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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-11
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. ile-arlion und Llvrdition Johannesgasse 33. LprectiNnndril -rr Nk-action. Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Ubr. dt« RLL,«de ki-»e>»nrrer Vi-nuic-»»» »»cht sich t« likl-clioo nudl »ndmdlich. Anna»«, her für »ie nSchktkolgende Kummer brftiinmten Inserate an SÜachrntagrn »>« 8 Uhr Nachmittag«, n« Lanu» und Festtagru früh b>a ',9 Udr. 2n den /ilialr» für Ins.-Znnaltme: Otts klemm, Univers>iäl«f»raße 21, Lsuid Lüsche, Üalharinenslraße Id, p. u»r di« 'i,8 Udr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Mefi-Auflage 17,7VO. Abonnrmrnisvreis viertelt. 4'/, Mil^ incl. Brmgerlolm 5 Mk.. dar« dir Loft bezogen 6 Nt. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Vebüdren für Extrabeilage» Ohne Ponbesürverung 23 Mk. Mit Pollbesvrberung 4L Mt Inserate «gespaltene Petitzeile »0 Pf. Größere Lcdrnien laut unserem Preis- verzeioaniß. Tabellarischer Las nnai höherem Tarts. Urrlamrn unter den Uedlertionsiirich die Svaltzeile 50 Ps. Jnierate sind ürls an die slrpcdltts« zu senden. — Rabatt wird nichr gegeben. Zahlung praeumiü-rauaa oder durch Post- naeunanme. ^-281. Mittwoch den 11. Oktober 1882. Amtlicher Theil. Vrkanlltuiachllng. Verschiedene bezüglich der laut unserer Bekanntmachung Vom 30. August d. I. von nnS beschlosseueu Verlegung eines Thetls des Worhenmarkte» bei uns cingegangenc Vorstellungen Kaden unS bestimmt, diese Verlegung zur Zeit nicht zur Ausführung zu dringen, vielmehr diese Angelegen heit in nochmalige Erwägung zu nehmen. Daher wird die Bekanntmachung vom 3V. August d. I. hiermit außer Kraft gesetzt. Vom Dienstage den 17. d. Mo», ah werden die Markt stände aus dem Brühl, wo sie der Pferdebahn wegen nickt kleiden können, vorläufig »ach der Ritierstraße verlegt, während die übrigen Marktstände dis aus Weiteres an ihren jetzigen Stelle» verbleiben. Leipzig, am 10. October 1882. Der Rath der Ttadt Leipzig. Or. Georgs. Harrwitz. t> VrkainitWihiiiis. Die revidirte bez. neuausgesletUe Lilie derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eine- Schössen ober Ge schworenen gesetzlich befähigt sind, wird vom 2. bis mit II. October V. I., niit Ausnahme des Sonntag-, in den Stunden von Vormittags 8—12 Uhr unk Nachmittags von 3—6 Uhr in der Hauptexpcbikiv» des PolireiamtS, 'Nasch markt, zu Jedermann- Einsicht öffentlich auöliegcn. Diejenigen, welche nach der unten abgcdrucklc» Beilage ^ de« Gesetzes vom 3. Mai 1879 von dem Schöffen- oder Geschworenenamte befreit zu werten wünschen, haben inner halb der vorstebend angegebenen Frist entweder ihre Gesuche schriftlich bei uns einzureichen oder bei dem mit der Aus legung der Liste beauftragten Beamten zu Protokoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder Uber 30 Jahre alte OrlScinwohner wegen Uebergehung seiner Person, dascrn er zu dem Amte eines Schöffen oder Geschwcrencn fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebergehung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am 29. September 1882. — Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgs. Beilage K. Gertchtsverfafinngsgeset; vom 27. Januar 1877. 8- 81. Da- Amr eines Lchöffen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Demichrn versehen werden. 