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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-08
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lebacli«» und Lrreditio» Johanne-gasse 33. -Pfkchknndrn -rr Kedarti««: VormittaqS 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. tzitr tt« Nva»»de «m-eiantlkr M»milcrt»t« «acht Ach t» K«»»cr>»a »u»r »«rdmdUch, WMr.TagMM Annahme der snr die na»fts»l,e«d« -inmmer »estimmte» Inserate an Wachentagen dt« S Nhr Nachmittag«, a« »onu- und Kesttag«» früh di» Uhr. 3n den /ilialkn Nir Ins.-^nnahme. Otto Klemm, UniversitLt-strahe LI, Laut» L-schr. Kaiharinenstraße 18, p. unr bi» '/,» Nhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß-Auflage 17,700. Av»»>rmrnt,»rei» vteneli. 4'/, ML, tnrl. Brnigerloh« 5 ML. durch die Lost bezöge, 6 ML Jede einzelne Nummer 2b -f. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren tür Extrabeilagen »h«e Poübkiördermig 39 ML «tt PostbeiSroerung.48 ML Inserate Sqeivaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften lam unserem Prei»- oerzeichniß. La bell arischer Sa» u»w höherem Tarif. Nerlamea unter den Redartiondftrich die Svalizelle 50 Pf. Imeratr find sters an die Er-edttta» z» ieaoen. — Ziabart wird nicht gegeben. Zahlung pr»«noul^ran>io oder durch Post nachnahme. Z28I. Sonntag dm 8. Oktober 1882. 76. Jahrgang. Amtliche^ Theil. Sksrnlliche Sitzung der Stadtvrrordnkien Mittwoch, am LI. Octbr. 188», Abends «V. Uhr, tm Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung- I. Gesuch dcS Herrn Buchbindermeisier Heinrich Föste svu. um Entlassung auS dem OrtSstcueraussckuß. II. Bericht deö GaSauSschuffcS Uber: a. die Abrechnung der Gasanstalt pro 1879; d. Einführung der Gaslei tung und Candelaberaufstellung in Straße ^ zwischen Kaiser Wilhelm-Straße und Brandvorwerkstraße; c. Versetzung de- GaSmesserS im Conservatorium; ä. Ausstellung eines CandelaberS auf dem Play zwi schen der Garten- und Mitlclstraße; o. Ausstellung eines CandelaberS auf der Kreuzung der Straße k. III deS südwestlichen Bebauungsplanes und der Harkort straße; k. diverse Anträge wegen Herstellung besserer Belcucistung auf verschiedenen Straßenkreuzungen und Plätzen. m. Bericht de» BauauSscbusseS über Einlegung der Wasserleitung in einen Theil der Straße ^ deS süd lichen Bebauungsplanes. kV. Bericht deS Bau-, Ockonomie- und verfassungSauS- scbusscs über den ParzellirunqSplan für den ehe maligen Koblenbahnhof und die Bauvorschriften.für das städtische Areal dortselhst. V. Bericht dcS OckonvinieausschusseS über: ». die Petition wegen der Construction der neuerdings gelegten Pserdcbahngclcise; d. Herstellung einer Thonrohr- schlcnße hinter dem Grundstücke, Klostergasse Nr. 15 und Sachverwilligung zu Pos. I dcS Conto 8 (Schleußen) dcS diesjährigen Hm'Shaltplane». VI. Bericht deS Oekvnomic- und StistuiigSaiiSschiisseS Ubcr Conto 33 (nördlicher Friedhof) deS Hauöhalt- plaiieS pro 1881. VII. Bericht de- StistungSausschusse» über: ». Etatisiruag der Wirthschaftcrinstelle im Krankenbause; d. Pos. <2. 