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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-09
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1882
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Erscheint täglich fr«h 6^/, Uhr. Nr-action »iiö Lrvrditto» Johonnesgasje 33. AprrrMiiidcn örr Urdactioa: Bornimag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Ubr. Kür tu «Uckg-d- raweiandter M-»uic,«»le »acht ftch tx A«t»lttt>» n»t» »erdmdUch. A»»ab»ie der für die »äckftk«l,e«de Stummer bestimmten Inserate a» r.''Mciiinnrn bis L Uhr Nachmittags, » r o»>>- und Festtage» früh bis si,v Uhr. 2» drn ck'ilialr» snr Ins.-Annalime: Ott« Sirmm, Univerntät-straße 21, LsuiS wüsche, Kalharinennraße 18, p. n»r bis '/,L Uhr. tiMgrr a» Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MeP-Auflage L7,700» Adonnemenlspreis virrtelj. 4'/, t»cl. Vringerlotw 5 DU., durch die Post bezöge» S Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebübrea kür Extrabeilaaen »tz«e Boübciörderung 39 DL «tt Poslbeiäroerung S8 DU. Inserate -gespaltene Petitzeile 16 Pf. Gröhere Schriken laut unserem PreiS- verzelchniß. L-bellarischcr Lay na« höherem Laris. tlerlamen unter den Neöartianastrich die Gvaltzeile SO Ps. Imrrate sind stert an die tbrprbitia« zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnnoumeraaäo oder durch Poft- uachnahme. 282. Montag den 9. October 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Tie diesjährige MiehacliSmeffe endigt mit dem 14. Oktober. An diesem Tage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der inneren Ttadt bis 4 Uhr Nachmittags voll ständig zu räume» und bis spätestens 8 Uhr Morgens des 15. October zu entfernen. Tic auf dem AugusiuSplatze und ans den öffentlichen Wegen und Plätzen der Borstadt befindlichen Buden und Stände sind bis Abends 8 Uhr des 14. Oktober zu räumen und in der Zeit vom 1». bis IS. October, jedock lediglich während der Tagesstunden von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr AbenVS, abzubrcchen und wegzuschafsen. Bor dem 16. October darf mit dem Abbruch der Buden und Stände auf dem AugustuSplatzc nicht begonnen werden. Dagegen ist es gestattet. Bilden und Stände auf dem Roßplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher, jedoch nicht am Sonntage den 15. October abzu- brecben und wegzuschafsen, dafern nickt dadurch Störung des Verkehrs oder Bcnachtheiligiing des Geschäftes in den stehen- bleibenden Buden herbcigcsührt wird. ES bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubude» auf dem Roßplatze und KönigSplatzc, sowie diejenigen Stände daselbst, an welchen nur LcbenSmittel feilgeboteu werden, noch am 15. October geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, in- gleichen die CarrouffelS und Zelte sind bis Abends 10 Uhr deS 17. October, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren das Eiiigraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht erlhcilt worden ist, bis läng stens den 2l. October Abends 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Baubanvwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werken mit Geld strafe bi- zu 150 oder entsprechender Haststraft geahndet werden. UeberdieS haben Säumige auch die ObrigkeitSwcgen zu verfügende Beseitigung der Buden re. zu gewärtigen. Leipzig, am 6. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Trönvlin. Hennig. Btklnintliilichllllg. Das von Frau Amalie Friederike verw. Falke geb. Landgraf gestiftete Stipendium für einen dem Königreich Sachsen angehörenden Stu« direnden der Rechte ans hiesiger Universität soll von Ostern dsS. IS. an aus drei Jahre vergeben werde» und zwar zunächst an eine» Nacbkoiiimen des Kaufmanns Christian Gottfried Landgraf in Hohenstein und erst in Ermangelung eines solche» an einen anderen aus hiesiger Universität die die Rechte Studircndcn. Bewerber um dieses Stipendium fordern wir aus. bez. bei Verlust ihre» Anspruches, sich biS zum 18. October dss. IS. unter Beifügung der ersorderiichcn Zeugnisse und Nachweise schriftlich bei u»S anzuinelden. Leipzig, am 22. September 1882. Der Ratb der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Slöß. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 9. October 1882. Die Wahlbcwegung in Preußen beherrscht daS In teresse an der Tagespolitik fast ausschließlich; alle daraus be züglichen Nachrichten werden von der Presse mit Eifer ge sammelt, denn Niemand verkennt die Bedeutung der bevor stehenden Wahl. Die conservative Wahlagitation vollzieht sich mit Ausnahme einzelner großer Städte, wo sie äußerst leiden schaftliche Form angenommen hat. in aller Ruhe und Stille; sie macht nicht allzu viel vvn sich rede», kaum daß man die Namen der in Aussicht genommenen Eandivaten erfährt; von cviiicrsatlven Volksversammlungen und Wahlreden ist nicht entfernt so viel zu hören wie von liberalen. Man darf sich indessen durch diese ailscheincute Ruhe nicht täuschen laste». Die conservative Wahlagitation ist in aller Stille doch sehr stark und vielfach auch wilksam, namentlich in länd liche» Wahlkreise». Der ganze mächtige Einfluß, den der BeamlenorgaiiiSiiius und Bcbvrdcnapparat zu Gunsten regieruiigssrcundlickcr Wahlen auöüben kommt, konnte bei den iiitireclcii Elasscnwahlcn mit ihrer öffentlichen Abstimmung weit mehr zur Geltung atS bei dem allgemeinen Stimmrecht niil geheimer Wahl. und dieser ganze Einfluß wird unter der Leitung des Herrn von Putlkamer in schärfster und rücksichtslosester Weise auSgeübt. Im künftigen Abgeordneten« bause wird man über die Art, wie aus dem Lande con- fervative Wahlen gemacht wereen, gewiß manche erbauliche Schilderung hören müssen; au Material kann e« nicht schien. Wo so zahllose und wirksame Mittel der geheimen StimmungS- beeinflussung vorhanden sind, bedarf eS allerdings einer geräuschvollen öffentlichen Agitation nickt. AuS einem thüringischen Wahlkreis schreibt man: „Es ist zweiselhaft. ob eS gelinge» wird, der couservativen Partei den Sieg zu entwinde»; dieselbe hat einen Polizeigürtcl uni daS platte Land gelegt und übt durch Lanvrath, AmtSvorsteher, Gen darmen, Schulzen »nd Pfarrer eine» Druck aus dir Tors gemeinten aus, von dessen Stärke man keine Vorstellung hat. Um nur ein Beispiel aiizlisü brcii. ist es nickt möglich, aus dem Lande von den Wirthe» ein Local zur Abhaltung von Wahlversamm lungen für die Liberalen zu erhallen." Aehnliche Klagen sind au« den verschiedensten Gegenden cingegange», zuweilen mit überaus drastischen Schilderungen drr von den Behörde» aus gehenden Waklchicancn. Wenn sick wirklich, wie hericktet wird, der Minister deS Inner» mit lebhafter Zuversicht über da« Ergebniß der Wahlen ausgesprochen hat, so kann er diese Zuversicht nur au- der Wirksamkeit der der Regierung und de» Etznservativen zu Gebote stehenden Mittel der Beein flussung geschöpft haben. Auch wir unterschätzen die Kraft dieser Mittel auch keineswegs, sie verhindern vielleicht, daß die Niederlage der Couservativen so entscheidend aussällt, wie sie nach der herrschenden Stimmung sein konnte. Trotz alle dem aber sind wir nicht im Zweifel, daß die conservative Herrlichkeit vorüber ist. Die Führer deS Centrums haben in der gegen wärtigen Wahlbewegung eine ganz besondere Rührigkeit entfaltet. Tie Herren Winvthorst und von Schorlemer-Alst, die außerhalb der parlamentarischen Zeit sonst nur bei Hauptactionen aufzntreten pflegen, sind in den letzten Wochen