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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-15
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1882
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr Urtartion »nt Lrprditio» Iohannesgasi« 3». Aprrchstundrn drr Rrdackioa: Vormittaq« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Udr. PW n« AAktz»»« mißki-akttr Vianuicn,,, ««cht sich »« X«»«ru>» »ich, «krdi»»lich. «»»,»«« »er sür »ie nüchsttolgen», Rnmwer »esttwmten -nieruie an «ocheninpe» »i« Z Ntzr Nachmittag«. «» r«,«. nn» S,st»„r« «rüd b>«Uhr. 3it den Filtalrn für 3nl.-Ännahme: vtt« Klemm. Univerütätssrrahe 21. L»«l- Lischt, Kalharinenstrahe 18, ». mir ii« ' ,s Uhr. Anflage L7F00. Adoullemrntsprn» vrertelj. 4'/, Mt- iacl. Vrinaerlobu 5 PtL. durch dir Loft bezogt» S IN. Jede ttazeinr Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Okdabren lür Extrabeikape» «hne Postbelörverung 28 ML »tl Poirdesörverung «8 ML Insrratk Sgrsvaltene Pctitzeile t0 Pf. «rohere Schristen laut »uierrm Pret». verzeichaiß. Tabellarischer Sa« nach höherem Tarst. Lrrllmrn unter -eu Kkiaclionsllrich die Gvaltzeile 50 Pf. , Iuteratr find ncir an die Epprditla» >» iraoen. — Rabatt wrrd uicht gegeöra. Zahluag prueuumaruiiao ovcr durq Post» »awnahm» ^-288. Sonntag den 15. Oktober 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. -eßertlschr Ätzung drr Sladlorrortznctrn Mittwoch, am 1«. Octbr. 1882, «bendS «'/, Uhr, tm Eaale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Berscht de- Verfassungs-Ausschusses über Eingebung des Prozesse- der Stadt gegen Herrn Hermann Tromp'.er in Gohlis. II. Bericht de- StistungS-AnSschufle- über: ». verschiedene StistungSrechnungen; d.Etatisirung derWirtbschasterin- strlle im Krankenhause; c. Pos. 42. 66 und 7l der Bedürfnisse de- diesjährigen KrankeiihauS-Budget». IN. Bericht des Bau«, Oekonomie- unk ElistungS-AuS- schusse- über den Verkauf einer in Reuknitz gelegenen Feldparzelle an die Leipziger Bierbrauerei zu Reudnitz, Riedeck L Co. IV. Bericht deS Bau- und Oekonomie-Ausschüsse- über lufstellung eine- Pissoir- aus dem Platze am Eingänge zur Walbstraße. V. Bericht de- Bau-AuSschufle- über Pos. 37 de- An hänge- zu Conto 3l (Gebäude in der Stadt) de» diesjährigen HauSballplanes. VI. Bericht de- Oekonomie-AuSschufleS über: ». Herstellung einer öffentlichen Eisbahn; b. Anbringung einer steinernen Bank an dem zur Erinnerung an die Her- stellung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn errichteten Denkmal; o. Herstellung eine» eisernen Geländers an der Promenade läng- der Goethestraße. VU. Bericht de- Finanz- und StislnngS-AuSschusse- Uber Abqabenerhebung von Innungsverwandten zur Armen- casse. VW. Bericht de- Finanz-Au-schuffe- über: ». Verwilligung kiner jährlichen Beibilse für den Leipziger Thierschutz verein; d. die Rechnungen des Leihhauses und der Sparcasse auf die Jahre 1880 und l88l. VrkarmlmaKung, . . di» P«fA»Uch« «»lag« für di« eoaugelisch, l»th»rtsche» Kirchen ta Leipzig betreffead. Der aus den IS. Oktober ». «. au-grschriebenr zweillermmliche Betrag der persönlichen lutherischen Kirckenanlage ist mit vierzig Procent de nn» der Einschätzung zur staatlichen Vinkommen- siener Och ergebenden einfachen städtischen Steuer sätze» >» erheben. Es werden deshalb die Beitragspflichtigen aufgefordert, ihr« Beiträge binnen 3 Wochen, von dem Termine ab ge rechnet» an die Stadt-Steucreinnahme zu entrichten, widrigen falls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen da- Beitreibung-Verfahren eingeleitet werden wird. Läpzig, dm »1. Oktober >882. Der Ratb drr Ttadt Leipzig. 