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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188307168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-07
- Tag1883-07-16
- Monat1883-07
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urtirlioll und Lrpeditio« JohauueSgasse 33. Sprechkunde« der Kedarlion: Lormiitag« 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tzör »t« U»a»«d« «»,et»n»«kr «-»ulcript, «acht sich dt» «chacn»» mcht xrduMl-, «nn«h»e der fkr Pi« «SchstsOlaend« Nummer Peftimmte« Inserate an Wochentage« Pi» 8 Uhr Nachmittag», au Ei»«»- u»p Festtagen früh Pi» V,» Uhr. 3» den Filiale« für 3ns.-^nnahme: Ott« Klemm» UniversitätSstrahe 21, Laut» Lösche» Katharineustraße 18. v. nur Pi» '/,8 Uhr Auflage L8,L0«. Zibonnementspreis viertelj. 4'/, Mk. ,»cl. Bringerlohu 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer W Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen ohne Postbeiördcrung 39 Mk. unt Postbcsörderung 48 Ml. Inserate gespaltene Petitzcile 20 Pf. «LiSpere Lchrisien laut unserem PrciS- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. ticclamen unter dem iirdaclionsürich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind steir an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraenumeransto oder durch Post nachnahme. 1S7. Montag den 16. Juli 1883. 77. JahMnz. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß da« Museum wegen d«S Erweiterungsbaue» vom 16. Juli ab auf ca. 3 Monate geschloffen bleibt. Leipzig, am 7. Juli 1883. Der Rath der Dtadt Leipzig. I)r. Georgi. Harrwitz. Aneüsn. Dienst«,. Pen 17. Juki 1888, 1» Uhr vormttt»,«. sollen im Grundstücke Universität»,tratze Nr. 11 allhier, 1 Partie zu einem Nachlasse gehörige Gegenstände, als: Möbel, Beiten, Wasche, Kleidungsstücke, Pretiosen, darunter 1 lange goldene Kette, 1 goldene Repetiruhr, 1 goldene Damen cylinderuhr, 13 silberne Kaffeelöffel, Ringe und 1 silberner Becher, ferner zinnernes und porzellanenes Küchengeräth und verschiedene andere Gegenstände öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werde». Leipzig, den 14. Juli 1883. Der Auctt«nat«r de» königlichen Amtsgerichts. Thierbach. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 16. Juli 1883. * Kaiser Wilhelm hat seine für Sonntag Vormittag angefetzte Abreise von der Insel Mainau uack Gastein um einen Tag verschoben. Die Ankunft in Nosenheim erfolgt demnach erst am Montag Abend, die Abreise von dort am Dienstag Vormittag. Von Rosenheim reist der Kaiser über Kufstein, Wörgl und Saalfelven direct nach Lend, wo er Nachmittag» emtrifft und da» Dejeuner einnimmt. Von Lend au» setzt er seine Reise nach Gastein mittelst Extra post fort und gedenkt in Gastrin denselben Tag 5'/. Uhr cinzutreffen. * Herr v. Colmar-Meyenburg, der zum Nachfolger de« Herrn v. Madai in der Gtellnng eine» Polizei-Präsi denten von Ihertin designirl sein soll, gehört seit Jahre» al« Mitglied der ocutsch-conscrk?,tivcn Partei dem Reichstage wie dem Abgeordnetenhause an. Er würde verhältnißmäßig jung zu der hohen Vertrauensstellung gelangen, denn er ist erst am 29. Deccmber 1840 geboren. Von 1868 bis zum vorigen Jahre war er Landralh des Kreises Ehodzicscn (im Regie rungsbezirk Bromberg), der ihm zu Ehren im Jahre 1877 den Namen Colmar i. P. erhielt. Er ist, wie schon erwähnt, Schwiegersohn deS hochangesehenen Leibarztes des Königs, des GebcimrathS v. Lauer, selbst königlicher Kammerherr und bei Hofe persona giatissima. * Die „Rat.