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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-12
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ketaclion und Lrvrditi«» Jodaunesgasse 33. -prrchftun-k» -er Uedarlioir. Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Ultr ti» RUikß«»« M»m>Icr1»l« »acht ßch tu He»«««,«» »Udl verdindUch. Annahme her skr »ie «Lchftsal,e»»e Nummer hrftimmten Inserate an Wachen»«,,n dt» Z Uhr Nachmittags, an Tann- >„>» Festtagen srüh bis '/,S Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Tnnatimr: Otto Klemm, UniversitStsftrahe 21. Laut» Lösche, Katbarinenstraße 18, ft nur hi» '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Mefi-Auflage L?,7VS. Adonnemenlsvreis viertelj. 4'/, tml. Brnmerlohn 5 MI» durch die Post bezogen » Vtt. Jede «inzeln« Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilage» Ohne Postbesörderung 39 M. «il Postbesörderung 48 VU. Inserate «gespaltene Petitzeile X) PH. Größere Gchriften laut unserem Brei«, vrrzeichaiß. Labellarischer Sax nach höhere« Taris. Leeiamen unter den Xedactionikrich die Svaltzeile SO Bf. Jnlerat« sind stets au die Exfte»>tion zn ieaveu. — Rabatt wir» mchl gegeben. Zahlung prnouuiuerauuo oder durch Post- Nachnahme. ^°L85. Donnerstag den 12. October 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Dir bringen hiermit zur allgemeinen Kemitniß, Laß wir die TternwartenstraHe kn nachstehender Weise um- «mmerirt haben: Linke Sette vom Roßplatze an«. Recht« Seite Alte Nummer Brand- Cataster- Nummer Neue Nummer Besitzer Alte Numm» Brand- Cataster- Nummer Neue Numm» Besitzer Abth. S. -- " «btli. L. 1 599 600 1 Max Gustav Graßhoff. 45 478 2 Friedr. Richard Bichl 2 598 3 Friederike verehel. Lchuster. 44 4788 4 C. (Armenholzverkaus). 8 597 5 Emilie verehel. Uerthold. 43 480 6 Emma verw. Kühler u. Kinder. 4 ? 603 7 O. verw. Hahuemann ». Tons. 42 481 8 Larl Hugo Sckünherr. b 596 9 Otto Bieröqel. 41 482 10 Aug. Herm. Wappl». Albin Theodor Engelhardt. 6 585 11 Gottlob Hoimann u. Heinr. Hofmann. 40 483 12 7 8» 594 593 13 1b Joh. Henriette verw. Schaab. Friedrich Ernst Engel. 39 38 488 488 8 14 16 ^Friedr. Wilh. Oehme. 9 592 17 ^H. L. Klinger. 37 489 18 Wilhelminc verw. Körner. 10 591 19 36 490 20 Emil Sperling. — S1 Ehregott PStzsch. 35 4SI 22 Firma Breilkops st Härtel. 11 Ild 5900 590 ö 23 25 Moritz Jrmer. Napoleon Reichel und Agnes verw. 34 33 492 492« 24 26 1 -Ernst Gustav Wäntig. 590 Schall». 11« 27 vr. E. Kori'S Erben. 32 493 28 I Rich. Gust. Ad. Jauch 12 589 0 29 Friedr. Lconhardt und Frau. Therese verw. Schubbe u. Kinder. 31 4938 30 /Rud. Georg Jaucku. Joh. HugoJauck. 12 d 5890 31 30 503 32 Franz Anton Hauptvogel. 12 c 589L 33 Preußische Friedrich-Wilhelm-LebenS- 29 518 34 Jul. Just verw. Schöps. IL 13» 589 5880 Garantie-Bersicherung. 35 37 iBenzien u. Leopold. 28 27 b 561 804 V/. 36 38 Emilie Louise verw. Rößler. Joh. Mor. Kersten. 14 14 b 588S 5884,, 39 11 -JuliuS Hoffman». 27 8040,. 6040/. 40 42 Anna verehel. Man! n. Genossen. Johannes Maul. 15 588 Herm. Anbr. Melzer. — 416 8/, 44 Heinrich Hehne. 587 ^ 15 Iah. Friedr. Schaas'S Erben. t " 416L/, 46 Carl Aug. Schulze. 17 5881) 47 Bernhard Heinecke. 18 586 49 Earl Heinr. Schulze. - 18 b 585 , 51 Henr. Will,, verw- Frey. 18 v 53 Rosine verw. Gärtner. . 19 582 ' M ' 55 Friedr. Julius Ferd. Ha.-ck. > 19 t so L7 59 ^Earl Gust. Wilh. Schirmer, 21 22 LH »79 61 6S Larl Schönberg. /Robert Kutscher. I Herrn. Zschetzschingk. Wilhme. Henr. verehel. LLubert. > ) ! 23 ,78 65 24 577 67 Joh. Gollsr. Donath. r 25 564 69 . Robert Werner. 25 d 804 L/, 71 ' Joh. Carl Friedr. Schnurbusch. Carl Rob. Ludwig. 