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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-25
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1882
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Erscheint täglich. ^» früh 6'/, Uhr. Letaction und Lkirdiii»» Iodannesgasje 33. SPrrltiliniidrii irr Nkdarlio». Bonnmaq« lO—18 Uyr. Rachmiitag« 5—6 Uhr. bur t>« emr«>a»t„r r-,«nu»c„rl' »»HI sich »u »cd-rlirn nadi »<l«i>>»Uch, und Auna»«r »er kür »te »ilchktkelge»»» Rnmwee bekt,«mlen Inirraie «» Woche»»»»»» dis 3 Udr Aachwitra,«. a« Ls»»- und Krjtlagru irüb di»'/,» lldr. In kirn /slialr» siir Zus.-.Xnnahwr'. Ltl« Klemm. UniversitätSstrohe 21. L»ut» Lösche, liaiuarinenslrasje Id, p. «nr d>» '„3 tttzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L2,SVV. Ihdonurmruisorr,» vierrrll. 4'/, MH., lacl. Lrinqerlotm ü Mk.. durw die Pofl bezogen 6 Mk. Jcde einzciar Hummer 25 Ps. Sriegeremvlar lO Ps. O-i-anrea -ür Lrrraseila,«, ohne Postbelsroeruiiq 33 Mk. ««» Loiroe,Meruiig 4Ü Mk. Inleriitr ügeipalrene Vetitze>le 2V Pf. Ar-dere Lairürrii !aui unierem NrriS- oerzeiwinß. Tsbrllansider so, m« düderrm Tarif. kttlamrn ankrr den Nrdartio»»ltrich die Koalizeüe 50 Pi. Zoten»«» und ne» an die Sk>.pe»>ri»» z» ieaden. — Ravail wird inan gegeveo. Zayluag pnunnnii'-r^n,,» oder oura> Poft- raaiiiaume. ^ 2W. Mittwoch den 25. October 1882. 7». Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtlrainllmaihlmg. Die Mitglieder de- Ralbcs ui,o de» Stadtverordneten- Collegiums werde» zu einer Mittwoch, den 24. Oktober b. A Abends Ü , Uhr im Saale der l. Bürgerschule abruhaltenden gcmcinschastlichrn vffcntllchen Sitzung ein geladen Zweck der Sitzung ist die Bornahme der Wahl von Ver trauensmännern für de» Ausschuß zur Feststellung der Schössen« und Geschivorenenliste» t-'tipzig. den 16 October 1832. Der Rath der Stabt Leipzig. Or. Georgi. Ur. Wangemann. Aufgebot. Der Vberschaffner Heinrich Wilhelm Müller zu Lelvzig bat ba» Ausgebot der ihm angeblich abhanden gekommenen Police der LebcuSversicheri.ngS - Aktien . Geseflichast Germania zu Stettin Rr. I036I vom i<. December 1859, in Hali« welcher dir gedachte Geselljchast dem Packnieistcr — jetzigen Oberschasiner — Heinr!ch Wilhelm Müller zu Leipzig 500 Dhab r Preuß. Cour., zahlbar nach dein Tod« desselben, versichert dal. beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird anlgefcrdert. spätestens in dem aus den v. Mai 1888. vormittags 11 llhr vor dem Unterzeichneten Gerichte, Termtn-ziminer Nr. 53, anderauiiilen AuigebotSteriiiiiie seine Rechte anzumelde» und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die -rastlos, erklärung der Urkunde erfolgen wird Stettin, den 12. October 18.12. Ta» königlich« Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Dir Aussichtrn der Wahlen zum preußischen Abgeordncteuhause. i. Dt« östlichen Provinze». Einigermaßen läßt sich da« Bild beS neuen Abgeordneten. Hause« jetzt aus Grund der Ergebnisse der Dahlmänner. Wahlen übersehen. Freilich »nt» au- einer Reibe von Wahl» kreisen noch gar keine. auS anderen nur unvollständige oder auch unzuverlässige Nachrichten vorhanden, wieder in anderen mögen sehr kleine Zahluntersckiede und schwankende Wahl- männer vorhanden sein, die noch in letzter Stunde nach der einen oder andern Richtung sich bestimme» lasten. TaS mag im Einzelnen in den Zügen de« Bilde- noch manche Ver- Lnderung Hervorbringen, der Grunvcharakter, da- Gesammt- auSsehen läßt sich jetzt schon ziemlich deutlich erkennen und wird entscheidenden Aenderungen nickt mehr unterworfen sein. Da- Bild ist freilich vom liberalen Etanrpunct nicht erfreulich, allein da- kann unS nickt veranlasse», davor die Augen zu verschließen. Mustern wir die Sachlage und die Aussichten nach dem Ergebnis der Wahlmännermahlen in den einzelnen Provinzen. 