-Lid Corresp." schreibt: DaS Kirck en gesetz hat unterm 11. d. MlS. die königl. Sanction erhalten und wird nunmehr unverzüglich im Gesetzblatt veröffentlicbt werden. Wir bedauern daü Gesetz und seinen Vollzug und können unS von demselben eine günstige Wirkung für die Herstellung eines wahrhaften Friedens nicht versprechen. Täglich erhalten wir neue Beweise, daß das Gesetz nur dazu gedient hat, die klerikale Anmaßung und Begehrlichkeit zu steigern. Aus Zugeständnisse der weitgehendffen Art wird nur mit Hohn und Vorwürfen geantwortet. Es sind durck die ti-bcrige Nachgiebigkeit des Staats Ansprüche aus kirch licher Seite bervorgcriisen worden, die bald zu einem neuen heftigeren „Cnllurkamps" führen müssen. Denn bis zur Er füllung alles dessen, wovon die Curie und die Ultramontanen den „Frieden" abhängig machen, kann schließlich Loch keine preußische Regierung gehen. * In einem Schreiben an seine Wähler bemerkt Herr Hänel u. A.: „Ick bin schlechterdings nicht bereit, im Jahre deS 400jäbrigen Gebnrtsfestes Martin Lulher's an dem Rück- , zuge des Staates mich zu bctheitigen, den derselbe gegenüber den unersättlichen Anforderungen einer kirchlichen Hierarchie jetzt angetreten hat." Die Bezugnahme aus die Abilimmung eines TheilS der Fortschrittspartei unter Eugen Richter für das neue Kirchengcsetz ist deutlich genug. * Der „Germania" wird auS Rom gemeldet, daß die letzte Note deS Cardinal- Jacob! ui, welche wegen ihrer anmaßenden Sprache so allgemeinen Unwillen erregte, im Cardinalcollegium einstimmig beschlossen worden sei. Tie „Kreuzztg." hatte verbreitet, selbst bei einem Theil des EardinalcollegiumS habe die Note Mißbilligung gesunden. Die Annahme, düß auch in der Umgebung der Curie eine friedfertigere und mildere Richtung vorhanden sei, wird von der ultramontanen Presse fast als eine Beleidigung empfunden und schleunigst für Unwahrheit erklärt. In der Stellung zum preußischen Staat stimmen die Rathgeber der Curie alle überein, wir haben nie daran gezweifett. * AuS Wien wird vom 14. Juli gemeldet: Graf von Paris und die übrigen orleanistischcn Prinzen sind Nach mittag- nach Paris zurückgereist. * Vor nicht langer Zeit ging ein Gerücht durch viele Blätter, daß in der böhmischen Stadt Trautenau und deren Umgebung in Folge der deulschseinbticheu Haltung der katholischen Geistlichkeit sich ein MaffenauStritt auS der katho lischen Kirche und Uebertritt zum Protestantismus vorbercile. Diese Nachricht wurde vielseitig uir eine Uebertreibung er klärt. Nach neueren Melkungen scheint sich die Sache doch zu bestätigen; ein großer Theil der Bevölkerung in und um Trautenau soll khatsäcblich fest entschlossen sein, der katho lischen Kirck'e den Rücken zu kehren. Nicht auS den intelli genten Kreise», in denen größtentheils religiöser Inbifferen- kiSmuS herrscht, ging der Entschluß hervor, sondern auS Volksschichten, die sich in einsacherem Gedankenkreise bewegen, kam der Impuls und fand überraschend viel Zustimmung. Die deutsche Bevölkerung ist nicht mehr gewillt, sich czechische Geistliche ausbrängen zu taffen. Da Bischof Heiß von König- grätz die Bitten der deutschen Gemeinben uni deutsche Geist liche ignorirl und da die in die deutschen Orte gesandten czechische» Pfarrer und Capläne ihre Hauptaufgabe in der Czechisirung ihrer Psarrkinber suchen, so will man zur Er rettung der deutsche» Nationalität evangelische Genieinten bilden, die