26 8048 73 26 804 V/, 75 Friedr. Will,. Klinge. r' ? ..ä 8050/, 77 Joh. David Grohn». / 416LI-8 79 Carl Franz Köhler. Leipzig, den 3. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Cicborius. Vekannlinachung. Verschiedene bezüglich der laut unserer Bekanntmachung vom 30. August d. H. von uns beschlossenen Verlegung eine« Thetl« de« Wochenmarkte« bei uns eingegangene Vorstellungen baden unS bestimmt, diese Verlegung zur Zeit nicht zur Ausführung zu bringen, vielmehr diese Angelegen heit in nochmalige Erwägung zu nehmen. Daher wird die Bekanntmachung vom 3V. August d. I. hiermit außer Kraft gefetzt. Vom Dienstage den 17. d. Mon. ab werden die Markt stände aus dem Brühl, wo sie der Pferdebahn wegen nickt bleiben können, vorläufig nach der Ritterstraße verlegt, während die übrigen Marklstände bis auf Weiteres an ihren jetzigen Stellen verbleiben. Leipzig, am 10. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Wegen Vornahme von Pstasteiungsarbeiten und Ein legung des PserdebatmgleiseS wird die Lchloßbrütke von Donnerstag, den 12. October ab bi» auf Weitere» für den gelammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 10. Ockober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. He Or. Georgi. )en»lg. Volinungs-Verunethllng. Zn dem 3. Stockwerk des der Stadtgemeinde gehörigen Hause« Sellier'S Hof RmbSstraße Nr. 55 ^ Gnmmaische Straße Nr. 36 vom I. April I8tz»3 an gegen cinhalbjährltche Kün digung anderweit vermiethet werden. Miethgesuckie werden aus dem Ralbbause, I. Etage, Zimmer Nr. 17» entgegengenommcn, auch können daselbst die Ber- mietbungSbekingungen und das Jnventartum der z« ver- mietbenden Wohnung eingesehcn werden. Leipzig, den 2. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvnvlin. Stöß. vermirthnng in der kleWatle am Hospitalplatz. Zn obiaer Fleisckkallc sollen di« miethfreien Nbthei« langen Rr. 8, 22, 28 und 3L sofort gegen eia» monatliche Kündigung DienStag, den 24. diese« Monat«, Vormittag« IL Uhr auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Rr. 17, an die Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Die BermiethungS- und VersteigerungSbedingungen liegen ebendaselbst aus dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 7. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig j-r. Georgi. Stoß. die staatliche Einkommensteuer betr. Zn Gemäßheit veS Finanzgesetzes vom 1. Mär, a. e. und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist der dritte Termin der diesjährigen staatlichen Einkommensteuer am 3st. September diese« Jahre« mit der Halste de« RormalsteuersatzcS fällig. Die hierorts Steuerpflichtigen werden deshalb ausgcsordert, ihre Steuerbcträge ungesäumt und spätesten« binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stavt- steuer-Einnahme, Brühl 5l, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen «intretenden gesetzlichen Maßnahmen abzusübren. Leipzig, den 25. September 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. Ko vr. Georgi. euch. Verdingung. Die Lieferung der für die Menage. Auftalt de» Königliche» 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 erforderlichen Naturalien re. ». Aleischwaaren: frisches Fleisch, Flecke, Schwarzfleisch, Wurst, Speck, Talg und Fett, d. victnalien »k.: Reis, Gräupchen, Hirse, Arie«, Linien. Erbsen, Bohnen, Nudeln, Sauerkraut, geb. Llepsel, Birnen, Pflaumen, Roggen-, Weizca- and Kartoffelmehl, Salz, Gewürze, klarer Zucker, gebe. Kaffe«, Eier, Heringe und saure Gurken, e. vackmaare«: Weißbrod, frische Brodchen (4 2'/, «nd altbackene Welßwaoren wird hiermit für die Zeit vom 1. November 