1) Ostpreußen war bisher durch 14 Eonfervative bezw. Freiconservative, < Ultramontane, l l Fortschrittler und Z Secessionisten der trete». Unter den vorliegenden Nachrichten berechtigt nichts, aus die Gewinnung auch nur eine- konser vativen Mandate- zu hoffen, dagegen sind, allerdings nach konservativen Berichten, die noch brr Bestätigung bedürfen, die meisten sortschriltlich-seccssionistischen Mandat« mit A»«- nähme der drei der Stadt Königsberg, namentlich Tilsit. Gumbinnen-Insterburg. Angerburg. Preußisch-Eylau, i» großer Gefahr, an die Conservativen verloren zu stehen. Jedenfalls wird e« bei der starken Anzahl konservativer Wahlmänner für die Fortschritt-Partei noch zuletzt der äußersten Ln- strengung bedürfen, um sich zu behaupten, auch w«n» wir anneymen wollen, daß den conservativen Siegesbulletin» au« Ostpreußen ein Wahlmanöver zu Grunde liegt. 2) AuS Westpreußen liegen noch wenig übersichtliche Nachrichten vor; in-dcsondere läßt sich da« Ergebniß in den- jeuiaen Wahlkreise» noch nickt sicher rrlennru, in welchen deutsch« Eompromiß-Eandidaten mit Polen im Kamps ringen und der Cirx, oft von wenigen Stimmen abhängeu wird. Die Provinz war bisher durch 7 Eonfervative bezw. Frri- conservative, 4 Nalionalliberale, 4 Fortschritt-männrr, S Se- cesswnisten und 4 Polen vertreten. All gesichert können gelte» d,e 5 sortschnttlich-secessionistischcn Canvivaten in Elbing und Danzig, sowie die 2 nalio»alliberal.sortschriltlichen Candidaten von Tkorn-Cuim. Auch im llebrigen wird man hoffen dürfen, daß der deutsche Besitzstand, ber sich aus Eon- servative und Nalionalliberale vertheilte, gegen die Polen behauptet werben wird. 8) In der Provinz Brandenburg sind die Aussichten für die Liberalen nickt all;» erfreulich. Die Provinz hatte bi-her 3l Eonfervative bezw. Freicvnservatide, ll FortschriltS- mSllnrr, 2 Nalionalliberale, I Secessionisten gewählt. Die 8 fortschrittlichen Vertreter von Berlin merken selbstverständlich wiederkrhren, ebenso wird auch voraussichilich Frankfurt a. O. liberal wählen. Was Eroberungen aus conservntwrm Gebiet betrifft, so haben wir höchsten- noch siir Westhavelland» Bra»de»burg und die Priegnitz einige Hoffnung. Dagegen müssen die bisher fortschrittlich vertretenen Wahlkreise Potsdam und Ofthavellanv als an die Eonscrvativen verloren gegangen betrachtet werde». 4) Nock bofsnung-loser siebt c» in Pommern au». Nur die Stadt Stettin wird wieder durch einen Secessionisten ver treten sei», sämmlliche übrigen 25 Mandate der Provinz werden, wie die liberalen ponimerscken Blätter selbst schon einräumen, wieder an die Eonservaliven fallen. Sollten aber die Enservativen erheblich geschwächt werken, so hätte e» vor Allem in Brandenburg und Pommern geschehen müssen. L) Au» der Provinz Posen sind dir Nachrichten noch besonder» lückenhaft und unzuverlässig. Die Provinz war bisker durch >5 Polen. >6 Eonfervative und Freiconservative, 3 Nationalliberale, 1 FortschritlSinann vertreten. Der deutsche Besitzstand ist meist nur durch Eompromisse, die theilwcise noch nicht zum Abschluß gekommen sind, zu behaupten und in manchen Wahlkreisen wird e- ans wenige Stimmen an kommen. Ter bisherige