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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-05
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1882
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Grfchelnt täglich früh 6'/, Uhr. Ue-«ction nu- Erpettti»» IoyanneSgasie 33. Sprrltianndrn der NrLacki««. vormittag« lO—12 Uvr. Rachniiltag« 5—6 Udr. Ulr die Viue-»t« <wqe>ontl,r Lianuicn»«« »»cht >ch tu V>«t»clwn n>ch> »«rbmblich. Lnnahme »er für «le nächstkolge»«» Nnmmer bestimmten Inserate »» wochruiagc» b>« L Udr Nachmittag», au L«n»° »ui» Festtage» früh bl« '>,9 Udr. 2» -r» /ilialr» für Zns.-^nnadmr. Ott« Klemm, llniverkität-ktr-he 21, Louis Lösche, Kolbarinenüraße IS, ». u»r di« 'i,L Udr. ripMtr TagMall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. M-jd-Auflage L7,700. Av«nnr»rni„rri» viertelj. 4'/, Mk.» iucl. Vrmgcrlol» - Mt.. d«ra> dir Po- bezog«, 6 ML Jede einzelne Nummer 2ö Pf. Belegexemplar 10 Hf. Gebüdrrn lür Lxtradeila«, atz»« Poftbefürdernug SV ML Mit Zostbejörderung «8 ML Insernke «gespaltene Petitzeile »6 Ps. Aridere Schriften laut u»jere« Irets» Verzeichnis. L-bellartscher Lay imq höherem Tarif. Lrrtamni nnter de» Urdacti»n«Arich die Svaltzeile SO Pf. J««r«e sin» fter» an die AppeSM»» z, feade«. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr«»awveiumo oder durch Post. uacynagme. ^ 278. Donnerstag dm 5. October 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vclianntmachllug, die Bezahlung der Jinmvbiliar-Brandcaffe«- deiträge betreffend. Nach der Verordnung der königlichen Brand-VersicherungS- commission vom 7. Juli a. o. hat da« königliche Ministerium des Innern genehmigt, daß auch siir den diesjährigen zweiten Hebetermin — I. Oktober — ein Drittheil der ordent lichen Brankcasienbeilrage bei der Adtbeilung der Gebäude versicherung erlassen wird. Diese Beiträge werden mithin nur in der Höhe von Einer« Pfennig von jeder Bei- trag-einheit erhoben. Bei der Abtheilung der freiwilligen Bersichrrung tritt eine Ermäßigung der Beiträge nicht ein. Alle diesigen Hausbesitzer rcsp. deren Stellvertreter werden deshalb hierdurch ausgesorbert, ihre Beiträge spätestens binnen acht Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stabt-Steuereiniiahme. Brühl 5t, 2. Stock. Zimmer Nr. lO, bei Vermeidung der sonst eintretenden gesetzlichen Maßnahmen abzusühren. Leipzig, den 25. September 1882. Der Rath der Ttadt Leipzig. Hr. Georgi. Koch. Vekannlmachuug. Herr M. Brockmann beabsichtigt in dem an der Eutritzscher Straße unter Nr. 51 gelegenen, der Direktion der Thüringer Eisenbahn in Erfurt gehörigen Grundstücke Nr. 1892 VeS Flurbuche- und Fol. 1763 de« Grund- und HypothekenducheS für die Stadt Leipzig eine Kalkwasserfabrik zu errichte». Wir bringen diese« Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kcnntniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen da gegen, welche nicht aus privatrechllichen Titeln beruhen, bei deren Verlust hinnen 11 Tagen bei uns anzubrinzen. Einwendungen, welche aus besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird> zur richterlichen Entscheidung zu verweisen. Leipzig, am 29. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. ' vr. Trvndlin. Kretschmer. Vekanntumihung. In unserer Verwahrung besuchet sich eine goldene Brille in schwarzem Futteral, welche nach Angabe der jenigen Person, welcher die Brille abgenommen wurde, von dieser im April dss. IS. im Brühl gefunden worden ist. Wir bringen dies hiermit zur öffentlichen Kennkniß und fordern zugleich den Eigenthümer auf, sich ungesäumt bei unserer Criminalabiheiliing zu melden. Leipzig, am 2. October 1882. Da- Polizeiamt der Stadt Leipzig. I. B. Junck, Pol.-Rath. vr. D. Oetkentlieke HandelsIekranGtalt. Xnm'IilunL-en rum Lnitritt« in äio Vekrllnaoadtlieiluax «verüvo von ilaotmr, ckee 2-, bis Von »er-,tax, ckv» 5 Octdr., voa 11—12 I/ür Vormittags entzzszzenaanommeo. vmel Hyallrr»«,, Vtreotvr. Nichtamtlicher Theil. ZU den Wahlen in Preußen. ** Berlin. S. October. DaS Centrum tritt mit einem Wahlaufruf hervor, der unter eigenthümlicken Umständen veröffentlicht wird. Er ist bereits am Schluffe der letzten LailVtagSsession, im Mai, versaßt und nach der Versicherung der „Germania" ist daran nichts geändert worben, obwohl die Stimmung und Lage inzwischen eine wesentlich andere ge worden ist. Er ist sonach, wie da- leitende Blatt deS Ccn- trum« aussührt, veraltet und entspricht gar nicht mehr der augenblicklichen Lage. Die Bemerkungen, welche die „Ger mania" hinzufügt, sind daher auch interessanter und wichtiger, weil die augenblickliche Lage bester kennzeichnend, al- der Wahl ausruf selbst. Der letztere ist gegenüber der Regierung und den Com scrvativen weit verbindlicher und entgegenkommender, als e« heute dem leitenden CciilrumSblatt selbst noch gerechtfertigt erscheint. Er erkennt die fortschreitende Ueberzeugung von der Nothwendigkelt der Wiederherstellung de« inner,, Friedens an und spricht die Hoffnung au«, baß den Anfängen zur Besserung bald die volle That folgen werde; er sagt der conservaliven Partei Dank sür die Unterstützung in dem Be streben. Härte» zu mildern unk sur vieHerbeiführung de« Friede»« Zeit und Boden zu gewinnen. Allein, bemerkt die „Germania" dazu, jetzt sind die Hoffnungen bedeutend herabgedrückl, dir Regierung verweigert ohne jedenGrund rieAuSsübrung der ihr zur Milderung deS CuIlurkampscS verliehenen Vollmachten, und während früher die Verhetzung der beiden Consessionen da« besondere Anliegen der Liberalen gewesen sein soll, betheiliq ten sich neuerving« auch conservalive Elemente und die ossi civse Presse an diesem Geschäft. Wäbrend der Aufruf noch von einer christlich-ronservatwen Regierung spricht und eine Umkehr von den Wegen de« falschen Liberalismus wahr nimmt, constatirt die „Germania" neuerving« wieder einen liberaltsirenden Zna und in der Socialresorm einen capita- listischen Anstrich, towie einen fortschreitenden Mangel an Stetigkeit und Klarheit der Regierungspolitik. Im klebrigen bietet der Wahlaufruf kaum etwa« Neue« oder sonderlich Bemerken«werthe«. Anerkennen wollen mir. daß er sich einer gemäßigten würdigen Sprache bedient und sich in dieser Hinsicht sehr vortheilhasl von dem demaaogiscken Hetzblatt unterscheidet, mit welchem die deutschconservative Partei vor Kurzem über die Liberalen hergesallen ist. Au« den Bemerkungen der „Germania" verdient noch der Sah hervor- gchoten zu werden: „Die Session schloß unter der erfreulichen und fruchtbaren Thätigkeit einer «ntiliberaleu Mehrheit. Die sonderbare Wahlpolitik der Regierung hat es inzwischen dahin gebracht, daß