1882 bi» mit 30. No vember 1883 au-geschneben. Di« Lieferung hat täglich »ach Bedarf franco Laserne zn er folgen. Monatlich« Baarzahlunq. Offerten mit Angabe der Preise pro Kilogr. bezw. Stück (bei frischen Brodchen des Gewichts) sind am 20. dss. MlS. versiegelt in der Plrttzrnbura. Easerne 2. Etage, Ltub« Nr. ISO unter Beifügung von Proben von Gemüse, geb. Obst, Mehl, Zucker und Kaffee abiugeben. Kaffe- Außerdem sind und zwar Gute Zwiebel-Kartoffeln 1882 1883 600 Lenin» für November 300 » » December 300 - » Januar 300 » » Februar . franco Laserne zn verdingen. Angebote und Probe» sind am 21. dss. Mt«, an obiger Stelle einzureichea. Leipzig, den II. October 1882. Die Menage - Commission de» Königliche« 8. Insanterie- Regiment« „Prinz Johann Georg" Nr. IV7 Dem bis zum 27. vorigen Monat« bei dem Fuhrwerksbesitzer Gerth hierselbst, Berliner Straße 3, al» Knecht bedienst» gewesenen Krtebrtch Hermann Ketlttz. aus Rödgen bei Liebertwolkwitz ist in einer gegen ihn bei dem Königliche» Amtsgerichte Leipzig wegen Tierquälerei anhängigen Untersuchung lne Ladung zur Hauvtverhandlung zozustellen. Der genannte Keilitz wird datier aulgesordert, seinen dermaligen Aufenthalts»«!, welcher Hierselbst nicht hat ermittelt werde» können, alsbald bei der unlerzeichnelen Behörde anzuzeigen; die Polizei, organe aber werden ersucht, den Keilitz ans diese Bekanntmachung aufmerksam zu machen und vom Erfolge Nachricht hierher gelangen zu lasten. Leipzig, de» 9. Ortober 1882 Königliche Ltaatsanwiiltschnst bei dem Amtsgerichte I A. Vr. Goldenberg. Wilhelm ßrrklov gen. «lenke ans Nicderpesterwitz ist heute Abend gegen 5'/, Uhr von der Aastenarbeit entwichen. E« wird ergebenst erjucht aus dr» pp. Herklotz gen. Stenke zu vigilicen. ihn ,m Bctretungssalle zu verhaften und hierher abzuliefe»,. Die ungesäumte Erstattung der Kosten wird zuncsichert. ^ ... - Ligualement. Familienname: Herklatz gen. Lteuke, Vornamen: Ernst Wilhelm. Gedunsen: Reickiftedt, Ausentkallsort: Niederpesterwitz, Religion: evangelisch, Aller: geb. 1. October 1861, Größe: 1.70 Meter, Haare: dunkelblond, <rlirn: frei, Augenbrnuncn: blond, Augen: graublau, Mund: j gewöhnlich. Bart: rastrt, Zähne: gut, Kinn: rund, Gesicht: länglich, Gesichtsfarbe: gesund, Gestalt: schlank. Besondere Kennzeichen: Ein Muttermal am Hals« . und eine Narbe am Kinn. Bekleidung. Eine Jacke, eine Hose und eine Weste von brauner Beiderwand. ein weibleineneS Hemd, eine weistleinene Unlerdose, ein blau- und wcißcarrirtes Hals- und Taschentuch, ein Paar Gurthoienträger, ein Paar blau- und weistmelirte baumwollene Strümpfe und eine Mütze von braunem Tuch, ei» Paar rindledcrne Schuhe, eine Drillich, schürzt und ein Kamm, sämmtlich mit der Kleider. Nummer 377 versehen. Lichienbnrg, den 9. October 1882. Ter Königliche Strafanstaltü-Ttreetor. Nichtamtlicher Thetl. Der neue Bürgermeister von Prag. Seil dem 8. Oclober Kat Prag aufgchört. eine deutsche Sladl zu sein; der neue Bürgermeister Vr. Czerny hat cS bei Antritt seines Amtes in feierlicher Rede in Gegenwart deS Statthalters von Böhmen und der Vertreter der Stadt erklärt, eS sei sein heißester Wunsch, daß riese« historisste, alle goldige „slaviscke" Prag weiter erblühen. '»a*. diele Skckdt jene Sluse der Blülhe erreichen moje, auf dep sie ihre Hauflt- ausgabc a" Grcnzscheide germanischer „nd slavifcher Well erfüllen köime. Europa weiß also jetzt, wo da» Slavenlhum beginnt; nickt Polen und Galizien, nicht die Balkanstaaten Serbien und Montenegro, nicht das von Oesterreich cccupirte Bosnien und rie Herzegowina ziehen die Grenzlinie für die slavische Nationalilät, sondern Böhmen