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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188307275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-07
- Tag1883-07-27
- Monat1883-07
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1883
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dies» beiden rersSnltchkelte« vereint auf dem Boden de» „heiligen Lande»" auftretc» zu lassen, was in Wirklichkeit nicht der stall war. Aber im Ballet darf mau dies nicht io genau nehmen, und es ist viel beinerkcnswcrlder, das, der Erzherzog offenbar die poetische Absicht halte, den kriegerischen Bund des deutschen Hcldenkaiscrs mit dem österreichischen Herzog zu der- herrlichen. Der erste Act beginnt in der Felsenwüste nächst Jerusalem, wo eine Schaar Assassinen den Kreuzfahrern auslauert und diese Absicht durch eine» wild grotesken Tanz — La» äe» a^uols — zu erkennen giebt. Gras Otto von Andechs.Meran — ein Sprosse de alten bayerischen GrafcngeschlcchteS, das damals Tirol, Istrien, Dalmatien und Croatien besäst — reitet mit seinem Knappen Koster kompfeSmüde und erschöpft des Weges daher und fällt in den Hinter- halt der Assassinen, welche ihn trotz seiner tapferen Gegenwehr gefangen nehmen und noch der Burg Alamat führen, wo ihr Gebieter, der „Alte vom Berge" — Hassan Scheich el Djebel — haust. In dem halb verfallenen Burghof von Alamat erscheint Hassan, eine imposante Grcisengestalt von wildherrischem Charakter, mit seinem Zauberstabe und weist den einschnicichelnden Dienst- eiser seiner Sklavinnen, welche ihm in einer Valso <i« I» pipe Tschibuk und Kaffee kredenze», mit Abscheu zurück, da er nur von tödtlichem Hasse gegen die Kreuzfahrer erfüllt ist. Die beiden Ge fangenen werden ihm vorgesührt, und während der Knappe Koster in feiner Todesangst eine grotesk-komische Rolle spielt, setzt Graf Otto den Drohungen Hassan'S, der sogar dos Schwert gegen ihn zückt, stolze Unerschrockenheit entgegen. Da beschliestt der Scheich, den mutdigen Ritter für seine Zwecke zu gewinnen, und reicht ihm als Unterpfand der Gastfreundschaft einen Becher Weines, dem aber ein Zaubertrank beigemischt ist und woraus, als Otto trinkt, eine stlamme auflodert. Bald bietet sich eine verlockende Bision seinen Blicken. Inmitten der kreisenden Gestirne, deren „Lphärenliarmonie" vom Dichter dem Compositeur vorgeschriebe» ist, össnet sich der Himmel Mahomed'S, aus dem die schöne Fatimch als die „Ver- körvcrung weiblichen Sinnenreizes", umgeben von einer Schaar Houris, hervorlritt. Es folgt nun eine Danse cöleste und ein Das äs ia sväuotinn, und mit lebhafter Phantasie ist bis inS Detail das Programm dieser Tänze vorgeschriebe», durch welche Fatimeh mit scheinbarer Sprödigkeit den deutsche» Ritter zu verlocke» sucht, bis sie endlich in seine Arme sinkt. In diesem Augenblicke lüstl aber der tückische Hassan die ganze Herrlichkeit unter einem Donnerschlagc versinken und erklärt dem enttäuschten Otto, daß er in den dauernden Genuß dieser Wonnen gelange» könne, wenn er den Herzog Leopold, seinen Freund, tödte. In Flammenschrisl erscheinen die Worte: „Tödte den Tapfersten der Kreuzfahrer — Leopold von Oesterreich", und während im Hintergründe Fatimeh's Gestalt noch einmal sichtbar wird, läßt Otto von dem triumphircnden Hassan de» Dolch sich aufdringe» und folgt dem verlockenden Phantom. Im zweiten Acte erblickt man das Lager der Kreuzfahrer, wo Kaiser Friedrich Barbarossa und Herzog Leopold von Oesterreich mit ihren Ritter» Kriegsrath halten. Trompetenschall kündigt die Ankunst der Sultane von Akko, Maskat und Kairo an, welche mit zahlreichem Gefolge erscheinen, um dem Kaiser ihre Unterwerfung und kostbare Äeichenke anzubieten. Für das Costüm dieser drei Sultane sind die Grundfarben Weiß, Roth und Schwarz vor geschrieben. Die sarazenischen Krieger sichren einen wildbewegten Waffentanz aus, der mit dem Strecken der Schwerter vor dem Kaiser — l» soumission — endigt. Aus Kameeb n werden nun die Ge schenke für die christlichen Fürsten hcrcingebracht und denselben nicht nur edle Pserde, sondern auch schöne Sclavinnen von weißer, brauner und schwarzer Farbe angeboren, welche, mit Schleiern, Tambourineu und schwarzen Federsächern ausgerüstet, ihre Tanz künste producireii. Das angenehme