88 und 71 der Bedürfnisse de» dieSjähmgeu Kra«tra- haüS-Budgrk«; «. imrschiedene S«iftm,g»r«chnnngen. Vetzannimachung, bte Bezahlung der Jmmobtliar-Drandcaffeu« bettrage betreffeud. Nach der Verordnung der königlichen Brand-BersicherungS- commissivn vom 7. Int, a. o. hat da» königliche Miuisteriu», deS Innern genehmigt, daß auck für den diesjährigen zweiten Hebclermin — L. Oktober — ein Driltheil der ordent lichen Brantcassenl'ellräge bei der Abtbeilung der Gebäude versicherung erlassen wird. Diese Beiträge werden mithin nur in der'Höhe von Einem Pfennig vor» jeder Bei« tragSeiuheit erhoben. Bei der Abtheilung der freiwilligen Versicherung tritt eine Eriiläßigung der Beiträge nicht ein. Alle kiesigen Hausbesitzer rcsp. deren Stellvertreter werden deshalb hierdurch ausgcsvrkcrt, ihre Beiträge spätestens binnen acht Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Sladt-Sleuereiniiahme. Brühl 5t. 2. Stock, Zimmer Nr. 10, bei Vermeidung der soust eüitretendcn gesetzlichen Maßnahmen abzusühren. Leipzig, den 25. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Ko Vekanntmachuils, »ie Theilung deS bisher eombtnirte« 28., 2V., 3V. ArmenpflegedistrictS betreffend. Veranlaßt durch VaS Wachsen der Armenzahl in dem bisher combinirten 28. 30. Armenpflegedistricte haben wir eine Theilung diese» Distrikte« beschlosten und dem neudegründelen 28. Dtstrtcte die unter verzeichncten Straßen bez. Straßentheile zu gewiesen, wogegen dem auch ferner combinirten 29/30. Districle die unter 8. ersichtlichen Straßen zugetheilt bleiben. Die TistrielSversamnilung de« neue« 28. Distrikte» wird gebildet durch folgende Herren: Schlossermeister' M. Sauer, Südplah S, Vorsteher; Kaufmann G. Kittel, Eüdslraße 2l. Director G. D. Sauer, Südstraße 62. Zimmcrmeister G. S Hermann, Südstraße 12, Actuar A. F. Wolf, Südstraße 26, Maschinensabrikank I. F. Aikentscher, Arndtstr. 82. Zinimerniklster b. F. H. Winkler, Südstraße 66, Produclenhäiidler L. Linke, Kochstraße 15, GerichtSvoUzieber L. Weber, Zeitzer Straße 30 d, Holzhänvler W. G. Manuel, Bayerische Slr. 2l, Part, als Armenpsleger. Dagegen verbleiben in dem alten auch fernerhin com« binirtcn 29./30. District Herr Schuldireclor Schmidt, Kaiser Wilhelmstr. 8, HI. als Vorsteher; Herr Lehrer E. G. ClauS, Arndtstraße IS, « Zimniermeister A. T. Meyer, Südstraße 27, » Modelleur L. Scheele, Südstraße 5, - Zimmcrmeister b G. Riedel, Südplatz v. - Buvenverlciher I. Lohfe, LöSniger Straße 5, « Privatmann Rud. Aug. Wilh. Mor. Neu« mann, Südstraße 23. l. - Expedient Mor. Beruh. Major,ZeitzerStr.30d.I. - I)r. Schmtedt, Süvplatz ll, als Armenpflcgrr. Leipzig, den SO. September 1882. Da» Armen-Dtrectortn». Luvwig«Wolj. 28. Distrlet. Brandvorwerkstraße 20—76. Sroupriuzstraß« von ihrem unteren Ende bi» zu, Südstraße, Südplutz. Südstraße von dem Stidplatz bi» zur Connewiher Grenze. Kichlestraße und VaS von diesen Straßen und der Flur grenze umschlossene (westliche) Terra,». 18. 28. SV. District. Elisensiraße (20 b—22) und Bayerische Straße (lü—119) von der Sophienstraße bis Kronprinzstraße, LkSniger Straße und die oberen Theile der Kvrnerstraße, Schcukendorfstraßc. Arndchraße und Mvllkestraßr von der Südstraße bi» zur Bayerischen Bahn, Da« Terrain östlich der Südstraße von der Kronprinz straße bi« zur Conncwitzcr Grenze und bi» zur Bäuerischen Bahn, Sleinstraße. I)r. Grorgi. och. Vtkail«t«achlmg, die staatliche Einkommensteuer detr. In Gemäßheit deö FiuanzgesctzeS vom 1. März a. o. und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist der dritte Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer am riO. September dieses Jahre» «tt der Hälfte de» Rormalstenerfatze» fällig. Die hierorts Steuerpflichtigen werden deshalb ausgesordrrt, kbre Steuerbelräge ungesäumt und spätestens btunea drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt- slcuer-Einnahme, Brühl 5l, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen rintretenven gesetzlichen Maßnahmen abzusühren. Leipzig, den 25. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Koch. Auctions - Bekanntmachung. Im Auctionölocale dcS Unterzeichneten Nalhes, Gerber straße Nr. 16. Hos 1. Etage, sollen Mittwoch, den Ll. Oktober diese» Jahre», Vormittag» v Uhr 1 Sopha, 1 Schreiblisch, 5 Kieiverschränke, 1 Wäscheschrank, 1 Kanoncnoscn. 1 Handwagen, l Kiiiderbettstelle. 2 Hobel bänke. l Nähmaschine, 5 Tafelwaagen. 8 Säcke GypS, 2 Windhaubcn, l Thür. 62 Stück div. Breter, 10 Fenstrr- brcter, 56 Tbiirfutter, >99 Tockenhölzer, 10 Trrppenhanv- grifje, 27 Stück gedrehte Decken, 1 Zitber, Wand- und Taschenubren. Gold- und Silbcrsache», eine Partie Kleider re. re. an den Meistbietenden gegen sosvrlige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 4. Oktober >882. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Trkndlin. Bekanntmachung. In Veranlassung der durch Legung von Pserdebabnarleiscn im Grtmmatschru Steinweg uni, der Ho»pit«lstraste detmgten llmpstastcrung dieier Straße» sind die Besitze» der an denselben angrenzenden Grundstücke nach unserer Bekannt machung vom 10. März vorigen Jahre» verpflichtet, die Trans-, Fallrohr- und WirthschattSwäsicr durch unterirdische Beischleußrn für ihre Nectmung direct in die Hauplscbleuße abzuleilrn, und zwar sind diese Anlagen aus Kosten der Bc- lhciligten durch u»S, nachdem das hierfür zu berechnende Bauschkostcnquantum ciiigezahlt ist, außerhalb der Privat- grundstückc innerhalb de« StraßeukörpcrS auSzusühten. Wir fordern daher die Besitzer bez. Administratoren der an genannten Straßcntracte» angrenzenden Grundstücke auf, ivegcn Unterführung der Fallrohre, beziehentlich wegen uoth- wendig werdender Einlegung oder Umlegung von Bcischleußcn bei un» Anzeige zu erstatten, damit die Ausführung der Arbeiten rechtzeitig aus Kosten der Adjacenten erfolgen kann. Im Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumige«, außer Verwirkung einer Geldstrafe bi« zu 60 *ck zu gewärtige», daß die vorstehend gedachten Arbeiten von RathS- wegen aus ihre Kosten auSgesührr werden. Die Höhe der hierfür zu hiutcrlegenden Bauschkosten wird einem Jeden der Bethciligten mittelst besonderer Zusertigung bekannt gegeben werden. Auch sind etwa beabsichtigte, die bezeichncte» Straßentracte berührende Arbeiten an den Privat-GaS- und Wasserleitungen vor der Pflasterung auSzufübrcn. Mit Rücksicht aus die Erhaltung eine« guten Straßen Pflasters werden Arbeiten der vorgedachten Art im Straßen körpcr während eine» Zeiträume» von 5 Jahren nach beendeter Pflasterung in der Regel nicht zugelasscu werden. Leipzig, am 25. September >882. D»r Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. CichoriuS. Erstatteter Anzeige zuiolge lial vec Kellner Heinrich Aerdt«»»d Nimmrtch au- Gelmeroda da« ihm von der unter, zeichneten Behörde unter dem 31. März 1880 ausgestellte Dienstbuch Verl»«». Wir bitten, dasselbe im Auffindung-falle a» un» abzuliefern. Leipzig, am 6. October 1882. Da» G.lizrt-Amt »«selbst. I. «- I»nck, Pol.-Naty. Fm Besitze eine« hier zur Haft gebrachten Manne« bat stch et» Stück Linserstvff befunden, über desie» rrchtmüßigea Erwerb er sich nicht anSzuweisea vermocht hat. Da anzunehmen ist. deß der Gefangene durch et»e strafbare Handlung in den Besitz de« Zeuge» gekommen ist, so bitten wir, bez. Wahrnebmunqeu ungesäumt un« mttzutheile». Leipzig, am 8. Oktober 1888. Da» Palt,et-A«t »«selbst. Iunck, Pol.