eine liberale Mehrheit al- Ergebniß der Neuwahlen z« befürchten steht und daß jedenfalls die Hoff nung aus eine entschlossene antiliberale Reformpolilik bereit» aus ein Minimum reducirt ist." Wir wollen diese resignirle Prophezeiung de« klerikalen Blatte« alS gute« Anzeichen neynien. Wenn man sich der Worte erinnert, mit welchen der Reichskanzler am l2. Juni d. I. sich in seiner Monovolrede im Reichstag über die Steuerfragc auSsprach. so hätte man annchmen sollen, die W ahl b ewegung werde sich um nichlS andere« drehen al« um die Frage de« Druck- an direkten Steuern und der zur Abhilfe dienenden Mittel. Der Reichskanzler äußerte damal-: .Mir erwarte», daß bei den Neuwahlen in Preußen die Frage: Fühlt da« preußische Volk wirklich einen Steuerdruck, besten Erleichte rung eS wünscht oder nicht? rin Hauptkriteriuni bilde. Soll die Clastensteuer mit ihren Millionen Executione», beibehalten werden, da« ganze veraltete Institut? Soll dir hohe Belastung der Gemeinden beibehalten werden, ohne ihnen zu Helsen? Soll da- Schulgeld beibehalke» werde»? Wollte der nächste Landtag wie der bisherige sich einer ein gehenden DiScussion der Äedürfniß- und Verwendungsfrage, einer Beschlußnahme darüber, welche Verwendung er haben will, versagen, so könnte ich Sr. Majestät nur rathcn, so oft an die Wähler zu appelliren, bi« darüber die nothwcndige Entscheidung erreicht ist, und ich werde kein Bedenke» tragen, Sr. Majestät »u rathen, den preußischen Landtag, sobald er nur gewählt ist, zu berufen, lhm diese Frage zu stellen und ohne Weitere« von Neuem an die Wähler zu appelliren, wenn un« wiederum in der bisherigen Weise auSgewichen wird." ES ist von Interesse, angesichts der veränderte» steuer- politischen Action sich diese Worte inS Gedäcblmß zurück- zurusrn. Ueber die Bedeutung, welche die Sleuerfrage in der Wahlbeweaung gewinnen wird, hat sich der Reichs kanzler jedenfalls getäuscht; e« ist von manchen andern Dingen ebenso viel oder mehr die Rede. Die Behauptung von einem unerträglichen Druck der dirccten Steuern wird dadurch schon aus ein bescheideneres Maß zurlickgesuhrt. Freilich hat die Regierung auch nichts getban, klare, ver> ständliche und populäre Ziele aus diesem Gebiete auf- nistellen. Die Stcuersrage ist heute unmittelbar vor den Wahlen dunkler al« je. Wir sind nur belehrt worden, daß der Landtag ein Zeuguiß Uber die Bedürsnißsrage au« stellen soll, nicht aber in welcher Form die« geschehen, in welchem Umfang die Bedürsnißsrage gestellt, aus wclchen Quellen bejahenden Fall« Deckung gesucht, welche von den alten Verwendungszwecken scstgehalten werden sollen. Durch unbegreifliche ofsiciöse Auslassungen ist selbst die allgemeine Richtung der geplanten Steuerreform verneint worden In dieser Gestalt konnte die nebelhafte Frage der Steuerreform freilich keinen Angelpunct abgeben, um den sich eine mächtige Wahlbewegung hätte drehen können. Der „Kreurztg." zufolge bleibt e« feststehend, daß der preußische Landtag erst Mitte Januar, am Enke November dagegen, zur bestimmten Zeit, der Reichstag be rufen werden wird. ES würde dadurch ein voller schwer entbehrlicher Monat der parlamentarischen Benutzung ver loren gehen und die Schwierigkeiten im Verlauf de- Winters sich in einer Weise steigern, daß kaum abzusehen ist, wie man sich mit der