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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-23
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1882
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Erste Anlage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^s2»k; Montag den 23. October 1882. 76. Jahrgang. Universität. Lt »eckeo <IurL» jauitor »vt« kare«. Oviä. L.^. Leipz.g, 23. October. Mehrer« akademische Iiistilule der einzelnen Fakultäten erfreuen sich der treuen Obhut und pflegerischen Aufwartung eines Subalternbeamten. welcher heute seinen Ehrentag feiert. ES sind die- die kirch lich-archäologische Sammlung, sodann die archäologische Sanimlung. ferner der ägvplologische Apparat, alle- Instilute, die im Augusteum untergebracht sind. Früher gehörte dazu auch daS zoologisch - zovtomisch« Institut und Museum, welche» jetzt sein eigenes stattliches Gebäude aus der Thalstraße hat. Heute vor 25 Jahren trat I H. A. Bieweg als s OuaSdors'S Nachfolger seine Stellung bei letztgenannter Sammlung unv als Eastellan de- Augusten,nS an. Nachmals kam zu seinen Obliegenhei ten auch »och die eines Ober - AufwärterS bei der Verwal tung de- königliche» CoilvictoriumS hinzu. Fünfzig Sen>ester liegen heute hinter dem wackern Jubilar, der als „Koi-Limm nuutius" sich studirenden, wie Docenten jahraus 'jahrein stündlich sich nützlich macht und auch sonst wegen seines überaus taktvollen gefälligen, dienst eifrigen Weseuö geachtet uno beliebt dasteht. 8 s > Mnfik. ' -Kues Theater. * Leipzig, 22. Oktober. Die neue Inscenesetzung der Oper „Ton Juan" von Mozart hat gewiß nianchen älteren Kunstfreunden die Darstellung der Donna Anna von der Scbrvter-Tcvnent in da» Godächliuß zurückgeruscn. Schrift lichen Ucberliescrungen zufolge soll die Auffassung derselben eine ganz irrige gewesen sein. Denn nach der Erzählung Genast'» folgte sie in ihrer Auffassung der Bethmann, welche die Donna Änna so darstellte, als habe dieselbe dem Don Juan nicht widerstanden, ivaS natürlich Lüge und Heuchelei egen Don Otlaviv zur Folge haben mußte. Diese Interpretation der Donna Anna stützte sich aus Hoffmann'S unglücklichen Gedanken bezüglich teS Verhältnisses zwischen derselben und ihrem Verlobten. Die Leipziger Inscenesetzung entspricht in der angegcbeneu Richtung ganz der Würde und Hoheit der Musik. ES sollen auch', wie wir vernehmen, noch einzelne Aenderungen in der Darstellung eintretcn, namentlich in, ersten und zweiten Finale, um die dramatisch« Wirkung zn erhöhen. Der Sänfte, welcher Elvira entsteigt, gehen in Zukunft die „Weiberfüßchen" der Kammerfrau vor aus und die MaSke, welche zur Erleichterung der Darstellung 'ür Do» Juan angenommen worden ist, dürfte vielleicht auch n Wegfall kommen; denn in dem weiteren Verlaus der Handlung giebt Donna Anna eine ganz bestimmte Charak- tcrislrung der Gestalt, in welcher Don Juan zu ihr einge- drnngen sei. Sie sagt ausdrücklich, daß er „verhüllt in einen Mantel" erschienen wäre, erwähnt aber durchaus nicht die Maske. Daß sie ihn erst nach einigen Zweifeln über die Identität seiner Person mit dem Mörder ihres BaterS wieder- erkcnnl, ist leicht dadurch zu erklären, daß sie im Dunkel überrascht und durch Don Iuan's Verlangen in die höchste Aufregung versetzt worden ist. Die Maske widerspricht ent schieden dem Charakter de» immerhin ritterlichen Don Juan, sie würde auch da» Wiedererkcnnen kaum glaublich erscheinen lassen. Carola-Theater. * Leipzig, 21. Oktober Mit der «rzflotten und durch thre reizende Musik unverwüstlichen Operette „Der lustige Krieg" von Ioh. Strauß scheint die Direktion denjenigen lustigen Ton angestimmt zu haben, welcher der Mehrzahl im Publicum am meisten zusagt. Wohl