polnische Besitzstand wird wohl nur im Landkreis Posen ernstlich bedroht. Bon den bisher deutschen 2 Wahlkreisen ist Stadt Bromberg den Eontervativen gesickert, in Franstadt-Kröbrn scheint ei» conlervativ sonschrilNicheS, i» Eamter-Birnbaum ei» conservativ-lecossionstischrr Eoinpromiß durch,»dringen, »m kir Stadt Pose» kämpfe» ForlschnIIle und Nationalliberale bezw. Freiconservative. Ans den anden - deutschen Wahlkreisen liegen nähere Nachricklen »och nicht vo> 6) Auch au» der Provinz Schlesien sind dl« Walw reiultate noch recht lückenhaft bekannt. Die Provinz wähl« disker 26 Eonfervative und Kreieonseivalive. 22 lliirameniane. ll Nationalliberale. 6 Secrisionisten. Bon ullraniontaiie» Besitzstand in Obcrschlesicn etwa» ,» erobern, ist keine Aus lickt, vielmehr macken sich die klerikalen große Hoffnung«'. Beiilden-iraltow tz, welche» mit äußerster krailanttrengu». lind knappster Mehrheit da» letzte Mal siir einen »alional liberalen und einen sreieonkervativen B rtreter gewönne» worbe», zurückznerolern. Nachrichten hierüber fehlen »ock Der nicht allzu große liberale Besitzstand in Schlesi n wirk ivohl gewahrt werden, mit einigem Verlust der National- liberalen zu Gunsten der ForlIchriilSparlei und der literale» Bereinigung. BieSlau wird voraussichtlich ganz an die letzteren beiden Richtungen verloren geben, ebenso Obla» Brieg: in Liegnitz werke» die Srce'sionisien einen Sitz ans -osten der Nalionalliberale», in H richbcrg aus Koste» der Eenscrvative» grwinnen. Görlitz - Lanban wird an eine» Bertreter der drei liberalen Richtungen fallen. Auch in Waldenburg scheinen die Aussichien sür Nationalliberale unk Secession günstig. Ob sonst noch in Schlesien Eioberunge» auf conscrvalivei» Gebiet zu erhoffen, oder weitere liberale Verluste zu befürchten sind, vermögen wir augenblicklich noch nickt z» übersehe». 7) Auch die Provinz Sachsen hat für die Lib raten manche empfindliche Enklaaschung gebracht, um so empsindlicher. als von entschieden liberaler Seite gerade ans kiese Provinz starke Hoffnungen gesetzt worden wäre». Die Provinz batte bisher 22 Eonfervative und Freiconlervative. II Natienalliberale. 3 Secessionisten und 2 Uliramoiilane gewählt. Magdeburg. Halberstadl-Aschef-leoe», Halle find siir die Liberale» gerettet, doch werken die Naiionaltiberalen je einen Sitz in Magde burg an die Ferlschrilispaitei. in Halberstakt unk Halle an die Secessioninen abzu ikbc» baden, ,n Weißensels-Zeitz wird die bisherige Vertretung (I Nationatliberaler. l Lecessionist) erhalten bleiben, ebenso in Wauzleben (l National»; raler). in Ealbe AscherSlebrn scheint e,n nalionalliberaler Sitz an k,e Freiconservative» verloren zu geben, ebenso der bisher national- liberale Krri» Erfurt. Bon liberalen LiegeSa»»sichren aus konservativem Gebiet -»ft au» »er Provinz Sachse» noch nicht» bekannt gewordeu. Leipzig, 25 Oktober 1882. Da» au»schlaggcbenke Moment für die Richtung, welche Fürst Bismarck in der neu beginnenden GescygebungS- period« einschtagen wird, ist leider wieder einmal in den kirchenpolitischen Streitfragen z» suchen, und da» Eentruin hat die Genugthuung, Vas Zünglein an der Waage der Politik geblieben zu sein. Da der Abg. Windtlwrst die schivere slaatsmänniiche Knust de- Vergeben- und V igeffen- recht wohl zu Ilten versieht, so würden die Mischehe,,, und Staattpsarrer-Plänkcleien kiese« Cvminers kein Hiiideriiiß ber Wiederannäherung an die Regierung bilden, ivviern die letztere nur den Willen knndgicbi. aus kein Wege