8- «2. Unfähig zu dem Amte eines Schöffen sind: 1) Personen, welche die Befähigung in Folge strafgerichtlicher Verurthcilung verloren haben; 2) Personen, gegen welche das Haupwersahren wegen eines Ver- brcchcns oder Vergehens eröffnet ist, das die Aberkennung der bürgerlichen Ehremechie oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Acnncr zur Folge haben kann; 8) Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung üdcr ihr Vermögen beschränkt sind. 33. Zu dem ,'lmte eines Schöffen sollen nicht berufen werden: 1) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste da- dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben; 2) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste den Wohnsitz in der Gemeinde noch nicht zwei volle Jahre haben; 8) Personen, welche für sich oder ihre Familie Armen-Unter- stützung aus öffentlichen Mitteln empfangen oder in den drei letzien Jahren, von 'Ausstellung der Urliste zurückgerechnet, empfangen haben; 0 Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zu dem Amte nicht geeignet sind; 5) Dienstboten. 8- 31- 8» dem Amte eine- Schöffen sollen ferner nicht be- rufen werden: 1) Minister; 2! Mitglieder der Senate der freien Hansestädte; 8) ReichSbeamte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 4) Staalsbeamie, welche auf Grund der Landesgesetze jederzeit einstweilig in den Ruhrstand versetz! werde» können; bl richterliche Beamte und Beamte der Slaaisanwaltschast; 6> gerichtliche und polizeiliche Bvllstreckungsbeamte; 7) Neliqionsdiener; 6) VolkSjchullehrcr; 9) dem activen Heere oder der activen Marin» augehörende Militairpersonen. Die Landesgesetze können außer den vorbezelchnetcn Beamten höhere Berwalinngsbcamte bezeichne», welche zu dem Amte eine- Schöffen nicht berufen werde» sollen. 8- 81. Das Ami eines Geschworenen ist rin Ehrenamt. Dar- selb« kann nur von einem Tcuischcn versehen werden. 8. 83. Die Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich all Urliste für die Auswahl der Geschworenen. Die Borschristen der 88 32 bis 35 über die Berufung zum Schöffenamle finden auch auf das Gcschworenenamt Anwendung. csrtz. die vkstimmnngrn zur Ausfuhr»»« drS GerlchtöversafiuiigS- Gkjcycs vom 27. Ja»:'»» 1877 »c. enthaltend; vom 1. März 1879. Zu 8- 21. Zu dem Amte eines Schöffe» und eines Geschworenen solle» nicht Hermen werden: 1) di« AbthcilungsvorsiSude und Vortragenden Käthe in den Ministerien; 2l der Präsident des LandeSconsistoriums; 3> der Generaldireclor der Ltaalsbayiien; 1) die Kreis- und AmtSlauvtleutc; 5) die Vorstände der 2icherhe>tspol,zei>Bebörden der Städte, welche von der Zuständigkeit der AmiShaupimannschaflen aus genommen sind. VtkaniHiNlUlinily, die staatliche <5i»kvm,ne»stener bete. In Gemäßheit bcS Fmanzgesetzes vvm I. März ». o. und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist der dritte Termin der diesjährigen staatlichen Emkomnieiislciier am ritt. September diese» Jahre» «it der Hälfte de» RvrmalsteuersatzeS fällig. Die hierorts Steuerpstickiigen werde» deshalb aukg'fordert, ibre Gteuerbeträge ungeiäumt und spätestens binnen drei Machen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt- stcuer-Einnahine, Brühl Ll, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eiutrctendei» gesetzlichen Maßnahmen abzusühre». ^'«plig. den 25. September >882. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georg«. Koch. vekarmtmachimg. Dir diesjährige MichaeliSmefie endigt mit dem 14. Oktober. Au diesem Tage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der inneren Stadt bis -I Uhr Nachmittags voll ständig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgen- des 15. October zu entfernen. Tic aus dein Augustu-platze und aus den öffentlichen Wegen und Plätzen der Vorstadt befindlichen Buben und Stände sind bis Abends 8 Uhr de- N. October zu räumen und in der Zeit vom 16. bi- 19. October, jedoch