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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-14
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrtarti«« uu- Llvkditio» Ioha»ae»gaüe 33. LPrrlhkun-rn der Nröacti««: vormittags 10—IS Uhr. Nachmittag- 5—6 Udr. httr n» NMltzld« ->n,ri»»t,rr V!-nuIcri»r« »»cht sich X-d-Llw, »»»> »crtzmttu». Lnnntz«« »er für »t« «ächfts«l,r»»e Ru,n«er »«stimmten Iniernie an Wochen«»>en »t« L Udr Nachmittag«, au La««» «u» Kefttagr« früh dl» ',,S Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahme: Otta Klemm, UniversitSt-ftra-c 21» L»«tB Lösche, Kalharinenstroße 13, p. mir di» '/,L Udr. TagÄitt Anzeiger. Organ siir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr Meß-Auflage 17,700. ^Vounrmrnisvrri» vienelj. 4'/, lacl. Briaqerlodn 5 Mk.. dura, die Lost bezogen 6 M. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemviar 10 Pf. Gebilbren ,ür Errrabeilaae» »tzne PoftbeweScrung 38 ML Mlt Postbriorderung 48 DU. Inserate üqespaltene Petitzeile 10 PH. Größere Schrisreu lau» unsere» Preis verzeichnis. Tabellarischer Lay nach höherem Tarif. Keelamen unter den Urdacti»n»strich die Svaltzeile 50 Pf. Imeran stad »ers an die Orpröttia» z» senden. — Rabatt wird aichr gegeben. Zahlung praeuunierainio oder durch Post» naainatiin». ^Z287. Tonnabenb den 14. October 1882. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den IS. Oktober, Vormittags nur bis >»9 Uhr geöffnet. Expedition des I-elprdxer ^uxeiiinttes. Amtlicher Theil. Manlllmalhllng. Die diesjährige MichaeliSmeffe endtgt mit dem 14. October. Au viejein Tage sind die Bude« und Stände auf den Plätzen der innere« Stadt bis 4 Uhr Nachmittags voll ständig zu räume» und bis spätesten- 8 Uhr Morgens des 15. October zu entfernen. Die auf dem AugustuSplatze und auf den öffentlichen Wegen und Plätzen der Dorstadt befindlichen Buden und Stände sind bis Abends 8 Uhr des 14. October zu räumen und in der Zeit vom 16. bis IS. October, jcdock lediglich während der Tagesstunden von 6 Uhr Morgen- bis 7 Uhr Abends, abzubrechen und wcgzuschaffen. Vor dem 16. October darf mit dem Abbruch der Buden und Stände auf dem AugustuSplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist eS gestattet, Buden und Stände auf dem Roßplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher, jedoch nicht am Sonntage den 15. October abzu- brechen und wcgzuschaffen, dasern nicht dadurch Störung des Verkehr- oder Bcnachlheiligung deS Geschäftes in den stehen- bleibenden Buden herbeigesührt wird. E- bleibt auch diesmal nachgelassen, di« Schanbnbcn aus dem Roßplatze und KönigSpläve. sowie diejenigen Stände daselbst, an welchen nur LebcnSnrittel feilgeboten werden, noch am 15. October geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, in gleichen die Carroussel« und Zelte sind bi- Abends 10 Uhr deS 17. October. diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren das Eingraben von Säulen und Strebe» gestaltet und eine längere Frist zum Abbruch nicht erlheill worden ist, bis läng, stens den 21. October Abend- 8 Uhr abzubrechcn und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Baubauvwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werben mit Geld strafe bis zu 150 oder entsprechender Haftstrase geahndet werden. UcberdieS haben Säumige auch di« ObrigkeitSwegen zu vcrsügendc Beseitigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, am 6. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Hennig. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Einkommensteuergesetze- vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungsverordnung vom I I. October desselben Jahre- werden, auS Anlaß der Aus stellung de- Einkommensteuer-Katasters für daS Jahr 1883, die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter hiermit ausgcfordert: die ihnen behändsten HauSlistenformulare, nach Maßgabe der darauf abgedruckte« Bestim mungen auSgefüUt, binnen 8 Tagen von deren Behändigung ab gerechnet und bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu SO Mark, die bei Verabstiumung de- Termin- unnachsichtlich bei getrieben werbe:, wird, in der alten Nicolaischnle, Nicolaikirchhof Nr. 12. entweder persönlich oder durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu erthetlen vermögen, abzugeben Hierbei wird aus tz. 35 de- allegirten Gesetzes, nach welchem sowohl der Besitzer eine» HauS Grund stück» für die Ttcuerbctrage, welche in Folge von ihm verschuldeter unrichtiger oder unvoll ständiger Angaben dem Staate entgehen, haftet, wie auch jede» Familienhanpt für die richtige Angabe aller zu seinem Hausstande gehörigen, ein eigenes Einkommen habenden Personen, ein schließlich der Aftcrmietder und Schlafstellen miether, verantwortlich ist und auch daraus besonders hingewicsen, daß die aus der letzten Seite der HauSlistcn- sormulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, dez dessen Stellvertreter unterschriftlich zu vollziehen ist. Fall- Hausbesitzer oder deren Stellvertreter keine HauS- ltstensormulare ober solche nur in unzureichender Zahl erhal ten haben, so können dergleichen aus Verlangen an oben genannter ExpeditionSstellc in Empfang genommen werde». Leipzig, am 12. Octobcr 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Göhlitz. Bekanntmachung. Wegen Vornahme von Pianerungsaroeiten wird die Mühlgaffe von Montag, den tv. d. M. ab für unbefugten Fährverkehr aus d,e Dauer dieser Arbeiten gesperrt. Leipzig, am 12. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georg». 1)r. Wangemann. ver-tigerung. Nächsten Montag Borm. 9 Uhr sollen auf dem Zimmerhof des Bayerischen Bahnhof« Hierselbst eine Anzahl alter eiserner Fenster. Oie,glisten, eine eiserne Säule und Äla-ihür, sonne eine Partie alle Tachvavpe, Brennholz u. s. w. meistbietend gegen soiortige baarc Zahlung »ersteigen werden. Leipzig, den II. October 18-82. tliiuigl. Abth.-Jng.-Burrai» l. Bekanntmachung. CS ist ermittelt worden, daß in manchen Gegenden de« Lande- der ungesetzliche Vertrieb einer, den vorqenommenrn Untersuchungen zufolge, stark Opium haltenden Tinctur unter dem Namen „schmerzstillende Kindertiuclur" oder nur »Finder- tinctur" sowohl durch hausircnde Händler — die sogenannten Königseeer — al« sonst in beträchtlichem Umfange stattsindct und daß namentlich auch Hebammen die beregte Tinctur verwenden. Da der Gebrauch dieser Tinctur, wenn er ohne ärztliche Verordnung stattsindet, erhebliche und ernste Gesuntheils- gesährdungen im Gefolge baben kann, der Vertrieb der Tinctur aber nach Maßgabe der kaiserlichen Verordnung vom 4. Ja nuar 1875 nur in Apotheke», und zwar, mit Rücksicht aus die starkwirkenden Eigenichastcn derselben, unter Ausschluß vom Handverkauf statlsinden darf, auch die Tinctur nicht zu dcnjcnlgen Heilmilleln gekört, deren Verordnung und An wendung den Hebammen nach tz. 14 der revidirten Heb ammenordnung vom 8. Mai 1872 gestattet ist, warnen wir in Folge höherer Verordnung ernstlich vor der Verwendung der fraglichen Tinclur im hiesigen Stadtbezirk und werden in verkommenden Znwiderbanklungssällen mit allem Nach druck einlchreiten und die Bestrafung der Contravenicnten in Gemäßheit der Vorschriften in tz. 367, snd 3 deS ReickS- strasgesctzbucbeS, bez. in tz. 10 der die Einführung einer revidirten Hebammcnordnung betreffenden Verordnung vom 8. Mai 1872 veranlassen. Leipzig, den 12. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Richter. Bekanntmachung, die staatliche Einkommensteuer betr. In Gemäßheit deS FinanzgesctzcS vom 1. März a. o. und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist der dritte Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer am 00. September diese» Jahre» mit der Hälfte de» Normalsteuersatzc» fällig. Die hierorts Stenerpslichtigen werden deshalb ausgcfordert, ihre Stcuerbeträge ungesäumt und spätestens binnen drei Wochen, von dem Termine ah gerechnet, an unsere Stavl- steucr-Einnahme, Brühl 51, bei Vermeidung der nach Ablaus dieser Frist gegen die Säumigen eiiitrctenden gesetzlichen Maßnahmen abznsübren. Leipzig, den 25. September 1882. Drr Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Frankreich daran "innern. daß «m durch d>- ^ahrhu »esc,„gier und flel-eiligter B'I'V « vvrzuziehen i,l. Ucker Arider 're'pLkan^ LA MLKL LTV Kr-T-H.-AL MS rL ä-s -»./ b.»."" bedurfte erst einer Circularversügung deS Kriegon'ier Ail ot an die Ossiciere, sick von Bcrcmcn s-rn zu Halle . Heilströmuna um durch Banke!« und Adressen s"r Hcmnch ä. der 8itrunA de« »ixtliolien LeLti'ks-Vereins der 8tadt I^eipxi^ vloa^t»^, 4en 17. Oetabor, 4I»«n«1>i 8 Obr, im clor Orstou Ullrxer-icliule. Tvessorävvnb keriebl cisx 8»niriir8-.zuk8c:h»«>>s, über üis in uer k-1en»r-Ver8t»Mitt1uti^ üe» l,»dlles-öle>1icm»l-6vlleiciuw» «cm 20. Xovsmbsr «I. 3. HerLtliunx kommenäen 6exen- «tLnüs: ». Verorcl „nnzr ü-» tcünixl. Ilivi.tssiuins <i«8 Innern, xnucclitliek« Aussprache über üi« t^excn «lis ZVeitsrvvrbreitunx ries ll'^pkus ru erxrdithnäen Slassde^elo delr. — d. Veroränunt- äes höni^I. ilinisteriums äes lnoeru, eutacktlich« ^uslluc-unrf über öl« Xurhvcnülgkiclt, derielientliek 2veohmtrssizr>ceit unü >uskilkrb»rlceit von >acklr»ur»e,wsen kür bereit» »Nifestellte Hebammen rur prabtiacben Linlibiinx io cieo Oesjufscrion»- melboileo bskr. — c. Heriekt über die vom b>an>Ies-1I< Iic>oaI- LoUexiuw «rnxestellteo Lrörterunuv , über eine lluterdtiltrunxs- ca»»e tür invalid ^evordeoe Hebammen. Or. ?Io»s. Nichtamtlicher Theil. Heinrich V. Der Name Heinrich ist in Frankreich sehr populär; die Regierung Heinrich'- IV. zählt zu de» glänzendsten Perioden des franzönschen UebergewichtS in Europa, daS unter Ludwig XIV. sich zu einer unerträglichen Suprematie aus- bildete. Aber die Republik deS 4. September läßt eS sich angelegen sein, da» Gevächtniß an diesen gewallthatigsten und mächtigsten Bourbonen auSzutilgen; erst vor Kurzein hat man die Reilerstatne Ludwig's XIV. in Caen beseitigt; ein merk würdige- Nachspiel des Umstürze- der Vcntüme-Säulc in Pari- unter Leitung de- Vertreter- de- Realismus und zugleich des EhnismuS in der bildenden Kunst, deS noch heule gefeierten MalerS Cvurbet. Heinrich V., Gras v. Chambord, hütet sich wohl, das Andenken an seinen großen Namensvetter zu erneuern, denn das, was Diesen über seine Zeit cmpor- bob, seine VorurtbeilSsreihcit