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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-19
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ue»«ti»n und Lrpedtti»« Iohannesgaff« 83. Aprechstoude« der Nedarli»«: Vormittag» 10—18 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. FM »t, ms»«»« rtii,el»>ater M-nlllcnvt» »t» Iied«c«»i> mckr »eebmotich. »er für »te^sichftfsl,«»« «>»ah»e ... ^ N««»»r »estimmten Inserate an Wachentagru bi» S Ustr Nachmittag», an Tann- «n» Kefttagr» früh di» '/,» Uhr. Zn den Filialen fSr Zns.-Lnnnhme: vtt« Klemm, Umversität»str,ste 81, L«nt» Äsche, K-thariaenstraste IS, p. «nr dt« /,3 vhr KiMtr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 18,100. Adonnrmentspreis Viertels. 4'/, incl. Brinaerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegeremplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabetlaae» ahne Postbeiörderung 39 Mi. Mit PostbejSrdrraug 4L Mi. Inserate 6gespalterie Petitzeile 10 Pf. Gröstere Schriften laut unjrrrm Prrt»- verzricknist. Tabellarischer ». Mernzatz nach höherm Tarif. ^?L31. Sonntag den 19. August 1883. Ueclamen unter dem Nedaction,strich die Spaltgeile 50 Ps. Inlerate sind stet« <v> die Krprdtttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrasvuoun'anäo oder durch Posb »ach,nähme. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekaunimchmiz. Der officielle Lnjang der dic-jährigen MichaeliOmeff« sLllt auf dm Sch. September und e< endigt dieselbe mit dem 18. Oktober. Während dieser drei Wochen können alle 1», und aul- Ichnbtsche» Handelsleute, Fabrikant« und Gewerbtreibende ihre Maaren hier öffentlich feilbielen. Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weife bereit« in der zum Auspacken bestimmten Vorwoche, vom 17. September an betrieben werden. Do» AuSpaeke« der Waaren ist dm Inhabern der Meßlaeal« in den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Ständen feilhaltmdcn Verkäufern in der Woche vor der Löttchcrwockc gestattet. Zum Einpacken ist da» Offenbalten der Meßlocale in den Hchiaser» auch in der Woche nach der Zahlwoche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede» längere Offen halten eine» solchen Berkaus-local-, ebenso da» vorzeitige ÄnSpacken an den Ständen und in den Buden wird auger der sofortigen Schließung jedeSmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bi» zu 7S Mark öder entsprechender Hast geahndet werden. Au-wärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Lösung de» Waarrnverschlnffe» an bi- mit Ende der Woche nach der Zahlwoche da» Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, am 18. August 1883. Der Nath der Stadt Leipzig. Ür. Tröndlin. Henmg. Leim Transport unverdecklen rohen Fleische- ist gesund heitSnachtheilige Verunreinigung desselben durch Staub oder auf audere Weise nicht auSgeschloffen. Er wird daher hier- dnrch verfüg», daß fvrtan rohe» Fleisch u«r entweder in geschloffenen Vehikltntffen oder mit reinen Decke» oder Tücher» bedeckt ans de» Stratze« tra»«portirt werde» darf. Zuwiderhandelnde werden um Selb dt» z» 80 Mark «der mit Haft bi» z« 1L Tage» gestraft werden. Leipzig, am 17. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndtiu. Hennig. Bekanntmachung. Wegen Herstellung der Ecklcuße wird der Schleutztger Weg auf der Streck« von der Spieß« bi- zur Ln-owbrücke von Die«»tag, den 21. ds». Mt», ab bi» zur Fertigstellung der Arbeiten für allen »«besagten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 18. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hennig. Aucttons-Vckanntmachnng. Im Auctionsiocale de» Unterzeichneten Rathrs, Gerber« straße Nr. IO, Hof, 1 Trepp«, sollen Mittwoch, den 22. diese» Monat», Dorm. S Uhr 1 Schreibsecretair. 8 Kteiberschränke, 4 SophaS, 2 Pulte, 8 Spiegel. 1 Waschtisch. 3 Eowmoden, 1 Regulator, 12 Taschen«. 2 Wand- und 2 Stutzuhren, 1 Stempel Presse, gvldne Ringe, 1 Partie Kleidungsstücke re. ,c. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, dm 15. August I88S. Der Rath »er Stadt Leipzig. i n. Renker. vr. Tröndtir 4>ie Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine I-it. k Nr 51214 «3815 «4005 64019 70759 84055 84063 84095 85405 8K533 88154, 1-it. <j Nr. 20725 21868 26554 27281 29344 35872 70014 70468 73714 87130 87547 91979 9S595 97770 VS487, 1,11. R Nr. 53 3223 5967 7464 17862 18075 werden hierdurch ausgesordcrt. sich damit unverzüglich und längsten» bi» Hrm Ablaus von 30 Tage» nach der auf jedem der Scheine bemerkten Derfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugebrn, widrigenfalls der LeihhauS-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgeliesert und die In haber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daran» verlustig gehen werden. Leipzig, am 17. August 1833. Die Verwalt«»« de» L-thhanse» «nd der Sparkasse. Nichtamtlicher Theil. Vas Denkmal auf -em Niederwald. Die» Standbild der Germania, al» Sinnbild deutscher -rast und deutscher Eigenart, da» Wahrzeichen drS Stege» über französischen Neberwukh und französische Ländrraier ist jetzt in der Hauptsache vollendet; vom Gipfel de» Berge», welcher dm schönsten Ausblick gewährt aus da» herrliche Rheingau, an jener sagenreiche Stätte, wo sich der Loreley, seifen erhebt und mitten >m Rhein der Mäufethurm steht, zur Linken RüdeSheim, gegenüber Bingen und Burg Rhein stein, schaut heule Germania stammenden Blicke- mit wallen dem Haar, da» Schwert ln ver Rechten, stet» zur Abwehr Wätscher Gcwaltthat bereit, aus die Fluthcn de» Rhein» hinab. Eine Wallfahrt hat sich in Bewegung gesetzt, um da» herrliche Denkmal in Augenschein zu nehmen, unabseh bar ist der Strom der Menge» welche sich nach dem Standort der Germania bewegt. Aber nicht kriegerischer Art find die Gefühle, welche die Herzen dieser schau lustigen Menge höher schlagen machen, r» ist da» stolze Bewußtsein, daß Deutschland mächtig genug ist, um sich jede» gegen seinen Bestand und seine Einheit gerich tet« Angriff» zu erwehr« und die wohl berechtigte Freude darüber, daß wir den Feind unserer Einheit und Freiheit auss Haupt geschlagen haben, so daß ihm die Lust aus lange Zeit hinan« vergangen ist, sein Müthchen an dem stark und allzeit gerüsteten Nachbar zu kühlen. Es ist die Ueberzeuguna, daß unser neu erstandene» deutsche» Reich fest gegründet ist und dem Sturm der Zeit« trotzen wird bi» in die fernste Zukunft, gleichwie da» eherne Clandbild dort oben fest gefügt ist, um Wind und Weiter Widerstand zu leisten und levem deutschen Mann, der e» erblickt, stet» gegenwärtig zu halten, daß e» seine erst« und heiligste Pflicht ist, Deutschland zu 'chiitzen gegen seine Feinde und Widersacher und niemal- zu dulden, daß fremde Eroberungslust unser deutsche» Vaterland