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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-24
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1882
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Erscheint tSzttch früh 6'/, Uhr. Urdarlion and Lrvrdttiou Johannesgasie 33. Aprklhünildrn -rr krdartiov Vormiilaft« 10—12 Udr. Nachniitlaq« 5—6 Uhr. Kur dt» »n,«»« n»^Na>i»«»e Ni-nuicN»«« »»cht «ch d>» »«»Hl«, ,u»l »rrdmtUch. rl>,»«»«« »er f»r »t, ,r»m«i,end« Nummer b^ttmmin, Jnlerntr «» VZ-chr»«»,rn dt« - Udr RachmM«,«. an sann» nu»-r,tta>rn Irühdi«',,l»Udr. 2n bsn /ilialrn skr Ins.-^nnntz«: Otto Menim, UniverütLtSstroße 21, Lnuis Lösche, Kalharinenüraße 18, p. nur öl» 't,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage I7 SVV. Atz«nnnrni»»rkl» vierrrli. 4'/, tnel. Bnnqrrlod» L durch d>» Potz bezogen S M. Jede einzelne Nummer 2ü PH Belegexemplar 10 Ps. Grbildre» lür irrrabeilaaen «dne Voftdesürderung 59 Ml «U Potzdriörberung 48 Ml Inkeratr -gespalten« Petitzeile 2V Pf. Grttrrr Schntreu laul unserem Pro» verzerchnih. LabeNarücher Sa» asm höherem Durst. lkrrltmen unter de» kle-actiZnollrich sie Soaltzeile SO Pf. Z»ierste fiud tzers an die Erpedirtun zn teadeu. — Rabatt wird nicht gegeoc». Zahlung prueuumerun-io oder durch tiosb- uawnayme. 287. Dienstag den 24. Oclobcr 1882» 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vckannlmaihlll^. Den Zuschlag de« am 6. die'. Mon. zur andenveiten Vsrmiethung verileigerten Gewölbe- Nr. S in der Gcorgenhalle, Brühlseite. für eines der daraus getbanen (Gebote baden wir abgrlehnt und entlassen in Gemäßheit der Bersteigeruugsbedingungen hiermit die Bieter ihrer Gebot: Leipzig. den IS Oktober 1882. Der Nath der Ttadt Leipzig. Ur. Georgi. Cerutti. Vrkanntmachung. die städtische Ginkommensteuer betreffend. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist den Itt. Oktober diese- IadreS mit den, vierfachen Betrage de- einfache« Steuer sätze- lällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb ausgesordert, ihre Steuerbeträge spätestens binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet an unsere Stadl-Sleuereinnahme, Brübl 51, bei Vermeidung der nach Ablaus dieser Frist gegen die Säumigen cintretenden geschlichen Maßnahmen abzusilhren. Leipzig, den 11. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Gcorgi. Roch. ViMalils-Vekanntmachung. Gestohlen wurden allbier erstatteter Anzeige znlolge: 1) Fünf div. Bücher, ein engl. Ttrtiannaire. ein französischer dcSgleichrn, Müllers Ptzyfit, Aiigeliüchsijche Vrammalik und Island von Byron, iowie ein Mtlitürpatz aus den Name» Löffler ic ulend, aus einer Wohnung in Nr. 22 der Johanncsgass«, im Laufe der lctztvergangenen 10 Wochen; 2) ein Fraurnklrid von grauwollenem Stoff, mit Ausschlägen ooa braunem geblümten Stoff, aus einer Wohnung in Nr. 20 der Zecher Strohe, innergalb der letzten 6 Wochen; 3) ein Glück weiße Leinwand. ungejähr S Meter haltend und wei ,«geschnittene Frauenhruldcii. aus einer Wohnung in Nr. 31 der Friedrichstrohe, im Lause der letztvergangeneu 4 Wochen; 4) ein Mamisrock von starkem schwarzen Sioss, mit zwei Reihen Knöpien und schwarzem Futter, ein Paar Hosen von dun kelbraunem rothmelirtcn Stoff und ein P.mr kalblederne Ttirselet- t«n. nc-ibesetzl, au» einer Schlassluüe i» Nr. 4 der Bayerische» Ltrahe, am 13. dis. MtS. Vormittags; 5) ein Sommrrübcrjietzrr von dunkelgrauem Stoffe, mit