lediglich während der Tagesstunden von 6 Uhr Morgen« bis 7 Uhr Abend-, abzubrecken und wegzuschassen. Vor dem 16. Oclober Vars mit dem Abbruch der Buden und Slände aus dem Augustusplatze nickt begonnen werden. Dagegen ist eS gestaltet, Baden und Slände ans dem Noßplaye, weiche vor Beendigung der Messe leer werde», früher, jedock nicht am Sonntage den 15. October abzu- brccken und wegzuschassen. dascrn nicht dadurch Störung des Verkehrs odr Benachtheiligiing bcS Geschäfte« in den stehen- bleibenden Buden herbeigesübrt wird. ES bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden aus kein Roßplatze »nk König-Platze. sowie diejenigen Stänke daselbst, an welchen nur Lebensmittel feilgeboten werden, noch am >5. October geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie auf Schwellen errichtet, in gleichen die CarrousselS und Zelte sind bis Abends lO Uhr de« 17. October, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren daS Eiiigraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht ertheill worden ist, bis läng stens den 21. October Abend- 8 Uhr abzubrechcn und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Baubandiverker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werken mit Geld strafe bi« zu l50 .Ak oder entsprechender Haststrase geahndet werben. UeberdieS haben Säumige auch die ObrigkeitSwegen zu verfügende Beseitigung der Buden re. zu gewärtigen. Leipzig, am 6. Lctober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. De. Tröndtin. Hennig. Wohnungs-Vrrmietliung. In der 8. Etage der Mlten Waage, Katharinen- straße Nr. 29. soll eine aus I Borfaal, 3 zweifenstri gen Stuben nach der Katharinenstraße heran», I zweifenstrigen und 1 einfenstrigen Stube nach dem Hofe zu, einer Küche und fonstigem Zubehör bestehende, mit Wasserleitung versehene Wohnung vom 1. April 1888 an gegen einhalbjährliche Kündigung Donnerstag, den I». df». Mt». Vormittag» 11 Uhr aus dem Rathbause, 1. Etage. Zimmer Nr. l7. an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Die VermiethungS- und VersteigerungSbedingungen nebst Jnventarium der zu vermielhciiven Wohnung liegen ebenda selbst aus dem großen Saale schon vor dem Termin zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 2. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Ilr. Trvndiin. Stöß. Bekanntmachung. Wegen Vornahme von Pflasterungsarbeiten und Ei", legung de« Pserdebalmgleises wird die Schloßbrücke von Donnerstag, den 12. October ab bi« aus Weitere- für den gezammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am >0. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. ür. Georgi. Hennig. Vekannlinachung, Armeukansbau -etr. Die Dachdecker-, Klempner-, Glaser-, Tischler-, Schlosser-, Maler- und Lackirerarbeiten beim hiesigen ArmenhauSbau sind zu vergeben. Kostenanschläge sind im Gcmeindeamle zu entnehmen und daselbst bis 14. dss. Mis. mit der Aufschrift „ArmcithanSbail" versiegelt wieder abzugcben. Die Auswahl unter drn Submittenten bleibt Vorbehalten. Neustadt b. Leipzig, den 10. October 1832. Ter Gemelnderath. Dietrich, Gem.