in einer ganzen Reihe von Katholiken- und Wählcrversammlungen in rheinischen Städten erschienen und haben lange Reden gehalten. Unuöthiger Weise hat man die großen Herren deS ultramontanen Generalstabs gewiß nicht ausgcboten. C'S sind namentlich am Rhein verschiedene Wahlkreise vorhanden, welche den Ultramontanen mit Aus sicht aus Ersolg streitig gemacht werden können und werden und schön wiederholt im Besitz der Liberalen oder anderer Gegner des Centrums waren. Wir nennen nur die Städte Köln, Crefeld, Neuwied, MörS. Die Ultramontanen scheinen sich in ihrem rheinischen Besitzstand keineswegs überall ganz sicher zu fühlen, und diese Aussicht auf Erfolg muß den Eiser aller Antiklerikale», die am Rhein mehr als anderSwo aus Verständigung angewiesen sind, noch mehr anspornen. Die Nalionalliberälen deS Rheinlands sind in trefflicher neuer Organisation und mit großem Eiser in die Wahlbewegung eingetreten; hoffen wir, daß der Ersolg den Anstrengungen entspricht. Fortschrittliche Candidaturen zum Abgeordneten hause sind bis jetzt nach dem dritten Verzcichniß der „Pari. Corrcsp." 93 ausgestellt, die nationalliberalen berechneten wir neulich auf l09, Candidaturen der liberalen Vereinigung und liberale Candidaturen ohne nähere FractionSbezeichnung werden schwerlich mehr als etwa 50 au' stellt sein. Wen» man bedenkt, daß daS angestrcbte Ziel, eine liberale Majo rität. 217 liberale Abgeordnete erfordert, daß unter den auf- gezähltcn Candidaturen aber eine ganz beträchtliche Anzahl liberale Doppelcandidaturen um ein und dasselbe Mandat sind, also nur einmal für die gesammtliberale Sache in Rechnung gestellt werden können, so erqiebt sich, wie viel auch jetzt noch geschehen muß. wenn wirklich das klerikal-con- servative Ucberqewickt gebrochen werden soll Tie letzten Meldungen über die zweckmäßigste pnrlä- inentarische Zeiteintheilung — Festbaltung deS ur sprünglichen Planes der Berufung deS Landtags Anfangs November. Wiederzusammeutritt deS Reichstags zum fest gesetzten Termin, am 30. November und eventuell kurzes gleichzeitiges Tagen bis zu den Weihnachtsserien — sinken aller Orten Zustimmung. Auch die „Germania" schließt sich denselben vollständig an. Nach der „Post" scheint eS sich zu bestätigen, daß der Landtag, entspreckcnd jenein Plane, im November, vor dem Reichstag, einberusen werden soll. Laut einer unser» Lesern bereits gemachten Meldung auS Sybillenort werden die großen herzogliche» Jagden daselbst am Montag beginne», zu welche» der König von Sachsen, Prinz Georg und Erzherzog Ludwig Victor erwartet werden. Diese Meldung hat insofern noch ein ganz beson deres Interesse, als eS anfänglich hieß, die Jagden seien wegen einer Erkrankung des Herzogs Wilhelm von Braun- schweig abbcsiellt. Ei» Kopenhagener Correspondent der „St. Iamcö Gazette" bezeichnet« sogar die Krankheit des greisen Herzogs als „gefährlich" und theilt weiter mit. daß der König von Dänemark sich nach Gmunden zu begeben beabsichtige, um den Herzog von Cumberlanv zu be wege», sich mit der preußischen Regierung zu verständige». Ta der Correspondent hiuzusügt „sonst wird Preußen durch Einsetzung einer provisorischen Regentschaft Braunschweig factisch cmverleiben", so ist anzunchmen, daß er seine Iilsormationeli nicht ausciner ziivcrlässigciiQuellc geschöpft hat; denn er würde dabei zugleich erfahren haben, daß Regierung und Landtag in Braunschweig ein Regciitschaftögesetz angenommen haben, welches eine Einverleibung des HcrzogthumS in Prcugen in irgend welcher Form in absehbarer Zeit wenigstens auSscktießt. So lange der Herzog von Cumbcrland aus seine jetzigen Rathgcber kört, ist auch wenig Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß er aus seine