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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188307131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-07
- Tag1883-07-13
- Monat1883-07
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1883
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'7 ^ ' Ekrschetnil «glich ftüh^/^hr. Ledartiou und Lrprditiou IohanneSgasse 33. -Prechkunden der Urductiou: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. nur dt» mul»«»» ku>,tt»n»««r M-antcripte >>u «-r.cä-i, lucht »«eduldtud. ft« »««atz«« der für dt« nSchftf»l>e«b« N«««er d«ftt«mte» Inf erat« a» v«chr«ta»eu bl« S Uhr Nachmittag», a« Tann- u«d Festtagen früh di«'/,» Utzr. 3« den Filialen für 3«s.-Annah«r: vtta Kl««», Uni»ersilLl«straß« 21, Le»t« Lasche, Katharineustraß« 18, v. «ur di« '/,S Utzr rip)igcrTagtblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,100. Abonnement»»»« viertelj. 4'/, incl. Bringerloh» 5 MO darch die Post bezog« S Mk. Jede einzelne Nummer A> Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilaß«« atzne Postbeförderung 89 MT »it Poftdesörderung 48 ML Inserate'Sgespaltene Petiyeile SV Pf. Lrößere Schriften la«t imjerem PreU» verzeichniß. Tabellarischer Sa» »ach höherem Tarif. Nerlamen unter dem Nedactionastrich die Spaltzeile SO Pf. Inserate find stet« an di« Prtzetzttt«« »» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueouwenuulo oder durch Post- »achnahme. 194. Freitag den 13. Juli 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Der Abputz de« ehemaligen HoSpitalthorhauseS soll erneuert werken. Bewerber um diese Arbeit werde» aus gefordert, ihre Offerten versiegelt und mit der Aufschrift .Abputz de- Ho-pitalthorhause-" bi- zum 27. lausenden Monat» bei unserem Bauamte, bei welchem die Bedingungen und Blanquet» zu entnehmen sind, einzureichcn. Leipzig, am 9. Juli 1883. Der Rath der Ltadt Leipzig. I)r. Georgi. Harrwitz. Vrkanntmachung. Da- 12. Stück de- diesjährigen ReiMsgesetzblatte» ist bei un- «»gegangen und wird biS z«nr tz. August dieses Jahres aus dem NathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich au»häi,gen. Dasselbe enthält: Nr. 1499. Gesetz, betreffend die Feststellung de- Reick- bauShaltS - Etat» für da- Elal-jahr 1884/85. Dom 2. Juli 1883. Nr. 1509. Gesetz, betreffend die Ausnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen de- NcichSheereS, der Marine und der ReichSeifenbahncn. Vom 2. Iuti 1883. Leipzig, den 1l. Juli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Stöß, Bekanntmachung. In unserer Verwahrung befindet sich eine Geldsumme von Iba Mark (bestehend in einer Hundertmark-Note der Sächsischen Bank, zwei Doppclkronen, einer Krone, einem Zweimarkstück und einem Markstück), welch« von einer hiesigen Einwohnerin mit dem Bemerken anher abgeliefert worden «st, sie habe diese- Geld, in Papier eingeschlagen, am 21. März l. I. Nachmittag- in der vierten Stund« aus hiesiger PeterSstraße, nah« dem Markt, auf dem Pflaster liegend, gesunden. Wir fordern hiermit den »der die zur Empfangnahme diese- Leide« Berechtigten auf, sich ungesäumt bei unserer Lriminalabthrilang zu melden. Leipzig, am 10. Juli 1883. Da» P«ltzri-A»t der Stadt Leipzig. Drelschneider. vr. N Vekanntmachung. Die auf da- Winterhalbjahr 1883/84 für da» KSnigliche Amt gericht hier zu liefernden 4500 Ltr. circa guter schlackenfreier Pechstückkohle, 1000 Ltr. - Böhmischer Braunkohle» beste