-Vorstand. Nichtamtlicher Thetl. ver Fall Lrazm-Slanley. Am 27. December 1879 reiste der französische SchiffS- sähnkrich de Vrana von Europa nach Mittelasrika. in der Absicht, Frankreich eine Priorität der Rechte durch die Be setzung des dem atlantischen Ocean zunächst gelegenen Pu»cles zu sickern, an welchem der innere Congo schiffbar wird. Zu dieser Unternehmung ward er in den Stand geletzt, durch den französischen Minister deS Aeußern, weicher ihm in der Erkenntlich der Wcbligkeit deö direkte» und verhällnißmäßig leichten Wege- de- Ogowe und der Aliina sowie der Noth- wendiakeit, den französischen Einfluß in diese» Gegenkcn sicher zu stellen, 100,000 Francs anwicS. Diese höchst merkwürdige Tbatsache crsahccn wir a»S einem Briese, welchen eben dieser Herr de Brazza in den ersten Tagen dieses Monat- an das Pariser Blatt „Voltaire" gerichtet bat. Im September 1880 war e- drn Bemühungen Brazza'S gelungen, den König der Batiken de- Congo Makoko zur Abtretung seine« GevicteS an Frankreich uuler dem Versprechen de- ScbutzeS gegen Feindseligkeiten anderer Europäer zu bewegen. Zum Zeichen de- Vertragsabschlusses pstanzle Brazza in Gegenwart der LcbnShäuptlinge MakokoS die srainösische Flagge in Okila aus und crgriss am 3. Oktober Besitz von dem zwischen den Flüssen Djue und Jmpila gelegenen Gebiet. Die Häuptlinge setzten ihr Zeichen unter das VerlraaSdecument und erhielten Jeder eine französische Flagge, um sie in ihren Dörfern zum Zeichen der französischen Besitzergreifung zu entfalten. BiS dabin hätte der Vertrag al» eine harmlose Spielerei erscheinen können, aus welche die Eongo-Neger in der Absicht emgcgangen wären, in den Besitz der Flaggen zn gelangen, die ihnen etwa als bunter Putz wertlwcll erscheinen konnte» : e« bot sich aber bald eine Gelegenheit dar, uni den Ernst und das Berständniß der Eongo-Neger für den Sinn deS Vertrage- zu beweisen. Es erschienen zwei englische Missio näre bei der französischen Station Nionna, zu k»ren Be wachung Brazza den Sergeanten Malawi,>c und zwei Ma trosen zurückgelasieii halte, und beriefen sich aus ibre Eigen schaft als Engländer. Nur durch die Dazwischenlunst Malaminc'S wurden die Eingeborncn davon abgehalten, die beiden Engländer zu mißbaudeln, und als Stanley, der sich auf dem andern User deS Congo befand, von der Sache erfuhr, erschien er an der Spitze von 70 Zanzibaren in Begleitung zweier belgischer Ossiciere, um die Congo - Neger durch militairische Macbtentsaltting cinmichüchleru. Sergeant Malamiuc versuchte die Differenz in Gii:e bcizulegcn. wurde aber von Stanley schroff zurückgewiesen, und dieser gab als bald die Absicht zu erkenne», von dem Orte Besitz zn ergreifen. Darauf crwikcrlcn die Eingeborncn. daß sie ihr Gebiet bereit- an die Franzosen abgetreten hätte» und daß sie Gewalt mit Gewalt verlrecken würde» und gleichseitig entfalteten sie die französische Flagge. Stanley wagte unler diesen Umsiänken nicht, die Feindseligkeiten zu eröffne» und bezog ein Lager an kein Orte, welcher ihm angewiesen wurde. Bald daraus kehrte Stanley unverrichteter Sache aus taS linke Congo User zurlick. Slanley, welcher im Austrage deS König- der Belgier diese Gegend bereist, um dort eine inlcrnalionalc Haukels- nieoerlassung zu begründen, sieht sich in der Aussührnng seines PlancS durch die Dazwischenkunft Brazza'S geslorl und juckt deshalb die Sache so darzustelleu, als ob der Vertrag, welchen Brazza mit Makoko und dessen LchnSbänpklingcn abgeschlossen hak, olmc jegliche Bedeutung sei, weil die Cougo- Negcr sich dessen, was Brazza unter dem Vertrage verstehe, nickt bewußt seien; die Erklärungen Brazza'S scheinen jedoch jeden Zwrsscl i» dieser Beziehung zu beseitigen, und eS wird jetzt nur daraus ankommcn. dag die französische Regierung und daS sraiizösischc Parlament den Vertrag vom lO. Sep tember bis 3. October ratificiren, um eine Thatsache zu schassen, welche in ihren Folgen unberechenbar ist. Tie französische Presse, darunter der „TcmpS" und die „Nöpublique sran^aise", drängen Duclerc, den Vertrag zu bestätigen, Dieser aber hat sich bisher incht z» dem wichtigen Schrot ent'ckließcn können; er zögert, die Verantwortung