1^. Georgs. Roch. Vekanntmachuiig, dl« städtische Einkommensteuer betreffend. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist de» I«. Oktober diese» Jabre- mit dem vierfachen Betrag« de» einfachen Steuer satz«» fällig Die Beitragspflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihre Steuerbeträge spätesten- binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Stcucreinnahme, Brühl 51, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumige» eintretenden gesetzlichen Maßnahmen abzusühren. Leipzig, den 11. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Roch. Vekanntmachung. Degen Vornahme von Plasterungsarveiten wird die Mühlgasse von Montag, den IS. d. M. ab für unbefugten Fährverkehr auf die Dauer dieser Arbeiten gesperrt. Leipzig, am t2. Oktober 1882. Der Rath drr Stadt Leipzig. 1)r. Wan Or. Georg». sangemann. Vckauutmachung. Dir Lieferung der Eisenmaterialien für die in Thrmnitz berzu pellende Stadtscrnsprecheinrichiumz beziehungsweise sür den w« leren Aulban drr Siadiferniprecheinrichiimi in L ivziq, bestehend i» schmiedeeisernen Trägst«» en sRüoeen und leien Ausrüstung mit schmiedeeisernen Querträgern, Stützen, Lauben, Schellen, Streben, Ankern, Dchraubenbolzen rc. soll vergeben werden. Di« Lieurung-bedingungen liegen bei der Materialien-Verwaltung der Kaiserlichen Ober - Postdireciion Hierselbst — PosthauS am AugustnSpla«, Eingang von der Poststraste, 3. Strckwcik —, sowie bei de« Kaiserlichen Telegraphen««»» in Elirmnitz za« Einsichtnahme au« und können von den genannten Dienststelle», bei welche» auch Rnstrrstück« der zu liefernden Materialien nicücrg-legt sind, abjchrist Och NN» Preise von 40 P erring bezogen werde» Leistnngssäliige Unternehmer wollen ihre ngebote, an welche'sie 14 Tage gebunden bleiben, mit der Ausiäirift: „Lieferung vo» Eisen- «ateelaklen für Ttadtsernsvrrchei»richt»iigkn" verschlessen und srauklet dl« zum 26 Oktober dss. Is, 1l Uhr Bormiltag« an die Kaiserliche Ober-Pvstd>r>ction, Abtheilung IV, hierieldst einsenden. DU Ur»ffuung der Angebote erfolgt zu dem angegebenen Zeit puuev 1» Oegeuwart d r etwa erschienenen Anbieter. Später ein- geheud« Angebote können nicht berücksichtigt werden. ^ ' dm 11. Oktober 188 :. Der Kaiserliche Vber-Vastdtrerter. Ja Vertretung: Lala me. Bekanntmachung. de» mterzrichneten Äeineinderathe kommt die mit 1000 ^i Iahewmhalt dmirtr Stelle de- «„tjtratars am 1. December d. I. zur «rlediguug. I» Lenvaltuuasfache geübte v Werber wolle« ihre Gesuche unter »eisü-uug der erforderlichen Nachweise b>S zum 24. d. M. bei »n- einreichen. Reuschöuefrld, de» 14. Oclo'er 1882. Ter ülrmeiiidernth. LlauS, Gen».-Vorst. Von dem Unterzeichneten Amtsgerichte soll de» LI. Oktober ld>8S da- zur NachlahconcurSinajse des verstorbenen Zimmermeisters Johann Wilhelm August tzieorge in Leipzig gehörige, an der Lrplaystrasje gelegene Grundstück, Nr. 47öl, Ablh. li deS Katasters, Nr. 12ilx deS Flurbuch- und Fol. lti>.»2 deS Grund - und Hhpo- lhekeiibuche« sür die Stadt Leipzig, welches Grundstück am 24. Mai lÜ82 ohne Berücksichtigung der Oblastcn aus iOi.OOO >1 qewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, waS unter Bezugnahme aus den an hiesiger AmlSstelle auShängcndcn Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Leipzig, am 13. Oktober 18-2. Königlich Sächsisches Amtsgericht, Abthetluug II. Sleinberger. Gst. Bckanntmachnngl" Der Täubcheuweg vom Weriitikouic» o S zur Anguften- strasic bleibt wegen vorzunehmeider Steinausichütilingen vom Mittwoch, vrn I>>. ite eS Monats a» bis ans Wrilere» sür den durchgrhendr» Fahrvrrkcbr ge »errt. Solches wird hiermit zur öffeillicheu ueiintnist gebracht. Reudnitz, 13. Oclvbcr Id82. Tcr