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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Textverlust auf den S. 4979/4980
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-26
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. ilk-ariion »i,i> Lrvrdttisll Iodannesgaffe 33. Aprkltiüiniürli -er Nedaclioa: Bormittaqs Uyr. NachmmaqS s—6 Uvr. Für di« Niiüsade emaeionrrer Pianuicuvre »acht stch t»e d»eracr»on nicdt verbindlich. Annahme der für die nächstfolgende Nummer drstimmte» Injerarr an Wochen««,e>> bl» .1 Uhr Na»mirra,r. an Lo»u- un»-eitla»r» iruh bis ' «it ltvr. den /ilialrii für Ins.-.Xnnaüme. Ltt« Klemm, Niiiversiiälsstraße 21, LouiS Lösche, llmdnrineiiiirage 16, ». nur bis Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgkschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L7,S««. ^doniirmrillsorels vienelj. 4'/, iNIi,» inci. Brnigeriobir 5 Mk.. dura, die Jost bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilage, ohne Postbcivrüerung OS Mk. Mil Pofwelvrüerung 46 Mk. Insrratk üqeivaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Lcyriiien lauk unferem PreiS- vcrzriÄniß. Tabellarischer Lay nam höherem Tarif. Kttlamrn unter drn lledartionsilrich die Loaltzeile 50 Pf. Jmerate sind ne:- an die lrxpeSiiion zu ienden. — Raoan wirs nia» gegeoen. Zahlung pruellui,„-n«io>u oser Surch Post» uamnaiime. Donnerstag den 26. October 1882. 76. Jahrgang. - - - ^ Amtlicher Thcil. Vckanntmachung. Wegen Reinigung der Lokalitäten der sogenannten großen Natksstube bleibt dieselbe Montag, den 3V. diefcS MonatS, geschloffen. Leipzig, am 20. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georg». 1)r. Wangemann. vis velexirsellversLMwIullK üonlltvtl«» Iirellu,er« lau L-eipntg; viiü deute um 12 Oür im we<ilel»i!»elieo Killkun,8!ji»itlo »tatt- linileo. blit^lisiler <ler Iterirksvereius haben 2atritt. cksiprit-, aeu 26. Oclober 1662. vr. 8ebIIstb»ed, Vorstunst. Erstarleter Anzeige zufolge hat die ledige Auguste Emma Bier brauer aus Löbnitz ihr »Hierin 6. Mai 1879 hier »ub Xo. 50 ausgestelltes Dienstbuch am 8. Februar l. I. in hiesiger Stadl verloren. Im Ausfindungssalle bitten wir dasselbe bei uns abzugeben. Leipzig, am 20. October 1882. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I. V.: In »ick, Pol.-Rath. N. Äiictutti Freitag den 27. Lctober d. A., BormittagS 0 Uhr, in drr „Restauration znm Tampfschisf" hirriclbst. Zur Versteigerung gelangen: 1 sranz. Billard, 6 Dutz. Rohr- stüble, Tische. 1 Sopha mit schwarzem Leüerbezug, 2 dergl. Banke, Bellen. Kleidungsstücke rc. Plagwitz, am 25. Oclober 1882. Sachse, Bollstr.-Beamter. ^Ätllibritf. Gegen die unverebel. Pauline Caroline Angnfte Tcydewitz von hier, geboren den 17. Juli 1864, welche flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt verhängt. Es wird eriucht, dieselbe zu verhaften und in das Gerichts- gefängnisz zu Halle aiS. abzuliefern. Halle a/S-, den IS. Oclober 1382. Königliche Staatsanwaltschaft. v. Moers, VrenntzolDerliaufs-Vtl!2!NlimaÄnng. Am Montag, den 6. November d. I., steht BormittagS 10 Uhr im Gasthause zum „WaldhauS" bei Bahnhof Kodlsurt Termin an zum öffentlichen, meistbietenden, parlieiiwciscn Verlaus von ca. 800» Raummeter Scheitholz — Kiefer — aus den Revieren der städtischen Obersörsterei Kohlsurt. Käufer