Qualität, 3000 Kg. . Petroleum sind unter den bei der Unterzeichneten Lassenstelle einzusehenden Be dingunge» zu vergeben. Angebote sind bi» 2s. Juli 1882 schriftlich anher eiuzureichen. Auswahl unter den Offerenten bleibt Vorbehalten. Leipzig, d«n 11. Juli 1883. Haupt-rportelcaffen-Berwaltiing t« Königlichen Amtsgericht tzaseltzft, Zimmer ISO. voß- und Nattchaus zuPtagmitz. Die Eisenkonftructton»-, »lempaer- und Dachdecker-Arbeiten (alasirte Falzziegel) für den Neubau de- Post, und Rathhause« zu Plagwitz sollen vergeben werden. Die Bedingungen, Kostenanschläge und Zeichnungen können bei den Architekten Pfeifer 4- Händel, Passage Ledig, eingesehen. auch gegen Hinterlegung einer Laution entnommen werde». Leipzig, den 12. Juli 1883. Der «emetnbcborstantz ,« Plagmttz. Uhltg. Lteckbriefs-Lrte-ignng. Der unterm 2. Mai 1882 hinter dem Knecht Carl Tauer au» Verttzoltz-tzars erlassene Steckbrief ist erledigt. Striegau, de» 11. Jali 1883. Königliche« Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Ein englisch-französischer Streitfall. Endlich ist die Eifersucht Frankreich- gegen England wcgen de- Erfolge- der letzteren Macht in Egypten zum Au-brucb gekommen. Die AfiSbreitunq der englisch«» Colonialmacht war Frankreich längst ein Dorn im Auge und e< bedurfte der höchsten Vorsicht und Klugheit der englischen Regierung, um Frankreich- leicht erregbare Empfindlichkeit nicht zu reizen Ta- Arrangement wegen Egypten» kam Dank der Geschick, lichkcit Lord DufferinS wenigsten» so weit zu Stande, da; beute da» Wort Finanzcontrole. wa- so viel böse- Blut in Frankreich gemacht hat, nicht mehr au-gesproebcn wird. Dafür haben sich aber andere Diffcrenzpuncte ergeben, und wie die Franzosen gesonnen sind, da- bat erst wieder der Fall mit den Neuen Hebriden ergeben. Für die Eolonckation dieser Inseln und die Anknüpfung von Handel-vervindungen ist einer französischen Gesellschaft im Jahre 1878 die Genehmi gung rrtbeilt worden und in Verbindung damit wurden der Gesellschaft gewiffe Rechte verliehen, welche einer Besitz- ergreifung der Inseln durch die französisch« Regierung gleich kamen; kcine-sall- sollte eine andere Macht befugt sein, dort ihre Flagge auszuziehcn. Da- ist der englischen Regierung erst noch vor Kurzem von der französischen in- Gedäcklni; gerufen worden, und die Engländer haben die Berechtigung der französischen Auffassung aiierkannt. Damit ist aber Frankreich noch lange nicht zufrieden gestellt, denn überall, wo die Franzosen irgend eine Er weiterung ibre« Machtkreise- beabsichtigen, sei e» in Afrika oder Asien, in Cochinchina oder Madaga<car. am Senegal oder am Congo, überall kommen sic mit englischen Interest« und englischem Einfluß in Berührung, nirgend» sind sie alleinige Herren der Lage. Aber an keinen, Puncte, wo sie feste» Fuß zu fassen beabsichtigten war ihnen der englische Einfluß hinderlicher als in Madaga-ear. Hier, wo dt« Franzosen schon seit Jahrhunderten Nieverlaffnngen gegründet und Land erworben haben, mußte c« ihnen begegnen, daß die französische Flagge beschimpft und der französische Eonsul tzrleidigt wurde! Die Urheber dieser unliebsamen Vorfälle waren freilich die Hova», aber die Franzosen witterte», dahinter vielleicht nicht ganz mit Unrecht die Einwirknng-n ihrer Rivalen, der Engländer, welche schon längst ein RänSe» piei unter dem Deckmantel von Streitigkeiten zwischen Sakalawrn und Hova» dort getrieben batten. Die Franzosen