Genicindevorirand. Hetzer. Nichtamtlicher Theil. Jum Zusammentritt -er vcltgalionen in Pest. In Oesterreich-Ungarn, wo bekanntlich die nationalen und inneren politischen Kragen so vielfältig und heikel sind, ja manche derselben selbst in naher Verbindung mit der aus wärtigen Rcichspoitlik steht, dürslc eS im Lause der nächsten Tage noch lebhafter als gewöhnlich heraehen. Am 25. b. M. werden nämlich in Pest die Delegationen wieder zusaininentreken, und aus mancherlei Gründen hat eS den Anschein , daß die Session eine ziemlich bcwegle werben dürste. Zu dieser Aiinabme wird inan uin so mehr berechtigt, wenn man einen Rückblick aus die TeiegalionS-Berhandlungen wirst, Weiche im Frühling dieses Jahres in Wien stattgesunden haben. Damals wurde die Bersamnilung der Dringlichkeit .wegen in außergewöhnlicher Weise eiiiberufen, um eine Credit- öewilligung zur Unterdrückung de« südslavischen Auss-mde- in Dalmatien und den occnpirten Provinzen z» verlangen Schon in jeder TelegationSiession wurden seitens der Oppositions partei die gesammte OccuoatioiiSpoliiik und die Zustände i» den geuanulen südslavischen Ländern einer sck'alfcn. aber zu meist nickt ungerechte» Krilik unterworfen; aber schließlich einigten sich die Telegationsmilglicder, dennoch die Crctit- sorderung zu bewilligen. DaS geschah theil- auö Patriotis mus. theil- im Hinblick aus die in ganz ausdrücklicher Weise seitens der Regierung abgegebene Erklärung, daß die geforderte Creditsumme völlig auSreichen werke, um den Aufstand in Dalmatien und den orcupirlen Provinzen zu unterdrücken und dort geordnete Hiistänbe z„ schaffen. Ob jene Zn,ichcr»ng von der Regierung erfüllt worden oder überhaupt nach der thatsächlichen Lage der Verhältnisse in jene» völlig untcrwühllen Ländern gehalten werden konnte, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls wird aber die Oppo sition drS Mißerfolge» der Regierung-Politik im Süden der Monarchie während deS letzten Halbjahres sich erinnern; ja eS ist säst mit Sicherheit ailzunehincn, daß in dieser Richtung in der bevorstehenden Telcgativnsscssicn der Negierung ziemlich unangenehme Dinge gesagt werden dürsten. Damit allein werden indeß die Verhandlungen noch lange nickt ihr Bewenden haben. Bekanntlich mangelt eS weder in Ungarn noch in Oesterreich an allerlei Fragen und Confliclen, die nicht erst seit der Iüngstzeit zu einem gordisckc» Knote» sich der scklnngen haben, der jeder sriedlickc» Lösung zu spotten scheint. Ein ansehnlicher Theil dieser Fragen und Cvnflicte wird auch wieder zum so und so vielten Male zur Ver handlung gelangen; freilich mit demselben negativen Erfolge, den sie mehr oder minder in den früheren Sessionen gehabt haben. Da werden abermals die nalionalcn Gegensätze aus einander platzen, die in Oesterrcick-Ungarn vor Allem und im Widerspruche zu dem Geiste aller anderen »ledernen, frei heitlichen Staaten die politischen und wirthschastlichen Re formen in den dunklen Hintergrund zu schieben pflegen, der in bezeichnender Weise aus das wüste politisch-nationale Kampfgebiet seine Schatten wirft. Diesmal dürsten in den DelcgationSverhandlungen noch mehr als in den vorangegangenen die Verhältnisse Ungarns zu lebbaslen Auseinandersetzungen führen. Daß diese Ver hältnisse überaus trostloser Natur sind, ist bekannt; aber ebenso bekannt ist auch jedenfalls, daß eine Wendung zuni Guten unter der gegenwärtigen ungarischen Regierung nickt in Aussicht steht. ES scheint wirklich überaus fragwürdig, wa» einmal da- Regiment de» Herrn v. TiSza Ungarn hinter- lassen wird. Wenn man alle Versicherungen und die schöngesärbten, aber hohlen Phrasen des ungarischen Minister - Präsidenten chronologisch-statistisch zusammenstellen würde, so müßte die Welt in Erstaunen darüber gerathen, wa» Alle- ein ungarischer „Staatsmann" im grellsten Gegensätze zu den Thaklachen zu versprechen und zusammen zu sabuliren vermag. Es ist bei spielsweise noch nickt lange her, daß Herr v. TiSza und sein Anhang im ungarischen Reichstage behaupteten, die anti semitische Bewegung, die damals noch aus Rußland fick beschränkte, sei in Ungarn „ganz unmöglich", weil da- ungarisckc Volk ein „edelmüthigeS" sei und einen „sehr gesunden gesetzlichen Sinn" besäße. Diese Behauptung mußte schon von vornherein jeden Nichtnngar verblüffen und al» tendenziöse nationale Aufschneiderei erscheinen, weil an der Hand der Geschichte bewiesen werden kann, daß cs i» Europa kaum eine rohere gewaltlhätigere Race giebt als die magyarische. Die Anlisemitensührer v. Istoczy und Onody kannten da» ungarische Volk bester als der Minister Präsident, an testen BerubigungSphrasen sie sich gar nickt kehrten. Sie wühlten vielmehr in ganz Ungarn serl, weil sie bestimmt wußten, daß da kommen werke, was sie wollten. Und in der Tbat, gegen wärtig verstreicht fast kein Tag, an dem an- verschiedenen Gegenden Ungarn- nickt höchst bedenkliche Nackricklen Uber roke Gewaltakte und MastenauSschrcitunge» gegen die jüdische Bevölkerung komme». Zumal haben die Vorgänge in Preß- burg die „staatSmännischen" Redensarten deS Herrn v. TiSza über den „Edctmutk" und „gesetzlichen" Sin» deS ungarischen Volke- aus daS Schnödeste Lügen gestraft. Da eS den Antijemitcn-Führern und ihrem Anhänge nicht an Ver bindungen im ganzen Lande und an mächtigen politischen Cliquen fehlt, so bürste die sogenannte Iudensrage wobt auch in den nächsten Telegationöverbandlungen ans daS Tapet kommen. Damit wird sich irgend ein Erfolg für die Herren v. Istoczy und Onody wohl nicht ergeben; aber eS ist schon bedenklich und sür die Zustände Ungarn» bezeichnend genug, daß die Bewegung unleugbar einen drohenden Umsang anzu- nehincn vermcchte. Auch die Verhältnisse und die jüngsten Vorgänge in Triest dürsten fast zweifellos einen Tbeil der nächste Drle- gationSsitzungeii in Anspruch nehmen. Tie beiden Regie rungen, sowie ganz Oesterreich-Ungarn haben auch wirklich alle Ursache, ihr Angenineik auf die zerfahrenen Zustände Triests und die wahnwitzige, aber jedenfalls gefährliche revolu tionäre MaulwursSarbeit der Jtalianisilmi zu richten. Mit ausschließlich polizeilichen Maßnahmen, und seien diese »ock so energisch, wird der Irredenta-Spuk in Triest, sowie i» dem der Stadt benachbarten Küsten gebiete kaum völlig und für immer zu bannen sein. Die Regierung muß vielmehr sich beeilen, bezüglich der Natiouali- täkssrage Triests, Istrien- und de- Görzer Gebietes entschieden Stellung zu nehmen. waS doch an der Hand der ethno graphischen Wissenschaft und der politischen Nolbwendigkcit nickt schwierig ist. Mit einem Worte, man müßte in den maßgebenden Kreisen Wien- jede Concession, jeden Schein vermeiden, welche etwa vermntben ließen, daß jene LandcS- tbelle, wo die italienische Sprache nur als Handelsidiom an den Küstenpunclen sich einaeschlicken, mit Italien wirklich einen nationalen Zusammenhang hätten. Dies wären im Allgemeinen die Hauptfragen und Der- handlungSargenstäiide, mit denen sich die am 25. d. M. in der lingarischen Hauptstadt zusammentretenden Delegationen zu beschäftigen haben dürsten. Man ersieht daran-, daß die Session eine interessante, lebendige, vielleicht auch stürmische zu werden verspricht. Wa» indeß die Aussicht auf wirkliche, praktische Erfolge betrisst, so läßt sich in Vieser Richtung kaum eine zutreffende Schlnßsolgerung