dazür zu übernehmen, bevor da- Parlament in die Lage ge kommen ist, sich darüber auSziffprecben. WaS an der ganzen Sacke da- Wunderbarste, ist die Anweisung von 100,000 FrcS.. welche der Minister des AuSwärligcn im Jahre 1879 kein SchisfSsäbnkrich Brazza zu dem Zweck der Sicherstellung de» französischen Einflusses am Congo ertheill hat. Damit ist ja eigentlich die Vollmacht zu eiwaigcn Verträgen mit den Eingehorne» vorweg gegeben, de Brazza hat sich offenbar alS Bevollmächtigter der sranzbsischeil Regierung betrachtet unk hatte auch vollkommen Recht dazu; um so aussallender erscheint die Zögerung deS gegenwärtige» Ministers, die HandliliigSweise seines Vorgängers anzucrkeuilc». Sollte dieser durch die Hergabc der 100,000 FrcS. für die Expedition Vrazza's seine Vesugnissc üderschrittcu haben? Gleichviel, den Gambettisten komuit der Fall Brazza in diesem Augen blicke sehr gelegen, zun die Schlappe, welche Frankreich in Egyptm erlitten hat, wieder auSzuglcichen und England für seine Macktcrweilerung in Nord - Afrika durch einen werlhvollen Landzuivachs in Aeguakorial-Asrila ein Paroli zu bringen. Ob die allzu große Ocfscnt- lickkeit, welche den Machinationen der französischen Regierung in Mittelasrika jetzt gegeben wird, dieser erwünscht ist, kann um so mehr bezweifelt werde», als aegcnwärtig noch eine ankere Expedition in Mittelafrika im Gange ist. mit welcher, wie wir schon gestern mitlhcilten, I)r. Bayol beaustragt ist, um einer militairischcn Expedition deS Obersten DcSborde» daS Terrain zu ebnen. Dieser sraiizösischc Oberst bat bereits die Stadl Kila, aus halben Wege von Bafulabc zum Niger, besetzt und mit einem Fort versehen und hat jetzt ke» Auftrag, mit seiner Eolonne b>S nach Bamako zu gehe», dem projecttrten Endpunkt der Scnegalbahn. Ter Sccretair des I)r. Bayol, welchem daS Organ Elenienceau'S, die Pariser „Iustice", diese Mitteilungen verdankt, fügt hinzu: „Wenn Frankreich in dieser Stadt, welche den Niger beherrscht, seine Fahne aiifgepflaiizl haken wird, wenn Frankreichs Fahne gleichfalls und endgültig im Congo, den Brazza bereist, wehe» wird, so wird Frankreich sür immer seinen Cmftnß in Aequatorial-Asrika gesichert haben." Bekanntlich ist da- Gebcimniß die Bürgschaft deS Erfolges in solchen Dingen, welche durch daS Eingreifen von Eon- currenten durchkreuzt werden können. Wenn Frankreich so laut verkündet, daß diese Erpeditionen de» Zweck haben, den englischen Einfluß in Mittelasrika zu vernichlen, waS hindert dann England, gleichfalls eine Expedition nach jener Gegend au-zurüsicn, weiche seine Interessen den französischen Plänen gegenüber vertritt und diese zu Schanden macht? Leipzig, II. Oktober 1883. Die conservativ-klerikalc Mehrheit im preußi schen Abgcordnetcnhause zu brechen, wenn man zu derselben die Freiconscrvativc» hiiizurcchiiel, wirk Manchem al- ein unerreichbares Ziel erscheine», da die liberalen Par teien zu diesem Zweck 60 bis 70 Mandate zu ihrem bis herigen Besitzstand hinzu erobern müßten. Ol' die- möglich sein wird, wollen wir nicht untersuchen; eS ist etwas Miß licke- »m Wahlprophczciuiige» und auch eifrige Erforscher der Volkstiiimiuiig türflcn bei den vielfache» äußere» Umständen, die ans da- Mahlergebniß ganz besonders bei den indirccten Elassenwaklcn ven Einfluß sind, zu einem auch nur annähernd zuverlässigen Urlk.il über die künslige Gestaltung des Abgeordnetenhauses zum Bora»« nickt zu gelangen vermögen. Der Eine Erfolg aber scheint u„S ganz sicher und wird wobl auch von den am wenigsten Zuverlichl- lichcn nickt angezwcifelt werden: diejenige Mehrheit, die au» den Teulscbconservativcn und