zcrreist und zerstückelt. E» ist, al» ob die Vorbereitungen zu dem großen deutschen Volksfest, der Enthüllung de» Denkmal» aus dem Niederwald, unsere Nachbarn jenseits de» linken Rbcinuser» zu einer Art von Raserei gebracht hätten, so wüthen und toben sie in ihren republikanischen Blättern gegen Deutschland und reden eine Sprache, al» ob der Tag nahe wäre, an welchem die zanze deutsche Herrlichkeit zerstört werden, Straßburg und Netz wicdergewonnen würde und da» linke Rhrinufer dazu. Aber nicht» ist mehr geeignet, die französische Ohnmacht in ihrer vollen Schwäche zu zeigen, al» dieses unwürdige Geschrei, die» lächerliche Prahlen mit einer nicht vor handenen Schlagfertigkeit und die Beschimpfung von Per sonen, welche zu hoch stehen, al» daß sie von so abgc- chmacktcm, albernem Gewäsch erreicht werden könnten. Im nur die niedrigen Angriffe der französischen Blätter gegen den Statthalter von Elsaß-Lothringen zu erwähnen, welche gegen ihn geschleudert werden, weil er die Herausgabe de- Hetzblattes nicht genehmigte, welche der berüchtigte Metzer Thierarzt Antoine im Sinne hatte, so erhellt daran» nur. daß die Verfasser und Billiger solcher Artikel alle» AnstandS und aller guten Silte dar sind. Wenn ein deutscher General sich währrnd der Occupatio» Frankrrich» durch die Zuvor kommenheit gegen die Feinde da» Recht auf Dank erworben hat. so war cS General von Manleufsel, da» hat der bessere Theil der Franzosen auch früher rückhaltlos anerkannt, heute scheint die Sache freilich wesentlich ander» zu stehen, denn keine Stimme in Frankreich erhebt sich gegen die unanständig« Angriffe, welchen der verdiente Mann au-gesctzt ist. Nicht so widerwärtig, aber um so lächerlicher sind die Lobe-erhrbnngen, mit welchen große Pariser Blätter die In- speetion«reise de» General» Thibaudin in krn östlichen Provinzen Frankreich» begleit«. Wa» sie von der Uneinnehmdarkeit der Maaslinie und der Stärke der Festungen Tont. Verdun und Belfort zu melden wissen, klingt, al- ob sie sich damit selbst Mulh machen wollten, während sie nur mit Zittern und Zagen an die Zeit denken, wo der blutige Zweikampf mit dem starken sieggewohnten Nachbar erneuert werden soll. Wir gönnen den Franzosen ihre kindliche Freude Uber ihre angeblich uneinnehni baren Festungen, um so mehr, al» kein Deutscher daran denkt, ihre Uneinnehmbarkeit einer Probe zu unterwerfen, aber wir können wenigsten- mit Fug und Recht verlangen, daß die Franzosen vor ihrer eigenen Thür kehren und sich nicht um Da» kümmern, wa- unser Kaiser und der Statthalter von Elsaß-Lothringen zu thun für gut halten. Wenn die Franzosen bei Enthüllung ihrer Denkmäler zur Verherrlichung der Republik und der nationalen Berthcidigung e» sich nicht versagen können, ihrem Chauvinismus die Zügel schießen zu lasten, ihreiz Hoffnungen auf Wiedcrvcrgcllung für die erlittenen NledaVagen Worte zu leihen, so läßt sich dafür ein Berständniß finden und darüber mir Stillschweigen hinweggleiten, aber Uber diese Grenze hinan» sind solche Kund gebungen nur Zeichen von Schwäche und Thorheit, und unsere Nachbarn können sich nicht darüber wundern, wenn wir ihnen für Leistungen wie die wegen der Abschied-worte de» Kaiser in Ischl und gegen Feldmarschall v. Manleufsel unsere tiefste Verachtung au-drücken. Man sollte meinen, daß die fran zösische Regierung au» eigenem Antriebe gegen