knappen Zeit zu behelfen gedenkt. Jedenfalls wäre es im hoben Grade wUnschenSiverth und eine billige Rücksicht für die Abgeordneten, daß über die parlamentarischen Dispositionen unverzüglich Beschluß gefaßt und öffentliche Mittheilung gemacht würde. Leipzig, 5 October 1882. Zur auswärtigen Lage wird un« au» Berlin geschrieben: „Es ist merkwürdig, wie schnell sich die öffent- iicbe Meinung in Deutschland über die zelung der Ver hältnisse in Egypten beruhigt hat. seitdem an der Geneigt heit Gladstone'S, diese Frage im Einklang mit der Politik deS Fürsten BiSmarck zn entscheiden, nicht mehr gczweiselt werden kann. Man hat da« Vertrauen, daß sich eine Form werde finden lassen, welche England in gewissen Grenzen die Früchte seiner Erfolge läßt, ohne den anderen Mächten, ein schließlich Frankreichs. daS peinliche Gefühl emzuflvßen, daß eine der wichtigsten Stellen der Erde in der Hand eine-, durch diesen Besitz de» Ring seiner Weltmacht schließenden Staate« bleibe. Liegen doch sogar Anzeichen vor. nach denen selbst die türkischen Staatsmänner und die Führer der Nation nalpartei in Egypten über die Absichten Gladstone'S einiger maßen beruhigt sind, wenn eS auck selbstverständlich sür eine Fabel gehalten werden muß, daß der Sieg von Tel-el-Kebir eine verabredete Komödie gewesen, die sich Arabi in der Gestalt mehrerer Millionen von den Engländern habe bezahlen tassen. AlS ein erste- Anzeichen einer nüchternen Ausfassung der Lage kann der Umstand gelten. daßvonderEinberufung eine« europäischen CongrrsscS jetzt nirgend« mehr die Rede »st. Derartige Veranstaltungen pflegen ja gemeiniglich bann Platz zu greisen, wenn die Rathlosigkeit am größte» ist, oder wenn unter der Maske der Freundschaft rin heimlicher Gegner um seine Erfolge verkürzt werden soll. Auch daß England energisch« Schritte thut, um die Frage der Ent schädigung für die in Alexandrien rc. untergegangenen europäischen Eapitalien in Kluß zu bringen, hat hier einen guten Einnruck um so mehr gemacht, al» durch eine befriedigende Erledigung dieser Frage die öffentliche Meinung in Frankreich und Italien sich vorau»sichllich schneller mit den neuen Zuständen versöhnen wird, al- wcnn dort zu der Empfindung einer politischen Schlappe noch der Unmulh über materielle Einbuße käme. E« ist selbstverständlich, daß der Firman de« Khediv«, der die Einsetzung einer Enl schädiqungscommission anordnet, nickt ohne die Zustimmung de« Generale Wolseley erlassen worden ist, ja baß er über haupt nicht vorhanden wäre, wenn da« britische Tabinet denselben nicht für unumgänglich erklärt hätte." Betreff« der über Lothar Bücher in den Blättern enthaltenen Noliren schreibt die „Kreuzzeitung": „Ersten- wird in den betreffenden Notizen vielfach Mißbrauch getrieben mit der Eigenschaft Bücher'« al« sogenannte „rechte Hand" und „Berather" de» Fürsten BiSmarck. Beide- ist weder Herr Lothar Bücher noch sonst Jemand gewesen. Fürst BiSmarck bat keine „rechte Hand" in dem Sinne, wie e< in den betreffenden Mittheilungen vielfach behauptet wird§ Zweiten« spielt in allen jenen Mittheilungen die Unkrnal^ der Verhältnisse im Lu«wärtigea Amte bedeutend mit;/«S ist an und für sich ein großer Unterschied, ob Jemand A Au-wSrtig«n Amte nur durchgehend beschäftigt wird, um für den praktischen diplomatischen Dienst