lag die Befürchtung nahe, daß ein s« beharrlich abgespielte» Stück — in der vor hergehenden Saison war e» die Hauptnummer de» Reper toire» — auf da» Publicum der Carolabühne keinen oder nur wenig Reiz auSüben würde, aber diese Befürchtung wurde durch sehr lebhaften Beifall nach den Actschlüffen, »u- mal nach dem ersten und oft bei offener Scene, sowie durch zahl reiche Dacaporuse ganz entschieden widerlegt. Ganz besonder» machte der glückliche Einfall derDirection, zum Schluß de» ersten Actes ein militairisches Trompeter-Corp» auf der Bühne er scheinen und die Parade der Genuesen durch einen lustig schmetternden Marsch vervollständigen zu kaffen, großen Effect. Auch neue und glänzende Cvstüme, Uniformen, Dccorationen unterstützten wesentlich die Wirkung. Leider war ick behindert, den in die elfte Stund« hinauSgerückten dritten Act noch mit anzuhören, aber von dem, wo» ich in den beiden ersten Acten sah und hörte, war ich größtentheil» sehr befriedigt und kann demnach nicht nur die Leistungen der in den Hauptrollen wirkenden Künstlerschast, sondern auch da» exacte, von Herrn Capellineister Sänger mit Gewandtheit geleitete Orchester sowie den gut eingeübten Chor al» lobenSwerth bezeichnen. Das auSgiebiae Talent und rühmenSwerthe Streben der Frau Wegler-Krause, dir als Gräfin Bioletta Lomellini excellirte, irat diesmal in» vollste Licht, ja sie darf diese Roll« al» die gelungenste und ihrer Individualität am glücklichsten angepaßte unter ihren bisherigen Leistungen verzeichnen. Sie war reckt gut disponirt und entfaltete nicht selten über raschende Kraft und frischen Wohlklang der Stimme. Nur bezüglich der sichern Ersa iung und Haltung de» Tone» blieb zuweilen Einiges zu wünschen übrig. Von der gewinnenden Art und trefflichen Pointirung ihre» Spiele» mußte man, wie immer bisher, erbaut sei», aber auch ihre reiz- und geschmackvollen Toiletten verdienen Hervorgehoben zu werden. Entsprach auch der erste, sehr kleidsame und elegante Anzug keineswegs dem Texte, der von bürgerlicher Einfach heit berichtet, und nicht der Situation der verklei deten Gräfin, so konnte man sich doch über solchen Widerspruch, der im Ganzen indifferent bleibt, hinweasctzen. Desto treffender erschien später der prächtige AnSschmuck ihres Rococo-Gewandc». Zweifellos darf der Künstlerin zugestanden werden, daß sie fast in jeder Hinsicht ihre Vorgängerinnen in dieser Rolle übertroffen hat. Dasselbe darf auch von Herrn Wilhelm» al» Oberst Umberto Spinola gesagt werden, den» er stellte alle Vorgänger durch trefflicke Re: Präsentation, Spielgcwandtheil und gesangliche Leistungsfähig: keit in den Schatten. Konnte auch Einzelnes im lyrischen Ausdruck noch mehr versüßt und verfeinert werden, so imvo- nirt der Sänger desto mehr in den kraftvolleren Stellen durch Klangfülle und Verve. — Tie Fürstin Artemisia Mala spina fand in Frl. Groß mann, die durch durch drollige», degagirte» Spiel ersetzte, waS ihrer Stimme an Nachdruck und Klangschönheit mangelt, eine paffende und gefällige Bertrcteriu. Für den geckenhaften Marchese Scbastiani durfte Herr Felsch nur hinsichtlich der Repräsen tation al» ausreichender Vertreter gelten, während die gesangliche Ausgabe eine ausgiebigere Stimme er fordert. Der übergroßen Beliebtheit de» Walzers: „Nur für Natur hegte sie Sympathie" hatte eS der Sänger zu verdanken, daß ein Dacaporuf erfolgte, aber sein Vortrag blieb hinter den Erwartungen, die man nach dem Verbild de» Herrn Haßkcrl an den Marchese stellt, wesentlich zurück. — Dem Herrn Graßl ist die Darstellung deS kindischen TulpenzUchter» Balthasar Groot in der Hauptsache, nämlich im burlesken Spiel, meist gelungen. Daß er den Dialog mit einen» Anstrich