ziehen; denn der Leser darf nickt vergesse», daß eS sich in» Oesterreich-Ungarn, daS heißt um da- Land der Unwahrscheinlichkeiten handelt. Leipzig, 15. Oktober 1882. ' 'plnkäßlich der am Montag beginnenden neuen Session dtä BundeSratheS ist die Erinnerung wohl am Platze. wie schnell die Einrichtung der sog. Ministerconserenze» aus der Praxis unk ebenso an- dem Gedäcktniß selbst der politischen Welt eulschwundcn ist. Jene Ministerconferenzen waren der Schlußstein der neuen Geschäftsordnung de- BundeSrathS. die nach dem berühmten Poslquitt»»gSstreit und dem letzten EntlassungSgesuch de» Fürsten BiSmarck ini Frühjahr 1580 gegeben wurde, und durch welche derselbe die angeblich allzu bnrcaukratischcn Formen deS BundeSratbS gelenkiger gestalten wollte. Die Ministerconferenzen sollten al- zwangSlesc Zusammenkunft der Minister der größeren Einzelstaaten vor Beginn jeder Session ein Einvernehmen über die neuen Vorlagen, über ihre geschäftliche Behand lung rc. bewirken, derart, daß der Verlaus der BundeSrathS- session selber nur die Ausführung eine» bereit- fertig gestellten Schema» gebildet bätle. Nun ist aber diese ganze Ein- richlung in den dafür vorgesckriebenrn Formen eigentlich gar nicht in- Leben getreten, und sie kann schon jetzt nach erst zweijährigem Bestehen al» so vollständig veraltet angesehen werden, daß man in der gesammten deutschen Presse und in allen sonstigen politische» Kundgebungen der jüngsten Zeit vergeblich nach irgend einer, auch der leisesten Erwäh nung der Conserenzen suchen wird; Allerding» wird die be vorstehende Session an nennenSwerthcn gesetzgeberischen Arbeiten außergewöhnlich arm sein, aber auch kann würde der Anlaß vorhanden gewesen sein, in irgend welcher Form regierungsseitig zu erklären, daß diesmal aus die An- beraumnng der Ministerconserenzen an- praktischen Gründen verzichtet werden könne. Daß Fürst BiSmarck die- gar nickt sür »öthig gehalten hat und da-, was todt ist. ruben läßt, beweist wieder einmal, wie weit er selbst davon entfernt ist, alle seine Ideen für durchaus gesund und lebenskräftig zu halten, ein Fehler, den die Kritiklosen unter seinen Getreuen trotz mannigfacher beschämender Erfahrungen nicht oblegen zu wollen scheinen. Wie der „N.-Z." glaubwürdig gemeldet wird, hat der Kaiser am 9. d. M. die Ernennung deS seitherigen Bot schafter- in Konstantinopcl de- Grafen Hatzseldt zum StaatSsecretair deS Auswärtigen Amte-, sowie zum preußi schen StaatSminlster und Mitglied de» StaatöministeriumS vollzcgen. Damit nimmt ein Zwischenzustand ein Ende, der seit dem am 20. Oclober 1879 erfolgten Tode de» StaatS- minifterS v. Bülow gedauert hat. Der lange Zeitraum, irLbrcnd dessen das StaatSsecretariat durch Stellvertreter versehen wurde, weist daraus hin, welchen eigenartigen Schwierigkeiten die definitive Besetzung begegnete. Bekannt lich wurde die Vertretung zuerst durch den Fürsten von ohenlvhe geführt, der der Berliner Conferenz präsidirte. ras Hatzseldt wurde im Sommer l88l zur weiteren Ueber- nahme der Vertretung hierher berufen, nachdem er al» Doyen de- diplomatischen EorpS zu Konstantinopel das Zustande kommen der türkisch-griechischen Grenzconvention wesentlich kerbeigesübrl batte. Seitdem wurde der Bvtschasterpcsten in Konstantinepel „vicarirt"; da derselbe jetzt neu besetzt werden wird, so werden eine größere Anzabl von Veränderungen in der Diplomatie, die biS jetzt aufgeschoben waren, nunmehr erfolge». AlS Nachfolger de- Grase» Hatzseldt in Konstan tinopel wird drr Gesandte in Athen, Herr Von Radowitz, bezeichnet. Nachdem Herr Scholz seit nunmehr vier Monaten dem preußischen Finanzministerium vorsteht, kenn die