einer Reihe KnSpsen, verdeckter Batterie, Schohtoschen mit Patten, schwarz- seidenem Aermelsutter und schwarzem Wollatlassutter im Schooße, — in den Taschen befanden sich ein Paar gelbe GlarvliauSschutie — auS dem Restourationslocale in Nr. 24 der Schloßgasse, au dem- selben Tage Abends; 3) eine üiste, »kv- Orünlsr L ZVenckel, enthaltend 24 Dhür- schliijskr, aus einem Wagen, welcher in der Windmühlciigasse gesi -nde» ha!, am 14. dss. Mts. Vormittag»; 7) ein niedriger schwarzer Filzt,ut. säst ne», mit dunkelblau, i-ivenem Futter und dem Firmenstempel billige, vre-süeo", aus einem Gastlocale in Nr. 17 der Grimmaischen Straße, am 15. dss. MtS. Nachmittags; 8) eine goldene Damcn-Cyllnderuhr mit lödlrtem Zifferblatt« und arabeSkenarttger Verzierung aus der Rückieite, nebst kurzer Talmikrtte mit Quaste und einem Petschaft von Onix, aus einer Wohnung in Nr. 4 des Pcterssteinwegs, am 19. dss. MtS. Vor mittags; 9) ein MnnnSrock von schwarzem Kammgarnstoff, mit zwei R iben Knövsen. Bordeneinsaffung, hellgestreisiem Aermelsutter und Mnvarzeni Wollatlassutter im Schooß. aus einer Schlnikammer in Nr. 39 am Brühl, in der Zeit vom 7. vor. bis 19. dss. MtS.; 10) ein Frnnriljaqnet von schwarzwollenem geriesten Sommer- >ioff. mit schwarzscidenen Fransen besetzt und ohne Futter, eine Jacke von grauem Lüstre, eine blauleinene Schürze, Paar braimwollrne Ltrümpse und ein Haarzopf, aus einer Wohnung in Nr. 8 des Kupsergäßchens, am 19. dis. Mts.; 11) ein schwarzieidcncr Regenschirm mit schwarzem Holzstab nnd gebogenem Griff, ein ebensolcher Lamenregenschirm, mit Unvarzein kolbigen Horngriff, ein Sonnenschirm mit vierkantigem s!,Warzen Griff und ein grauseidener Sonnrnschirm mit grauer spitze besetzt und gebogenem Griff, — alle vier Schirme waren in einem Ledcrfnttkral verwahrt und haben an dem Hause Täubchen, weg Nr. 1 gelehnt —, am nämlichen Tage Abends; 12) ein Mililairmantel, noch ziemlich neu, ohne Achselklappen und ein Schurzfell von Kalbleder, aus einer Arbcilsbude im Rayon des Bayerischen Bnhnhoss vom 19. bis 20. djS. MlS.; 13) ein vicrrädcnger Kinderwagen mit braun n Vorhängen, aus der Flur des HauseS Hainstraße 5, am 20. dsS. MtS. AbendS; 14) drei BroSc ä 4'/, Kilo schwer und drei vergleichen L 4 Kilo schwer, aus einem Wagen, welcher ln der Psaffendorser slraße gestanden hat, am 14. bez. 21. dis. MtS. Vormittags; 15) ein Paar goldene Lhrringe, schwarzemaillirt und ein gol- dener Ring mit vier blauen Sternchen, aus einer Wohnung in Nr. 40 der Riiterstre.ße, am 13. dss. Mts. Abends; 16) ei» Pnckct mit der Adresse k. I'uulz? L 6o., ^polck», ent» l ailcud 18 Stück halbseidene Bänder und zwar drei Stück von grüner, luns von blauer und zehn Stück von roiher Farbe, auS dem Bor- raume des Postamts 4, am 14. dss. MtS.; 17) ein goldener Lirgrlrtng mit blauem Stein, au« einer Wohnung in Nr. 27 der Liernwarieustraße, in der Zeit vom 12. bis 21. dss. Mls.; 18) ein schwarzlcdcrneS Portemonnaie mit gelbem Bügel, ent- ballend ungefähr :»:i ./4, in einer Doppelkrone, einer Krone, einem Zweimarkstücke und kleiner Münze, sowie einen kleinen Schlüssel nud liue Briesniaike für lO mittelst Taschrndictzsta-l- aus dem Markte, am 2l. d. Mls. Vormittags; 19) ein Loinmerüberzirhcr von dunkelblauem Stoffe, mit einer Reine Knüpfen, verdeckter Batterie und schwarzem Futter — in einer Tasche befand sich ein buntes Taschrntmit, — ein Rock von 'chwarzem graumclirten Stoff, mit