der Frieden-, volittk zu beharren. Herr von Goßlcr sowohl wie die Ultramontanen mögen alSban» ougurenglcich über jene Eullurkampss-Episob« lächeln, die Beiden genutzt hat; der Regierung, indem ber naiverr Tbcil ber Bevölkerung wieder Vertrauen zur herrschenden Kirchenpolitik faßte, und dem Eentrum, indem e« sich seinen fanatischeren Anhänger» gegenüber i» der alten Glorie ber verfolgten Unschuld zeigen konnte. Aber nick» Herr von Goßler und nickt einmal Herr Windtdorst machen di« kirckcnpolitik, und wa» Fürst BiSmarck z. Z. will, weiß der EultuSminister vermuihlich nicht viel besser al- der EentrumSsührer Au« der U»H»ft«ng de« Kanzler» fallen Andeutungen, nach denen ein Heraustrete» au« den gegenwärtigen schwankenden Verhältnissen in nächster Ze,t kaum zu erwarten sein würbe. Der tiefere Grund für diese fortdauernde Ungewijheik mag wohl in der Bersahrenheit der Verhandlungen mit dem Äatican liegen, aber daneben macht doch auch die Lage im Innern den Ein druck, al» ob eS dem Fürsten Bismarck »ickl so wichtig erscheine, mit übergroßen Ovsern die Gunst der Windthorst'schen Armee zu erkUolrn. Kür Dasjenige, wa» ihm am meisten am Herze» liegt, erhält er die Unterstützung de« Eentrum» doch nicht; nämlich nicht für die RückwärtSrevidirnng der Selbst verwaltung in bureaukratischem Sinne und ebensowenig für eine S teuerresor«. die zu ihrer Durchführung erheblicher neuer Reichs steuern bedars. Man konn also mit geziemenden Vorbehalten nicht unbedingt die Meinung Derjenigen erwarten, welche die Signatur der bevorstehenden parlamentarischen Eampagne in Preußen in der Fortsetzung einer Politik der Unihäligkeit und des Laviren» suchen wollen. Einigermaßen unterstützt wird diese Auffassung durch bi« Lirben-wUrdigkcitcn. voa Venen gerade jetzt die „Norddeutsche Allstem. Zeitg." gegen die National, liberalen Uberflicßt. Sw ermahnt die conservativen Wahl- männer dringend, überall da. wo sie die Entscheidung zwischen Eanbidate» ber Fortschrittspartei und der gemäßigten liberalen Richtung geben, für die letzteren zu stimmen; und wenn eine solche Taetik auch vom gouvernemeiitalea Standpunkt aus selbstverständlich sei« mag. so läßt dock die wahrhaft ver blüffende Herzlichkeit de» dabei angeschlagenen Tone« die Möglichkeit zu. daß Fürst Bismarck auch über den unmittel, baren Wahtact hniauS sich die Brücke zu Herrn v. Bennigsen hinüber offen halten möchte. So unbestimmt diese Aussicht ist, so bestimmt muß sie indeffen noch durch die Erkrnntuiß eingeschränkt werden, daß der Reichskanzler den Rückweg nach link» nirmal» ohne den aller zwingendsten Anlaß auffuche» wird, und vor einer solchen Notbivendigkeit sieht er sich aber durch den Ausfall der Dahlen bewahrt. — Der Artikel de, „Nordv. Allgrm. Zeitung" erscheint UN» übrigen- von si hervorragender Dichtigkeit, daß wir den wesentlichen Thei> desselben vier wiedergeven: Wem» nun auch zur Stund» schon seftßehe» dürfte, d,ß eine er hebliche Verstärkung der Radikalen nicht eintreten wird, ja s> vielleicht »» lorgen hoben werdeii, ihre tnSher>«e Stärke zu de hauvten, bah eine wesentliche LinkSschiebung selbst innerhalb de linken Seit« da» Hause« k«um noch zu besorgen ist, Io tritt d» ganz desoudrr« »» dir eouserdativeu Elemente de« Lande« r,n ernste Forderung der Selbstverleugnung heran. In >«hr vlelei Wahlkreisen, wir wiese» schon hi» aus Vre-lau vnd Halle, liegt d Lach» praktisch lo. daß eine Verbindung der roniervativen und gemähig liberal,,, Stimmen »och io letzter Stunde ,m