hat die Aufgabe, das Slavenbaniier zu enthüllen und eS hoch zu halten gegen die Gelüste der Deutschen, sich dieser Hochburg res SlaventbiimS phusisch oder moralisch zu bemächtigen. Da« sind die Früchte der Politik deS Ministeriums Taafse. welche« allen Völkern OesterrcickS angeblich ihr historisch angestammtes Recht zurückgeben. daS von einer etwaige» Herrschaft deS DcuischthumS in Oesterreich nickt« wissen will! Herr Bürgermeister Ezerny scheint ater trotz seines siavische» Namens das deutsche Wesen noch nicht ganz abgestreist zu bade», die ersten Worte, welche er zur Versammlung sprach, entschlüpften ihm vielleicht wider Willen in dem gefürchteten und gehaßten deutschen Idiom; der Kamps, den er gegen solche Anwandlungen von Schwäche führt, scheint noch nickt siegreich zu Enke geführt zu sein. Herr Ezerny erinnerte an da« Vermächlnih de« „großen" Czechen Palacky, welches er der Stadlverlrctung hinterlasscn habe: Achtung der Vergangenheit »nd Vaterlandsliebe. Nun, wenn die Vertreter der Stadl Prag die Vergangenheit achten, so können sie nickt vergessen, daß Prag eine deutsche Stadl war und ist, und daß nur Thorhcit und Verblendung diese Thattacbc in Abrede stellen können. Die Prager rühme» sich, da« reinste Deutsch in ganz Oesterreich zu sprechen, und jetzt soll ihre Stadt plötzlich eine „slavische" Stadl geworden sei». Was ist die Sprache der Ge bildeten in der Hauvlstakt BöbmenS? Ans welcher Quelle rührt überhaupt diele Bildung her- Zn deutschen Schulen, eus deutschen Universitäten haben die Prager, gleichviel ob sie deutsche oder czechische Namen tragen, ihre Bildung er worben. Mögen auch czechische Ammen den Säuglingen czrckische Nationallicder Vorsingen, die ersten bewußten Ein drücke, welche die Kinder gebildeter Eltern in Bödmen em pfangen. sind seit Menschengckenkcn und von Alter« her deutsch gewesen und sind eS noch beute. Schiller und Goethe, Lesung und Gellert sind die Grundpfeiler der deutschen Bildung i» Prag, nickt minder wie in Leipzig. Die Prager' streben nun seit erwa zehn Jahren eine czechische Universität und ein czechisches Theater an; wenn dlese beiden künstlichen Gebilde aber gedeihen sollen, so müssen he vom Eapital deutscher Bildung zcbren. Wer-sind denn die Vertreter czechischer Wissenschaft und czechischer Poesie- Hat schon irgend ein Czecbe als solcher eine epochemachende Thal alS Leuchte der Wissenschaft anszuweiscn? Haben sie einen Humboldt, einen Nanke, einen Kant oder Fichte, einen Savigny oder Pnchta, einen Moinmsen oder Airckow hervor- qebracht? Deutsche und immer wieder Deulsche sind es, welche die Wissenschaft bereichert und die Erkenntnis; der Gesammtheit erweitert haben. Auch die Franzosen und Engländer, die Italiener und vor Zeiten die Spanier können sich rühmen, an diesen Bestrebungen mit Erfolg Theil genommen zu haben, von den Ezecken ist in dieser Beziehung nichts zu berichten, e» sei den» baß die Zukunft hierin noch Wandel schasst. Zn Anbetracht dieser tbatsächlicken Verhältnisse kann die Antrittsrede deS neuen Prager Bürgermeister» nur komisch wirken; cS war eine czechische Eomödie, welche Herr Czerny am 8. October in Prag inscenirt hat, und mancher der an- wesenden Stadtverordnete», welcher ihr beiwohnte, maaDkühe gehabt haben, sein« Empfindungen angcsjchlS dieses Posscn- ipiel« zu bemeistern. Daß die Worte Czerny'S Anklang gesunken oder gar Beifall erzielt hätten, wird nicht berichtet, und wenn die Zuhörer auS Rücksicht aus die Würde de« Redner» bei der Stelle: „Ich bin. wie lo viele, ja alle Stadtverordnete, ein Sohn unsere» Jahr hunderts, in welchem die Nationalilätsitce immer