hielten sich also um so mehr berechtigt, aus Madaga-ear eie Erempel zu statuiren, weil damit nach zwei Richtungen ein Ausgleich erzielt werden sollte; einmal wollte Frankreich Revanche für Egypten nehmen und zweiten- den französischen Macdtkrei» in Ostafrika aus Kosten England- um ein Be deutende» erweitern. England blieb dielen Bestrebungen Krank- reich» gegenüber scheinbar theilnabmloser Zuschauer, aber e» chien auch nur so, denn in Wahrheit lhaten sie in der Stille Alle«, NM die französischen Pläne zu durchkreuzen und den Franzosen in Madaga-ear ungeahnte Schwierigkeit»« zu hcreiien. Daker kam c- auch, daß die Franzosen trotz ihrer luiiitärischen Erfolge aus Madaga-car nicht zum Ziele gehängten, daß die Hova- immer auf- Neue Widerstand leisteten und rS nicht zum Frieden kommen ließen. Freilich thäten die Franzosen auch da- Ihrige, um die Hova- aus- Aeußerste u treiben, sie bombardirtcn ihre Häsen, schossen blütiend« Städte in Trümmer und »ahmen von den Zollämtern Besitz, da» Einzige, waS noch übrig biied, war die Besetzung der Hauptstadt Tananariva und zu dieser schritten sie wohl nur auS dem Grunde nicht, weit sie Anstand iiahmen, so rveik in da» Innere der Insel vorzudringen, um nicht im Fall einer Niederlage von der Flotte abgeschnillen zu werden». Admiral Pierre, eine energische Persönlichkeit, den die englischen Winkelzüge längst geärgert habe» mochten, scheint in der neueste» Zeit die Fäden de- englischen Einverständnisse» mit den Hova» in die Hände bekommen zu haben und schritt demgemäß kräftig gegen diese- Gebühren ein. Da» Haupt der anlifranzösischen Minirthätigkeit scheint man an dem englischen Cvnsul in Tamatave gesunden oder vermuthet zn haben, und te-balb wurde diesem ansgegeben, binnen 24 Stunden die Stadt zn verlassen. Jetzt trat aber ein bedenk licher Zwischenfall ein: der Eonsul starb, bevor die Frist um war und die Franzosen verhinderten die Rückkehr der Mannschaft de« englischen Krieg-schifie- „Dryad", welche an dem Bcgräbniß de« Consnl» Theil genommen hatte, «n Bord de- Schiffe». Außerdem wurde der Secretair dc» gestorbcnen Consnl- und ein englischer Missionär verhaftet, der letztere unter der Beschuldigung de« Eiuverssänd- niflc» mit dem Feinde. Änzwcifeihasl ist diese« Vor gehen de- französischen Admiral» gegen englische Beamte und Officiere cm feindseliger Act, der ohne entsprechende Erklärung oder Genuglhuung zum Kriege zwischen den Heiden Mächten führen kann. Glücklicherweise And die Eng länder weniger heißblütig al« ibre Rivalen jenseil» de» CanalS und deshalb hat sich Gladstone vorläufig daraus be schränkt, die französische Negierung um Aufklärung über da- Geschehene zu ersuchen. Bei dieser besonnenen Haltnng mag außerdem noch io Betracht kommen, daß die englische Ne gierung in Bezug auf die madegassischc Angelegenheit kein ganz reine- Gewissen hat, sie mag wohl dem Eapitain de» „T»vad" gewisse Jnstructiomen gegeben haben, die eventuell zu Eonflicten Anlaß geben konnten. Deshalb begnügt sich Glad stone. die Ereignisse auf Madaga-ear mit der Bezeichnung „peinlich" zu belegen. Man vergegenwärtige sich, welchen Sturm gleiche Mit> «Heilungen, wenn sie den englischen Admiral betroffen hätten, in der französischen Tepulirlenkammer erregt haben würben, da wäre von Mäßigung nicht- mehr zu bemerken gewesen, man hätte einsacb von allen Seiten laut nach Genugtbuung verlangt und der Regierung zngeruscn, daß sie ihre Schuldig- kcit