Stand« leill kam», e. zn verhüten, daß die Mandate den politisch und wirlhschasiltch üxtreinen in die Haiide fallen. Bei dieser Sachlage haben die con- servariveu Parteien die rriistr patriolsiche Pflicht, in richtiger Er- kemilnih, daß gerade ihnen ihre siaalSerkalienden Grundsätze e- ver leb», da- Parieiiiilerrsse üder da- Dahl de- Ga»zea zu stellen, >e vstlo- Hand anzulegen, um jene gemäß>gl liberale Partei ;» unterstütze», kn« durch sehr viele Bcruhrung-puncte mit ihnen in nnigsier Hziehung steht. In diesen wenigen lagen di- »um Vollzüge der Abgeordneten- wählen ist eS ja kaum denkvar. daß »och Verhandlungen gepflogen oerd-n könnten in dem Zwecke, um eine üder oerichiedene Wahlkreise nch erstreckende Lomvensuiion zwilchen den gemäbigt-liberairn uns anscrvaiiven Elemenien brrdeizuiühren; e- werden daher die in den einzeln n Wahlkreisen bestehenden eonservaliven Minorilöten «ich z» ennchelbrn haben, wa« ihnen die paikiolische Pstichi dieser sluiibe gebietet. Schon kürzlich haben w>r die Mahnung besonder- >n diel, -reise gerich'ei, nicht enoa de-halb sich in den rchmellwi ikel der Wahlentdaltung zu stellen, weil sstr ihre eigene P.-nei ein günstige« Reiulial der Wahlen in ihrem Wahlkreise iichl zu erhoffen se>. Die d>>ner un« zugegangenen Nachrichien be. zeugen bereu-, »aß diese Milniiinq besvigl worden ist. Heute Nt - au- denjelbeu damals beigebrachten Gründen Pflicht sür die Conservalwen, ihre Minoritäten überall dort, wo es sich »m die >siiii>hrid»ng zwilchen gemähigiea und eztremen Liderale» Handel» kiiin, joiorl sür die G mäßigten einzuieyen, ganz ohne Rück- sicht daraus, ob sür sie selbst bei einem solchen Verfahren hier und da ein Mandal mehr oder weniger adsällt. Wir iaae«, er sei das Psl chi der Eonservaliven, unv mit Recht; kenn e? kan» und darf gerade von ihnen verlangt werden, daß sie erkennen, e- sei s»r da- Wohl de- Vaterlandes — durch die Unter- stutzung der gemäß gteu gegen die ratncalen Liberalen ein Abgeord netenhaus zu erz eien, in dem die Enteren einen gewichtigen Facior bilden, der es nicht prineiviell adlehnt, in da- Gebiei der angeregtrn großen Reformen praktiich sich einzulasjen — ersvrießlicher, al« w rklich vielleicht die Aussicht zu baden, einen eigenen Land,baten in die Siichwahl gegen einro Radikalen zu bringen, um dann mit Wahricheinlichkeit gegen ihn in derselben zu erliegen. Wohl wissen wir. daß diele Pflicht der Seldttverlengnung keine leichte ist, aber wir Häven da- Vertrauen, daß dir Conjervaiiven, die schon wn-derhotl in eniicheidender Sinnde die richtige Wohl zu treffen geim ßi haben, zwischen der politischen Nolhivcndigkeii. wie sie vom Wöhle de- Vaterland«« erheiicht wird and Parteiintereffen oder Patteimapimen, auch jetzl klar erkennen werden, wie sie ihre staalSerhaltende» und -ausbauendeu Gru diätze am wirksamsten zur prakinchei, Geltung bringen können. Der Dank des Vaterland«« wird den Männern, die e« über sich gewinnen, in dieser ent- scheidenden Ltuade Selbstveeteugnung in üben, sür die Erfüllung dieser schwerste» Ausgabe gewiß nicht sehleul Zn den preußisch«« Wahlen wird un» au« Berlin geschrieben: „Die jüngsten W >blber:chte haben in verstärktem Maße die Thaksacbe zur Erscheinung gebracht, daß in den iiiemen Städten, und zwar nicht bioS den grcßen, sondern auch den kleineren, die liberalen Parteien eme entschiedene Mebrh.il erlangien, daß dagegen aus dem Lande die Wahlen vorwiegend konservativ aussieien unv dadurch die Städte, die nickt in ikrem Wahlkreis