-Rath. vr. Berger. Bekanntmachung. Am heutigen Tage ist Frau Marte vcrehel. Ryffcl, Südplatz Nr. ll wohnhaft, al» Hebamme für der hiesige Stadt verpflichtet worden. Leipzig, den 6. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. lichter. Nichtamtlicher Theil. Vir internationale Lonferely der Friedensfreunde. In der Zeit vom 17. bi» zum 19. October wird in Brüssel eine internationale Conserenz Zusammentritt», welche über die wichtigsten Fragen dcS Völkerrecht- und die Grund» bcdingungen für die Aufrechterhaltuaa de« Weltfrieden« Be« ralhung pflegen wird. Daß eS sich hier Nicht um unsrucht« bare theoretische Erörterungen handelt, sondern daß aus Seiten der Theilnebmer da« ernste Streben vorwaltet, ein prakitschcS Ergebniß zu erzielen, dafür spricht die Tbatsache, daß etwa zweihundert Parlamentsmitglieder und viele Hundert ankere angesehene und einflußreiche Persönlichkeiten der ver schiedensten Nationalitäten an der Eonserrnz theilnehmen wollen. Von deutschen Abgeordneten haben ihr Erscheinen zugesagt Dirchow. Hänel, LaSker. Schläger, Grcve, Gras Hompesch und Andere. Bon anderen hervorragenden Persön lichkeiten sind zu nennen Earl os Derby, Earl of Shafte«-. bury, Herwg v. Westmiiister. Sir George Campbell auS England, Ferdinand v. Lcssep« au« Frankreich. Fürst Tru- betztoi au- Rußland und endlich der frühere Präsident der Schweizer Eidgenossenschaft Droz. Vertreten auf der Eonse- renz werden außer den genannten Nationen sein Italien, Oeslerreich-Ungarn, Belgien, Holland, Schweden. Norwegen und Dänemark, Spanien und Portugal, die Türkei und die Nortamcrikanische Union. Roch niemals hat eine internationale Versammlung von gleicher Bedeutung für alle Culturstaaten stattgefunde»; und schon die Uebereinstlmmung so vieler und so bedeutender Männer verschie dener Nationen über die Nolhwendigkeil. gemeinsame Schritte zur Erhaltung dcS WellsriedenS zu unternehmen, ist so wichtig, daß sie die öffentliche Aufmerksamkeit der ganzen civilisirlen Welt selbst in dem Falle verdient, wenn die Brrathungen der Conserenz vorläufig noch kein praktische» Resultat haben sollten. TaS Programm brr Conserenz ist reichhaltig; die Be» rathungen werden sich aus sieten Hauvtpunct« beziehen, von denen jeder wiederum in eine Anzahl Unterabtbeilungen zer fällt. Der erste Grgenstand betrifst di« Einsetzung eine« inter nationalen Schiedsgericht«. Solche Schiedsgerichte haben bereits sungirt in der Alabamasrage und in Betreff CubaS; eS würde 'sich nur darum handeln, dieser Einrichtung einen stabilen Charakter und eine von alle« Nationen anerkannte Form zu sickern. Die nordamcrikanische Union hat den ersten Anstoß zur Einsetzung internationaler Schiedsgerichte gegeben und sich auch selbst den Aussprüchen solcher ack lux: zusammen- bernfcnen Gerichte gefügt; bekanntlich hat auch der König der Belgier schon da« SchiedSrichteramt in einer internatio- nolen Streitfrage geübt; e« darf also al« rin gute« Vorzeichen für dre weitere Entwickelung der Sache betrachtet werden, daß die Conserenz in Brüssel Zusammentritt. und haß auch Vertreter der nordamerikanifchea Union o» derselben theil- nehmrn werden. Als zweiter BerathungSgegenstand ist die Organisation eines ständigen internationalen Gericht-Hose« in Aussicht ge nommen. Die Fragestellung für diesen hochwichtigen Gegen stand ist sehr geschickt in der Weise formulirt, daß alle die Fragen, an loetckicn die Verwirklichung