thun möge, und Fcrrh würbe nicht verfehlt haben, kräftig mit dem Säbel zu rasseln, von der Ehre Frankreich- z» reden, welcher man Anerkennung verschaffen müste gegen Alle, welche sie anzutaften wagten. Die Engländer wollen zunächst wisse», welche Gründe den französischen Admiral zu seiner feindlichen Handlung-weise bewogen haben. Daß die Abenteuerpolitik der Franzosen früher oder später zu gefährlichen Collisionen führen müsse, war klar, unk wa» gestern in Madaga-car geschehen ist, kann sich leictzt in anderer Form in Hintermdien wiederholen, die neuesten Nachrichten au- Saigon bereiten auf ernste Ereignisse in Anam vor, und die Meldungen de- .Tcmp»' über di« Forderungen, welche Reinhardt al« Abgesandter Frankreich« für nvthig hält, lasten erkennen, daß der Au-druch de« Kriege» zwischen Frankreich und China nur eine Frag« der Zeit ist. Da- Bombardement von Hüe ist. wie Li-Hung- Chang erklärt hat, da« Signal zum Kriege zwischen China und Frankreich. Durch den Zwischenfall in Madaga-car er halten auch die Dinge in Tonkin eine veränderte Gestalt; e« ist selbstverständlich, daß England auch in den indischen Ge wässern nicht mehr den Grad von Zurückhaltung beobachten wird, den e» bi»her bewahrte; China ist auf dem Wege, in seinem Streit mit Frankreich einen mächtigen Verbündeten zu erhalten. Die Franzosen haben sich da in eine sehr schlimme Lage gebracht, denn darüber kann kein Zweifel herrschen, daß England Frankreich zur See weit überlegen ist. Mit dem herzlichen Einvernehmen zwischen beiten Mächten war e» schon seit einem Jahr übel vestellt, jetzt ist aber der Bruch unvermeidlich. Ob e« de-halb zum Hciege konimcn wird, darf immer noch bezweifelt werden, denn England Hai Mittel und Wege, um den Franzosen auch ohne Kriegserklärung in fernen Meeren und tropischen Ländern die größte» Schwierigkeiten zu bereiten. Die Au»breitung der sranzvsi'Len Eolonialmacht konnte nur unter Duldung der Engländer geschehen, wenn diese sich den Bestrebungen der Franzosen widerseyen, dann ist e» mit ihren Erfolgen in Asien und Afrika zu Ende. Leipzig, 13. Juli 1883. * Die im 7. schle-wig.holsteinischen Reichstag- Wahlkreise bevorstehende Ersatzwahl wird un» hoffentlich wenigsten« einen widerwärtigen Anblick ersparen: da» geaensiitige Wütben der Liberalen wider einander, wie e« bei den jüngst vollzogenen Ersatzwahlen im Uebermaß zu beobachte» gewesen ist. Die Nationalliberalcn haben in diesem Wahlkreise vi«her ein einzige» Mal ihre Kraft gemessen, und zwar vor zwölf Jabren. Sie haben damals gezeigt, daß sie immerhin eine anseynliche Zahl bildeten. Seitdem aber haben sie niemal- wieder den versuch einer eigenen Candidatur »«macht. Der Vertreter de« Kreise- ist, abgesehen vom con- stituircnden Reicb-tage von 1887, immer Herr Hänel gewesen. Zu keiner Zeit aber konnten di« gemäßigt Liberalen mit besserem Rechte gerade diesem Politiker ihre Stimmen aeben al- heut«. Hänel hat niemal- um rabicalen Flügel der Fortschritt-Partei gehört; vielmehr i in den letzten Jahren ein erheblicher Gegensatz zwischen ^m und Richter zu Tage getreten. Vor Allem aber hat ^änel die Kirchenpoutik niemals zum Gegenstände de» Wahl- cbacber« gemacht, wie e< anderen Führern der Fortschritt». >artei mit nur zu gutem Grundezum Vorwurf gemacht wird. Denn e» heule nach unserer Auffassung die Ausgabe de» ?