ganz vorberrschend sind, über wältigt wurden. Da bas Wahlresuitak au< den Städte» natiirgeuiall siüber bekannt wird al- au» den zersplitterte» ländlichen Bezirken, so erschienen Anfang« an vielen Orte» die Aussichten für die Liberalen günstiger, al- e- sich hinterher gerechlseitigt erwie-. Die deutlicher unv schärfer als je kcrvor- gelietcue Tbaisacbe, daß die liberale Rickiung die Sladlc, die conjervalive das platte Land beherrscht, gubl ernstlich zu denken. Es war« le>chts>rlia, wenn man sich über die conservativen länd lichen Wahlen einfach kann! trösten wollte, daß aus dem Lande der E nfluß der Lanvräthe, der abhängigen localen Behörde» und AiNorilalen, der meist conservalive» Gutsbesitzer ausschlag- gedend ist. Da- fällt gewiß sehr in« Gewicht, aber unseres Erachten« müßten die Ergebnisse der jüngsten Wahlen doch auch dem Ltbcralilmu« die Pflicht der P üsunq auserlearn, ob er nicht in der Tbat über ländliche Iulrieffen und Be dürfnisse oft zu leicht hinweggegangen ist. Wenn die Ent wickelung so weiter geht, könnte e» dahin kommen, daß die liberale Gesinnung au-schlußlich aus die Städte beschränkt würde, da« Landvolk vollsiändig den Eonservaliven anheim, fiele. Im Kampf zwischen Stadt und Land wäre aber va- Lctztere »veit überlegen." In der politischen Welt hält man r» nach dem bisher be kannten Au«sall der preußischen Wahlen sür so gut wie selbstverständlich, daß sich da« Abgeorbnelen hau- dasselbe Präsidium geben wird, welche« in der letzten Session der abgelauseuen Gesetzgebung-Periode sunctiouirle. Natürlich kann c» sich nur um die Gleichartigkeit nach politischen Gesichltpuncten handeln; denn ob die nämlichen Personen wie l»«her in da» Präsidium zurückkehrrn, hangt einnial davon ab, ob die Herren v. köller, ». Hceremann und Stengel wirklich zu Abgeordneten wievergewäblt iverven. und ferner davon, ob sie in solchem Falle ibre früheren dornenvolle» Aemter aus» Neue übernehmen möchten. Daß aber bei der Minorität-stellung der liberalen Fraktionen und bei der fortdauernden antiliberalen Haltung dcr Regierung ein Präsidium au« Eonservaliven unv Ullramoiitanen der entsprechende Au-druck sür den politischen Stünmung-gebalt de- neuen Hause- sein würde, kan» füglich nicht bestritten werben. Zudem ist keine der liberalen Fraktionen begierig, einem der Ihrigen die Ehre de« Präsidium» zu erwerben, und die einzige Krackt»», die ihrer Zahl nach eventuell einen solchen Anspruch erheben könnte, nämlich tie national« liberale, hat schon vor einem Jahre ans dielen Schatten kiner leeren Macht verzichtet, al« Herr v. Ben da mit Recht der Wiederwahl zum Bicepräsidenlen widerstreb!«. Zur drauiischwe»glschen Erbfolge schreibt man der „Post": „Die neuerlich in den Zeitungen wiederbolt a»s- lauchenden Gerüchte von Verhandlungen über die voraus sichtlich in nicht ferner Zeit bevorstebende Erbfolge in da« Herzogthiim Braunschiveig rusen da- Derlangen wach nach Belehrung Uber dir rechtliche Lage der Sacke, die bi« jetzt »ermißt wird. Nack landläufiger Annahme besteht zw sche» der Krone Preußen unv dem Hause Brauuicl w-na > Woise»- dlittel ein Erbvertrag. Danach «oll da- preutziiche Fürsten» tbum Haldrrstadl gegen das jenseitige Gebiet al« Bcr'rag«. object eingesetzt sein Die sreie Disposition-befugniß selten es herzoglichen Fürstenbanse- zu diesem Vertrag wird in brage gestellt. Im Hause Herzog Heinrich be« Löwen bade ie eine sogenannte „Todttdeitiing" slattgesunden mit de», iriolg der freien Disposition üder den