de« projectirten Ge richtshöfe« scheitern könnten, vorweg zur Entscheidung gelangen. Tic erste Frage ist natürlich die nach der Zusammensetzung, die zweite gilt dem Stlmmenverhältniß für die Urtheils- sprechung. Von secuudärer Bedeutung sind die Fragen nach Zusammensetzung und Verfahren der für außerordentliche -alle eingesetzten Gerichtshöfe und nach welchem System die internationalen Streitigkeiten geschlichtet werden sollen. Die Cardinalsragc ist dagegen die zuletzt gestellte: ob daS Recht, den Krieg zu erklären, dem Parlament oder der Executiv- Regicrung zngestandcn werden müsse im Falle der Annahme eines Schiedsgericht« von den Nationen. Es ist mit Sicher beit anzunehmen, daß eine Entscheidung über diese Frage vom Cougreß nicht herbeigesilhrt werten kann; eS genügt vorläufig, daß sie angeregt wurde; vielleicht wäre e« sogar bester ge wesen, sie überhaupt nicht zu stellen, denn von der Beant wortung dieser Frage kann da» Zustandekommen dcS Schieds gerichts nicht abhängig gemacht werden. Ter dritte BerathungSgegenstand ist die Abrüstung, die Mittel, durch welche sie hcrbeigrsührt werden könnte, die Bedingungen »nd Anordnungen für die Ausführung und endlich die Hindernisse und die Einwendungen, welche der Abrüstung entgegen stehen. Schon au» der Formulirung diese« PnncteS ist ersichtlich, daß die Teilnehmer der Con- ferr»; sich von der Berathung desselben keinen Erfolg ver sprechen; man konnte ihn aber nicht wohl gänzlich auSscheiden au« eem Programm, weil sonst der Borwurf, daß r« den Herren mit ihren Bestrebungen nicht ernst sei. hätte erhoben werden können. Unsere- Erachten» wird die allgemeine Ab rüstung eine Hauptsolge der Einsetzung eine» permanenten internauonalen Schiedsgericht« sein, denn schon durch die Existenz dieser Einrichtung wird die Kriegsgefahr wesentlich vermindert: wäre dem nicht so, dann wäre das Gericht über haupt zwecklos. Üme nothwendige Folgerung der Errichtung eine- inter nationalen Schiedsgericht« ist bw Nothwendigkeil, da- inter nationale Recht in ein von allen Nationen anerkannte« System zu bringen und demgemäß ist die Berathung dieser Angelegenheit als vierter Programmpunct aufgeNcllt. Bei Vieser Gelegenheit soll die Frage entschieden werten, ob die Nationen die Verpflichtung übernehmen wollen, ihre Be schwerden beim Schiedsgerichte anzumrlten. bevor sie zu den Waffen greisen. Auch diese Frage kann und wird nicht von der Conserenz entschieden werben, darüber werden sich viel mehr die Nationen, welche da« Schiedsgericht einsetzen, al- Borbedingung der Einsetzung schlüssig zu'machen haben. Es ist hiermit derselbe Fall wie mit der AbrüstungSsrage; auch die Anrufung de» Schiedsgericht« durch di« in Meinungs verschiedenheit geratbcnen Nationen ist nothwendige und still schweigende Voraussetzung der Einrichttmg; man sollte e« ver meiden, solche Dinge ausdrücklich zur Berathung zu stellen. Der sechste BerathungSgegenstand, die Antheitnahme der öffentliche,, Meinung, bezieht sich lediglich auf die Mittel, welch« anzi,wenden sind, um den Absichten de« Congreffe« die allgemeine Unterstützung zu sichern. Dies« muß sclbstver- ständlich gewährt werden, wenn an die Verwirklichung de« Schiedsgerichte« gedacht werden soll. Aber auch hier muß di« eigene Ueberzeugung der die Regierung führenden Personen von der Zweckmäßigkeit der Einrichtung da» Beste thun. Ist die Idee de« Schiedsgerichte« gesund and entspricht sie einem vorhandenen Bedürsniß. dann wird die öffentliche