>berali-mu- ist, die constitutionelle Staatsordnung zu ver- lheidigen und eine — für dieselbe unter allen Umständen ver derbliche — Verschärfung der Extreme zu verhüten, so ist c- dringend wünschenSwerth, daß Hänel in der Fortschritt-Partei nicht fehle. Kein Anderer ist so wie er geeignet, gegen die in dieser Partei herrschende« rabicalen Tendenzen ei» Gegengewicht zu bilden. Schon au» diesen Gründen i»d wir überzeugt, daß auch die nicht zur Fvrtschritt-parlci ich bekennenden Liberalen mit aller Kraft für Hänel ein- treten werden. E« kommt aber hierzu die Erwägung, daß die Socialdemokratie in diesem Wahlkreise, um den sie ja 'chon so lange gerungen hat, alle erdenkiicken Anstrengungen machen wird, den Sieg zu erhalten. Die- sollte selbst den Conservativcn Veranlassung sein, auf eine eigene Candidatur zu verzichten. Sie schlagen einen bedenklichen Weg ein. wenn sie durch ihr gesonderte« Vorgehen den Socialdemokraten auch nur zu dem Triumphe einer Stichwahl verhelfe». Jedensall« aber wird kein Liberaler, welcher Ricblung er auch angehöre, Vcrsen Weg tbeilen wollen. Die sckiverst« Verantwortung aber trägt die Fortschritt-Partei selbst. Wenn sie ihre hin länglich bekannte Agitation-kraft entschlossen einsetzt, so kann ihr der Erfolg nicht fehlen; hoffen wir, daß diese Entschlossen heit überall vorhanden ist. * In einer Zuschrift an die „Nationalzeitung" wird von juristischer Seite die Frage einer Erörterung unterzogen, ob die Reich-organe zum Erla^ einer Quarantäne- Verordnung zuständig gewesen seren. Der Bersasser kommt zu dem Ergebniß. daß e» hierzu an einem gesetzlichen Boden fehle und daß die Sache der parlicularen verordnung-gcwalt der Seeuserstaateu überlassen werden mußte, wie e» thalsäch lich gegenüber der drohenden Eholeragefahr geschehen ist. Art. 4. Nr. 15 der Verfassung, welcher der Beaufsichtigung seilen- de» Reich- und der Gesetzgebung desselben Maßregeln der Medicinal- und vrterinärpolrzei unterstellt, enthalt« nur dir abstrakte Begründung einer Eomvetarz, welcher erst durch Erlaß eine» R«ch-ges«tze» über WemeinaHolizei ei» concrelrr Inhalt gegeben werden müsse, eh« für di« buuve-räthlicbe Berordnung-gewalt Raum geschaffen wäre. Die „National zeitung" macht unsere- Erachten» ganz mit Recht gegen diese Deduktion gellend, daß man da» dem Reiche in dem citirten VerfaffungSartikel zugrstaaden« Beauf- sichligunaSreckt nickt so eng an-zulegen brauche, daß e» sich aus die Durchführung eine- Reich-sprcialgrsctze- beschränken müsse; die Beaufsichtigung könne auch durch eine Verordnung an-geübt werden, weiche den Behörden der Einzelstaaten Normen für die zu ergreifenden Maßregeln der Medicinal- polizei gilt. Es ist damit eine derjenigen subtilen staats rechtlichen Fragen angeregt, wie sie bei dem unklaren Au», druck maucher Versassung-besiimmunaen nicht selten ans geworfen werken Wir wollen den Staat-recht-lchrern die nähere theoretische Erörterung der schwierigen Frage über lassen und lediglich die praktische Lehre de- Falle- in- Auge fassen. Fehlt wirklich zur Ergreifung einheitlicher sanitätS- polizeilicbcr Maßregeln von Reich» wegen der gesetzliche Boden, so muß er sobald wie möglich durch Erlaß de» leider noch nicht vorhandenen Neich-medicinalpolizei-Geseve- oder durch Erweite rung derE empctenz de-Bunde-rath- auf diesem Gebiete geschaffen werden. V>» die- geschehen kann, muß die deutsche Nation ver langen. daß die übrigen bet heiligten Landesregierungen möglichst einheitlich mit der preußischen Vorgehen. Bon Sicherheit-Maß