Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-18
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Aktion nn- Lrveditinil IohanncSgasse SÄ. SprEun-rn -er Uedactinn: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Udr. na» n» MS«,»« «,ß«t-n»i»r «a»»Icn«« «acht >ch Ä, St,»,««», ,,»» »«Hl»»«lch. >«««»«, »« f»r »te »i»ktf«l,e,»« N««»er »estt««ten Inserate a, «scheut«,e» »l« r Uhr NachtMtta,«. au Lau»-«n» -eftta,en früh -i«',S Udr. 3n -en Filialen fnr Ins.-^nna-me: Dtla Ule««, UntverlitLtSkraye LI, LautB Lisch», Kalharinenkraße 18, p. uur dt» Uhr. MMtr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage 17,800. Adoannnenisvrrw viertelt. 4'/, incl. Brinqerlotm ö Mk.. dura, die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer Lö Pf. Belegexemplar 10 Pf. Oebilbrcn lür Exirabeikalze» adnr PosidesSrdcrung ÄS Mk. «lt Poslbeivroerung 48 Mk. Inserate Sqeivaltene Petitzeile SO Pz. Nrügere Lchniren laut unicrem Prei»- oerzcichnik. Labellanscher Lap naw höherem Tarif. Keelainen unter den Nedaction»llrich di« svallzcile 50 Pf. Juleraie sind ners an die 6zpei»ri«N t» lenden. — Rabatt wird inchr gcgeven. Zahlung pi»euuun-mi»io oder durch Post, »acynaiime. ^-LSI. Mittwoch den 18. Octobcr 1882» 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. vekamlmchlm-. Die Mitglieder VeS RalheS uud de« Stadtverordneten- Coüegium« werden zu einer Mittwoch, den SS. Octo-er d. I. AbeudS « /. Udr im Saale der 1. Bürgerschule abiuhaltendcn gemeinschaftlichen öffentlichen Sitzung ein» geladen. Zweck der Sitzung ist die Bornahme der Wahl von Ver trauensmännern für den Ausschuß zur Feststellung der Schösfcu- uub Geschworenealisten. Leipzig, den IS. Oktober IS82. Der Slath der Stadt Leipzig. l)r. George. vr. Wangemann. Drkanntmaihmig. Degen vorznnehmcilder Pslaslerungsarbeiten wird die Hallesche Sttage von Mittwoch, den L8 d». MtS. ab für de« durchgedendea und von Freitag, den SU. dS. MtS. ab für allen unbefugte« Fährverkehr di» rur Fertigstellung der Arbeiten gesperrt. «lpzig, den 16. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Hennig. Vtkanntmachung. In Gemäßheit des tz 1 der Instruction für die Aus führung von Wasterrohrleitungen und Wasicranlagen in Pri vatgrundstücken vom 1. Juli 1380 machen wir hierdurch be kannt, daß der Klempner Herr Bruno Mahler hier, Moritzstraße lk, zur Uebenmhme solcher Arbeiten bei un- sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nack- gewiefen hat. Leipzig, den 14. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig! 1-r. Georgi. Altm. Vrkanntmachmlg. In »user Firmenregister ist zulvlge Beringung vom 12. Oktober 1883 heute Folgende» eingetragen worden: Spalte 1: Laufende Nr. 247. Spalte S: vezeichnun, de» AirmeutntzaPerS: Hausmann und Fabrikant Karl Brau» in Torgau. Spalte ll: Ort der Niederlaffun,: Torgau. Spalte 4: Bezeichn«,»» der Firma: L. vruuu. Torgau. deu 13. Oktober 1883. -Snlgltche« Amt».Gericht. Nichtamtlicher Theil. Allerlei LundnUragen. Seit enigen Tagen tauchen in der europäischen Presse wieder oLrlei Bünbnißsragen und Gerüchte aus, die, wenn auch ihre Zuverlässigkeit einigermaßen zweiseihaft erscheint, doch iw Hiidlick aus die Quellen, denen sie entstammen, deS Interesses kmm unwertb scheinen. Bor Allem ist zu bemerken, daß