mehr Boden erringt" nicht in schallendes Gelächter auSgcbrocben sind, so Kat es an der Neigung zu solchem GesühlsauSbruch doch sicher nicht gefehlt. Aber da« Auftreten de« Herrn Czerny hat auch seine sehr crnsie Seile. Es werken dadurch tue deutschseind- iichen Bestrebungen in Böhmen, die leider in neuest» Zeit in gan, bedenklicher Weise kervorgetret-n sind, zu neuen Krastänßerungen angeregt und die czechische NatidnalitätSidee als Patriotismus auSgegeben. Herr Czernn reclamirt Zrag für die Slave»; alio sink die Ten.ichen in dieser Sladt von jetzt av nur geduldet, sie haben die Czechen alS die eigentlichen Besitzer Böhmen« anzu erkennen, sie sind nur Gäste, gleichberechtigte Söhne Böhmens. Daß die Czechen die Sacke so anseben, haben di« neuesten Ereignisse aus dem Gebiete der Schule gezeigt. Nach dem Willen der Czechen sollen deutsche Schulen in Böhmen überhaupt nicht bestehen, am allerwenigsten neue errichtet werden. Wer in Böhmen in die Schule gehen will, soll die czechischen Schulen besuchen, da» Deutsche wird al» fremde Sprache betrachtet, die man wohl zum Vergnügen erlernt, oder um die deutsche Literatur kennen zu lernen oder auch al« Geschäftssprache aber al» Muttersprache soll in Böhmen nur die czechische Sprache gesprochen und gelernt werden. Die Regierung hat vor Kurzem durch Eröffnung einer deutschen Knabenschule in einem Orte der Umgebung Prags gegen den Willen der Stadlvertretuna gezeigt, daß sie mit einer solchen Ausdehnung der czechischen Nationalitätsidee nicht einverstanden ist; da- wird aber wenig Helsen, wenn die Hauptstadt Prag in Gegenwart de» Statthalter« ohne den lauten Widerspruch desselben al» slavische Stadt proclamirt wird. Diese Kundgebung ist so bedeutungsvoll für die nächste Zukunft Böhmen», daß man überall, wo Deutsche wohnen, laut gegen eine solche Vergewaltigung de« Deutschthums Protest erheben muß. Die Sache der deutschen Beioohner Böhmens ist die Sacke Deutschland-; wir dürfen nicht dulden, daß historische Rechte unserer Nationalilät schnöde mit Füßen getreten werden. E» genügt nicht, sich etwa mit philosophischen Trostgründen wie: „Die gut« Sache muß schließlich dock den Sieg erringen", oder „Der versöhnende Einfluß der Zeit wird sich schon geltend machen" abzusinde»; da«, was am 8. October in Prag geschehen ist, war eine Be leidigung DeutschlandS Wir können nur zugeben, daß Prag eine österreichische Stadt ist, aber niemals, daß e» ein« siavische Stadt ist. Herr Czerny ist offenbar selbst deutscheu Ursprung«; wenn er sich dessen schämt und den Slaven spieten will, l» ist da» seine Sache, Weni»^« aber ei»7 deutsche Stadt slavisinB will, so ist das eine «n ltzuvg, welche dt« deutsch« Natien «leie, esstrt und von dkser als Urberhedung und Entstellung «sstn« kundiger Thatsache» gekennzeichnet werden muH. Leipzig, 12. October 1882. Zu den Wahle» in Preußen wird uns ans Berlin geschrieben: „Es ist schon mehrfach in der gegenwärtigen Dahlbewegung darauf hingewiesen worden, daß der eigent liche Sinn und Zweck des indirekten Wahlsystem«, die Neberlaffung der Benennung der Abgeordneten an die als Männer de» allgemeinen Vertrauens ausgezeichneten Wabl- männer, mehr als jemals verloren gegangen ist. lleberall sind ganz wie bei den direkten ReichStagswablcn bestimmte Candldatcn schon vor den Wahlmännerwahlen definitiv ausgestellt, die WahlmSnnre werden meistens ganz aus drücklich vorher auf diese Candidaten verpflichtet und sungiren damit als eine ganz bedeutungslose, Ziast unwürdig« Zwisckeninstanz, di« nur in recht zweckloser Weise da» Wohl- gesckäst erschwert und verwickelt macht. Die Vollziehung der