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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-22
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1882
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr-arlion und Lrvrdition Jovannesgasje 33. SPrrltilluiiür» drr Nrdaclioa: vormittags 10—12 Uor. Nackimillags 5—6 Uvr. Für tt« NU«»»d, »m-ki-nkirr V,a»utr>l»I« «acht fich - »» !,»»«>,», «xd, «kltzmdilch. »>««»«, »«. ,t>r »ie giick,ftk,,g««g, N«««rr fteftiminre» Inserate an Wochentage» bi» :t Uvr Nachmittags. «« Lonn- »„» -esttage» kriiy bisUhr. 3» dkn /ilialrn sjir Ins.-.Xnnalimr Dtl« iUrini», NniversitäiSstraßr 21. Louis Lösche, Kalbarmenslrahe 18, p. mir bis Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage L7S0O. Ztdonnrmrulsiirri» oieneli. 4'/, Mtl^ incl. Bringerlodn 5 Mk.. dura, oie Loft bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belcgeremviar 10 Pf. aebüdren iür Exrra beilaqei» ohne Loftdciöroerung 39 Mk. «it Loftbewrderung 48 Mk. Inserate 6qripaltene Pelitzeile 20 Pf. »rohere Lchriiren laur unjerem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer Lay nam hvderem Tarif- Keelamen unter den NrüactionrLrich die Soalt.zeile 50 Ps. Zmerate und „eis an die ErpcbiriB» z» ieaoen. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenui»--nci»io oder durch Post- naamaame. 2S5. Sonntag den 22. Oktober 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Seffrulliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, am 2Z. Octbr. 1882, nach der gemein schaftlichen Sitzung deS Ratl-eS und der Stadt verordneten im Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht deS Vcrse.ffnngSauSschnffes Uber Eingehung de» Processeü gegen Herrn Hermann Trempler in Gobli«. II. Bericht des Ban-, Ockonomie- und Finanzaussch.'ffcS über: » kic Entnahme der Mittel zur Regulirung dc§ ObstmarkteS ,c.; d. ArealauStausch der Stadt mit Herrn Kaufmann Stadlrath a. D. Passenge. HI- Bericht deS Ban- »nd OckvnomieauSschuffes iiber Er richtung einer Obcrheizerstelle. IV. Bericht des Oekonomic-, Bau- und FmanranSschuffeS über Pos. 57 der Bedürfnisse nnd Pos. 7 der DeckungS- mittel des Eonto 88 de» HauShaltplaneS pro 1882. V. Bericht deS Oekoncmicausschuffcs über: a. die Ver wendung von Sand bei Macadamisirung von Straßen; d. die Nennunicrirung der Häuser; o. die Uebcrnahme von auögesübrte» Pslasterarbeitcn seiten der Pserbe- eiscnbabn-Gcsellschast. VI. Bericht des BersassungS- und Finanzausschusses über Regulirung der GehallSvcrhällniffe der Polizei- und NathSregistratoren. Dtkanntmachung. In Gemäßheit de» EliitoiniiiensteuergeseheS vom 2. Juli 1878 unv der dazu gehörigen Ausführungsverordnung vom II. Oktober desselben Jabreö werden, auS Anlaß der Aus stellung deS Einkommensteuer Katasters für daS Jahr 1883, die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter hiermit aufgcfordert: die ibnen behändiglcn HauSlistenforiiiulare, nach Maßgabe der darauf abgedruckten Bestim mungen auogefüllt, binnen 8 Lagen von deren Behandigung ab gerechnet und bei Vermeidung etuer Geldstrafe bis ;u SU Mark, die bei Verabläuinung des Termin» uunachsichltich dci- getrieben werden wird, t» der alten Nicolatschnle, Nicolaikirchhof Nr. 12 entweder persönlich oder durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu ertkeilen vermögen, abzugebcn. Hierbei wird aui tz. 85 deS allegirten Gesetzes. nach welchem sowohl der Besitzer eines HauS Grund stücks für die Steuerbctrage, welche in Folge von ihm verschuldeter unrichtiger oder unvoll ständiger Angaben dem Staate entgehen, haftet, wie auch iedeS Familienbaupt für die richtige Angabe aller z« seinem Hanöstande gehörigen, ein eigenes Einkommen habenden Personen, ein schließlich der Aftcrmictker