Thatsackc als eine zweifellose angesehen werden, daß die Angelegenheit de» Bremer Zollanschluss«- unter ihm gerade so viel oder so wenig Förderung (nämlich gar keine) zu crsakre» batte, als wie Herr Bitter derselben halte angedeiben lassen. Natürlich handelt weder Herr Scholz noch Herr Bitter in dieser Frage nach eigenem Antriebe, son dern beite folgen dem Willen de- Reichskanzler-, der e» denn augenscheinlich nicht für angemessen bält, den Bremer Zollanschluß gerate jetzt zu betreiben. Dieses völlige Zurück- flcllen eiiier anfana- sür „brennend" erklärten Frage gilt an unterrichteten Stellen al« so sicher, daß mit Bestimmtheit voranSaelagt wird, «nick die bevorstehende Bnnde-rathS- »iid parlamentarische Campagne werte die Materie in dem Perbereirnngsstabium tafle», in welchem sie dieselbe vor finde. Versuche, den Fürsten BiSmarck zu einer Aussprache über die Frage zu veranlassen, sind bisher vergeblich ge blieben, und man ist vermnthlich in Bremen noch mehr al» in Berlin im Unklaren über den Umschwung in der Stim mung des Kanzler-. Geh. Rath Iarobi, dessen Tod wir meldeten, batte s. Z. in seiner Stellung al- Vortragender Rath im Mini sterium de- Innern da- Versicherungswesen mit so vorzüg licher Sachkenntniß bearbeitet, daß er nach dieser Richtung bin schwer zu ersetzen war. lieber die Veranlassung zu seinem Austritt au» dem Ministerium erinnert man sich, daß in der CvnflictSzeit ein Privalbrief von ihm. in welchem er sich tadelnd über eine RcgierungSmaßregcl aussprach, durch einen Zufall in ein Actenhest gerietb und bekannt wurde. Auch in Liegnitz scheint sein Ausscheiden au- dem Dienste, wie sich die Leser noch auS den Zeitungsnachrichten auS den ersten Monaten diese- Jahre- erinnern werden, kein ganz freiwillige» gewesen zu sein. Der geistig und körperlich noch durchaus irische und rüstige Geheime Rath huldigte eben stet» der Ansicht, daß auch ein preußischer VerwaltungSbeamter ei« unabhängiger Mann sein dürfe. Der bisherige elsaß-lothringische Eommiflar zu« BundeSrath. Herr Generalbircetor der Zölle und indirecten Steuern FabriciuS, wird — wie wir erfahren — an den diesmaligen BundeSrathSsitzunqen Unwohlsein- halber nicht Theil nehmen; dagegen wird H»r Geheimer RegierungSrath Hauschild, der ebenfalls schon seit längerer Zeit als reichS- ländischer BundeScommiflar sungirt, für Elsaß^Lothringrn de» BundeSralhSsitzungen beiwohnen. Die „W jener Abendpost" schreibt: „Fürst Lobanow bat die Botschast-gesebäste bereit- angetreten. Die bohr social« Stellung, die derselbe al- einer der ersten Cavaliere und de, bervorragendsten Staatsmänner Rußlands in seiner Hei- math einnimmt, sichert ih« auch hier den angenehmsten Ver kehr mit den gesellschaftlichen Kreisen. Den vortheilhasten Ruf. den er al- Diplomat genießt, begründete er aus de« wichtigen Posten in Konstantinoprl und London, in welchen Stellungen er stet- die Wahrung derIaterrflen seine-Vater lande» mit der Pflege der freundschaftlichen Brzirhnngen der selben zu den Höfe», bei denen er aerreditirt war» zu der» eiinMiogewoßt hat. Die Sympathien, denn er sich überall «rsreute, »erde» ih« anch hier rutgegeugebracht." Me an- Triest gemeldet wird» hätte bi« italienisch^ Regierung der österreichischen im diplomatischen Wege eröffnet, sie sei auf Grund der bestehenden Verträge geneigt, Personen, welch« in Oesterreich ein gemeine« Verbreche« be gangen, und aus italienischem Gebiet« betroffen werden, an Oesterreich au-zuliefern. nur müsse die Schuld solcher Per sonen im Wege «ine- zwischen den österreichischrn und italie nischen Gerichten durchzusübrendcn Verfahren-, beziehungsweise lliiterfnchung. völlig erwiesen