ja bekanntlich das Recht haben, ihre Pfarrer selbst zu wählen. * Zu den srüber bereits ansgcsührtcn Handelskammern, Pte sich dem bekannten Jraiikflirtcr Proteste gegen die LingenS'sche Forderung einer Beschränkung de- SonntagSpostverkehrS c»,geschlossen haben, ist die ober- bayerischeHandetS- undGewerbekanimerin München hinzligetreten. Dieselbe faßte in ikrer kürzlich ab- zehallcnen Sitzung den betreffenden Beschluß mit Einstimmig keit. Dann sprach sich die Kammer mit großer Mebrheit c egen die projeclirten hohen Zölle auf frische Erzeuguiffe des Gartenbaues auS Italien auS. * Im LandeSderrathSproceß gegen Krritlmayr und Genosse» war der Franzose Henri de Graitlet (recte Reeser) durch Unheil der Strafkammer des Land gerichts München vom 1. September v. I. zu einer 16»,onal- tlchen Gesängnißstrase unter Abrechnung der UilkersucbungS- bast vv» zwei Monaten verurtheilt worden. Es ist nun jetzt deni genannte» Graillet, welcher die Strafe im Nürnberger Zcllengesängniffe verbüßt hat, der Rest der Strafe im Gnaden wege erlaffen worden. Da in dem seinerzeitiqcn Urtheile die Zulässigkeit der Stellung Graillel'S unter Polizeiaufsicht aus gesprochen worden war. hat die Polizei, vo» dem gegen Aus länder zusteheiiven Rechte Gebrauch machend, die AuS- weisun g Graillet'S auS dem dculschen Reiche beschlossen. * Gladstonc hat mit dem Suezcanal-Arrange ment in ein wahres Wespennest gestochen. Der Widerstand gegen die Vereinbarung mit Herrn von Lesscps ist im ganze» Lande noch stetig im Wachsen. Tic belheiliglen Kreise sind einstimmig in einer unüberwindlichen Feindseligkeit gegen daS Arrangement. Die Regierung will in Folge dessen angeblich daS Pro)ect zurückzichen. Dagegen erklärte Herr v. Leffeps in bündigster Form, cs sei ihm gleichgiltig, wenn die Eng länder daS Arrangement nicht wollen; er betont, daß Glav- stone sein ausschließliche- Privilegium anerkannt habe; jeder Versuch, eine andere Compagnie zu gründen, wäre ein Dieb stahl. ES ivird Mr. Gladstone zum Mindesten ein gut Stück Geld kosten, um Herrn von i!cffepS zu besänftigen und zum Rücktritt von dem vereinbarten Arrangement zu ver anlassen. * Die spanische Regierung bat sich da« Verdienst er worben, in der Abwehr der englischen Selbstsucht den Vor tritt zu nehmen. Einem Madrider Telegramm zufolge veröffentlicht die amtliche „Gaceta" eine Verfügung der Regierung, durch welche angeorbnet wird, alle Pro- venicnzen auS England einer strengen Beobachtung zu ^unterziehen, La die englische Regierung I-ine Vorsicht-- maffregcln gegen die Enischleppling der Cholera getroffen. ES bleibt zu wünschen, daß alle übrigen europäische» Staaten sich dieser Maßregel anscbtießen möchten. * Tic rumänische Negierung hat sich von dcrNotb- wcndigkcit, bei dem österreichischen Eabinct Abbitte zu lliuii, so gründlich überzeugt, daß sie sich nicht einmal an der letzten Rote genügen ließ, die ja allen etwaigen Wünschen schon binlänglich entsprach. Sic hält es vielmehr für nöthig, auch durch Thalen den versöhnlichen Willen zu bekunden, und so hält sich gegenwärtig Minister Sturdza in Wien auf. um im Aufträge seiner Regierung weitere Versickerungen persönlich zu überbringcn. Wichtiger aber sind die Maßregel», welche sie rumänischc Negierung im eigenen Lande ergreift, ui» die Umtriebe der rumänischen Irrcdentistci,Partei (einer Partei also, welche alle rumänisch sprechenden Nackbargcbietc, die jetzt zu Oesterreich - Ungarn gehören, »lil Ru