und Schlafstellen miether, verantwortlich ist und auch daraus besonders hingewicse», daß die aus der letzten Seile der Hauslistcn- formulare befindliche Bescheinigung von Vcni Hausbesitzer, bez besten Stellvertreter nnterfchriftlich zu vollziehen ist. Falls Hausbesitzer oder deren Stellvertreter keine HauS- üstcnsormulare oder solche nur in unzureichender Zahl erhal ten haben, so können dergleichen auf Verlangen an oben genannter Erpeditionsstclle in Empfang gcnomnien werden. Leipzig, am 12. Oktober 1882. Der Nath der Stadt Leipzig. I)r. Äcorgi. Gühlitz. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als ab handen gekommen angczcigten Pfandscheine ITs. 0. Nr. 69048 73136 97139, I-it. I'. Nr. 6557 10264 I026S 10291 15943 25736 36367 46l7l 47143 47144 47145 47146 47168 «0297 68825 68839 68841 72381 73742 77435 8l442 81779 8I93l 87231 89740 90082 90434 90609 V7452, l-lt <j. Nr. 1507 3010 3012 3229 werden hierdurch auf- aesordert, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ab- laus von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten Versallzeit bei Unterzeichneter Ansialt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugcben, widrigenfalls der Leihhauö-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgelicfert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 20. Oktober 1882. Die Derwaltung dos Leihhaus»» nnd der Sparkasse. Llkffkiitliche Zuüellung. Der Markthclser Fr. Rob. Schilde in Reudmh klagt gegen den Kaufmann Emil Allwclt, früher in Leipzig, jetzt unbekannten Ausentbaltü, wegen einer Forderung von 72 Lohnrückstand ans die Zeit vom 25. September bis 2t. Oct. lausenden JabreS mit kein Anträge, den Beklagten zur Be zahlung dieser 72 kostenpflichtig zu verurthcilen. Beklagter wird daher zur mündlichen Verhandlung der Gewerbestrcilia- keit vor daö Gewerbcschietsgerichl zu Leipzig. Obstmarlt Nr. S, Erdgeschoß, Zimmer Nr. 59, auf den 8. December 1882, Vormittags 9 Uhr» mit der Aufforderung, persönlich oder durch einen mit Voll macht versehenen Vertreter zu erscheinen, hierdurch geladen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wirb dieser Aus zug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, den lS. Oktober 1882. , . Uhl wag y, Gcrichtsschreiber deS Gcwcrbe-Sch>eb--Gericbts zu Leipzig In der Zeit vom 25,---30. vor. Mail, ist in dem Hosraume eines im Brüdl gekegenen Grundstücks ein mit Wein oder Rum gelullte» Faß als herrenlos gesunden ivorden,' über dessen Abhanden kommen zeither eine Anzeige hier nicht erstattet worden ist. Wir veranlasse» den Eigcnrhümcr des Fasses, sich ungesäumt bei »ns z» melden, Leipzig, am 20. October 1882. La» Polizeiamt dafeltzft. I B-- Junck. Pol -Rath. vr. Berger. In Folge der Herstellung de« Wege» von der Martrndrnckk bi» Mackern wird diese Strecke während der Lauer der Arbeit iür den Dagenverkchr Gesperrt. Möckern, den 20. October 1882. Ler Ge«ein»e»orftanb. vr. Eckstein. Loncursvcrfahrtn. Da» koneursversahren über da» Vermögen de» lkolonlalwaaren- händlers Ulrich Kapier von vier wird »ach erfolgter Abhaltung deS Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Coburg, den 17. October 1832. Herzogliches AmtSgertcht, III. Abttz. gez. Ohc,m i. B. Nichtamtlicher Theil. Die vermthkilung Oberdank's. DaS Fest der 500jäbrigen Zusammengehörigkeit der Stadl Triest mit dem Kaiscrlüui» Oesterreich sollte mit allein Glanz, den Ncicktiium und kaiserlicher P>u»k zu gcivähre» oerniögen, gefeiert werden. Das österreichische Kaiser- und Kronpruizen- Paar halten ihre persönliche Tbeilnahme am Feste zugesagt und waren auch versprochenermaßen am festgesetzten Tage c>- schicncn. Jtcbel herrschte ani Tage der Ankunft deS kaiser lichen Dampfers auf der Nbebe von