dabei ergiebt sich denn u. A., daß Berlin nach den diesjährigen, verbesserten Listen 167,971 Wahlberechtigte zählt, im vorigen Iaüre betrug diese Zahl nur lkl,>84, diesmal sind es also 6787 Wähler mehr. Der zur Bildung der 3 Wähler- abtheilu»ben ermiltclle Steucrbctrag errcick tc in diesem Jahre die Höhe von 28,806,5,67 eS schließt hiernach die erste Ablheilung mit einem Steuersätze von 1416, die zweite mit einem solchen von 301 ab, während die dritte Ablheilung alle diejenige» Wähler umsaßt, welche weniger als 304 -E Steuer pro Jahr zablen. Bei der letzten Watt schloß die erste Abtheilnng mit einer Steuer von l2l5, die zweite mit 272 .< eS ist also in diesem Jahre eine Er höhung der Besteuerung sestzustellen. Dieselbe hat eine bemerkenswerlhe Verschiebung der Wähler erster und zweiter Ablheilung dahin zur Folge gehabt, daß sich die Zahl derselben trotz de» oben angesührten Zuwachse» an Wahlberechtigten verringert hat. wäürend folgerichtig di« Wähler der dritten Abtbcstung sich erüebtich vermehrt haben. Für da» Jahr 1882 beträgt die Zibt der Wäbler erster Ab« tbeilung 3l55 gegen 3877 im Jahre 1881, der zweiten Ab- sdeffung >5,305 gegen 16,001, dagegen hat die Zahl der Wäbler dritter Ablheilung um 8208 zugenommrn; >>e wuch» vcm 141.303 im Jahre 1881 aus 149.5N im Jahre 1882. ES ist unmöglich, im Augenblick zu constatiren, ob diese Ver schiebung schon seit Iabren in ähnlichem Verhältniß sich be« merkbar macht; jedenfalls muß diese immer stärker werdende Differenz schließlich zur Abschaffung deS Dreiclaffen-System- sührcn. Am 1. October traten in ganz Deutschland mit Aus nahme von Elsaß-Lothringen die vom Biindesrathe in feine«
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