mänien vereinigen möchte) im Keim zu ersticken. Der „Karpathenvereiu", der Haupthecrd der irredciilistischcn Tätig keit, ist aufgelöst. Emil Galli, der Ncdacteur der „Inde- pcnvance Rouniaine", allerdings ei» geborener Korse und noch heute französisch.r Unlcrtkan, ist wegen seiner jouriiali- stischcn Propaganda für die Irredenlistcn auSgewicse», obschon er seit lange in Bukarest als Hausbesitzer ansässig war. Eine zweite Ausweisung steht bevor, die Arbcro'ö vom goiivernc- nicntcilen „Tclcgrasut", in den er nihilistische Artikel ein geschmuggelt haben soll. Alan sieht hieraus, daß die Warnungen der österreichischen Negierung sehr ernsthaft ge wesen sein müssen. Denn nur unter dieser Voraussetzung ist eö zu begreifen, daß die Minister dcö Königs Kart ein so scharfes Verfahren anivcnden, daS ja nicht verfehlen wird, die Nationaleitelkeit der Nuinäiien unsanft zu berühren und der Negierung manche neue Feinde zu machen. Traucrfeier beim Legriilmiß -es Herrn Prof. Vr. Zopff. ----- Leipzig, 15. Juli. Um dem hochgeschätzten Verstorbenen die letzte Ehre zu erwcsten, halte sich gestern Nachmittag »och vor Beginn der Leichenfeier in der Wohnung desselben eine sehr zahl- reiche und distinguirtc Versammlung einaesunde», bei welcher die Verwandten, die nächsten Freunde und Bekannien des Verewigten, viele Nolabilitüten aus den verschiedensten Berusskreisen, Vorzugs- weise aus künstlerischen, vertreten waren. Aus Altenburg war Herr Intendant Major v. Baum dach hcrbcigeeilt, um seinen verehrten Freund aus dem letzten Gange zu begleiten. Unter de» An wesenden auS Leipzig bemerkten wir Herrn Ministerialrath 1»r. v. Scherzer, Herrn Stadtrath Dürr, Herr» Cavcllnicislcr Reineckc, Herrn Professor Riedel, Herr» Eommissionsralh Kabni und viele andere hervorragende Persönlichkeiten, d>c dem Verstorbenen im Leben mehr oder weniger nahe gestände». Jedcn- sallS würde aber, wenn nicht eine große Zahl der Künstler und Kunstsreund« jetzt aus Reisen wäre, die Bcthciligung noch eine weit größere gewesen sein. — Pünktlich 5 Uhr begann die Leichenfeier mit dem schönen Choral „Jesus meine Zuversicht", den ein bestens gestimmtes Hornquartett aus der Capelle deS 106. Regiments überaus wohlklingend vorirug. Daraus erhob Herr Pastor Lani- vadiu«, Herr» Prof. Zopff seit langer Zeit ein intimer Freund, seine Stimme, um dem Verewigten in einer längeren Trau-rrcde Worte herzlichster Verehrung »achzuruicn. Zunächst anknüpfend an den gehörte» Choral bestätigte der Redner, wie der Verstorbene stets in der Zuversicht aus den Erlöser, im Glaube» an Gott und die Unsterblichkeit der Seele verharrt habe. Zwar hätte es seinem Wese» entsprochen, die Frömmigkeit nicht zur Schau zu tragen, aber innerlich sei er voll religiöser Ueverzcuguiigslrcuc gewesen, habe mit Vorliebe AbendgoileSvienstc belucht und auch sonst Beweise frommen Sinnes gegeben. Noch in den letzten Stunden aus dem Leidenslagrr habe er die weinende Gattin mit der Zuversicht aus «in Wiedersehen im Jenseits getröstet. Aus dem srucht- und thatcnreichen Leben des Herrn P os. Zopf gab er Erinnerungen aus der Jugendzeit und hob hervor, wie seine Begeisterung sür die Kunst sein Leitstern gewesen, dein er folgte, wie sein Talent zuin Durchbruch gekommen war, wie er stets lest aus sein Ziel lo-steuerte. Sein reiches Piund sei nicht vergraben, sondern bestens verwerthet worden zu seinem und der Seinigen Segen. Rastloser Fleiß, unermüvlicher Eiser, große