es abcnnalS die orientalische Frage ist, welche sich aus die politisch-diplomatische Tagesordnung drängen möchte. Obwohl drseS Bestreben vorläufig noch keinen bedrohlichen Charakter ingenommen hat, so wird man dennoch gut thun, die Lragweile zu erwägen, welche allen neuen Fragen und BeränLrungen aus dem gefährlichen orientalischen Boden anzuhastenaflegt. Die naß dem englischen Feldzüge in Egypten verbreiteten Nachrichten und Gerüchte bezüglich einer neuen Gruppirung der Mächte sowie neuer Bündnisse, die angeblich im Ent stehen begrsten seien ober versucht werden, sind trotz der ver schiedene» qficiösen BeruhigungSversucke noch nicht ganz ver stummt. m Berlin, Wien und Rom scheint man gleich anfänglich rncn Gerüchten wenig Glauben geschenkt zu haben und selbst in Petersburg unv London verhielt man sich ziemlich zullckhaltend. Rur in Paris, von wo vielleicht jene Nachrichten ausgegangen. schien man Gefallen zu finden^ im trüben dipbmatiscben Wasser weiter zu fischen. Dagegei wird in neuester Zeit von Petersburg auS der Wunsch nab dem unveränderte» Fortbestand der europäischen Lage betont während die „Times", die sich zumal in der Nach richt von «ine,» bevorstehenden englisch-deutschen Bündnisse gefällt, gnenwarlig zu der Erklärung sich bequemen muß. England siche kein Einzclbündniß, sondern sei der Bundes genosse aber Mächte. Mit einem Worte, eS sind jedenfalls thaljächlich Anzeichen vorhanden, baß die Mehrzahl der europäisch«, Großmächte einer Veränderung der gegenwärtigen politischen Lage abgeneigt ist. Forscht man aber nach der Oueb der gegentbeiligen Gerüchte, so wird man kaum seh gehen, m Herrn Gambella den Mann zu erblicken, der für seine Zwecke die ihm dienstbaren Organe anzapst. 1e ungünstiger die Folgen des ogypkischcn Feld züge» für lrankrcicb geschildert werden, desto leichter wird eS Gambellaind seinem Anhänge, daraus hinzuweisen, wie gauz ander» dieDinge für Frankreich stünden, wenn daS Minister- programnpGainbetla's durckgesührt worden wäre. Noch mehr als »cm Hinweise auf die Schädigung Frankreichs »i Egypten drch die Erfolge und die Stellung England» glaudl man aber In Ausstreuungen und Gerüchten, welche behaupte», daß an dilStelle des englück-sranzösischen Bündnisses, das Gambetta sngestrebt, ein engtisch-deulsches treten werde. Die sr izöstjchen Rcgicrungskreise betrachten indeß die Lage für st rnkreich als minder bedenklich unv schenken der Nachricht züglich eine- englisch deutschen Bündnisse- keine» rechten Gliben Dieser Zweifel ist auch berechtigt. That- sächlich h die allgemeine Lage sich ivenig verändert, »nd e- di ste auch kaum in der Gruppirung der Mächte eine Berührung eintreten. WaS bezüglich einer An näherung nglanvS an Deutschland oder an das dcuisch- Hsterreichisk Bündniß durch die Presse ging, ist wohl nur in ähnlichem Sinne aufzufasten, in welchem, und zwar mit Recht, von einem Anschlüsse Italiens an Deutsch land und Oesterreich gesprochen wurde. Ein solcher Anschluß würde nur den Beitritt zu dem Programme bedeuten, das Deutschland und Oesterreich sich vorgezeicknet haben. DieseMächle beabsichtigen aber keine Veränderung der europäischen Lage, ge schweige denn eine Friedensstörung. Selbst durch das kriegerische Vorgehen England- gegen Egypten ist die