werden zu diesem Termine mit dem Bemerken eingeladen, daß die Hölzer in 2 bis 6 Kilometer Entfernung von den Stationen Kohlsurt, Neuhammer und Raujcha der Niederschlesisch-Märtiichen Eisenbahn stehen. Anfragen bezüglich der DerkaufSbedingungen, Waldtaxen und Ansubrverhältnisse an die Stationen der Eisenbahn werdea durch das Bureau des Unterzeichneten beantwortet werden. Kohlsurt, 21. October 1882. Der Lbrrförkter. gez. Läger. Nichtamtlicher Theil. Vas Lrgebmß der Brüsseler Conferenz. Das Programm für die Brüsseler Conferenz der Friedens freunde, welches wir vor Kurzem an dieser Stelle besprachen, erregte die Erwartung, Laß die Conferenz wenigstens die Grundzüge de- internationalen Schiedsgerichts der Zukunft jeststellen würde: diese Erwartung Kat sich aber nicht ver wirklicht. Tie Anwesenden sind über einen allgemeinen Ge dankenaustausch nicht hlnauSgckoinmen und haben schließlich ein internationales Comite eingesetzt, das die Bildung eines Bundes der Friedrnsgesellschaslen und die Einberufung neuer Congreffe vorzubereilcn hat. Daß damit nur em sehr be scheidener Anfang für die Verwirklichung dcS angcftrebten Zieles gemacht ist. bedarf keiner näheren Erörterung, aber trotzdem war der Congreß durch eine Reihe von Kundgebungen seltsamster Art ausgezeichnet, welche ihn zu einem merk würdigen Ereigniß macken. Professor de Lavelaye sagte z. B: Die Eroberung durch den Krieg war früher gerechtfertigt oder doch entschuldbar. Heute führt man Kriege um des Ansehens willen, man schlage Schlackten ans Durst nach Ruhm. Das sei verwerflich. Dann klagte ein Advocat, NamenS Perrwllat aus Bctsort die Parlamente an. daß sie den kriegerischen Gelüsten deS Militarismus nachgeaeben hätten und ein französischer Depu- lirtcr, NamenS Bcauquier, vertheidigte die Parlamente und rühmte besonders das französische Abgeordnetenhaus, welches am egyplischcn Kriege nickt theilnekmen wollte. Endlich am letzten Bcrathungstage, den 20. Oclober, erschien der Abge ordnete LaSker, um zu erklären, daß die deutsche Nation nicht kriegerisch sei. sondern im Gcgenlkeil wahrhaft friedliebend. Diese Aussprüche genüge», um die Art der DiScussion und den Ton, welcher dci den Bcralhungen angeschlagen wurde, zu kennzeichnen. Statt die einzelnen Puncte des vorher scstgeffelltcn und veröffentlichten Programms auf ihre Ausführbarkeit zu prüfen und dazu einen praktischen Anfang zu machen, hat man sich daraus beschränkt, sehr gewagte Be hauptungen deweislos hinznsiellen oder hoble Phrasen und Gemeinplätze zu wiederholen, die ohne jeden Nutzen und ver nünftigen Zweck waren für euie Bersainmlnng, welche an geblich zusammengetreten war, um ein internationale- Schieds gericht rnS Leben zu rufen. Unter solchen Umständen war ein Schreiben sehr ange- bracht, welche- der berühmte Münchener Professor Franz von Holtzendorsf an den Eongreß gerichtet hatte. Die Ein gangsworte desselben lauten: „So weit eine Voraussicht über haupt möglich ist. scheint für die nächste Zukunft die größte Gefahr für den Frieden nickt in etwaige» AiigrifsSgelüstc» der SlaatSregicrungen und in unseren Armeen zu beruhen, sondern vielmehr in den revolutionairen Bestrebungen solcher, die ohne Unterlaß den Bürgerkrieg predigen." Damit hat Holtzendorsf den Kernpunkt der gegenwärtigen Situation