Begabung und die Richtung aus das Höhere und Edelste, zumal aus das Heilige -n der Musik und der Kunst überhaupt, habe» den Verstorbenen als Componist, Miisikschrijlstellcr, Gcsanglehrer »nd Förderer der Kunst ausgezeichnet. Manches juuge Kunsttalcut. da rr au-gebildet, gedenke nun seiner mit innigster Dankbarkeit. Ruhmwürdig sei aber noch besonders sein uneigennütziger Sinn gewesen. Immer habe er Anderen Freude zu bereiten ge- sucht und darin icine schönsten Freuden gesunde». Gewiß würden von den Anwesenden Biele an die herrliche» Kunstgenüsse zurück denken, die schon in der frühere» Wohnung des Verewigten, sowie in der jetzigen einem srohdewegien Kreise dargebolen worden sind, wobei sich Alle, die mit dem Kunstlebeii Leipzigs verwachsen, zu- sammensandcn. Mit tieicmosundeneii Worten gedachte der Redner ferner der innigen Harmonie der Seele», die den Ehebund des Verstorbene» und seiner liebenswürdigen Gemahlin, die ihm in allen Dingen die verstünLilißvollste Gefährtin gewesen, ausgezeichnet habe. Nach einein so reichgeschmückten Leben, das er zu einem so nntzreiiicn gemacht, sei ihm von Gott die große Gnade eines sausten Todes geschenkt worden. Herzlichen Dank ries der Redner zum Schluß dem >»>eseierten nach. — Taruni gab das Hornquarlett der Trauerrede durch das herrliche Lied MendelSsohn's: „Es ist bestimmt in Gottes Rath" den stiiiiiniings- vollsten Nachtlang und »in der Segensiprechuiig des Geistlichen, dem von de» anwesenden Schwägern des Verstorbenen, dem Herrn Oberst und dem Herrn Slaalssccretair von Burchard auS Berlin, herzlicher Dank ansgesorochen wurde, endete die Traue»- seier un Hause. — Unter strömenden Regengüssen bewegte sich dann der lange Wagenzug nach dem neue» Kirchhof. Der Larg war mit einer Ueberjulle des Blumenschinnckes bedeckt. Selbst verständlich mußte die Feierlichkeit aus dem Kirchhof bei so un- günstiger Witterung mit der Einsegnung durch Herrn Pastor Lampadius kurz erledigt werden,jedoch spielte noch vorher dieBüchnei 'sche Capelle einen Choral, zum Schluß das schöne Lied von Joh. G. Schicht „Wir drücken Dir die Augen zu", daS dem pietätvollen Acte einen erhebenden Abschluß gab. Neues Theater. Leipzig, 15. Juli. Feine Lustspiele, namentlich ober feine historische Lustspiele, sind heutzutage im Repertoire fast aller Bühnen weiße Sperlinge, seildem daS Schwaukarlige am höchsten im C»rS steht und daher über Gebühr cultivirl wird. Wie sollten auch unsere Lustspiclbichler noch große Lust verspüre», die höhere Gattung des Lustspiels vorzugs weise zu pflegen, wenn sie stets »che» müsse», wie sich der maßgebende Geschmack immer rückhaltloser dem Possenlone und den Mätzchen der Situationskomik im Lustspiel zuueigt? Um so wohtlhuender und anziehender muß cs diejenigen, die nock sür reichere geistige Würze inctiniren, berühre», wieder ein mal eia Lustspiel in edlerem Stile und von besserem Tone znlsrbeu, Ein solches ist „Der Spion von NhciilS- bcrg" von Rudolf von Gottschail, welches unter den Lust spielen der neuesten Zeit zu dev geistvollsten gehört. Nach dem dasselbe, noch unter der vorigen Direcliv», gleich Ansangö einen entschiedenen Erfolg davoiigctrcigcn »nd eine Reihe von Wiederholungen erlebt Halle, kam cs in Folge des DirectionS- wcchselü vom Repertoire, ist aber im» wieder ansgriioiniiicii und wird hoffentlich öfters wiederholt werde», da die gestrige Aufführung die Vorzüge und WirkungSsäbigkeit desselben wieder klar