Triest, so daß die Aus schifsung Nicht mit dem gehofften Essecl ansgesührt werden konnte, dock störte kein llniait die Landung des Kaisers Franz Joses. Diese geschah am l7. September und alsbald folgte der feierliche Einzug deS angcslammlc» Fürsten in die seil einem halben Jahrtausend zu Oesterreich gehörige blühende Hafen- unv Handelsstadt. Kaiser Franz »loses ahnte damals nicht, welcher Gefahr er Lurch die Wachsamkeit des Bürger meisters von Versa entgangen war. TagS zuvor waren nämlich zwei junge Männer, die Von Udine kamen, aus Schleichwegen über die österreichische Grenze gegangen und batten dem Führer einer Earetta einen ge fährlichen Transxorlgegcnslanv übergeben. Ter geschwätzige Fuhrmann plauderte daS ihm anverlraute Gebeimniß au», alS er nach dem Grunde seines verdächtigen Benehmens ge fragt war. und,.so wurde die Verhaftung Obcrdank'S möglich, des Mannes, welcher mit seinem Mitschuldigen den Fuhr mann >gcduiige» halte. Ter Begleiter Obcrdank'S war in zwischen nach Triest vorauSgcgangen unv hoffte mit diesem am 17. September dort zusammenzutreffen. Im WirthSdause zu Ronchi, wo die Verhaftung Oberdank's erfolgte, gestand der nach hartem Kampfe mit einem Gendarmen endlich Ge- f,-sielte zu. daß er die Absicht gehabt habe, den Kaiser von Ocnerreicli zu ermorden. Im Circolo Garibaldi war Ober- dank, wie er selbst inilgethcill hat, in einer Versammlung der Verschworene» durch das Loos zur Ausführung des Ver brechens bestimmt worden unv habe auch die Absicht gehabt, die Ilnthat zu begeben. Oberdank ist am 8. Februar 1858 in Triest geboren und studirle 1877 an der technischen Hochschule zu Wien, wurde dann ein Jahr später dein Occupalionscorp» bcigcaebcn. welches »ach Bosnien marschirte, entzog sich aber seiner Mititairpflicht durch die Flucht und ging nach Nom, wo er in die Gesellschaft der Jrredcnta eintrat. Vor einigen Tagen ist auch sein Mitschuldiger in ToScana verhaftet worden und wird voraussichtlich, wenn die Beweise seiner Schuld un- zwcisethast erbracht sind, an die österreichische Negierung aus- gelieserl werten. Oberdank ist am 19. October vom KriegSgericizt in Triest zuni Tode verurtheilt worden, und eS ist kaum anzunehmen, daß der Schritt, welchen seine Mutter beim Kaiser zu seiner Nellung vom Tote unternommen hat, die gehoffte Wirkung haben wird. Bekanntlich war schon am 2. August ein vor bereitendes Attentat vorangegangen, welchem ein Mitglied de» KriegrrvereinS und der Nedacteur der Triester Zeitung zum Opser fielen; ein Gymnasiast fand sogar durch die Bombe, welche der Kellner Content» geworfen hatte, seinen Tod, während die Wunden der beiden Anderen wieter geheilt sind. ES hat sich im Lause der Untersuchung deS Falle- Oberdank der Verdacht als begründet ergebe», daß beide Mvrdanschläge der Au-fluß einer und derselben Verschwörung waren, daß die Jrrebenta in Nom den Anstoß dazu gegeben, die Triester Ausstellung, als ein Werk der Oestcrrcickcr zu stören unk bei Gelegenheit der 500 jährigen Jubelfeier die Losreipung Triest« von Oesterreich durch die Ermordung des Kaisers Franz Joses cinzuleiten. Dieser srcvclbaste Plan hat in der Thal bestanden und seine Ausführung ist »ur durch einen glücklichen Zufall ver eitelt worden. Ob Oberdank auch den erforderlichen Grad von verbrecherischer Geschicklichkeit besaß, um die ihm durch daS LooS gewordene Aufgabe zu lösen, ist dabei völlig glcicb- gillig. eS kommt nur daraus an, daß die Absicht bestand und die zur Ausführung nölhigen Vorbereitungen bereits getroffen waren. Das ist eine so ernste Thatsache, daß sie durch die Verurtheilung Obervank's unv selbst durch den Vollzug der gegen ihn erkannten Todesstrafe nicht als abgethan betrachtet werden kann; eS erscheint vielmehr