vorbereitet zu werden, oder ob er zu den stehenden Mitarbeitern de« Auswärtigen BmteS au-erwählt ist. Die letztere» avanciren nach der hergebrachten büreaukratischen Ordnung, während e« nichlS Auffällige- hat, daß ein anderer in der praktischen diplomatischen Laufbahn in verhältnißmäßig jungen Jahren Gesandter und Botschafter wird und dadurch in der hierarchischen Ordnung einem seiner früheren Vorgesetzten letzt seinerseits vorgeht. E- wird daraus schwerlich Anlaß zu irgend einer lauten oder vertracclichen Beschwerde ge nommen werben, und wir sind überzeugt, daß eS Herr Bücher gewiß keinem seiner früheren Eoücaen gegenüber thut. Mä hrinen etwaigen Rücktritt betrifft, so wissen wir. daß er schon feit mehreren Jahren wegen geschwächter Gesundheit damit umgebt, sich au« dem activen Dienst zurückzuziehen, und eS bedarf schwerlich eines weiteren ErllärungSgrunkeS sür eine» etwaigen Entschluß desselben in dicser Richtung." Die Ankündigung, daß der Reichstag vielleicht schon in der nächsten FrühjahrSsesnoil sich mit dem Entwurf einer neuen Militair-Slrasproceß-Ordnung werde zu befasse» haben, ließ ansang- in ihrer Allgemeinheit die günstige Deutung zu, daß ei» Einvernehmen zwischen Preußen und Baicrn über die Grundfrage de- ösfciittich-mündlicücn Verfahrens erzielt sei Da man zn der bairische» Regierung daS Zutrauen hegen darf, daß sie dicke schöne, wichtige und bewährte Einrichtung de- contradictorischen ProccßversahrenS nicht ausgcbcn werde, so stand der Vcrmuthung nicht« im Wege, daß an entscheidender Stelle in Berlin nunmehr die Bedenken gegen die Annahme der Oeffeallickkcit im Militair- strasproceß fallen gelassen seien. Leider hören wir indessen an« guter Quelle, daß sich diese Hoffnung kaum verwirklichen dürfte, insofern der vorläufige Entwurf, der den Regierungen der Einzelstaaten von Berlin au- zur Begutachtung mik- getheilt worden ist, an dem Grundsatz de« Geheimen und schriftlichen Verfahrens sestbält, andererseits aber auch daS Bebarre» der bairischen Negierung an ihrem Standpunct als zweifellos gilt. Wcnn trotzdem die alsbaldige Regelung der Angelegenheit in Aussicht gestellt wird, so kann inan sich der Meinung Derjenigen nicht ganz verschließen, welch« e« im Plane Preußen- liegend bezeichnen, einen Ab schluß ohne die Zuziehung Baiern«. als» nur sür daS ai öerbairisck»« Deutschland, zu bewirke«. Die MilitairgerichtS- b»'"e:t und ihre gesetzgeberische Form gehört zu den Reservar- reckten Baiern«, kann diesem Staat also ohne seine Ein willigung nickt genommen werden. Ist eine Au-gleickung der entgegengesetzten Anschauungen von Berlin und München nickt zu erreichen, so wäre also staatsrechtlich recht wohl denkbar, daß der neue Entwurf Baiern ganz außer Acht läßt. Man kann indessen im Zweifel sein, ob eine solche Wendung nicht bedauerlicher wäre al- da« Fortbestehen des gegen wärtigen Zustandes. Denn e- würde dadurch mit einem Schlage »nd zum Schaden deö ReichsgedankcnS ei» Zwiespalt verewigt werben, von welchem jetzt noch immer gehofft werde» darf, daß ihn die Zeit und günstigere äußere Umstünde unter beiderseitigem verständigen Entgegenkommen au» der Welt schassen. Die welfische „Deutscke DolkSztg." pflegt über den Herzog von Eumberland und dessen Familie in einem byzantinischen Stil zu berichten, wie er sich kaum in den