getroffen. WaS unS augenblicklich weit näher liegt, al- internationale Maßregeln zur Abwendung drohen der Kriege, ist die Lösung der socialen Frage. Statt besten aber schüren Diejenigen, welcke stets das Wort „Friede" im Munke führen, den Krieg Aller gegen Alle, de» Claffenkamps. welcher nickt bloS daS friedliche Verhältnis; der Völker unter einander untergräbt, sendcrn die staatliche Ordnung aller Völker in Frage stellt. Derselbe Beauguier, welcher da- fran zösische Parlament mit Lob überschüttet, weil es die Betkeili- gung am Kriege gegen Egypten ablchnte, empfahl die Uni versalrepublik als daS beste Mittel zur Verhinderung der Kriege. Er vergaß dabei nur. daß die Herstellung dieser Utopie nur das Ergcbiuß eines furchtbaren Kampfes sei» könnte. Wir haben in den meisten Staaten die drohenden Anzeichen der beginnenden Auflösung der staatlichen Ordnung vor uns; mir sehen die Ausdrücke der sociale» Leidcuschasten in Ruß land, wo das Staatsoberhaupt Mördern z»m Opfer gefallen ist und der Sohn des Ermordeten sich m die Einsamkeit zurückzieht, ui» wenigstens einer verhältnißmäßigen Sicherheit zu genießen. A er trotz Vieser stets gegenwärtigen Gefahr schreckt die Negierung doch nickt vor Bestrebungen zurück, welche die im Lande friedlich neben- und uiilcreinaiider woh nenden verschiedenen Nationalitäten gegenseitig verfemten und zum Kampfe der Slaven gegen die Deutschen ausreizen. Wir sind Zeuge der socialistischen Ausschreitungen, welche i»> Süden FrantrcichS die staatliche Ordnung gefährden und beobachten gleichzeitig, wie der Ehrgeiz Einzelner aus diesen bedrohlichen Anzeichen Nutzen zu ziehen und sich der Gewalt zu bemäch tigen sucht. In Italien tritt u»S dieselbe Erscheinung in veränderter Fori» entgegen; dort benutzt man nationale Wunsche als Deckmantel revolutionairer Agitationen und wohin wir auck unsere Blicke richte», überall zeigen sich Shmpkonie »»lerwübltcr und kranker socialer Verhältnisse. Der Brüsseler Congreß hat den Beschluß gefaßt, auf den internationalen Bund der Friedensgesellschaften aller Völker hinzuwirken. Ein solcher Bund dal gerate unter den heutigen Verhältnissen sehr geringe Aussichten ans Verwirklichung. Man erinnere sich nur der Verfolgungen, welche die Deutschen vor Kurzem in Paris zu erdulden Hallen, wo die Palriolen- Liga einen Streit mit dem deutschen Turnverein vom Zaune brach. Nickt minder zeigt sich der Deutschenhaß in Oester reich, wo die Czechen gegenwärtig gegen die deutsche Schule und die deutsche Sprache wülhen. In Ungar» sind die Tentichen gleichfalls die Zielscheibe der nationalen Leidenschaft und in den russischen Ostiecprovinze» sind die Deutschen den Verfolgungen nicht nur der slavilchen Eschen und Letten, sondern auch der socialistischen und anarchischen Elemente der Bevölkerung auSzesetzt. Wie sollte eS also ,„iig'.i<y öfkrn. Liese Feindschaft der Nationalitäten innerhalb deffelben La «zdl^ durch Fr,cde»Sgescllschaslen von Land zu Land zu unterdrückest oder abznsckwächen? Der Congreß hat daraus verzichtet, die Negierungen und die Parlamente für seine Zwecke zu gewmncn; er glaubt sein Ziel am besten zu erreichen, wenn er aus die öffentliche Meinung wirkt. Ja, das scheint doch ein gar zu idealer Stankpuncl oder vielleicht liegt darin geradezu der Verzicht aus em