Lage im Wesentlichen nicht verändert worden; ja alle Anzeichen spreche» dafür, daß seilenS Englands nichts geschehen werde, wodurch eine ernste Störung hervorgerusen werden könnte. Der englische Feld zug in Egypten ist gewissermaßen alS ein Keil in die Kon- Itantinopeler Conserenz zu betrachten. Diese Conferen; besteht aber noch heute und sie kann, weil der Feldzug nicht gegen ihren Dillen unternommen worden, ihre Arbeite» wieder sortsetzen, sobald England mit seinen aus den jüngsten KricgSersolgen beruhenden Vorschlägen herangctreken sein wird. Ob nun diese ober eine andere Form gewählt wird, ob man eine Verständigung über die englischen Vorschläge von Cabinet zu Cabinet versuchen und der Conserenz nur der Rest der Ausgabe zufallen wird, jene Vorschläge auzu- nebmen: jedenfalls dürfte das Endergebniß in der formellen Wiederherstellung der früheren Verhältnisse Egyptens bestehen, deren Ausrecktcrhaltung die eigentliche Ausgabe der Conserenz gewesen ist. Selbstverständlich wird sich dies nur auf die sorniellc Wiederherstellung jener Verhältnisse beziehen können. Es ist nämlich unschwer zu begreifen, baß der englische Feldzug gewisse Veränderungen in Egyplcn ii» Gefolge haben müsse, und wohl Niemand kann ernstlich wünschen, daß die früheren fraglichen Zustände in ganz unveränderter Form wieder her gestellt werden sollen. Es ist auch wirklich Aussicht vorhanden, daß die in den neugeschasscnen Thatsachen ent haltenen sachlichen Veränderungen mit der formellen Aufrecht erhaltung der früheren Verhältnisse in Ei»klang gebracht werden könne». lieber die thatsächlichen Veränderungen, die auf die Sou» zerainilät des Sultan- und die englisch-französische Controle sich beziehen (zwei Tinge, die ihre frühere Bedeutung nicht mehr erhallen können), wirb wobl Niemand einer Täuschung sich hinzugeben vermögen. Man hat sich wahrlich genug bemüb«, den Sultan zu einem thättgen Eingreijen in di«, eayplische Verwirrung zu veranlassen undcknan hat auch eineml- Nachrichten über die massenhafte czeckische Einwanderung. Diese Leute, die kein Wort deutsch sprechen und. sali» sie es auch sprechen, nicht reden wollen, bestehen nicht allein au» allerlei Gewerbetreibenden. Arbeitern und Tagelöhnern, sondern auch aus Kleinbürgern und Landwirtde», welche nickt selten verkäuflichen Grundbesitz erwerben, der vorher in deutschen Händen gewesen. Sobald nur ein Dutzend Czecke» irgend wo in einer deutschen Gegend sich niedergelassen, so ist eS ihr erste-, eine „Itv^oäu.' , UnterhaltungS-Verein) zu gründe», der aber eigentlich mehr mit »ational-czcchischcr Propaganda als mit geselligen Dingen sich beschäftigt. I» der Regel sind diese Einwanderer auch ausreichend mit Geldmitteln versehen, begrüßen sich oftmals alS alte Bekannte, was aus die Vermuthunq führt, daß diese Einwanderung im czeckische» Lager eine abgekartete Sacke sei. Wie es sich damit auch verhallen mag. Thatsacbe ist jedenfalls, daß die czeebis! c Bevölkerung in bisher rein dculschcn Städten und Gegenden Böhmens fortwährend in Zunahme begriffen ist. Das be zieht sich namentlich auch ans Reichende rg. Dort wird bereits dem tüchtigsten deutschnationalen Blatte Böhmens, der „Reichenberger Zeitung", ihr Fortbestand so sauer gemacht, daß die Eigentliümer