Hos- berichten irgend einer regierenden Dynastie findet. In der neuesten Nummer deS Blatte» liest man folgende Note: Seine königliche Hoheit der Herzog von Cuniberland und zu Braunschweig und Lüneburg lassen sür da- zu HöchstIhrein Geburt», seste im Kreise treuer Hannoveraner von Seiner Excellenz Herrn StaatSniinister Winbtborst auSgedrachte Wohl herzliche danken und ersuchen Herrn Oderstlieutenant B. von Alten, solches auf geeignetem Wege allen Festiheünehmern zur Kemitniß zu bringen. Gmunden, den 24. September 1882. Bo karr, Oberstkieutenaat. Herr Windthorst batte e« seit Jahren vermieden, in ostensibler Weise al« Thcilnchmer an wclsischen Demonstra tionen ausziitrcteil; neuerving« scheint er besondere Gründe gehabt zu haben, hiervon eine Ausnahme zu machen. Seitens de« CentrumS wird mit Petitionen um ein ge setzliches Verbot der SonntagSarbcit vorgegangen, die u. A. auch auf eine Beschränkung de« Post- und Eisen bahnverkehr- gehen und eS wird verlangt, daß an Sonn- und Feiertagen wenigsten» der Frachtgüterverkchr mit Ausnahme der Transporte zur Eilgultaxe aushvren solle. Der General- Postmeister Stephan hat früher wieoerholl erklärt, daß er ge neigt sei, den Wünschen aus Beschränkung deS Sonntags dienste« sür die Post- und Telegrapbcnbcamten so weit wie möglich entgegen zu kommen, und so ist denn auch die Ver fügung über die nur einmalige Bestellung von Postsendungen an Sonn- und Feiertagen erhängen. Herr Stephan hat aber bemerkt, daß Beschränkungen m weitcrcm Umfange sich nicht werden ermöglichen lassen. Die Differenz zwischen den Herren Richter und Häncl bat sich weiter zugespitzt; die Kieler Zeitung, die zu Herrn Hänel die intimsten Beziehungen unterhält, bringt folgende Nachricht: „Die in verschiedenen Blättern verbreitete Nachricht, daß der Abgeordnete vr. Hänel beabsichtigt habe, in der Sitzung deS verstärkten Ausschusses de« Central- WahlcomitSS der Fortschrittspartei daS schleSwig-bolsteinischc Wablcompromiß mit den Nationalliberalen zu rechtfertigen enlbcbrt jeder Begründung. Da dieliberalePartri inSchlrSwig Holstein niemals ihre Selbstständigkeit ausgegeben, konnle das unzweiselbastc Recht, Wahlbündnisse zu schließen, von ihrem Führer nicht zu einem Gegenstände der DiScnssion, geschweige den» der Rechtfertigung gemacht werden. Es hätte sich von unserer Seite »nr um die ernste Beschwerde hanteln können, daß mit den Mitteln der Gesammtparkci der Krieg eine» TheileS der Partei gegen einen andern geführt werbe. Nachdem aber Herr Richter einen Ausgleich durch die Agitation-reife in SchleSwig-Holstein unmöglich aeinacht, hat Vr. Hänel e« vor gezogen, an der Sitzung de« Berliner Ausschusses nickt theib junehmcn, dessen Pflicht eS gewesen wäre, die Selbstständig keit einer provinsieNen Organisation und die von sä,amtlichen fortschrittlichen Abgeordneten dicser Provinz gebilligte Ab macknng zu schlitzen und derselben Geltung zu verschaffen Die Streitfrage kann jetzt nur in ten parlamentarischen Fraktionen der Partei zur Erledigung kommen." opvau wird gemeldet, daß auch in den dortigen Lanvbrzirken die Agitation gegen die deutsche nt. Drei czechische VolkSschullehrer auß Mähren kkyden Troppau benachbarten czechische» Dörfern Men, wo jene in den WirthShäusern die Bauer» versammelt, um an diese czechische Flugschriften