fein. Fall- aber die italienischen Gerichte sich von der Schuld einer m Oesterreich verfolgten, in Italien al» verdächtig verhafteten Person sich nicht zu überzeugen vermöchten, könnte ihre Auslieferung nach dem bestimmten Wortlaute der italienischen Landesgesetze nicht stattfinden. An» Südrußkand melden die Lemberg» Blätter, daß auch Kischinew eine Reihe neuer Befestigungen erhalte» soll. Der russische General im Ingenieur-Corps, v. Rozwa- dow»ki. bat bereit« von Warschau nach Kischinew sich begeben, um die in Petersburg von der Central-BesestigungS-Com» misst»» unter dem Vorsitze de- Kaiser- gebilligten Pläne zur Ausführung zu bringen. Auch in Wilna tagt eine au- Genie- und GeneralstabS-Osstcieren zusammengesetzte Com mission, deren Berathnngcn aus die Befestigung verschiedener in Litthauen gelegener Puncte sieb beziehen. Diese Commission bat auch di« Regulirung der Bugmündung zwischen Brest- LitowSk und Scrocka zu strategischen Zwecken angeoronct. An» Bulgarien liegen Nachrichten über fortwährende räuberische Einfälle vor, welche allerlei Gesindel läng- dc- rumänischen GrenzstriebeS der Tobrudseba auf bulgarischem Gebiete unternimmt. In Folge dessen hat der bulgarische Minister de» Inneren den Fürsten Alexander bestimmt, eine Verfügung zur sofortigen Bildung eine» Grcnzwäckler-CorpS zu erlassen, dem spcciell die Ncbcrwachung VeS genannten GrcnzgcbieteS obliegen wird. Da der Fürst zur Errichtung jenes CerpS gleichzeitig die nötbigen Geldmittel angewiesen, so dürste die Organisation des Corps in kürzester Zeit vollendet sein. Der Schweizer BundeSrath wird sich demnächst mit Feststellung de» »ächstjäbrizen Budgets der Eidgenossenschaft zu belassen haben. Ter Voranschlag desselben weist folgende Positionen auf: An Einnakmen 48,130.000 FrcS., an Aus gaben 48,590,000 FrcS. ES würde sich somit ein Deficit vvn 460,000 FecS. ergeben. Eine wesentliche AuSgabcnver- mehrung verursacht da- Departement des Innern, daS MUi- tairbepartenient, daS Finaizz- und da» Handels- und Land- wirtkschastSdcpartement. Die Zollcinnabmen sind aus l8 Millionen Franc- veranschlagt. Der Berner „Bund" bemerkt zu vorstehenden Angaben, daß aus diesem nächstjährigen Vor anschläge noch keine außerordentlichen Credite sür die LankeS- bcsestigung oder die Anschaffung vvn Kriegsmaterial (Posi- tlvnSgeschützen) figuriren. Die in Basel tagende Synode der evangelischen Kirche hat einen Beschluß gefaßt, welcher sür den Prote stantismus in der Schweiz von bedeutungsvollen Folgen sein kann. Die Synode hat nämlich mit 39 gegen 32 Stim men beschlossen. dem Consistoriuin den Vorschlag zu machen, die kirchlichen Gesetze dahin abzuändern, daß fortan die Taufe keine Vorbedingung mehr für die Eonsirmation und die Tbeil- nahme dein, Abendmahl bilden soll. Der Katechi-mu- müßte ebensall- entsprechend abgeänvcrt werden. Au« Pari- meldet die „Post" vom 12. Oktober: „Der Minister de- Innern hat eine Untersuchung ungeordnet Uber gewisse Zwischenfalle bei dem jüngsten legitimistischeu Bankete aus der Insel Camargue bei Marseille, und namentlich auch bezüglich de« Absingen» de« Knlrum La Regem in der Kathedrale von Arle«. Fall« die Geistlichkeit dadei mit betheiligt gewesen sein sollte, ist die Regierung zum strengsten Einschreiten entschlossen. Zunächst heißt e- allerding», daß ein katholischer Gesangverein jene Mani festation gemacht habe, ohne Autorisation oder Mitwirkung drr Geistlichkeit der Kathedrale." In Ravenna, wo die Irredentisten nad Socialdemo- kralcn das große Wort ;» silbren scheine», ist es gctcrenllich der Wablbewcgmig zu argcn Skandalen getemmew Die
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