holländischer Aussprache auSzuschmücken uchte. konnte als gerechtfertigte Zuthat gelten, aber eS müßte dann auch durchweg beibekaslen werden. Mit der GesangS- aufgabe fand er sich erträglich ab, wen» auch die Reinheit der Intonation zuweilen vermißt wurde; sein stumme« Spiel war stet» von zündender Komik. Neben ihm excellirte Frl. Nit sch am meisten durch ihren wohlklingenden Liedvorlrag, während ihre Versuche, daS Holländische zu singiren, verfehlt erschienen. Auch die Kleidung wollte nicht recht convenire», ES wird nackgerade etwas eintönig, daß Fräul. Nitsch das kurz» Röckche» fast in jeder Rolle bevorzugt. Bernhard Seuberlich. — l—. Leipzig, 2l. October. Die Concerte der Walther'schen Capelle im Saale des Tivoli haben bisher nicht nur bei den Bewohnern der Südvorstabt. sondern auch in lveiteren Kreise» unserer musikliebenden Stadt so viel Anklang gesunden, daß ihre Wiederaufnahme allgemein will kommen sein mußte. So war dcnn auch gestern der Saal reichlich gefüllt und fast jede Nummer des Programms wurde von dem animirten Publicum laut applaudirt. Von» ersten Tbeile widmeten die Hörer besonder» der herr lichen Egmont«Ouvertüre von Beethoven ihre Andacht. Daß der Dirigent sich eifrig bemühte, die Schönheit de» TonwerkeS makellos hinzustellen, machte sich vielfach bcmerklich. DaS Gelingen blieb auch hinter dem Wollen nicht sehr zurück, allein eS störten doch den Genuß einzelne unreine Einsätze. Bei dem folgenden Bruchstück auS Wagnsr'S „Walküre": „Der Abschied Wotan'S und der Feucrzaubcr" wurden alle markanten Stellen wirksam hervorgehoben und eS war besonders hinsichtlich der Blechinstrumente kaum eine Ausstellung zu machen, auch im Rhythmus AlleS gut ge troffen. Nack dem treffliche» Vortrag der sehr gcsälligen Idylle „Die Mühle im Walde" von Walther hat daS Publicum so stürmisch Wiederholung begehrt, daß der Dirigent und Conipoilist nicht umhin konnte, dem Verlangen zu entsprechen. — Im zweite» Thcile hat ein talentvoller junger Waldhornist, Herr Hahndvrf, daS Publicum durch sein Solo in dem „Abendstänkchen" von Reissiger entzückt. Weniger erwärmte uns die „Concert-Polonaise" (Nr. 2) in bi-ckur von F. LiSzt. Der freilich viel trivialere, aber flotte Walzer „InS Centrum" von Strauß zündete daraus weit mehr, obgleich die eingesügten Zwischenrufe der Spielenden ziemlich unästhetisch, die Klangcontraste und Pau'en oft manierirt erscheinen müssen. — Den dritten Tleil de» ConeerleS eroffnete ein meist wohlgelungener Vortrag rer Oberon- Ouverture von Weber. Nur möchte aus absolute Rein heit der Celli- sowie der Oboe-Einsätze noch sorgsamer zu achten sein. Außerdem fehlte eS einige Male an der nöthigen Einheitlichkeit in der Verschmelzung; wenigsten» traten die Blasinstrumente manchmal zn aus dringlich heraus. Ueberaus stimninngSvoll wirkte das „Xnaunto oou moto" auS dem Quartett Nr. N von TschaikowSky, einem sehr talentvollen russischen Componisten, der in der Nacheiferung deutscher Meister wirklich NühmenS- wertheS leistet. Diese» süße und reizende Stimmungsbild, dem allerdings reichere Abwechselung im Rhythmus und in der Färbung abgeht, fand durch die wahrhaft lvbenSwerthe Wiedergabe von Seiten de» Orchesters, ivobei besonder» di« ausdrucksvollen Unisonostellen entzückten, bedeuten den Applaus. — „Zwei Seelen und ein Gedanke" war di« da« Eoncert abschließende Polka von Kahnt be titelt. aber ebensogut hätte dieselbe „Zwei Trompeten und ein Gedank«" heißen können, denn ein in Terzen sortgehcndes Duo von Trompeten war der alleinige Inhalt ln wenig origineller Form. Derartige Nippsachen der Tanz- compositwn sind freilich bei Vielen sehr beliebt. Vorher hatte noch die allbekannte Carmen-Fantasie von Bizet, von der