zn vertheilen, welche in überaus heftiger Weise die Unterdrückung der deutschen Sckulen und die Errichtung czcchischer verlangen. Von der slavischrn Laudaeistlichkcit jenes österreichisch-schlesischen GrenzbezirkS sind jene Agitatoren aus Mähre» dcmonstrativ- sxeundlich empfangen und an niedreren Orten bewirthet worden. Zwei jener czecbischen Lehrer. NamenS Scdlaczek und Stary, unternabmen von Troppau auch einen Ausflug nach der nahe» preußischen Stadt Ratibor, wo sie aber, au- nahe liegenden Gründen, sich sehr bescheiden verhielten. Da« in Triest erscheinende slowenische Journal „Edinost" (Einheit) räth der österreichischen Regierung im Hinblicke auf die jüngsten empörenden Vorgänge in Triest, doch endlich den entscheidenden Schritt bezüglich der amtlichen Feststellung der Nationalität deS Triester Skadt- und Land« bezirke« zu thun. Nachdem „Edinost" auSgesührt, daß e« in Triest nur einen Bruchtheil fremder, nicht zum öster reichischen StaatSverbande gehöriger Italiener gebe, die wirklich einheimische Bevölkerung aber unleugbar eine sla- vische sei, so hätte die in priest noch gebräuchliche «ta- lienische Amt«- und Verkehrssprache nicht allein keinen Sinn mehr, sondern wäre geradezu, wenn sie noch weiter tolerirt würde, eine ernste Gefahr für Triest und Oesterreich. Würde Triest al- eine slowenische Stadt, Wa ste lhalsächlich sei. erklärt, und da- Slavische al« Amts- und BerkehkSsprache eingeführt, so wäre den ländergierigeu Jta- lianissimi mit einem Schlage der Boden zu ihrer unsinnigen und verbrechcrischen Agitation entzogen. Tie in Triest woh nenden Deutschen nennt da- genannte slavische Blatt eine „verschwindend kleine Zahl Fremder", welche, auf einem ihrer Nationalität völlig fremden Gebiete wohnend, nicht berechtigt wären, gegen die Slavisirung der Stadt und ihrer Nmgegrnd irgend eine Einsprache zu erheben. In Pest hat in Folge der jüngsten ernsten Ruhestörungen in Preßburg ein Min isterrath stattgefunden, in dem die gegen die antisemitische Bewegung Hu ergreifenden Maß nahmen besprochen wurden. Da gerade m der Jüngstzeit der ungarischen Regierung au» vielen Theilen deS Lande» Berichte über die immer mehr sich verbreitende antisemitische Bewegung zugegangen, so vermochte iener eine Mmisterrath Uber dr« Gegenmaßregeln noch nicht schlüssig zu werden. Au» diesem Gründe werden die Berathungen schon in den nächsten Tagen fortgesetzt. Die Regierung soll bereit» « Er fahrung gebracht haben, aus welche Einflüsse »nd Anstistungci- dir jüngsten Exeeff« in Preßburg »rück« zuführcn seien. Die die oppositionellen Pester Blätter melden, soll auch im ganzen antisemitischen Lager große Be wegung herrschen. „Függetlcnseg" sagt geradezu, die Regie rung möge sich hüten, daS Volk zu reizen und gegen dasselbe vergewaltigend einzuschreiten, weil dadurch unberechenbare Ereignisse cintrrten und über die Trünimer der ganzen gcaen- wärttgen Regierung-maschine hinwegsckreiten könnten. Der Agitator Jstoczy soll im antisemitischen Club sich geäußert haben, er werde nicht ruhen, so lange die Judenfrage der Regierung nicht den Hals gebrochen habe. Aus Riga wird vom 29. September geschrieben: „Ver schiedene Anzeichen scheinen daraus hinzudeuten, daß die üoerall ,n Rußland gährende agrarische Frage zu allererst in den baltischen Provinzen einen