Wahlen durch Wahlmänner steht auch mit den, zweiten Haupt- grundsatzdc« preußischrnWahlsystemS, derBemessung de-Gewichts bei den Wahlen nach der Steuerlristung, nicht gerade in nothwendigem Zusammenhang. Wenn in den höher besteuerten Classcn der Emrelne bei der Wahl der Wählmänner einen Vorzug genießt, so sehen wir nicht ein. warum seiner Stimme nickt ebenso gut bei der direkten Wahl der Abgeordneten ein höhere» Gewicht beigetegt werden könnte, als den Stimmen der Niederstbesteuerten. Allein auch nach dieser Seite Hill will eS unS scheinen, als ob der Rus nach einer Reform des geltenden Wahlsystem» sich dald laut vernehmbar machen wird. Das preußische Wahlsystem hat die Eigenschaft, nirgend« Beifall zu genießen; von liberaler Seite ist seine Unbilligkeit und Unzweck mäßigkeit oft genug anerkannt worden und wie geringschätzig der Reichskanzler darüber denkt, hat er in bekannten Aeußc- rungen kundgegeben. Trotzdem ist niemals und von keiner Seite ein energischer Versuch gemacht worden, die» verallele System zu reformiren, eine Frage, die auch zu den schwie rigsten und ernstesten gehören würde, die sich denken lasten. Die Sckäde» deS bestehenden Zustandes liegen aus der Hand. Was aber an die Stelle setzen - ist die schwierige Frage. Ta- allgemeine gleiche Wahlrecht im Reich hat sich gewiß auch noch nicht so bewährt, daß man, wa« sonst naheliegend und eigentlich eine natürliche Eonsequcnz wäre, seine einfache Uebertraaung auf Preußen wünschen könnte. Die beiden bei uns herrschenden Wahlsysteme haben ihre großen Bedenken gegen sich und bei beiden wird vielleicht die Frage einer Um gestaltung im Laufe der Zeit noch sehr brennend werden." — Zn ganz Obers chlrsien war cS in der letzten Gesetz gebungs-Periode der einzige Wahlkreis Beuthen-Katto- wiy, der mit größter Anstrengung und mit äußerst knapper Mehrheit den ultramontanen entrissen wurde und von einen, Nationalliberalcn und einem Freiconservativen ver treten war. Nur durch festes Zusammenstchen aller anti ultramontanen Parteien für zwei den mittleren Richtungen angehörigen Männer konnten die Klerikalen geschlagen werden. Diese einzig möglichen Conipromiß Candidaturen eines Natio nalliberalen und eine» Freiconservativen waren auch jetzt wieder, wie es sckien mit allsritiger Zustimmung, aus gestellt worden. Die „Germania" gievt ihrem Aerger darüber mit den Morten Luft: „In Beuthcn-Kattowitz haben die Eulturpauker liberal - konservativ - fortschrittlich - seces- stonistischer Färbung wieder sich im Haste gegen den Satho- liciSmuS zusammengefunden." Zn derselben Nummer weiß aber da- ultramontane Blatt an anderer Stelle triumphircnd zu berichten: „Zn Kattowitz haben die entschieden Liberalen endlich den Mnlh gehabt, sich von dem charakterlosen liberal- conservativen culturkämpserischen,M!schmasch loszumachen und eigene Candidaten aufzustellen." Wir hoffen, diese Nachricht bestätigt sich nicht. Es wäre de>S sicherste Mittel, den Wahl kreis den Ultramontanen auSzuliesern und ein neuer Bewei sen dem Ernst der Fortschrittspartei in der Bekämpfung der konservativ-klerikalen Mehrheit. Der Abschluß der Arbeiten für den preußischen Etat wird, wie e« heißt, in Kurzem erfolgen: es ist be«it« die überwiegende Mehrzahl der Voranschläge für da- neue Etats- jabr fertig gestellt, dagegen hat eine Feststellung de« Etats selbst noch verschoben werden mästen, weil — hervorgeruseo durch die außerordmtlich großen Arbeiten, welch« durch den llebergaiia ter vernaattickle» Privalb ihnen ans den Staa* nöthig ivurtc» — namenllich u» Ministerium der össent-
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