gestellt, lieber den Inhalt des Stückes ist seiner Zeit ganz cingebend berichtet worden, so daß die Kenntnis; desselben noch jetzt vorausgesetzt werden darf. Auch wird es denen, die das Lustspiel daiiialü bei reckt glücklicher Rollen besetzung gesehen, »och in Erinnerung geblieben sein, wie die geistreichen Pvinlcn deS Dialogs, die echte Lustspiclkoniik i» viele» Scene» und ebenso die durch poetischen Schwung hervorragenden Momente lebhafte» Anklaiig gesunden. So war es auch bei der gestrigen Ausführung, die den Inten tionen tcS Dichters wohl größtentheils entsprach, eine durch gängig passcnbc Rollenbesetzung anszuweiscn hatte und durch ein cxaclcS Zusammenspict gefiel. Auch trug die geschmack volle, zum Theil brillante Ausstattung dazu bei, die Illusion zu bebe». Namentlich machten die Waldparlic mit der Ein- siedlerhülle, die prächtige Sitzungshalle deü Bayarb-Ordens und die elegante Decoraliou in der Schlußsccnc einen überaus reizenden Eindruck. Von den Vertretern der Hauptparticn zeichnete sich der Gast, Herr Engen Pansa vo», Resivenzlheater in Berlin, als vortrefflicher Or. Salomon Morgenstern so sehr auS, baß ihn: wicderbvll lebhafter AppiauS gespendet wurde. Mit echt künstlerischem Geschick und löblichster Eenseguc»; zeichnete er de» hochorigincllcn und koboldarligen Gelehrten der Zepszcil, dessen Redeweise, mit gelehrte» und närrischen Bonmots gespickt, nickt nur im Speciellen den lustigen Hosnarren der Tabakcollcgi»»iö, sondern auch im Allgemeinen de» Gelehrtenlypus damaliger Zeit so treffend charaktcrisirt. Die Ev»scq>ic»z der Darstellung blieb auch nach der pathetische» Rede, mit welcher der sich selbst denmi- cirenke Spion von Rhcinsberg den Kronprinzen Friedrich sür sich gewinnt, gcwaurt, obwohl er ini Pathos freigebig genug war. Dieser Höhepunkt seiner Leistung und viele ankere bestens gelungene Moiiieiitc ließen das darstellerische Talent deS Gaffcö in vollstem Lichte erscheinen. — Von Herrn Baxmann war zu erwarte», daß er die Rolle des Kron prinzen Friedrich trefflich spielen würde, und man fand sich darin auch nicht gelauscht. Sehr beisall-wcrth gelang ihm besonders die Scene im 4. Acte, bei der Sitzung deö Bayard - Ordens. wo der Prinz so begeistcrungS voll seinen ZukunslSidccn Ausdruck gicbt. Weniger wolllen mir die zu rescrvirte Hallung und der Ton in seiner ersten größeren Scene im Kreise der Hof damen behage». Da hätten eine ungezwungene Sprechweise und ein leichterer To», etwa so wie sie bei der Schlußscenc getroffen wurden, besseren Eindruck gemacht. Um nun zunächst den Damen gerecht zu werden, kann der Obcrhos- meisterin vo» Katsch, der Frau Baumeister volles, Lob crtheilt werben. Frl. Wilhelm lieg ihre kokette und übcr- müthigc Frau von Morien größtentheils in richtiger Gestaltung hcrvortreten und spielte mit neckischer Aniiiuty. Auch ihre Eonversalion war gewandt, wobei jedoch, da sic manchmal zu schnell vorivarts stürmte, inaiichc Blume des Witzcö und seiner Ironie gebrückt wurde. Der schwärmerische» Frau von Brandt wurde Frl. Hahn in vielen Stücken gerecht, hätte aber ihrer Leclanialivii „och mehr Klang, der Acl>on einen noch phan tastischeren DuctuS verleiben können. Tie liebliche AgncS von Wallinoben fand i» Frl. Schneider eine ganz passende Vertreterin, deren weicher Sliuimklang, Grazie deS Auf tretens und trefflicke Deklamation gefallen mußten. In eine clwaö z» reichliche Versüßung tcS ToncS gcricth sie bei der Mondschciiiscene, wo