dringend geboten, die Quelle, auS welcher die verbrecherische Achicht entsprang, zu verstopfen. Die italienische Negierung hat bi« jetzt Nichts gcthan, um daS Uebcl an der Wurzel anzngreifcn; die etwaige Aus lieferung deS Mitschuldigen Oberdank's an die österreichische Regierung könnte auch nur als ein schwacher Anfang dessen, waS Nvth thut, erachtet werden. Schon die ungestörte Existenz einer Gesellschaft, ivelchc die LoSreißung des Trentino von Oesterreich mit allen, selbst den schlechtesten Mitteln als iel anstrebt, ist eine nicht zu duldende Beleidigung des ackibarstaate». mit welchem Italien nach der auSdriicklicben Versicherung seines Souverain» und seiner Regierung in Frieden und Freundschaft leben will. Aber eS gewinnt mehr und mehr den Anschein, daß die italienische Regierung gar nickst in der Lage ist, diesen gefährlichen Äcstrebungen mit Ernst und Entschiedenheit entgegen zu treten, daß schon der Versuch die schwersten Gefahren für die Existenz de» jirngen Königreichs bringen würde. Die Jrrebenta ist in Italien weit mebr verbreitet, als die italienische Regierung zugestclst. ja, eS ist sogar noch in neuester Zeit der Verdacht ausgesprochen worden, baß Vertreter der Jrrebenta im italie nischen Ministerium sitzen Die Enkrästung dieses Verdachte» wäre sehr einfach dadurch zu erreichen, daß man energisch gegen die Verschwörer vorginge und da» Uebel mit Stumps nnd Stiel ohne Gnade au-rotlete. Aber da» kann man von e nem Staate nicht erwarten, der den Löwenantheil seiner Schöpfung dem Hauptvertrerer der Jrredcnta verdankt Ohne Garibaldi — da- ist der Vater der Jrredcnta — wäre Piemont noch l-ente wahrscheinlich der unbedeutende Staat» körper, als welcher dieses Land bi- zum Kriege de» Jahre» l859 stgurirte. Garibaldi wurde der eigentliche Urheber der nachherigcn Größe Italiens; ohne seine Landung aus Sicilien, ohne seine wiederholten Unternehmungen gegen Nom hätte die Begeisterung der Italiener schwerlich den Grad erreicht, welcher die Vermckstnng der alten morsche» Znstände unv die Begründung der Einheit Italiens herbci- gcsnhrt hat. An diesem GrnndUbcl seiner Entstehung x-ankt Italien heute »och; derselbe Garibaldi, welcher deni König Victor Eniannel Las Königreich beiter Sicilien eroberte, der eS wiederholt unternahm, Italien seine Hauptstadt zu geben, hat auch den Keim zu einem Zustande gelegt, der aus die Tauer für daS Königreich Italien verderblich werden muß. Es ist nicht möglich, daß in einem geordneten Staate eine Ver- schioölcrgeincinschaft ihr Wesen treibt, die unter dem Vor wände. die ganze italienische Nation zu einem Ganzen zu vereinigen, den Frieden unv die Ruhe Europas fort dauernd stört. Die italienische Negierung hat nicht die Energie und die Kraft, um diesem Treiben ein Ende zu mach-n und durch dieses Gewährcnlaffen gicbl sie der Verschwörung erst die Grundlage unv die Beicchlignng ibreS Daseins. Die Ver schwörung verfolgt aber nur znin Theil die Bereinigung aller Gebiete, in welchen Italiener die Mehrzahl der Bewohner Hilten mit dem Mullcrlande, die andere Hälfte ihres Pro gramms ist der Ausrichtung der republikanischen Staatssorm gewidmet. Auch in dieser Beziehung folgen die Jrrekentistcn nur ihrem Herrn und Meister Garibaldi. Dieser tapfere Haut egen hat »iemats ei» Hebt daraus gemacht, daß ihm da» H.inS Savoyen nur als Mittel zum Zweck dient. Daß er die Republik als sein Ideal und als die geeignetste StaatS- form für daS geeinte Italien ansah und daß er nur aus ZweckmäßlgkeitSriicksichien vorläufig gemeinschaftliche Sache mir der Monarchie machte. Es ist also »ur ein Act der Selbsterhaltung für daS Hanö Savoyen, wen» eS die Axt an die Wurzel der Jrrebenta legt, wenn eS sich die Triester Ereignisse