den Ultrainonlaiicn mit ihrem polnisch - welsiscken Anhang bestand, muß und wird aus alle Falle gebrochen werken. Diese Mehrheit der auSge- srrockcnsten Reaktion zählt kaum 20 Stimmen; an ihrer Beseitigung ist nichr zu zweifeln und wenn dieser Er folg auch den Wünschen und Hoffnungen der National- liberale» lange nichl genügt, jo ist damit wenigstens die schlimmste Eigenschaft de« bisherigen Abgeordnetenhauses, da- Vorhandensein einer schlechthin und vcrbchatiloS rcactionairen 76. Jahrgang. Mehrheit beseitigt. Wenn man sich erinnert, wie oft be denkliche und verhängnißvollc Beschlüsse in ker abgclauscncu Gesetzgebung-Periode mit Mehrheiten von wenige» Cliinmen zu Slände gekommen sind, so wird mau die Bckentung auch schon dieses Erfolgt nicht gering anschlagcn dürfe». Da« Eentralwahlcomitö der »ationallibcralen Partei hielt am Sonntag in Berlin unter Vorsitz de- Herrn von Bennigsen eine Sitzung ab, in welcher über die Lage und die Aussichten der Partei bei ken bevorslehendeu Wahlen Bericht erstattet wurde. Die Wahlvorbereitungen in den einzelnen Provinzen und Wahlkreisen sind nach den erstatteten Berichten säst Überall vollendet und berechtige», vorausgesetzt, daß alle Parteigenessen ibre volle Schuldigkeit tlnin, zu der Hoss»»ng aus ein sür die natioiiallwcrale Partei befriedigendes Ergrbniß. Ferner kam die Frage des Erlasses eines Wahlaufrufs zur Besprechung. Es wurke indessen von einer solche» Kundgebung abgesehen, da man überwiegend der Ansicht war, die Partei habe in jüngerer Zeit wiederholt, nainenllich in der umsassende» Partei-Erklärung vom 29. Mai vor. Jahre«, ihre Grundsätze und Ziele so eingehend dar- gclegt n»k diese- unter Zustimmung aller Parteigenossen erlassene Programm sei auch sür dir heutige Lage noch i» allen Punclen so maßgebend, daß man füglich von der Wiederholung absei,'en lönne. Der iiltramontan-wclfischen Secession im Reichstag droht eine ultramontan-polnische Spaltung im Aogcord- netenhattse zu folgen. Im klerikalen Lager wird »ä»il>ch mit einiger Besorgnis; dem Vorhaben der polnischen Abgeordneten entgegen gesehen, de» Landtag mit einem Gelieralantrage aus Wiederherstellung der Neckte und nationalen Freiheiten der Polen im Sinne der königliche» Proklamation von 18l5 zu behelligen. Die Polen sink unklug und leidenschaftlich genug, sür kiesen Antrag aus Unterstützung deS CeiitrumS zu rechnen, die selbstverständlich nicht gewährt werden kann, ebne daß die Partei ihren behaupteten deutschen Charakter ausgehen würde. Für den Fall der Zurückweisung stellen die Kaiitak, StablrwSki und Gen. den offenen Absall von Herrn Wiildthorst in Aussicht. Alle diese Tinge spielen sich einst- weilen in halben Ankeutungen und den unverbindlichste» Versuchen zu gegenseitiger Fühlung ab, und die Presse deS CeiitrumS und der Polen beobachtet darllber ein beharr liche« Schweigen, welche» vielleicht niemals gebrochen werden wird, wenn eS gelingt, die polnischen Heißsporne von ihrem tbörichten und völlig aussichtslosen Bemühen ab zubringen. Dieser mäßigend« Einfluß wird auch von einzelnen polnischen Parlamentariern auf ihre unbescnneren College» anSgcübt — ob mit Erfolg wird sicH erst Herausstellen, wen» die LanktagSscssion begonnen hat und ein wirklicher Entschluß gefaßt werken muß ES mag in diesem Zusammenhang daran erinnert werken, daß ein Ansinnen an die Staat« regicrnng, wie eS jetzt im Parlament gestellt werden soll, schon vor nicht langer Zeit an das Ministerium erhoben worke» ist, nämlich durch eine Petition polnischer Notabel» und Bürger vom 4. April 188l, die gleichfalls eine besondere staatsrechtliche Behandlung der Provinzen