derselben, Gebrüder Stiepel, zwei Deutsche aus dem Reiche, sich entschlossen haben sollen, ihr Buck- druckereigesckäst sowie ihren Grundbesitz zu verlausen und nach Deutschland zurückzukehrcn. Der Eintritt der beide» bisher der Opposition angehörenden Baron Kemcny und Gras Paul Szechcnvi in daS Cabinet TiSza bürste auch in Deutschland nickt ohne Interesse zur Kenntniß genommen werden, weit damit Persönlichkeiten an die Spitze Ungarn- treten, welche für Reformen, nament lich aus dem Gebiete der Agrargejetzacbung wirke», die auch in Deutschland erstrebt werden. — Ohne Zweifel — so wird au» Budapest geschrieben — ist die Lösung der Miuister- krisiS eine sensationelle, von den Wenigsten erwarlete. Hat da- Cabinet TiSza in dein Baron Komeuy einen tüchtigen, mit allen Einzelheiten des Ressort» des CommnnicatioliS Mini steriums vertrauten, in Finanzsragen eompelciiten und für die Budgetdebatten sehr geivandten Minister gewonnen, so bc deutet die Ucbernakme de- Portefeuille- für Agricultur, Jndu< ürie und Handel durch den Grasen Paul Szechenyi die Durch- Hil^tting eines Reform ^Programme» auf dein Gebiete diese- florlö von weit krage ^ gelber Bedeutung. Gras Paul Szechenyi Zusammengehen Frankreich« n„l EnglanL keine Hindernche^ t'«r gemäßigiel^Ovposilio» an und galt als Führer bereitet. Tw englische Einzelaction, ja e die Nolhwcndigkeil I u,ner Zinnen Fraktion, wekcke den Agrarreformen den Vorrang derselben ergab sich erst, als nn energische» Einschreiten von l tzor allen anderen sickern wollte. Er brachte diese Reform außen her aiierkannt worden war und außer England keine andere Macht sich gefunden hatte, die zu einem nachdrücklichen Vergeben bereit gewesen wäre. Man wird aiso gegenwärlig daran denken können. Eng land die Vortheile, die es au» seinem Feldzuge in Egypten gezogen, verkümmern zu wollen. England weiß jedenfalls scyr wohl, daß seine Dortheile ausschließlich auf den ge schaffene» Thatsachen beruhe», die man ihm nickt streitig machen kann, voati porsiävutes! So denkt John Bull, in dem er sich am Suezcanal häuslich emrichlet! England wird deshalb, schon um den Schein zu vermeiden, als strebe eS irgend etwas mit den Verträgen Unvereinbares an, der Her stellung der früheren Formen nicht hinderlich sein. Daran« gehl als Schlußfolgerung hervor, daß für wesentliche Ver änderungen bezüglich der Stellung der Mächte zu einander sich keine Veranlassung bietet und daß. ungeachtet aller Ge rückte über neue Grupvirungen, da« Erqebniß de- englischen Feldzüge« die europäische Lage im Allgemeinen unberührt lassen wird. Leipzig, 18. Oktober 1882. Der BundeSrath. welcher bereits zu einer ersten Sitzung nach de» Ferien zusammengetretcn ist, hat die Aus stellung der ReichSeinnahmcn und Ausgaben des vergangenen EtatSjahreS 1881/82 in Empsang ge nommen. Die ReichShauShaltörechnuiig für diese RcchiiuiigS- periode stellt sich recht günstig dar. Die Gesammtsumme der Einnahme einschließlich der verbliebenen Reste beträgt 72K,l l9,43l 7 Z, die der Ausgabe, ebenfalls einschließlich der Reste 701,042,326 8t ^s, so daß also die Einnahme die Ausgaben ebenfalls unter Berücksichtiguiig der beider seitig verbliebenen Reste um 25.077,104 .