zur Warnung dienen läßt, ui» endlich einmal Ruhe und Ordnung zu schaffen im eigenen Lande n»d dadurch zugleich den Anlaß zu Zwist und Unfrieden mit dem mächkiaen Nachbarn beseitigt. Die Ver- uxlhcilung Oberdank's enthält eine ernste Mahnung für die italienische Negierung, ferner nicht mehr zu zögern mit dein Schritt, der früher oder später doch gcthan werden muß. Entweder »ie Jrrebenta oder da» Haus Savoyen, da» ist die Alternative, die in nächster Zukunft entschieden werben muß. Leipzig, 22. October 1882. Zur Lage wird der „Allg. Ztg." ans Berlin ge schrieben: „Angesicht- de- nahe bevorstehenden Termin», an welchem die Neichstagssession wieder beginnt, dürfte eS an der Zeit sein, den wichtigen Entwürfen, die der Berathung der Neichökagsconimissionc» unterliegen, einige Betrackstungcn zu widmen. Nach und nach stellt sich heran», daß die Vor lage iiber Unfallversicherung in der geplanten Gestalt kaum durchführbar ist Einer ungefähren Berechnung zufolge würde die Zahl der korporativen Genossenschaslen, auf deren Bil dung der Gesetzenlwurs fußt, sich aus nahezu 2000 stelle», und da die zu den einzelnen Ecnosscnschasten gehörigen Be triebe räumlich nicht znsainmcnhängc», sondern über de» Tistrict einer höheren Bcrwaltungsbehörde zerstreut sind, so würde sich kein gcnoffenschasllichcS Leben entwickeln können und eine geregelleVerwaltung sich nur schwer erreichen lasten. Troh- kem ninß aber der Grundgedanke de-Entwurfs der Unfallversiche rung als richtig angesehen werken. Es wird nun Sache tc- NeickStaaS sein, zu zeige», daß er im Stande ist, die Vor lage im Einzelne» so zu aiiiendircn, daß sie auch der Form nach brauchbar wird. . Mil Rücksicht ans die Schwierigkeiten der Frage ist schon oft geäußert worden, die Sacke habe keine Eile, man könne noch warten und sie ans Jahre binauS- scbieben; dies wäre jedoch sehr bedenklich und dürste dem ganzen Plane zum Schaden gereichen. Als der Reichskanzler die Absicht erkennen ließ, daS LooS der Arbeiter durch posi tive Schritte zu erleichtern, machte dieses Project in Arbeiter kreisen einen sehr guten Eindruck. Wenn sich nun die Er füllung der gehegten Hoffnungen mehr unv mehr hinzieht, so beginnt sich Mißtrauen einzuschleichen, unv die Durchführung der Sacke erschwert sich immer mehr. Diesen Verhältnissen gegenüber bat man sich in Interessentenkreise» bereits mehr fach damit beschäftigt, durch welche positiven Vorschläge den formellen Mängeln des Entwurfs abzilbclse» sei; die bezüg lichen Vorschläge dürften zur ttcnnlniß deS Reichstages ge langen." Selbst im RegiernngSlager kann man sich nicht verhehlen, daß eS unter Umständen zu reckt unangenehmen Folgen führen dürste, einen Rcichö-Doppelcla t bis inS Einzelne auS- uarbeiten. Denn obwohl der Reichstag sich mit einem olchcn Entwurf nicht beschäftigen wird und aus Grund der Verfassung auch gar nicht zu beschäftigen braucht, so wird dock Fürst Bismarck und der Schatzsecretair durch die Ziffern des überflüssigen ZnkunftSetalS pro 1881,85 moralisch vinculirt. Die ReichSregicrung beraubt sich durch den Doppeletat der Möglicbkceit, »n nächsten Jahr eventuell Mehrsordernngen zu stellen, die sich als nölkng ergeben sollten, so namentlich im Militairctat. Sollten solche Mehrforderiingen dennoch kommen, so würde sich vom Stand punkt de- Reich-tagS aus ganz richtig einwendcn lassen: „Wie kann dieser oder jener Posten jetzt, im Jahre >884, unumgänglick sein, wo Ihr im BundeSratb in der Session 1882,83 »ock gar nicht an denselben getackt habt? Sollten sich beispielsweise die neuen Kasernenbaulcn nicht noch aus schieben lasten, da Jbr sie dock bei der Ausarbeitung des Doppelctats noch entbehren zn können meintet?" Vcrmuth- ticb finden diese Erwägunge» schon