Fest erfährt aber eine plötzliche Störung, indem Sultan Saladin zu Pserde einhergesprcngt kommt, den drei Sultanen ihre Feigheit vorwirsl und dem Kaiser die Fort setzung des Kampfes anknndigt. Ter alte Barbarossa giebt ihm zwar zur Warnung eine Probe der Stärke seines -chwcrteS, indem er mit einem Schlage desselben einen Palmbaum fällt; aber Saladin beweist seinerseits die Lchneidigkeit seiner Damascencr Klinge, indem er den Schleier einer Sclavin in der Luft mitten durchhaut, woraus er mit seinem Gefolge wieder davonreitet. Inzwischen hat Herzog Leopold von dem au» der Burg Alamat angekoniinenen Knappen Koster die Kunde von der Gefangenschaft seines Freundes, deS Grasen Otto, erfahren und erbittet sich vom Kaiser die Erlaubnis;. am nächsten Morgen mit den Seinen gegen die Assassinenburg ziehen zu dürfen, um den Freund zu besreien oder dessen Tod zu rächen. Mit diesem Entschlüsse schläft er ein. In der sänvülen Nacht tauchen aus den „tobten See» Palästinas" Irrlichter — le» teur lolleta — aus, welche das Zelt deS Herzogs uintanzen, und bald erscheint Otto, von Fatimch geführt, welche alle ihre Bersührungskünste ausbietet, um denselben zur Ermordung deS schlafenden Freundes zu bewegen. Bei dessen Anblick läßt aber Otto den Dolch fallen; wie um sich selbst zu retten, erweckt er den Echlasenden und entflieht unerkannt, während Fatimeh's Spukgestalt versinkt. Der Herzog findet die Mordwaffe und glaubt, daß einer der Assassinen ein Attentat gegen ihn habe aussühre» wollen; durch den Schall seines HornS alarmirt er die Seinen, und während des kriegerischen Ausbruches gegen die Burg Alamat fällt der Borhang. Der dritte Act bieret die effektvollsten scenischen Bilder — zu nächst den Anblick der phantastüchen Assassinenburg, die im grellen Mondlichte wie ausgestorbeil daliegt. Otto stürzt verstört und auf geregt herein und fordert, ohne sich von seinen treuen Knappen abhalten zu lassen, stürmisch Einlaß in die Burg, aus der ihm aber kein Laut antwortet. Endlich versinkt er vor Ermattung an der Schwelle des Burgthors in einen wohlthäligen Schlaf, und eS er scheinen die Genien des Wachens und Träumens, von denen der letztere ihn mit der Fackel in das Land der Hcimalh führt. Die Wolken, welche den Schauplatz umhüllt haben, öffnen sich wieder, und man erblickt die Halle und den Hos der Burg Runkclstein in Tirol, welche allerdings erst im 13 Jahrhundert erbaut wurde und an deren Wänden heute noch die Fresken mit Darstellungen aus Meister Gottfried'- „Tristan und Isolde" erhalten sind. Im Erker der Halle sipt Bertha, des Schloßherrn von Runkclstein, Herrn Nikolaus v. Bintler's, schönes Töchtcrlcin, welcher Gras Otto einst Treue gelobt und die nun sehnsüchtig des fernen Geliebten gedenkt. Otto muß nun sehen, wie der alte Bintler seine Tochter zur Heirath mit dem reichen und mächtigen Herzog voll Mantua zwingen will; vom Zorn« Lbernianut, springt er in das Traumbild hinein, fordert den Italiener zum Zweikampfe und entwaffnet ihn, fo daß derselbe mit Schmach und Schande abziehen muß. Freudig wird Otto von der überraschten Braut begrüßt und Alles sammelt sich zum Hochzeitsscste, wobei Junker und Edetfräulein eine Menuett, Bauern und Bäuerinnen eine Tyrolienne tanzen. Noch einmal erscheint Fatimeh und macht den „letzten Versuch", Otto an sich zu locken, versinkt aber verzweifelnd, als Glockengcläute und Orgelton erklingen. Doch auch das schöne Traumbild wird immer blässer und luftiger, es verschwindet und Otto erwacht, durch Trompeten- schall und Kampfgctöie erweckt. Bon allen Seiten nahen Herzog Leopold'» Schaarcn zum Sturm gegen die Burg, während die Affasfinen, Hassan mit der Fahne des Propheten an ihrer Spitze, »ur Bertheidigung auf die Wälle eilen. Schon ist die Burg er stürmt» da gcräth Herzog Leopold in Gesahr, von einer Schaar Assassinen umringt und getödtet zu werden. In diesem Augenblicke eilt aber Graf Otto herbei, befreit den Freund und streckt mit ge waltigem Schwertstreich den „Alten vom Berge" todt zu Boden. Gerührt umarmt Herzcg Leopold den wiedergcsundenen Freund als seinen Retter, und während aus der in Brand gerothenen Burg die Fahne des Kreuzes aufgepflanzt wird, endet daS Ballet mit einem xranä xalop triompdal. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Gegen den Dienstkn echt A. zu St. war wegen P r i v a t u r k u n d esn - säl schling die Untersuchung eröffnet. A., welcher im Dienste des Bleichers Friedrich Dürr in Stonrdors stand, hatte in der Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögensvortheil zu verschaffen, am 29. October 1882 zu Freudcnstadt dem Kaufmann Trost und Ende Oktober 1882 zu Tornstctlcn dem Kaufmann Bauer je einen Brief seine- Dienstherrn Türr übergeben, nachdem er aus die mit der Firmenbezeichnung seines Dienstherrn versehenen Eouverte dieser Briese eigenhändig, ohne Wissen und Willen seines Dienst« Herrn, je eine Zahlungsanweisung folgenden Inhalts geschrieben hatte: „Sind so gut, wenn« Ihnen möglich ist, und gebt meinem Knecht zwei Mark". Die Unterschrift seines Dienstherr!, hat er nicht beigesügt. Es wurden ihm zufolge dessen von Trost und Bauer je zwei Mark verabfolg». DaS Landgericht hatte jedoch den Angeklagten nur wegen Be trugs verurtheilt und hierbei ausgesübrt, daß in der Handlung des Angeklagten eine Urkundensälschung nicht zu erblicken sei, weil in dem, was brr Angeklagte den Couverten beigesetzt hat, nicht der Thatbestond einer objektiv au- sich selbst beweisenden Urkunde gesehen werden konnte, sofern bei Weglassung des Namen- Dürr die Person des angeblichen Ausstellers aus dem Inhalte der Scriptur nicht ersichtlich ist. Dagegen liege in beiden Fällen der Thatbestand de- Betruges vor, da der Angeklagte, um sich einen rechtswidrigen Bermögcnsvortheil zu verschaffen, das Vermögen de- Trost und des Bauer beschädigt bat, indem er dieselben durch Vor spiegelung der falschen Thatsach«, sein Dienstherr Hab« die Anweisung geschrieben, in Jrrthum versetzte und dadurch znr Hin gabe von je zwei Mark vernnlaßte. In Folge der Revision des Staatsanwalt» hat da» R.-G , I. Stras-Sen., am 15. März d. I. unter Aushebung obiger Ent scheidung die Sache zur anderweilen Berhaudlung an da» Land gericht zurückverwiesen und hierbei ausg/sührt: Es ist zunächst nicht mit Sicherheit zu entnehmen, ob das Landgericht, indem es annabm, eS liege der Thalbestand einer objectiv aus sich selbst beweisenden Urkunde nicht vor, hinsichtlich der beiden in Frage kommenden Scripturen den Begriff einer Privaturkunde an sich al» nicht zutreffend erachtet hat oder ob eS die Erheblichkeit der beiden als Privaturkunden betrachteten Skripturen zum Beweise von Rechten oder Rechtsverhältnissen verneinen wollte. Als entscheidend hat da» Gericht den Umstand bezeichnet, daß bei Weglassung des Namen- Dürr die Person des angeblichen Aussteller» au- dem Inhalte der Scripturen nicht ersichtlich sei. Diese Be gründung wäre dann der Nachprüfung durch da» RevisionS- gcricht entzogen, wenn das Landgericht that sächlich davon auSgegangen wäre: eS könne nach der Beschaffenheit der beiden in Frage kommenden Schriftstücke überhaupt nicht angenommen werden, daß denselben fälschlich der Anschein gegeben worden, als wären sie von einer bestimmten dritten Person al» zum Beweise irgend einer Lhatsache geeignete Beglaubig-mittel au», gestellt worden. Durch eine solche Annahme wäre die Urkunden- qualität überhaupt thatsächlich verneint. Allein diese Auffassung geht nicht mit Sicherheit aus dem Unheil hervor. Es ist vielmehr nach dessen Fassung die Unterstellung nicht ausgeschlossen, daß da» Land gericht von der rechtlichen Erwägung ausgegangen ist, au- dem Mangel der Unterschrift folge, daß die Schriftstücke über haupt nicht als Urkunden, beziehungsweise nicht al» zum Be- weise von Rechten oder Rechtsverhältnissen erhebliche Privaturkunden betrachtet werden könne». Diese Auffassung ist aber eine recht»- irrthümliche. Der Mangel der Unterichrijt schließt die, die Urkundenqualität überhaupt bedingende Beweiskraft nicht au». Die letztere kann auch dann vorliegen, w nn nach der Be schaffenheit des betreffenden Schriftstücks der, wenn auch nicht Unterzeichnete, Aussteller erkennbar gemacht ist. Auch nach den Vorschriften der Civilproccßordnung ist die Unterschrift »um Begriffe einer Privaturkunde nicht ersordcrlich; im Falle des Mangels der Unterschrift wird der Urkunde nur die volle Be- weiskrast versagt (Civilprocebordiiung Kff. 381, 384, 404, 259). Betreffend aber die Frage der Erheblichkeit der hier in