drohende» Charakter an» nehme» und zum AuSbruchc kommen solle. Es wird mit aller Bestimmtheit versickert, daß sich in letzter Zeit in mehreren Orken bewaffnete Banden von Bauern bilde», die sich unter Drobungeu gegen die Gutsbesitzer in die Wälder zurückziehen. Unlängst wurde der GutsbesitzerGrothuS-Vichsstrauten auf dem Wege in seine Heimath durch einen Flintenschuß auS dem Walde von unbekannter Hand so gefährlich verwundet, daß er nach einigen Tagen an den Folgen seiner Verletzung starb. Kürzlich hat ein anderer Gutsbesitzer Neck von Suderhoff sein TodeSurtheil von einem unbekannten Agrar-Exccutiv-Comitü empfangen. Als er kurz nachher sei» Hau» in einem Wagen verlies, gab er mehreren von seinen Leute» Befehl, ihm al» Gcleit zu dienen. Scko» am nächsten Tage wurde aber letzteren ein Brief ungefähr folgenden Inhaltes geschickt: „Brüder! Euer Herr ist zum Tode verurtheilt worden; haltet Euch fern von ihm, daß wir Euch nickt gegen unsere» Willen verletzen, wenn wir da« Urlheil Vvllstrccken." Seine Leute weigerten sich daraufhin, ihn, noch ferner da» Geleite zu geben, und der beängstigte Gutsbesitzer verlaßt seither nicht mehr die Wohnung. ÜS hak also ganz den Anschein, al- stäiidcn wir hier den Anfängen einer Agrarbewegung wie in Irland gegenüber." AuS Sofia meldet man, daß zu der bevorstehenden Be gegnung VeS Fürsten Alexander mit dem Könige Milan von Serbien bereit« Vorbereitungen getroffen werden. Ein Schiff wird mit dem General Lessovoy, dem Obersten Stanitzky und dem Acjutanle» Marino»» zur feier lichen Einholung de« Königs diesem entgegen gesendet werden. Zum Ehrendienste wird dem Könige Milan Oberst Stanitzky zugewicscn werden. — Der bulgarische KriegSministcr, Baron KaulbarS, ist von seinem Urlaube wieder in Sofia eingetroffcn. Wie die bulgarischen Journale melden, hat der Stadt rath von Wivdin beschlossen, dort ein Gymnasium zu errichten, welche- zum Andenken de« der „slavischrn Welt unvergeßlichen" GeucralS Skobeless die Bezeichnung „Skobelesf-Gymnusium" sülnen wird. — I» Plew na hat eine Voltsversammiang einstimmig den Beschluß gefaßt, sür die 10. Druschina eine Kaserne zu erbauen, welcke „Skobeleff- Kaserne" beißen soll. — Der Herausgeber deS in Rustschuk erscheinenden OpposilionSblaltcS „BralSkwo" (Brüderlichkeit), Herr Georg Kyrdnew. bat nach Rumänien sich geflüchtet, nachdem er i» Ersahrnng gebracht, daß er wegen seiner liberalen Agitation und Preßvergehe» verhaftet werden sollte. Man schreibt un» auS Konstantinopel, 26. Sep tember: „Nack langen Unlerba,»klungen, die von der rgyp- tischrn Frage beständig durchkreuzt worden waren, ist e< dem diplomatischen Agenten de- Fürsten von Bulgarien bei der Pforte, Herrn Zanow, gelungen, mit der Pforte eine Vcrenibarung über den Moduö der ossiciellen Correspondenz -wischen der elfteren und dem Fürstenlbume zu erzielen. Nabezu zwei Jahre lang waren die administrativen Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien vollständig abgebrochen, da da« Fürstenthum sich beharrlich weigerte, mit der Pforte durch Vermittelung de« SpecialbureauS, welchc« sür die Correspondenz der privilegirten Provinzen er richtet wurde, zu verkehren. Dieser Zustand schlug zum Schaden von Tausenden von Individuen, namentlich Musel-
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