regeln der nicbtpreußischenSeeuserstaaten hat bisher nur bezüg lich Bremen und Hamburg etwa-verlautet. E» wäre dock gerade, zu ein Aergerniß und Spott für In- und Au-land, wenn wir »n- durch den Streit über eine zweifelhafte akademische Doctorsrage die Cholera in- Land schleppen ließen. Gellten sich wirklich die Bundesregierungen über solche gesundheit«. polizeiliche Maßregeln nickt verständigen können, sollte die eine Controlevorscbristen verordnen, die andern e» unterlassen, so würden geradezu ungeheuerliche Eonsequenzen entstehen, z. B die Absperrung de- gesickerten Gebiete- gegen ungesicherte-, die Verlegung der Quarantäne an die bundesstaatlichen Grenzen. Man braucht solche Gedanken nur anzudeuten, um zu erkennen, zu welchen absurden Folgerungen da- Slrisen auf Formfragra und Buchstaben sichren könnte. * Tie „Provinzialeorrespondrnz" ist die-mal in halt-armer denn je. Sie weiß nur Au-züge au- den Be richten der Fabrikinspectoren und meteorologische Notizen zu bringen. Ueber die Kirchenpolitik schweigt da- baibamtlicke Blatt vollständig, so gern man auch darüber von dieser Stelle etwa» vernommen hätte. Ueber die anmaßende jüngste Note der Curie schweigt da- Blatt ebenso wie über die Publikation de- Kirchengesetze-. E- macht den Eindruck, al- ob man an maßgebender Stelle über die fernerhin in der kirckenpolitischen Frage einzunehmcnde Haltnng zu festen Entschlüssen überhaupt noch nicht gekommen sei. * Ueber eine Episode der Berwiigerung de-Salut- durch eine norwegische Brigg gegenüber unserem Panzer-Geschwader, die kürzlich durch die Blätter ging schreibt man der „Nat.-Ztg.": „Dieser Fall von Verweigerung der hergebrachten internationalen H-slilbkeit-bezeigungen darf durch»»« nicht al« alleinstedende« un gewöhnliche« Factum ausgesaht werden, derselbe lft vielmehr der getreue Ausdruck de» die Norweger in, «roßen und Lanzen de» herrschenden Deutlchenhassc«. Die Gründe dafür mügen hier uner-rtert bleiben, dir Ihaliich« aber steht sest. Begrüßt doch auch jetzt wiederum da« vroteftantisch«, ollerdmg« in starrem Lutherthum besaiqene Norwegen mit »ffendarer Besriedigung dir Unterdrückung der Deutschen durch da» Lzeckentdum und ohne Zweifel wird au«, die jüngste billige und plumpe Maniiestatlon de« uonvegifchen Kauf- fadrer« at« ein Bravourstück gegenüber der deutschen Panzerflotte gefeiert werden." Wa» die Begrüßung der Kriegsschiffe durch die Handelsschiffe betrifft, so wäre zu wünschen, d«G di« Staaten durch gegenseitige» Uebereinkommen diesen Gebrauch abschasiten. Go lange die- nicht der Fall ist — der Anlau dazu ist schon mehrfach, aber bi-jetzt fruchtlos gemacht worden — bleibt e- Ebrensache für den Ssbiss-commandanten. daß ihm gegenüber der Brauch nickt verletzt wird. Berstö^dagegen haben in zahlreiche» Fällen zu Gewaltakten geführt. Man-heilt der „Nat.-Ztg." bei dieser Gelegenheit einen analogen Vorfall mit. der sehr ernste Folgen hätte nach sich ziehen können. Ein wegen seiner Schneivigkeit bekannter deutscher Seeossicier. der mit dem Rang eine» Contreadmiral» einen Panzer be- ehligte, begegnete ans offenem Meere einem Panter anderer Nationalität, die ungenannt bleiben mag, der die Flagar ein«» BiceabmiralS zeigte. Dem seemännischen Gebrauch«folgend, gab der deutsche Panzer zuerst die Salutschüsse ab. Auf dem remden Sckiff blieb aber Alle- still, dasselbe wollte offenbar ohne Erwiderung de» Salut- vordeipassiren. Erwartungs voll schauten