Capell« in tadelloser Weise vorgetragen, die üblichen BeisallS- salven hervorgerufen. Im Ganzen war so viel deS Gute» geboten worden', daß nach der Schlußaabe deS Boccaccio- Marsche» All« dankbar m den rauschenden Beifall ein stimmten. * Leipzig, 2l. Oct. Der seit bereit» 27 Jahren bestehende Männer-Gcsang-Verein LuScinia hielt am vorigen Freitag im weißen Saale der Centralhall« einen seiner in den letzten Jahren beliebt gewordenen Lieder-Äbende ab, zu welchem sich die geladenen Gäste zahlreich eingefunden hatten. DaS Programm enthielt die Männerchöre: Säugerlust von Schneider, Zigeunerleben mit Pianofortebegleitunq von Schumann, Unter allen Wipfeln ist Ruh, von Kuhlau. Heimkehr von Gelbke und Horch, horch, Walzer von Vogel, welche durchweg in der vorgeschriebenen Weise zum Bortrag gelangten und dem Verein für sein ernste- VorwärtSstrebrn da- beste Zeugniß auSstelltcn. Ferner brachte daS Programm zwei Lieder für Bariton und ein solche» für Baß, die nebst zwei Deklamationen ebenfalls recht gut auS geführt wurden. Prag, LO. October. Tängerverei« „Tauwitz". Die von jeher in künstlerischer Beziehung den Stempel deS Bornehmen an sich tragenden Loncerte de» rührigen Gesangverein» „lauwitz" fanden in der gestern in den Sophiemnsel-Localitäten abgchaltenen zehnten Production ein« in jeder Richtung würdige Fortsetzung, welche die unter den Freunden de» Verein» sowie den Besuchern derselbe» bereit» geläufig gewordene Bezeichnung „Novitäten - Abcnd" im vollsten Sinne de« Worte- rechtfertigt. Ter große Juselsaal war von einem ebenso eleganten wie distinguirten Publicum, unter welchem wir eine große Anzahl deutscher LandtagSadgeordneter und Notabilitätcn bemerkten, bis auf den letzten Platz gefüllt. Ehe wir aus die, e» sei im Voraus erwähnt, durchweg exacten Leistungen de- musterhaft gebildeten Vereine- übergehen, sei eS der Lurtoisie wegen gestattet, den Gästen, welche an dem Productionsabend« des „Tauwitz-VereineS" mitwirkten, ein Wort zu reden, und mit der liebcnswürdiaen Dame Frl. Elsa von Schönburg (Pseudonym) zu beginnen. Die Dame, die eine namentlich in den Höhenlagen kräftige und besonders einnehmende Stimme besitzt, trug eine Arie au- Halevy'S „Guilarrenspieler", Schumann'- „Lotosblume", Abt'» „Wüt, Witt" mit vorzüglichem Geschick »nd bewunderu-werther Eoloratur vor. Als die Dame über nicht ende» wollende» Beifall daS Ed. Tauwitz'sche Herr liche nationaie Lied „DaS deutsch« Mädchen", welche» in herrlicher Begeisterung zum Bortrag gelangte, wiederholen mußte, kam cs zu einer spontanen Kundgebung für den greisen Eompositcur, der unter anhaltendem stürmischen Beisalle wiederholt aus dem Podium erscheinen mußte. — Der Louservaiorist Herr S. Zucker prüieiiürte sich mit der Phantasie au» „Lucia" als in der Technik bedeutend fortgeschrittener Musiker, und mußte derselbe über freigebig gespendeten Beifall eine Berceuse von Simon und eine Mazurka von Winiawsky, welche letztere er besonder» in den schwie rigen Passagen correct und fertig vortrug, zugeben. — Bon den von dem Vereine unter Leitung de- EhormeisterS vorgetragenen durch weg neuen acht Nummern, deren Executirung von dem Flciße und con- stauten AuswärtSstrcben de-Verein» das sprechendste Zeugniß ableg;, mußte» da- „Nachtgcbct" (Edwin Schultz), „O, eS muß im Frühling sein", Musik von Werner Nolopp (gewidmet dem Sängcrvereine „Tauwitz") und der Chor „Jung Volker" (Musik von Franz Lachuer) ganz und die Cböre „Still ruht der See" (Heinrich Pfeil), „Waldgcsaug"(Jan Galt). „Spin», Spinn" von Gräser und Hugo Jüngst (Ehreninitgliedcr» de- Verein») und „Auf hoher See'* (Wilhelm T-ubert) in den letzten Strophen wiederholt werde». DaS animirte Publicum belohnte, wie bereits