die Flöte deS Prinzen hcrübcrklingt. Mit köstlichem Ucbermulh stattete Frl. F l ö s s e l die Kammcrzose Friederike aus, eine Rolle, die der bestens begabten Darstellerin wie angegossen saß. Alle Nuancen verschmitzter Schelmerei gegenüber den, eifersüchtigen Kammerdiciicr FrcdcrSkors gelangen ihr zu allgemeinem Wohlgefallen. Von der Eiicr'uchl des letztere»,' der sich von der Keinen Here so oft iovven läßt und dann stets wieder von ihrer Schmeichelei besiegt wird, gab Herr Müller ganz ergötzliche Proben. Im Uebrigen schien der Darsteller mit der Nolle nicht immer im Einklang zu sein, denn er siel nickt selten a»ü dem richtigen Pretiosen Tone des prinzlichen KainmerdiciierS heraus. Hielte er riesen fest und ließ eine lächerliche Würde, etwa so wie Malvvlio in „WaS ihr wollt", stets vorherrschen, so würde die Komik dabei gewiß wirksamer werben. Eine beisallswerlhe Leistung bot Herr H ä n s e l c r. Einen totalen Gccke» durfte er aus seinem Kausuiann Bielefeld nickt mache», da sonst dessen Gunst bei», Prinzen unglaublich würde, aber cö gelang dem Darsteller, den richtigen Mittel weg zu treffe», indem er solche Scenen, wie die Ergauncrung eines KniseS von seiner Dame durck Lügen und die Schauer- Mitlhcilung an die Lauscherin Frau von Brandt, tüchtig »lit Komik, sogar niil burlesker, versorgte, sonst aber den ver- höbulen Hamburger als einen geduldigen, sausten Lieb haber zeichnete. Der Beifall? blieb nach den erwahnlen Scene» nicht auS und steigerte sich so, daß Herr Hänscler bei offener Scene hervorkoiiiiiien mußte. Mit dein ver liebten Baron von Scvdljtz, deS Herrn Purschi an, konnte man z»mcist einverstanden sein, wenn auch im Anfang eine etwa- unnatürliche Sprcch- und BctonungSivcise rum Vorschein kam. Herr Meyer gab seinen Major Fouque in der Sitzungsscene die »öllstge Würde, Herr Schönfeld zcichnele sich als galanter und ironischer Baron von Keyser ling durch »,unteres Wese» und gewandten Dialog aus und Herr Tietz spielte seinen dicke» Intendanten von Knobelsdorf in jeder Hinsicht zutreffend. Nach Schluß de« letzte» AclcS ließ der lebhafte und andauernde Beifall erkennen, daß daü geißvolle Lustspiel von Neuem besten Anklang gefunden. Bernhard Seubcrlich. Sachsen. * Leipzig, 15. Juli. Der Leipziger Kirchenbau- Vcrein halte sich an den hiesigen Rath wegen Uoöcrlassung eines Platzes znm Bau einer Kirche gewendet. Tic Ange legenheit ist nun neuerdings im Bau-, Ockononne- und Fiilanz-Auöschiiß des Stadtverordncten-EvllcgiumS bcratheu worden und soweit gediehen, daß der Bericht des genannten Ausschusses bereits in der nächsten öffentlichen Plenarsitzung der Herren Stadtverordneten (übrigens der letzten Sitzung vor den Ferien) erstattet zzeracn wird. * Leipzig, 15. Juli. Mit dem 1. d. MtS. ist der letzte von den drei dem Reichsgerichte bcigcgebcn gewesenen HilsSscnatcn aufgelöst worden. Damit ist die regelmäßige Besetzung und Tbäligkeit deS Gerichtshofes in allen Tbeilen bewirkt. Tie Mehrzahl der Mitglieder tcS jüngst aufgelösten Hilssseiiates ist an die betreffenden preußische» OberlandeS- gcrichle zurückgekchrt, der mehrjährige Borsitzende desselben, Reicksgcrichtsralh lw. Flcischaucr, ist in den fünslen Civil- e»at deS Reichsgerichts cingckrele». * Leipzig, 15. Juli. In der Angelegenheit, betreffend die Vertretung eines Rechtsanwalts am Reichs gericht durch einen vom NcichSjustizaint zui» Stellvertreter bestellten Assessor, haben die vereinigten Eivil- ciiatc