im BunveSrathc selber ibre sachgcinäßc Vertretung, denn eS ist ganz zweifellos, daß nickt entfernt alle Einzelregierungen gewillt sind, daS Neckt zur Einbringung von Doppelctats so ohne Weiteres anzu- erkcnnen. DieWahlmännerwahlensind vorüber und in wenigen Tagen werden wir ei» klares Bild von der Zusammensetzung des neuen preußischen Abgeordnetenhauses haben. Die Wabl der Abgeordneten ist nach der Entwickelung, welche da» inkirectc Wahloersahrcn genommen bat, beinahe nur noch eine Formalität. Fast überall sind die Wahlinänner aus ganz bcstimmle Namen ausdrücklich verpflichtet und wählen nach einer ibnen vorher ertheilten Instruction. Wenn eS der ursprüngliche Sinn und Zweck de» indirectcn Wahlver sahrrnS gewesen, Männer des allgemeinen Vertrauens auS der Mitte der Urwähler auSzuscheiden nnd diesen die Auswahl der Abgeordneten, dis zu einem gewissen Grad auch die Entschei dung, in welcher Parteirichtung dasMandat des Wahlkreises er lheilt werden soll, anheimzugeben, so ist von dieser Absicht und Meinung de- Gesetzes immer mehr verloren gegangen, namentlich seitdem das Wahlsystem des Reichs das Volk daran gewöhnt batte, direct unv ohne Zwischcninstanz daS Al'geordnelcnmandat zu crthcilen. Wenn die „Provinzial- Eorresponkcnz" in ihrer letzten Nummer einen Appc-ll an die Wahlinänner gerichtet und dieselben noch in einer bestimmten Richtung zu beeinstussen gesucht hatte, so ist ein solches Be mühen ganz zwecklos unv bei de» bestimmten Verpflichtungen und Versprechungen fast aller Wahlinänner heinahe eine Aufforderung znin Wortbrnch. Sowie kaS Resultat der Wahlmänncrwahlcn auS allen Wahlkreisen bekannt sein wirk, wird man auch ein vollständige- und genaues Ver zeichnis; der Mitglieder de» neue» Abgeordnetenhauses aus- stcllen können, ohne die formellen Abgeorbnctcnwahle» nur abzuwarlen. Ob daS Gesamintergebniß der jetzigen Wahlen gegenüber den voriährigen ReichStagSwahlen nisolge dc- verschiekenartigen Wahlsystems einen wesentlich anderen El'arakler hat, müssen wir heute noch dahingestellt sein lassen. Die eine Wirkung hat da» ungleich umständ lichere, zeitraubendere und verwickeltere preußische Ver fahren unverkennbar gehabt, die Belhcitigung am Wahl akt zu verringern, die Zahl der von der Urne fernblcibenden zu vergrößern. Selbst in Wahlkreisen, wo ein verhältniß- mäßig heißer Kampf entbrannt war, ließ die Betheiligung am Wählen viel zu wünschen übrig. 30 Proccnt Betheiligung ist schon eine ansehnliche Ziffer, die im Durchschnitt nicht er reicht sein wird. Das war bei den Reichstagswahlen doch ander». Große Mühseligkeiten und Opser darf man der Masse der Wähler selbst bei Ausübung eines so wichtigen ReckteS, wie der Wahl der Volksvertretung, nicht zumuthen. Das hat sich bei diesen Wahlen wieder einmal in nicht er freulicher Weise gezeigt. Die umfangreichen und höchst schwierigen Arbeiten de» Ei send ahn-Etats sind jetzt zuni Abschluß gebracht worden und dürste der preußische Etat binnen einigen Tagen in der Aufstellung, in der er dem Landtage vorgclegt werden soll, festgesetzt werden. Man bringt die Reise deS Finanzminister» Scholz nach Barzin hiermit in Zusammenhang. Unter den Führern der Socialdemokratie ist neuerdings ein heftiger Kamps über die Frage entbrannt, ob für die Socialdcmolratie selbst und für deren Bestrebungen eine Aushebung deS gegen sie gerichteten Ausnahme gesetzes wiinschenSwerth erscheine oder nicht. Die Lieb ln eckt'scbe Gruppe verficht die Ansicht, Laß eS für die svcialkcinokratischen Zwecke bester sei, wenn da» Socialiften- gesetz in seiner gegenwärtigen Form bestehen bleibe; die Beweisführung geht dahin, daß eS der Socialdcmokratie trotz des Gesetzes möglich war, ihr Besteben zu wahre», daß sie sich auch