und ieine Achtung vor der Meinung Andersdenlenkcr und vor dem Glauben Anders gläubiger kann der FrohStorfer Prätendent nicht für sich geltend mache»; im Gcgcnlbeil sucht er sei» Heil nur in der Solidarität mit dem Papstthum, als Repräsentant deS allcr- ckristlichsten Königthunis, alS der würdige Epigone Karl's IX. und der Katharina vo» Medicis. Ohne den Papst ist Der, welcher sich Heinrich V. nennen läßt, eines Null; nur als Werkzeug der römisch-katholischen Kirche würde er den Thron Frankreichs besteigen und deshalb sind die französischen Kirchensürsten seine besten Freunde. Der Schritt vom Atheismus Paul Vert'S zu der gläubigen Unterwürfigkeit de« Grafen Chambord unter die Mcichlgebote des PapiSmuS ist groß; aber gerade in diesem Eontraste liegt für eie neuerungSsüchtigen Franzosen ein besonderer Reiz; sonst würde die legitimistilckc Bewegung nicht so große AnSdekmnng haben gewinnen können, deren sie sich beute rühmen kann. ES kommt aber noch etwa? Andere- hinzu und da- ist die klägliche Rolle, welche Frankreich aus dem Gebiete der auswärtigen Politik unter dem Ministerium Duclerc spielt. E" »inß auch den noch so idealistisch gearteten Republikaner» Frankreich- heute klar sein, daß die Republik nur das Slblaawori sur einige ehrgeizige Männer ist, an deren Lpitze Gambetta steht, um zur Macht zu gelangen. Weshalb wurde daS Ministerium Freycinet am 29. Juli gestürzt? Nicht etwa, weil cS eine fehlerhafte. Frankreich schädliche Politik in der egvptischcn Angelegenheit befolgte, ändern weil Gambetta eine seiner Crealuren an testen Stelle setzen wollte, weil er den Zeitpunkt für günstig eracdkele, um eine weitere Slnie zun, Präsidentcnstuhl der Republik zu erreichen. Bei solcher Sachlage kann es nicht Wunder nehmen, wenn die Anhänger des legitimen KöniglhumS sich regen und dingS man von ihren Anstrengungen, He.nr.ch V. te» Lch ld zu beben svricht. Am 19. August war man nock schüchtern um vorsichtig; man suchte zwar durch die an der legitimistischcn Kundgebung m der ^"d^ S'fec § machen, aber die 7000 «»bänger H-mrich - V . welch- 'ich » ChallanS znm Erlaß einer Adreffe an den angestammten Koma Frankreichs zusammcnfanten, fügten ucb wc»,gst-"S den pol, zeilichen Anordnungen der republikanischen Regierring > hüteten sich, die Bewegung auf die Straße zu verpflanzen. Sechs Wochen später war de» Herren der Kamm bedeu tend geschwollen, sie konnlen sich de« BciliandcS der Kirche rühmen und deshalb ging man von Worten zu Thalen über. In Arles und in Toulouse haben die Legitlnusten daS Lilien- banner an Stelle der dreifarbigen Fahne der Republik auf- gepslanzt und aus freiem Felde wurden Alläre errichtet und unter Absingung deS „«rrlvum tao reMin' die Messe abgcl,alten. Bei dem aus diese folgenden Feilmahl hielt Gras Muu eure Rede, in welcher er eA nl8 die Pstlcdl des bezeichnet, die Republik zu stürzen »nd der schon am >9 Auguit von den Vendeern abgelegte schwur, für den König zu ^-röen, wurde von den Prvven^alcn in ArleS erneuert. Gras Man konnte diesen Schwur von seinen Gesinnungsgenossen mit um so größerem Reckt beanspruchen, als ja Gras Chambord vor Kurzem beim Empfang einer Deputation in FrobSdors er klärt batte, daß er sich der Pflichten, welche ihm seine Ab tunst und sein Name auserlcgten. wohl bewußt sn. Ter Umsturz der Republik und die Thronbesteigung Hcin- rich'S V. wäre also ausS Beste vorbereitet. eS fehlt nur nock an dem persönlichen