Betracht kommenden Schriftstücke, wenn sic als Privat urkunden anzusehen wären, für Rechte oder Rechtsverhülinisse, so hat das Landgericht rechtlich geirrt, wenn es von der, nach der Fassung der Unheils- gründe nicht ausgeschlossenen Annahme auSgegangen wäre: es werde in dieser Richtung eine objectiv aus sich selbst beweisende Urkunde in dem Sinne vorausgesetzt, daß ausschließlich durch die Privaturkunde ein Recht oder Rechtsverhältniß bewiesen werde. Es ist vielmehr genügend, daß die Urkunde zum Beweis« von Rechten oder Rechtsverhältnissen, wenn auch nur in Ver« biudung mit anderen Beweismittel», erheblich ist. Nachtrag. * Leipzig, 26. Juli. Wie wir erfahren, ist der projectirte Bau eine» Panoramas unweit de» neuen Concert-HauscS, auf Voigt'schem Terrain, von dem be treffenden Dresdener Baumeister fallen gelassen worden. Dagegen wirb da» von den Herren Johanne» und Nitz sch mann bereit» früher beabsichtigte Unternehmen der Errichtung eine» Schlachten-Panoramas zur Ausführung komincn und sind, wie wir erfahren, die betreffenden Ver träge mit dem Maler und der Maschinenbau-Anstalt bereit» abgeschlossen * Leipzig, 26. Juli. Seit gestern ist nunmehr auch der Grimmaische Steinweg vom Postgebäude ab bi» zur Querstraße für den Fährverkehr gesperrt, damit die Her stellung de» neuen Pserdebahngeleise», sowie die Neu pflasterung de» Straßenkörpers vor sich gehen kann. Gleich zeitig erfolgt eine Verbreiterung des Trottoir» zu beiden Seiten. Während dieser Arbeiten fahren die Pserdebahn- wagen der Reudnitzer Linie nur von der Querstraße ab und der Regulirungöarbeiten aus dem KönigSplatze aus dem bisher noch von dem Jnterimsgeleise der Pferdebahn durch schnittenen Tracte in Angriff genommen worden und eS befahren jetzt die Pserdebahnwagen die neu hergestellte Strecke an der Westseite des KönigSplatze». — Eine weitere Bereicherung hat soeben da-„Museum für Völkerkunde" durch Fräulein Marie von Brasol, gebürtig aus dem Gouvernement Poltawa in Rußland, erfahren, welche dem Institute die in dem Districte von Zankow getragenen Frauentrachten, wie man sie aber mit unwesentlichen Veränderungen in ganz Kleinrußland wieder- sindet, hat zukommen lassen. Weitere Beiträge daher sind dem Museum in AuSsicbt gestellt. — In Commission der I. C- HinrichS'schen Buch handlung in Leipzig erscheint in den Jahren 1883—1885 die OrtS- und Entfernungs-Karte vom König reiche Sachsen (in 1 : 159,000), bearbeitet von R. Mittel bach. Die Karte, von welcher uns Scction Leipzig vor- licgt, ist eingesührt in sämmtlichen Departements-Ministerien und giebt alle Verkehrswege, welche zum Fortkommen benutzt werden können, an. Tie Längen dieser Wege re. sind nach der neuen topographischen Spccialkarte (1 : 25,099) genau gemessen und die Resultate in ganzen und Zehntel-Kilometern an die betr. Objecte geschrieben. Durchgehende Fußwege sind eben falls in die Messungen cingcschlossen. Stellen, wo der gewählte Maßstab 1 : 150,099 ein ^n kleiner ist. werden durch Carlon» erläutert. Außer dem Wege- und Eisenbahnnetz giebt die Karte die Ortschaften nach ihrer wirklichen Ausdehnung an; abgelegene Gasthöse, Ziegeleien rc.. sowie die Umgrenzungen der AmlShauptmannschaften und Amtsgerichte sind ebenfalls eingetragen. Die Entfernungen nach den Bahnhöfen, sowie nach den abgelegenen OrtStheilen sind in besonderen Tabellen beigegeben oder, wo es der Platz erlaubt, auf da» Blatt gedruckt. Die Karte ist für jeden Beamten, welcher Reise kosten liquidiren muß, unentbehrlich; sie wird sich aber auch sonst infolge ihrer mannichfachen Vorzüge gewiß leicht einbürgern. — Durch daS Entgegenkommen de» Besitzer» de- Krh- stallpalaste», Herrn Eduard Berthold, ist e» möglich ge worden, ein in gesundheitlicher Hinsicht beachtenSwerthe» Unternehmen ins Leben zu rufen. Der Besitzer der „Leip ziger Milch- und Molkencuranstalt" (LangeStr. 15) ist mit dem Plane vorstellig geworden, mit dem großen Büffet der Krystallpalast-Convitorei in der rechts gelegenen Colonnade eine Trinkhalle für Milch und Mineralwasser zu verbinden. Die Direktion ist auf diesen Vorschlag eingegangen und so wird man denn vom künftigen Sonntag ab Gelegenheit haben, die be reits anerkannten Milchprodukte aus der Molkerei von M. A. Reinhardt, welche von Aerzten empfohlen werden und aus der letzten deutschen Verbands-Kochkunst Ausstellung prämiirt worden sind, im Krystallpalast genießen zu können. Letzterer bietet gerade für diese» Unternehmen den geeignetsten Aufenthaltsort und eS wird der Zutritt den Inhabern von dazu besonder» au»zugebenden Karten von Morgen» 6 bi» Abend» 6 Uhr gestattet sein. Zweifellos dürfte die neue Einrichtung im Publicum allgemeinen Anklang finden. * Leipzig, 26. Juli. Ein Mitglied de» Leipziger Bichcle-Club» hat am vergangenen Sonntag eine außer ordentliche Leistung vollbracht. Der betreffende Herr fuhr aus seinem Bicycle von hier nach Meißen und legte den Hin- und Rückweg von zusammen 23 geographischen Meilen in 19 Stunden zurück, einige Erholungspausen unterwegs und 2 Stunden Aufenthalt in Meißen abgerechnet. H Leipzig. 26. Juli. Gestern Nachmittag wurden auf einem hiesigen Bau- und Zimmcrplatze mebrere Knaben bei einem bedenklichen Unfug betroffen. Die Knaben hatten aus dem Platze eine ziemliche Quantität Stroh zusammen- getragen und angezündet. Ein Schutzmann führte die Bürsch chen den Eltern zur Bestrafung zu. — An der Lindenauer Chaussee in der Nähe de» Kubthurm» brannte gestern Nachmittag eine Pappel. Der Baum war bohl und im In nern durch irgend Jemand angezündet worden. Da» Feuer wurde bald gelöscht. — In einem Grundstück der Nürnberger Straße hatte seit mehreren Tagen ein dort wohnhafter Kaufmann gar nichts mehr von sich sehen und hören lasten. Mitbewohner hatten ihn zuletzt Abend» in feine Wohnung eintreten sehen und noch heute eine brennende Gasflamme darin bemerkt. In Befürchtung eine» Unglück» wurde auf ibre Anzeige die verschlossene Wohnung behördlich geöffnet. Aber dieselbe war leer und von dem Bewohner ganz heimlich verlassen worden. — Furchtbare» HauSskandal verführte gestern Abend eine Bewohnerin der Südstraße. Ihr Toben, wobei sie sogar Fensterscheiben in ihrer Wohnung zerschlug, führte eine Menge Menschen und bald auch die Polizei herbei. Da kein Mittel zur Beruhigung anschlug, mußte die übrigen» in trunknem Zustande befindliche Frau aus den Naschmarkl übersiedelt werden. — Ein 15jährige» Dienstmädchen hatte kürzlich ibrer Herrschaft in Werdau eine Geldsumme von über l99 >4 unterschlagen und war daraus flüchtig ge worden. Gestern nun gelang e». diese Person hier polizeilich auszugreifen und in Gewahrsam zu bringen. Bereit- seit mehreren Tagen war sie hier ausbältlich und hatte, jedoch jede-mal unter falschem Namen, in verschiedenen Gasthösen übernachtet, auch in einem Falle in einer Privatwohnung, wo sie ebenfalls unter fremdem Namen sich eingemiethrt, einen GelegenheitSkiebstahl begangen. Die Polizei faßte die auS- gefeimte Person in einem hiesigen Gasthause ab. — Eine internationale pharmaceutische Aus stellung findet gegenwärtig in Wien statt. Aus derselben befinden sich alle den pharmaceutischen Zwecken dienende wissenschaftlichen Instrumente, literarische Erzeugniste, ferner Apparate und Maschinen. Droguen, chemische und Pharma« ceutiscbe Präparate. Verbandstoffe und sonstige in der Medicin resp. Pbarmacie verwendeten Gegenstände. Den besten Aus stellungsgegenständen werden Preise ertheilt und ist hierzu eine aus Apothekern verschiedener Staaten zusammengesetzte 18gliedrige Commission ernannt worden. Für Sachsen ist Herr Apotheker Kohlmann in Reudnitz als Preisrichter gewählt. * Borna. Der hiesige Frauenverein hielt am 18. d. M. eine Generalversammlung, in welcher zunächst die Jabresrecbnung Vorgelragen und just.sicirt wurde, ab. Nach dieser betrugen die Einnahmen 1367.65 -ck und die Ausgaben 992.98 -ck DaS Gesammlvermözen bezifferte sich am Schlüsse deS VerwaltuugsjahreS auf 12,283.43 anschließ- lick 5206.31 ^ Geschenke und Vermächlnisse von Privaten, lieber die Erbauung eine- eigenen AustaltshauseS soll nach Herbeischaffung der nölhigen Unterlagen die nächste Generalversammlung Beschluß fasten DaS Direktorium be steht nach erfolgter Neuwabl aus den Frauen: Freiberg, Geißler, Lehmann. Mebr, Meißner und Rösch und den Herren Sup. vr. Geißler und Rechtsanwalt Mehr. Vermischtes. R. Halle a. S., 25. Juli. In höchst solenner Weise feiert heute und morgen da» hiesige Corp« Teutonia sein dreißigjähriges Stiftung-fest, während welcher Zeit da- CorpS ununterbrochen bestanden hat. — Die Straf kammer deS königl. Landgerichts verhandelte heute u. A. über eine Berufung des „Heilkünstler»" I. G. Pfeiffer in StumSdorf. Da» Schöffengericht zu Zörbig halte den selben wegen Beilegung dieser Bezeichnung in Inserate» öffentlicher Blätter zu 109 Geldstrafe verurtheilt. indem eS annahm, daß durch diese Bezeichnung bei dem Publicum der Glaube erweckt werden könne, Pf. sei eine geprüfte Mcdicinalperson. Das Landgericht war anderer Ansicht und sprach den Angeklagten frei. Die Bezeichnung „Heilkünstler" schließt nach Ansicht des königl. Landgerichts die Annahme, bis dahin zurück. Weiter ist seit gestern auch die Fortsetzung -»» handle sich dabei um einen Arzt, eine geprüfte Medicinal- prrson, au». — Lauban, 29. Juli. AuS der Umgegend wird über den Schaden Klage geführt, welchen die übergroße Zahl Hasen in diesem Jahre anrichtet. Von einem Krautseldc, welche» mit 19 Schock Pflanzen besetzt war, blieb nur ein halbes Schock verschont. Einem Banmschulcnbesitzer sollen die Hasen über 1099 Stück gute Acpselbäume vernichtet haben. — Magdeburgerforth bei Ziesar, 24. Juli. In dem unweit von hier gelegenen Alien-Grabow hatte der Mühlenbesitzer und Stärkesabrikant Müller auf dem Anstand an der Grenze der Schweinitz er Forst daS seltene Jagd glück, gestern Abend zwischen 8 und 9 Uhr in Zeit von etwa einer Minute mit dem ersten Schuß feiner Doppel- büchse einen starken Rothhirsch — Zehnender — und mit dem »weiten Schuß noch einen Rehbock zu erlegen, — gewiß «ine seltene Dublette. Der Hirsch wog aufgedrochen über 2 Centn«. — Ueber die Echtheit unsere» Goldgelbe» herrscht im Publicum noch viel Jrrthum, so daß im geschäftlichen Verkehr die Goldstücke oft wegen der Farbe und Klanglosigkeit zurückgewiesen werden. Ter Klang hängt von der Prägung ab; werden die Stücke geprägt, ohne zu glühen, so sind sic hart und haben wenig oder gar keinen Klang. Tie schöne gelbe Farbe erhalten die Stücke durch Glüben und Kochen in verdünnter Säure; die röthlichen jedoch sind letzterem Ver fahren nicht unterworfen gewesen. Der Gehalt an feinem Gold ist bei den gelblich-röthlichen wie bei den grau-röthlichen ganz gleich. Die Klanglosigkeit rührt auck sehr oft von kleinen Riffen oder Blasen im Golde her. Mithin ist weder die Klanglosigkeit noch auch die Farbe eine Gewähr für die Unechtheit. Darüber, ob die Stücke echt sind, kann man sich sehr leicht durch folgende» Verfahren überzeugen. Wiegt man ein 29-Markstück, so muß e» genau 5 Gramm wiegen, und da» 19-Markstück 4 Gramm; vergleicht man ein Stück mit dem andern von gleichem Werth, so muß eS gleich groß und stark sein. Kein andere» Metall steht in Stärke. Größe und Gewicht dem Golde gleich. — Die Klagen unserer Nordseefischer über Gewalt- thätigkeiten, welche von englischen Fischern gegen sie auS- geübt werden, haben, so schreibt man der „Osnabr. Ztq." in letzter Zeit so zugenommen, daß eine staat-polizeiliche Regelung der Verhältnisse mebr als je Noth tbut. Dafür, daß eine unter verdächtigen Umständen auf Hornist besetzte englische Fischersmak von Elbsischern angebracht und nach der Geeste binnengeschleppt wurde, sind englische Fischer über die Elbsischer aus der Rhede von Norderney hergesallcn und nach regelrechter Schlacht und Zerschneidung von Netzen, Segeln und Tauwerk wieder nach See geflüchtet, bevor der von Wilhelmshaven requirirte Dampfer zur Stelle war oder sie recognoSciren konnte. — Die BeringSinsel ist neuerdings von mehreren Naturforschern besucht worden, doch haben sich dieselben fast ausschließlich auf den Besuch der nördlichen Hälfte beschränkt, wo die russischen Ansiedelungen und die RookerieS, die Rvbben- gründe, liegen. Die SUdhälste ist in 1882 von Steineger im Auftrag der amerikanischen Regierung erforscht worden. Er fand keine Spur der tieseinschneidenden Buchten, welche die alten Karten angeben; die Küste bot kaum für ein Bo«t noth- dürstigen Schutz. In den Thälern war eine üppige, manns hohe Vegetation, unter der zwei Rhododendron und eine Kaiserkrone besonder» hervorstachen; Bäume wurden nur durch niedere Büsche von Saalweiden, Birken und Ebereschen repräsentirt. Steineger besuchte auch den Lagerplatz, aus welchem Bering 1741 dem Lcorbut erlag; von dem Hause der Expedition waren nur noch geringe Trümmer übrig; einige kleine Gegenstände wurden gesammelt und sollen dem amerikanischen Nationalmuseum übergeben werden. — Ein ausfallender Selbstmord versetzt die akade mischen und gesellschaftlichen Kreise Berlins in Aufregung, vr. Stepban Han» Edler Herr zu Putlitz hat sich am Dien»tag Abend in seiner Wohnung erschossen. Der Ver storbene lebte anscheinend in den glücklichsten Verhältnissen. Erst seit Kurzem an der Berliner Universität für Staat»- Wissenschaften als Privatdocent habilitirt, wurde er bereit» in diesem Sommer, kaum 28 Jahre alt, al» außerordentlicher Professor »ach Halle berufen und war im Begriff, dahin überzusicdeln. Er lebte in einer glücklichen Ehe mit einer Tochter deü preußischen Gesandten in Karlsruhe. Grafen Flemming, welche in diesem Augenblicke mit ihrem Töchterchen aus dem schöne» Landsitze ihre» Vater», Bnkow. weilt. Deü Verstorbenen ganze» Wesen bot da- Bild körperlicher und geistiger Gesundheit; voller Lebhaftigkeit betheiligte er sich an dem wissenschaftlichen, wie an dem öffentlichen Leben. Seine VermögenSverhältniffe waren höchst günstige. Er war mit den mit der Verpackung seines Mobiliars beschäftigten Arbeitern allein in der Wohnung, al-, so wird berichtet, einer der Letzteren au« einem Neben zimmer einen Knall hörte und daselbst den Vr. zu Putlitz mit einem Schuß in die Schläfe aus dem Sopha fand. Dir herbeigehollen Aerzte vermochten nur die Unmöglichkeit jeder Hilfe zu constatiren: nach kurzer Zeit verschied der Ver wundete, ohne zum Bewußtsein zurückgekehrt zu sein. Die Polizei hat bis zum Eintreffen der Familie die Wohnung verschlossen. — Wie ein Berichterstatter meldet, hätte Herr zu Putlitz sich auch die Pulsadern durchschnitten, so baß an der Tbatsache eines SelbstincrbcS nicht zu zweifeln wäre. Der Verstorbene, welcher Lieutenant in der Reserve de» 1. hannoverschen Ulanen-RegimentS Nr. 13 und cinSolm de» allbekannten und beliebten Dichter« Gustav zu Putlitz war, gab bis vor Kurzem im Verein mit Dr. HanS Delbrück die „Politische Wochenschrift" heraus. — Zwei ungedruckte Briese Ludwig Börne'S. Die „Vossische Zeitung" meldet: Ter bekannte verstorbene Frankfurter Maler Moriz Oppenheim hatte als junger Künstler im Frühjahre 1827 ein Portrait seines berühmten Landsmannes Ludwig Börne gemalt und ihn aus demselben von Büchern umgeben, I. B. von Pseilschistcr'S Journal „Ter Staatsmann" in der Hand haltend. Ueber dieses Bild schreibt Börne dem Künstler: „Wenn die Stellung, die Sie dem Bilde gegeben, Ihre Wünsche für mich auSdrückcn, dann habe ich Ihnen viel zu danken. Umringt von ge fälligen und geduldigen Büchern, die ich, wie gelaunt, öffnen und schließen, stellen, legen und ordnen, ja deuten kann, wie ich will, und die ich, wenn sie unartig sind, mir widersprechen, einsperren kann, und im warmen Schlafrocke der Stürme dieser Zeit spottend und ihre Tücken verlachend. daS ist ein schönes, ein königliche« Leben! Aber warum haben Sie mir den „Staatsmann" in die Hand gegeben? Warum diesen steinernen Gaff mir kalt und unbeweglich vor die Augen gestellt? Vielleicht sollte ich nicht Ihnen diesen Vorwurf machen; vielleicht ist es undankbar, zu zeigen, daß ich Ihnen etwas zu vergeben habe; aber ich theile nur meine Trauer mit Ihnen, um auch meinen Trost mit Ihnen zu lheilen. Von Osscnbach kommt der „Staatsmann" (welcher w Osfenback erschien); von Qsfen- bach kommen auch die köstlichen Pfeffernüsse. Ich schicke Ihnen eine Tüte von jenem, angesüllt mit diesen. DaS ist ein Bild de» menschlichen Leben», wie man es ohne Ihre Farben malen kann". Ein zweites, späteres Portrait Börne'S von M. Oppenheim, welches sich jetzt in S tätet'» Kunstinstitutc befindet und den großen Humoristen im Brust bilde ganz einfach darstellt, gab zu folgendem Briese Veran lassung: „Lieber Freund! Jetzt, da ich daS Gemälde in »leinen Händen habe, lache ich Sie aus. Sie haben es um eine Million weniger fünf Carolin zu wohlseil weggegeben. Eine halbe Million rechne ich für den Stoff de» Bilde», eine halbe für die Arbeit daran. Aber Sie brauchen sich darum nicht zu schämen. So bescheiden war ich auch in meiner Jugend, aber das verliert sich, und man lernt sich schätzen und überschätzen, wie Sie an mir sehen. Vielleicht sind Sie begnadigter als