innerhalb dieses Gesetze» eingerichtet, ihre Beziehungen, ihre propagandistische Thätiglcit zu erhalten gewußt habe. Sollte — was bei der gegenwärtigen Zusammensetzung deS Reichstages keineswegs uinnöglich erscheine — eine Majorität sich zusammcnsindc», welche für die Aushebung des Aus nahmegesetzes stimmt, so wäre damit für die socialdemokratischen Bestrehilngcii wenig oder eigentlich gar nicht» gewonnen. Denn c-S sei nicht anzunchmen, daß nach Ansheouna deS Secialisiengesetzcö eine freie Bewegung ihrer Partei gestattet werden würde, vielmehr sei »u fürchten, daß dann durch Revisionen der ordentlichen Gesetze, resp. durch Novellen zu kiele» neue Mittel geschaffen werden würden, um die Socialdcmokratie zu bekämpfen, daß eS dann nicht nöthig sein würde, sich gegen diese neuen Gesetze „cinzurichten", die zwar möglicherweise auch gegen andere politische Parteien ausgenutzt werden könnten, die aber eben tcshnlb de» Unterschied zwischen der Bourgeoisie und der Socialdcmokratie verwischen würden, wäbrend das Socialisten- gesetz Jeden wie mit Ketten an den Socialismus banne, der sich ibni einmal dienstbar gemacht habe. Ven der anderen socialistisihen Gruppe wird hingegen betont, man solle sich nickt so sehr „von der Pbrasc" beherrschen lasten und durch Bemühungen zur Aushebung des AuSiiahmegesetzes wenig stens die Schaffung von so viel Erleichterung versuchen als möglich sei. Bon dieser Seite wird überdies auch vor einer unzweckmäßigen Tbeilnahme an der „hoben" Politik gewarnt, dagegen eine Betheiligung an allen Bestrebungen empfohlen, welche geeignet erscheinen, eine Besserung i» der Lage der arbeitenden Bevölkerung herbeizusühre». Daß dieser häusliche Streit innerhalb der socialdcmotralischen Partei mit den gröbsten Waffen gesnbrt wird, brauch! nicht besonders erwähnt zu werden; der schlimmste Ton wird aber wobt erst an geschlagen werden, wenn der Radikalste aller Radicalen, Herr Most, wieder in die Actio» eintrikt. Derselbe verlaßt nämlich am 26. d. M. sein Gcsängniß in London. » * » Die Prager Ezechenblätter bringen die Nachricht, daß dort vier Abgeordnete der „czechischen Gemeinde" Wiens aiigekommeii seien, um mit Len „maßgebenden" nationalen Kreisen Prags sich über die Errichtung der in Wien schon seil längerer Zeit beabsichtigten czechischen Volksschule zu besprechen. Nach dem „Pokrok" soll der Kostenpunct für jene czeckische Schule bereits vor der Ankunft der „kands- mannschastlichcn" Wiener Abgeordnete» in Prag erledigt worden sein. „WaS den gehässigen Widerstand der Wiener Localbehörden gegen die Errichtung unserer Volksschule bc- Irifst", schließt „Pekrok" i» böbn scher Wecke, „so dürsten wir dani't nni so mehr in kürzester Zeit fertig werten, weil wir ja bekanntlich ganz andere Hmkeriusse a»S den, Wege geräumt als die, welche uns die Wiener Gevatter Schneider - Hand schuhmacher entgegenstclle» können." Ter Statthalter von Mabren hat »euerdingS an dir BezirkShaupkmannschasten eine» Erlaß gerichtet, in welchem denselben eine scharfe Ueberwachung jedweder antisemitischen Bewegung zur Pflicht gemacht wirk. Ein weiterer Erlaß deS Statthalters lenkt die Aiismcrkscimkeit aus die Umtrieb« der Socialistcn, welche die antisemitische Bewegung in Ungarn erzeugen sollen, nm für die socialistischcn Bestrebungen unter de» Arbeitern Propaganda zu machen. AnS Pest wird gemeldet, daß im ungarischen Ministerium deS Innern eine besondere Eoinmcksion zur Ueberwachung der antisemitischen Bewegung gebildet worden, welche mit den Ercesien in Prrßburg neck keineswegs abgeschloffen scheint. Jene Gegenden unv Ecmitate Ungarn», aus denen der Regierung besonder- bedenkliche Nachrichten über die Stim-
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