praktisches Ergebnis. Tie Parlamente schienen »ach den Veröffentlichungen, welche dem Congreß voraiigiuge», die Grundlage der Versamnilniig bilden zu sollen und in der That haben auch Abgeordnete der meisten europäischen Paria- mente an den Sitzungen dc<S CongresscS lheilgenommen. Glaubt man, daß diese Tbatsacke allein genügt, um ans die öffentliche Meinung Einfluß zu gewinne»? Wen» die Idee deS internalionalen Schiedsgerichts wirk lich schon Wurzel gefaßt hätte in der öffent lichen Meinung Europa-, dann würden nickt nur ganz ver einzelte Parlamentsmitglieder in Brüssel erickienen sein, dann hätte sich der Congreß zu einer Art von internationalem Parla ment erweitert. Um da- Schiedsgericht zu begründen, giebt e- nur zwei Wege: Entweder muffen die Negierungen dazu den Anstoß geben oder die Parlamente. Ta die Anregung von den letzteren ausgegangen ist, so mußten auch Schritte gelhan werten, um die bisher den FriedenSbestrebungen des Congreffes fern gebliebenen Abgeordneten der europäischen Völker für dieselben zu gewinnen. Wenn man mit Herrn Perrwllat glaubt, daß die Idee an sich stark genug sein wird, um sich ohne alle Zuhilfenahme von directen Einwirkungen aus Personen Bah» zu brechen, dann muß mau auch daraus gefaßt sein, daß noch sehr lange Zeit vergehen wird, bis da« Ziel erreicht ist. Der ganze Verlaus deS Congreffe« hat gezeigt, daß der Gedanke de« internationalen Schiedsgerichts »och nicht zur Verwirklichung reis ist. Die Zeitbevürsnisse sind vorläufig anderer Art und das Mittel des internationalen Bundes der FriekenSgesellschasten verspricht keinen Erfolg. Der Congreß wollte den Weltfrieden begründen, aber er hat ein- gestehen müssen, daß ibm die Kraft dazu mangelt; da- Unlcrnehmen hat sich al» gänzlich verfehlt erwicsew Leipzig, 26 October 1882. Der BundcSrath trat am Dienstag Nachmittag 2 Uhr unter Vorsitz de« Staat-minister v. BöMcher zu einer Plenar» ntzung zusammen. In derselben wurde der Antrag wegen Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes sür Hamburg-Altona und Umgebung, welcher am 28. Oct. b. I. abläuft, aus ein ferneres Jahr, aus Grund de« Z. 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebuiwcn der Socialdeinokralie. angenommen. Der Antrag aus Erweite rung der Besugmß der Nebcnzollämter zur Abfertigung von Freipäffen über Mustcrwaaren, sowie der fernere Antrag Bavens, die Zollabfertigungsstelle am Bahnhose zu Basel zu ermächtigen, auck Zucker, welcher beim Export ans die Aus- tuhrvergütung Anlpruch hat, absertiaen zu könne», wurden den zuständigen Ausschüssen zur Borberalhung überwiesen. Tie Commandanten der deutschen Kriegsschiffe sind beauftragt worben, die Ueberwacbung der über die Führung der BuiikeSflagge bestehenden Vorschriften durch die Kaus- sabrteisch fie zu übernehmen. Aus Grund besten sind sie daher berechtigt, die Kauffahrteischiffe, welche den Vorschriften zuwider die Flagge zu zeigen unterlassen, zum Setzen der selben anzuhalten, event. sogar zu nöthigen, sowie den Kaus- fakrteilchissen, welcke al» Nationalflaggen solche führen, die den Vorscheinen nickt entsprechen, oder welche Wimpel führen, die dem Wimpel der Kriegsmarine ähnlich sind, diese Flaggen oder Wimpel wegzimehmen. Ferner sino die erwähnten Commandanten berechtigt, die unberechtigte Führung der