Meinung aus die Regierungen den erforderlichen Druck au«- Üben, daß sie der Au»führuna zustimmrn; diese Bewegung muß jedoch spontan sein, ein Conserenzbeschlnß wird sie nicht Hervorrufen. Der letzte Berathung«gegenstand, di« Reutralisirung der Mrere-canäle, ist eine specirlle Frage de« internationalen Völkerrecht« und kann demnach streng genommen dem Brüsseler Eongreß nicht unterbreitet werden. Der Gedanke liegt nahe, daß der Wunsch, die Suezeanalfrage in de» Bereich der Be- rathnngen deS Congreffe« zu ziehen, bei Einreihung dieser Angelegenbeit in da« Programm den Ausschlag gegeben hat. und Herr v. LeffepS wirb vermuthlich der Autor de« Schluß sätze« de« Programme- gewesen sein. Leipzig, 8. October 1882. La« preußische StaatSminisierium hat. wenn die „Post" gut unterrichtet ist. in seiner letzten Sitzung Uber den Termin der Einberufung deS Landtags Beschluß gefaßt, und nach demselben Blatt hätte die baldige Berufung deS Landtag« und ein gleichzeitiges Tagen desselben mit dem Reichstag „eine arwiffe Wahrscheinlichkeit für sich". Die .Krcuzztg.", die sich doch auch osficiöscr Informationen zu erfreuen pflegt, bat vor wenigen Tagen daS Gegentheil behauptet, der Landtag solle erst nach Neujahr einbe- rusen werden. Ist wirklich bereit« ein Beschluß gefaßt, so wird man ja Wohl bald eine Aufklärung diese« Widerspruch- erwarten dürfen. Am besten würde man ohne Zweifel über die parlamentarischen Schwierigkeiten hinwcgkommen, wenn der ursprüngliche bei der Verlegung deS Reichstag« aus so lange Zeit maßgebend gewesene Plan einer Einberufung de« Landtag- gleich nach den Wahlen sestgchallen wird. Da die Commissionen deS Reichstag« für die BersicherungSgcsctze und die Gewerbeordnung bekanntlich mit ihren Arbeiten noch erheblich im Rückstand sind, so könnte daS NeichStagSplenum seine Thätigkeit auf eiu geringe« Maß einsckränken und das Nxbxneinandertagen ließe sich für den Monat December ohne allzu große Un- zulräglichkeitcii bewerkstelligen. Der Landtag könnte bi- Weih nachten einen erheblichen Theil seiner Arbeiten beendigen und den Nest, wenn nvthig, in einer Frühjahrssession nach Schluß der NeichSlagSsession erledigen, der Reichstag aber hätte die ersten Monate deS IahreS zur freien ungestörten Verfügung. Diese Disposition dürste auch in Abgeordnrten- krcisen als die zweckmäßigste anerkannt werden. Tritt der Landtag erst im neue» Jahr rusammen und wird auch eine Abkürzung der BcrtagunqSfrist für den Reichstag nicht be liebt, so werden in Anbetracht der WcihaacktSserien kaum mehr als vierzehn Tage von der ganzen ersten Hälfte des Winter» parlamentarisch benutzt. Eine solcke Zeitvergeudung kann nicht gebilligt werden und würde sich im Frühling und Sommer durch maßlose Häosnna der Geschäfte rächen. Jedenfalls wäre e« ans« Dringendste z» wünschen, daß di« Beschlüsse bezüglich der parlamentarischen Zeiteintheilung bald in zuverlässiger Weise in die Oefscnllichkeit gelangen. In den Gegenden mit gemischter deutsch-polnischer Be völkerung. also in Westpreußeu und Posen, pflegten die deutschen Katholiken, soweit sie der ultramontanen Weisung folgen, bisher meist mit den Polen gegen ihre dcutschen LandSIente zu stimmen. Von dieser Gepflogenheit wollen die deutschen Katholiken im Wahlkreis Konitz-Tuckel jetzt abgrhcn, indem sie beschlossen haben, von einem Zusam mengehen mit den Polen abznsehen und für den Candivaten der Conservaliven einzutreten, falls dieselben auch für einen CentrumS-Candidaten