erwähnt, die Mnsterleistungen in der auszeichnendstcu Weise und schied man allgemein von dem gelungene» Abende mit der Devise: „Auf recht baldige» Wiedersehen I" * Marcella Sembrich. die junge, einst in Dresden so enthusiastisch gefeierte Künstlerin, die auch in Petersburg große Erfolge errungen und augenblicklich in Barcelona mit glänzen den Bedingungen engagirt ist, steht bereits seit längerer Zeit mit Vaucorbeil von der Pariser Oper in Unterhandlungen, die nun endlich zu einem Resultat geführt haben. Die Künstlerin wird im nächsten Mai al« Ophelia an der Pariser Oper ein Gastspiel eröffnen. Wie eS scheint, hat Marcella Sembrich, die in Rußland und Spanien vier bi» fünftausend Franc» per Abend erhielt, für die große Oper unter bedeutend bescheideneren Bedingungen contrahirt, lediglich um ihren Ruhm auch in Pari» befestige» zu können. * Thoma» Koschat, der bekannte Dichter - Componist reizender Kärntner-Lieder, erhielt von Sr. königl. Hoheit dem Herzoge Maximilian in Baiern zum Zeichen „vollster Anerkennung" die von demselben gestiftete goldene Medaille. In Fällen dringender oder plötzlicher Abhaltung, wi« Krankheit :c. muß ein schriftliche» Attest spätesten» bis zum Beginne der betreffenden Eontrol-Versanunlung oder doch mindesten» eine rechtzeitige Entschuldigung zur Stelle gebracht werden; eS möge schließlich noch daraus hingewiesen sein, wie eine ungerechtfertigte Versäumniß einer Control-Ver sammlung nicht etwa mit Geld- oder Haststrafe, sondern nur mit Arrest gesübnt werden kann, auch den Verlust de» Landwehr-Dienst Auszeichnung nach sich zieht. Also, ausgemerkt, Ihr Landwehrleute und Reservisten. Ihr habt eS Euch nach Alledem selbst zuzuschreiben, wen» Euch eine empfindliche Strafe trifft. (Eingesandt.) Geehrte Redaction! Eine Episode während de- gestrigen 3. GewandhauSconcerte» veraulußt uns zu nachstehenden Bemerkungen, für deren gefällige Veröffentlichung durch Ihr geschätztes Blatt wir Ihnen ausrichtig verbunden wären. Al- nach dem Vortrag de» „Tarneval von Venedig" da» Auditorium der Sängerin seinen Dank und seine Anerkennung durch lebhafte» Händeklatschen kund that, versuchte» einige Herren in dem „Hühner- stall" genannten Winkel zwischen Mittcllogc und linker Galerie, welche bereits während de- Gesanges die Nachbarschaft durch Sprechen gestört Hutten, der Stimmung der offenbaren Mehrzahl durch Zischen entgegenzuarbeiten. Der Erfolg war freilich ein dem beabsichtigten entgegengesetzter: Herren, die bisher nicht geklatscht hatten, setzten ihre Hände i» Bewegung, und solche, die ihren« Beifall »ur lauen Ausdruck gegeben hatte», verstärkten denselben. Diese Demonstration gegen da» Zische» in kurze Worte zu übersetzen, ist der Zweck unierer Zeilen. Wir sind der Meinung, daß Unzufriedenheit mit einem Vortrag« sich aus diese Weise im Cvncertsaale nie äußern darf, am wenigsten in einem Falle, in welchem über die wahre Kuustlerschast des Bor. tragenden ein Zweifel wohl nicht besteht. Wer nicht befriedigt ist. mag seine Hände in Rübe lassen. Aber daS Spreche» während de» Vortrags muß als Rücksichtslosigkeit gegen das übrige Auditorium, das Zischen nach demselben als Anmaßung dem Künstler gegenüber, der uns Annelmbares zu dielen glaubt, dem Publicum gegenüber, das in seiner Mehrzahl das Gebotene daukdar aniiimmt, u»d der Eoncert-Direcliou gegenüber, die diese Nummer gebilligt oder we nigstens zugelassen hat, dezeichuct werden. Bei einem kiinslverstäiidigcn, vielleicht gar zu verständigen Publi- cum, wie das unser, de, de» io ungünstigen Raumverhältiiissen unseres gegenwärtigen Eoucertsaales, wo ei» großer Thei! der Zu hörer (die im „Kleinen Saal", im „Hühnerstall", in der „Blinden anstalt") den Künstler »lebt sieht und ihm folglich dasjenige Wohl wollen voreuthält, welches bei jeder noch so oberflächlichen persön liche» Beziehung namentlich in die Seele einzieht, bei der Beschränktheit deS Orchiestcrpodiuili«, von welchem, meist halb durch den Concertstügel verdeckt, der Solist, zwischen de» Orchestermit- gliedern mühsam sich hindurchwindend, »ur langsam ablreten kann, um, fall» er zurückgerusen wird, noch langsamer in der Mitte deS Podiums erst dann sich präsentiren zu können, wenn di« Beifalls- bezeigungcn säst schon ermattet sind, bei der Eigenthümlichkeit endlich, daß unsere Concertdesucher viel weniger zahlreich sind al- unsere Coiicertbesucheriniien und daß diese Loncertbesucheriniien, im Gegensätze zu ihre» Evlleginnc» andcrer Städte, des Beifallsklatschens sich fast ganz enthalten — bei all' diesen tm Raume wie in der Tradition begründeten Sonderbarketten ist dem Küiiftlergast gegenüber eher Nachsicht al» Strenge zu üben. Haben wir erst unser neue» Toncerthau», da- jedem Besucher einen behaglichen Platz zu ruhigem Genuss«, dem Künstler die Möglichkeit biete» wird, dem Rufe der Anerkennung schneller zu folgen (und ohne daß er, wie jetzt, Gefahr liefe, sich am Dirigentenpulte zu verletzen), so werden sich auch di» Beziehungen zwischen Publicum und Künstler freundlicher gestalten und die scharfen Herren vom „Hühnerstall" besserer Laune werden. Bon diesen Herren versehen wir u»S nun allerdings de» Ein- wände», daß ihr gestriges Zischen nickst der Künstlerin, sondern der Eoniposition galt. Wie wollen dieselben aber, daß die Künstlerin diese- Motiv au- dem der Modulation doch kaum fähigen Zischen heraushöre? Ehe hierfür nicht eine ganz besondere Art ersunten wird, bleibt Gezisch Gezisch, ob e» an di« Adresse de- Toinponisten oder de» Ausübenden gerichtet ist. Wir wollen hoffen, daß Frau Gerster jenen Mißlon nicht vernommen hat — sonst müßten wir befürchten, sie ebenso für immer vertrieben zu haben, wie einst die Frau Bürde-Rey, deren Verlust wir S—3 Zischern zu verdanke» hatten. War denn aber die Sach« wirklich so schlimm? Allen Rcspect vor dem tieferen musikalischen Urtheil der gestrigen Mißvergnügten (wie wir hören, sind e» Herren „vom Fach")I Aber sind wir denn an den uns so lieben Donnerstag-Abenden m der Kirche? Warum nicht auch, einmal oder zweimal in der Saison, eine lustige Weise mitten in die ernste Musik hinein? Wir vertragen ja auch eine Auerbachs-Leller-Scene tm Faust mit großem Behagen. Zur Zeit übrigen», al- der erste Director unser- Lonservatorium» die GewandhauSconcerte leitete, enthustasmirte Ernst mit dem Vortrag de« „Earneval" den ganzen Saal, und für viel wa» Bessere» als Mendelssohn und da» damalige Publicum brauchen wir uns nicht zu halten. Also nochmals: keine zu große Prüderie, wenn einmal ein Künstler ersten Range- sich nun durchaus auf sein Steckenpferd setze» will — und stumme Ablehnung, wenn sein musikalisches Gewissen eS verbietet, in den Beifall der Anderen einzustimmen. vr. L Control - Versammlungen. * Leipzig, 22. October. Wie alljährlich, so finden auch in diesem Jahre in der Zeit vom 1. bis >5. November wiederum Control-Versammlungen statt, bei welchen zu erscheinen verpflichtet sind: 1) Von der königlich preußischen Garde, der Marine und dem Eisenbahn-Regiment«: die Mannschaften der Jahr gänge 1808 und 1809, sowie diejenigen Mannschaften, welche in der Zeit von, l. April bi» 30. September 1870 in den Dienst getreten sind; 2) diejenigen vormal- königlich preußischen Soldaten, welche nach der diesjährige» FrühjahrS-Control-Versammlung in den Leipziger Bezirk verzogen sind unk eine 12jährige Dienstzeit bereit» überschritten halten; 3) diejenigen nicht preußischen