Bundesflagge zu verhindern. Am bentigen Tage, den 26. October, findet inPreußen die Wahl der Abgeordnete» ziini Landtage statt. Diese« Ereigniß giebt uns Anlaß zu einer Bcincrtung über das par lamentarische Leben. Zu den Sonderbarkeiten, an denen Deutschland durch seine verwickelten politischen »nd staatsrecht lichen Verhältnisse reicher als irgend ein anderes Land ist, Kat sick durch den Ausfall der Wahlen zun, Abgeordneten Hause em» »nie gesellt, nämlich der ganz verschiedene Ausdruck des MehrknIS- wittcn« dcS Volke« im Reick - t age und Landta ge. Im Reichs- tage ist zwar keine liberale Mehrheit vorhanden, aber die Linke ist stark genug, »m jede aiidere Maiorität-bildung a»s- zuschließe»; im preußischen Abgeordnetenhaus«: dagegen brauck l Fürst Bismarck, wenn er will, auf die Liberalen parlanienlari'ck nickt die gcringsle Rücksicht zu nehmen, sobald er »ur des Eentrums sicher ist. Daß dieser Zustand ein ungesunder und aus die Dauer haltloser ist. kan» wohl von keinem Parlei- standpuncte aus bestritten werden; er verstärkt die Re,düngen, unter denen bei unS die öffentlichen Dinge sich langsam und stockend sortbeivegen, bis i»S Ungemeffene. Die Negierung und die Conservalive» sind denn auch sorgsam darauf bedacht, die Erscheinungen des Wahlkampses in der localen Begrenzung aus Preußen sestzuhalten und alle Schlüffe zu vermeiden, die den Reichstag mit in Betracht ziehen. ES muß auffallen, daß der Professor Adolf Wagner, der ja Wehl seine Wahl zum Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses als gesickert betrachten kann, in einer Berliner conssrvativen Versammlung energisch die Anuckt aufrecht erhalle» hat, Fürst Bismarck habe ihm gegenüber das Tabakmonopol ausdrücklich als das „Patrimonium der Enterbte»" bezeichnet. Man weiß, wie sick alsbald nach vollzogener ReickSIagswahl die Ossiciöscu bemühlen, jenen »»bcguemen AuSspruch zu leugnen, der in der That mit dem mehr realistischen Zweck deS Monopol«, die preußische Steuer reform vorznbcreilen, in Widerspruch stand. Wenn nunmehr Professor Wagner bei seiner Behauptung verbleibt, so hat er als ehrlicher Mann, der er ist, den Anspruch aus völlige Glaubwü rdigkeit, und es kann als feststehend angesehen werbe», daß der Reichskanzler ursprünglich daS Monopol zur Grund lage eine« weit angelegten staatSsocialistischen Systems zu machen entschlossen mar, eine Tbatsacke, welche bleibenden geschichtlichen Werth besitzt. Ob der conservalive Professor durch seine ununiwuntene Mittbeilung seine partamen'arischen Aussichten Verbeffert oder verschlechtert, ist füglich seine Sacke. - AuS Berlin wird unS vom DienStag geschrieben: „Man bräncht^vl sie herkömmliche» Höilichkc>lsbezcig».igen, welche monPlchische» Staaken zwischen den Mitgliedern des Herrscherhauses und den Vertreter» oer Bevölkerung ihrer Residenzen ausgetauscht werden, keinen allzu großen Werlh zu l-gen, aber man muß doch den besondere» Ton warmer Herzlichkeit anerkennen, welcher alle Kundgebungr» durchweht, die in Erwiderung von Glückwunschschreiben seit Jahren vom Kaiser und der Kaiserin, vrm Kronprinzen und der Kronprinzessin an die städtischen Behörden von Berlin gerichtet werken. Es ist sctwn mehrfach aus die durchweg anerlenneiike Sprache hingkwiescn worden, welche das Kaiser- Hans in Betreff der