die Osficicre auf ihren Chef, wa- derselbe in dieser schwierigen Lage beschließen werde. Derselbe verharrte cbweigend, bi« die Zeit verstricken war, in welcher die Er widerung de- Salute» noch erwartet werden konnte; dann gab er niit vollständiger Ruhe den Beseht, da« Sckiff zum Gefecht klar zu machen, und ließ «inen Scbiffsosficier mit dem Auftrag, die Erwiderung de» Salute» binnen zedn Minuten zu verlangen, ein Boot besteigen. Kaum hakte die Bewegung zur Gefechtsbereitschaft auf dem deutschen Schisse begonnen und da- Parlamentirboot seine Rich tung nach dem fremden Panzer genommen, al- dieser einen Gegensalut abgab und seinen Eour» «eitersetzt«. Die Osficicre beglückwünschten daraus ihren Eh«s. der die Ehre der Flagge so entschlossen aufrecht erhalten hatte za« chnellen Ergebniß seiner Anordnungen und knüpften daran die Frage, was wohl erfolgt wäre, hätte der fremde Paazer- sich nickt gefügt, „dann hätte ich — so soll die Antwort de« Eonimaiidirende» gelautet haben — den Vorsprung in der Gefechtsbereitschaft und den Vortheil der Strömung, den ich batte, ausgcnutzt, mich an den Panzer herangelegt, ihn in» Scklepplau genommen und nach dem nächsten Haien gebracht." Die- Beispiel zeigt, wie schwierig die Lag« ist, »n welche die bestehenden Gebräuche die Manne briagea können und wie viel Ruhe und Kaltblütigkeit, aber auch wie viel Entschlossen heit die Ausrechterhaltung de« internationale« Eomment« zur See erfordert. * AuS Scutari d'Albania wird vom 29. Juni ge- schrieben: „Die Pacification de- infurgirlen Ge biete» kann, den letzten Berichten zufolge, al» eine vollendete Thatsache angesehen werden. Die strategischen Bewegungen, welche Hafiz Pascha mit seinen Truppen «ährend de- Waffen stillstandes au-sührte, da- Eingreifen eine- der in Scutari residirenden Vertreter der Mächte, der vermittelst des katho lischen KlcruS aus die Bergbewohner einzuwirken verstand, und schließlich die UcberredungSkunst der von Assim Pascha vcrtheilten Geldsummen haben da» Resultat erzielt, daß die aufrührerischen Stämme sich der Regierung untrrwarsen. Nur l5 hervorragende Führer der Insurgenten verweigern der Regierung die bedingungslose Unterweriung und verlang« vön den Vertretern der Mächte in Scutari Garantien gegen ein etwaige« unehrliche- Borgeben der Regierung in Betreff ihrer Personen. Andernfalls, so erklär« sie, seien sie entschlossen, mit der montenegrinischen Regierung einen Vertrag einzugehen und sich dem Fürsten- thume der schwarz« Berge anzuschiießen. E» muß jedoch betont werden, daß überhaupt bi« ausständig gewesen« Ge biete nur so lange als paeificirt angesehen werden können, al» die Pforte nicht zur Regelung der albanesisch-moute- negrinischcn Grenzen schreitet. Die Bergstämme fordern nach wie vor, daß die Demarration ihrer Grenzen durch die inter nationale Commission auSgeführt werde. Die Communi- calionen zwischen Scutari und Tuzi sind bereit- wieder hergestellt. An der Reconstruction de» Telegraphen wird gearbeitet; da- hierfür erforderliche Holzwerk müssen die unterworfenen Malissorcn liefern. Der Militaircommandant Hafiz Pascha beschäftigt sich mit dem Projekte de» Baueö einer strategischen Straße, die von Castratti über Hotti bi« Tuzi führen soll. De» Weiteren beabsichtigt er in Easiratti, Hotti und Gruda mehrere Kula- zu errrchten und hat für diesen Zweck Arbeitskräfte au- Scutari heranaezogen. Der Gouverneur von Scutari. Assim Pascha, hat