Mannschaften, welche in der Zeit vom >. April bis 30. September 1870 in den Dienst getreten sind unv 4) sämmtliche Reservisten aller Jahrgänge einschließlich der Halbinvaliben und Dispositions-Urlauber. Tie betreffenden Mannschaften »vrrden zu diesem Dienste im Bezirke de» Landwehr-Bataillon» Leipzig durch besondere Ordre» besebligt, in denen Stunde und Ort, wann und wo sie sich cinzusinden baden, genau angegeben sind. — Versäumen sie die» odne vorher eingehclte Erlaubniß, so haben sie unfehlbar Strafe zu erwarten; eS ist dabci ganz gleichgiltig, ob die Betreffenden einer anderen Control- Versammlung beiwohnen oder beizuwohnen beabsichtigen oder nicht. Gleiche Strafe trifft unfehlbar aber auch Diejenigen, welche, weil ihnen auS irgend welchem Grunde keine Ordre zugegangen ist, nun gar nicht» in Angelegenheiten ihrer Con- lrole thun. Die Paßbcstiininungcn besagen in dieser Bezie hung, daß diejenigen Mannschaften. denen bis zn den ange gebenen Terminen, vorliegenden Fall» also bi» znm 15. November, eine Aufforderung zur Controlver sammlung nicht zugegangen ist, verpflichtet sind, sich ungesäumt schriftlich oder mündlich bei dem Bezirks- Feldwebel ktuzumelden. Gemeinnützige Gesellschaft. Die Gemeinnützige Gesellschaft hat aus die Tagesordnung ihrer ersten Versammlung im beginnenden Winterhalbjahr«, den 24. d. M., einen hochwichtigen Gegenstand gefetzt: Die Bekämpfung der Trunksucht. Erfolgreiche Bestre bungen nach diesem Ziele sind neuerdings namentlich in Schweden zu verzeichnen, wo daS „Gothcnbnrger System", die Gastwirthschaften in die Hände eine» Verein» zu bringen und vom socialpvlitischen Gesichtspunkte zu verwalten, einen bemcrkenswerthcn EroberungSzug hält. Neuerdings ist auch in Deutschland rin Kreis ange sehener Männer, ohne Unterschied der politischen und religiösen Parteirichtung, zu äknlichcm Zwecke zusain- niengelreten; bei der neulick im Anschluß an den Armen pflege-Congreß und an die Versammlung deS Vereins für Socialpvlilik in Frankfurt a. M. abgehaltenen Besprechung über die dem Vereine zu gebende Gestalt war die Bericht erstattung dem auch in unserer Stadt wohlbekannten Herrn A. LammerS auS Bremen übertragen. Diesen hat nun der Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft dafür gewonnen, auch hier einen einleitenden Bericht zu erstatten. Einladungen sind u. A an den Rath, da» Stadtverordneten - Collegium und das Armendireclorium, sowie an niedrere Vereine er gangen, welche äbnllche Zwecke verfolgen. ES läßt sich daher wobt eine interessante unv fruchtbare Verhandlung erwarten. In der zweiten Veriaminlnng, welche am 7. November tatlsinden soll, wird Herr Pros. vr. König einen durch Erperimente erläuterten Vortrag über den gegenwärt iacn Stand der Elektrotechnik halten — cbciifalls ein sehr zeitgemäßes Thema. Ferner bat der Versitzende keS Contral- vcreinS für Körperpflege in Schule und Han», Herr Hart- w i ch in Düsseldorf, einen Vortrag über die lieber bür b»nzS- srage zugesagl. Von weiteren Gegenständen, welche zur Verhandlung kommen sollen, sind bervorzuheben: die Fort bildung unserer Armen - Verwaltung und die Schabe» de» SubmissionSwesenÄ. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Die Wiltwe Stephan hatte an den Pachtmüller Paul Vogel ihre Mühle verpachtet und ließ nach Auslösung de» Vertrages am l. December v. I. wegen Streitigkeiten mit diesem vier Thüren, welche derselbe angeschafft hatte, in ihre Wohnung bringen. Am 5. December v. I. erschien Vogel nebst zwei Begleitern bei der Wittiv« Stephan, über gab ihr die Schlüssel zur Mühle und entfernte sich niit den Anderen ruhig. nachdem er sich vergewissert batte, daß di« Thüren sich in der Wohnung befanden. Kurze Zeit nach ihrem Weggänge drangen aber alle Drei wieder in die Stube ein; die Veiten Begleiter de- Vogel stürzten sich aus die Wittwe Stephan und hielten dieselbe dergestalt fest, daß sie weder Augen noch Mund öffnen konnte, während Vogel selbst die Thüren ergriff, dieselben auS dem Hause auf einen bereit- stehenden Wagen trug und davonfuhr. Da» Landgericht hat Vogel und seine Begleiter Wege» gemeinsamen Hausfriedensbruch- au» 8. 