Berliner Cvinmiinalverwallung zu führen pflegt, noch niemals aber ist daS Vertrauen der Hobe»- wllcrn zu ihrer guten Stadt Berlin in einem kritischen Augenblicke so rechtzeitig und so entschieden kundgegeben wor den. als in dem soeben pnblicirlen Schreiben, in welchem der Kronprinz sich beim Magistrat sür die Glückwünsche zum Ge burtstage bedankt. „Gern benutze ich diesen Anlaß", sagt der tuküiistige Herrscher Preußen« und TeutichlandS, „uni auf's Neue auSzufprechen. wie ick der Hauptstadt und ihrem große», in stetig fortschreitender Entwickelung begriffenen und mustcr- bast verwalteten Gemeinwesen meine lebhafte Theilnahme allezeit unverändert bewahre." Gerade diese hier als „muster hast" bezeichnet«: Verwaltung ist cs bekanntlich, gegen welche von der aiilliemitlschen und sog. conservaliven Seile seit ein paar Jahren aller Schmutz der Verleumdung geschleudert wird, und diese Verwaltung ist eS auch, welche mit der Ver ordnung. betreffend die Auslösung der Berliner Stadtverord netenversammlung tödtlich getroffen werden soll. Aber die Verordnung ist noch nicht erlassen, so dringend die Sacke auch von gewisse» Factorcn bezeichnet sein mag. und nickt allein die Wahrscheinlichkeit, sonder» die Gewißheit ist durch den Ausfall der LandtagSwablen in Berlin constatirt worden, daß die Antisemiten nicht in unser „rothes Haus" einzichen und daß die Physiognomie der Berliner Stadtverordneten versammlung ,-rch den etwaigen Neuwahlen dieselbe bleibe» wird, die sich jetzt zeigt. Das weiß auch der Kronprinz reckt gut und er billigt cs. Wenn Herr V. Puttkamer von ge wissen Leuten angerufen wird, die den Oberbürgermeister v. Forckciibcck und andere Mitglieder des Magistrat» erst versteckt des Betrugs und der Unterschlagung und dann offen de« Meineids beschuldigen, so ist eS tröstlich zu wissen, daß solche Klagen nicht überall ein Echo finden." John Lunn, der hervorragendste unter den Häuptlingen von Zulu land, hat an die „Times" folgendes Schreiben gerichtet: „Da ich auS den Natalenser Heilungen ersehe, daß die Regierung beschlösse» bat, Kctschwayo nach Zululand zurückzusenken, obwohl wir als die von General Sir Garnet Wolscley eingesetzten Häuptlinge in der Angelegenheit nicht zu Ratbe gezogen worden sind, erlaube ich mir, meinen feier lichen Protest gegen einen solchen Schritt, als den nach- lheiligstcn sür das Ansehen aller Engländer in Afrika, cin- znlegen. Was wird in Zukunft unter den zahlreichen Racen von Lckwarzen in diesem Lande das Wort irgend einer englischen Regierung werth sein, wenn ein solches Erciguiß wie diese Wieder einsetzung stattsindel? Der gegenwärtigen Regierung von Eng land kann sicherlich weder die Wohlfahrt der Engländer in Afrika noch die der Eingeborenen am Herzen liegen, indem sie eine» solchen Schritte tkmt. . . Wir nahmen unsere gegenwärtige Stellung von General Sir Garnet Wolscley als Vertreter Ihrer Majestät Regierung im Zululand unter der Bedingung an, daß KetsckwaNo niemals nach Zululanb zurückkebren sollte^ und etzt hören wir, daß er einigen Agitatoren zn Gefallen znrück- ehren soff. DaS von General Sir Garnet Wolseley ge troffene Abkommen war das beste, welche» gemacht werden konnte, und eS bewährt lick und wurde sich noch besser be währt haben ohne die von Bischof Colenso und andern au» keiner andern Ursache als Eifersucht und Ebrgeiz erzeugte be ständige Einmischung und Agitation. Ketschwavo'S Wiederein setzung wird, sürckte ick. wiederum die Ursache von sebr vielem Blutvergießen sein, da einige von uns ihre Stellung zu behaupten haben werden: allein ich kann kaum glauben daß irgend eine Regierung bei einem solchen Verfahren ver harren wirb." vie Aussichten -er Wahlen zum prenkischen Abgeordnetenhause. ii. Die «euea und westlichen Provinzen. 