zugesollenen Tbeu er ursprünglichen Gtammiaude. Nie sei jener Vertrag de« gause« Woisenbütlel von den übrigen Linien genehmigt und «erkannt worden. D>r Deposscdirunq be- Hanse- Hannover m Wege der Eroberung von der Arone Haniidver könne e« rrstcren Erbrecht aus Braiinlchweig nickt ouskeben. Die Irörlerung vieler Frage» dc» Stile gestellt, drängt sich vcch die onderweite Frage aus: Werden diejenigen La»de«!heile de« Herzogtdum«, welche nicht zu den welsiichen Llainm- landen gehören, sondern vom herzoglich brau»ich>veig - woljen- büllelschen Hause demnächst l>elonder- erwarte» sind, wie beispielsweise die Grafschaft Reinstem > Blankenburg, nicht solchem Erbvertrage unbestreitbar unterliegen? Ist e« mit den Wünschen, ist e« mit den berechtigten Ampriichen ber Bevölkerung in Einklang z» bringen» wenn teingeinäß schließlich eine Theilung de- Lande« ersvlgen sollte? In den russischen Ostseeprovinzen wird die Unsicher heit von Tage zu Tage größer. In der Nacht vom >4. zum >5. Oktober wurde, wie schon erwähnt, aus Baron Maydell aus Unniküll in der Nähe der Stadl Weienbrrg ein Mordansall von fünf Bewaffneten gemacht. Mit dem Tod« bedroht, lieferte brr alte Baron alle- vorbandene Geld au«, wurde aber von den nicht zusrirden gestellten Räubern durch einen Revolverschuß tödllich verwundet. Und nun meldet ein Telegramm au- Riga einen neuen Fall. Nach dem Bericht der .Leitung sür Stadt und Land" ist am Sonnabend ein Mordversuch aus Baron Meyen- vorf aus kamkau bei Wolmar gemacht worden und derstlbe durch einen Schuß am Arme verwundet. Ta-Tele gramm fügt hinzu: „Der Thäler ist bi« jetzt nicht ermittelt." Danach scheint e», daß die russischen Behörden wenigsten» Nachforschungen angestellt haben. Da jedoch bei allen bis herigen Agraruiorden unv Brandstislungen in den Ostsee- Provinze» noch niemals die Verbrecher entdeckt sind, wird inan den dortigen Behörden kein sonderliche« Vertraue» schenken können. Unter Viesen Umständen darf man sich nicht wundern, wenn sich die Deutschen in Livland, Kur land und Estland nach de» Belagerungszustand ober dem „Zustaud de» verstärkte» Schutze«", wie e» w Rußland heißt, sehnen. Die Wahlen r»m Storthing in Norwegen lassen keinen Zweifel, daß die Linke wieder mit einer erdrückende» Majorität m den Stortbiua eintreten wird. Bi» jetzt sind 82 Wahlen bekannt, e« fallen hierbei 7l aus die Linke, 11 aus die Rechte. Diese» Ergebniß scheint einzelne Organe der Rechten vollständig kopflos gemacht zu haben, denn sie ermuntern die Regierung zu Schritten, die nicht blo» der» sassung«widrig sind, sonder» sogar «a Hochverrath reiche». So spricht da« Hauptorgan der Rechte», „Morgeodladet", sich wie solat au«: „Wenn der Druck recht fühlbar wird, wen» allz» große Inreressen a»s de« Spiel stehe» u»d der allgemein« Unwille feinen Höhepunkt erreicht, »irv «in« kftftn« Regier»»» wenig n«kiren unv de- Lande» beste Kräfte hinter sich haben, wenn sie da» Recht der Nothwehr gebrauchend — Gott wende die- Aenßerste ab — eine» Staatsstreich wagt, durch den die Beschulst« de» Storthing» offenbar bei Seite ge- schoben werden." Diese allerdings ziemlich ungeschickte Kund gebung ist natürlich Wasser am tue Mühle der Radikalen. „Verdens Gang", da» Organ Bjürnstjerne Björnson'«, druckt die Zeilen de« „Morgenbladet" ab nud fügt gleich dahinter di« entsprechenden Paragraphen au» dem Strasgesetzbuche a». Daß der Stoßseufzer de» Hauplorgan« der Rechten dieser nur schaden wird, ist gewiß, denn so sehr sich auch die Stimmung in