Posen und West- preußen aus Grund der Wiener Congrcßacte verlangte. Diese Petition Hai die ihr einzig zukommendc Antwort dadurch ge sunken, daß sie überhaupt ohne Antwort geblieben ist und eine selche auch schwerlich jemals erhalten wird. Von großem vraktiscken Interesse ist die Taktik de» CentriimS bei den Wahlen. Die Parteileitung hat drn Grundsatz ausgestellt, unter allen Umständen gegen „Cultur- käinpscr" zu summen. Unter Culturkämpsern aber werden in der ultramontaiien Redeweise alle politischen Richtungen mit Ausnahme der äußersten Flügel der Conservativen sowohl al- der Fortschrittspartei verstanden. Insbesondere sind die mittleren Parteien, die Nationalliberalrn und Freiconscrvaliven, vom Ccnlrum i» Acht und Bann erklärt, aber selbst bis tief in- con- scrvative Lager hinein wird der Begriff „Cuttnrkänipser" aus gedehnt und kementsprechciik gchandctt; selbst mit Herr» Stöcker und dem „Neicl'Sl'oten" ist die Freundschaft der Ultramantanen seit dem Mischehenstrcit getrübt. Unbedingtes Vertrauen aus Entgegenkommen gegen die Forderungen de- katholischen Volke- hegen die Ultramoiitancn, wie ihr Eomilü im Wahl kreis Solingen neulich erklärte, nur noch zu den spcciellen Anhängern Eugen Richter's und ein mürttcinbergischer Democral mehr wird nächsten- durch ultramonlane Hilfe im Reichstag erscheinen. Herr Winktkorst wird bald im Reichstag »nt Abgeordnetenhaus seine Wechsel für die guten Dienste präsentirc». Er braucht wieder eine Mehrheit sür aillicullurkäinpscrische Anträge. Tie Conservativen, soweit sic nicht aus dem äußersten reckten Flügel stehe», und die Negierung sind bisher überall die Tupirlen gewesen und haben sich durch ihr Liebäugeln niit de» Uilramviilanen ganz nutzlos comprvmitlirl. Wir sind begierig, wie lauge es dauern wird, bis diese jetzt schon dämmernbe Uobcrzcugung zum Diirckbrnch kommt. AuS Schlesien wird von Petitionen berichtet, welche die Ullraiiioiitaucn solcher Ortschaften, in denen E l aatSpsarcr sungircii, an den Oberpräsidciiten von Seykewitz richten, und in denen rund und nett die Absetzung dieser Pfarrer gefordert wird. Die Petenten wissen nalurlich recht gut, daß ihrer Forderung nickt ensprocbei» werten kann, aber es kommt ihnen oder vielmehr den Persönlichkeiten in der Umgebung deS Fürstbischofs, auf deren Geheiß sic hautet», überyanpl nur karaus an. die SiaatSpjarrcrsrage in Fluß zu erhalten. 'Auch kaö Abgeordnetenhaus wird von derartigen Petitionen heimgesuckt werte», bei Leuen eS vielleicht nicht allzu schwer sein wirk, aus gewissem stilistischen Wendungen einen ehe malige» Joiirnalilleii und Parlamentarier unk jetzigen iii- riiniten Rathgcber de« Fürstbischof- Herzog als Autor scstznstcllcn. Wie man kört, werden die Forderungen für neue Ca- soriienients im nächsten Ncich-hauShallSetat nickt die Höbe erreichen, die inan anzunekmen bisher Anlaß zu haben glaubte DaS Gebot tbiintickster Sparsamkeit erweist sich denn dock mächliger als ein B- kürsniß. welche-, wie der Verzicht de» preußischen KriegSministcrS beweis«, zudem nickt allzu dringlich ist und wobl noch einige Jabre aus Befriedi gung warten kann, ohne daß die Wehrfähigkeit de- Reich» Schaden zu besorgen bat. An einer Rcihc ven Forderungen sür Casernen. und weitere militairische Bauten wird eS trotz ten, selbstverständlich nicht fehlen, und eS wird u. A. die Wiederelnbriiiguiig der Petition sür eine Unterosficierschule in Neubrcisach in ganz bestimmte AuSstckt gestellt. Bereit» haben im Lause de- Sommer- durch preußische Ingenieure Ausnahmen in Neubrcisach stattgesunken, die vermnthlich i«
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