« 26 ^s übcrtrefsen, von denen 10.558,250 im Reichsetat 1882/83 verrechnet werden, während die Restsumme von 24.077,104 26 zur Verfügung bleibt. Die Etatsüberschreilungen, welche der BundeSrath, vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Ent lastung zu genehmigen hat, betragen in den Einnahmen 6.I80Z50 91 -s. ,n den Ausgaben 13.940,178 .« 54 -s einschließlich eine- Posten- von lÄ6.Z55 .« 77 A, welche aus Etatsüberschreitungen und außerctatSmäßige Ausgaben bei den kaiserlichen Hauptpostämtern enlsallen. Nach der Ansicht von Mitgliedern der NcichScommission für die socialpolitischen Gesetze wirb noch mindestens eine vierwöchenlliche Thätigkeit erforderlich sein, um die Arbeiten bis zum Bericht an das Plenum zu fördern. Nicht viel geringeren Zeitaufwand beanspruchen die Arbeiten für die GcwerbeordnungSnovellc, so daß diese Entwürfe vielleicht kaum im Januar zur Plenarberathung gelangen können. Die Hauptthäligkeit de- Plenum- wird der Reichs- hausbalt in Anspruch nehmen; das übrige für die Plenar- beratbung zu erwartende Material ist weder an Zahl noch an Inhalt belangreich. Bon der vielbesprochenen conservativcn Agitation aus Beschränkung de- Post- und Eisenbahnverkehrs an den Sonntagen ist wenigstens im Bureau deS Reichs tag«, wo derartige Wühlereien iminer zuerst, und zwar in der Form von Mastenpetitionen, ihren Niederschlag finden, herzlich wenig zu merken. Es scheint demnach noch viel schwerer zu sein, einen Ansturm gegen die Freiheit de- Ver kehrs zu insceniren, alS wie cS s. Z. gewesen ist, die Tausende von Unterschriften gegen die Civllehc zusammen zu bringen. Der italienische Botschafter in Berlin Gras Lannay ist aus besondere Aufforderung nach Rom gereist. Man bringt diese Reise mit den besonderen Schwierigkeiten in Verbindung, welchen die Besetzung de« BoischaslerpostenS in Paris begegnet. In diplomatischen Kreisen wird eS als nickt auSgkscklosten bezeichnet, baß Gras Lannay den Pariser Posten übernimmt und der UnlerstaatSsecretair im Auswärti gen Amle Baron Blanc, einer der begabtesten italienischen Diplomaten, für seine Nachfolge auscrsehen werde. AuS verschiedenen, bis vor kurzer Zeit nock ganz deut'chcn Grcnzgegcnden Böhmens häufen in der Jüngstzeit sich die , *ge zuerst zur Sprache »nd gewann in kurzer Zeit die geja.. nite öffentliche Meinung für sich. Die Regierung stand dem nicht unfreundlich gegenüber und man braucht nur aus die Gesetze betreffend das Marimum der erlaubten Zinsen, der Bestrafung des Wucher-, der Errichtung des Landeö- Bodcucrcdit-JuftitutS für den Kleingruiidbesitz und neuestenS aus die Gesetzentwürfe betreffend die Ablösung der Schani reckte und anderer Regalien durch die Gemeinden zu ver weisen. Gras Paul Szechenyi will aber ein gul Stück weiter geben und gesetzliche Verfügungen zur Beschränkung der Zer stückelung deS kleinen ländlichen Besitzes staluiren. Diese ^tdcc findet Anklang bei einem großen Theil der RegierungSvarlci; so verfocht selbe Graf Emanucl Andrassy, der auch die Exemvtiou der WirthschaslSzeräthe deS Klcingrundbesttzes vom Sub- bastationSverfahrcn gesetzlich »ormirt wissen will. ES kann daher fast mit Bestimmtheit vorausgesagl werden, daß mik dem Eintritt des Grafen Paul Szechenyi in das Ministerium die Agrar reformen der ungarischen Regierung rasch und auf einer breiten BanS zur Ausführung