einzutrcten fick, verpflichten, andernfalls aber Stimmenthaltung dem Zusammengehen mit den Polen vorzuziehen. Dieser Beschluß wird in der Presse de- Cen- truni« heftig getadelt. Die „Germania" spricht sich an« vrincipiellen und Zweckmäßigkeit-gründen entschieden gegen diese Taktik a»S. Hat doch Herr Windthorst auf der sFrank- »rtcr Katholikenversammlung die Solidarität der Katholiken der Erde proclamirt! Coniervative »nd Regierung ersehen bier wieder, was für treffliche Unterstützung sie bei den Ultra- montanen finden. Kürzlich haben wir daraus aufmerksam gemacht, daß in Ulm bei der ReicbStagSwahl die Ultramon- tanen für den Demokraten offen ringetrctei, sind und diesem zur Mehrheit vcrbolsen habe»; jetzt wird zur Unterstützung der Polen gegen Conservaliv« ausgcriifen. ES ist eine werth- volle BundkSgcnosscnschast, die mit den Ultramontanen. Nationalliberale Candidaturen zälilen wir bi« eht: in Westpreiißcn 5, in Brandenburg 3, in Pommern 2, in Posen 2, in Schlesien 9, in Sachsen lü, in Schleswig- Holstein 8, in Hannover 30, in Westfalen 8, in Hessen« Nassau 14. in der Rheinprovinz 13, zusammen 109. Wir bemerken dabei, daß nationallibcrale Candivaturen noch in mehreren Wahlkreisen zur Ausstellung gelangen werden und daß in der obigen Zahl eine Reihe von „liberalen" Candi- dalen, deren Zugehörigkeit zur »ationalliberalen Partei nicht mit Sicherheit bekannt ist, nicht niitgcrcchnet sind, obschon letzteres bei mehreren vermuthet werben kann. Herr Eugen Richter durchreist gegenwärtig den Wahl kreis Lenuep-Solingen, um seinen fortschrittlichen Candidaturen in diesem »n nationalliberalen Besitzstand befindlichen Wahl kreise Nachdruck zu geben. Kurz vorder hat Herr Richter zu demselben Zweck in den Wabltreisen Tondern und Pinneberg agitirt, wo eS ebenfall« die »ationalliberalen Maudatinhaber zu verdrängen galt. Wir erinnern uns nicht, daß der Führer deS crtremen Flügel« der Fortschrittspartei in dieser ganzen Wahlvewegnng schon in einem einzigen Wahlkreise ausgetreten ist. der den Conservaliven zu entreißen war; jedenfalls hat er zur Eroberung conscrvativer Wahlkreise nicht halb so viel Eifer entwickelt, als zur Eroberung nationalliberaler. DaS ist die praktische Antwort Herrn Richter'- aus die Parole von der liberalen Einheit. Der Vorstand d«S Wahlvereins der CentrumSpartek im Kreise Lennep-Solingen veröffentlicht eine Erklärung, worin die Anhänger der EentrumSpartci aufgcsordert werden, ihre Stimmen Wahlmännern zu geben, welche gegen die iiationalliberalen Candivaten von Euny und von Eynern» sür die Candivaten der Fortschritt-Partei, vr. Phillip« und Käufer, stimmen. „Diesen Herren", heißt e« wörtlich, „bringe» wir unser Vertrauen entgegen, weil wir mit Recht erwarte« dürfen, daß dieselben in den für un« sehr nichtigen kirchen- politischen Fragen unseren berechtigten Forderungen nicht entgegentreten rcsp. ihnen gegenüber sich wohlwollend zeigen werden". Man darf begierig sein, mit welchem Eiser dies« Fortschritt-Männer, die ihre Mandate, wenn sie solche überhaupt erlangen, lediglich den Nltramontanen verdanken, «m künftige» Abgeordnetenhaus! die Nerikalen Ansprüche abwehre« werden. Die fortschrittlich-ultramontane Verbindung hat «an jetzt einmal actenmäßig. Hier in Norddeutschland versteht man e« gar nicht, weshalb gerade in Württemberg die Freizügigkeit so unerträglich sein soll, wie e« die fort und fort erhobene«
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