Erscheinen deS Prätendenten und der rettenden Thal, durch welche er sich der ihm gewordenen Mission würdig zeigt. Aber wer im Grasen Chambord einen Mann der Tkat erblickt, kennt ihn nicht; über demonstrattve Phrasen, welche er fern von Frankreich loöläßt, vermag er nicht hinwegzukomnien, und wenn die Baudry d'Asson, Gras Mun und Carahnon Latour den Einsiedler von FrohSdors aus den Thron Frankreichs setzen wollen, so müssen sie ihm die Stätte erst bereiten und das dürste doch trotz aller Gunst der Umstände mit einigen Schwierigkeiten verknüpft sein. Die Bona- partisten regen keine Hand, um Heinrich V. de» Weg zu verlegen oder ihm zuvorzukommen, und daS ist einigermaßen vcrvächlig. In Frankreich haben Diejenigen» welche aus die Gewalt speculircn, stets die Taktik befolgt, ungefährliche Gegner sich erst abnutzcn zu lasten, bevor sie selbst aus dem Schauplatz erschienen. Gambetta wartet auf den Rücktritt Duclere'S unk schickt Ferry als Quartiermacher aus den Plan; Prinz Ierüme und sein Sohn Bictor warten aus daS lächerliche FiaSco Heinrick'S V.» um ihrerseits einen Coup zu vcrfuchen, und alS ultima ralio lauern die Communiflen im Hinterhalt; um die Erbschaft, welche sich auS allen diesen Zwistigkeiten und Eifer süchteleien ergiebt, anzutrctcn. Es ist in der That ein kläg liche- Schauspiel, welches Frankreich in diesem Augenblicke der Welt gewährt. Leipzig, 14 October 1882. Aus die Frage: „Was ist Rheumatismus?" lautet eine bekannte Antwort: „Wenn man sich mit Opodeldok rinreibt." In ähnlicher Weise giebt ein Berliner Blatt der link-liberalen Presse aus die Frage: „Was versteht man unter der Mittel Partei", von der jetzt so viel die Rede ist?" die Antwort: „Wenn da-Tabakmonopot durckgesetzt werden soll." ÜS mag richtig sein, daß Fürst Bismarck die Hoffnung, daS Tabakmonopol zu erlangen, noch immer nicht ausgegeben hat, und da er jetzt gegen das Eenlrum, zum Theil auch gegen die Couiervativrn ausgebracht ist. so würde er seinerseits e» gewiß gern sehen, wenn die gemäßigten Parteien seinem Plane zuneigten. Jndeß gerade Herr v. Bennigsen, der Vater deS Gedanken« einer „fruchtbaren Miltelpartei". hat sich dem über eilten Tabakmonopolplane deS Kanzlers schon 1879 sest cntgegen- geftellt und in der Som-nerhälste des Reichstags, eben in der Monopoldebatte. sehr bestimmt alle überschwengliche» «teuerresormprojecle abgelebnl und dafür da- Programm einer mäßigen Reform der birecten Pcrsonalsteuer angekeutet. Ilm den Reichstag für die Bewilligung neuer indirekter «teuern zu stimmen, bat ein co»scrvat,ver Schlaukops fol genden Plan auSgebeckt: Der preußische Landtag muß. um den Forderungen des praknsckcn ChristenthumS genügen, eine Reihe bedeutender Bewilligungen für die Erleichterung der ärmeren Elasten, für die Arbeiter, sur die Schullehrer für die Beamten :c. machen. Dann wird, da die Mittel dazu nickt vorhanden sind, der Reichstag in die Nolhwcndigkeit versetzt sein, neue Steuern zu bewilligen. Wenn der Ge- danke nicht so verwünscht gescheckt wäre^ könnte man versucht sein, ihn herzlich dumm zu nennen. ^ Die Post" bleibt mit großer Bestimmtheit bei ibrer An- gäbe stehen, daß die Einberusunq der preußischen Land, tags für Mitte November beabsichtigt sei. Es wäre eine wohl zu verlangende Rücklicht, daß man die Parlamentarischen iWNLKÄLk" --- -- «-». behnsS e,»e- Zufammcngebens mit den dortigen National- liberalen gethan haben. E.e schlugen nämlich vor daß ?ck