Ansprüche aus Hannover Verzicht leistet und sich dadurch die Nachfolge in Braunschweig sichert. Uebrigens ist wiederholt die Nachricht ausgelauckt, daß der König von Dänemark im versöhnlichen Sinne aus seinen Schwiegersohn zu wirken sucht. Die jüngste Familieiizusammcnkunst der Mitglieder des dänischen Fürstenhauses in Wiesbaden hat inan ebenfalls mit der braunschweigischen Erbsolgefrage in Verbindung gebracht. Ter braunschweigische Thron kann bei dem hoben Alter deS Herzogs Wilhelm, dessen Gesundheit schon seit Jahren erschüttert ist, jeden Augenblick erledigt werden, doch hat daS RegeutschastSgesctz dem vorgebeugt, daß die Erbsolgefrage eine „brennende" würde, wie der Corre spondent der „St. James Gazette" verkündet. Die „Times" hat wieder einmal daS Bedilrfiiiß. abzu schwenken. Nachdem sie zuerst mit dem Fürsten Bismarck coquettirt und dann um Hrn.G ambetta' S Freundschaft gebuhlt hat, setzt sie jetzt auseinander, daß sie ja eigentlich beide gar nickt brauche und ist rücksichtslos genug, Herrn Gambelta mit seinen eigenen, freilich bei so ganz anderer Gelegenheit, nämlich vor der Kammer, gebrauchten Worten abzutyun, indem sie ibn, versichert, „England sei der aufrichtigste und einsichtsvollste Freund Frankreichs, doch nicht bi» zur Auf opferung britischer Interessen". In ihrem famosen, vor zehn Tagen erschienenen Leitartikel hätte die „TimeS" bekanntlich am liebsten alle britischen Interessen i» Egypten an den Nagel gehängt, um nur die Freundschaft des Herrn Gambrtta nicht zu verlieren. DaS scheint nun nickt mehr nöthig zu sein. „Bündnisse", meint daS britische Blatt naiv, „werden oft mit belustigendem Leichtsinn erörtert", und jährt dann fort: „Ein Bündniß ist ein Compagniegesckäst zwischen zwei Nationen und ist von Freundschaft der Individuen sebr ver schieden." Gut, aber wo bleibt denn da die schöne Redens art von der Verbrüderung der liberalen republikanischen West mächte gegen die bösen reactionairen Ostmächlc? Doch lasten wir DaS; e» freut unS, daß die „TimeS" sick bessert. „Wir verlangen", schließt sie ibren Ariikel, „keine außerordentliche Gunstbezeuguna von Europa. Wir brauchen nicht mit der Mütze in der Hand bei einer Nation um Erlaubniß zur AuS- sükrung unserer Piäne in Egypten zu betteln. Daß wir besorgt sind, unseren Seeweg nach Indien unS zu sickern, neben wir offen zu; wenn wir eS nickt thäten, wer anders sollte eS denn thun? Indem wir denselben schützen, schützen wir aber auch die Reckte von Angehörigen aller Nationen und nebenbei schaffen wir die beste Bürgschaft dafür, daß sich Empörungen und Ruhestörungen in Egypten nicht wieder holen. Wir sind daher die Verbündeten von ganz Europa unb brauchen keine besonderen Verträge zur Billigung unsere- UntcrnehmenS." Tie Bemühungen der irischen Polizei, Licht über die Pbvnixpark-Morde zu verbreiten, sink, wie auS Dubli n gemeldet wird, nicht ganz erfolglos geblieben. So sind in einer Vorstadt Dublin- die Waffen, mit denen Lord Fr. Cavcndish und Herr Bourke ermordet wurden, ausgesunden worden. ES sind Messer mit kleinen Heften, aber 9 Zoll langen und dreiviertel Zoll breiten Klinge», augenscheinlich englischen Fabrikat-. ES befinden sich Blutspuren cm den- selven. Infolge dieser Entdeckung sind in Gemäßheit de» Gesetze» zur Verhütung von Verbrechen mehrere Verhaftungen vorgenommen worden. Die Polizei glaubt jetzt, daß minde- slens 10 Personen an dem Doppelmorde belheiligt gewesen, von denen die meisten Irländer sein dürften. Die Polizei hat auch Grund für die Annahme, daß die Mörder noch in Irland sind und leicht gefaßt werden könnten, wenn sich einer derselben durch die ausgesetzte hohe Belohnung verleiten ließe, den Angeber zu spielen. Daß die Zustände in Irland trotz der strengen Handhabung de» neuen Gesetzes zur Verhütung Vvn Verbrechen noch viel zu wünschen übrig lasten, beweisen nicht allein die letzten zwei Agrarmorde, sonvern auch der in der „Dublin Gazette" veröffentlichte Ausweis über die im September zur Kenntniß der Polizei gebrachten Agrarver brechen. Die Anzahl derselben stellt sich aus 130, worunter sich 2 Morde. 