gelangen werten. Großes Gewicht legt Gras Szechenyi aus die Entwickelung der Industrie zweige, welche sich au die Landmirthschafl anlehnen, und tritt auch für eine Reform deS Gcwcrbegesetzes ein in dem Sinne der Kräftigung und der Organisation deS Kleingewerbes. Die politische Bedeutung dieser Lösung der Krise anbelangend, wollen wir nur so viel hervorhebc», daß Graf Szechenyi eines der populärsten Mitglieder der gemäßigten Opposition ist und daß sei» Anhang grvßtentbeilS auS Großgrundbesitzern bcstebt. Die Stellung deS CabinctS TiSza ist daher durch seinen Ein tritt sehr gekrästigt worden." Die rumänische Regierung läßt eS in Abrede stellen, daß von ibr in der Kiliasrage eine Circularnvle an die Großmächte versendet worden sei, sie habe vielmehr nur eine JnsormationSdepesche an ihre bei den letzteren beglaubigten Vertreter gerichtet, in welcher sie ihren Anschauungen Aus druck gab. Von anderer Seite wird die Existenz der Note ebenso bestimmt ausrecklerhalten. Es mag dahingestellt bleiben, welche LeSart die richtige ist. Das, woraus e« an- kommt, ist in erster Linie, daß Rumänien überhaupt Veran lassung genommen bat, sich über da- russische Vorgehen zu beschweren; die Form, in der cS geschah, kommt jedenfalls erst in zweiter Linie in Betracht. WaS den Inhalt der Beschwerde betrifft, so verlautet, daß dieselbe sich wesent lich gegen die Beeinträchtigung der rumänischen HobcilS- reckte über daS rechte User der Kiliamündung ricktele, welche seitens Rußland dadurch verletzt wurden, daß eS die ganz: Kiliamündung als Rußland allein gehörig behandele und durch seine Ingenieure Sondirungr Arbeiten beginnen ließ. Nack internationalem Reckt durste Rußland kiese Ar beiten nickt in Angriff nebmen. ohne vorher Rnmänie» davon verständigt zu haben. Rumänien erblickt hierin eine Ver letzung de» Berliner Vertrag-, gegen welche cS an die E»t- schcidiuig der Mächte appcllirt. Daneben wird auch die Differenz über die Eompelenzsragc zwischen Rußland und der Donaucomniissioii zur Sprache gebracht. Bis jetzt hat man sich in Wien sur die runiäiitschcn Beschwerden noch nicht sehr zu erwärmen gewußt. Der Moskauer „Ruß" bringt einen überaus heftigen Artikel gegen die „grhciiiien Umtriebe Oesterreich« »n slavischen Orient". Da« genannte Blatt schreibt im Wesent lichen: „Auü Makedonien. Rumclicn. ja sogar auS dem Für- stenthnm Bulgarien geben uns Alarninachrichten zu, welche seitens der slavikckcn Welt die höchste Beachtung verdienen. In jeiien rechtgläubig - slavischen Ländern läßt nämlich Oöstebreich möglichst geräuschlos seine abscheuliche Jesuiten miliz ausniarschi.cn. welche der orlhodox - slavischen Kirche den Krieg erklären und den Boden für die Absichten Oesterreichs ebnen soll. Selbst in der bulga rischen Haupisladt Sofia, wo cS vor dem BesrciungS kriege nickt eine einzige katholische Kirche und solche Schule gab, besieht gegenwärlig schon fast ein Drittel der Bewohner auS Katholiken, zumeist Croaten, Czecken und Slowenen, die Teslerre.ch zur Vcrsolgung seiner Zwecke »ach Bulgarien geschickt hat. I» Sofia haben bereit- die Jcsuikc» eine ganze Reihe Schulen errichtet, in denen die Propaganda gegen die rechtgläubige slavischc Kirche planmäßig betrieben wird. Da bekanntlich daS Papsllhum der größte