12Z St.-G- B. sowie wegen Nüthigung au» tz. 240 Str.-G.-B. der« urtbeilt, indem e» angenommen, daß da» ganze Unternehmen vorher von den Belheiliglen geplant und die Ausführung desselben also eine gemeinschaftliche war. Rücksichllich der Widerrechtlichkeit de» gemeinsamen Eindringens in die Stube der Wittwe Stephan wird auSgesiihrt, dag di« Angeklagten durch die ruhige Entfernung nach dem ersten Besuch in der Stephan den Glauben hatten erwecken wollen, daß sie nickt mehr wiederkommen und namentlich nicht gewaltsam die Thüren an sich bringen würde»; ihr spätere» Eindringen war somit ein widerrechtliche», weil eS gegen den zu vermulhenden Willen der Inhaberin der Wohnung statt fand, sowie weil e» zum Zwecke der widerrechtlichen Nölhi- gung der Wittwe Stephan erfolgte. Die gegen diese Entscheidung hinsichtlich de- Haus friedensbruch» von den Angeklagten eingelegte Revision hat daS R.-G am 23. Juni d. I. verworfen, da e« zum Begriff de- Eindringen» genügt, daß der Thäter gegen den erkennbar gemachten oder zu vermuthenden Willen de- Inhaber» drr Wohnung in dieselbe eintritt und sich dessen bewußt ist. Die Wittwe Stephan hätte, wenn sie die Absicht der Eindringenden gekannt hätte, da» Betrete» ihrer Wohnung nicht geduldet unv dessen sind sich die An geklagten bewußt gewesen, als sie eindrangen Einer ausdrücklichen Willenserklärung deS WohnungS- inhaberS bedurfte eS nicht, der tz. 123 Str.-G -B. fordert eine solche Kundgebung nur für da» unbefugte Verweilen. Daß die Wittwe «tephan das Eindringen durch ihr positive- Verhalten gebilligt habe, erscheint dadurch als auSgcfchlvsscn, daß die beiden Begleiter de» Vogel sogleich nach dem Ein treten in die Wokmiiig der Stephan dieselbe an jeder Mani- feslalion ihre- Willens gewaltsam gehindert haben. Auch ckarakterisirt der von vorn herein beim Eintreten in di« Wohnung der Stephan verfolgte Zweck der Nöthignng da» Einlrelen der Angeklagten al» ein widerrechtliche» und zwar bewußt widerrechtliche» Eindringen. Aus dem Geschäftsverkehr. k Die in diesen Tagen vieliach vtntiiirle neue Kaffee-Röst- Methode ist, wie auch ein früherer Einsender schon bemerkte, et» offenes Gehkimmß. — Im Rhcinlande vornehmlich ist e» schon seit grauer Vorzeit Sitte, daß nicht nur Kaiisleutc, sondern jede Haus frau, welche ihren Kaffee selbst brennt, etwas klaren Zucker dazu verwendet. Es soll nun nick» die Ausgabe de» Einsenders sein, z» erörtern, ob durch diese Manipulation der Kaffee an Kraft und Wohlgeschmack vrofitirt, obwohl derselbe sich immer wieder sagt, daß in einer gesunden Lchaale auch ei» gesunder Kern stecken muß und wenn der zu röstende Kaffee von Hanse aus nicht von gute« Qualität ist, dieselbe durch den kleinen Zuckeriusntz niemals erreicht werde» wird. Die Art und Weise ober, wie für einen oder de« andern Artikel oft Reclame gemacht wirb, ist vieliach verwerflich. So unternahm eS ein hiesiger Kaffeehändler vor Kurzem, seinem Kinde einen Posten EmpsehlungS-Karten mit in die Schule t» gebe», ui» dieselben unter lue Kinder verlheilen zu lassen. Vrirfkastr». lick. 4V. Weshalb nicht ? SS ist Alles möglich. gor de» ver>!»I e.rliicher Retaeleur Hetmiid UYII t» Sei»,!», n, musitaujche» lhell Peofegor Vr. Ole«r P»»l l» ?»>»><».
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