1) In der Provinz Schleswig-Holstein sieht eS ver hältnismäßig am erfreulichsten auS. Es waren hier zuletzt gewählt: 2 Dänen. 5 Conservalive und Freiconseivatlve, 7 Nauonalliberale, 4 Forlschriltsmäiiner, 1 Sccessionist. Die Dänen werden natürlich wiedergcwälüt, die Conservaliven werden sich in Schleswig bebaiivle». verlieren dagegen mit Sicherheit Eckernsörde an die Nalioiialliberalen und Stein burg an den Fortschritt, vielleicht auch Flensburg und Pcön an Secession bezw. Fortschritt; der bisher »ationalliberale Kreis Slormar» wird an die Fortschrittspartei satle»; nickt ganz ohne Gesabr ist dagegen der von den Conservaliven bedrängte Häncl'scke Wahlkreis Segcburg. Fortschrittspartei und Secession werden in Schleswig-Holstein voraussichtlich verstärkt, die Nalivnallibcralen trotz der Richter'schen Agitation in aller Zahl auS dem Wahlkampf hervorgehen. Recht er freulich liegen auch die Dinge 2) i» der Provinz Hannover. Die Nationalliberaleil besaßen hier zuletzt 28 Mandate, die Freicvnservalivcn 4, die Conservaliven l, die Ultraiiionlan-Wclfen 3. Von einem Verlust der Natioualliberalcn ist bisher nichts bekannt ge worden, hingegen scheinen sie Osterode und Gijhvrn de» Coiiservativen abgenomnien zu haben, von den Ulkra- n.onlanen bedroht ist Bersenbrück. Die NalionaUileralen werken aus Hannover in aller Zahl oder noch verstärkt her- vorgebe», die fortschrittliche Agitation bat ebenso wenig gesructuek wie die conseroative. 3) Die Provinz Westfalen (bisher l6 Ultramontanc, 5 Conservalive. l Freieonservaliver, 5 Nationaltiberale, l FortsckriktSmann, 3 Liberale ohne spcciclle Fractions- angebörigkeit) wird wenig Veränderung in der Vertretung anizuweisen haben. Nnr in Hagen, wo bisher zwei »alional- liberale Vertreter gewählt worden, wird eine sebr geringe Majorität für die Fortschrittspartei herauSgerecknet; eb es gelingt, Herfsrd-Bielejeld Herrn Stöcker und seinen Ge sinnungsgenossen zn entreißen, muß noch dabingcstcllt bleiben, die Angaben Vruten verschieden, jedenfalls ist hier die conq servative Me^' ix,4 äußerst gering Tecklenburg könnte voi« den Ultramontcrarn un die Eenseevativen üb.rgehen. 4) Die Aussichten in der Provinz Hcsseil-Nassau sind noch recht unklar. Der Regicruiigsvczirk Wiesbaden war bisber vertreten durch 5 FortschrittSinänner, l Seeess,oiiisten. 3 Nationalliberale, 2 Ultramontanc, 1 Frciconservativen. Die Fortschrittspartei wird sich in Frantfurt a. M., iin Llavitreis Wiesbaden und wohl auch in den anderen bisher besessenen Kreisen (Untertauniö- und UnterlahnkreiS) bcbaupten, in« Landkreis Wiesbaden und im Nhcingaukrcis liegt sie in schwerem Kamps mit de» Nalioiialliberalen, die auch in Biedenkopf stark von den Conservaliven be drängt werden; der Lbertaunuskreis wird voranS- sichlUch an die Scccssioinsten fallen, der Obcrlahn- krei« den