Feind der slavischen Welt, so fordern wir die bulgarische Negierung auf, jenem Unwesen schleunigst ein Ende zu machen." AuS Südbulgarien kommen Nachrichten, daß dort eine große Agitation gegen Ale ko Pascha dorische. Derselbe unternahm kürzlich eine JnspcctionSreise durch das Land, welche 18.000 Frcs. kostete, die selbstverständlich die Steuer träger, aber nicht Alekv's Privatsäckel zu decken haben werten. Da die Ergebnisse jener Reise von Alcko und seinen Leuten al-S überaus wicklig aufgebauscht wurden, so erlaubte sich das Permanenz-Evmitö der nationalen LandeSvertretung an AIeko die Frage zu richten, ob er geneigt wäre, dem ConiitS die Er gebnisse seiner Reise initzuthcilcn. Alcko's Antwort war eine überaus unhöfliche, die mit der Bemerkung schloß, er kenne kein Permanenz-ComitS der nationalen LandeSver trctung unv wenn ein solches ohne seinen Willen und Wissen überhaupt besiehe, so habe eS sich jedenfalls nicht in Regie- rungsinaßnahnien zu mischen, für die er allein, Aleko Pascha, veranlworllich sei. In Folge dieser Erklärung herrscht »un i» Sükbulgaricn große Entrüstung. Gleichzeitig bat auch Alcko Pascha eine Verordnung ertasten, die allen Beamten verbietet, Journale herauüzugcvcn oder an solchen durch Mit arbeiterschaft sich zu betheiligen. DaS in Plowdiw erscheinende Journal „Red" (Ordnung) fordert zu Volksversammlungen auf, die gegen die Willküracte Aleko Pascha's protestiren sollen. Die in Konstantinopel erscheinenden türkischen Blätter „Terdschimaui Hakikal" und „O-mauli" behaupten, daß in Bulgarien wieder ConiiteS ausgctaucht, welche „Räuber banden" nach Makedonien in Marsch setzen wollen. Da» erstgenannte Blatt will sogar wissen, das „Central-Comits" zur Organisation jener Räuberbanden bestehe in Sofia selbst, wo man dem Gesindel, das sich anwerben läßt, große Handgelder bezahle. Die grsammte Presse Bulgariens, die der Negierung an der Spitze, verweisen die Nachrichten der beiden türkischen Blätter in da- Gebiet der „einfältigsten Fabeln", welche in Bulgarien jedenfalls mehr Heiterkeit als Entrüstung erregen können. ' - Der bcdavnte italienische Staatsmann Heer Minghetli Hai als öffentlicher Redner in die Wah5 bewegung «ügeAlisten uud seiucip Standpunct — vekann'.licD huldigt Herr Minghelti konservativen Anschauungen — in einer Weise fcsigestellt, wofür ihm die Regierung voü. ihrem Standpunkte aus nur zu Danke verpflichtet sein kann. Bon einer Opposition um jeden Preis ebensoweit entfernt, wie von einer unlhätigen Zurückhaltung, läßt Herr Minghetli vielmehr seinen patriotischen Empfindungen den Vertritt. Der Fluß seiner Rede mündet in das Fahrwasser der aus wärtigen Politik, allein trotz der von ihm bezcichneken Klippen und lliiliescn will er die Leitung deS Staalsschisfes ver trauensvoll den Händen der Depretis und Man eini überlassen. Man kann dem Hervortreten deS genannten Staatsmannes ein großes Geschick und feine volitiscke Be rechnung nicht absprechen. Bei der zeitigen Zurückhaltung teö conscrvativen Elements ist der Uebergang der parlamen tarische» Herrschaft an diese Partei vorerst nicht zu gewärtigen ie handelt indessen nur politisch richtig, wenn sic'dauernden positiven Antheil an de» öffentlichen Geschäften nimmt. So bleibt sie in permanentem Zusammenhang