betreff de« König« seit dessen Reise gebessert hat und die radikalen Blätter keine so scharfen Angriffe gegen da- Vetorecht mehr bringe», wird es kaum einen un abhängigen Norweger geben, der nicht die Verfassung feine» Lande« hockhält und sich von einem Staatsstreiche» welcher diese Bersaffung illusorisch macht, abwendet. Die kürzlich in Frankreich erfolgte» Verhaftung« d«, tragen ungefähr 40; in Pari- wurden 4, in Narbonne l, in St. Ettenne Z, in Lhon 2. in Montceau 25, in Eharolle« 6 Personen verhaftet. Die gegen die Verhafteten erbobeue» Anschuldigungen laute» dahin, daß jene zum Bürgerkrieg aus gereizt oder zum Tovlschlage und zur Plünderung ausgefordert haben. Weitere Verhaftungen sollen noch erfolgen. Unter den Berbastelen befindet sich keine Persönlichkeit von Bedeu tung. Au- den mit Beschlag belegten Papieren soll nun doch bervorgehen. daß eiu Theil der Verhafteten mit den Führer» ber russischen Nihilisten in Verbindung steht. Alle in Pari« und St. Etienne Verdasteten werden nach Macon-sur-Sadue gebracht, woselbst der Proceß stattfluden soll. In Lyon kam zu Ruhestörungen Da- Publicum veranstaltete im Grand Thslltre eine Kundgebung gegen den Gemeind», rath. der die Tbeatersubveution entzogen hatte. Die Polizei räumte da« Theater, worauf ma» vor die Mairie zog, um die Kundgebungen sorlzusetzen. Tie Gendarmerie trieb die Menge auseinander und verhaftete 22 Personen. — Ein (gestern bereit-aiitgctheilte») Telegramm meldet noch: „Heute früh um 2 Uhr erplooirten im Restaurant de- Thrater« Bellecour drei Bombrn, durch welche drei Personen schwer und mehrere andere leicht verwundet wurden. Aus die Schuldigen wird gefahndet." Nach einerDepeiche au- Belgrad wurde am Sonntag gegen den nach mebrinoiiatlicher Abmesenbeil in dir Hauplsiadl zurück- kebrenken König Milan ein glucklichrrweiie resultattoier Attentat-vcriu ck verübt. König Milan trat um eis Uhr Vormittag» in Belgrad rin »nd ivurcr » glänzender Weise em- p'aiigen. Eine qrcße Volksmenge batte sich schon mehrere Slunten vor Ankunft de- König- am Save-User angrsamiiielt. Zum Emps.inge baitrn sich am Landungsplätze die Königin in» den, Thronsoiger. sänimtiiche Minist, r. da« diplomatisch« Eorp« der serbilchrn H.inpniadl. dir Mililair- und Eldw- öehörden unv einr Vürgrr-Depulation. »nt tri» Bürgermeister an der Spitze, eingrsniiden Ter König begab nch sofort nach staltqesiintener Begrüßung mit seiner Begleitung in die Melropolilantirche. al» unniilt,ldar vor seinem Eintritte d»e Witlwe te- anläßlich der Topoise-Aisaire vom Kriegs gerichte zum Tode veruiibeilien unk Hingerichteten Obersten Iesrrn Markovic ans de» König einen Sckuß abienerte Derselbe ging jedoch fehl. Enne Majestäi blieb glücklicherweise unverletzt und wodnte. vtme dir Fassung zu verlieren, der Eeremonir in der Kirche, wo der Verweser der Metrepolie, Bischof Mojsie, den Segen ertbeille. bei. Ihre Majestät die köniain wurde vor Schrecken von einem Ohn» macht»ansalle betroffen und mußte >n« Palai» gebracht wer» oe», wobin ihr al-balv der König folgte. Unmittelbar darauf begab sich Se. Majestät der König von dort, ohne jede Be gleitung ein zweite« Mal in vir Kirche, um ein Dankgebet zu verrichten. Die Attentäter,» wurde ergriffen unv konnte nur mit Milbe den erbitterten Bolk-maffen, die sie lynchen wollten, entrissen werden. In allen Kreisen der Bevölkerung derrsch» große Aufregung unv allgemeine Entrüstung übe, da» srcveldasie Llieulat.
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