so grobe Ver letzungen de» allergewvhnlichsten Anstande» Maßregeln er greifen sollte und nicht erst abzuwarten, ob ein solche» Ver langen von unserem Vertreter in Frankreich gestellt wird. Die Enthüllung-feier am 28. September wird diese schmachvollen Preßerzeugniffe in ihrer ganzen Erbärmlichkeit bloßstellen, denn obwohl wir alle Ursache hätten, an diesem Tage dem Hochgefühl de» Sieger» schwungvollsten Ausdruck zu geben, so entspricht «» doch nur unserer ganzen Art zu denken und zu fühlen, wenn wir diesen Anlaß benutzen, um un» oe» Errungenen zu freu« und un» dabei der Nolhwcn- digkeit zu erinnern, die höchsten Güter unsere« Volk», unsere Unabhängigkeit und Einheit, auch in Zukunft zu wahren und zu vertheidiaen, denn teiver dürfen wir un» darüber keiner Täuschung hingebcn» daß die Wacht am Rhein noch einmal ihre schützende Kraft zu erproben haben wird, di» wir im endgültigen Genuß de» Frieden» nn» unsere» nationalen Zu sammenhange» werden freuen können. Frankreich aber wird au» der Begeisterung, welche ganz Deutschland bei Ausrich- tung de» Symbol» deutscher Krast und Einheit an den Usern de« Rhein» ersaßt hat, entnehmen können, welch ein Waastück eS sein würde. denFrieden nochmal» freventlich zu stören. Jeder zollbreit deutschen Boden» wird bi» zum letzten BlutStrcpsen verlhcidigt werden, besten ist die stolze und mächtige Germania Bürgin. Leipzig, IS. August 1883. * Zur Frage der reich-gesetzlichen Regelung der Städtereinigung wird un» au» Berlin geschrieben: „Die Entfernung der Au-wnrfstoffe au- dem Bereiche städtischer Wohnplätze hat man seit frühester Zeit al» Gegenstand öffentlicher Fürsorge anerkannt, und die zum Theil noch heute ihrem Zwecke dienend« großartige» Cloakencanalbauten der Römer taffen erkennen, welch hohen Werth dieselb« auf Reinhaltung ihrer Städte legten. Eine viel wichtigere Bedeutung aber hat diese Ausgabe für die Gesundheit-Polizei gewonnen durch die Forschungsergebnisse der Neuzeit über di« Beziehung der säulnißsähigen Schmutz flösse zur Entstehung und Verbreitung der sogenannten zymotischen Krankyeiten, de» TypbuS, der Cholera re. Seit dem ein naher Zusammenhang zwischen dein Auftreten dieser Seuchen und der Uebersättigung de» Wohnboden» mit jenen Stoff« sich herausgesirllt hat. ist die Aufgabe einer Be kämpfung dieser SchädkkchkeitSquelie durch öffentliche Maß nahmen eine der dringendsten, freilich zugleich schwierigsten in unseren großen städtischen Gemeinwesen geworden, deren rasche« Anwuchs« ohnehin da» Uebel nothwendig zu einer früher nicht gekannt« AuSdehnnng steigern mußte. Zu den Erwägungen sanitärer Art tritt al» weiterer Gesichtspunkt die Bedeutung der AnSwursstosfe al» Mittel zur Bovendüngung, welche in gleichem Maße mit der zu- nehme»den Dichtigkeit der Bevölkerung und der dadurch ge boten« intensiveren Bodencultur an Werth für den allgemein wirtschaftlichen Wohlstand steigen wüsten. Au» dem Bemühen der Verwaltung und der Technik, den mannigfachen GesicbtSpunclcn nach Möglichkeit Rechnung zu tragen, ist eine Anzahl verschiedener Systeme von Städle- reiniaung hervorgegangen, deren jedes seine eifrigen auS- schlieglicken Verfechter gesunden, zwischen denen aber die jedesmalig« Wahl, je nach de» besonderen örtlichen Verhält nissen, nicht überall gleich auSsallcn kann. Da» einfachste und älteste System, wie e» noch in der Mehrzahl der kleineren Städte angetroffen wird, bilden die Senkgruben, d. h. in die Erde vertiefte Sammel- und Vcr- sickerungSstälten. deren Wandungen mit Mauerwerk bekleidet sind, deren Boden dagegen in eine möglichst durchlässige Schicht verlegt wird. Diese Senkgruben können bei sehr durchlässigem Boden und bei tiefem Grundwasser wohl eine befriedigende Entfernung der Schmutzsiosse leisten, wenn »»an an da» Grunbwasser keinerlei Anspruch al» Gcnußwaffer er hebt. Entnimmt man dagegen mittelst Brunnen einem solchen Grundwasser den Bedarf an Trink- und Kochwasser, so taust die Bsvölkerung Gefahr, die AuSwursSstoffe in noch unzer- setztem Zustande und mit ihnen vielleicht die Keime an steckender Krankheiten zu genießen. Die Ansammlung in wasserdichten Gruben oder Behältern mit regelmäßiger Entleerung bielet den Vorlheil einer voll kommenen Verwerlhbarkeil der Düngstofse, aber den sani- taircn Nachrheil eine» permanenten Herbe» sautiger Gähruna, dessen uiimittelbare Nachbarschaft bei den Wohn- und Schlas- räumen zur Gefahr werden kann, sobald die Entleerung de» Behälter» nicht mit größter Regelmäßigkeit und Häusigleit geschieht. Außerdem ist erfahrung-mäßig die Herstellung dauernd wasserdichter gemauerlcr Grubenbehälter unmöglich, so daß die Gefahr oberflächlicher Bobenverjauchung stet besteben bleibt. Da» Verfahren der Ansammlung und Abfuhr in beweg lichen Tonnen, welche mittelst rigenS construirker Wagen m regelmäßigen Zwischenräumen gewechselt und entleert werden, gewährt die denkbar sicherste Gewähr gegen jede Bodcnver- üareiuiguug. Die schwach« Seite diese» in manchen deutschen Städt« «it gutem sanitären Erfolge durchgesührten Ver fahr«» liegt in den vergleichsweise höben Kosten deS Abjuhr- betrtsb«4s«elche durch di« bi- jetzt von den Landwirlhrn sür die Düngstoffe gezahlt« Preise keineswegs gedeckt werden. Tie Ansammlung mit De»infection in Gruben oder be weglichen Behältern, mit den, Zwecke, die kostspielige tägliche oder doch sehr häufige Wiederholung de» Transports zu ersparen, ist namentlich in Englanv versucht worden. Unter den vielen dazu vorgeschlagenen und auSgesührten chemischen Verfahren hat keines sich derart bewährt, baß eS die längere Ansammlung von Schmutzmassen inmitten städtischer Wohn plätze mit Sicherheit unschädlich erscheinen ließe. Am meisten Beifall hat da- sog. Erdklosetsyste», gefunden, welches durch unmittelbare Vermischung der Fäkalien mit gesiebter Erde eine mit völliger Grruchlosigkeit verbundene DeSinfcction erzielt. In größeren Städten ist da» Verfahren aber deshalb keiner allgemeinen Anwendung fähig, weil außer den höheren Absuhrkosten auch die massenhasle Einfuhr der erforderlichen trockenen Erde zu kostspielig würde. Neben dem porösen Boden ist da» fließende Wasser ein von der Natur selbst angewiesenes Reinigungsmittel für bewohnte Erbstücken. Eine Reinigung findet dabei nicht blo» in mechanisckem, sondern auch in chemischem Sinne statt. Da» Abschwemmcn der Schmutzstosfe in öffentliche Wafferläufe widerspricht, so lange die Umstände dasselbe gestatten, weder den natürlicken Gesetzen, welche die Verhältnisse der Erdoberfläche regulircn, noch auch dem öffentlichen Gesunvheit-intereffe. Die» ist aber nur der Fall, so lange die Menge der Schmutzsiosse nicht in so starkem Mitzoeryältniß steht zur Menge und zur Slromgeschwindigkeil des Wasser-, daß die zunächst stromabwärts gelegenen Orte, an denen da» Wasser ln noch stark verunreinigtem Zustande vorbeifließt, dadurch belästigt werden. Ein solches Mißverhällniß stellt sich bei dem raschen Anwachsen der Städte an sehr vielen Orten heran», welche ehedem im Stande waren, sich ibrer AuSwursSstoffe vermittelst ver Flüsse ohne allen Nach theil für die Userbewohncr zv entledigen. Verschiedene und zum Theil sehr kostspielige Proceduren, die Abfälle durch chemische Zusätze vorher unschädlich zu machen, führten nicht zu dem gewünschten Ziel und man war schließlich bemüht, da» Eanalwaffcr mit sammt seinen festen Stoffen unmittelbar der Erd« in einer fruchtbringenden Weise zu übermitteln, indem man größere aufnahmefähige Bodenflächen damit berieselte. Solche Berieselungsanlagen sind zuerst in England, dann in Pari», Danzig und Berlin mit meist sehr günstigem Erfolge auSgesührt worden. Die dabei noch bin und wieder zu Tag« getretenen Uebelstände sind, wie die Er fahrung gelehrt, durch sorgfältigere vorgängige Drainirung und durch richtigere Anpassung der Terraingröße zur Menge deS auszunehmrnden Rieselwaffer» überall vermeidbar. Die Stüdtereinigung ist eine Ausgabe, sür deren richtige Erfüllung nicht bto» die städtische, sondern auch die staatliche Verwaltung verantwortlich ist, da bei derselben nickt blo» die Interessen jede- einzelnen städtischen Gemeinwesen», ondern auch die der benachbarten Gemeinde» und besonder» aller lußabwärt» gelegenen Ortschaften in Betracht kommen. Die srage, unter welchen Umständen und unter welchen Bor >ehallen in jedem Einzeisalle die Hineinleitung städtischer Ab allwässer in öffentliche Wafferläufe zu gestatten sei. hat bi» etzt in Deutschland kein« allgemein gUtige Beantwortung ge- undcn. und e» bleibt daher Ausgabe der staatlichen Aufsichts behörde, jeden einzelnen zweiselhaslen Fall mit Hilfe ihrer technische» Brirälbe zu prüfen und sür sich zu entscheiden. Um bezüglich Ver hierbei zu Grunde zu legenden allgemeinen Principien zu größerer Klarheit zu gelangen und um eine größere Gleichmäßigkeit de« Verfahren« hcrbeizusübrrn, wird von sachverständigen Stimmen allgemein da» Bedürfnis betont, daß über den Zustand der verunreinigten Flüsse in Deutschland und über dir sanitären wie wirth schastlichen Felge» dieser Verunreinigungen eine um fassend technische Untersuchung angestelll werde, je nach deren Ergebnissen dann eine reichSgrseylich« Regelung dieser wichtigen Frage stattfinden möge." * Für den „schweren Kamps", welchen nach dem charak teristischen Geständnisse de» Ricbter'schcn „ReichSsreundeS" die Fortschritt-Partei in Otterndors-Neuhau» eröffnet bat, um den Nationalliberalen den von ihrem Führer letS innegehabte» Wahlkreis r>» entreißen, sucht man — wie eS schon im Juni in der Pfalz versucht wurde — dadurch Stimmung zu machen, daß inan Herrn von Bennigsen elbst als Zeugen dafür ansührt, daß unter den gegenwär tigen Umständen die Politik der Fortschrittspartei die allein richtige liberale Politik sei. Da» ist rin Manöver, welchem man nicht entschieden genug enlgegeirlretcn kann. Herr von Bennigsen hat sich aus dem parlamentarischen Leben auf einige Zeit zurückgezogen, weil er unter de» obwaltende» Verhältnissen von seinem Standpnncke aus für eine ersprießliche positive Thätigkeit keine» Boten sah, dir Erfüllung einer im Wesent lichen rein defensiven Aufgabe aber ebenso gut einer andern Krast überlassen zu können meinte — eine Auffassung, in welcher ihn die schwere», ihm sonst »och obliegenden Pflichten allerdings bestärken mußten. Nicht enlscrn't jedoch ist ihm in den Sinn gekommen, die weitere Epislenzbcrechticzung der nationaltiberalcn Partei al» solcher in Zweifel ziehen zu wollen, auch da nicht, wo c» sich lediglich um die Opposition handelt. Vor einigen Tagen hat der Berliner Fortschritt cm Sommerfcst gefeiert. Ein bekannter NeichStaqsabgcord- ncter hielt die Festrede. Er fand den größten Ruhm, da» eigenste Wesen seiner Partei darin, daß sic niemals C»n>- proiniffe geschloffen, daß sie auch den glänzendsten Erfolgen der Macht gegenüber unentwegt cni ihren „Grundsätzen" estgehalten habe, daß sie auf diese Weise, durch Ablehnung der RcichSversaffung, sogar bis zu einem gewissen (Krade reichsscinvlich geworden sei und bleiben werde. Lächerlicheren Unsinn könnte man allerdings nicht erdenken, als wenn man behaupten wollte, daß Bennigsen solchen Politikern da» Feld geräumt habe. Wir sind mit gutem Grunde überzeugt, daß der angesehenste und bedeutendste aller leitenden Männer der nationalliberalen Partei keinen einzigen der „Compromiffe", an denen er mitaewirkt, bereut, daß er, wären die Dinge neck einmal zu thun, heute genau ebenso handeln würde, wie ehedem. Und wer, der Benmgsen'S politische Anschauung auch nur einigermaßen kennt, möchte glauben, daß er den Radi- cali»mu« jemals und unter waS für Umständen immer als die geeignetste Form kür die Bcthätigung der liberalen Be- lrebungen halten würde I Nein, die Fortschrittspartei mag immerhin den Nationalliberali-mu» bekämpfen — wir bedauern e» im Interffe der allgemeinen lioeralen Sache, ohne e» hindern zu können — aber mit der albernen Mär, daß der Führer der Nationalliberalen sich vor der richtigeren Taktik de» Herrn Eugen Richter gebeugt habe, soll man Mensch«, die lesen «nd schreib« können, ein- für allemal verscho»«. Nickt auf eine» GestunuugSwechscl Derer, die sch jemal« mit Ueberzeugung zur uationalliberal« Richtung bekannt haben, setzt ver Fortschritt in Wahrheit seine Hoff nungen, sondern auf die große Schaar der au» irgend einem Grunde Unzufriedenen und in erster Linie auf di» — Welf«. Mit Hilfe der Ultramontancn hat man sich Dortmund» bemächtigt, wollte man Neustadt-Landau erobern; mit Hilfe der Welsen hat man Stade-Bremervörde den Nationalliberalen abgenomincn und denkt man jetzt in Otterndors-Neuhau» den Hauptschlag zu führen. WaS will e» sag«, wenn man dem gegenüber von fortschrittlicher Seite darauf hinweist, daß die Welsen einen eigenen Candidaten aufstellen! Man könnte ja auch gleich hmzusiigen, daß auch die Socialdemokraten bei den fortschrittlichen Zersplitterungsversuchen Muth be kommen haben, selbstständig hervorzutreten. Natürlich wird aus »ine eventuelle Stichwahl speculirt» bei der man dann alle diese Gruppen vereinigt dem nationalliberalen Can- divaten entgegen zu werfen kofft. Die nationnlliberalc Partei wird angesichts der von allen Seiten hcrvortretenden gegnerischen Anstrengungen ihre Kräfte um so entschiedener zu entfalten baben, und eS wird ihr dann nicht schwierig sein, deu gegen sie geplanten Streich von vornherein abzuwehren. Unter allen Umständen aber werden die Ehren, welch« die Fahne der Fortschrittspartei au» diesem Wahlkampfe davonträgt, ihr unbeneidet bleib«. * Für unsere Leser wird es unzweifelhaft von höchstem Interesse sein, Kenntniß zu erkalten von dem Eindrücke, welchen der hochherzige Erlaß Sr. kaiserl. Hoheit deS deutschen Kronprinzen anläßlich der erschütternden Katastrophe von Ischia aus die öffentliche Meinung Italiens bervorgebracht hat. Au» diesem Grunde bringen wir die Besprechung zum Abdruck, welche eines der an gesehensten und einflußreichsten politisch« Journale Rom», Vas „Diritto", der von unserem Kronprinzen ergriffenen hilfreichen Initiative unter der bedeutungsvollen Ucberschrist widmet: „Friedrich Wilhelm und das italienische Volk. Seit langen Jahren, schreibt das „Diritto", kennt nnser Vater land die Befühle ausrichtiger Freundichait, welche der deutsche Thronfolger Friedrich Wilhelm sür das sich selbst zurückgegebene Italien, sür unseren hochherzigen König und sur die gelammte KönigSsamilie hegt. Schon damals, a!S noch Turin die Hauptstadt de» Ltaaic» war, halte der durchlauchligc Priuz deS Hohen-ollcrn- hauie» wiederholte B> weise seiner Zuneigung zu der Saäie Italiens gegeben. Er ließ keine Belegende t vorübergehen, mochten es politnche Dorsälle von allgemeiner Wichtigkeit, mochten es glückliche Ereignisse im Schosste unserer Königsfamilie sein, um seiner Neigung sür un» sreimülhiaen Ausdruck zu leihen, und ostmals geschah es. dast er persönlich aus italienischem Boden, am Sitze unserer Regierung erschien, um die besonderen Sympathien zu bezeugen» die in seinem Herzen sür die un» über alle- theurcn Ideale lebten. So konnte es nicht sehlen, dast sein Name alsbald in ganz Italien mit allgemeinster Erkennllickffcit »nd WerlhschZtzung von den niedrigsten bis zu den höchiien gesellschaftlichen Schichten gefeiert wurde und jene« heilige Band noch fester knüvste, welches »wischen den Völkern Deutschlands und Italiens bestand, seitdem si- für eine grmrinstbastlich« Sache genieinichastlich auszogea, ihre nationale Einheit zu suchen und z» staden. Ls hatte daher sür unsere Naiion nicht deS Eintritts einer unvorherzuiehenden Thatsache bedurft, welche den deutschen Thron folger zur Ergreisung seiner grostherzigen und Mildlhältgen Initiativ« sür die Opfer der ungeheuren, unversehens über Ischia herein- gebrochenen Katastrophe veranlahte. Wenngleich aber dieser in dem öffentlichen Erlast deS deulichen Thronerben so glanzvoll charaktrrisirte Schritt nicht sür un«, noch für die Italiener eine Ueberraichung sei» konnte, so ist eS gleichwohl nicht minder wahr, dast wir uns iämmt- licd von aufrichtigstem Danke gegen Friedrich Wilhelm durchdrungen süylen. Io ist es nicht minder wahr, dast er würdig genannt werden must, nnserem jugendliche» und heldenmüthigen Souveraia auch in dem frommen Werke der Barmherzigkeit inmitten der Schläge de- Mistgeschicks zur Lette zu stehen. Diese Verdienste eines Fürsten, welcher dereinst beruien sein wird, die Beschicke d«S deutschen Volkes grostherzig zu leiien. find für un» dos beste Unter pfand der Fortdauer sreundlchaftltcher Beziehungen »wischen unseren beiderseitigen Nationen, welche ,u .'einem anderen Wettstreite be stimmt sind, al« zu demjenigen aus dem Erbiete de« bürgerlichen Fortschritts, der Wissenschaften, der staatlichen Ordnung »nd d« Gemeinsamkeit in der Wahrnehmung ihrer Interessen."
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