die Zusagen der den Bergstämmen gewährten Amnestie hierher gewisienhast eingchalten. Offenbar verfolgt er damit auch den Zweck, die 15 erwähnten intransigent« Führer zur Unterwerfung zu bewegen. Er hat an den Bali von Kossovo und die Kaimakame von Bpck und Gussinje die Weisung ergeh« lassen, daß den Bergbewohnern der Besuch der Bazare in den genannten Orten, welcher ihnen bi-her untersagt war, wieder zu gestatten sei. BloS die Stämme Sckalla und Schoschi wurden von dieser Erlaubniß ausgenommen. E» wird ver sichert, daß Assim Pascha sich auf seinem Scntcneser Posten höchst unbehaglich fühle. Er erwarte, heißt et. mit Sehnsucht die Wiederkehr normaler Zustände im Bitajet, um dann an die Regierung die Bitte zu richten, daß sie ihn von dieser gewitterilmtobtcn Stelle wieder aus seinen friedlichen GonverneurSposten in Janina zurückversetze." Z»m Stande de- „Culturkampse-" in Portugal wird der „Allgemeinen Zeitung" au» Lissabon vom 5. Juli geschrieben: Ta« alte Sprichwort: „Der von dem Papst« iß», der stirbt daran", bat bis heute noch nicht- an seiner Bedeutung verloren. Durch da« einieitige Vorgehen de- Vatikan« bei Besetzung de« Erzdischo'sitzeS -u Brnga brach vor bereit« zwei Jahren ein Lo flict zwiichen der Regierung imd dein Papste au« der durch da« lwrofle Aultrelen des diesigen päpsiücheii Nuntiu«, Mn»r. Malella, mii j^seni Tage an Schärfe zunadi». Ter Nnntiut, gestützt aus die Jes-itten, iral amHose mit einer solchenRücklichl«lostgkeil «ns, daß über«Klage» hierüber durch die Presse gingen und der Nuntiu- alle Symsalhie» m der BeoSlkernng verlor. Mil Beginn de« neuen Jahre,' sorderten alle voliiisch« Parteien de« Lande» den König a»s, dem Nuiuiu« sein Beglaubigungsschreiben zurückzugeben, und jetzt scheint der Hapst leine Abberufung beichlvis-n zu haben. Wie nömlich de« officiclle päpstliche Organ, der „Moniteur de Rome", meldet, ist Msgr. Von- nuielli zum päpstlichen Nun»uS in Lissabon ernannt worden. >er ist Nim der neue Nuntiu«. den der Papst für Portugal ernannt hat? ES ist derselbe Vom utekli, der die Geistlich« Belgien« in dem seinerzeit über die Säcularisirung der delWtschen Schulen «usß«. brochenen Streit anfübrie, und der sich sett dieser Zeit der beson der« (bimst de« Vatikan« zn erfreuen hat. Der belgisch« Minister de- Aenßerii schrieb in einer Note vom 28. Inni lssO an de» Nuntiu« «annntelli: „Ihre Ansichten zwang« dt« Si«t«ruu, »um Abbruch der diplomatischen Verbindungen, der Battran kann danwer nicht überrascht s.in, er ist in meinen LorrelpondWzeabäufi« ^nn, davor gewarnt worden. Da» Lesest vom 1. Juli lKW Kot «ine» bedeutende,i Einfluß auf die V-rbiaduna der belgische» Retzirrung mit dem Pavst«. Die heilige Kirche sucht nun di« Vrraniworlung de« »dbr-che« der dwlomattsch« Beziehungen von sich adzulchied«, wäbrand ,ch sicher giaud«, daß da« ö sentliche Lewiffen die Per- ,»«Wörtlichkeit nicht aus die Regierung Liebt x." Diesen «eistlich« Würdenkrä,er, dem also in Uezua aus eine Fr«deu-lieb« kein guter Rut v«ro«»geht. setzt der Papst an «tuen Ort, wo ciu Streit geschlichtet werden soll. Ob hiermit et» Glücklicher Zug gelhan ist, wird die Zukunst lehren. Einstweilen ist aber zu constotiren, daß die meisten Zeitungen sich angelegentlich mst dem belgischen Tchul- streit besaßt haben und daß mau nicht gesonnen ist, dem neu ernannten Nuntiu« freundlicher zu begegnen al< de» btt»
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