zwei Reihen Knöpfen und schwarzem Futicr und ein Fagnet vo» diiiikelblauem dicken Stoff, iiiii schwarzem braungestrciiten wollene» Futter, aus einem Pscrdestalle lii Nr. 1 der Tchützenstraße, am nämlichen Tage Mittags; 20) ein Wintcrübrrzikhrr von oliveniarbigem Stoff, mit schwarzem Sammeilrogen, zwei Reihen schwarzen Hornkn-pien, Scnentaschcn »nd schwnrzwoNencm rothgestrcillen Futter sowie ein 'ch.varzer Filzlint mit btauicidenem Futter, aus dem Rcstaurations- iocale in Nr. 5 der Katbarinenftraße, an demselben Tage Abends; 21) eine Quantität Steinkohlen, etwa 50 Kilo, aus einer Kellerabiheilnng in Nr. 8 der Färbrrstraße. vom 20. bis 21.dss.Mts.; 22) eine alte silberne stylindkrnhr mit Secund« und geriester Rückseite mit rundem Schildchen in der Mitte, nebst kurzer Ltatzl- kctte, aus einer Piece in der Gasanstalt, vom 21. bis 22. dss Mts. Elwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen 5 "den oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriininul- Aeibeilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 23. Oktober 1882. las Polizei-Amt Vcr Stndt Leipzig. I. V.: Junck, Pol.-Raih. Kneschke. erledigt hat sich die am 31. August d. I. erlassene Bekanntmachung, den Maurer Bruno Hermann Lindne« von hier betreffend. Leipzig, den 19. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arrnen-Amt.) Luvwig-Wols. Dolge. Aenklidt. Dtkanntnilliliung. s« wird wiederholt zur öffentlichen Kennlniß gebracht, daß alle die Alkerstraiie hirsigri, Orts paiflrrntzrn i8csch,rre längs de« Schulgebäudes im Schritt zu fahren baden. Zittvidcrbaudiuugen werden an den Geschirrsührern mit 2 bi« ^0 Mark beziel>entlich Haststrafc geahiidet. Neustadt bei Leipzig, de» 23. Oktober l882. Lrr tKrmrindrvorft««-. Dietrich. Nichtamtlicher Theil. Die schwarze Lande. In dhLlon-sur-§aüne wird gegenwärtig ein Prvceß der» handeit, welcher die Zustände in Frankreich als unlerwühil und die isssentiiche Sicheeheil schwer bedroht erscheinen läßt. Die sogenannte Schwarze Bande, welche in den Kohlenderg» werkobezirkeii von Monceau-Ies-MineS schon seil Monaten ihr Unwesen lreidt, ist eine durchaus neue Erscheinung. Sie ist keine socialistliche Gesellschaft, wie diejenige, welche am >8. März t87l die Pariser Commune errichtete, es kommt ihr lucht daraus an, eine neue Siaalsform an die Stelle der bestehenden zu setzen, sie findet vielmehr ibre Befriedigung in der Zerstörung fremden Eigeiitkunis. in Branvstislung, ge legentlich auch in Mord und Pinnkcrung. Die Bande wcnbcl hauptsächlich Dvnamit an, um ibrem ZcrslöruiigSIriebe Genüge zu leisten, und schon ihre Existenz an und für sich beweist, daß die staatliche Ordnung in diesem Tlwile Frankreichs in der Auslosung begriffen ist. Man hat 23 dieser Unruhestifter verhafte! und ihnen den Prvceß wegen Eoniplotts zur Anstiftung keö Bürgerkriege«, wegen plan» mäßiger Verwüstung fremde» EigcitthumS, wegen Mord und Plünderung gemacht, aber bisher so gut wie Nichts über das Wesen der ganze» Mvrkgescllschast ermittelt. Die Angeklagten sind säst lauter gänzlich ungebildet« Leute, welche mehr ciiicm dunklen Drange bei Verübung von Ausschreitungen gefolgt zu sein scheinen, als daß sie aus vorherige Ver abredung ein gemeinsames Uuleruehmcn ausgesührl hätten. Tie Anstifter der Bewegung scheinen bisber der Auf merksamkeit der Behörden entgangen zu fein; erst nach dem die Proceßverhandlungen bereits begonnen batte», dieß es. daß wichtige Verhaftungen von Nädelssührern stattgesuiikrn halten. Daß die eigentlichen Urheber der Unruhen bieder »nciitkeckt blieben, legt ein anonymes Schreibe» an den Präsidenten deS Gerichtshofes dar, weiches die Drohung ent blut, taS Ecrichtsgcbäudc in die Lust zu sprengen und ferner die Thatsache, daß ähnliche Gewaltlbalen theits unmilteibar vor Beginn des ProcesseS, theUS sogar während desselben versucht oder angcdrohl worden sind. Co wurde am >6. Oet. der Versuch gemacht, das Kreuz der Kirche i» Blancy durch eine Explosion zu zerstören und dabei alle Fcnstcr der benach barten Häuser zertrümmert; gleichzeitig wurden mehrere Häuser nnt Dynamit in die Lust gesprengt. Zn der Nacht vom 19. zum 20. Oktober sollte daS Presbyterium i» St. Ballier in gleicher Weise zerstört werden, koch ist der Versuch nicht gelungen. Erst in den letzten Tagen sind einige Verhaftungen vor» genommen worden, welche in Anbetracht der Perioncn der Verhafteten der Hoffnung Raum gebe», daß einige der An stifter der Bewegung gefunden sind. Es sind der Redakteur deS sorialistischen Btatleö „Citoyen" in Paris, Erie, ferner der Redakteur de- „Etendard Nevolutionairc" in Lyon, Bordat. welcher mit Eric in Briefwechsel stand und endlich ein Freund des Bordat, NainenS Negis Faure. Bei letzterem wurde der Entwurf zur Herausgabe einer Zeitung und Briese mit dem Poststempel Genf, welche von dortigen Nüssen her- rührken, mit Beschlag belegt. Endlich wurde der Postvorstand in NuitS, Namcnü Henri, Präsident des Vereins zu gegenseitiger Hilfe, zur Haft gebracht. Wahrscheinlich wird auch LouiscMichel demnächst von derselben Maßregel betroffen werden, da i» Monceau ein von ihr verfaßtes Schreiben verbreitet wird, in welchem sie den Aufständischen ihre Unterstützung in dem Kamps gegen die Unterdrücker deS Volke« zusagt. ES fehlt auch nicht a» Spuren, welche aus einen Zu sammenhang der Unruhen mit der nihilistischen Bewegung hinzudeuten scheinen. Der bekannte Nihilist Fürst Krapotkiii ist auS Genf in Thonon in Savoyen eingelrossen. wie man glaubt, um der Entwickelung der Unruhen, welche er mit angezettelt hat, näher zu sein. Endlich wird au- Paris ge meldet, daß bei einem Nüssen, NainenS Archangelski, eine Nihilistenversammlung abgebaltcn und in Folge dessen der gleichnamige Sänger an der russischen Kirche m PanS ver haftet. aber wieder sreigclassen wurde, als man die Ver wechselung erkannte. Angesicht- aller dieser bedrohlichen Anzeichen hat in Paris am 20. Oktober ein Miiiisterrath slattgesunden, in welchem darüber beralhen wurde, ob eS nicht angezeigt sei, die Blätter, welche offen den Bürgerkrieg predigen und die Redner, welche zur Vcrnichlung der besitzenden Elasten auffordcrn, gerichtlich zu verfolgen. AIS erste Frucht dieser Berathungen erscheint die Verballung teS Nedacteur« Erik vom „Eiloyen", welche für »ölhig erachtet wurde, um den Maukranschläge». welche in Paris zum Kriege gegen die Besitzenden aussorder», entgegen zu wirken. Nach der Auskunft des zu den B-wathu»gen zugezogenen Polizei« präseclen kommen Maucraiischläge, welche zur Brandsiislung anrcizen, in gewissen Pariser Sladttdeilen häufig vor. finden aber keine Beachtung, jedoch leie» Maßregeln getroffen, um die Urheber zu ermitteln und dem Uutug in Zukunst ein Ende zu machen. Man ersieht auS dieser merkwürdigen Aeußrrung de« Polizeipräsecten, daß der Mann, welcher vor zugsweise für die Ausrcchlerhaltnng der öffentlichen Sicher heit in der französischen Hauptstadt verantwortlich ist. den gefährlichsten Aufreizungen von Leuten gegenüber, die zu Allem >ähig sind, eine unverantwortliche Sorglosigkeit an den Tag legl. Er nimmt die Miene a». als ob Aufreizungen zur Brandstiftung zu den alltäglichste» Dingen gehörten, als ob cS gar iffffg der Muhe lohne, derartige Cymplcme unhaltbarer Zustände ernst zu nehmen. Dem Pariser Polizei- präjecten erscheinen so bedrohliche Anzeichen nur al« Unfug, der gelegentlich in seine Schranken zu weisen ist. Man sollte meinen, daß der Anblick der Ruinen, welche noch heute da« Gedächtniß der Zeilen der Commune in Pari- gegenwärtig halten, zu ernsteren Maßregeln gegen Kundgebungen von Elaffcnhaß anregen mnßle. Aber der Pariser Polizeipräsect scheint zu denken: Monceau-leS-Miiie« ist weil und elf Jahre sind eine lange Zeit. Als ob der Gegensatz zwischen Besitzenden und Besitzlosen nicht täglich schärfer hervorlrLte! Von den bisherigen Verhandlungen in Ehälon-sur-Saüne sind es nur drei ÄuSsageu, die von allgemeinem Interest« sind: die deS Präsidenten der Syndicalskammer La PensSe in BotS-Tuverne. Bonnol, de« Garanten der Mincn-Gescll- schasl von Biancy. Edagot. und des Bürgermeister- Jcannin. Ans den Erklärungen de« Angeklagten Äonnot gehl hervor, daß die Lyndlkatskammer La Pensüe neben der Unterstützung kranker und arbeitsloser Arbeiter auch die Tendenz verjolgt, die Arbeiter zu befreien und da« Reich der Gerechtigkeit zu befördern. Die Bethätigung dieser Ziele hat sich m Geldspenden für die streikenden Grubenarbeiter von Epinac und in Versammlungen geäußert, in welchen da« „infame" Capital geschmäht wurde und speciell der Toilette der Frau Chagot Erwähnung geschah, welche jährlich 180,00» Franken kosten und von welcher jeder Lappen mit dem Fleische armer Arbeiter bezahlt worden sein sollte. Herr Chagot, welcher al« Zeug« vernommen wurde, gestand dagegen zu, daß er ein eifriger Katholik sei, welcher den kaiholitchen Congreß besuche und die unkirchlichen Arbeiter entlaste, auch solche, welche eiveni Cirildegrädniß beiwohnen. In Uebcremsttminung mit dieser Aussage bezeugte der Bürger meister von Monceau, Jeannin, baß die Grubendirectoren von Chancy die Arbeiter entlasten, welche der Kirche fern bleiben und sich nicht an den Wallfahrten betbeiligen. Aus diese Weise wird erklärlich, daß die Grubenarbeiter von Monccau-leS-MineS den katholischen Geistlichen feindlich gesinnt, und ihrem ZerstörungSlricb gegen Kirche und Kirchen- gcräthe freien Laus lassen; aber damit wird nicht eine Be wegung erzeugt, die ihre Leitung von Pari- erhält und mit drn Nihiliilen nnd der internationalen Arbeiter-Association Beziehungen unterhält. Man bat sogar versucht, die Lösung des Nalhselr darin zu finden, daß dem „Roy" rin Vorwand gcliejcrt werken soll, um als Retter Frankreichs zu erscheine^ aber daß g. nz ankere und viel weiter reichende Kräfte kabcr im Spiele sind, zeigt der HmwelS aus die kostbare Toilette der Fra» Cbagot.. Tic Schwarze Bande erhält augenscheinlich Zuzug von allen den Elementen, welche den Umsturz des Bestehenden anslreben. Mag der erste Anstoß zu den Unruhen in Montceau- les-Mine- auch von den ullra-kirchliche» Anhängern Heinrich's V. gegeben worden sein, so haben sich die socialislffchcii Agitatoren alsbald der unruhigkn Elemente der Kvhteiiarbciterdislricle für ihre Zwecke bemächtigt und die Commuiiistrn von l87l richten ihie Hoffnungen gleichfalls auf die AclionSsähigkeit der Grubenarbeiter. T ie schwarze Bande scheint eine Art von Pflanz, schule, ein Versuchsfeld für spätere ernstere Angriffe gegen den Bestand der Gesellschaft zu sein. GährungSstoss ist^a auch dort genug vorhanden und der Socialistencongreß in «Lt. Etienne, welcher am 26. September eröffnet wurde, mag bas Scinige dazu bcigctragen habe», um die Keime der Unzufriedenheit zu entwickeln; aber alle diese Momente reiche» nicht hin, um eine Bewegung von dem Umjug und der Kraft zu entsesieln, mit welcher wir cS hier zu thun haben. Socialisten- proccffe liefern oft ein den gehegten Erwartungen nickt entsprechendes Ergebniß; dieselbe Ersahrung wird sich auch bei diesem Prvceß wiederholen, aber sie legen doch stets Zeugniß ab von dem Vorhandensein einer ernsten Gesabr für den Bestand der staatlichen Verhältnisse. Tic sranzösische Regierung scheint den Ernst der Lage nicht hinreichend erkannt zu haben. Leipzig, 23 Oktober 1882. Bon den Etatscntwürfen liegt jetzt auch der zweit- jährige Etat der Reicks-Justizverwaltung dem BunbcSralh vor. Derselbe stimmt im Ganze» mit dem Etalscnlwurs für 1883/84 überein. Nur setzt er eine weitere Steigerung der Einnabmen vo» GericktSkosten vom Reichs gericht um 32,250-4k voran-; auch sind die einnialigon Aus gaben für de» zweiten Hilssseuat de« Reichsgerichts, der im Jabre IS84i85 nicht mehr bestehen wird, sowie für den An- kauf eine« Grundstücks für da- ReichSgcrick>t«gebäude in Leipzig in Wegfall gekommen. In Bezug aus die formelle Abänderung deS Entwürfe« einer Unfallversicherung gehe», wie verlautet, die Vor schläge der Bctheiliglen dahin, an Stelle der sachgewerblichen wirlbschastlichen Genossenschaften BezirkSgenosieuschaslen zu bilden. Danach wäre also sür die vorhandenen Verwaltungs bezirke in de» Bundesstaaten, also z. B. sür Preußen in jedem Regierungsbezirke, je eine solche Genoffensckiast zu errichten, in der sich alle daselbst befindlichen Gewerbe vereinigen. Aus solche Art bekäme man etwa 75Verbände, die sich von der Centralttelle ans unzweiselhast sicherer und vollkommener leiten ließen, alS die früher geplanten vielen Hunderte von Corporationen. Wa den Ctankpunct der Reichsregierung zu solchen Vor schlägen ««langt, so erfahrt man, daß in der Wilkelmstraße da« Hauptgewicht ans die Durchdringung de« PrincipS der Unfallversicherung gelegt wird; hintichtlich der Form der Durchführung dürste man sich leicht zu Concessienen derbei- lasien. Der Vorschlag einer Dereinzachung und Verminde rung der corporaliven Verbände dürste aber um so leichter Annahme seiten« der Regierung finden, als die Einrichtung solcher Bezirksverbänd« schon bei den Borberathungen sür den Gesetzentwurf in Erwägung gezogen worden ist. Im Bunde«rathc wird anläßlich der erngegangenen Petitionen die Briesmarkenfrage alsbald zur Erörterung kommen. ES wird, so schreibt mau der „N.-Z ", angenom men. daß nach dem Beschlüsse de- Beiralhe« der würltein- bergischen VerkchrSanstaltea auch Baiern die Beförderung von Postkarten mit nicht - bairischen Marken übernehmen werde unter Vorbehalt der Gegenseitigkeit. Die Lembergcr ,. Gazeta Narodswa" läßt sich auS Berlin gar wunderliche Dinge schreiben. „Wenn da« Leid organ deS Fürsten Bismarck", heißt e« in dem polnischen Blatte, „auch die jüngste Unterredung, welche der „EzaS" veröffentlicht, sür eine Ersiudung erklärte, so steht dennoch fest, daß ti« ganze Ausmcrksamkeit teS deutschen Reichskanzler« auf Rußland und die von diesem ausgehende slavischc Be wegung gerichtet ist. Ueberau« bemerken«werth ist auch, daß jüngst in Berlin eine hochossiclöse Persönlichkeit, der frühere Edesredacteur der „Kreuzzeitung", Herr Na t hu sin S-Lu dom, der vom Fürsten Bismarck yäustg empfangen wird, eine Broschüre zu Gunsten der Wiederherstellung Polen« Hera»«- gegeben hat. Bedauerlich ist nur, daß Herr Nathusiu« und seine Auftraggeber von Pole« und der polnischen Frage wenig zu verstehen scheinen, sonst könnte in der Broschüre nicht da« Verlangen gestellt werden, daß Posen, die Wiege der polnischen Cultur und Eivilisation, preußisch bleiben müsse. — Immerhin ist aber jeue Broschllre ein beveuljame« Zeichen der Zeit." In Prag und anderen lStädten Böhmen-, wo 'die Ezecken in der Majorität, ist ihr Terrori-muS gegenüber den Dculscken schon so weit gegangen, daß manche der letzteren, wegen allerlei persönlicher Rücksichten, ihre deutschen Fami liennamen czechisirt haben, wie ja leider auch viele Deutsche in Ungarn ihre Namen zu magyansiren pflegen. In erster« Beziehung braucht man nur gewisse Firmentaseln in Prag, Pardubitz, Chrudiin, Kvniggrätz und anderen Städten Bödmen« zu betrachten, um zu einem bedenklichen Kops- sckütteln veranlaßt zu werden. Aus jenen Tafeln liest man beispielsweise Namen wie Milnar, Drejar, Snidr, Vj«, Sretra, Sulc re., die ein Deutscher, welcher de« Czechischen nicht mächtig, wohl für urrzechische Namen halten mag. Da ist aber in den vorliegenden Fällen durchaus unrichtig. Jene Namen verrathen nämlich sür Jedermann» der de« Czechischen oder sonst einer sladiscken Sprache mächtig, sofort ihren völlig deutschen Ursprung, weil d>« Milnar, Drejar, Snjdr. Bj«, Sretra, Sulc vorher Müller, Dreher, Schneider. Weiß, Schrötter, Schulz geheißen haben. Unter solchen Umständen kann man wohl über da« Schicksal der Deutschen in Böhme» und überhaupt in Oesterreich einigermaßen besorgt sein. Der WiederzusammeutriN der Donau-Commissio» zu ihrer nächsten Session, welche die regelmäßige und nicht, wie ein Wiener Blatt wissen wollte, eine außerordentliche sein wird, wird am 5. November (unserer Zeitrechnung) er folgen. Der Unpaltcfljchkeit willen sei erwähnt, daß neuesten- ouch solche Zournalstiinmen au« Rußland vorliegen, die sür die Befestigung freundschaftlicher Beziehungen zu Oester reich eintretrn. Einem in diesem Sinne gehaltenen Artikel de« „Rußki Kurjer" schließen sich die St. Petersburger „Novosti" an, welche dafür eintreten, daß e» in russischem Interesse liege, mit Oesterreich in Freundschaft nnd Fnedsa zu leben. Wenn diese Auffassungen aufrichtigen Ueberzeuauugen ent sprechen, so darf man sich in St. Petersburg versichert hakte», daß in Wien, wo man gewiß nicht minder gute Beziehungen zu Rußland wünscht, ncker Nicht« geschieht oder geschehen wird, wodurch die Befestigung dieser Beziehungen erschwert oder gehindert werden könnte. TaS in Moskau erscheinend« panslavistische Journal „Nuß" bringt wieder einen langen Artikel, dessen Gegenstand die Verfolgung der ostgalizischen Kleinrussen seiten« der Polen und de« „mit diesen Verbündeten Oesterreich«" ist. „Gegenüber den unerhörten Dingen, welche in Ostgalizien vergeben", schreibt daS genannte Moskauer Blatt, „zucke jedes russische Herz und balle sich jede russische Faust". — Für Rußland und seine BesreiungSmissivn, die e- gegenüber dem gesummten Slaventkume zu erfüllen bat. sei indeg der Trost vorbandeu, daß die Stunde der Entscheidung immer näher rücke, die mit allen Slavenseinden in Europa gründlich ausräumen werde. Da« Enke de« neunzehnten Jahrhundert« werde der Beginn der glorreichen Slavenherrschast in Europa sein. AuS Petersburg wird der „K. Z." vom l8. Oktober geschrieben: „Baltische Blätter berichten über einen neuen Morvansall, dessen Opfer diesmal der aus dem in der Näbe der Stadt Weseuberg gelegenen Rittergut Unniküll ansässige Baron May bell geworden ist. In der Nacht aus den t4. Oktober dränge» fünf mit Revolvern bewaffnete Kerle in daS Herrenhaus de« GuleS ein und verlangten unter Androhung de« Tode« von dein in seinem Bell überfallenen Baron die Herausgabe sämintlichen vorhandenen Geldc«. Der schon in dodem Alter stehende und ganz waffenlose Uebersallene mußte, um sein Leben zu retten, den Strolchen willfahren und lieferte au-, was er besaß. Nachdem daS ge» lckehen war, statteten zwei von der Bande noch der Frau Baronin eine» Besuch ad, daraus überfielen sie die Gouvernante und weiter eine sich zum Besuch bei den MaydellS aushal lende. körperlich gelähmte Verwandte. Von alle» erpreßten sie unter Drehungen Geld und Habieligkciten. Daraus be gaben sie sich wieder in daS Schlafzimmer deS Baron« und machten ibm Verwürfe, daß er ihnen zu wenig Geld auSge- lirsert habe (eS waren etwa 82 Nudel), und sckcssen ibm daraus unter der linken Schulter eine Kugel in Pie Brust. Baron Maydcll ist so schwer verwundet, daß die Aerzte keine Hoffnung aus seine Genesung geben. Die „Nevaler Zeitung" bemerkt hierzu, daß, wenn auch ähnliche Naubübcriällc säst überall vorkämen, man doch diesem Falle eine ganz besondere Aufmerksamkeit schenken muffe. ES sei eine iörmliche. intt Revolver» bewaffnete Räuberbande ausgetreten und die Sache sehr danach angelhan, die ernstesten Besorgnisse zu wecken." Sanimtliche bulgarische Blätter beschäftigen sich säst ausschließlich mit der Zusammenkunft, die jüngst zwischen dem König Milan und dem Fürsten Alexander in Rustlck'uk slattgesunden hat. DaS in Sofia ericheincnde Amtsblatt „Narodni GlaS", glaubt versickern zu können, daß in Rust- schuk zwischen den beiden Souveramcn und ihre» Ministern gewisse Verhandlungen gepflogen wurden, tvelcke sür Bulgarien von höchster Wichtigkeit seien. — In Südbulgaricn ist die Opposition gegen Äleko Pascha fortwährend im Wachsen. Die dort erscheinenden russeiffreundliche» Blätter behaupten, daß Aleko Pascha mit dem Justizdircclor an der Spitze einer Partei stehe, welche mit allen Mitteln den russischen Einfluß bekämpfen wolle. Die türkisch-bulgarische Differenz, betreffend die Beziehungen de« bulgarischen Agenten mit der Pforte, ist nunmehr endlich geregelt. Von nun ab wird der bulgarische Agent in Bezug ou> rein politische Angelegenheiten oder prineipielle Fragen direct mit dem türkischen Minister de« AuSwärtigen. in Bezug aus alle anderen Frage» mit de» betreffenden Ministern verkehren. Man schreibt uns au« Athen. 15. Oktober: „Die be reit- bekannt geworbene Art und Weife der Lösung der Grenz frage stimmt zwar mit den Wünschen der hiesigen Heißsporne ganz und gar nickt überein, ist aber dock im Wesentlichen als eine Erfüllung deS Z'cleS zu bclrack: u. welche« sich die Regierung von allem Ansang an in diese»
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