deö Reichsgerichts am 9. d. Mlö. sich dahin ausgesprochen, daß eine solche Vertretung unstatthast sei. Dieser Beschluß süßt nicht, wie die Zurückweisungen, welche am 7. und 9. Juni von dem 1. »nd 5. Eivilsenat aus gesprochen wurden, auf tz. lol der NechlSanwaltSordiinng, viel mehr wurde er mit den tzts. 98, 99 dieses Gesetzes — ent sprechend den srühcrcn ZnrückweisungSbeschlüsscil deS 1. und 3. EivilscnalS — begründet. DaS Reichsgericht nimmt danach an. dag dem Reichskanzler dadurch, daß tz. 99 eit. ihm die Zu lassung der Anwälte und Zurücknahme der Zulassung ent zieht, auch die Bestellung der Stellvertreter sür Rechtsanwälte beim Reichsgericht genoinme» sei. Eine positive Folgerung, daß etwa das Reichsgerichts - Präsidium, als zulasscnde Be- börde, auch Slcllvcrlreler zu bestellen habe, ist in diesem Eouclusuin der vereinigle» Eivilscnale nicht gezogen, diese Frage ist vielmehr uiibeaiitworkct geblieben. Dieser AuSgang »,achl cö nach der Auffassung der „Nal.-Zeit." jedenfalls »olbwcndig, daß die Gesedgebung eingreisk, sei eö. nitcin sie die letztbczcichnele vom Reichsgericht nickt ausgesprochene Eonseguenz zieht und daS Reichsgenck'ts Präsidium im Wege der Declaration der RechtSaiiwaltSorviiung als berufen zur Bestellung vcn Stcüverlrelcru sür zeitweise bchiudertc Rcichsger.chtsrcchtsailwätte bezeichnet, sei cs, iudcui sie die Lücke ini Gesetze in anderer Weise durch ein Zusatzgesetz auosülll. * Leipzig, 16. Juli. Wie bereits auS de», Anzeigentbcil bekannt geworden, veranstaltet die hiesige Polytechnische Gesellschaft, Gewcrbcvcr cin sür Leipzig, am heutige» Montag, Rachmillag '/,4 Uyr eine Excursivn nach Gohlis, um da>clbsl einige hervorragende industrielle Etablissements zn besuche», »»d zwar werde» nacheinander besichtigt die Fabrik sür Drahtseilbahnen von Blcicvcrt ec Eo., die Adolf Wagncr'schc Kinistgärlncrci (in welcher gerade jetzt n. A. ein stattlicher Wald vo» z»m Tbcil blühenden Palmen sich euls.illel), ferner die Gosciibraucrei von Nickau L Eo. mit ihren »enerdingö vorgenoinincncn Vergrößerungen und endlich die Fabrik Leipziger Musik werke, in wclcbce besondere Vorrichtungen zur Herstellung des palentirten Aristvns vorgenommen worden sind. Für diejenigen Mitglieder, welche sich nickt an der gemeinsamen Pserdcbahnsahrt n», '/« I Ubr bekheiligen wollen, gilt die Mittbellnng. baß i» GohliS der Nvsenkranz'jchc Gasthvf als Sammclpunct dient. — Herr Anton Schott ist bicr eingetrosscn und beginnt sein Gastspiel morgen mit dem „TannHäuser". Ter Schwcrpunct dieses GastrolleneneliiS wird vvriiebmlich in Bcrliv;' „Bciivennko Eellini" liegen, einer Partie, die außer Scholl kein Sänger Deutschlands oder Frankreichs singt. Ensemble- und Orchesterprcben sind in vollem Gange une die neue Tccorativn sür den „Earncval in Nom": Piazza d. Co ton na bcrcil» beendet. * Leipzig, l5. Juli. Man schreibt unS aus Bad EiiiS: „An dem hiesige» Eursaal Theater, daS allabendlich von einem distinguirten Publicum gcsüllt ist und zu kessen fleißigste» Besuchern Kaiser Wilhelm zäblte, gastirl gegen wärtig eine junge Wienerin, welche nickt nur durch ihre überaus reuende Erscheinung, sondern auch durch ibr aewandteS Spiel de allgemeinste Bca'nndc'.nng erregt. Frl. Iosesine Petlcra — dies der Name der jungen Künstlerin — ist eine Tochter des von seinem Engagement in Leipzig wohlbclauntcn SchanspiclerS Pcltcra (gegenwärtig
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