mit ihren Gegnern. Herrn Minghetti's Rede könnte man unter diesen Umständen ebenso gut ein conservativeS Programm der Zukunft wie der Gegenwart nennen. Die Wahlen in preulien. Morgen, am 19. October, finden in Preußen die Neu wahlen zum Abgeordnetenhaus«; statt; cS wird daher an- aemesjen sein, noch in zwölfter Stunde einen Blick aus die Parteitage zu werfe». Die jetzt abgclaufcne GssetzgcbungSpenode deS preußischen Landtages zeigte seit langer Zeit zm» ersten Male das Bild, daß die liberalen Parteien die Minderheit, die Ecnscrvativen im Verein mit den Ultramontaneu die Mehrheit in der Volks vertretung besaßen. Diese Mehrheit hat fick unfähig zu irgend welchen schöpferischen Leisiinigeii von größerer Bedeu tung erwiesen; auf allen Gebieten deS CtaalslckenS war Stillstand »nd Uiisruchtbarkeit, Feindschaft gegen die Schö pfungen früherer Zeiten, ohne die Fähigkeit, ettva-s Besseres an die Stelle z» setzen, das Mcriiiial dieser Gesetzgehung-xeriede unter der Hcrr'chafl einer couservativ-i.erikale» Mehrheit. Die einzige Maßregel von umfassender Bedeutung, die Ve^ staatlickung de» Eisenbahnwesens, konnte die Regierung nur durchsetzen^ indem die Nationalliberalen die Unterstützung ge währten, welche das Eentrnm versagle. Diese zu ausbaneiivcr Tbäti Feit unfähige, nur znin Unter- wiiblen und langsamen Eimeißen der Gruntlagc» einer srüyeren Resoringesetzgebuiig geschickte Mehrheit anS der Volksvertretung zu beseitigen, den liberalen Parteien wieder den allen entscheidenden Einfluß zu verschaffen, innß daS Ziel der bevorstehenden Wahlen sein. Nickt in überstürzen der Hast, aber in plaiiinäßigcin, besonnenem Forttchreiten >nu>z daS preußische StaatSwese» nach den Bedürfnissen der Zeit aiiSgcbaul, mit Krall und Fest'gkcit daS Errungene gegen Angriffe und Feindseligkeiten reaktionärer Parteien geschützt, aber anck unberechtigten oder nneneichbare» Forderungen eines politische» oder kirchlichen NadicaliSmnS ciitgegengetreken werden. Die Uebcrzciigung, daß die Eristen; einer gemäßig ten, mit den Thatsachen rechnenden liberalen Partei in an sehnlicher Stärke eine Nolbwendigkeit für jedes Slaatswcseit ist, kan» nickt erschüttert werden. Für die besondere Ausgabe der nationalliberalen Partei im künsligen Abgeordnelenhause halten wir cS, alle Angriffe gegen die bestehende Gesetzgebung und die Hoheit deS Staats aus dein Gebiet der Kirche unv Schule abzuwehren. Tie kirchenpolilische Gesetzgebung der siebziger Jahre muß gegen alle Untergrabung-Versuche aufrecht erhalten und bei zedcnr Vorschlag einer Rövisio» auss Sorgfältigste geprüft werden, ob nicht die Hoheil-rcchte oder Lcbcnsintcrcssen de- Staate« irgendwie gefährdet find. TeSglcickcn muß die Schute vor dem Einbringen eine- unduldsamen kirchliche» Geiste- kräftig geschützt werden. Hinsichtlich der Reform der inneren Ver waltung muß ein fortschreitender Ausbau der neueren Gesetz gebung in dem Geiste, in dem sie begonnen, und ihre AnS-, dehnuiig aus daS ganze Staatsgebiet gefordert werden. Allen I Versuchen, dem Grundsätze der Selbstverwaltung oder einer I unparteiliche» Verwaltung-zerichtcbarkeit offen rd^r geheim I zu Ginistc'ii der Wiederherstellung des burcalikrati''chcn Sysieiul
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite