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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188307069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-07
- Tag1883-07-06
- Monat1883-07
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Led«rti«n mid Expedition Johanne-gasse 33. Sprechstunden der Urdaction: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. ^ tzllr tt» N»<k,al>k kin^andicr M-miIcrivte «acht ftch »>« »irdaa,»» »chl verbindlich. A«»«h«e der für die nächstfolgende Nummer dcsttmmten Inserate a« Wochentage» bis 3 Uhr Na aSo, «achunttag«, anSoa»°ün» Festtagen früh bis V,V Uhr. 3« den Filialen für Ins.-Annahme: Ott« Klemm, UniversitätSstraße 21, Louis Lüsche, Kathariiienstraße 18, v- nnr bis '/,» vhr. UchMtr.TilgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- »nd Geschäftsverkehr. Auflage LS1VV. Atzemmnentapreia Viertels. 4'/, Mk- incl. Bringerloh» b Ml., durch die Post bezog«, « Mk- Jede einzelne Nummer 2V Pf. Belegerempsnr 1V Pf. Gebühren für Extrabe^lchße» otzue Poftbesördernng B VL mit PostbejSrdernng 4N VU. ltene Pctitpelle KV Pf asten laut unjerem Preis« verzeichmß. LabeLarijcher Sa» noch hoher»» Takts. Leclamrn unter dem Ued«lionsstrich dir Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stet« an die Sgpedttto« zu jendea. — Rabatt wird nicht j Zahlung xraevninenlnäo odrr d Nachnahme. a?187. Freitag den 6. Juli 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Lu »le Mt«lirdcr der AnioerlilSt. Seine Majestät der König haben geruht auf die heute früh seitens der Universität abgcsaudte Depesche von Schloß Pillnitz au» an den Unterzeichneten Rector folgende Antwort zu erlassen: „Ich bitte der Universität meinen innigste« Dank für die bewiesene Theilnahme auS- znsprechen." Albert. Allerhöchstem Befehl gemäß die- hiermit zur Kenntniß der Universität bringend der Rector vr. H iS. Vekannlmachung. Herr Oberbergralh Professor vr. Crevner hier hat sich im Einverständnisse mit unS in dankenSwerthcster Weise der »ach maniiichsachen Richtungen wichtigen Aufgabe unterzogen, die geologische Zusammensetzung und LagerungSsorm dcS Unter grundes unserer Stadt zn untersuchen und das Ergebnis in einer Anzahl specieller Bovenprofile durch Leipzig und dessen Umgebung mit einem erläuternden Text darzustcllen. Da dieselbe» zu vielen Praktischen Zwecken auch für weitere Kreise Interesse besitze», baben wir dieselben vervielfältigen lasten, und die beiden dieselben enthaltenden Tafeln nebst Text zum Ladenpreise von 5 ^ der HinrichS'schcn Buchhandlung kommissionsweise zum Vertriebe übergeben. Die Tafeln lagen sich leicht auch für diejenigen Stellen benutzen, welche nicht unmittelbar in den dargcstclltcn Pro filen liegen, und wir unlerlasscn daher nicht, dieselben allen denen zur Anschaffung zu empfehlen, welche zu irgend einem Zwecke Veranlassung haben, über die Untcrgrundsverhältniste Ihre» Grundstücks sich zu unterrichten. Leipzig, am 1. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Ile. Wangemann. Bekanntmachung. Kohlenlieferung betreffend. Die Lieferung des Bedarfs an Stein- und Braunkohlen für das hiesig« Iohannisslift auf die Zeit vom 1. August 1883 bis 31. Juli 1881 und zwar von ungefähr 125,000 Kilo beste Nußstcinkohlcn in Stücken, 1000 Hcctvlitcr beste böhmische Braunkohlen und 400 Hcckolitcr böhmische Knorpelkohle soll an den Mindcslsordcrndcn, jedoch vorbehältlich der Aus wahl unter den Submittenten, vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen liegen an Rathsstelle zur Einsichtnahme auS »nd sind die Offerten bis zum Iv. Juli ». «». Mittags 12 Uhr bei der Nuntia tur ebendaselbst nnl ter Aufschrift: „Kohlcnlicferung für daS IohanniShoSpital" versiegelt cinzureichcn. Spater eingehende Offerte» können keine Berücksichtigung finden. Leipzig, an, 20. Juni 1883. Der Natli der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Die Zinsen der Frcge'schen Stiftung zur Belobmmg treuer und unbescholtener Dienstboten, welche mindestens 20 Jahre hindurch bei einer oder doch nur bei zwei Herr schaften in kiesiger Stadt im Dienste gestanden haben, sind am 30. August d. Js. in Beträgen von mindestens 30 zu vertheilen. Empfangsberechtigt sind nur wirkliche Dienstboten, d. b solche, welche zur ausschließlichen Leistung häuslicher Dienste gedungen sind und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost haben. Bewerbungen sind bi- zum 28. Juli d. I. unter Bei- ung von Zeugmsscn der Dienstherrschaften bei unS anzu- rmgen. Spätere Anmeldungen, sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche anS obiger Stiftung bereits einmal be lohnt worden sind, können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, den 3. Juli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. sust brn Vom 1. Octobex sind in den, Grundstücke Al. Aleischergasse 5 (Vetter'« Hof) von den bisherigen Räumen des Kaiserlichen TelegraphenamtS noch die in dem 1. und 2. Stockwerk des Vordcr- gcbäudeS liclegenen, zu Büreaux, Geschäftsräumen, Wohnräumen geeigneten Lokalitäten, bestehend aus je einem dreifenstrigen und zwei zweifenstrige» Zimmern, geräumigen Borsaal und Neben- räumen zu vcrmirthc». Die Besichiigung der Räume ist von Vor mittag« 9 Uhr ab gestattet. MiethSvreife je 1000 Where Auskunft erthcilt Herr Telegraphendirector Fuchs. Leipzig, 2. Juli 1883. Der Kaiserliche Lbcr-Poftdireetor. Walter. Nichtamtlicher Theil. Paris und Frohsdors. Frankreich ist das Land der Contrastc. Während Par!« die Vorbereitungen trifft, um der Republik in der fran zösischen Hauptstadt ein Standbild zu errichten, werden au den Boulevard« Extrablätter verkauft, welche sich mit dem Befinden de« letzten Sprößling« der legitimen Monarchie be schäftigen. Gras Chambvrv ist ein »achgeborener Sohn, erst sieben Monate nach dem Tode seine« ermordeten BaterS er blickte er da« Lickt der Welt und cS war erklärlick, daß die Feinde der Monarchie die Legitimität seiner Abkunft zu ver dächtigen suchten, diese Zweifel haben aber nickt verhindert, daß ein nicht unbeträchtlicher Theil der Franzosen den Grasen Chambord als seinen angestammten König betrachtet und bei seinem Ableben Trauer onlegcn wird, wie man eS gethan haben würde, wenn er al« anerkannter König Heinrich V. in Paris «brr Versailles gestorben wäre. Die Lcgitimistcn werten durch den Tod des Grafen Ehambord in nicht geringe Ver legenheit Versetzt; sie haben bisher zum Lilienbanner ge- chworen und die Trikolore der Prinzen von Orleans al« eine revolutionaire Neuerung verworfen, wenn aber der letzte Sproß der älteren Linie der Bourbonen aus dem Leben ge- ckieden ist, so wird ihnen nichts übrig bleiben, alS seinen von hm selbst als solchen anerkannten Erben und Nachfolger eine Ansprüche ans den französischen Thron ebenfalls anzu- nehmcn. Mit Widerstreben werden sie eS thun, aber wenn ie nicht der Meinung buldigen, daß mit dem Grasen Ehambord auch die französische Monarchie gestorben ist, so werden sie ich in daS Unvermeidliche fügen. Tie Republikaner haben diese- Dilemma richtig erkannt und danach ihre Taktik eingerichtet, sie sehen, mit welcher Aufmerksamkeit die Franzosen die Krankheit deS Prätendenten verfolgen und machen ihren Empfindungen deshalb da« Zn- gcständniß, daß man den Erinnerungen und alten lieber« lieferungen, welche dem Grafen Chambord zur Seite stehen, die Achtung nicht versagen dürfe, aber sie machen zugleich den Vorbehalt, daß mit dem Vertreter deS französischen König- thumS in Frohsdors die Vergangenheit abgelhan sei. daß die Zukunft einzig und allein der Republik gehöre. Der Gras von Paris, der lange Mecklenburger, wie sie ihn nennen, ist für sie nur ein Gegenstand deS Haffes und schon daium un möglich. weil von seiner Mutter her deutsche- Blut in seinen Adern fließt. Daher der sehr bezeichnende und geschickt ge wählte Spitzname. Aber da- sehen auch die eingefleischten Gambcttistcn ein, daß sie mit diesem Argument allein die Monarchie nicht aus der Welt schaffen und deshalb be reitet sich die republikanische Negierung aus eine zweite Aus lage der Maßregeln gegen die Prinzen von Orleans vor. Das Manöver mit der Candidatur deS Herzog- von Anmale für den erledigten Sitz im Senat für den Bezirk von Nancy hat nicht verfangen, der Herzog bat sich allen Weiterungen durch eine Reise nach Sicilicii entzogen und an seiner Statt ist ein anderer Senator gewählt worden, aber jetzt ist er wieder in Chantilly und der Graf von Paris ist sogar in Frohsdors. Das ist eine neue Gefahr für die Republik und zugleich eine willkommene Gelegenheit, um sich der un bequemen Prätendenten zu entledigen. Und dock, würde cö denn nickt einen Mangel an Pietät, eine Verletzung auch de« allergewöhnlichsten Anltands verrathcn, wenn der Erbe und Nachfolger des anerkannten Oberhaupts deS Hause- Bourbon nicht an daS Krankenbett seines Verwandten geeilt wäre? Soll man daraus allein einen Fall construiren wie ihn di» Anwendung deS Prinzengesetze» zur Voraussetzung hat? Soll der Graf von Paris bloS deshalb auS Frankreich verbannt werden, weil er dem Grasen Chambord die letzte Ehre erwiesen hat? DaS würde doch in Frankreich, wo man so großen Wcrlh auf die äußere Form legt, wo die Höflichkeit als Nationaltugend gilt, nicht möglich sein. Und weil die Republikaner daS einschen, haben sie baS Gerückt verbreitet, daß der Gras von Paris sogleich nach dem Tode seines Verwandten ein Mauisest erlaffen werde. Wenn er das thäte, so wäre er natürlich reif für die Verbannung, aber ein so offenbares Attentat auf die Republik kann man dem vorsichtigen und zurückhaltenden Grafen von Paris nicht Zutrauen und so war cS denn auch ein Leichtes, das Gerückt in da« Reich der Fabel zu verweisen; sogleich bei seinem Entstehen mit Mißtrauen ausgenommen, ist eS heute als handgreifliche Erfindung erwiesen und hat nur dazu gedient, die vorhandenen Sympathien für den Enkel Louis Philipp'S zu verstärken. Tie Franzosen können nicht umhin, Vergleiche anzustellcn zwischen de» Männern, welchen die Leitung der Negierung ihres Landes anvertraut ist und denen, welche sie mit dem Vorthcil einer Jahrhunderte alten glorreiche» Geschichte an ihrer Stelle übernehmen könnten, der Gedanke liegt nahe, daß eS dock wohl einen Versuch lohnte, ob nicht Männer wie der Graf von Paris, der Herzog von Auinale und der Herzog von Charlrcs mehr Boden m der französischen Bevölkerung und vor allen Dingen mehr Ansehen beim Auslande finken würden, als Ferry, Waldeck-Nouffcau und — Thibaudin! Es ist undenkbar, daß die Franzosen solche Erwägungen nicht anstellcn sollten. Denn die Erinne rung an 1780 reicht nicht auS, um die Monarchie flir Frank reich für alle Zeiten als überwundenen Standpnnct zu be trachten, auch die Prinzen von Orleans haben auS den Er fahrungen der Geschichte Lehren gezogen und sie sind viel zu sehr Kinder ihrer Zeit, als daß sie in die Fehler der Louis XIV. und XV. zurückfallen könnten. Außerdem bietet die Verfassung, welche jeder französische König heule beschwören müßte, mindesten« eben so viel Garantie, als die Verfassung dcS IahreS 1871, welche bisher nur einen ununterbrochenen Ministerwcchscl zu Wege gebracht hat und welche den Staats streich dcS IahreS 1873 nicht verhindert hätte, wenn nicht die Hartnäckigkeit dcS Grasen Chambord die Wiederherstellung dcS KöniglhumS vereitelt hätte. Wie groß die Chancen deS Grafen von Pari» im Falle deS Ablebens des Grafen von Chambord gerade jetzt sind, zeigt ein Blick auf die Stellung deö Prinzen Napoleon. Der Telegraph meldet, daß der Prinz in Paris cingetroffcn sei, aber Niemand nimmt von dieser Thatsache in anderem Sinne Notiz, als daß er ebenso gut hätte seinen Aufenthalt außer halb der französischen Hauptstadt verlängern können. Niemand würde dadurch zu Schlüffen für ober wider die Möglichkeit der Wiederherstellung de« KaiserthumS veranlaßt worden sein. Der Prinz Napoleon ist eine abgethane Persönlichkeit, um die sich heute kein Mensch, weder in Frankreich noch im AuSlande bekümmert, aber der Graf von Pari« ist der Mann deS Tage» und der Zukunft, und da» hat er zum Theil dem unzeitigen Hcrvortrelcn deS Prinzen Napoleon zu verdanken. Plon Plon glaubte die Erbschaft Gambctta'S antretcn zu können, da- war ein Irrthum, aber der Graf von Pari« wird von der öffentlichen Meinung Frankreich« al« der Erbe und Nachfolger deS Grasen Chambord bezeichnet, und zwar als der mögliche Nachfolger eine- unmöglichen Vorgängers und da- ist ein Factor, mit welchem die Republik rechnen muß »nd wird. Leipzig, 6. Juli 1883. * Dem Pastor Psaff zu O st e r b r u ch ist nachstehende» Schreiben de« LandeSdirector von Bennigsen zur Ver öffentlichung an fein« Wähler zugegangen: Hau»»vrr, den W. Juni 1883. Lieber Freund! An« der Antwort, welche ich den Partei Vorständen in Berlin aus deren Adresse gegeben habe, wissen Sie und nicine Wäbler j»m Reichstage und Abgeordnetenhause bereit«, welche Umstünde e« mir nicht länger habe» möglich erscheinen lassen, meine po litische Lhütigkeit in den Parlamenten sort»«se»en. Seit lk Jahre» hode ich i« Reichstag« und t« Abgeordnetenhaus« die selben Wahlbezirke vertreten, berufen durch da« vertrauen meiner Landsleute auS de» gesegneten Marschdistricten der Nordsee und den Mündungen der Elbe und der Weler, in denen echte deutsche Kraft und freier, in der Verwaltung der eigenen Angelegenheiten beseitigter Sinn sich seit einer langen Reihe von Jahrhunderten ungebrochen erhalten haben. Mit Stolz kann ich auf da« unter wechselnden politischen Strömungen unerschütterte Vertrauen einer großen Zahl trefflicher Mitbürger zurückbttcken. Auch in den Tagen politischer Muße, welche jetzt für mich gekommen sind, wird mein dankbare« Gemüth e« nie vergessen, daß meine dortigen Wühler, unbeirrt durch heftige Angriffe von recht« und link«, mich immer von Neuem zu ihrem Vertreter au-crsehen und mir dadurch eine fortdauernde Mitwirkung gesichert haben an den parlamenta rischen Arbeiten in der großen geschichtlichen Periode der Erhebung und Umgestaltung Deutschlands, in den Zciten der Gründung und Befestigung dcS deutschen Reich« und seiner Ordnungen, welche, noch so sehr angefeindet von außen und vielfach leider auch von innen, aus festen Fundamenten gelegt, auch unseren Nachkommen als ein kostbares und gesicherte« Erbe werden überliefert werden. Wem cm gütiges Geschick vergönnt hat, an diesem Werke mitzuarbeiten, der darf wohl sagen, daß er sich selbst und seinem Vaterlande nicht um sonst gelebt hat. Haben Sie, mein alter Freund, und alle unsere getreue» politischen Genoffen in Ihrer Nähe herzlichen Dank für Ihre Freundschaft und Ihr politische« Vertrauen und bewahren auch Sie Alle, darum bitte ich, mir für die Zukunft eine freundliche Erinnerung. Ihr ausrichtig ergebener Herrn Pastor Pfaff, R. v. Bennigsen. Lsterbruch bei Otterndorf. * Der ehemalige Reich-tagSabgeordnete Jordan ist in Deidesheim den Folgen eines ScblagansalleS erlegen. Er war daS Muster eines deutschen Bürger- im besten Sinne deS Wortes. 1811 geboren, ist er von seinem 32. Lebens jahre an ohne Unterbrechung öffentlich thätig gewesen, zuerst als Gemcinderalh und Bürgermeister seiner Vaterstadt, dann als Mitglied dcS Frankfurter Vorparlament«, als Mitglied der bayerischen II. Kammer, welcher cr 20 Jahre angehört hat, ferner als Mitglied deS pfälzischen Landraths, der pfälzischen Handelskammer und dcS Bleibenden Au-schusseö de« Deutschen HandelStage«, endlich als Mitglied des Zoll« parlamentS und deS Reichstage«. In letzterem war der schon durch sein imponirendeS Acußere Aufsehen erregende Mann «ine allgemein bekannte und beliebte Persönlichkeit, und auf richtiges Bedauern begleitete ihn, alS cr vor zwei Jahren feiner Gesundheit wegen sich vom öffentlichen Leben zucückziehen Mußte. Jordan ist immer ein Anhänger deS gemäßigten LiberaliS- uttzLtzcwescn; al« solcher war er e»n« der treuesten Mitglieder dernalionallrberalenPartei. FürseincHeimath warerderTyvu» jener eigentlichen Aristokratie der Pfalz, die mit materiellem Reickthum eine Hobe geistige Bildung und echten Bürgerflnn verbindet, deren maßvollem und überzeugung-treuem Verhalten cS auch zu danken ist, daß in der Pfalz trotz des argen RcvolutionSsturmeS von 1849 die politische Reaktion keinen rechten Boden gefunden hat. So lange Jordan im Wahl kreise Neustadt-Landau für den Reichstag candidirte, pflegte sich die Wahl glatt und ziemlich geräuschlos zu vollziehen. Um so schmerzlicher waren ihm, wie wir aus bester Quelle wissen, die Beobachtungen, weiche sich ihm während des Ersatz- wahlkanipscs der letzten Wochen ausdrängten. Doch hat er noch die Freude gehabt, die Gewißheit von dem national liberalen Siege zu erhalten und dadurch seinen Glauben an die Zukunft des gemäßigten Liberalismus befestigt zu sehen. * Das Bündniß zwischen dem Centrum und den Con- scrvativen ist von solcher Innigkeit, daß die letzteren jedes Gefühl und Verständnis; für die Würde dcS Staates verloren zu haben scheinen. Von der Demüthigung, welche in der Iacobiniscben Note für die preußische Regierung liegt, merkt daS Organ der Conscrvativcn, die „Kreuzzettung", absolut nicht-, sie geht ferner Hand in Hand mit der „Germania" und wirst der „Nationalzcltung", welche gleich unS ihrer Entrüstung und dem Bedauern über Ton und In halt der Iacobini'schen Note Ausdruck gegeben hatte, einen „krankhaften Zustand' vor, der die Folge der gegenwärtigen tropischen Hitze sei. Wir glauben vielmehr, daß die „Kreuz- zeilnng" an dem krankhaften Zustand leidet, sonst hätte sie die Note, wenn sie nur einige Unbefangenheit sich bewahrt hätte, anders beurtheilcn müssen. Alle künstlichen Deuteleien Helsen nicht darüber hinweg, daß die preußische Regierung der Curie gegenüber eine Niederlage erlitten hat, und wir wären sehr froh, wenn die „Krcuzzeutung", um mit ihren eigenen Worten zu reden, sich nur „sträflich blamirt" hätte, aber wir glauben nach den letzten Wahrnehmungen fürchten zu sollen, daß die Bethörung der Conscrvativcn länger an dauern und daß auf die letzte Novelle im nächsten Sommer eine neue folgen wird, welche in den Zugeständnissen gegen über Rom noch weiter gehen wird als die diesjährige Vor lage. — Da» Einzige, wovon bereits feststeht, daß eS in Berlin mißfallen hat, ist der Umstand, daß die Iacobinische Note ohne Einvernehmen mit der preußischen Regierung vor zeitig im „Moniteur de Rome" publicirt worden ist. Die Antwort Preußens auf die genannte Note soll bereit« nach Rom abgegangen sein; wahrscheinlich wird die preußische Regierung diesmal mit der Veröffentlichung der Curie zuvor- kommcn. Wir wollen unS über den Inhalt der preußischen Note nicht in Vcrmuthungen ergehen, aber da» können wir beute schon versichern, daß wir keine großen Hoffnungen haben auf eine energische Sprache. * Auf die Angriffe de« CentrumS gegen die Grundlagen de« preußischen BolkSschulwesenS er widert die „ProVinzial-Correspondenz" mit recht tapferen Worten: „Der Entschluß, jedes Eindringen in Ka dern Staate vorbehaltene Gebiet mit aller Schärfe zurück- zuweisen, steht bei der Staat-regierung unerschütterlich fest. Bei der jetzigen Stellung der Regierung zur Curie und zum Centrum kann man leider auch diese Versprechungen nur mit zweifelndem Achselzucken vernehmen. Herr Windthorst hat ja erklärt, daß er Da-, wa« er da« staatliche Schulmonopol nennt, „nicht dulden will", und man ist durch die jüngsten Vorgänge zu einem solchen Grade der Resignation gekommen, daß »ian dem ultramontancn Feldzug auch gegen die Schule trotz aller tapferen ministeriellen Reden nur mit größten Be> sorgnisien entgegensetzen kann. * Man schreibt un« au« Berlin: „Trotz der außer gewöhnlichen Hitze, welche dieser Sommer un- bringt, wird in den hiesigen antisemitischen Kreisen eine kräftige Agitation betrieben, um die Wahlen für die Sladtver- orvnetenversammlung, welche Ende de« IahreS vor- aenommen werben sollen, nach Möglichkeit in antilibcralem Sinne zu beeinflussen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Auslösung dcS Berliner Collegium- auf Betreiben der Herren Stöcker und Cremer durch Herrn von Puttkamer be sonder» auS politischen Motiven erfolgt ist. Die Regierung will überall em „stramme- Regiment" gaben, Herr v. Forcken beck ist zwar beim Kronprinzen beliebt, bei Fürst Bi«marck und Herrn V. Puttkamer aber keineswegs. Unsere Regierung unterstützt in indirecter Weise die Agitationen der Cremer« Stöcker nack Möglichkeit und hofft zunächst eine conservative Stadtverordnetenversammlung und sodann auch von Berlin conservative Vertreter in den Reichstag und daS Abgeord netenhaus zu bekommen. Die Angriffe, welche von der so genannten „Deutschen Bürgerpartei" gegen die Spitzen un serer städtischen Behörden, vor Allem gegen die Herren von Forckenbeck und vr. Straßmcmn gerichtet werden, sind in ihrer Maßlosigkeit unerhört» und sicherlich würden ähnliche Angriffe gegen Angehörige der Staatsregierung sehr bald zur Kenntniß de- StaatSanwaltS gebracht werden. Unsere städti- chen Beamten sind in dieser Hinsicht vielleicht zu nachsichtig. Aber wir sind überzeugt, der intelligente und seßhafte Ber liner Bürgerstand wird durch demagogische Hetzereien der Stöcker unv Cremer nicht beeinflußt und die nächsten Stadt- verordnetenwahlen werden eS beweisen. Wir werden eine iärkere Zahl von Vertretern haben, wie sie gerechterweise der Bevölkerungsziffer mehr entspricht; aber der Kern unseres Bürgerthums ist liberal, und so wird eS auch die neue Stadt verordnetenversammlung sein." * Am 3. d. M. baben im NeichSamt deS Innern, wie schon telegraphisch erwähnt, unter dem Vorsitze deS StaatS-MinisterS von Boetticher commiffarische Beratdungrn der betheiligten Behörden deS Reicks und Preußens stattge sunden. um die aus Anlaß de« bedrohlichen Umsichgreifens der Cholera in Egypten zu treffenden Maßregeln vor zubereiten. Die Commission, an deren Besprechungen sich auch der Minister der Medicinal-Angelegenbeiten von Goßler betheiligte, hat empfohlen: 1) im amtlichen Thcile de« „ReickS-AnzeigerS" regelmäßig die neuesten Nachrichten über den Stand der Cholera alöbald nach ihrem Eintreffen zu veröffentlichen; 2) in geeigneter Weise darauf hinzuwirken, daß die Zufuhr neuer inficirter Transporte nach Egypten, sowie der Austritt solcher Personen, welche der Cholera verdächtig sind, auS Egypten gehindert werde; 3) anzuregen, dag seiten- der Regierungen der deutschen Secoserstaaten schleu- nigll eine ärztliche Controle aller einlaufenden Schiffe ver dächtiger Provenienz nach Maßgabe eine» bereits früher mit den gedachten Negierungen aus Anregung de» Reichskanzler« vereinbaren Entwurfes zu einer Verordnung über die ge- suudheitSpolizeiliche Controle der einen deutschen Hasen au- lausrnden Seeschiffe in« Leben gerufen werde. * DaS österreichische Reichsgericht nimmt, insonder heit unter seinem derzeitigen Präsidenten, dem al« Jurist wie als Staatsmann gleich hervorragenden vr. Joseph Unger, eine Stellung im Rechts- und politischen Leben ein. die seinen Iudicaten eine ungewöhnliche Bedeutung sichert. Da» Reichs gericht steht in Oesterreich so vielfach mangelhaften Bcr- sassungSgcsctzen gegenüber, daß es immer mehr der Tendenz zntrcibt, nicht bloS die richtige Anwendung dieser Gesetze zu sichern, rcsp. ihre unrichtige Anwendung zu corrigiren, sondern »i der Art auf die Verbesserung derselben hinzuwirken, daß eS sie entweder überhaupt anwendbar macht oder wenigstens ihre Vernunft- und zweckgemäße Anwendung fördert. Gleich wohl kann seine Iudicatur in dieser Richtung zur Zeit nur einen akatemischenWerth haben,und eS beweisen diebetreffenden Erkenntnisse im Grinide nicht« als dieRcformbedürftigkeit dervon ihnen resormirten Gesetze: daS Reichsgericht ist eben nicht irgend welche Gesetzgebung zu schaffen, sondern lediglich die vorhandene Gesetzgebung, wie sie einmal vorhanden, zu hüten berufen. Da« fühlt man in den betreffenden Kreisen, und deshalb fällt die Anregung aus fruchtbaren Boden, die Befugniß de« ReickSgerickt« dahin zu erweitern, daß ihm die Aufgabe zu- getheilt wird, nicht bloS neue VersassungSgesetze zu begut- achten, sondern auch rücksichtlich der in Geltung stehenden VersassungSgesetze au» eigener Initiative Anträge zu stellen, über welche der ReichSrath gleichwie über Regierungsvorlagen zu verhandeln hätte. Principiell wäre dagegen schwerlich ein Bedenken zu hegen. Wenn kein Iustizgesetz zu Stande kommt, ohne daß es vom Obersten Gerichts- und CasiationS- bos begutachtet worbe», warum sollte dem österreichischen Reichsgericht, dem berufenen Beschützer der den Staatsbürgern durch vie Verfassung gewährleisteten politischen Rechte, nicht die Befugniß ertheiit werden können, die betreffenden Gesetze oder Gesetzentwürfe zu rcvidiren? * Im radicalen Lager in Serbien herrscht große Be unruhigung. Der Abfall von der Partei wird immer allge meiner und da die Wahlen vor der Thüre stehen, ist diese Wahrnehmung doppelt bitter. Nur die Verzweiflung deS dirigirendcn Comitös läßt die Sprache einigermaßen erklär lich erscheinen, deren sich der Moniteur des Herrn Pa schic in den letzten Tagen bedient. Die „Samouprava" bringt „persische Briese", in denen der Herrscher (natürlich der persische) als ein blvßcS Werkzeug de« Volkes bezeichnet wird, das durch den Willen deS letztem aus den Thron gehoben, durch denselben Factor vom Throne gestürzt werden könne I „Du. Herrscher," sagt der serbische — Parvo»! der Persische — radikale Weltstürmer, „bist nicht so hoch gehoben worden, um aus uns zu reiten." Eines ReiterS, d. y. eine- Lenker» bedarf eS überhaupt nicht; man überlasse daS Land den Weisen» die da Paschic, Tauschanovic. Raschic genannt werden, und dasselbe wirb sicherlich gedeihen u»v blühen, groß und mächtig werden. In wie ferne Communisten sich darauf verstehen, Völker glücklich zu macken, bewies der letzte kommunistische Ausstand in Paris. Die Fortschritt-Partei, welche vorläufig daS Heft in der Hand hat und der Ueberzengung Au«drua giebt, daß vorderhand die Besorgung der öffentlichen Ange legenheiten ihr obliege, erklärt ganz trocken und offen, daß sie die „persischen Briese" verstehe und die Umstürzler in voller Rüstung erwarte. Man sei bereit, da- wild« Thier gebüh rend zu empfangen", sagt „Widelo" mit den Worten de« scrbisckcn DickterS Njegusch. Es wäre in der Thal rin über raschender Anblick. Diejenigen, welche die Putsche von Gamzi- grad und Porelsch inscenirten, um die Fortsetzung de« Werke« bemüht zu sehen. Die Radicalen mögen sich aber versichert halten, daß für eine wirksame Vertheidigung de« gesetzlichen Zustande- hinreichend vorgcsorgt worden ist. Die Regierung wird, so wie cS nolh lhut, von jenen Machtmitteln Ge brauch machen, die ihr, wenn sie auch bi« jetzt un- benützt geblieben sind, in sicherer Weif, zur »nuAgung stehen. — DaS Organ der liberalen Opposition. „RezavtSnost", behauptet, daß die russische beil. Synode neuerdings verboten hätte, den Namen deS Metropoliten Theodosije in der serbischen Kirche zu Moskau zu erwähnen. Ter Nach richt scheint vorläufig wenigsten» keine Thatsache zu Grunde zu liegen; sollte aber eine derartige Verfügung von tnw oberste»
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