3 Mordversuche. 16 Brandstiftungen, 8 Fälle von Vichvcrstümmclungen und andere Vergehen geg-n daS Eigeuthum, sowie 70 Fälle von Einschüchterungen durch Droh briefe re. befinden. Von gut oricntirter Seite wird auS Moskau geschrieben, daß die Krönung deS Kaiser» Alexander IH. erst im Mai 1883 statlfinden wi,d. Eine interessante Episode aus der Zeit deS Besuch» deS Zaren in Moskau verdient vielleicht noch erwähnt zu werden. At» der Kaiser in den Kreml einsahren sollt«, fand er, daß dieser ganz abgesperrt und dem Volke der Zutritt verwehrt war. Der Zar ließ seinen Wagen < iten. besaht die Thore zu öffnen und da» Volk einzulasten. Erst nachdem die» geschehen war, hielt er seinen Einzug. Rede des Kaisers Napoleon an daS 7. Armee-CorpS (Sachsen) am S. October 1813 bei der Revue bei Eilenburg, nebst deutscher Ucbcrsctzuiig durch den Großstalliiicistcr General Caulaincourt.*) Napoleon: „kolckats ckn 7. Lorps, Vons btLn^ais et Laxans! Vous aver eu deaucoup cko maltionrs «laus los cieruiors SvSusmont«: zo suis vouu moi-mönur paar ws mettro L la töte et pour vous ckonoe>' la rsvanoke." Caulaincourt: „Soldaten von dem 7. CorpiiS. Ihr Franzosen und Sachsen! Ihr abl geabl vill Unglück in den letzte» Bcgebbcnhciten. Der Kaiser ist gekommen selbst, er wird sich setzen aus Euren Kopf und Euch geben Revanche." Napoleon: „II u'est rieo cko nouveau cke voir alliüe» les ai^'Ies tran^aises »veo le» ckrapoaux cko klare; car ckSjä ckepuis sept ans cetto allianoo existe! " Caulaincourt: „Der Kaiser sakt: ES ist nikS Neues, zu sehen vereinigt die französische Adler mit die sächsische Fah»: denn schon seit dem siebenjährigen Kriege besteht die Vereinikung." Napoleon: „Lolckats! sonvever Vous, gus Vous ötes les uiömes »olckats cko b'riecllanck et cko ^'agiam I" Caulaincourt: „Der Kaiser sakt: — Der Kaiser sakt: —" Napoleon: „Drackuiser ckone, kouckre!" Caulaincourt: „Ihr sollt Euch erinnern, daß Ihr noch seid die nemlichen Soldatten, die Ihr kcwesien seid bei Friedland und bei Wagram." Napoleon: ,^e u'ai pas kalt la palx, parceczus le» ennemi» ont prötenäu, ck'dtenckre los kionliLies zusgu'L 1'LIbe!» Caulaincourt: „Der Kaiser hat nikt gemakt Fried mit die Feind, weil die Feind oben prä— Prä— prälcudirt, sich zu theilcn in die sächsische Land. Napoleon: „Do roi, qui est votro pöre, m'a ckonnö I'armSo co main; celui, gm uo vout pas etro LckSlo ä son rol, gu'il s'on aiUo!" Caulaincourt: „Der König, der ist Euer Vater, hat gegeben dem Kaiser die Armee in der Hand; Derjenige, der nit will sein treu seinem Könik, er sakS, er kann gehen." Napoleon: „Dt Vous krun^sis, u'oudlier pss, gue Vons »vor l» xuorre »voc un komme, gm » dt» solck»t »u Milieu cko Vous et qui vient porter l» goorro »u sein cko «» prttrie." *) Diele Rede de» Kaiser» Napoleon vom 9. October 1813 ist nachstehendem Werke: Holtzendors von, Generallieuteuant Graf; Geschichte der leichten Infanterie von der Errichtung der Truppe an bi» zum 1. October 1859. (Verlag von Giesecke L Devrient.) entnommen, in welchem ausdrücklich gesagt wird, daß die Rede genau so, wie sie gehalten wurde, von verschiedenen sächsischen Ossicieren «ns offenem Felde nachgeschrieben worden ist. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Die Ehefrau deS ZcitunqSvcrleger» Lemme zu Berlin hatte ihrem Ehemanne 7564 Mark in die Ehe gebracht. Am 1. September 1880 erössnrte der Ehemann Lemme zu Berlin ein Papiergeschäft mit einem Einlagekapital von 4500 Mark, bis aus welchen Betrag da- Vermögen beider Eheleute herabgeschmolzen war. In die HandelSbücbcr. welche Lemme al- Vollkausmann zu führen gesetzlich verpflichtet war. ist zwar daS Einlagecapital von 4500 Mark, aber nicht das Eingebrachte der Ehrsran.al» eine Schuld de« Ehemannes eingetragen. Daraus verkaufte Lemme sein Geschäft mtt Ausschluß der Activa und Passiva sür 9450 ^ an den Kauf mann Lorbeer und dieser übernahm dasselbe vom 14. Mär, 1881 ab. Am 25. Fcdr. best. I. hatte Lemme den« Kaufmann Engel wegen einer Waarenschuld einen Wechsel über 255 fällig den 19. April 1881, ausgestellt, leistete aus denselben am Verfalltage aber keine Zahlung. Er hatte zwar am 17. März von dem Kaufmann Lorbeer aus daS Kauigeld sür da» Geschäft 5060 ^ erhalten und, nachdem er hiervon an einzelne Gläubiger Zahlung geleistet, die noch verbliebene» 2800 ^ in seiner Wohnung in eine Kominode gelegt. Er hatte von seinem Sckwager, welchem er von dem noch rück ständigen Kausgelde den Betrag von 3300 cedirt hatte, sich am 30. März 1881 die EessionSvatuta mit 3000 geholt. Bei seiner Rückkehr war er aber aus dem Bahnhofe von seiner Ehefrau durch die Vorspiegelung, daß ein Geschäftsfreund ihn sprechen wolle, veranlaßt worden, ihr da- Geld zum Nachhausetragen zu übergeben und hatte, al» er nach Hause gekommen war, statt seiner Ehefrau nur einen Brief vorgesunden, in welchem ihm jene mittheilte, daß sie unter Mitnahme der ihr anverkrauten 3000 und de in der Commode Vorgefundenen BaarbestandeS von 2800 mit ihren Kindern zu ihrer Schwester nach EberSwalde gereist sei, um aus diese Weise ihr eingebrachtes Vermögen sür sich und ihre Kinder zu retten. DaS Landgericht hat, während eS die Ehefrau Lemme wegen Betruges sreispricht, den Ehemann Lemme aus tz. 2l0i ver ConcurSordnung verurtheilt, weil er eS Unterlasten hat, die Jllatcnforderung seiner Ehefrau in die Handelsbücher einrutraaen, sonach als Schuldner, welcher seine.Zahlungen eingestellt hat, HcmdelSbücher, deren Führung ibm gesetzlich oblag, so unordentlich geführt hat, daß sie keine Uebersichl seines VermögenSzustandeS gewähren. Die Revision des Angeklagten hat da« R.-G- am 13. Juni d. I. verworfen, da aus der für erwiesen erachteten T Hatsache, daß der Angeklagte seit Ende März v. I. tat sächlich aufgchört hat, seine fälligen, auS der Zeit seine- Geschäftsbetriebes herrührcnden ZahlungSverbindlich« keilen zu erfüllen, der Schluß folgt, daß der Angeklagte seit jener Zeit seine Zahlungen im Sinne des Gesetze eingestellt hat. Ter Umstand, daß die Zahlungseinstellung erst cingrtreten ist, als der Angeklagte sein kaufmännische- Gcschäst bereits aufgegeben halte, schließt an und für sich die Anwendbarkeit deS tz. 210", ConcurSordnung nicht au«, da er nicht nur seine Zahlungen wegen Verbind lichkeiten eingestellt, die er als K a u f m a n n übernommen hat, sondern weil er bereit» bei Eröffnung de- kaufmännischen Geschäfts überschuldet gewesen ist, sie Zahlungseinstellung also ihren wesenllichen Grund in der Vermögenslage de» Angeklagten beim Beginn deS Ge schäft- gehabt hat. Daß nun weiter die vom Angeklagten acsührlen HandelSdüchcr nicht geeignet waren, eine Üebersicht seine» VermögenSzustandeS zu gewähren, ergiebt sich unbe denklich daraus, daß die Illatenfvrderung der Ehefrau in dieselben nickt eingetragen war. HaudelSbücher kön nen nur eine Üebersicht über den BermögenSzustand de« Kaufmanns gewähren, wenn au» ihnen sämmtliche Activa und Passiva, möge ihr Entstchungvgrund sein, welcher er wolle, hervorgehen. Daß aber die Illatenfvrderung der Ehefrau ein Passivum, eine