Letzteren uck verpflichten mögen ,„> Fall einer Zwilchen en-em Fornd'rittsc.mdckat'n i.nd einem ^en für de» L'eylerc» z» ,l„„men; zum Enlgett wottten ,-e bei Stichwahlen zwifchcn Nalionaltiberalcn „no Forlschrittlern sich der Stimmenabgabe enthalten. Selbstverständlich wurde dieses Ansinnen runvweg abgelchnt. Diejenigen, die e» ge stellt haben, sind dieselben, die den Mulh finden, in ihrer Presse zu sagen, daß ein „bischen Wels" noch immer bester sei alS den liberalen Schlamm anwachse» zu lasten. Daß sich dort in Hannover unter solchen Umständen die reine Scheidung zwischen Recht« und Links vollziehen muß, ist ganz selbstverständlich, und der Vorgang bleibt hoffentlich auch für andere Provinzen, namentlich im Westen, von vorbildlicher Bedeutung. Professor Gneist hat sich nun, nachdem die Voraussetzung, unter der er die Bewerbung um ei» Landtagsmandat im WablkreiS ManSseld ausscklagen zu müssen glaubte, hinfällig geworden, doch noch entschlossen, in seinem alten Wahlkreise als Candivat wieder auszntrelc». Die „Germania" hat mit Feierlichkeit verkündet, daß die Ultramontancn im Wahlkreise Mettmann beschlosten hätten, für den sreiconservativen Herrn Ticvemann zu stimmen. DaS Verdienst deS CcntrumS ist dabei indessen nicht sonderlich groß, wenn man erwägt, daß im dortigen WablkreiS ernstlich nur der sreiconservattve und der national- liberale Candidat i» Betracht kommen und der erstere für daS neueste Kirchcngesctz gestimmt hat. Die Ultramontanen selbst haben dort ebenso wenig zu bedeuten wie ein fort schrittlicher Candidat. Ter Entschluß des CentrumS kommt also daraus hinaus, daß bei der Wahl zwischen einem Frei- conscrvativcn und einem Nationalttberalca, der erstere noch immer vorzuziehen sei. Einen ganz merkwürdigen Beitrag zur Wahlbewegung liefert ein Schreiben deS Grasen Hugo Hcnckel v. Donner S» marck an seinen Gencralmandatar, den bekannten Abgeord neten Cchröder-Lippstadt. In dem Schriftstück heißt e-r „So weit mein Besch und Einfluß reicht, ersuche ich Sie. der widerwärtigen Wahltyrannei ein Ende zu bereiten, die sich seit Jahren in Oberschlesicn eingebürgert hat. Nach meinem Willen muß auch der letzte Arbeiter der freien Wahlabstim- munq theilhastig sein, ohne daß er in seiner Stellung und seinem Verdienst bedroht oder geschädigt wird." — Die „Nordd. Allg. Zeltg." bemerkt dazu: „Wenn hier ein ultramontaner Magnat aussordert, der widerwärtigen Wahl- tyraunci cm Ende zu bereiten, welche Arbeiter wegen ihrer Ab stimmung in ihrer Stellung oder ihrem Verdienst bedroht oder geschädigt habe, so wirst da- ein so merkwürdiges Licht auf die ultramontanen Wablerfolge nicht nur im Allgemeinen, sondern auch aus die Heuchele» aller Derjenigen, welche über z Beeinflussung»»« der Mäkler von anderer Seit» laute Klagen V zu erhebe» stet- bereit sind, u>h»c jemals einräumen zu wollen, j wie weit die private „widerwärtige Wahltyrannci" ihrerseits getrieben worden ist. ES gebührt dem Herrn Grasen Henckel das Verdienst, im letzteren Puncte den Schleier in erfreulicher Weise gelüftet zu haben". Geb. LegationSrath Lothar Bucker ist zu Anfang dieser Woche auS Varzin zurückgekehrt, wohin er sich zu mehrlagigem Besuche aus Einladung deS Fürsten Bismarck begeben batte. Wie bereit« mitgelkcilt, batte Herr Bücher ein Abschiedsgesuch eingcreicht, welches aus seine zunehmend« Kränklichkeit basirt war. Den eindringlichen Vorstellungen des Reichskanzlers ist eS indessen, glaubwürdigem Vernehmen »ach, gelungen, Herrn Bucker zum Verbleiben in seiner bis herigen Stellung zu bewegen. Aus die Frage de- Herrn Bucker, ob er denn im Dienste zur Ruine werden solle, Hab« Fürst ViSmarck erwidert, es sei da- ihr gemeinsames Schicksal, dem sich keiner von ihnen entziehen könne. Tie Gesundheit deS Herrn Bucker hat sich in Folge des Gebrauche- der Bader vo» Bvrmio in erfreulicher Weise gebessert. Die neue Ercellenz. vr. Smolka. Präsident de- öster reichischen ReickfSralhcS, hat an seinen „Freund", den Czeckensührer Nieger, gelegentlich dessen Beglückwünschung zu Smolka's Ernennung zum Geheimen Rathe ein Schreiben gerichtet, worin Smolka mit „großer Gcnugthuung" hervor- hedl, daß eS ihm gelungen, „zwischen der polnischen und czechischen Nation ein inniges FreundschaslSbündniß zu be gründen. welches für Oesterreich ein heilsames Bcrmächtniß sein werde." — Wenn man diesen Brief der polnischen Ercellenz Smolka liest, so muß man wirklich an dem heutigen Oesterreich ganz irre werden. Die Czecken sind mit der gegenwärtigen Wahlreform noch lange nicht zufrieden. „Narodni Lisch" wünschen viel mehr eine abermalige Erwcilerimg und zumal die Vermeh rung der Abgeordnetcnzabl der czechischen Städte. Diese Reform, sagt da- genannte Blatt, müßten die Czechen un- dedingt durchsetzen. DaS in Kol in erscheinende Czcckcnblatt ,.Xanma Oreslca^ (Czechische Krone) fordert, baß die czechischen Patrioten die neuen, nur mit deutscher und ungarischer Aufschrift versehenen österreichischen Banknoten durch — russische Rubel er setzen sollen! — Czeckische Geldinstitute sollen dafür sorge», mehrere Millionen russischer Rubel nach Böhmen zu bringen, »m sie dort in Umlauf zu sehen! In der That, ein sehr patriotischer Rath seitens dieser „Czechischen Krone"! Gambetta'- piiblicistisck'cS Sprachrobr „La RSp. frany." folgt in milita irischen Dingen bekanntlich einer ganz eigenartigen Taktik, welcher die Erinnerungen an die dikta torische Leitung der „ckSkonso national^ während des deutsch- sranzösischcn Krieges zu Grunde liegen. ES gehört zu den Ueberlieserungcn deS Blatte«, für sc», militairisckeS Urtheil daS Vorrecht der Unfehlbarkeit in Anspruch zu nehmen, und die „Röp. sr." hat ihr angemaßtes Vorrecht mit größter Unverfrorenheit selbst aus Kosten militairischcr TiSciplin und Lubordination geltend zu machen gepflegt. So in jüngster Zstt zu Gunsten de« bei Gambetta wohlgelittenen General- Berge, welchen die „R-p. fr." bis in den Himmel erhob, trotzdem, oder vielleicht gerade weil er sich über die Regle ments kurzer Hand hinwcgsetzle. Der Kr7cgSminister hat denn auch nicht gewagt, de» Herrn General in Disponibilität zu versehen. Jetzt stellt nun die „Röp. sr " die Lehre auf, da- Heer verdanke seine bei den letzten Manövern zu Tage getretene MarschviSciplin lediglich der — Abschaffung de- TambourS, die von dem Vorgänger de- jetzigen Kriegs» minister- inS Werk gesetzt wurde. So lächerlich dies« Theorie auch klingt, so zieht ,^'a Röp. fr." au« ihr doch eine prakliichc Nutzanwendung, indem sie den zeitigen Krieg-minister aufs Heftigste wegen der beabsichtigten Wiedereinführung de« Tambours zur Rede stellt und ikn im Voraus für die Ver schlechterung des Marichriei!''.die d w 'n iinzerte«'"»!'.ch sein soll, veraniworllich inacht. — Man sieot, es »> Mettwdc in der Polemik de« inchrgenanitten Blattes, und Ciambcita ist
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