Andere und lernen e» nie. Horchen Sie meiner Weisheit! Reichthum ist ein Fel», Armuth eine Sandbank des Leben« Vor der letzteren kann uns eigene Kraft bewahren, vor dem andern nur Gottes Gnade. Er schütze Sie. ES ist ein Fluch im Geldc. Danken Sie mir, daß ich Ihnen so mäßig geflucht. Ihr Freund Börne." Köln, 25. Juli. (Köln. Zeit.) Die Theater-Verwaltung bat eine Aufforderung zur Ansteigerung von Plätzen im Stadttheater für die Dauer von 9 Jahre» erlassen. Infolge davon macht sich seit einigen Tagen eine große Ansteigerungslust bemerkbar. Weitere Ansteigerungen können bis zum ersten August statthaben; für die Folge sollen solche alljährlich bezüglich der noch freien Plätze eintreten. DaS vorjährige Abonnement giebt daher durchaus nicht die Sicher heit, daß der Abonnent seine alten Plätze wieder erhält, e» sei denn, daß eine feste Erwerbung geschieht. Die im Steigen begriffene Neigung für das Theater liefert übrigens einen sprechenden Beweis für die Tüchtigkeit und Umsicht, womit die Theaterdirection Hos mann arbeitet. — München, 25. Jnli. In der heutigen Festsitzung der Akademie wurden der Geh. Regiernngsrath Pros. vr. Fried- ländcr in Königsberg i. Pr., der Professor der Pbysiologie Vr. Heidcnhain in Breslau, der Professor der Chemie Vr. Victor Meyer in Zürich, ferner Edmond Hebert, Professor der Geologie an der Sorbonne, Professor EbarleS Friede! an der Ecole des mine» in Paris und Vr. Othniel Marsh, Professor der Paläontologie an dem ?)c>le-Collegiuin in Ncwhaven, zu auswärtigen Mitgliedern ernannt. — Teplitz-Schönau, 24. Juli. Wie in ganz Mittel europa, so ist auch hier seit vierzehn Tagen das Wetter nicht da« freundlichste; säst jeder Tag bringt unS Regen, wenn auch nickt andauernden, so doch genug, um größere Ausflüge recht schwierig zu machen. Und deren giebt cs hier gerade so schöne in großer Auswahl. Die beiden Eisenbahnen, die Anssig-Teplitzcr und die Dur Bodenbacbcr, bringen »nS, ganz abgesehen von den vielen Fiakern, Droschken und Omnibu«, und wie sonst alle die verschiedenen Miethwagcn genannt sein mögen — zu mehreren weiter gelegenen Pnnctcn, die zu dem Schönsten gehören, was das böhmische Paradies, zu welchem ja bekanntlich unsere Gegend vorzugsweise gerechnet wird, nur immer an Naturscliönhcite» bieten mag. Namentlich die Dur Bodenbacher Balm ist eine wahre Proinenadenstraßc; denn die meisten Stationen dieses Schienenweges sübren zu herrlichen Sommerfrischen ani dichtbewalketen Abhang deS Erzgebirges mit wundervollen Fernsichtcn, reizenden Wald- psaden und köstlichen Rubeplätzchen in reiner, würziger Luft. Ein solches Plätzchen schuf auch hier unser junger An- pflanzungS- und Verschönerung-Verein. Er hat auf der Königshöbe, dort, wo man den besten Ausblick ans den Cnrort genießt, eine in sehr gefälligem Renaissancestil ge haltene ÄnssichlSballe errichtet, die mit ibrer bequemen Ruhe bank und ihrem Schutz gegen die unangenehmen Wandlungen des Somnierwetterö zum bekaglichen Nicdcrsitzcn und fröhlichen Ausschanen freundlich einladct. Und an Besuchern feblt c» nicht. Denn unter den vielen Spaziergängen, welche im Weichbild des CurortcS liegen, ist die Königshöhe einer der beliebtesten und belebtesten. — Der Roman einer Gouvernante. Die Marquise v. M.. welche die Wintersaison in Paris und den Sommer aus ihrem Schlosse im Niövre-Dcpartemcnt znzubringen pflegt, benachrichtigte gegen Ende März dieses JahreS den Pclizei- Commiffar T omasi, daß sie kaSQvfer eines bedeutenden Diebstahl geworden sei. Ihre sämmtlichen Schmncksachen waren verschwun den. Eine gründlichcHaussuchnng in der WohnungderMarquise führte zu keiner Entdeckung. Bevor Herr Tomasi jedoch aus den Erfolg seiner Nachforschungen verzichtete, wollte er auch die Er- zieberin der Kinder der Marquise inS Verbör nehmen. Die Mar quise selbst protestirte gegen ein solche- Vorgehen, indem sie geltend machte, die Genvernantc sei über jeden Verdacht erhaben und c» gebe in der Welt keine ehrlichere Person al» diese« arme Fräulein, welche« von seinen Ersparnissen noch den Unterhalt einer kranken Mutter bestreite. Der Sommer kam und die Marquise reiste aus ihr Gut an der Nwvre ab. Sie nahm eine Summe von 29,909 Franc«, wohlverpackt in eine«
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