Ultramontanen verloren gehe», cnlwcter zu Gunsten der Nativiialliberalen oder der Fortschrittspartei. Auch im Regierungsbezirk Kassel sind die Aussichten noch sichr unklar. Tic Conservaliven »nd Freiconservativen zählten hier zuletzt S Mandate, die NatienaUiberalen 3, die Ultra- montanen 2. Bis jetzt läßt sich nur sagen, daß m der Statt Kassel die Nalionallibcralcn den Anguss der Fortschrittler und der Conservaliven glanzend abgeschlagen baden und das; sie alle Aussicht habe», sick in Ninlelii z» behaupten, Hanau dagegen an die Fortschrittspartei zu verlieren. Im klebrigen sind nationaltiberale Siege aus Kosten der Conservaliven nicht ausgeschlossen, wenn auch noch nickl gesichert. 5) Tic Nheinprovinz wählte zuletzt 16 Uttraniontanc, 0 Nalionalliberalc, 4 Freiconservative, I Conservaliven, l Fortschritts»»«»!!», l Secessienisten. Sehr uamhasre Ver änderungen werke» auch hier nicht cintrelcn. der liberale Besitzstand wird überall gewahrt werden, mit Ausnahme vielleicht von Gummersbach Waldbrdel, welches in Gefahr ist, an die Conservaliven verloren zu gehen. In Lciuiep-Tolingen ist der fortschrittliche Angriff settens der Natioiialsibcralcu zurückgcschlagcn, Cssen-Tnisburg wählt wie bisber »alional- liberal, Elberfeld nalionallibcral fortschrittlich. Einen werth- volle» Gewinn aus ullramentane Kosten haben die National liberalen in Crcseld gemacht, vielleicht auch in Attenkirchen- Neuwied; den Frciconservativen haben sie Mettmann ab- gcnomme», die letzteren haben den Ultra»,vittaiien Mors ab- genoinmen, dagegen Wetzlar an die Tenlichconservativen verloren. Die Verluste der Ultramontanc» find sehr erfreu lich und beachtcnsiverlh. Endlich 6) Hohcnzollern bietet auch jetzt keine Aus sicht, den Ullraniontaneil entrissen zu werden. Entscheidungen -es Ueichsyerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) In tz. 69 deS Ncichs-PersvnenstandSgcsetzcS vom 6. Februar 1875 ist bestimmt: Ein Standesbeamter, welcher unter Außerachtlassung der ,,in diesem Gesetze gegebenen" Vorschriften eine Ehe schließung vollzieht, wirb mit Geldstrafe blS zu 600 bestraft. Nach tz. 38, Abs. 1, Satz 1 desselben Gesetzes werden die Vorschriften, welche die Ehe der Militairpersonen, der Landes- beamlcn und der Ausländer von einer Erlaubniß abhängig machen, „nicht berührt". Der Rentier T. war aus tz. 69 angekiagt, weil er als Standesbeamter sür Earlvw im Großberzogthnm Mccklen« burg-Sirelitz im September v I. die Eheschließung des Lehrer« Sckriewer z» Cckönberg vollzogen, ohne daß Schriewer zuvor gemäß der greßberzoglicken Verordnung vom 22. März 1854 den landesherrlichen Conscns zu seiner Verheiratbung erwirkt halte. Ta« Landgericht batte aus Freisprechung erkannt, indem eS angenommen, daß die in tz. 38 de« genannten ReichSgesetzeS erwähnten Vorschriften nickt zu denjenigen aehören, deren Außerachtlassung in tz. 69 daselbst mit Strafe bedroht fei. Die Revision deS Staatsanwalt« bat da» R.-G- ani 24. Juni d. I. verworfen, da eS zwar keinem Zweifel unterliegt, daß nach der zur Zeit neck gültigen I großh Verordn,», ; vom 22. Mär; i'-.'.l die Beamten vor I ihrer Verehelichung den landesb rtt. vui Con' ns zu derselben I zn erwirken haben, daß mrttn'i 's Verordnt::- ' zu denjenigen
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