Schuld de» Ehe manne« ist und im vorliegenden Falle sogar für die Kennt- zeicknung der Vermögenslage deS Angeklagten sehr erheblich i»S Gewicht fiel, bedarf keiner weiteren Ausführung. v- Aus Äa-t un- Land. * Leivzig, 8. October. Die „Franks. Zeitung" hatte in ihrer Nummer vom 19. Mai d. I. die Behauptung er hoben, Herr Kaufmann Bruno Sparig hier habe dem sächsischen Ministerium eine Lille eingcrcicht, auf der 800 Namen von Socialisten zum Zwecke der Ausweisung verzeich net seien. Herr Sparig stellte wegen dieser vollständig an der Luft gegriffenen Bekauplung Strafantrag gegen die „Franks. Ztg." und es ist in Folge dessen deren verantwort licher Redacteur, M. Neu städter, in der Sitzung deS Frank furter Schöffengerichts am 6. October zu 50 Geldstrafe und Tragung der Kosten verurtheilt worden. Wegen der selben Angelegenheit sind gleichzeitig noch Strafanträge gegen ein Leipziger und ein Nürnberger Blatt gestellt und eS wer den die betressenven Gerichtsverhandlungen in nächster Zeit staltfinven. * Leipzig, 8. October. Die gleichen irrigen Anschauungen wie über die „dreitägige Ziehzeit" beim Räumen einer Woh nung Kerrschen bezüglich des sogenannten „DrausgeldeS" beim Abschluß eine» WobnungS-MiethvertrageS. Wir haben zwar s. Z. die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen ausführlich beleuchtet; allein immer wieder werden Anfragen an uns gestellt, welche dasselbe Thema behandeln und erkennen lasten, daß sich eine große Anzahl Leute ihre Gesetze selbst macken. Wir erklären also, daß nur der Vertrag bindet; eine Rücktrittszeit (wenn z. B. innerhalb 24 Stunden nach Abschluß de» Mietvertrags daS Drauf geld zurückgegeben wird) giebt eS absolut nicht: sie müßte denn ausdrücklich auSbednngen sein. Tie Zahlung eines Draufgeldes ist einflußlos, vberbaupt nicht not wendig; dasselbe kann nur bei etwaigen Schaden-Ansprüchen des Einen oder Andern der beiden Contrabenten mit in An rechnung gebracht werden. Im klebrigen ist daS Draufgeld nichts weiter al» eine Abschlagszahlung auf die erste Zinsrate. * Leipzig, 8. Oktober. Die „Anstalt sür animale Impfung" Hierselbst, welche genau vor 5 Jahren (im Oct. 1877) durcb unseren um die Kindcr-Hygicinc verdienten Mit bürger, Hcrrn Sanitätsrath De. Fürst, inS Leben gerufen wurde, hat, wie wir dem soeben im „Correspondenz-Blatt der Aerztl. Kreis- und BezlrkSvereine im Könige. Sachsen (XXXllD Band Nr. 7) veröffentlichten „Berichte" cntnebmen, ein er« treuliches Aufblühen gezeigt. CS ist dies um so befriedigender, als eine derartige private Anstalt, die sich selbst erhalten muß und in keiner Weise subventionirt ist, mit nicht geringen Schwierigkeiten zu kämpfen hak. ES wurden im Jahre l88l zur Weiterzüchtung der Lymphe von Kalb zu Kalb nicht weniger als 44 Kälber benutzt, die unter besonderer Bürg schaft für gesunde Herkunst geliefert, velerinärcirztlich unter sucht und durch nachherigc Fleischbeschau al» gesund festgestellt wurden. Jede- Salb bekam täglich an« der Flasch« 4 Liter beste Kindernährmilch und ebenso viel Mehltrank, sowie - Eier» außerdem noch etwa» Heu. Die durch sorgfältige Fortpflanzung rein animal erhaltene, von allen menschlichen Ansteckung-- flössen absolut freie Lymphe, welche selbstverständlich von ver humanisirten Lymphe bei Weitem vorzuziehen ist, hat denn auch in den weitesten Kreisen unserer Stadt, in ganz Sachsen und in sebr vielen Impsbezirken entfernter Gegenden Deutschlands die bisherige Methove de« LbimpsenS von Arm zu Arm, resp. die Verwendung von menschlicher Lymphe schon in hohem Grade verdrängt. In der Anstalt wurden m den. verflossenen Jahre 406 Erstimpfungen und 170 Wiedrr-Jmpsungen vor»
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